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D Vordergründige Strahlung

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B R E N N P U N K T

20 Physik Journal 10 (2011) Nr. 10 © 2011 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

D

er kosmische Mikrowellen- hintergrund ist ein Relikt des frühen Universums und für die Kosmologie von überragender Bedeutung.#) Denn diese hochgra- dig isotrope, thermische Strahlung mit einer Temperatur von rund 2,7 K zeigt uns den Zustand des Universums kurz nach der Entste- hung der ersten Atome und lange vor dem Aufleuchten der ersten Sterne und Galaxien. Am 14. Mai 2009 startete der Planck-Satellit der europäischen Weltraumagentur (ESA), um die kosmische Mikro- wellenstrahlung viel genauer als bislang zu vermessen. Nun gibt es erste wissenschaftliche Ergebnisse, die auf einer neunmonatigen Da- tenaufnahme basieren und die Vor- dergrundstrahlung analysieren.

Planck tritt in die Fußstapfen der Weltraummissionen COBE (Cosmic Background Explorer) und WMAP (Wilkinson Microwave Anisotropy Probe) [1]. Erstmals übernimmt Europa die führende Rolle bei der Erforschung des kosmischen Mik- rowellenhintergrunds. Der Planck- Satellit beobachtet den Himmel vom Lagrange-Punkt L2 aus, der etwa 1,5 Millionen Kilometer au- ßerhalb der Erdumlaufbahn auf der Linie Sonne-Erde liegt. Zweimal pro Jahr scannt Planck den gesamten Himmel ab. Die nun vorliegenden Ergebnisse basieren auf einer 1,6- fachen Abdeckung des Himmels.

Der Planck-Satellit trägt zwei Instrumente an Bord, das „Low Fre- quency Instrument“ und das „High Frequency Instrument“, die gemein- sam neun Frequenzbänder zwischen 25 und 1000 GHz abdecken. Die Winkelauflösung dieser Frequenz- bänder liegt zwischen 33 Bogen- minuten für die niedrigsten und 4 Bogenminuten für die höchsten Frequenzen. Zum Vergleich: WMAP hat eine Auflösung von 53 bis 13 Bo- genminuten und nur fünf Frequenz- bänder, alle unter 100 GHz. Nach zwei Jahren Beobachtungszeit wird der statistische Fehler der Planck- Messungen doppelt so klein sein wie

der bei WMAP nach neun Jahren Datenaufnahme.

Das wissenschaftliche Ziel von Planck ist es, die Anisotropien der kosmischen Mikrowellenhinter- grundstrahlung mit höchster Genauigkeit zu vermessen. Die Empfindlichkeit und Auflösung der Detektoren ist durch die funda- mentalen Schranken, die verschie- dene astro physikalische Prozesse diesem Ziel setzen, begrenzt. Neben der Intensität der Anisotropien misst Planck deren Polarisation mit hoher Genauigkeit. Damit könnte Planck erstmals die Energieskala der kosmologischen Epoche der Inflation bestimmen [2]. Die neun Frequenzbänder erlauben es, die primordiale Mikro wellenstrahlung abzutrennen sowie zahlreiche astro- physikalische Prozesse im Vorder- grund zu untersuchen.

Doch das kosmologische Ziel der Planck-Mission ist nicht direkt zu erreichen: Zunächst ist es un- umgänglich, möglichst alle Quellen von Mikrowellenstrahlung nach der Entstehung der ersten Sterne und Galaxien zu identifizieren, zu cha- rakterisieren und zu katalogisieren, da diese den kosmischen Mikrowel- lenhintergrund „kontaminieren“.

Ergebnisse dieses ersten Arbeits- schritts, nämlich das Studium der verschiedenen Vordergrundstrah-

lungen, liegen nun in Form von 26 Publikationen vor [3]. Im Folgen- den seien einige dieser Ergebnisse exemplarisch heraus gegriffen.

Ein zentrales Ergebnis ist ein Katalog – der sog. Early Release Compact Source Catalogue – mit rund 15 000 Punktlichtquellen, die mit hoher Signifikanz gemessen und analysiert wurden. Diese Quel- len umfassen ein breites Spektrum astro physikalischer Objekte, von fernen Radiogalaxien über kalte Molekülwolken in der Milchstra- ße zu bislang nicht identifizierten Objekten. Diese Durchmuste- rung des gesamten Himmels ist die erste ihrer Art im Radio- und Submillimeter bereich. Speziell war es möglich, 915 Orte zu katalogi- sieren, an denen aktuell vermutlich Sterne in der Milchstraße entstehen, sowie 189 Galaxienhaufen, die über inverse Compton-Streuung die kosmische Mikrowellenstrahlung modifizieren (Sunyaev-Zeldovich- Galaxienhaufen). Der Sunyaev- Zeldovich-Effekt beschreibt, wie heiße Elektronen aus dem sonst nur durch Röntgenteleskope beobacht- baren Plasma in Galaxienhaufen auf Photonen des kosmischen Mi- krowellenhintergrunds übertragen werden. Mithilfe dieses Effekts lassen sich viele kosmologische und astrophysikalische Fragen untersu-

Vordergründige Strahlung

Gut zwei Jahre nach dem Start des Planck-Satelliten liegen nun erste Ergebnisse vor, welche die Vordergrundstrahlung genau analysieren.

Diese Himmelskarte basiert auf Planck- Daten, die der Satellit zwischen August 2009 und Juni 2010 aufgenommen hat.

Sie deckt das gesamte elektromagne- tische Spektrum von 30 bis 857 GHz ab.

In den Außenbereichen zeigen sich die

winzigen Temperaturschwankungen des Mikrowellenhintergrunds, welche die primordialen Dichteschwankungen widerspiegeln. Der größte Teil des Bildes ist dominiert von diffusen Gas- und Staub emissionen.

ESA/ LFI & HFI Consortia

Prof. Dr. Dominik Schwarz, Fakultät für Physik, Univer- sität Bielefeld, Postfach 100131, 33501 Bielefeld

#) vgl. den Artikel von Jens Niemeyer auf S. 27 in diesem Heft

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B R E N N P U N K T

© 2011 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 10 (2011) Nr. 10 21 chen. Planck hat die Zahl der nach-

gewiesenen Sunyaev-Zeldovich- Galaxienhaufen fast verdoppelt.

Neben dem kosmischen Mikro- wellenhintergrund gibt es einen Infrarothintergrund, der durch eine Vielzahl von nicht aufgelösten Punktquellen zustande kommt.

Diese Punktquellen sind vor al- lem ferne Galaxien. Planck hat erstmals das Leistungsspektrum der Anisotropien des fernen Infra- rothintergrunds gemessen (im Fre- quenzbereich knapp unter 1 THz) und erlaubt damit, die Entstehung der ersten Galaxien zu analysieren.

Zudem belegen die Ergebnisse, dass die Energiespektren extragalakti- scher Radioquellen, hauptsächlich Radiogalaxien, ab 70 GHz steil ab- fallen – eine gute Nachricht für die Analyse der kosmischen Mikrowel- lenstrahlung, da Radioquellen das gesuchte Signal weniger verschmut- zen als bislang angenommen.

Die Untersuchung naher Galaxi- en zeigt zum ersten Mal, dass diese ähnlich der Umgebung des Sonnen-

systems eine Komponente kalten Staubs (T < 20 K) enthalten. Für die Milchstraße selbst war es möglich, verschiedene kalte Gaskomponen- ten zu vermessen und zu modellie- ren – ein weiterer wichtiger Schritt, um den galaktischen Vordergrund von der kosmischen Hintergrund- strahlung abzutrennen.

Schließlich hat Planck eine Ver- mutung erstmals mit hoher Signifi- kanz bestätigt: Die Radioemission von schnell rotierenden Staubpar- tikeln in der Milchstraße liefert einen vierten wichtigen Beitrag zur Vordergrundstrahlung. Die drei schon länger bekannten Beiträge der Milchstraße sind die Synchro- tronstrahlung geladener Teilchen, die sich im galaktischen Magnetfeld bewegen, thermische Bremsstrah- lung von freien Elektronen, die an freien Ionen streuen („free-free emission“), und die thermische Strahlung von interstellarem Staub.

Die Analyse ist nicht zuletzt der- art komplex, da alle oben genannten Strahlungskomponenten der Milch-

straße sowie unzählige Punktquel- len (vornehmlich Radiogalaxien) von den gemessenen Himmelskar- ten abzuziehen sind, um die ange- strebte Genauigkeit zu erreichen.

Der Planck-Satellit wird vor- aussichtlich bis zum Jahreswechsel Daten sammeln – dann geht das flüssige Helium, welches die Detek- toren kühlt, zur Neige. Für Januar 2013 erwarten wir mit Spannung die ersten kosmologischen Daten und Analysen, die auf den Be- obachtungen bis November 2010 basieren werden. Eine dritte Welle von Veröffentlichungen ist für Januar 2014 geplant, die sich auf alle Beobachtungen bis zum Ende der Planck-Mission stützen wird.

Dominik Schwarz [1] G. Börner, Physik Journal, Februar

2005, S. 21 und T. Enßlin, Physik Jour- nal, Dezember 2006, S. 24

[2] J. Niemeyer und D. J. Schwarz, Sterne und Weltraum, Januar 2011, S. 46 [3] Astronomy & Astrophysics, (2011),

www.sciops.esa.int/index.php?project=

PLANCK&page=Planck_Published_

Papers

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