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illiam Adamson kennt die Defizite deutscher Nachwuchs-Mediziner.Im normalen Englischunter- richt komme Fachvokabular überhaupt nicht vor, sagt der Brite, der als Muttersprachler am Zentrum für Sprachen und Philologie der Univer- sität Ulm Medizinstudenten die Grundlagen des „Medical English“ lehrt. „Und das wird immer wichtiger in einem Be- ruf, in dem die Konkurrenz ständig steigt“, sagt Adam- son. In Ulm können ange- hende Mediziner nach dem Grundkurs und ab dem Klini- kum einen Aufbaukurs bele- gen, in dem ein Semester lang der praktische Wortschatz er- weitert wird. Das Zertifikat wird im Ausland als Sprach- nachweis für eine Famulatur oder auch den Einsatz in der Entwicklungshilfe anerkannt.
Auch Nichtstudenten können die wöchentliche Doppelstun- de belegen – für 120 DM pro Semester.
An der Bayerischen Ju- lius-Maximilians-Universität Würzburg bietet Professor Michael von Lüdinghausen seinen Studenten den Kurs
„Englisch für Mediziner“.
Aus eigener Erfahrung im Ausland wisse er, so Lüding- hausen, „dass man unter Fachleuten mit Alltags-Eng- lisch nicht weit kommt“. In der Abteilung Berufliche Weiterbildung der Hum- boldt-Universität in Berlin wird deshalb sogar das nicht- ärztliche medizinische Perso- nal der Universität in Medical English geschult – wenn denn der Kurs zustande kommt.
Mangels Teilnehmern musste das Angebot in der Vergan- genheit des öfteren ausfallen.
Interessenten von außerhalb der Uni haben deshalb im kommenden Sommerseme- ster gute Chancen, für 115 DM einen der Plätze im 20- Stunden-Seminar zu ergat- tern.
Angelsächsische Hoch- schulen wie etwa die Uni- versität von Edinburgh in Schottland offerieren wäh- rend der Sommermonate aus- ländischen Medizinern Fach- kurse vor Ort. Ein solcher
dreiwöchiger Block mit 60 Stunden Unterricht wendet sich an Ärzte und Studenten ab dem 9. Semester. Geübt wird mit medizinischer Fach- literatur, Ton- und Videoauf- zeichnungen, Diskussionen zu Fallstudien oder ethischen Problemen. Der Platz in einer höchstens zwölf Personen um- fassenden Lerngruppe kostet 680 Pfund zuzüglich 339 Pfund für Unterbringung im Einzel- zimmer mit Bed and Break- fast. Studenten in unteren Se- mestern können zum selben Preis „English for Medical Students“ belegen. Wer schon Praxis in Beruf und Fachspra- che hat, aber vor der Teilnah- me an Diskussionen noch zu- rückschreckt, kann „English
for Medical Congresses“
wählen. Kosten inklusive Un- terkunft: 891 Pfund.
An die Edinburgher Uni- versität vermittelt auch das Sprachkurs-Infocenter „Eng- lish Direct“ in Stade seine In- teressenten. Alternativ steht eine Reihe anderer Sprach- reiseziele wie Margate in Kent, Bournemouth oder das ehrwürdige Oxford zur Verfü- gung. Im Oxford English Cen- tre gehören zu den 25 Lektio- nen des Lehrgangs praxisbe- zogene Alltags-Übungen wie etwa das Telefonieren mit La- bors, Verschreiben von Medi- kamenten, Diagnostizieren, aber auch das Aufmuntern ei- nes Patienten. Und, zum Ent- spannen, die britische Kult-
Sitcom „TB or not TB“, in der proletarische Charaktere mit Lungenleiden die Hauptrolle spielen. Neben solchen Grup- pen-Programmen vermittelt
„English Direct“ in Stade auch Einzelunterricht in Großbritannien, Irland, den USA oder Malta.
Last but not least fördert das Arbeitsamt nach Sozial- gesetzbuch III die Fortbil- dung von Medizinern und Na- turwissenschaftlern in der englischen Fachsprache. Die
„Feststellungsmaßnahme Med- ical English“ für Hochschul- absolventen soll in den Berei- chen Medizin, Biologie, Che- mie und Pharmazie unter an- derem die aktive Teilnahme an Konferenzen, Meetings oder Präsentationen ermögli- chen. Der Kurs wird voraus- sichtlich vom 11. September bis zum 30. Oktober als Voll- zeitmaßnahme mit acht Stun- den Unterrichtspensum pro Tag angeboten – allerdings nur in Paderborn. Ausrichter ist das Institut für Betriebsor- ganisation und Informations- technik InBIT. Die Kosten des geplanten Kurses betra- gen 2 050 DM bei einer Min- destteilnehmerzahl von fünf Personen. Peter Tuch
Ferienjobs in Australien
Erstmals können junge Deutsche ab dem 1. Juli Feri- enjobs in Australien antreten.
Damit öffnet sich der fünfte Kontinent für Jobber zwi- schen 18 und 30 Jahren, die ein Visum für maximal zwölf Mo- nate erhalten. Als erste deut- sche Organisation bietet der Bonner Verein Step In e.V. auf dieser Grundlage ein Australi- en-Programm mit zahlreichen Hilfestellungen. Das Pro- gramm umfasst bundesweite Vorbereitungsseminare, Flug, Einführung und Betreuung vor Ort, Jobservice und Hilfen bei steuerlichen und finanziel- len Formalitäten. Informatio- nen zur Anmeldung erteilt der Verein unter Telefon: 02 28/
9 56 95 70 oder im Internet:
www.step-in.de OD
A-1240 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 18, 5. Mai 2000
V A R I A BILDUNG UND ERZIEHUNG
Englisch für Mediziner
Arzt ohne Grenzen
Die Weltsprache Englisch wird auch bei Ärzten und medizini- schem Personal in Deutschland immer wichtiger für die Karrie- re. Erst Fachkompetenz in „Medical English“ ermöglicht Fortbil- dung mit angelsächsischer Literatur, eröffnet Famulaturen, Praktika oder gar Dauertätigkeiten in der anglophonen Welt.
Auf dem Anbietermarkt für Sprachkurse herrscht Vielfalt – auch manche Universität macht fit für den Einsatz im globalen Dorf.
Mit dem Thema „Fachenglisch auf CD-ROM“ beschäftigte sich ein Titelaufsatz von PraxisComputer (Heft 4/1999).