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Feine Nadelstiche

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78 DIE PTA IN DER APOTHEKE | April 2014 | www.pta-aktuell.de

Die Akupunktur ist eine Heilmethode der Traditionellen

Chinesischen Medizin. Bei zahlreichen Beschwerden verspricht die Behandlung mit „dem Piks“ Linderung.

D

ie meisten kennen ihn:

„Ötzi“, den erstaun- lich gut konservierten Mann aus dem Eis, der Anfang der 1990er-Jahre in den Ötztaler Alpen gefunden wurde. Ge- lebt hat die Eismumie vor über 5000 Jahren. Weniger bekannt ist, dass es sich bei „Ötzi“ eventuell um einen

prähistorischen Akupunkturpati- enten handeln könnte. Darauf je- denfalls deuten Tätowierungen hin, die überwiegend an jenen Punkten seines Körpers entdeckt wurden, die auch heute für die Akupunktur genutzt werden. Ob „Ötzi“ aus dem Eis, der übrigens auch unter Ar- throse gelitten haben soll, tatsächlich

akupunktiert wurde, darüber rätselt die Wissenschaft. Auszuschließen ist es nicht, denn fest steht, dass die Akupunktur (lat.: acus = Nadel, pun- gere = stechen) keinesfalls eine „Er- findung“ der modernen Medizin ist:

Vielmehr handelt es sich dabei um ein jahrtausendealtes Heilverfahren.

Als klassische Heilmethode der Tra- ditionellen Chinesischen Medizin (TCM) soll sie die Lebensenergie, das sogenannte Qi, zum Fließen bringen.

Nach altchinesischer Auffassung strömt es im Körper durch Energie- bahnen, die als Meridiane bezeichnet werden. Genau auf diesen befinden sich die Akupunkturpunkte. Werden sie durch die Stiche feiner Akupunk- turnadeln gereizt, soll ein aus dem Gleichgewicht geratener Energiefluss wieder harmonisiert werden.

Hilfreich: Von Asthma bis Zahn- weh In unseren Gefilden denken Anhänger der Akupunktur meist weniger philosophisch: Sie lassen sich von ausgebildeten Therapeuten (Akupunkteuren) mit den feinen Nadeln piksen, um ihrer Gesundheit wieder auf die Sprünge zu helfen.

Bei uns wird die Akupunktur von entsprechend ausgebildeten Ärzten und Heilpraktikern durchgeführt, um unterschiedlichste Krankheiten zu heilen, Schmerzen zu lindern, Störungen zu beseitigen oder Süchte in den Griff zu bekommen. Die Liste der möglichen Indikationen ist ellen- lang – reicht von Allergien bis hin zu Zyklusbeschwerden.

Als hilfreich stuft die Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur

Feine Nadelstiche

© apops / fotolia.com

PRAXIS AKUPUNKTUR

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | April 2014 | www.pta-aktuell.de

(DÄGfA) das komplementärmedi- zinische Heilverfahren unter ande- rem ein bei akuten und chronischen Schmerzen wie Kopf-, Rücken- und Gelenkschmerzen, bei vegetativen Störungen wie Schlaflosigkeit und innerer Unruhe, bei Suchtkrank- heiten wie Esssucht, Alkohol- und Nikotinmissbrauch, bei Erkrankun- gen des Verdauungssystems wie Verstopfung und Reizdarmsyndrom, bei gynäkologischen Erkrankun- gen wie Menstruationsschmerzen und Wechseljahrsbeschwerden, bei Hautkrankheiten wie Neuroder- mitis und schlecht heilenden Wun- den sowie bei Allergien wie Heu- schnupfen und allergischem Asth- ma. Auch bei Schwangerschaftsbe- schwerden und zur Geburtsvorbe- reitung wird die Akupunktur gerne genutzt und darf zu diesem Zweck auch von entsprechend qualifizierten Hebammen angeboten werden.

Den zahlreichen potenziellen Ein- satzgebieten steht eine Handvoll Kontraindikationen gegenüber. So sollten unter anderem Menschen mit unklarer Diagnose, mit schwe- ren psychischen Erkrankungen, Krebspatienten (außer zur Schmerz- linderung) und jüngere Kinder nicht akupunktiert werden.

Wirkung: Mehr Schein als Sein?

Bei der klassischen Akupunktur, die auch als Körperakupunktur be- zeichnet wird, sticht der Therapeut mit feinen Einmalnadeln in be- stimmte Akupunkturpunkte. Auf welche Weise dadurch Beschwer- den gelindert und Störungen besei- tigt werden sollen, untersucht die Wissenschaft seit langem intensiv.

Einigen Untersuchungen zufolge kommt die Wirkung unter anderem dadurch zustande, dass durch die Nadelstimulation im Gehirn ver- mehrt morphinhaltige und damit schmerzlindernde Substanzen wie Endorphine ausgeschüttet werden.

Eine wichtige Rolle scheint das kör- pereigene Molekül Adenosin zu spielen, das durch die Nadelstiche im Gewebe freigesetzt wird und die Schmerzempfindung hemmt.

Die exakten Wirkmechanismen der Akupunktur sind bis heute jedoch nicht geklärt. Kritiker der Behand- lungsmethode gehen davon aus, der Erfolg der Akupunktur beruhe im Wesentlichen auf dem berühmt-be- rüchtigten Placeboeffekt. Für diese Theorie sprechen Studien, bei denen mit „Scheinakupunktur“ (z. B. mit Teleskopnadeln) ähnlich gute Be- handlungserfolge erzielt wurden wie mit einer „echten“ Akupunktur.

Doch trotz der Tatsache, dass die traditionsreiche Heilmethode bis heute zahlreiche Fragen aufwirft und sich immer wieder gegen die An- griffe ihrer Kritiker behaupten muss,

erfreut sie sich bei vielen Medizinern und Patienten außerordentlicher Beliebtheit.

Methoden: Mit Nadeln, Laser oder Wärme Neben der klassischen Körperakupunktur hat sich auch die Ohrakupunktur als erfolgverspre- chende Heilmethode etabliert. Der französische Arzt Dr. Paul Nogier entwickelte dieses Verfahren in den 1950er-Jahren. Ausgangspunkt ist die Vorstellung, dass die Ohrober- fläche eine Reflexzone bildet, auf der alle Organe des Körpers abgebildet sind. Werden diejenigen Punkte am Ohr mit Nadeln stimuliert, die in Beziehung zum behandlungs- bedürftigen Organ stehen, kann eine Beschwerdelinderung erzielt werden.

Zu den Sonderformen der Aku- punktur gehört auch die Laseraku- punktur. Bei diesem „modernen“

Verfahren werden die Akupunk- turpunkte nicht mit Nadeln, son- dern mit einem Softlaser behandelt.

Vorteil: Die Laserakupunktur ist schmerzfrei und deshalb auch für empfindliche Körperpartien und für Patienten geeignet, die sich vor den Nadelstichen fürchten.

Bei der auch als Moxatherapie be- zeichneten Moxibustion wiederum, stimuliert der Therapeut die Aku- punkturpunkte mit Wärme. Dabei brennt er Moxawolle, die aus ge- trocknetem Beifußkraut gewonnen wird, über bestimmten Therapie- punkten ab. Vor allem bei unsach- gemäßer Anwendung kann es da- durch jedoch zu Hautverbrennun- gen und Narbenbildung kommen.

Kaum Nebenwirkungen und Kom- plikationen müssen in aller Regel bei der klassischen Akupunktur befürchtet werden. Möglich ist es allerdings, dass es an den Einstich- stellen zu Entzündungen und Hä- matomen kommt. Ernsthafte und gefährliche Verletzungen sind je- doch Ausnahmen. ■

Andrea Neuen-Biesold, Freie Journalistin

Feine Nadelstiche

UND SIE HILFT

In groß angelegten in Deutsch- land durchgeführten Unter- suchungen zur Wirksamkeit konnte gezeigt werden, dass die Akupunktur bei chronischen Kopf-, Rücken- und Gelenk- schmerzen in drei von vier Fällen zu einer deutlichen und lang anhaltenden Schmerz- linderung führt. Die Studien weisen darauf hin, dass Aku- punktur bei diesen Beschwer- den genauso gut oder sogar besser wirkt als konventionelle Standardtherapien. Aus diesem Grund übernehmen gesetz- liche Krankenkassen hier zu Lande mittlerweile die Kosten für einige, erwiesenermaßen wirksame Akupunkturbehand- lungen. Ob und in welchem Umfang diese erstattungsfähig ist, sollten Patienten im Vorfeld mit ihrer Krankenkasse klären.

Denn: Wer aus eigener Tasche bezahlen muss, kann pro Sitzung mit etwa 30 bis 70 Euro rechnen. Das kann ganz schön ins Geld gehen, berück- sichtigt man, dass bei vielen Beschwerdebildern zahlreiche Sitzungen erforderlich sind, um das Therapieziel zu erreichen.

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