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Der deutsche Dialekt auf dem Gebiet Südmährens: Klein Tesswitz und Wostitz

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Univerzita Karlova v Praze Pedagogická fakulta

Katedra germanistiky

Der deutsche Dialekt auf dem Gebiet Südmährens: Klein Tesswitz und Wostitz

Německý dialekt na území jižní Moravy:

Dobšice a Vlasatice

Autor: Jitka Dvořáková

Vedoucí práce: PhDr. Dalibor Zeman, PhD

Praha 2010

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Prohlašuji, že jsem diplomovou práci vypracovala samostatně a pouze s využitím uvedených pramenů a literatury

Datum: 24. června 2010 Jitka Dvořáková

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Na tomto místě bych chtěla poděkovat panu PhDr. D. Zemanovi, PhD za vedení a cenné připomínky k práci.

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INHALTSVERZEICHNIS

Einleitung 3

1. Die deutsche Sprache 4

1.1. Die Charakteristik der deutschen Sprache 4

1.2. Diachrone (historische) Linguistik 6

1.3. Die Rolle der Deutschen im Tschechischen aus dem historischen Aspekt 9

2. Dialektologie, ihre Methodik und Forschung 12

2.1. Der Begriff Sprache 12

2.2. Die Begriffe Dialektologie und Dialekt/Mundart 14

2.2.1. Dialektologie 14

2.2.2. Dialekt/Mundart 15

2.3. Kurzgefasste Methodik der Dialektologie - nach Goossens 18

2.3.1. Methoden der Materialsammlung 19

2.3.2. Kartiermethoden 19

2.3.3. Interpretation von Sprachkarten 20

2.4. Das Verfahren der Untersuchung mit theoretischer Hilfe von Spracherhebung bei

Löffler 22

2.4.1. Sprecher - Auswahl 23

2.4.2. Text - Auswahl 24

2.4.3. Fragebogen 24

2.4.4. Aufnahmemethode 24

2.5. Die deutsche Mundartforschung und ihre Geschichte 25 3. Dialektforschung und die deutschen Dialekte auf dem Gebiet Tschechiens 30

3.1. Dialektforschung auf dem Gebiet Tschechiens 30

3.1.1. Das Sudetendeutsche Wörterbuch 31

3.1.2. Der Atlas der historischen deutschen Mundarten in der Tschechischen

Republik 32

3.2. Die deutschen Dialekte auf dem Gebiet Tschechiens 33 4. Die Erforschung der deutschen Mundarten in Südmähren 40

4.1. Die deutsche Sprache in Südmähren 40

4.2. Eigene Forschung 41

4.2.1. Kreisstadt Znaim (Znojmo) 43

4.2.1.1. Znaimer Geschichte 43

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4.2.1.2. Znaimer Mundart 45

4.2.2. Klein Tesswitz (Dobšice) 47

4.2.2.1. Eigene Forschung in Klein Tesswitz 48

4.2.3. Wotitz (Vlasatice) 52

4.2.3.1. Wostitzer Mundart 54

4.2.3.2. Eigene Forschung in Wostitz 57

4.2.4. Znaim/Gmünd (Niederösterreich) 61

4.2.5. Schlussfolgerung der Dialektmerkmale 63

Zusammenfassung 65

Resumé 68

Literaturverzeichnis 70

Anhang 73

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Einleitung

Die Ihnen vorgelegte Abschlussarbeit widmet sich den deutschen Dialekten in der Tschechischen Republik, insbesondere des Gebiets Südmährens. Zum Ziel wurde die Beschreibung der Mundarten auf dem Gebiet der Tschechischen Republik, wobei der Wert auf eigene Forschung einschließlich der Methoden der Untersuchung im Teil Südmährens gelegt wird.

Die ganze Arbeit wird in einzelne Kapiteln und deren Unterkapitel geteilt. Das erste Kapitel stellt eine kurze Charakteristik der deutschen Sprache und die Sprachgeschichte mit genauerer Betrachtung der Einteilung des Deutschen dar. In diesem Kapitel wird noch die Rolle des Deutschen im Tschechischen aus dem historischen Aspekt gezeigt.

Das zweite Kapitel befasst sich mit den Begriffen wie Sprache, Dialekt/Mundart und Dialektologie. Es wird weiter die Methodik der Dialektologie nach Goossens (GOOSSENS, 1977) verfasst, Methoden der Materialsammlung, Kartiermethoden und Interpretation von Sprachkarten. Im nächsten Unterkapitel wird das Verfahren der Forschung beschrieben, darunter die Sprecherauswahl, Textauswahl, Fragebogen und Aufnahmemethode. Der Schwerpunkt dieses zweiten Kapitels wird der deutschen Mundartforschung und ihrer Geschichte aus der theoretischen und auch praktischen Sicht gewidmet. Die Arbeit nennt die wichtigen Dialektforscher und deren Werke.

Das dritte Kapitel konzentriert sich auf die Dialektforschung und die deutschen Dialekte auf dem Gebiet Tschechiens. Es wird über zwei große Unternehmen geschrieben: über das Sudetendeutsche Wörterbuch (SdWb) und über den Atlas der historischen deutschen Mundarten auf dem Gebiet der Tschechischen Republik (ADT). Darauffolgend werden die deutschen Dialekte mit ihren dialektalen Merkmalen aufgezählt, die auf dem Gebiet Böhmens, Mährens und Schlesiens erscheinen.

Im letzten Kapitel wird die Mundart der Dörfer Klein Teswitz (Znaimer Kreis) und Wostitz (ca. 50 km nordwestlich von Znaim entfernt) charakterisiert. Dieses Kapitel teilt sich in zwei größere Teile. In dem ersten, eher theoretischen Teil, werden die Geschichte des jeweiligen Dorfes und die Mundart vorgestellt. Der zweite, praktische Teil analysiert die Tonaufnahmen, die von mir mit den verbliebenen Deutschen durchgeführt worden sind.

Allgemein zeigt diese Arbeit, wie viele Deutsche auf dem Gebiet Südmährens noch aufzufinden sind und wie die Reste der deutschen Sprache hier aussehen.

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1. Die deutsche Sprache

1.1 Die Charakteristik der deutschen Sprache

Die Sprache ist das meist benutzte und damit perfekte Mittel der Kommunikation unter den Menschen. Im Laufe der Zeit haben unsere Vorfahren eine Sprache ausgedacht, um sich die Verständigen zu erleichtern. Es handelt sich um ein innerlich organisiertes System von kodifizierten und verbindlichen Zeichen und grammatischen Regeln mit bestimmten Hinweisen, wie man sie richtig verwenden soll. Ein charakteristisches Merkmal einer Sprache ist ihre Gebundenheit zu einer Gemeinschaft von Menschen, zu einer Nation. Anders gesagt stellt die Sprache neben der gemeinsamen Geschichte, Kultur und dem Territorium einer der Hauptwahrzeichen der Angehörigkeit zu einer Nation dar.

Aufgrund der Verwandtschaft der einzelnen Sprachen und ihrer Einteilung ist die deutsche Sprache eine westgermanische Sprache, die zur indogermanischen Familie gehört. Zur westgermanischen Sprachgruppe zählen: Englisch, Deutsch, Niederländisch, Friesisch, Jiddisch (COMRIE, 2007). „Die deutsche Sprache hat heute etwa 100 Millionen Muttersprachler (‚Primärsprecher‘) in Deutschland (ca. 75,3 Mio.), Österreich (ca. 7,5 Mio.), Schweiz (ca. 4,2 Mio.), Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Norditalien (Südtirol).

Deutschsprachige Minderheiten gibt es in Elsass-Lothringen (Ostfrankereich), Süddänemark und in den Niederlanden, deutsche Sprachinseln verschiedener Größe in Russland, Kasachstan, Kirgisien, Usbekistan, Tadschikistan und Rumänien, die jedoch durch Abwanderung in Auflösung begriffen sind, sowie in Polen, Tschechien, der Slowakei, in Ungarn, in Slowenien, Kroatien und Italien. Zahlreiche Sprecher des Deutschen leben im fremdsprachigen Gebieten, u.a. in den USA, in Südamerika, Afrika und Australien“ (ERNST, 2005: 11). Obwohl die deutsche Sprache in so vielen Regionen gesprochen wird, heißt das nicht, dass sie überall als die Amtssprache gilt. Deutsch ist nationale Amtssprache in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Liechtenstein, eine regionale Amtssprache ist es in Südtirol und Ostbelgien. Zu diesen Amtssprachenregionen werden also nicht alle oben angeführten Muttersprachenregionen gezählt (ERNST, 2005).

Keine natürliche Sprache ist homogen, sondern heterogen. Sie wird in zwei und mehr unterschiedliche Varietäten untergeteilt. „Diese sind nach räumlicher Ausdehnung (in Form von Dialekten) oder nach gesellschaftlicher Verwendungsweise (in Form von Soziolekten) bestimmt. […] Wenn man Sprachschichten hierarchisch nach öffentlicher Redeweise und räumlicher Ausdehnung ordnet, so erscheinen Dialekt und Hochsprache als äußerste

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Extrempunkte auf einer kontinuierlichen Skala“ (ERNST, 2005: 13). Zur Anschaulichkeit führe ich drei unterschiedliche Einteilungen an. Bei Šimečková (ŠIMEČKOVÁ, 1996) findet man folgende drei Varietäten: Hochsprache (räumlich einheitlich, die Sprache der Staatsverwaltung, der Medienwelt, der Kulturwelt und des Schulwesens, es gibt sie sowohl in der mündlichen als auch in der schriftlichen Form), Umgangssprache (regional unterschiedlich, die Sprache von bestimmten Regionen, Großstädten und ihrer Umgebung, sie erscheint in der mündlichen Form) und Mundart (örtlich unterschiedlich, gesprochen in Familien, Dörfern, bei bestimmten Berufen, sie kommt nur in der mündlicher Form vor).

In dem „dtv-Atlas zur deutschen Sprache“ (KÖNIG, 1978) gibt es folgende Einteilung:

Hochsprache – Regionale Umgangssprache – Dialekt. Obwohl sie für Österreich veranschaulicht ist (siehe Abb. 1), kann man sie auch für die Varietäten in Deutschland anwenden.

Die nächste Einteilung findet man bei Ernst (ERNST, 2005):

„Dichotomie: Dialekt – Hochsprache

Dreiteilung: Dialekt – Umgangssprache – Standardsprache

Vierteilung: Basisdialekt – Verkehrsdialekt – Umgangssprache – Standardsprache“ (ERNST, 2005: 13). Er führt weiter an, dass die oben erwähnten Schichtungen verlaufend sind und keine klaren Grenzen zeigen (ERNST, 2005). Als Schlussfolgerung könnte gelten, dass im Deutschen drei grundlegende Varietäten unterscheidet werden:

Dialekt – Umgangssprache – Hochsprache.

Abb. 1: Kommunikative Reichweite von Hochsprache und Dialekten (KÖNIG, 1978, 132)

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Die kodifizierte deutsche Hochsprache bzw. Standardsprache (auf Tschechisch ‚spisovný jazyk‘) gibt es erst seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie hat sich im Laufe der Zeit aus den Dialekten herausentwickelt. Die deutschen Dialekte sind also das Ursprünglichere der heutigen Standardsprache (ERNST, 2005). „Man kann die deutsche Sprachgeschichte auch als Suche nach einer deutschen Hochsprache auffassen“ (ERNST, 2005: 13).

1.2 Diachrone (historische) Linguistik

Jede Sprache kann entweder unter den synchronischen oder unter der diachronen Perspektive untersucht werden. Unter der synchronischen1 Beschreibung der Sprache versteht man die gegenwärtige Sprache. In der diachronen2 Perspektive werden die einzelnen Systeme mit den sprachhistorischen Ausgangsbasen verglichen (ERNST, 2005). Mit der diachronischen Perspektive befasst sich die diachrone Linguistik (die Sprachgeschichte), die die Sprachänderungen erforscht.

Die Kriterien wie Aufenthaltsort (diatopisch), soziale Position oder Situation können auch unter den diachronen oder synchronen Aspekten untersucht werden (ERNST, 2005).

„Diatopisch gesehen ist das Deutsche eine aus historischen Protosystemen entstandene Gruppe von heutigen Mundarten des Hochdeutschen (im Süden) und des Niederdeutschen (im Norden)“ (ERNST, 2005: 10). Eine ähnliche Erklärung bietet der diachrone Aspekt:

„Diachron (historisch) gesehen ist das Deutsche eine zur Standardsprache entwickelte Form des Hochdeutschen, die überregional als mündliche und schriftliche Sprache verwendet wird und auf einer Form der hochdeutschen Dialekte beruht“ (ERNST, 2005: 12).

Davon kann abgeleitet werden, dass die einzelnen Dialekte eine Grundbasis für die Entstehung der heutigen Sprache sind und desto mehr sollten wir uns für diese interessieren, um die deutsche Sprache richtig zu verstehen. Eine Erklärung dafür bringt auch Ernst (ERNST, 2005) ein: „Sprachgeschichte und Dialektologie gehören zusammen wie die ‚zwei Seiten eines Blatts Papier‘, denn die deutsche Sprachgeschichte ist zu ihrem weitaus größten Teil die Geschichte von Dialekten“ (ERNST, 2005: 14).

Über die Periodisierung der deutschen Sprache gibt es von Anfang an Uneinigkeiten. Die am meisten angegebenen Jahreszahlen gelten als ungefähre Anhaltspunkte. Die Terminologie Alt-, Mittel-, Frühneu- und Neuhochdeutsch beinhalten sowohl chronologische („alt“,

1 Neubildung aus gr. sýn „zusammen“ und gr. chrónos „Zeit“ (KLUGE, 2002)

2 „zeitverschieden, geschichtlich“; übernommen von den französisch-sprachigen Sprachforscher F. de Saussure geprägten Ausdruck frz. diachronique aus dia- und gr. chrónos „Zeit“ (KLUGE, 2002)

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„mittel“ usw.) als auch geographische („hoch“ räumliche Ausdehnung) Komponenten. Im Folgenden führe ich die Periodisierung von verschiedenen Autoren an.

Die Einteilung des Deutschen nach Ernst (2005) sieht folgendermaßen aus:

„Althochdeutsch ca. 600 – 750

Mittelhochdeutsch ca. 1050 – 1350

Frühneuhochdeutsch ca. 1350 – 1650

Neuhochdeutsch ca. 1650 – heute“ (ERNST, 2005: 18)

So gibt es bei der Einteilung von Eggers (1976) schon kleine Unterschiede:

„Althochdeutsche Zeit (Ahd.) von 750 bis 1050 Mittelhochdeutsche Zeit (Mhd.) von 1050 bis 1350 Frühneuhochdeutsche Zeit (Frühnhd.) von 1350 bis 1650

Neuhochdeutsche Zeit (Nhd.) seit 1650“ (EGGERS, 1976: 22) Eine andere Periodisierung gibt es bei Tschirch (1989):

„Althochdeutsch (Ahd.) 750 – 1100

Mittelhochdeutsch (Mhd.) 1100 – 1400 Frühneuhochdeutsch (Frnhd.) 1400 – 1600

Neuhochdeutsch (Nhd.) ab 1600“ (TSCHIRCH, 1989: 128) So sieht die Einteilung bei Šimečková (1996) aus:

„Althochdeutsch (Ahd.) 770 – 1050

Mittelhochdeutsch (Mhd.) 1050 – 1350 Frühneuhochdeutsch (Frnhd.) 1350 – 1650

Neuhochdeutsch (Nhd.) 1650 – „ (ŠIMEČKOVÁ, 1996: 42)

Bei der genauen Betrachtung der vier angeführten Einteilungen kann man den größten Unterschied bei der Festlegung in den Anfängen des Althochdeutschen sehen. Andere sprachlichen Zeitabschnitte werden bei den meisten Periodisierungen mit den gleichen Jahreszahlen angeführt. Eine größere Aufmerksamkeit sollte man der Einteilung bei Tschirch (TSCHIRCH, 1989) widmen, die eine Ausnahme, was die Jahreszahlen auch bei anderen Perioden deutlich machen, bildet. „Als Merkmale für die Sprachepochenfindung wurden u.a.

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vorgeschlagen: innersprachliche Kriterien (lautliche, z.B. Erste Lautverschiebung, Endsilbenabschwächung; sprachsoziologische, z.B. verschiedene sprachliche Varietäten, Einfluss anderer Sprachen auf das Deutsche), außersprachliche Kriterien (kulturgeschichtliche, z.B. Erfindung des Buchdrucks, Entstehung neuer Textsorten und damit neuer sprachlicher Ausdrucksmöglichkeiten; politische, z.B. Entdeckung Amerikas, Ende des Zweiten Weltkriegs; kunstgeschichtliche, z.B. Ende der Hochgotik, Aufkommen der Renaissance; gesellschaftliche, besonders in den ehem. sozialistischen Ländern, z.B. Zeitalter des Feudalismus, der Frühkapitalismus)“ (ERNST, 2005: 19).

Bei der Gestaltung der Sprache vom Indogermanischen zum Althochdeutschen kam es zu verschiedenen Änderungen. Die bedeutsamsten davon stellen die zwei Lautverschiebungen dar. „Die wichtigste Veränderung vom Indogermanischen zum Germanischen ist die so genannte Erste (oder Germanische) Lautverschiebung. Sie lief in mehreren Phasen ab“

(ERNST, 2005: 66). Nach mehreren Untersuchungen wird angenommen, dass die Erste Lautverschiebung zwischen dem 5. und 3./2. Jh. v. Chr. vollendet sein musste (ERNST, 2005). Zu welchen Veränderungen es in der Ersten Lautverschiebung kam, finden Sie in der Tabelle 1 im Anhang (Seite 86).

Die Zweite (Hochdeutsche) Lautverschiebung begann ca. im 5. Jahrhundert im Südwesten südlich von der Benrather Linie3. Sie wurde jedoch nicht gleichförmig durchgeführt und betraf nicht alle germanischen Sprachen gleichermaßen wie die Erste (Germanische) Lautverschiebung (ERNST, 2005: 92). „Die Verschiebungsprodukte der 2. LV (Lautverschiebung-Bemerkung des Autors) hängen von zwei Faktoren ab:

1. der Position des Phonems im Wort (An-, In-, Auslaut);

2. dem althochdeutschen Dialekt, zur Erinnerung die ahd. Dialekte: 1. Bairisch, 2.

Alemannisch, 3. Ostfränkisch, 4. Südrheinfränkisch, 5. Rheinfränkisch, 6. Mittelfränkisch: 6a.

Moselfränkisch, 6b. Ripuarisch“ (ERNST, 2005: 92).

Aufgrund der Hochdeutschen Lautverschiebung entstand der Unterschied zwischen dem Niederdeutschen und dem Hochdeutschen. Das Unterschiedsmerkmal des Niederdeutschen besteht darin, dass es an der Lautverschiebung nicht teilnahm. Während im nördlichen Teil der Linie die unverschobene Norm maken gilt, kommt südlich der Benrather Linie die

3 Die Linie verläuft (alle genannten Orte liegen südlich von ihr auf hochdeutschem Sprachgebiet) von Eupen über Aachen, Linnich, Grevenbroich, Benrath, Siegen, Kassel, Nordhausen, Dessau, Wittenberg, Frankfurt an der Oder, Birnbaum an der Warthe, Elbing; auf niederdeutschem Boden, nördlich der Linie liegen Erkelenz, Neuß, Düsseldorf, Solingen, Magdeburg, Küstrin und Königsberg. (EGGERS, 1976)

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verschobene Form machen. „Mit der Grenze maken/machen fallen auch die Grenzlinien für lopen/laufen und Water/Wasser nahezu zusammen“ (EGGERS, 1976: 68). Eine Tabelle der Entwicklung des Vokal- und Konsonantensystem vom Germanischen zum Althochdeutschen finden Sie im Anhang (Tabelle 2, Seite 87).

1.3 Die Rolle des Deutschen im Tschechischen aus dem historischen Aspekt

Die Tatsache, dass die deutsche Sprache unsere Muttersprache im Laufe der Zeit sehr beeinflusste, ist mehr als sichtbar. Die Spuren des Deutschen findet man noch heute in einigen tschechischen Wörtern. Der Einfluss spiegelte sich jedoch nicht nur in der Lexikologie wider, sondern auch in der Syntaxlehre noch im 19. Jahrhundert, als die finite Verbform am Ende des Nebensatzes stand, wie es heute als Regel für den deutschen Nebensatz gilt. Auch die Verwendung von Partizipien war im Tschechischen öfter als heute. Im Deutschen kommen auch heute sehr oft die Partizipien vor. Ein paar Beispiele der tschechischen Wörter mit dem deutschen Ursprung führe ich im Folgenden an, sie wurden aus Macheks (MACHEK, 1997)

„Etymologischem Wörterbuch der tschechischen Sprache“ entnommen:

cíl von Zil (Mhd., jetzt Ziel)

farář von pharrer (Mhd., jetzt Pfarrer) knoflík von knöfel (Mhd., jetzt Knopf) kšeft von Geschäft

nudle von Nudel sál von Saal

šunka von schinke (Mhd., jetzt Schinken) švagr von Schwager

taška von tasca (Mhd., jetzt Tasche)

Wenn böhmische Länder von einem Fremden verwaltet wurden, stammte dieser Herrscher überwiegend aus dem Westteil Europas. So ist es dazu gekommen, dass es meistens jemand von der deutschsprachigen Herrschaft war. Sogar bei der äußeren Übersiedlung im 13.

Jahrhundert, bei dem Prozess der Siedlung der öden Gebiete, waren es überwiegend Ausländer, die sich in den böhmischen Randgebieten angesiedelt haben. Im Gegensatz dazu wurden die Neusiedlung der inneren Gebiete durch die Ansässigen durgeführt. In die Grenzgebiete kamen die Ansiedler vor allem aus Sachsen, Thüringen, Pfalz, Schwaben,

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Bayern und Österreich (Südmähren). So entstanden allmählich Gebiete mit überwiegend deutscher Bevölkerung und Gebiete mit tschechischer Bevölkerung. Bis zur Hussitenbewegung kam es jedoch zu keinen Bewegungstrieben mit einem nationalen Hauch.

Wenn es schon zu einigen Streiten kam, dann nur aus den sozialen oder wirtschaftlichen Gründen. Sowohl die Tschechen als auch die Deutschen waren sich dessen bewusst, dass sie nicht gleich sind. Darin hinderte sie die Sprachbarriere, die die gegenseitige Kommunikation schwer machte. Bezeichnung „Němec“ (Deutscher) kommt aus dem Tschechischen „němý“

(stumm, sprachlos), also jemand, den ich nicht verstehe (BENEŠ, 1997: 99). Der Bedarf nach dem gegenseitigen Verständigen war aber so stark, dass beide Ethnika langsam die Fremdsprache erlernen, es kam sogar zu Entstehung von Verwandtschaften. Diese Ehen und ein ziemlich großer Anteil der deutschsprachigen Bevölkerung hielten in den böhmischen Ländern bis zur Vertreibung aus, zu der es nach dem Zweiten Weltkrieg kam.

Im 14. Jahrhundert hielt Karl IV. als Kaiser des Heiligen-Römischen Reiches Deutscher Nation aus Prag seine Residenz, was zur Folge hatte, dass Prag im gesamten deutschen Sprachraum eine wichtige Stelle einnahm. So wurden immer mehr Gebiete von Deutschen besiedelt, die im Laufe der Zeit entstandene Zweisprachigkeit verstärkte sich. Im Jahre 1526 wählten die böhmischen Stände den Habsburger Ferdinand I. zum böhmischen König, dessen Haus bis zum Jahre 1918 das heutige Tschechien regierte. In dieser Zeit wurde überall Deutsch gesprochen und das Tschechische musste ständig um seine Durchsetzung kämpfen.

Die markanten Unterschiede zwischen dem tschechischen und dem deutschen Element, die nicht nur in der Sprache bestanden, waren jedoch schon bei der Hussitenbewegung4 und nach dem Dreißigjährigen Krieg sichtbar5, als noch mehr deutsche katholische Siedler im Zusammenhang mit den Ergebnissen des Westfälischen Abkommens einwanderten. Am Ende des 18. Jahrhunderts, als die tschechische Bevölkerung ihr Nationalgefühl zu erwachen versuchte, vergrößerte sich der Gebrauch des Tschechischen markant. Im folgenden Jahrhundert wurde die Politik, Vertreter der Länder der Böhmischen Krone (Böhmen, Mähren, Teile Schlesiens) gegen die Habsburger sehr schwach.

4 Hussitenbewegung – Kampf der böhmischen Prediger gegen die böhmischen Herrscher, die sich nicht an den katholischen Regeln hielten, um die Jahrhundertwende vom 14. zum 15. Jahrhundert und kurz danach. Die Forderungen wurden klar festgelegt: 1. freie Verkündung des Wortes Gottes in der Landessprache, 2. der Leib und das Blut Christi soll in Gestalt von Brot und Wein von allen empfangen werden, 3. Beendigung der weltlichen Oberherrschaft der Geistlichkeit, 4. Bestrafung der Totsünden ohne Ansehen der Person.

5 1618 – 1648, Konflikt zwischen ständischer Religionsfreiheit und habsburgischer Gegenreformation im Königreich Böhmen, der sich auf das ganze Mitteleuropa ausdehnte, sodass sowohl Deutschland als auch Böhmen am Ende des Krieges ruiniert wurden. Am Krieg nahmen nicht nur Deutschland und Böhmen teil, sondern auch England, Frankreich, Schweden und Dänemark.

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Die Ergebnisse Endes des Ersten Weltkrieges hatten das allmähliche Verschwinden der Zweisprachigkeit in den böhmischen Ländern zur Folge. Nun wurde das Tschechische aufgrund der Entstehung des neuen Staates zur Amtssprache (zusammen mit dem Slowakischen) festgelegt. Die Erste Tschechoslowakische Republik wurde am 28. Oktober 1918 ausgerufen. Trotzdem lebten im Jahre 1920 auf dem Gebiet der Tschechoslowakischen Republik 3 123 624 Einwohner mit deutscher Staatsangehörigkeit, d.h. ungefähr 23,26 % der gesamten Einwohnerzahl sprachen Deutsch (ŠIMEČKOVÁ, 1996). Die Anzahl der Deutschen in den Grenzgebieten, die Sudeten, änderte sich bis zum Jahre 1938 praktisch nicht. Die Deutschen konnten sich nur schwierig mit ihrer neuen Identität „Deutschböhmen“

im Rahmen des neuen Staates abfinden. Deswegen hatte die deutsche Sprache für die deutsche Minderheit einen verbindlichen Charakter (ŠIMEČKOVÁ, 1996).

Obwohl Deutsch noch häufig gelehrt wurde, wuchs die neue Generation schon einsprachig auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden mehr als 3 Millionen Deutsche in zwei Wellen aus dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik ausgesiedelt. Nur diejenigen durften bleiben, die eine anti-faschistische Haltung nachweisen konnten oder für die Wirtschaft wichtig waren. Nach dieser Aussiedlung blieben nur 165 117 Einwohner in der heutigen Tschechischen Republik. Im Jahre 1968, als ihnen der Status der Minderheit der deutschsprachigen Bevölkerung zugeschrieben wurde, führten schon 13% aus den 90 000 Gebliebenen das Tschechische als die Muttersprache an; die Hälfte war über 50 Jahre alt und die meisten lebten in der Mischehen. In der Volkszählung im Jahre 1980 wurde 61 917 Einwohner festgestellt, im Jahre 1991 nur 48 000 (ŠIMEČKOVÁ, 1996). Nach dem Jahre 1989 kam es vor allem in großen Städten (Prag, Brünn) zum Wiederaufleben der deutschen Sprache, nicht nur durch Ausgaben von deutschsprachigen Zeitschriften, sondern auch durch die Entstehung von Kulturzentren und Schulen. Im Jahre 1990 wurde sogar der Verband der Deutschen in der Tschechoslowakei errichtet (ŠIMEČKOVÁ, 1996).

Nach Angaben der Fremdpolizei des Innenministeriums zum 31.12.2008 leben in der Tschechischen Republik 17 496 Einwohner mit der deutschen Staatsangehörigkeit. Durch eine starke Auswanderung nach Deutschland und den Wechsel der ethnischen Zugehörigkeit von Deutsch zu Tschechisch beschleunigt sich das Sinken, der Zahl der auf tschechischem Gebiet lebender Deutschen.

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2. Dialektologie, ihre Methodik und Forschung

In diesem Kapitel werde ich mich mit den Begriffen wie Sprache, Dialekt/Mundart, Dialektologie, Methodik der Dialektologie, Dialektforschung und anderen beschäftigen. Im ersten Kapitel wurde schon im Allgemeinen über die Sprache gesprochen. Hier befasse ich mich mit diesem Begriff (Sprache) in Bezug auf Dialekt/Mundart. Im Weiteren geht es um die Dialektologie und deren Teildisziplinen, mit der Methodik, die bei der Forschung verwendet wird und zuallerletzt mit der Dialektforschung auf dem deutschen Gebiet und mit den Linguisten, die sich mit ihr als die Ersten beschäftigt haben.

2.1 Der Begriff Sprache

Sprache stellt ein System dar, das aus einzelnen Elementen gebildet ist, deren Koexistenz durch gegenseitige Verhältnisse geprägt ist. Was für die Dialektforscher Sprache bedeutet, beschreibt Schunk (SCHUNK, 1999): „Für den Dialektologen ist Sprache ein dynamisches Polysystem, dass sich aus mehreren Subsystemen, den so genannten Varietäten, zusammensetzt und sich stets in Bewegung befindet. Ein solches dynamisches Subsystem ist der Dialekt. Er basiert auf der Sprecherkompetenz und sprachliche Raumverteilungen sind, weil es Sprache im Prinzip nur als Konstrukt gibt, an Sprecher gebunden“ (SCHUNK, 1999:

20). Aus dieser Definition kann außer, dass die Sprache ein System ist, noch eine sehr wichtige Tatsache abgeleitet werden und zwar Folgendes: die Sprache ist ständig in Bewegung, sie stellt kein statisches System dar, sondern ein dynamisches, bewegliches System, das auf den Sprechern basiert.

„Die Sprachvarietäten des Deutschen bilden synchron die räumliche und soziale Heterogenität der Sprachgemeinschaft ab; sie lassen sich regelhaft durch außer- und innersprachliche Kriterien beschreiben“ (SCHUNK, 1999: 21). Mit den Kriterien für Dialekte befasst sich ausführlich Goossens (GOOSSENS, 1977), der anführt: „Die Menge der Ausdrucksweisen einer Sprachgemeinschaft läßt sich somit vorläufig mit Hilfe einer diastratischen, einer diaphasischen und einer diasituativen Achse dreidimensional darstellen“ (GOOSSENS, 1977:

10). Das heißt, dass alle Sprachvarietäten (nicht nur Dialekte) vom Raum, der zeitlichen Entwicklung der Sprache und der sozialen Position (Beruf, Alter, Geschlecht, Situation der Sprechakts, …) beeinflusst sind. Zu den Sprachebenen aus dem Sicht der räumlichen Dimension (diatopisch) sagt Schunk (SCHUNK, 1999) Folgendes: „Der Pol, der der Standardsprache liegt, ist der Dialekt […]. Dialektale Merkmale, die nur lokal verbreitet sind, d.h. nur in einem Ort vorkommen, kann man als dialektale Lokalismen bezeichnen. Diese

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lokal gebundenen Merkmale sind originäre und konstitutive Bestandteile der Mundart eines Ortes“ (SCHUNK, 1999: 24). Daraus folgt, dass die Sprache nach dem jeweiligen Ort, wo sie vorkommt, unterschiedlich ist. Die räumliche Dimension zeigt die 2. Abbildung. Was das räumliche Merkmal angeht, sollte noch berücksichtigt werden, dass der Basisdialekt von der Standardsprache am weitesten entfernt ist und dass die gesprochene Standardsprache im Gegensatz zum Dialekt sehr nahe an der Aussprachenorm der vom Schriftdeutsch geprägten Hochhaltung ist (SCHUNK, 1999).

Abb. 2: Die räumliche Dimension (SCHUNK, 1999: 24)

In jeder Sprachgemeinschaft lassen sich verschiedene Sprechergruppen nach den innerlichen und äußerlichen Kriterien unterscheiden. Dieses Merkmal ist für die Dialektforschung von großer Bedeutung, weil nach diesen Kriterien jeder Sprecher je nachdem zu einzelnen Sprechergruppen zugeordnet werden kann. Für die Forscher heißt es, dass sie nach der gründlichen Untersuchung erwarten können, wie welche Person spricht, welche Lexika sie verwendet usw. „Eine situativ gebundene Sprachvarietät – in unserem Beispiel der Dialekt – muss sich dementsprechend innensprachlich widerspiegeln. So lassen sich Sprachvarietäten z.B. nach Berufsgruppen, Alter, Geschlecht oder sozialer Schichtzugehörigkeit in Kommunikationssituationen untersuchen und anhand regelhafter Merkmale beschreiben“

(SCHUNK, 1999: 26). Auf der 3. Abbildung wird die situative Dimension (diasituativ) annähert.

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14 Abb. 3: Die situative Dimension (SCHUNK, 1999: 27)

Um alle Kriterien zu beschreiben, muss man auch die zeitliche Entwicklung der Sprache berücksichtigen, die diachrone Perspektive, die schon im ersten Kapitel dargestellt wurde.

Schunk (SCHUNK, 1999) beschreibt die diachrone Dimension so: „Zu einem bestimmten historischen Zeitpunkt erfasste und beschriebene Sprachdaten müssen von dem Hintergrund der Sprachgeschichte und des damit verbundenen Sprachwandels interpretiert werden. Die räumlich und situativ gebundene Beschreibung muss um den dritten aussagekräftigen Parameter der diachronen Dimension erweitert werden“ (SCHUNK, 1999: 27f.). Dazu noch das Modell, die 4. Abbildung.

Abb. 4: Die diachrone Dimension (SCHUNK, 1999: 28)

2.2 Die Begriffe Dialektologie und Dialekt/Mundart 2.2.1 Dialektologie

Für die Definition der Dialektologie habe ich drei Erklärungen ausgewählt, die im Grunde übereinstimmen, in einigen Punkt jedoch auseinander gehen. Im „dtv-Atlas zur deutschen Sprache“ (KÖNIG, 1978) befindet sich folgende Definition: „Die Dialektologie (Mundartkunde) untersucht die Sprache in geographischer Hinsicht (diatop), d.h. die Mundarten in ihrer Ausformung und Ausbreitung“ (KÖNIG, 1978: 11). Eine ähnliche Definition, obwohl sie ein bisschen länger ist, findet man bei Goossens (GOOSSENS, 1977):

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„Unter Dialektologie verstehen wir die Abteilung Areallinguistik, die die diatopische Erforschung von Dialekten zur Aufgabe hat. Ihr Arbeitsinstrument ist die Sprachkarte. Diese liefert dem Dialektologen eine visuelle Darstellung der dialektalen Übereinstimmungen und Unterschiede und setzt ihn so in den Stand, diese zu interpretieren“ (GOOSSENS, 1977: 23).

Bei Baumbach (BAUMBACH, 2001) sieht die Definition der Dialektologie folgendermaßen aus: „Die Dialektologie bzw. Mundartkunde oder Mundartforschung ist die Wissenschaft von der Erforschung der Dialekte bzw. der Mundarten, ihrer Entwicklung, Verbreitung, gegenseitigen Beeinflussung, Beschreibung und Aufzeichnung ihres Wortschatzes sowie des Laut- und Formenbestandes. Dialektologie ist heutzutage nicht nur ein Teil der Sprachwissenschaft, der Dialekte in Bezug auf das Gebiet, wo sie gesprochen werden, untersucht, sondern sie ist auch eine soziolinguistische Disziplin, denn Dialekte werden jeweils von bestimmten Bevölkerungsschichten oder –gruppen in unterschiedlichen Situationen gesprochen“ (BAUMBACH, 2001: 7). Zwei von drei Definitionen beschreiben Dialektologie auch mit dem Wort Mundartkunde, alle drei charakterisieren sie als Beschreibung der Sprache in der räumlichen Hinsicht. Goossens (GOOSSENS, 1977) bevorzugt die Sprachkarte als Hauptmittel der Dialektologie. In der Definition von Baumbach (BAUMBACH, 2001) findet man neben dem Bedarf nach Sprachkarten (ihr grammatikalischer, lexikalischer und phonologischer Bestand) und der örtlichen Ausdehnung, dass die Dialektologie eine soziolinguistische Disziplin ist. Das heißt, sie betrachtet die Mundarten aus der Sicht des Alters, des Berufs, der sozialen Position u.a. des Sprechers.

2.2.2 Dialekt/Mundart

Eine Definition zu erfassen, bei der die Unterschiede zwischen dem Dialekt und der Mundart berücksichtigt würden, versuchten schon mehrere Dialektologen. Alle stoßen dabei immer an verschiedene Probleme und deswegen blieb die Abgrenzung der Definition von Dialekt/Mundart das Hauptproblem der Dialektologie. Im Folgenden führe ich unterschiedliche Definitionen von verschiedenen Linguisten an:

„Allgemein gilt, dass Dialekt/Mundart die natürlich gewachsene Form der vorwiegend gesprochenen Sprache einer in der Regel geographisch gebundenen Sprachgemeinschaft mit bestimmtem sprachlichem Regelsystem ist. Mundarten (Dialekte) bilden die Grundschicht der sich aus ihnen entwickelnden Nationalsprache. Obwohl Mundarten (Dialekte) auf der untersten Stufe in der Einteilungsreihe

- Nationalsprache (Einheits-, Gemeinsprache) als Standard- bzw. Hochsprache

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16 - Umgangssprache (Alltagssprache)

- regional gefärbte Umgangssprache - Halbmundart

- Mundart (Vollmundart) – Dialekt

stehen, stellen diese die ursprüngliche (mündliche) Sprachform dar, aus der sich die neuzeitlichen Sprachzustände entwickelt haben“ (BAUMBACH, 2001: 7).

„Dialekt ist also der als Ausdruckweise der Sprachgemeinschaft eines Ortes zu betrachtende, auf lokale Verwendung zielende Komplex von Sprechweisen, bei dem zur Aufhebung der Differenzen zum hochsprachlichen System, im Vergleich zu den anderen am gleichen Ort vorkommenden Sprechweisen dieser Sprachgemeinschaft, eine maximale Anzahl von Regeln, notwendig ist“ (GOOSSENS, 1977: 21).

„Der Pol, der der Standardsprache gegenüberliegt, ist der Dialekt. Unter Dialekt ist innerhalb des Deutschen die Sprachvarietät zu verstehen, die deutlich von der Standardsprache abweicht und nicht ihrer Norm entspricht. Dialekt ist eine primär gesprochene Sprachform, die lokal oder regional gebunden ist und besonders im privaten Bereich oder am Arbeitsplatz von Trägern manueller Berufe (besonders in Landwirtschaft oder Handwerk) gesprochen wird“

(SCHUNK, 1999: 24).

„Mundart ist stets eine der Schriftsprache vorangehende, örtlich gebundene, auf mündliche Realisierung bedachte und vor allem die natürlichen, alltäglichen Lebensbereiche einbeziehende Redeweise, die nach eigenen, im Verlauf der Geschichte durch nachbarmundartliche und hochsprachliche Einflusse entwickelten Sprachnormen von einem großen heimatgebundenen Personenkreis in bestimmten Sprachsituationen gesprochen wird“

(BAUMBACH, 2001: 8 entnommen von SOWINSKI, 1970).

„Dialekt: Sprachsystem (im Sinne von Langue), das (a) zu anderen Systemen ein hohes Maß an Ähnlichkeit aufweist, so dass eine – zumindest partielle – wechselseitige Verstehbarkeit möglich ist; (b) regional gebunden ist in dem Sinne, dass die regionale Verbreitung dieses Systems nicht das Gebrauchsgebiet eines anderen Systems überlappt; (c) keine Schriftlichkeit bzw. Standardisierung im Sinne offiziell normierter orthographischer und grammatischer Regeln aufweist. – Die Bezeichnung Dialekt (als Fremdwort) wird in der Regel synonym verwendet mit „Mundart“, einer im 17. Jh. entstandenen Übersetzung von griech.-lat.

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dialectus analog zu (veraltetem) Schreibart, Redeart.“ (BAUMBACH, 2001: 8 entnommen von BUßMANN, 1990).

„Dialekt: 1. Mundart – 2. Gruppe von Mundarten einer Sprache, die sich durch eine große Anzahl von gemeinsamen Merkmalen auszeichnen und ursprungsmäßig miteinander nahe verwandt sind.

Mundart: relativ einheitliches Sprachsystem einer meist geographisch bestimmten Sprachgemeinschaft, das eine Aufgliederung in weitere unterschiedliche Sprachsysteme nicht mehr zulässt, z.B. Mundart eines Dorfes, einer kleinen Stadt, eines Gebirges, Tales. Mehrere Mundarten werden auf Grund weitgehender Übereinstimmungen der sprachlichen Systeme zu Dialekten zusammengefasst, z.B. zum sächsischen Dialekt, der in einer Reihe von Mundarten, wie Meißner, Dresdner, Leipziger Mundart auftritt. Viele Forscher setzen die Mundart dem Dialekt gleich, wie dies auch im Sprachgebrauch des Alltags meist geschieht. Manche Forscher neigen auch dazu, die landschaftlich verfärbte Aussprache der Hochsprache als Mundart, zumindest aber als ‚mundartlich gefärbt‘ zu bezeichnen.“ (BAUMBACH, 2001: 9 entnommen von Meyers Neues Lexikon, 1963).

„Dialekt (griech. diálektos, Mundart). Sprachvarietät, deren Entstehung, Verbreitung und Verschwinden an bestimmte Siedlungsräume sozial und historisch gebunden sind. Im Unterschied zur überregionalen Standardsprache werden Dialekte gewöhnlich nur mündlich gebraucht und sind unzureichend normiert.“ (BAUMBACH, 2001: 9 entnommen von Handbuch der Linguistik, 1975).

In den einzelnen Definitionen finden wir, dass der Dialekt/Mundart im Vergleich mit der Standardsprache keine kodifizierte, schriftliche Norm aufweist, jedoch er hat bestimmte Regeln, die ja nur mündlich übertragen werden. Die Erklärungen einigen sich auch daran, dass der Dialekt/Mundart eine Varietät ist, aus der im Laufe der Zeit die Standardsprache entstand und die an dem anderen Ende der imaginären Skala (Dialekt/Mundart – Standardsprache) vorkommt. Während die Standardsprache relativ resistent bleibt, verändern sich die Dialekte/Mundarten mehr (in den Sprachinseln kommt es sogar zum Ausstreben der Mundarten). Sowohl der Dialekt als auch die Mundart werden in einer Sprachgemeinschaft gesprochen und auf einen bestimmten Ort bzw. Sprachgruppe, die durch das Alter, den Beruf oder die soziale Position geprägt ist, gebunden. Den Unterschied zwischen dem Dialekt und der Mundart sehe ich darin, dass sich Mundarten auf kleinere Orte bzw. private Bereiche beziehen, jedoch ist es bei dem Dialekt umgekehrt. Dieser nimmt Bezug auf größere Räume und er kann auch mehrere Mundarten einbeziehen.

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Es wurde mehrmals die Hierarchie der Sprachschichtung beschrieben, Dialekt/Mundart bildet die unterste Schicht, Standardsprache die oberste Schicht, dazwischen kommt die Umgangssprache vor, die mit dem Dialekt vertauscht werden kann. Deswegen wird hier im Kurzen die Umgangssprache beschrieben. „Unter Umgangssprache versteht man die mehr im mündlichen Gebrauch verwendete Sprachform, die sich zwar nach den Normen der Hochsprache richtet, diese aber nur ungenau einhält. Vor allem zeichnet sie sich durch regionale Färbung in der Lautform, aber auch in der Verwendung von nicht hochsprachlichen Ausdrücken aus. Laut ‚DUDEN – Universalwörterbuch‘ stellt die Umgangssprache die Sprache dar, ‚wie sie im täglichen Umgang mit anderen Menschen verwendet wird. Es ist die zwischen Hochsprache und Mundart stehende, von regionalen, soziologischen, gruppenspezifischen Gegebenheiten beeinflusste Sprachschicht“ (BAUMBACH, 2001: 11).

Nach Baumbach (BAUMBACH, 2001) gibt es zwei Typen der Umgangssprache, die „dem Standard nahe stehende und vom Dialekt deutlich abweichende Umgangssprache“ und die

„strukturell vom Standard sehr abweichende Umgangssprache.“ Im Weiteren führt er an, dass die wichtigen Ausstrahlungszentren der Umgangssprache immer die Großstädte gewesen sind – als Beispiel fügt er das Berlinerische oder Wienerische hinzu.

2.3 Kurzgefasste Methodik der Dialektologie - nach Goossens

Bei jeder Forschung muss man sich an bestimmte Schritte halten, an eine bestimmte Reihenfolge, wenn man zu den entsprechenden Ergebnissen kommen möchte. Anders gesagt, stellt jede Methodik ein bestimmtes Verfahren dar, durch das zu den erforderten Zielen gelangen werden kann. Nicht anders ist es auch bei der Mundartforschung, eine Untersuchung erfolgt in drei unentbehrlichen Stufen. Erstmals muss man das untersuchte Material sammeln, danach wird das gesammelte Material auf Karten gezeichnet und zuletzt muss man die entstandenen Sprachkarten interpretieren.

Es ist jedoch nicht einfach das passende Material zu sammeln, für das richtige gibt es bestimmte Kriterien und Anforderungen. Darüber spricht Goossens (GOOSSENS, 1977) ausführlich in seiner Deutschen Dialektologie. Hier werden seine Bemerkungen kurz zusammengefasst. Im ganzen Untersuchungsgebiet sollten die Angaben nicht identisch sein.

Der Explorator sollte vorher feststellen, ob der Dialekt, den er in dem Gebiet untersuchen will, räumliche Unterschiede aufweist. Eine zweite Anforderung besteht darin, dass man die Sprachelemente, die man geographisch-vergleichend erforschen will, als Teile eines Systems betrachtet. Das Material sollte so zuverlässig sein wie möglich. Goossens (GOOSSENS, 1977) sagt zu der Zuverlässigkeit: „Es kommt also darauf an, die pragmatischen Parameter in

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der dialektologischen Befragung konstant zu halten und nicht etwa Bürgerdialekt und Mundart der Grundschicht, Dialekt der älteren und der jüngeren Generation, neutrale und affektive Sprechweise in buntem Durcheinander zu sammeln“ (GOOSSENS, 1977: 63).

Goossens (GOOSSENS, 1977) ergänzt: „[…], dass eine ausreichende Berücksichtigung von Schichtungen in einer dialektologischen Untersuchung manchmal die Durchführung ergänzender Befragungen voraussetzt“ (GOOSSENS, 1977: 65). Der nächste wichtige Punkt bei der Auswahl des richtigen Materials ist seine Menge, d.h., dass die Zahl von Orten im Untersuchungsgebiet möglichst groß sein sollte. Die Anzahl der Gewährpersonen hängt davon ab, zum welchen Zweck die Untersuchung durchgeführt wurde. Im Folgenden werden die oben angeführten Stufen näher beschrieben.

2.3.1 Methoden der Materialsammlung

Zurzeit gibt es drei Methoden, die sowohl als Einzelmethoden als auch verknüpft verwendet werden können. Es geht um Beobachtung, mündliche Erhebung (direkte Methode) und schriftliche Erhebung (indirekte Methode).

Beobachtung wird als die beste Methode betrachtet. Das Anschauen frei gesprochener Gespräche oder Monologe scheint die beste Variante für die Materialsammlung zu sein. Der größte Vorteil dieser Methode besteht darin, dass sie im Vergleich zu den anderen die zuverlässigste ist. Es droht bei ihr nicht, dass die aufnehmende Situation irgendwie künstlich sein könnte.

Am meisten wird eine Untersuchung jedoch mittels der mündlichen Methode durchgeführt, die auch häufig empfohlen wird, falls eine Beobachtung nicht möglich ist. Bei dieser Methode

„transkribierte früher der Explorator sofort die Angaben der Gewährperson in Lautschrift.

Heute wird vielfach ein Tonbandgerät verwendet und die Transkription findet in einem zweiten Arbeitsgang statt, was durch die Möglichkeit der beliebigen Wiederholung eine größere Zuverlässigkeit unter phonetischem Aspekt gewährleistet“ (GOOSSENS, 1977: 69).

Der größte Gewinn für die heutige Dialektologie ist streitlos die Erfindung vom

„Diktiergerät“. Dieses Gerät ist nämlich noch besser und hat mehr nützliche Funktionen als das Tonbandgerät und so erleichtert es dem Explorator seine Arbeit. Auch die digitale Bewahrung von Aufnahmen ist sicherer als auf den Tonbänden.

Die Erhebung mittels schriftlicher Methode wird am wenigsten empfohlen, weil sie einen ziemlich großen Nachteil aufweist. Bei ihrem Verfahren hat der Explorator keine einzige Möglichkeit die Zuverlässigkeit der Angaben sofort kontrollieren bzw. zusätzliche Fragen zu

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stellen, falls die Antwort nicht ausreichend ist. Deswegen sollte man schriftliche Methoden nur dann durchführen, wenn die anderen Methoden nicht angewandt werden können.

2.3.2 Kartiermethoden

Das gesammelte Material muss auf die Karten eingetragen werden. Die Sprachkarten sind das wichtigste „Werkzeug“ der Dialektologie. Der Erzeugungsprozess von Sprachkarten beruht auf zwei Grundtypen, es geht um die Punktmethode und die Flächenmethode. Goossens (GOOSSENS, 1977) beschreibt die beiden Methoden folgendermaßen: „Bei der Punktmethode werden die Daten für alle Belegorte einzeln auf die Karten eingetragen. Bei der Flächenmethode werden die Belege nicht einzeln eingezeichnet; vielmehr werden die für identisch gehaltenen Angaben mehrerer aneinander grenzender Orte nur einmal wiedergegeben; die Areale mit identischen Belegen werden durch Linien umrissen; auf diese Weise entstehen auf den Karten Flächen, die durch Verwendung von Schraffur und Farben besonders hervorgehoben werden können“ (GOOSSENS, 1977: 71). Bei der Punktmethode werden die Angaben detaillierter gezeichnet, deswegen ist sie sehr gut für wissenschaftliches Arbeiten geeignet. Im Gegensatz dazu steht die Punktmethode, die eher für vereinfachende Darstellungen passend ist.

Man unterscheidet zwischen Textkarten (Die Sprachformen werden hier auf der Karte an den Belegorten voll ausgeschrieben.) und Symbolkarten (Für jedes sprachliche Element wird ein eigenes Zeichen verwendet – ein Strich, ein Kreis, ein Dreieck, ein Viereck, …). Beide Methoden benutzen beide Kartentypen, es entstehen dann Punkttextkarten, Punktsymbolkarten, Flächentextkarten (die meisten Flächenkarten sind Textkarten) und einfache Flächensymbolkarten, die nur selten erscheinen (GOOSSENS, 1977: 71f).

2.3.3 Interpretation von Sprachkarten

Die von den Dialektologen angefertigten Sprachkarten müssen auch richtig interpretiert werden. Dazu dienen diese zwei Methoden: Die extra-linguistische Methode und die intern- linguistische Methode. „Die extra-linguistische Methode erklärt die Verbreitung der Spracherscheinungen und die geographischen Gegensätze zwischen ihnen mit Hilfe außersprachlicher Faktoren. Die intern-linguistische Methode sucht die Ursachen der Verbreitungen und Gegensätze in den Sprachsystemen selbst“ (GOOSSENS, 1977: 74).

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21 Die extra-linguistische Methode

Diese Methode geht davon aus, dass die Formen, die Gestaltung des Belegortes mit dem politischen und wirtschaftlichen Geschichte oder mit der Natur des Raumes zusammenhängt, anders gesagt, mit den äußerlichen (externen) Feststellungen. Diese Bedingungen gestalten dann die Ausdehnung bzw. Verfall der Dialektgrenzen. Die extra-linguistische Methode untersucht, ob sie mit den historischen Grenzen übereinstimmen oder auseinandergehen. Sie erklärt also die Verbreitung der Sprachelemente in Bezug auf die Verkehrsgrenzen, sie beleuchtet jedoch nicht wie es zu diesen sprachgeographischen Verhältnissen kommen konnte. Die Methode beinhaltet (nach GOOSSENS, 1977) sechs Punkte: Dialekt- und Verkehrsgrenze, Mischgebiete, Enklaven, die Form der Areale, Staffellandschaften und historisches Sprachmaterial.

Dialekt- und Verkehrsgrenze lassen sich so interpretieren, dass erstmals die historischen Grenzen existieren und nach diesen ergeben sich die Dialekte. Die Grenzen zwischen einzelnen Dialekten bilden in der ersten Linie die Verkehrsgrenzen (Gebirge, Wege, Flüsse,

…). „Aus einer Koinzidenz einer Dialekt- und einer Verkehrsscheide wird der Schluss gezogen, dass erstere dem Vorkommen der zweiten zufolge entstanden ist“ (GOOSSENS, 1977: 76). Diese Aussage gilt je mehr, desto größer die beiden Grenzen sind, die sich decken.

Bei den Mischgebieten passiert, dass sich zwei Dialekte, die sich gegenseitig beeinflussen, ineinander mischen und ein Areal mit beiden Dialekten entsteht. Es ist dann nur von der

„Kraft“ des einzelnen abhängig, welcher überlebt und welcher verfällt. „Zwei Areale mit den Sprachformen A und B in identischer Funktion brauchen sich nicht notwendigerweise gegenseitig auszuschließen. Häufig gibt es Kontaktzonen mit einer Überlagerung von A und B statt scharfer Grenzen. […] eine der konkurrierenden Formen im Mischbereich veraltet ist oder im Veralteten begriffen ist, während die andere jünger und lebenskräftiger ist. […] Ist A die alte und B die junge Form im Mischgebiet, so vergrößert B ihr Areal“ (GOOSSENS, 1977: 79).

Bei den Enklaven geht es um ein Gebiet, das als ein kleiner Dialektraum erscheint, wobei dieses Gebiet solche Merkmale aufweist, wie der im nebenstehenden Gebiet vorkommende Dialekt. „Abseits der Grenze zwischen einem Areal mit Sprachform A und einem mit Sprachform B kann im Gebiet B eine Insel mit Form A vorkommen. Diese kann als Reliktenklave Zeuge einer früheren größeren Verbreitung der Form A sein und deutlich machen, in welcher Richtung die Grenze seitdem verschoben worden ist. […]

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Verkehrsentlegene Inseln sind in der Regel Reliktgebiete, großstädtische Enklaven das Ergebnis einer Neuerung“ (GOOSSENS, 1977: 80).

Die große Bedeutung für die historische Entwicklung der einzelnen Dialektgebiete haben die Formen der Areale. „Dialektareale haben oft auffällige Formen, die an geometrische Figuren erinnern. Es gibt Gebiete in Form eines Kreises, eines Schlauchs, eines Trichters, eines Rings.

[…] Diese Formen sind nicht Ergebnis des Zufalls; sie sind im Gegenteil durch spezifische Sprachbewegungen zustande gekommen. Man kann deshalb versuchen, aus der Form der Areale die Richtung der sprachgeographischen Verschiebung abzuleiten“ (GOOSSENS, 1977: 81).

Der Prozess der Staffellandschaften wird nur bei der Interpretation von den Lautkarten verwendet. „Zwischen dem Areal einer Neuerung und dem einer älteren Lautstufe kann es einen Übergangsbereich geben, in dem die Grenzen bei den einzelnen Wörtern mit einem ursprünglich gemeinsamen Phonem nicht zusammenfallen“ (GOOSSENS, 1977: 84).

Historisches Sprachmaterial dient als Hilfsmittel für die Zeit, als es noch keine Nationalsprache gab. Dieses Material kann jedoch sehr nützlich sein, denn: „wenn man über historisches Material aus verschiedenen Orten eines Areals verfügt, kann man historische Sprachkarten zeichnen und durch einen Vergleich der heutigen mit der früheren Lage die Richtung der Verschiebungen feststellen“ (GOSSENS, 1977: 86).

Die intern-linguistische Methode

Diese Methode beschäftigt sich mit den inneren Elementen der Sprache, also mit ihrer Struktur. Ob alle Systeme und Regeln funktionieren, wie sie sollen, bzw. welche Unterschiede sich dazwischen ergeben, was könnten sie verursachen, zu welchen Veränderungen können sie führen, soll hier dargestellt werden. Goossens (GOOSSENS, 1977) beschreibt die intern- linguistische Methode mit folgenden Worten: „Intern-linguistisch ist eine Interpretation, die das Kartenbild durch Faktoren innerhalb der Sprachsysteme erklärt. Ihr Ausgangspunkt ist, dass in einem mangelhaften, schlecht funktionierenden System die Elemente umstrukturiert und gegebenenfalls ergänzt werden: dadurch wird das verlorene innere Gleichgewicht wiederhergestellt“ (GOOSSENS, 1977: 89). Ihre Untersuchungen, die auf der theoretischen Ebene durchgeführt werden, beruhen auf zwei Beweisführungen: „Koinzidenz von Isoglossen“ und auf „Narben“ (GOOSSENS, 1977).

Zum Schluss kann gesagt werden, dass die extra-linguistische Methode dank ihren Untersuchungen neue Informationen der Sprachgeschichte beibringt, während die intern-

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linguistische Methode die Aufklärungen der allgemeinen Sprachwissenschaft berücksichtigt (GOOSSENS, 1977).

2.4 Das Verfahren der Untersuchung mit theoretischer Hilfe von Spracherhebung bei Löffler

Für diese Arbeit wurde die direkte (mündliche) Methode ausgewählt. Das Ziel ist jedoch keine Anfertigung der Sprachkarte, sondern die Feststellung, ob überhaupt noch eine Mundart im Untersuchungsgebiet gesprochen wird, welche dialektale Merkmale sie aufweist und in welcher Maßgabe sie vertreten wird. Dabei ist wichtig daran zu denken, dass die Ausarbeitung an sich (also die linguistische Beschreibung der Mundart), neben vielen anderen Faktoren, hauptsächlich davon abhängig ist, über welche Sprachkompetenz der Verfasser verfügt.

Die eigene Erhebung von Daten ist durch bestimmte Faktoren determiniert. Löffler (LÖFFLER, 2003) erwähnt die folgenden fünf: „der Raum, d.h. der Aufnahmeort der Spracherhebung; der oder die Sprecher; der Zeitpunkt der Aufnahme; die Situation; die Thematik der sprachlichen Äußerung“ (LÖFFLER, 2003: 41). Da diese Faktoren von wichtiger Bedeutung für diese Arbeit sind, werde ich mich mit denen im Folgenden beschäftigen.

2.4.1 Sprecher-Auswahl

Die Gewährperson muss konkrete Bedingungen erfüllen. Sie soll einer der ältesten Bewohner im Untersuchungsgebiet sein, sie soll nicht für längere Zeit aus dem Ort herausgekommen sein und es wäre gut, wenn ihre Eltern auch schon Ansässige des Ortes wären. Bei solchen Gewährpersonen erscheinen jedoch Probleme wie beschränkte Konzentrationsfähigkeit, schlechtes Gedächtnis, allgemein labile geistige und physische Konstitution. Eine weitere Rolle bei der Auswahl der Personen spielen auch die Angaben zur Personen aus dem soziologischen Aspekt. Es geht um den Beruf, das Geschlecht, soziale Position u.a. Jedes Untersuchungsgebiet und jede Gewährperson sind jedoch so spezifisch und einzigartig, dass der Explorator nie alle Untersuchungskriterien erfüllen kann. Allgemein allerding gilt, je mehr Bedingungen er erfüllt, desto bessere Ergebnisse bringt die nachkommende Aufnahmeanalyse.

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2.4.2 Text-Auswahl

Bei der Auswahl des Textes ist es wichtig darauf zu achten, dass der Text wirklich eine gesprochene Sprache oder eine Form der Lautschrift darstellt. Der Dialekt vom Sinne her ist nämlich gesprochene Sprache. Löffler (LÖFFLER, 2003) dazu sagt: „Das einzig adäquate Mittel der Fixierung von Dialekt als einer ausschließlich gesprochenen Variante der Sprache ist die lautgetreue Aufzeichnung mit einem Tonträger oder in einer Lautschrift. Die Sprachaufnahme soll wirklichkeitsgetreu sein, d.h. eine echte Sprechsituation simulieren“

(LÖFFLER, 2003: 43). Die Themen des Gespräches leiten sich von der Bildung der Gewährpersonen ab, die meistens aus einer landschaftlichen Familie stammen. So betreffen die Themen dann solche Bereiche wie: die Welt der Familie, das Haus, die Arbeit u.a.

Allgemein gilt, „dass Spracherhebungen ohne spezielle Problemstellungen, gewissermaßen als allgemeine Textgrundlage für alle möglichen Untersuchungen, ein recht fragwürdiges Unterfangen sind“ (LÖFFLER, 2003: 44).

2.4.3 Fragebogen

Abgesehen von der Auswahl des Textes arbeiten die meisten Exploratoren mit einem Fragebogen. Entweder können sie vorgefertigte Sätze der Gewährperson vorlegen und fordern, dass sie diese Sätze in die Mundart übersetzt oder sie können statt den Sätzen einfach nur Wörter vorlegen und lassen die Gewährperson diese Wörter vorlesen (diese Methode hatte H. Fischer für seinen „Schwäbischen Atlas“ ausgewählt – siehe LÖFFLER, 2003: 45).

Mit den Sätzen arbeitete Georg Wenker und seine Sätze (sog. Wenker-Sätze, ihre Aufzählung finden Sie im Anhang) wurden lange Zeit benutzt. Heutzutage wird von ihrer Verwendung eher abgeraten, weil die Inhalte der meisten Sätze veraltet sind und deswegen nicht mehr für heutige moderne Gesellschaft anwendbar sind. So ein Fragebuch muss nicht unbedingt vor der Erhebung angefertigt sein. Er kann auch während der Untersuchung ergänzt werden, wodurch wird dessen gezielt, dass der Explorator die Fragen danach richtet, was er gerade feststellen möchte. Auch der Umfang des Fragebogens wird von dem Untersuchungsziel abhängig. Mit dem Umfang hängt auch die Dauer der Ausarbeitung zusammen.

2.4.4 Aufnahmemethode

Auch Löffler unterscheidet zwischen der indirekten und der direkten Methode, die schon am Ende des 19. Jh. K. Haag und K. Bohnenberger verwendeten. Bei dieser indirekten Methode erklärt er die Unterschiede zwischen dem gezielten Interview und dem freien Gespräch. Bei dem Interview stellt der Explorator der Gewährperson die vorher vorbereiteten Fragen, wobei

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sich das Gesprächsthema bei dem freien Gespräch aus der Sprechsituation selber ergibt. Zum freien Gespräch führt Löffler drei Bemerkungen an:

„1. Der Informant erzählt frei eine Geschichte oder ein Erlebnis vor dem Mikrophon. Der Interviewer ist still oder gibt lediglich Anstöße durch zustimmendes oder interessiertes Verhalten.

2. Der Informant unterhält sich mit einem oder mehreren Bekannten oder Familienmitgliedern in Form einer echten oder provozierten Konversation (conversation dirigée).

3. Der Informant unterhält sich mit dem Interviewer, den er entweder kennt oder der ihm bis dahin nicht bekannt war. Hierbei lassen sich durch Wechsel des Gesprächspartner bestimmte Sprechlagen provozieren“ (LÖFFLER, 2003: 49).

Bei allen diesen Methoden kann man an verschiedene Probleme stoßen. Das Hauptproblem ist die mögliche „Künstlichkeit“ bei der Aufnahme. Die Gewährpersonen sind nervös und schämen sich „in ein Gerät“ zu sprechen, oder sie begreifen falsch die Absicht des Explorators und versuchen schön Deutsch zu sprechen, obwohl der Explorator die Mundart aufnehmen möchte. Auf jeden Fall muss man mit verschiedenen Hindernissen bei der Aufnahme rechnen und versucht vorbereitet zu sein, diese zu vermeiden.

2.5 Die deutsche Mundartforschung und ihre Geschichte

Die Mundartforschung hat eine lange Tradition und für die moderne deutsche Sprache ist sie von der großen Bedeutung. Denn noch heute herausgegebene Sprachatlanten gehen von den Fragebogen und Spracherhebungen der Linguisten der vergangenen Jahrhunderte aus. Diese Forschung, die sich mit den Dialekten und Mundarten, ihrer Ausbreitung, Grammatik, Lautlehre und ihrem Wortschatz befasst, bringt als Ergebnis ihrer Arbeit ein sehr wichtiges Hilfsmittel für die moderne heutige Dialektologie – die Sprachatlanten. Die Anfertigung eines solchen Sprachatlasses ist jedoch ein sehr langer Weg, hinter dem sich zu viel Arbeit versteckt.

Im Folgenden wird einen Überblick über die wichtigsten Forscher und ihre Werke dargestellt.

Die ersten Beschäftigungen mit den Dialekten hängen eng mit „dem Aufkommen der überregionalen Druckersprachen im 16. Jahrhundert“ (LÖFFLER, 2003: 12) zusammen. „Die ersten Grammatiken der deutschen Sprache, die sich eng an das Schema der lateinischen Schulgrammatik heilten, waren aus der Erkenntnis erwachsen, dass eine Diskrepanz bestehe zwischen der Druck- und Buchsprache und den in den einzelnen deutschen Landschaften

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gesprochenen Sprache“ (LÖFFLER, 2003: 12). So entstand der Bedarf nach einer einheitlichen, normierten und für alle verständnisvollen Sprache. So begannen sich die Grammatiker mit der Kodifizierung der Sprachnorm, die „dem Missstand der Dialekte, die als Provinzialismen und Pöbelsprachen weit ab vom gelehrten Schriftdeutsch als der aufkommenden einheitlichen Kultursprache entgegenstanden“ (LÖFFLER, 2003: 12), zu beschäftigen.

Es entstanden Sprachgesellschaften, die sich um eine einheitliche Schriftsprache bemühten.

Eine von denen war in Hamburg und hieß Rosenzunft, ihr Leiter war Philipp von Zesen (1619-1689), der im Jahre 1640 für den älteren Ausdruck „Redeart“ (Art der gesprochenen Sprache) das Wort „Mundart“ eingeführt hat (BAUMBACH, 2001: 22). Den Sprachgesellschaften ging es vor allem „um die Pflege der neuen Buchsprache und deren Verbreitung auch in der gesprochenen Rede“ (LÖFFLER, 2003: 13). Als Vorbilder für die Schriftsprache nahmen die Forscher immer noch Luthers Schriften zur Hand. „Als Landschaft, in der die ‚Ausrede‘ der neuen Schriftsprache am nächsten kam, galt Obersachsen (Leipzig) mit seinem ‚meißnischen‘ Dialekt“ (LÖFFLER, 2003: 13). Das Wort „Mundart“ für

„die Sprache, wie sie gesprochen wird“ benutzte auch J. W. Goethe, der von den Weimarer Schauspielern eine „reine deutsche Mundart“, worunter eine dialektfreie Aussprache zu verstehen ist. Die lokalen Mundarten des Deutschen wurden damals als „verderbte Sprache“

angesehen (BAUMBACH, 2001: 22).

Bis die großen Wortatlanten entstanden, die sich räumlich auf das ganze Deutschland ausgedehnt haben, war es noch ein langer Weg. Als Vorläufer derer, die das ganze Deutschland einbezogen, können die Arbeiten bezeichnet werden, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erschienen und nur regionale landschaftliche Eigenheiten aufzeichneten.

„Eigentliche wissenschaftliche Beschäftigung mit den Mundarten erfolgte systematisch seit dem 19. Jh. im Zusammenhang mit der Erforschung der Sprachgeschichte des Deutschen“

(BAUMBACH, 2001: 22).

Als Begründer der eigentlichen Dialektforschung wird der Wissenschaftler Johann Andreas Schmeller (1785-1852) bezeichnet. Sein Werk – „Die Mundarten Bayerns, grammatisch dargestellt“, das er 1821 veröffentlichte, beschäftigt sich mit den Mundarten Bayerns und wird als eine vergleichende Grammatik und statistische Lautlehre (Zeit der statistischen Darstellung) betrachtet. Sechs Jahre später schuf er mit seinem „Bayerischen Wörterbuch“

das erste wissenschaftlich bearbeitete Mundartwörterbuch in vier Bänden (BAUMBACH, 2001: 22).

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Eine Bereicherung für die deutsche Mundart bringt am Ende des 19. Jhs. der Schweizer J.

Winteler mit seinem Werk „die Kerenzer Mundart des Kantons Glarus“. Diese Arbeit beschränkt sich zwar auf eine Ortsmundart, bringt jedoch etwas Neues mit. Winteler beschreibt die einzelnen Laute auf der Grundlage der Artikulationsbasis des Lautsystems. So fängt die Zeit der phonetischen Darstellung an (BAUMBACH, 2001).

Ein großes Werk der Dialektforschung, das den gesamten deutschen Sprachraum umfasst, stellt der Deutsche Sprachatlas dar. Dieses Schaffen wird Georg Wenker zugeschrieben, dem Gründer und Bearbeiter des Atlasses. Obwohl er mit seinen Untersuchungen in der Rheinprovinz anfing, dehnte sich sein Wirken langsam auf den gesamten deutschen Sprachraum aus. Seine Arbeit bestand in der Ausarbeitung eines Fragebogens. Dieses Fragebogen enthielt 42 (38 und in der Endphase 40) Sätze, die im Hochdeutschen geschrieben wurden. Diese Sätze verschickte er an Lehrer der nördlichen Rheinprovinz und sie sollten sie in die Mundart übertragen. „Schon 1877 konnte Wenker eine kleine Schrift mit einer Gliederung der rheinischen Mundarten nördlich der Mosel drucken lassen, die im selben Jahre eine unveränderte zweite Auflage erlebte. Sie bildet den Anfang der Dialektologie als areallinguistische Disziplin: G. Wenker, Das rheinische Platt. Den Lehrern des Rheinlandes gewidmet. Düsseldorf 1877. Neudruck in DDG 8, Marburg 1915“ (GOOSSENS, 1977: 110).

Die Ausarbeitung des Deutschen Sprachatlasses war ein langjähriges Unternehmen während dessen er für den Atlas staatliche Unterstützung gewann und an der Marburger Universitätsbibliothek zu arbeiten begann. Als sich Wenker 1879 entschied den Atlas auf ganz Nord- und Mitteldeutschland auszudehnen, wendete ihm das Ministerium eine bescheidene finanzielle Unterstützung zu und somit wurde das Sprachatlas zu einem institutionellen Unternehmen (GOOSSENS, 1977). 1887 bekam Wenker bei der Bibliothek einen Urlaub, zwei Mitarbeiter und die finanzielle Unterstützung und sollte das Unternehmen auf Süddeutschland ausdehnen. Erforschtes Material und die Karten, an deren Anfertigung Wenker selbst arbeitete, wurden Staatseigentum. Das Original des Sprachatlasses (Material und gezeichnete Karten) liegt in Marburg und seit 1926 wird er von den Nachfolgern Wenkers Ferdinand Wrede, Bernhard Martin und Walther Mitzka als „Deutscher Sprachatlas“

herausgegeben auf Grund des von Wenker begründete „Sprachatlas des Deutschen Reiches“.

(Deutscher Sprachatlas (DSA). Auf Grund des von Georg Wenker begründeten Sprachatlas des Deutschen Reiches in vereinfachter Form begonnen von Ferdinand Wrede, fortgesetzt von Walther Mitzka und Bernhard Martin. Marburg 1927-1956; 23 Lieferungen) – (GOOSSENS, 1977: 113). „Vom Methodischen abgesehen liegt die Bedeutung des Sprachatlasses vor allem

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darin, dass er Grundzüge der Gliederung des deutschen Sprachraums unter lautlichen und morphologischen Aspekt bekannt gemacht hat“ (GOOSSENS, 1977: 114).

Abb. 5: Das geschlossene Areal deutscher Dialekte um 1900 (GOOSSENS, 1977: 123) Der Nachfolger Walter Mitzka, der weiter am Deutschen Sprachatlas arbeitete, war der Begründer des „Deutschen Wortatlasses“ (DWA). An diesem Unternehmen arbeitete er zusammen mit anderen Mitarbeitern, wie L. E. Schmitt oder B. Martin. Bis 1972 wurde der Deutsche Wortatlas in 20 Bänden veröffentlicht. Dieses Gemeinschaftswerk bringt eine Fülle von Synonymen aus den einzelnen deutschen Dialekten (BAUMBACH, 2001).

Schirmunski (entnommen von BAUMBACH, 2001) sagt zur Dialektforschung im 19. Jh.

folgendes: „Die deutsche Mundartforschung hat mit der 2. Hälfte des 19. Jh. ein sehr umfangreiches Material deskriptiver Monographien fast aller Lokalmundarten der deutschen Sprache zusammengetragen, und zwar Material vorwiegend zum Lautstand, weniger zur Grammatik. Die dialektgeographische Schule hat den Versuch gemacht, dieses Material nach

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den geographischen Grenzen einzelner unterschiedlicher Mundartmerkmale zusammenzufassen und zu deuten. Ungeachtet wesentlicher technischer Mängel des Wenkerschen Atlasses (unvollständiges Material, ungenaue lautliche Aufzeichnungen), bedeuten die Ergebnisse der dialektgeographischen Arbeit einen Schritt vorwärts in der Entwicklung der deutschen Mundartforschung“ (BAUMBACH, 2001: 24).

Zur heutigen Zeit gibt es eine vielfältige Anzahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen im Gebiet der Sprachatlanten. Dank den neuen Technologien, die die Arbeiten der Forschung erleichtern, werden umfangreiche regionale Sprachatlanten erarbeitet und herausgegeben. Die Vertreter der Dialektforschung des 20. Jahrhunderts sind z.B. Hermann Niebaum, Heinrich Löffler, Gunther Schunk oder Jan Goossens.

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3 Dialektforschung und die deutschen Dialekte auf dem Gebiet Tschechiens 3.1 Dialektforschung auf dem Gebiet Tschechiens

In diesem Kapitel werde ich mich mit der Dialektforschung und mit den deutschen Dialekten auf dem Gebiet der Tschechischen Republik beschäftigen. Die Untersuchung der Dialekte kann man in drei Etappen unterteilen. Die erste Etappe umfasst den Zeitraum zwischen den beiden Weltkriegen ein, die zweite Phase beinhaltet den Zeitabschnitt vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Wende in 1989 und die dritte Periode dauert seit der „Samtenen Revolution“ bis heute.

Wie schon oben angedeutet wurde, reichen die deutsch-tschechischen Sprachkontakte bis zum Mittelalter und mit größeren oder kleineren Schwankungen dauern sie bis zum heutigen Tag.

Mit den deutschen Dialekten auf dem Gebiet Böhmens, Mährens und Schlesiens beschäftigten sich auf der wissenschaftlichen Ebene Ernst Schwarz und Franz Josef Beranek. Sie führten ihre Untersuchungen in der Zwischenkriegszeit durch. Ernst Schwarz widmete sich vor allem dem Sudetenland und bei Franz Josef Beranek hält man seine Erforschungen und Ergebnisse im Gebiet Südmährens von großer Bedeutung („Die Mundart von Südmähren“ – Bd. 7, 1936).

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden jedoch sämtliche wissenschaftliche Arbeiten wegen des Regimes ausgeschlossen. Nach der Wende veränderte sich die Situation und allmählich wurde den deutschen Verbliebenen eine größere Aufmerksamkeit gewidmet.

Es wird an zwei Projekten gearbeitet, an dem „Sudetendeutschen Wörterbuch“ und an dem

„Atlas der historischen deutschen Mundarten in der Tschechischen Republik“ (ADT).

Mit dem Sudetenland, seiner Geschichte und seinen Mundarten beschäftigt sich die seit dem Jahre 1988 errichtete Institution „Heimatpflegerin der Sudetendeutschen“. „Die Stelle wurde im Rahmen der Schirmherrschaft des Freistaats Bayern über die Sudetendeutschen und als Ergänzung zu den bayerischen Bezirksheimatpflegern geschaffen. Finanziert wird die Einrichtung vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, von den sieben bayerischen Bezirken, die im Verband der Bayerischen Bezirke zusammengeschlossen sind, und von der Sudetendeutschen Landsmannschaft, bei der die Stelle auch angesiedelt ist. Aufgabe der sudetendeutschen Heimatpflege ist es, die kulturelle Überlieferung der Deutschen aus und in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien zu dokumentieren, zu bewahren und zu fördern“ (Sudetendeutsche Heimatpflege). Die Organisation, seine Forschungen und Veranstaltungen sind verschieden: „Heimat- und Familienforschung, Oral History/Zeitzeugenprojekte, Mundart, Volksmusik und -tanz,

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