Betrachtungen zum E-Bike
vivavelo 2016
Vortrag am 19.4.2016
Thema: technische, energetische und ökologische Betrachtungen zum E-Bike
Referent: Dietmar Hertel
Betrachtungen zum E-Bike
Antrieb
! Der Elektromotor ist der ideale Antrieb der
mobilen Zukunft: mit höchstem Wirkungsgrad, lautlos, emissionsfrei und mit Sonnenenergie zu betreiben.
! Fahrzeuge mit Elektromotoren haben keine ökologischen Vorteile gegenüber
Verbrennungsmotoren: der Globalwirkungsgrad ist ähnlich schlecht und die Primärenergieträger sind hauptsächlich Erdgas, Kohle und Uran.
Betrachtungen zum E-Bike
Akku
! Die Energiedichte der Akkus wird sich in den nächsten 10 Jahren verfünffachen und das bei einem Fünftel des jetzigen Preises.
! Es läuft immer darauf hinaus, dass in der Summe der hundertfache Wert der
Energiedichte von Benzin gegenüber Batterien herauskommt, wodurch Batterien als
Speichermedium für Energie nicht besser sind als komprimierte Luft.
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Verbrauch
! Elektrofahrräder sind konkurrenzlos sparsam;
sie verbrauchen nur 0,5 bis 2 kWh Strom pro 100 km, das ist weit weniger als ein Euro.
! Um die Verbrauchskosten eines Pedelecs realistisch anzugeben, müssen außer den Stromkosten die anteiligen Akkukosten
eingerechnet werden. Dadurch haben Pedelecs Verbrauchskosten von 4 bis über 10 Euro pro 100 km.
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Verkehr
! Das Pedelec löst mehr und mehr das Auto für Kurzstreckenfahrten ab und verhindert dadurch den drohenden Verkehrskollaps in
Ballungszentren.
! Man hat übersehen, dass ein neues
Energieregime ein altes nie ablöst, sondern
lediglich ergänzt und damit das Energieangebot erhöht. In den letzten Jahren sind die
Verkaufszahlen von Pedelecs deutlich
gestiegen, während die Nutzung des Fahrrades als Verkehrsmittel rückläufig ist.
Betrachtungen zum E-Bike
Das Minimalprinzip
Wenn wir schon die ökologisch ertragbaren Grenzwerte nicht zuverlässig determinieren können, sollten wir die Belastungen so klein wie möglich halten.
Fahrzeuge sollten, was Gewicht, Ausstattung und Materialeinsatz angeht, am Nutzen und nicht am Machbaren orientiert sein.
Solange Technik expansiv ist, solange wird jeder
Technikeinsatz zur Expansion führen; wenn sie einem reduktiven Ansatz folgen würde, würde auch ihr
Technikeinsatz anders aussehen.
Betrachtungen zum E-Bike
Funktion und Nutzen
Bei der Beurteilung von Fahrrädern wird häufig die Funktion getrennt vom Nutzen betrachtet.
– Ein Fahrradrahmen aus Carbon ist ca. 20 % leichter als einer aus Aluminium, kostet das fünffache und erfordert einen viel größeren
Ressourceneinsatz, ohne dass der Nutzen für den Normalfahrer wahrnehmbar ist.
– Pedelecs mit 400 Wh-Akkus sind kaum noch verkäuflich, weil größere Akkus angeboten
werden, auch wenn für viele Fahrer die größere Reichweite belanglos ist.
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Fahrradbremsen
Felgenbremse Scheibenbremse
Bremsleistung
+ ++
Kosten
+ -
Bauteilgewicht
++ -
Krafteinleitung
++ -
Wartung
+ -
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Energietechnik
! Die alternative Energietechnik betrachtet nicht nur technische Prozesse und deren
Prozessgüte (Wirkungsgrad), sondern auch die Einrichtungen, die für die Bereitstellung, den
Bau, den Betrieb und die Entsorgung von Energie nötig sind.
! Moderne Technik wird häufig mit den veralteten Maßstäben der klassischen Energietechnik
beurteilt.
Betrachtungen zum E-Bike
Fazit
- Bei der energetischen und ökologischen Beurteilung von Pedelecs fehlt häufig die Ernsthaftigkeit in der Argumentation.
- Das Pedelec ist rechtlich ein Fahrrad und kein
Kraftfahrzeug. Würde der Gesetzgeber noch ein Maximalgewicht für Pedelecs vorgeben, hätten wir andere und bessere Lösungen.
- Die Fahrradbranche hat alle Kompetenzen für diese reduktiven Lösungen, aber manchmal nicht das
entsprechende Bewusstsein und Selbstbewusstsein gegenüber den neuen, expansiv denkenden
Marktteilnehmern.