• Keine Ergebnisse gefunden

SOZIOLOGISCHE ZUGÄNGE ZUM THEMA „GLOBALISIERUNG“

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "SOZIOLOGISCHE ZUGÄNGE ZUM THEMA „GLOBALISIERUNG“"

Copied!
26
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Universität Wien, Fakultät für Sozialwissenschaften Institut für Soziologie Wintersemester 2014-15

Ringvorlesung STEOP 1

Sozialwissenschaften und gesellschaftlicher Wandel:

aktuelle Debatten

„Staat – Globalisierung – Migration “

SOZIOLOGISCHE ZUGÄNGE ZUM THEMA

„GLOBALISIERUNG“

Josef Hochgerner

Zentrum für Soziale Innovation

(2)

ASSOZIATIONEN

Welt mit Schatten ... im Schatten?

„Weltweit vernetzt“

Neue „Global Players“, z. B. China

“IMAGES“ VON GLOBALISIERUNG

(3)

Schattenseiten der Globalisierung:

Unsere eigenen lange Schatten Schneller hinkommen, länger warten

“IMAGES“ VON GLOBALISIERUNG

(4)

Sozialer Wandel und Globalisierung:

Ein Henne-Ei-Problem?

Fragen:

(1) Was ist sozialer Wandel ? (2) Was ist Globalisierung ?

(3) Bestehen Wechselwirkungen zwischen sozialem

Wandel und Globalisierung ?

(5)

(1) Sozialer Wandel

... „die prozessuale Veränderung

der Sozialstruktur einer Gesellschaft

in ihren grundlegenden Institutionen,

Kulturmustern,

zugehörigen sozialen Handlungen und

Bewusstseinsinhalten.“

Wolfgang Zapf, 2003: Sozialer Wandel, in: Schäfers, B. (Hg.): Grundbegriffe der Soziologie, Opladen, S. 427-433) [Wiederholung, bereits beim Thema ‚Staat‘ erläutert]

(6)

(2) Globalisierung

Vier soziologisch relevante Dimensionen:

a. Entgrenzung sozialer Räume,

b. Reflexivität von Lokalität und Globalität, c. Kompression von Zeit und Raum,

d. Bewusstsein von Globalität

Vgl. Trinczek, Rainer, 2002: Globalisierung in soziologischer Perspektive; in:

Online Journal für Sozialwissenschaften und ihre Didaktik, Nr. 1/2002

http://www.jsse.org/2002/2002-1/soziologie-trinczek.htm

(7)

a. Entgrenzung sozialer Räume:

Multiple soziale Beziehungen überlagern sich (zunehmende Bedeutung von Medien und Technologien)

b. Reflexivität von Lokalität und Globalität: Wechselwirkungen zwischen lokalen Akteuren und internationalen Strukturen und Prozessen

c. Kompression von Raum und Zeit durch Technologien der Beschleunigung: Ein moderner Mythos, überall und immer dabei zu sein …

d. Bewusstsein von globalen Zusammenhängen entsteht:

Subjektive Konstruktion der Wirklichkeit – unterschiedliche Wahrnehmungen

SOZIOLOGISCHE ASPEKTE DER GLOBALISIERUNG

(8)

(3) Wechselwirkungen

zwischen Globalisierung und sozialem Wandel

Globalisierung ist für sozialen Wandel relevant, weil sich dadurch

die Formen, Bedeutungen,

Stabilität und Dynamik

von sozialen Beziehungen ändern

(9)

Soziologisch bedeutet Globalisierung

– eine raum-zeitliche Überlagerung, Vervielfältigung und Diversifizierung von sozialen Beziehungen,

 dabei nehmen kollektive Verbindlichkeiten ab und die Individualisierung zu.

Es entstehen

– neue Muster des sozialen Handelns und Sozialstrukturen, – neue Bewusstseinsinhalte und Erwartungen,

– die in neuen sozialen Institutionen

*)

Gestalt annehmen (z.B. globale

Unternehmen, aber auch zivilgesellschaftliche globale Akteure wie etwa Avaaz oder Global 2000).

*)

'Institutionen' sind Verfestigungen von dynamischen sozialen Prozessen.

vgl. Peter L. Berger, Thomas Luckmann, 2007: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie; Fischer TBV.

Globalisierung verstärkt sozialen Wandel

Zusammenfassung

(10)

Seite 16 Seite 17

Export des Heimischen

Import des Internationalen

GLOBALISIERUNG IN „ÖSTERREICH“

[gemeint, d.h. Quelle ist die so genannte „Zeitung“, vom Freitag, 10.12.2010]

(11)

Quelle: Dt. Bundestag, Enquete-Kommission „Globalisierung der Weltwirtschaft“, 2002

DIE KARRIERE DES BEGRIFFS GLOBALISIERUNG

... und der wirtschaftliche (handelspolitische) Hintergrund:

(12)

Die Dynamisierung der Globalisierung seit 1990:

• Kollaps der Sowjetunion und wirtschaftliche Öffnung Chinas

• Die Intensität des globalen Welthandels hat (auf wertmäßig freilich wesentlich

höherem Niveau) erst nach 1980 wieder den Stand von 1914 überschritten. - Zu frühen Phasen von Globalisierung s. Fernand Braudel, Sozialgeschichte des 15.–18. Jhdts. Bd. 3:

Aufbruch zur Weltwirtschaft, 1986. München: Kindler

Auswirkungen globaler Märkte, insbesondere der de-regulierten Finanzmärkte:

Dominanz der Finanzwirtschaft über Realwirtschaft [ = ‘Finanzialisierung’] schwächt Staaten (Verschuldung), Sozialsysteme (Versicherungen, Pensionen), Individuen und ihre Beziehungen (Arbeitslosigkeit, Armutsgefährdung, Stress ...). →

T. I.

Palley, 2007: Financialisation. What it is and why it matters. www.levyinstitute.org/pubs/wp_525.pdf

• Die Kluft zwischen Armut und Reichtum wächst: Ausweitung der Diskrepanz, die schon Polanyi (1944) für die Globalisierung des 19. Jhdts. festgestellt hat.

s. “World Wealth Report”: https://www.worldwealthreport.com/

• Polarisierung zwischen armen und reichen Regionen der Welt, und innerhalb der reichen Staaten und Metropolen (wachsende Armut

Migration

soziale und politische Konflikte)

GLOBALISIERUNG = ÖKONOMISCH GETRIEBEN

(13)

DIE DOMINANZ DER ÖKONOMIE ÜBER DAS SOZIALE

Wirtschaft

Aktuell – 21. Jhdt: Gibt es [soziale] Innovationen zur Integration von Wirtschaft in Gesellschaft ?

Gesellschaft

Gesellschaft

Wirtschaft

Das „System der Marktwirtschaft“

behandelt die

„Gesellschaft als Anhängsel des Marktes.“

S. 88*)

*) Karl Polanyi, 1978 [original: 1944]:

The Great Transformation. Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen. Frankfurt a.M.:

Suhrkamp

Große Teile der Wirtschaft sind von der Gesellschaft abgekoppelt Anonym agierende Märkte bestimmen gesellschaftliche Verhältnisse –ökonomische

Regeln wirken als ‘Sachzwänge’ gegenüber der Gesellschaft.

Öko-

system

Stress in sozialen Systemen

(14)

→ De-regulierte Marktwirtschaft in der kapitalistischen “Markt-Gesellschaft”

vgl. “Marktkonforme Demokratie”, A. Merkel, 2011: http://www.youtube.com/watch?

v=rIRoVwpG7DQ

Industrieller und wirtschaftlicher Fortschritt entfalten sich neben bzw. mit wachsender sozialer Ungleichheit.

Im weltumspannenden “System der Marktwirtschaft” verselbständigen sich die Regeln der Wirtschaft gegenüber den Regeln des sozialen Zusammenhalts (der Gesellschaft als

“Solidargemeinschaft”; “social cohesion” nimmt ab):

Wirtschaftliche Tauschprozesse werden unabhängig von sozialen

Beziehungen (“externalisierte Effekte” des wirtschaftlichen Handelns).

 Soziale Prozesse werden zunehmend abhängig von wirtschaftlicher Zweck- mäßigkeit, Menschen werden sozial entwurzelt, die Gesellschaft verliert die Kontrolle über das globale Finanzkapital und global “offene” Märkte.

DER “MOTOR” DER GLOBALISIERUNG:

(15)

Es gibt ein global dominantes Wirtschaftssystem, aber keine vergleichbaren globalen Sozialstrukturen

St re ss in s oz ia le n Sy st em en

GLOBALE WIRTSCHAFT OHNE WELTGESELLSCHAFT

(16)

Geldvermögen, Wirtschaftsleistung, Zinsen

Stress in sozialen Systemen:

Das Ende des ‚goldenen Zeitalters des Kapitalismus‘ (Eric Hobsbawm) ab Mitte der 1970er Jahre

“Lassen Sie Ihr Geld arbeiten!” – “Geld machen!”

US-amerikanische, deutsche, japanische Profitrate

im produzierenden Gewerbe. Grafik: IMF

(17)

Index of productivity 1959 until 2005 (USA) (1959=100)

Index of hourly compensation of production workers and non-supervisory workers

U.S. Data, Source:

Economic Policy Institute

PRODUKTIVITÄT STEIGT, ARBEITSLÖHNE STAGNIEREN

Ende des ‘goldenen Zeitalters des Kapitalismus’ (1)

Stress in sozialen Systemen

(18)

Ende des ‘goldenen Zeitalters des Kapitalismus’ (2)

Stress in sozialen System en

(19)

Quelle: Stockhammer et al. 1995

BIP: Brutto-Inlands-Produkt * ISEW: Index of Sustainable Economic Welfare

Reicher werdende Gesellschaften erleben

„relativen Wohlstandsverlust“

Ende des ‘goldenen Zeitalters des Kapitalismus’ (3)

Stress in sozialen System en

(20)

Die sozio-ökonomische These nach dem sogenannten

„Washington-Consensus“ (1990):

• Je reicher die Gesellschaft insgesamt wird, desto mehr würden Einkommensungleichheiten im Lauf der Zeit gemindert.

(Vertrauen auf „trickling-down“)

• Staaten sollen nicht umverteilen, sondern durch Deregulierung

und Liberalisierung aller Marktkräfte Wachstum und Reichtum schaffen:

Prinzip des „regulierenden“ statt des „verteilenden“ Staates

► „ governance“ statt „government“ „big society“ neben „lean government“

Lit.: de Soto, Hernando, 2002: Freiheit für das Kapital! Rowohlt, Berlin Stiglitz, Joseph, 2002: Die Schatten der Globalisierung; Siedler Verlag, Berlin s. auch: Stiglitz, Joseph, o.J.: The Post Washington Consensus Consensus; Working Paper:

http://www.policyinnovations.org/ideas/policy_library/data/01232

DAS „TRICKLING-DOWN“ VERSPRECHEN

(21)

Wandel der Soziologie zu einer globalisierten Wissenschaft

Die (Selbst-) Versicherung:

1. Soziologie wird von einer weltweiten Community of Scholars and Scientists getragen

2. Die integrativen Prozesse des sozialen Wandels und der Globalisierung bilden einen wichtigen Fokus der Soziologie 3. Soziologie ist grundsätzlich internationaler Bewusstseins-

bildung verpflichtet

Vgl. Martin Albrow/Elizabeth King, 1990:

Globalization, Knowledge and Society. Readings from International Sociology; Sage, London

Die Verunsicherung:

„Eine Soziologie, die ‚Gesellschaft‘

fast immer als eine durch den Nationalstaat definierte Größe, eben als nationale Gesellschaft, betrachtet hat, stößt bei einem politisch schwach strukturierten Gebilde wie der ‚Weltgesellschaft‘

auf konzeptionelle Schwierigkeiten“

Jürgen Habermas, 1998: Jenseits des Nationalstaats? In: U. Beck (Hg.), Politik der Globalisierung; Frankfurt./M.

SOZIOLOGIE IN DER GLOBALISIERUNG

Soziologie als intellektuelle Ordnungsmacht:

„Der soziologische Blick folgt der ordnenden Autorität ... des Nationalstaats. ... Gesellschaften (werden den) Staaten untergeordnet;

Gesellschaften sind Staatsgesellschaften, Gesellschaftsordnung meint Staatsordnung.“ (U. Beck, 2007)

(22)

Eine kleine Liste zum Weiterdenken ...

• Wer ist wie von Globalisierung betroffen?

• Reichweiten der Betroffenheit von bestimmten Globalisierungseffekten

• Unterscheidung von Globalisierungseffekten (Zeit, Ort, soziale Merkmale)

• Bewertungen von Globalisierungseffekten (+/- und Überschneidungen)

• Ursprünge, Quellen, Interessen und Mächte der Globalisierung

• Wahrnehmung von Globalisierung im Alltag (z.B. Kleidung, Essen, Kommunikation ...)

• Einstellungen zur Globalisierung (Meinungsforschung)

• Mögliche Analyseebenen:

• „Mikro“ (Gruppen, Bevölkerungsteile ...)

• „Meso“ (Institutionen, Regionen, Städte ...)

• „Makro“ (EU, „Triade“, Weltgesellschaft, Afrika, ...)

SOZIOLOGISCHE FORSCHUNGSFRAGEN

(23)

Empfohlene Texte (1)

Quellenangabe Charakterisierung der Art

des Texts: Warum relevant? Stichworte (keywords)

Amann, Anton, 2008:

Gesellschaft – Theoretisch sozusagen;

in: Anton Amann, Nach der Teilung der Welt. Logiken globaler Kämpfe; Verlag Braumüller, Wien;

Kap. 7, S. 199-221

Amann (U. Wien) stellt die vielfach kontroversiellen

Globalisierungsdebatten als Teil einer großen „Weltkapitalismus- Blase“ dar. Das Schlusskapitel enthält grundsätzliche

Überlegungen zum Verhältnis Zwischen Gesellschaft, Mensch und Wissenschaft.

• Grenzen der Globalisierung

• „Demontierte“

Gesellschaft

• Erkenntnis- grenzen

• Wissenschaft- liches Denken versus

Alltagsdenken

(24)

Empfohlene Texte (2)

Quellenangabe)

Charakterisierung der Art des Texts:

Warum relevant? Stichworte (keywords)

Beck, Ulrich, 2007: Die Eröffnung des Welthorizonts: Zur Soziologie der Globalisierung;

in: Ulrich Beck, 1997: Was ist Globalisierung. Irrtümer des Globalismus – Antworten auf Globalisierung; Suhrkamp

Taschenbuch 3867, Frankfurt/M.;

Kap. IV (teilweise): S. 48-73

Beck (Univ. München) behandelt in diesem Abschnitt das Problem der Soziologie, dass (auch sie) traditionell die Gesellschaft als der Staatsordnung unter- geordnet betrachtet.

• Container- Theorie

• Transnationale soziale Räume

• Plurale

Soziologie der Globalisierung

• Polyzentrische Weltpolitik

(25)

Empfohlene Texte Texte (3)

Quellenangabe

Charakterisierung der Art des Texts: Warum

relevant? Stichworte

(keywords)

Mahnkopf, Birgit, 2003: Zukunft der Arbeit: Globalisierung der

Unsicherheit;

in: Kurswechsel, Zeitschrift für gesellschafts-, wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen, Wien, Nr. 3/2003;

Download:

www.linksnet.de/artikel.php?id=1103

Mahnkopf (Wirtschafts- FH, Berlin) argumentiert, dass eine der größten Errungenschaften des 20.

Jhdts. - die Verknüpfung von sozialer Sicherheit mit Arbeit - gegenwärtig der De-Regulierung von Märkten geopfert wird.

• Unsicherheit

• Kapitalismus

• Institutionen

• zunehmende Informalität der Arbeit

• Gerechtigkeit

• Umverteilung

(26)

Univ. Prof. Dr. Josef Hochgerner Zentrum für Soziale Innovation Linke Wienzeile 246 A - 1150 Wien

Tel. ++43.1.4950442 Fax. ++43.1.4950442-40 email: hochgerner@zsi.at http://www.zsi.at

HERZLICHEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT – UND GUTES GELINGEN FÜR DIESES UND FOLGENDE SEMESTER

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Allerdings: Die Situation für Personen mit hoher Bildung aus Serbien und der Türkei ist in Österreich deutlich besser als in Deutschland.. o Bildung, die in Österreich wertvoll

• Welche Teile der Gesellschaft sind auf Sozialstaat und soziale Sicherheit angewiesen. • Wie können neue Modelle eines entwickelten Sozialstaats fundiert und

- Personen mit österreichischer Bildung in Österreich - Personen mit deutscher Bildung in Deutschland - Personen mit serbischer Bildung in Serbien?. - Personen mit

Allerdings: Die Situation für Personen mit hoher Bildung aus Serbien und der Türkei ist in Österreich deutlich besser als in Deutschland.... ZUSAMMENFASSUNG UND

• Welche Teile der Gesellschaft sind auf Sozialstaat und soziale Sicherheit angewiesen. • Wie können neue Modelle eines entwickelten Sozialstaats fundiert und

Vom klassischen Liberalismus zum libertären Sozialismus; SchwarzerFreitag, Berlin Noam Chomsky, 2006: Der gescheiterte Staat; Kunstmann, München Bob Jessop, 2007:

(2) Die integrativen Prozesse des sozialen Wandels und der Globalisierung bilden einen wichtigen Fokus der Soziologie (3) Soziologie ist grundsätzlich. internationaler

Allerdings: Die Situation für Personen mit hoher Bildung aus Serbien und der Türkei ist in Österreich deutlich besser als in Deutschland.... ZUSAMMENFASSUNG UND