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Energie & Umwelt: Aufsicht ohne Einsicht

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Aufsicht ohne Einsicht

Energie & Umwelt

Magazin der Schweizerischen Energie-Stiftung SES – 2/2014

> ENSI: Schutzpatronin aller Schweizer AKW-Betreiber

> Mühleberg und Beznau sind Risikoreaktoren

> Ausbauziele Erneuerbare zwölf Jahre früher erreicht

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INHALTSVERZEICHNIS

SCHWERPUNKTTHEMA: Aufsicht ohne Einsicht

4 Atomaufsicht ENSI: Schutzpatronin aller Schweizer AKW-Betreiber

Der Bundesrat hat den Atomausstieg beschlossen, doch der Schweizer Atom-Filz lebt munter weiter. Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) sollte laut Gesetz die AKW-Betreiber und die Nagra überwachen. Doch das ENSI vertritt vor allem die Interessen der Atombranche statt die Sicherheitsinteres- sen der Bevölkerung. Denn laut ENSI sind die Schweizer AKW «grundsätzlich sicher», Nachrüstungen sind bloss ein Supplement.

8 Schweizer AKW auf dem Prüfstand

Unsere AKW sind alt. Die Bauteile leiden unter dem sehr hohen Druck, der Hitze und der jahrelangen Neutronenstrahlung. Dieter Majer, Autor der neuen SES- Studie und ehemals Leiter der deutschen Atomaufsicht, hat die Sicherheits- defizite umfassend analysiert. Der Befund ist beängstigend: Unsere AKW ent- sprechen nicht mehr den heute geltenden Sicherheitsanforderungen.

10 Internationaler Atommüllkongress

Auch nach 40 Jahren Forschung ist die Entsorgung von Atommüll alles andere als gelöst. Der 1. internationale Atommüllkongress der SES brachte wichtige Sicher heitsaspekte, unbeantwortete Fragen und Probleme auf den Tisch.

12 Atommüll: Was die Schweiz von Schweden lernen kann

Schweden hat das Atommüllproblem gelöst – scheinbar zumindest. Das

«schwedische Modell» hat aber so massive Mängel, dass das 40-jährige Projekt kurz vor Schluss scheitern könnte. Ein Interview mit dem schwedischen Phy- siker und MKG-Direktor Johan Swahn.

14 Ein neuer Sarkophag für Tschernobyl

Nach dem Super-GAU 1986 wurde in höchster Eile und unter Lebensgefahr der Beteiligten ein Betonschutzmantel über die Reaktorruine gebaut. Die von Anfang an notdürftige Konstruktion ist unterdessen alt, rostig und hat teils riesige Löcher. Seit 2010 wird ein neuer Sarkophag gebaut.

16 Russisches Gas – risikoreiches Spiel

Ein Viertel des Erdgases, das wir in der Schweiz konsumieren, stammt aus Russ- land. 80% der russischen Gas-Lieferungen nach Europa fliessen durch die Uk- raine. Fakten und Überlegungen zur Abhängigkeit von russischem Gas.

18 SES-Jahresbericht 2013

Die Energiestrategie 2050 hat im Fokus der Arbeit SES gestanden – immer mit der Botschaft und der Überzeugung: lieber heute aktiv, als morgen radioaktiv.

19 Fachtagung 2014: Fossile Schweiz – Der Preis der Abhängigkeit

Zwei Drittel der Schweizer Energieversorgung basieren auf Erdöl und Erdgas.

Unkonventionelles Schiefergas und -öl bieten nur einen scheinbaren Ausweg.

Die SES-Fachtagung 2014 sucht nach Antworten: Wie gelingt es der Schweiz, sich von dieser Abhängigkeit zu lösen? Welche Optionen gibt es?

20 l News l Aktuelles l Kurzschlüsse l

22 Zubauziele Erneuerbare zwölf Jahre früher erreicht

Die im per 1. Januar 2014 revidierten Energiegesetz formulierten Ziele für erneuerbaren Strom werden viel früher, bereits 2018, erreicht. Jetzt ist das Parlament gefordert, diese positive Entwicklung mit der Energiestrategie 2050 entschieden zu fördern und zu beschleunigen.

Impressum

ENERGIE & UMWELT Nr. 2, Mai 2014 Herausgeberin:  

Schweizerische Energie-Stiftung SES, Sihlquai 67,  8005 Zürich, Telefon 044 275 21 21, Fax 044 275 21 20  info@energiestiftung.ch, www.energiestiftung.ch Spenden-Konto: 80-3230-3

Redaktion & Layout: Rafael Brand, Scriptum,   Telefon 041 870 79 79, info@scriptum.ch

Redaktionsrat:  

Jürg Buri, Rafael Brand, Tina Berg, Florian Brunner,  Felix Nipkow, Bernhard Piller, Katia Schär Re-Design: fischerdesign, Würenlingen   Korrektorat: Vreni Gassmann, Altdorf Druck: ropress, Zürich, 

Auflage: 10’000, erscheint 4 x jährlich Abdruck mit Einholung einer Genehmigung und   unter Quellenangabe und Zusendung eines Beleg- exemplares an die Redaktion erwünscht.

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E&U-Artikel von externen AutorInnen können und  dürfen von der SES-Meinung abweichen.

Das E&U wird auf FSC-Papier, klimaneutral und mit  erneuerbarer Energie gedruckt.

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EDITORIAL

Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss!

Von DIETER KUHN Vizepräsident SES

Liebe LeserInnen, eine Fabrik aus den 70er-Jahren produziert Chemikalien. Zu Beginn ent- sprach sie den neusten tech- nischen Erkenntnissen. Mittler- weile sind Verfahren und Gebäude über 40 Jahre alt ge worden. Heute würde man diese Chemikalien an- ders herstellen. Betreffend Zustand von Gebäude und Fabrikationseinrichtungen bestehen grosse Bedenken.

Ein Unfall hätte extrem weitreichende Folgen. Diese Fabrik bekäme heute keine Betriebsbewilligung mehr!

Warum stellt man die Fabrikbesitzer nicht einfach vor die Wahl: Produktion definitiv einstellen oder zumin- dest unterbrechen und so weit nachrüsten, bis die An- forderungen für eine zeitgemässe Betriebsbewilligung erfüllt sind?

Weil man einen Chemikalien-«Engpass» hätte? Nein, keineswegs. Diese Chemikalie braucht man nicht mehr – denn es gibt heute bessere und effizientere Produkte, die denselben Zweck erfüllen.

Weil man Angst vor den Folgen von Massen-Ent- lassungen hat? Nein, keineswegs. In der veralteten Chemi e-Fabrik sind nur wenige Spezialisten beschäf- tigt, die problemlos anderswo eine Stelle bekämen.

Weil es unmöglich ist, den Produktionsprozess zu unter- brechen und die nötigen Nachrüstungen vorzunehmen?

Zum Teil ja. Das Unterbrechen ist möglich. Das Nach- rüsten ist tatsächlich fast undurchführbar.

Weil die Fabrikbesitzer sehr einflussreich und mit den Aufsichtsbehörden verbandelt sind? Ja. Die Aufsichts- behörden kennen die Betreiber der Firma sehr gut

und sind, obwohl sich die Zeiten geändert haben, noch immer von der Unersetzlichkeit genau dieser Chemikalie überzeugt.

Was passiert?

Die Besitzer versprechen den Behörden, die Fabrik

«bald» abzuschalten. Diese verlangen, die Produktions- anlagen «ein bisschen» zu verbessern. Die Besitzer fin- den, die verlangten Verbesserungen seien zu teuer.

Die Behörden, die das eigentlich auch denken, weisen hilflos auf die riesigen Schäden hin, die im Fall einer Panne entstehen würden. Und auf die Öffentlichkeit, die Druck mache, obwohl sie ja von der Herstellung dieser Chemikalie und deren grosser Bedeutung nichts verstehe.

Alle hoffen, dass keine Panne passiert. Die Besitzer versuchen, ihr Geld zu sparen; die Aufsichtsbehörden versuchen ihr Gesicht zu wahren. Die Chefs der Auf- sichtsbehörde verlassen sich auf ihre Fachleute.

Dass die Geschichte nicht erfunden ist, sehen Sie in diesem Heft: Statt «Chemikalie» setzen Sie «Atom- strom» ein – und Sie erkennen, dass sich die eben beschriebene Geschichte tatsächlich so abspielt.

Aber es gibt ein paar unabhängige Fachleute, die von der Technik etwas verstehen! Und es gibt einen gut informierten, immer grösser werdenden Teil der Öffentlichkeit!

Dazu trägt die Schweizerische Energie-Stiftung seit bald 40 Jahren bei: Diesen Teil der Öffentlichkeit dank unabhängiger Fachleute grösser zu machen. Damit wir nicht einfach darauf hoffen müssen, dass keine Panne passiert.

Bleiben Sie dran – wir bleiben es auch! <

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ATOMAUFSICHT ENSI

Der Bundesrat hat den Atomausstieg beschlossen, doch der Schweizer Atom-Filz lebt munter weiter. Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) sollte laut Gesetz die AKW-Betreiber und die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) überwachen. Doch das ENSI vertritt vor allem die wirtschaftlichen Interessen der Atombranche statt die Sicherheitsinteressen der Bevölkerung. Denn laut ENSI sind die Schweizer AKW «grundsätzlich sicher», Nachrüstungen sind bloss ein Supplement.

Schutzpatronin aller Schweizer AKW-Betreiber

Von KURT MARTI

Freier Journalist BR, Redaktor INFOsperber

Das ENSI nahm seine Tätigkeit als Nachfolge- organisation der Hauptabteilung für die Sicher- heit der Kernanlagen (HSK) Anfang 2009 auf.

Schon die Startphase war eine Bruchlandung:

Peter Hufschmied, Präsident des ENSI-Rats, der die Aufsicht über die ENSI inne hat, musste wegen Interessenkollisionen unter öffentlichem Druck zu- rücktreten. Von 2004 bis 2007 war er CEO der Pla- nungsfirma Emch+Berger, welche auch Aufträge für die BKW Energie AG ausführte, unter anderem ausge- rechnet für das AKW Mühleberg.

Zudem war Hufschmied VR-Präsident des Tropen- hauses in Frutigen, das von der BKW gesponsert wur- de. Auch die Nagra subventionierte eine Ausstellung im Tropenhaus mit 50’000 Franken. Sowohl die AKW- Betreiberin BKW als auch die Nagra, die von den AKW-Betreibern finanziert wird, werden vom ENSI beaufsichtigt, für dessen Aufsicht wiederum ENSI- Rats-Präsident Hufschmied zuständig war.

Trotz dieses offensichtlichen Interessenkonflikts sa- hen weder der ENSI-Rat noch das ENSI darin irgendein Atom-Filz-Problem. Hufschmied erklärte auf der ENSI- Website entrüstet: «Ich bin überzeugt, dass meine Tätigkeit als ENSI-Rat alle Anforderungen an die Un- abhängigkeit immer erfüllt hat.» Auch die anderen Mitglieder des ENSI-Rats bedauerten den Rücktritt ihres Präsidenten, dem sie «eine kompetente, umsichtige und unabhängige Amtsführung» attestierten. Pikan tes Detail: Im ENSI-Rat sass zu dieser Zeit auch ETH-Profes- sor Horst-Michael Prasser, der wenige Monate später ebenfalls unter Druck der Öffentlichkeit seinen Platz räumen musste, weil sein Lehrstuhl zum Teil von der Atomlobby (swissnuclear) finanziert wurde.

ENSI und Nuklearforum: Positiv-Meldungen

Wenn ein Schweizer AKW in die Luft geht, dann hat das gravierende Konsequenzen für die Bewohne- rIn nen des Mittellandes. Das ENSI soll durch seine Arbeit eine solche Katastrophe verhindern. Daran sind grosse Zweifel angebracht, wenn man die Arbeitshypo these des ENSI-Direktors Hans Wanner hört: «Die Schweizer Kernkraftwerke sind grundsätz- lich sicher.» Und weil die Schweizer AKW grundsätz- lich sicher sind, dienen allfällige Nachrüstungen laut Wanner nur der «Schaffung von zusätzlicher Sicher- heit», also von Supplement-Sicherheit.

Auch Wanners zweite Arbeitshypothese tönt nach Atom-PR: «Die Bevölkerung fühlt sich sicher.» Zu die- sem Zweck wird die Bevölkerung auf der ENSI-Inter- netseite vor allem mit Positiv-Meldungen überschüt- tet. Beispielsweise am 4. April 2014 mit der Meldung:

«Internationale Überprüfungskonferenz Nukleare Si- cherheit: Erneut gute Noten für die Schweiz». Auf Nachfrage beim ENSI stellte sich heraus, dass dazu gar kein schriftlicher Prüf-Bericht existiert. Notdürf- tig stellte das ENSI anschliessend drei nichtssagende Folien ins Internet. Eine Überprüfung der PR-Bot- schaft des ENSI ist nicht möglich.

Die Positiv-Meldungen des ENSI werden jeweils dank- bar von der PR-Agentur Burson-Marsteller im Auftrag der Atom-Lobby und dessen Nuklearforum Schweiz verbreitet. Während das Nuklearforum über 3 Mio.

Franken für die Kommunikation ausgibt, sind es beim ENSI 1,5 Mio. Die PR bezahlen in beiden Fällen die StromkonsumentInnen oder die SteuerzahlerInnen.

Hochwasser-Studie mit reinem Hahnenwasser

Gibt es in der Schweiz einen tollkühneren Standort für ein Atomkraftwerk als die künstlich geschaffene Flussinsel Beznau mitten in der Aare, wo das Wasser von fast der Hälfte der Landesoberfläche zusammen- fliesst? Trotzdem braucht sich die Axpo als Betreibe- rin des AKW Beznau gar keine Sorgen zu machen, dass das älteste Atomkraftwerk der Welt abgestellt

«

Die Schweizer Kernkraftwerke sind grundsätzlich sicher.

»

Hans Wanner

Im Juni 2007 beschlossen der National- und Ständerat, die damalige verwaltungs- interne Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen HSK in eine öffentlich- rechtliche verwaltungsexterne Anstalt des Bundes zu überführen. Die Nachfolgeor- ganisation ENSI ist die Aufsichtsbehörde des Bundes für die nukleare Sicherheit der  schweizerischen Kernanlagen. Überwacht wird das ENSI vom ENSI-Rat, vergleich- bar dem Verwaltungsrat einer Aktiengesellschaft. 

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werden muss. Denn wenige Kilometer entfernt, an der Industriestrasse 19 beim Bahnhof in Brugg, befindet sich der Sitz der Atomaufsicht ENSI, der Schutzpatro- nin aller Schweizer AKW; stets dafür bemüht, dass die Aare auch bei 10’000-jährigem Hochwasser nur exakt so viel Wasser führt, dass für die AKW-Flussinsel Bez- nau kein Überflutungs-Risiko besteht.

Nach der Atomkatastrophe von Fukushima verlangte das ENSI von der Axpo einen Hochwasserbericht zum AKW Beznau. Ein Gefälligkeitsgutachten im Auftrag der Axpo rechnete das Hochwasserrisiko für das AKW Beznau klein. Das ENSI winkte das Interessen-Gutach- ten der Axpo im September 2011 problemlos durch und erteilte den Persilschein: Das Atomkraftwerk Beznau habe «den Nachweis der Beherrschung des 10’000-jährlichen Hochwassers erbracht».

Was die Axpo und das ENSI verschwiegen: Der Gefällig- keitsbericht rechnete mit reinem Wasser ohne jegliches Schwemmgut (Holz, Autos, etc.) und Geschiebe (Geröll, Sand). Mit dieser unrealistischen Rahmenbedingung kam der Axpo-Bericht zum Schluss, dass das AKW- Gelände nur bis maximal 0,37 Meter überschwemmt würde, was weit unter der Sicherheitsgrenze von 1,65 Metern liegt. Erst als Heini Glauser und Heinrich Weigl von der ENSI-Mahnwache die Axpo-Be rechnungen ve- hement bestritten, verlangte das ENSI von der Axpo den Einbezug von Geschiebe in die Berechnungen.

Dann herrschte zwei Jahre Funkstille, bis das ENSI kurz verlauten liess: «Die aktuellen Berechnungen des KKB berücksichtigen den Geschiebetransport.»

Gleichzeitig erhöhten das ENSI und die Axpo die Über- flutungshöhe des AKW-Geländes von 0,37 auf 0,85 Meter, ohne aber die Berechnungen transparent zu machen. Das Schwemmgut – also vor allem Holz – wurde weiterhin nicht berücksichtigt. Weitere Erhö- hungen der Überflutungshöhe sind also auf Druck der

AKW-Kritiker zu erwarten. Glauser bezeichnet das Verhalten des ENSI und der Axpo als «taktische Rück- zugsgefechte», mit denen der Abschalttermin des AKW Beznau – im Interesse des Axpo-Konzerns und gegen die Sicherheitsinteressen der Bevölkerung – hinausgezögert werden soll.

ENSI – Nagra – BFE: Der Atom-Filz lebt

Im Herbst 2012 stand der Atom-Filz am medialen Pranger: Der Geologe Marcos Buser trat mit Filzvor- würfen aus der Kommission für nukleare Sicherheit (KNS) zurück, die den Bundesrat und das ENSI bei Si- cherheitsfragen berät. Der ENSI-Rat gab darauf ein Gutachten beim Büro Interface in Auftrag, das Busers Filzvorwürfe untersuchte, beispielsweise der Vor- wurf, dass die Nagra das ENSI kontrolliere und nicht umgekehrt. Laut Interface-Gutachten schickte das ENSI tatsächlich seine Sitzungs-Protokolle und sicher- heitstechnischen Gutachten der Nagra zur so genann- ten «Vorvernehmlassung».

Busers Kritik machte eines deutlich: Das ENSI und das Bundesamt für Energie (BFE) verfügten offenbar nicht über das nötige Fachwissen, das zu einer gesetzeskon- formen Aufsicht und Kontrolle notwendig gewesen wäre. Beispielsweise der Sachplan geologische Tiefen- lager des Bundes wurde laut Buser «weitgehend von der Nagra selbst verfasst».

«

Was die Axpo und das ENSI verschwiegen:

Der Gefälligkeitsbericht rechnete mit reinem Wasser ohne jegliches Schwemmgut.

»

Mit Indiskretionen gegen Marcos Buser

Weil es dem Atom-Filz nicht gelang, den Kritiker Marcos  Buser zum Schweigen zu bringen, versuchte man, ihn  mit gezielten, medialen Indiskretionen unglaubwürdig zu  machen. Darauf zeigte er einen BFE-Mitarbeiter bei der  Bundesanwaltschaft  wegen  Amtsgeheimnisverletzung  an. Laut Buser hat der betreffende BFE-Beamte «eine PR- Agentur mit den Informationen versorgt, welche diese an  den ‹Sonntag› weiterleitete». Zeitweise habe diese PR-Agentur «für das ENSI, die  Nagra und für das UVEK gleichzeitig» gearbeitet, sodass sich hier die Frage nach 

«einer missbräuchlichen Verwendung von Steuergeldern» stelle. Nachdem die  Bundesanwaltschaft seine Anzeige abgelehnt hatte, reichte Buser Rekurs beim  Bundesstrafgericht in Bellinzona ein. Dessen Entscheid ist noch hängig.

Wie sicher sind unsere Schweizer AKW? Im Bild die AKW Beznau I+II und Mühleberg, die bedenkliche Sicherheitsmängel aufweisen. 

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Trotz dieser Fakten wagte das Interface-Gutachten nicht, die Filz-Vorwürfe explizit als solche zu bezeich- nen. Allzu sehr hing das Interface-Büro an BFE-Auf- trägen. Auf der Grundlage des Interface-Gutachtens wies auch der ENSI-Rat den Filzvorwurf zurück und behauptete keck, die Kontakte zwischen ENSI und Nag- ra seien «intensiv, aber sachgerecht». Was der ENSI- Rat nicht sagte: Beim erwähnten Zitat handelte es sich um die Selbsteinschätzung der Ensi-Mitarbeiter gegenüber den Interface-Gutachtern und nicht etwa – wie vom Ensi-Rat suggeriert – um eine neutrale Be- wertung der Interface-Gutachter selber.

Doch damit nicht genug des real praktizierten Atom- Filzes! Im dreiköpfigen ENSI-Rats-Ausschuss, der das Interface-Gutachten in Auftrag gab und dessen Durch- führung auch überwachte, sass einer, der von Busers Filzvorwurf selbst betroffen war: Der Atom-Lobbyist Werner Bühlmann, der bis 2011 als Stellvertreter des BFE-Direktors Walter Steinmann amtete und in dieser Funktion für die Erarbeitung und den Vollzug jenes

«Sachplans geologische Tiefenlager» verantwortlich war, den der Geologe Buser als «weitgehend von der Nagra selbst verfasst» kritisierte.

Bühlmann betrat im November 2011 zusammen mit dem Physiker Oskar Grözinger, dem ehemaligen Lei- ter der Nuklearaufsichtsbehörde des Bundeslandes Baden-Württemberg, die Bühne des ENSI-Rats. Grö- zinger hatte sich im Jahr 2010 im ARD-Magazin «Kon- traste» gründlich blamiert, wo er zusammen mit dem Kommunikationschef des TÜV auftrat: Als Grözinger sagte, das AKW Philippsburg werde «regelmässig ge- prüft», erwähnte der ARD-Reporter: «Wo ich nicht hinkomme, kann ich nicht prüfen.» Statt einer Ant- wort fuhr der Kommunikationschef des TÜV dazwi- schen: «Cut, wir haben gesagt: keine Nachfragen», worauf Grözinger – nota bene als Auftraggeber des TÜV – kleinlaut verstummte.

Datenschützer zwingt ENSI zur Transparenz

Ein weiterer Fall zeigt eindrücklich, wie das ENSI als Handlangerin der AKW-Betreiber funktioniert und wie undurchsichtig die Zuständigkeiten der Atomauf- sicht sind. Im Sommer 2012 kam die Meldung aus Bel- gien, das AKW Doel-3 sei wegen Rissen im Reaktor- druckbehälter abgeschaltet worden. Weil der Druck- behälter des AKW Mühleberg vom gleichen Hersteller stammt und darin bereits im Jahr 2009 ein Riss ent- deckt wurde, erteilte die BKW während der üblichen Revisionsarbeiten der Firma GE Hitachi einen Prüf- auftrag. Bereits am 31. August 2012 durfte das ENSI stolz den «guten Zustand des Reaktordruckbehälters des Kernkraftwerks Mühleberg» verkünden.

Als der «Beobachter-Redaktor» Thomas Angeli die Herausgabe des Prüfberichts verlangte, tat das ENSI so, als gäbe es diesen gar nicht und erwähnte nur das Prüfprotokoll, dessen Herausgabe es aufgrund des

«Geschäftsgeheimnisses» verweigerte. Darauf gelangte Angeli an den eidg. Datenschutz- und Öffentlichkeits- beauftragten. Dieser verlangte unmissverständlich, dass das ENSI dem «Beobachter»-Redaktor den Prüfbericht und das Prüfprotokoll herauszugeben habe.

Wie der Datenschützer weiter festhielt, hatte das ENSI dem «Beobachter»-Redaktor die Existenz des Prüf- berichts vorerst verschwiegen. Später behaup tete das ENSI, es habe den Prüfbericht gar nicht in seinen Ak- ten und die Prüfung des Prüfberichts sei extern vom Schweizerischen Verein für technische Inspektionen (SVTI) vorgenommen worden. Der SVTI ist Mitglied des Nuklearforums und damit Teil des Atom-Filzes.

Auch die Entscheidung, den Prüfbericht und das Prüfprotokoll nicht herauszurücken, fällte das ENSI nicht aus eigenem Antrieb, sondern die Aufsichtsbe- hörde musste dazu erst die BKW um Erlaubnis fragen, welche ihrerseits die Erlaubnis der GE Hitachi einho- len musste, die sich schliesslich gegen eine Heraus- gabe entschied.

Als der Datenschützer dem ENSI mitteilte, der Prüfbe- richt sei im Sinne des Öffentlichkeitsgesetzes ein amt- liches Dokument und das ENSI müsse begründen, wieso es die Herausgabe verweigere, liess das ENSI sei- ne Funktion als Schutzpatronin der AKW-Betreiber einmal mehr aufblitzen: Wenn eine Behörde nicht im Besitz eines Dokuments sei, dann müsse sie gemäss der Botschaft des Bundesrates zum Öffentlichkeitsge- setz das Dokument nur dann beschaffen und aushän- digen, wenn sie deren Erstellerin oder Hauptadressatin sei. Im vorliegenden Fall sei die Prüffirma GE Hitachi die Erstellerin und die BKW die Hauptadressatin des Prüfberichts. Deshalb müsse das ENSI das Dokument auch nicht beschaffen. Der Datenschützer hingegen ist der dezidierten Meinung, das ENSI sei sehr wohl Hauptadressatin des Prüfberichts.

«

Das ENSI hat dem ‹Beobachter›-Redaktor die Existenz des Prüfberichts kurzerhand verschwiegen.

»

«

Ja, so will es das Gesetz. In der Schweiz sind die Betreiber der Kernkraftwerke für die Sicherheit ihrer Anlagen verantwortlich.

»

ENSI-Mahnwache: steter Kampf gegen die atomare Unsicherheit. 

(7)

AKW-Betreiber schätzen Erdbebengefahr

Aufgrund neuer Erkenntnis in den USA verlangte die ENSI-Vorgängerin HSK im Jahr 1999 von den AKW- Betreibern eine Neubeurteilung der Erdbebengefahr.

Ein Jahr später nahm eine Expertengruppe die Arbeit an der «Probabilistischen Erdbebengefährdungsanalyse für die KKW-Standorte in der Schweiz» (Pegasos) auf.

2004 wurden die AKW-Betreiber durch die Resultate der Pegasos-Studie überrascht: Die Erdbebengefahr war mehr als doppelt so hoch wie bisher angenom- men. Auf Druck von swissnuclear, einer Lobbygruppe der AKW-Betreiber, knickte die HSK schnell ein und reduzierte die Erdbebengefahr kurzerhand um 20 %.

Anschliessend übernahm swissnuclear die Projektlei- tung zur «Verfeinerung» der Pegasos-Studie. Auf die Frage, ob folglich die Erdbebengefährdung von den AKW-Betreibern selbst bestimmt werde, antwortete ENSI-Chef Wanner: «Ja, so will es das Gesetz. In der Schweiz sind die Betreiber der Kernkraftwerke für die Sicherheit ihrer Anlagen verantwortlich.»

Wofür das ENSI da wäre

Die AKW-Betreiber kontrollieren sich weitgehend sel- ber und das ENSI segnet deren Gutachten ab. Einzig nach der Atomkatastrophe von Fukushima wollte das ENSI einmal zeigen, wofür es eigentlich da wäre. Die Atomaufsicht verfügte, dass die AKW-Betreiber innert einem Jahr einen Zwischenbericht zur Erdbeben-Ge- fahr abliefern mussten, noch bevor die «Verfeinerung»

der Pegasos-Studie durch swissnuclear abgeschlossen war. Statt Lob erntete das ENSI von der Kommission für nukleare Sicherheit (KNS) harte Kritik.

KNS-Präsident Bruno Covelli hielt dem ENSI vor, es habe «etwas schnell gehandelt». Gewisse Nachweise, die das ENSI verlangte, seien «nicht unbedingt nötig gewesen». Covellis Attacke gipfelte im Satz: «Man kann natürlich nicht jederzeit beliebig hohe Sicher- heitsniveaus fordern, die gar keinen Bezug mehr zur Realität haben.» Mit seiner Kritik transportierte Covelli offensichtlich den Ärger der AKW-Betreiber. Diese ideologische Übereinstimmung erstaunt nicht, denn drei von sieben KNS-Mitgliedern sind auch Mitglied beim Nuklearforum: neben Covelli auch Jean-Marc Cavedon und Urs Weidmann.

Erstaunlicherweise ist Weidmann auch Direktor des AKW Beznau und war damit direkt von der Erdbeben- Verfügung des ENSI betroffen. Laut Artikel 7a 3b der KNS-Verordnung dürfte Beznau-Direktor Weidmann gar nicht mehr in der KNS sitzen. Dort steht nämlich:

«Insbesondere dürfen die KNS-Mitglieder nicht in einem Anstellungs- oder Auftragsverhältnis stehen zu derjenigen Organisationseinheit einer Unternehmung, die eine Schweizer Kernanlage betreibt.»

Dieser Unabhängigkeits-Artikel trat Anfang 2014 in Kraft. Doch die Verordnung lässt für Weidmann selbstverständlich ein Hintertürchen offen. Laut der Übergangsbestimmung darf er noch bis 2015 in der KNS bleiben und weiter an zentraler Stelle für das

AKW Beznau lobbyieren. <

«

Die AKW-Betreiber kontrollieren sich weitgehend selber und das ENSI segnet deren Gutachten ab.

»

Oskar Grözinger, Mitglied ENSI-Rat: 

Im ARD-Magazin 

«Kontraste» gründ- lich blamiert.

ENSI-Direktor Hans Wanner: 

Seine Arbeits- hypothesen tönen  wie Atom-PR.

AKW-Direktor Urs Weidmann: 

sitzt an   zentraler Stelle.

Werner Bühlmann, Mitglied ENSI-Rat: 

Selber vom Filz- vorwurf betroffen.

Horst-Michael Prasser,

ehemals ENSI-Rat: 

Lehrstuhl teilweise von der Atomlobby  finanziert.

Die PR-Agentur  Burson-Marsteller  führt fürs Nuklear- forum Schweiz die  Geschäftsstelle.

hat die ENSI- Protokolle zur

«Vorvernehmlas- sung» erhalten.

durfte die Erdbeben-Studie «verfeinern».

liess Hochwasser-Berechnung ohne jegliches Schwemmgut fürs AKW Beznau erstellen.

behält den Prüfbericht über das Atom- kraftwerk Mühleberg unter Verschluss.

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Von FLORIAN BRUNNER Projektleiter Atom&Strom

Die Atomkraftwerke Mühleberg und Beznau gehören zu den ältesten Anlagen weltweit. Die Reaktoren und die einzelnen Komponenten weisen fortgeschrittene Alterungsprozesse auf, welche die Sicherheit stetig reduzieren. Die Anlagen, konzipiert und erbaut in den 1960er- und 1970er-Jahren, sind weit entfernt vom heutigen

«Stand von Wissenschaft und Technik», der grösst- mögliche Sicherheit garantieren soll. Dies belegt eine im Februar 2014 veröffentlichte Studie von Dieter Majer, ehemaliger technischer Leiter der deutschen Atomaufsicht im Bundesumweltministerium. Im Mit- telpunkt stehen die sicherheitstechnischen sowie die alterungsbedingten Probleme. Die Studie, die im Auf- trag von SES und Greenpeace verfasst worden ist, hat folgende vier Haupterkenntnisse und daraus resultie- rende, bedenkliche Sicherheitsmängel festgestellt.

1. Erkenntnis: Das Alter hinterlässt

deutliche Spuren

Die AKW Mühleberg und Beznau I + II sind nicht mehr sicher. Denn die Sicherheit des gesamten Kraftwerks ist abhängig von der Sicherheit seiner Einzelteile.

Diese werden wegen der Hitze, dem sehr hohen Druck und der radioaktiven Strahlung fortlaufend stark beansprucht. Alterungsprozesse belasten und beein-

trächtigen alle Bestandteile eines AKW erheblich. Mit zunehmendem Alter – Mühleberg ist bereits seit 1972, Beznau sogar seit 1969 in Betrieb – steigt das Risiko enorm, dass einzelne Komponenten versagen. Wenn mehrere Alterungsprozesse zusammenspielen (wie etwa Versprödung, Korrosion und Ermüdung beim Stahl des Reaktordruckbehälters), führt das zu einer mehrfachen Belastung des Materials. Die Sicherheit des Gesamtsystems sinkt massiv.

Das Problem ist, dass viele Alterungseffekte oft nicht sicht- und kaum voraussehbar sind. Denn häufig sind es mikroskopisch kleine Veränderungen in der Grund- struktur des Materials und nicht alle Stellen und Komponenten in einem AKW sind zugänglich und kontrollierbar. Ausserdem können Alterungsprozesse schlecht vorausgesagt werden. So werden Schäden meist nur zufällig und erst nach dem Versagen der Komponenten entdeckt. Hinzu kommt, dass viele Komponenten nicht einfach ausgewechselt und Ex- tremsituationen – wie z.B. ein überhitzter Reaktor in Fukushima – nicht getestet werden können. Doch etwas ist sicher: Die Ausfallrate der Komponenten nimmt mit steigender Betriebszeit stetig und dras- tisch zu (siehe Abbildung links).

2. Erkenntnis: Nachrüstungen haben

begrenzte (Sicherheits-)Wirkung

Von AKW-Betreiberseite wird immer wieder betont, dass die Werke dank Nachrüstungen komplett er neuert worden sind, über modernste Technik verfügen und so- mit mit dem Sicherheitsniveau von neuen Anlagen ver- gleichbar sind. Doch diese Aussage ist falsch, denn konzeptionelle Schwächen und Sicherheitsnachteile einer alten Bauweise bestehen in älteren Anlagen weitgehend weiter. Einige Komponenten können zwar ersetzt werden, andere – zum Beispiel das Herz- stück einer Anlage, der Reaktordruckbehälter – hin- gegen nicht. Die Nachrüstung alter AKW mit neuer Technologie führt in einigen Fällen auch zu neuen Problemen beziehungsweise Folgefehlern, d.h. Kompa- tibilitätsprobleme können zu zusätzlichen Risiken führen. Nachrüstungen bleiben Stückwerk, ihr Nutzen ist zweifelhaft, kein AKW in der Schweiz erreicht das Niveau neuer, moderner Atomtechnologie.

Schweizer AKW auf dem Prüfstand

MÜHLEBERG UND BEZNAU SIND VERALTETE RISIKOREAKTOREN

Die Schweizer AKW, insbesondere Mühleberg und Beznau, sind alt, sehr alt sogar! Tausende von Bauteilen leiden unter dem sehr hohen Druck, der Hitze und der j ahrelangen Neutronen- strahlung, sie rosten und verspröden. Die Sicherheit nimmt stetig und massiv ab. Dieter Majer, Autor der neuen SES-Studie und ehemaliger Leiter der deutschen Atomaufsicht, hat die Sicherheitsdefizite umfassend analysiert. Der Befund ist klar und beängstigend:

Unsere AKW entsprechen nicht mehr den heute geltenden Sicherheitsanforderungen.

Die Ausfallrate von technischen Komponenten folgt der so genannten Bade wannenkurve.

Grafik: Fischerdesign

Lebensdauerkurve Ausfallrate

Betriebszeit Inbetriebnahme

PHASE A PHASE B PHASE C

Zufallsausfälle möglich Steigende Ausfallrate,  d.h. zunehmende  Komponenten-/Anlagen- Unverfügbarkeit

(9)

3. Erkenntnis: Die Sicherheits-

defizite werden verschleiert

Der Begriff «Stand von Wissenschaft und Technik» ist in der Fachwelt weitgehend unumstritten. Er garantiert, dass die neus- ten Erkenntnisse stetig in die Sicherheits- konzepte einfliessen. Diesen Stand müssen Schweizer AKW jedoch nicht erfüllen, sie müssen nur dem «Stand der Nachrüst- technik» genügen. Dieser nur in der Schweiz verwendete Begriff für Altreak- toren ist ein inhaltsleerer Massstab, da er in keiner Weise mit konkreten Sicher- heitsanforderungen oder -normen ver- bunden ist. Bestehende Sicherheitsdefizi- te, gemessen am «Stand von Wissenschaft und Technik», werden dadurch verschlei- ert. Statt auf genormten Sicherheitskri- terien basieren die vom ENSI1 geforderten Nachrüstungen vor allem auf Überle- gungen, ob die Massnahmen in den veral- teten Anlagen ökonomisch und technisch umsetzbar sind oder nicht.

4. Erkenntnis: Die Kernschadenhäufigkeit

wird gesund gerechnet

Die Eintrittshäufigkeit von Kernschmelzen wird über Wahrscheinlichkeitsaussagen, so genannte probabili s- tische Analysen2, geschätzt. Dabei werden Schwach- stellen im Gesamtsystem eines AKW identifiziert. Die Verwendung der Probabilistik als Sicherheitsnachweis ist jedoch missbräuchlich, denn die ermittelten Werte sind mit erheblichen Unge nauigkeiten verbunden. Die Versagenshäufigkeit einer Komponente kann nur sehr grob geschätzt und Alterungseffekte können nicht voll- umfänglich berück sich tigt werden.

Die Atomindustrie geht von «einem schweren Unfall in 10’000 Betriebsjahren» aus. Inzwischen sind aber bereits fünf Kernschmelzen innerhalb von rund 6000 Betriebsjahren eingetreten!3 Nach Einschätzung von Fachleuten liegt die Fehlerquote sogar bei Faktor 100.

Das heisst die Kernschadenhäufigkeit könnte statt bei 1 Mal in 10’000 Jahren auch bei 1 Mal in 100 Jahren liegen. Das ist ein für die Sicherheit völlig inakzep- tabler Wert! Die bisherigen Berechnungen wei sen schwere methodische Defizite auf und das Risi ko ei- ner Kernschmelze wird so gesundgerechnet.

Riskantes Spiel mit der Sicherheit

Die Anlagen in der Schweiz sind weit entfernt vom heutigen Stand von Wissenschaft und Technik. So be- steht z.B. weder beim AKW Mühleberg noch bei Bez- nau I + II ein ausreichender Schutz gegenüber Flug- zeugabstürzen. Insbesondere Mühleberg und Beznau sollten wegen der in der Studie festgestellten Sicher- heitsdefizite unverzüglich abgeschaltet werden. Der Weiterbetrieb stellt ein enormes Risiko dar. Dass wir in der Schweiz ein riskantes Spiel mit der Sicherheit spielen, zeigt ein Beispiel aus Belgien. In den AKW

Doel 3 und Tihange 2 wurden bereits Mitte 2012 zahl- reiche Risse an den Reaktordruckbehältern entdeckt.

Die Reaktoren wurden im August 2012 abgeschaltet und nach einer Überprüfung im Juni 2013 wieder hoch- gefahren. Bei einer erneuten Materialprüfung im März 2014 wurden nun wiederum un erwartete Ergebnisse festgestellt. Der Stahl, der in den Reaktordruckbehäl- tern verbaut ist, wurde mit Strahlen bombardiert. Der Test sollte Aufschluss geben, wie stark das Material in 40 Betriebsjahren strapaziert werden kann. Der Reak- tordruckbehälter ist das hochsensible Kernstück jedes Atomreaktors – ist er brüchig, kann er bersten und es kommt zum Super-GAU. Die Details zu den Testresul- taten werden von den belgischen Behörden unter Ver- schluss gehalten. Sie müssen jedoch erschreckend sein, denn die Betreiber haben die Meiler freiwillig sofort vom Netz genommen. Ob die AKW je wieder ans Netz gehen, lässt die belgische Aufsichtsbehörde offen.

Dieser Test könnte auch Auswirkung auf die Schweiz haben, denn der Reaktordruckbehälter des AKW Müh- leberg stammt aus derselben Schmiede wie diejenigen der AKW Doel und Tihange. Die Schweiz treibt ein äusserst riskantes Spiel mit ihren Uralt-Reaktoren. Es ist definitiv an der Zeit, dieses Spiel zu beenden! <

1  Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat

2  Probabilistische Analysen sollen aussagen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines     Ereignisses, wie z.B. einer Kernschmelze, ist. 

3  Three Mile Island 1979, Tschernobyl 1986 und drei Reaktorkernschmelzen in      Fukushima 2011

Mühleberg, 25. März 2011: Greenpeace projiziert den Slogan «Restrisiko» auf das  AKW  Mühleberg und fordert eine sofortige Stilllegung des AKW Mühleberg. 

Foto: Greenpeace, Jacob Balzani Lööv

Download der Studie «Risiko Altreaktoren Schweiz» von Dieter Majer im Auftrag der SES und Greenpeace: www.energiestiftung.ch > Publikationen

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Auch nach 40 Jahren Forschung ist die Entsorgung von Atommüll alles andere als gelöst.

Der 1. internationale Atommüllkongress der SES, der am 13. März in Zürich stattfand,

brachte wichtige Sicher heitsaspekte, unbeantwortete Fragen und Probleme auf den Tisch – und verschaffte so einen sehr wertvollen, interessanten Überblick über den Stand der Atommüllentsorgung in der Schweiz und im Ausland.

Heute vernünftige Lösungen erscheinen rück blickend oft unvernünftig

1. INTERNATIONALER ATOMMÜLLKONGRESS

Von RAFAEL BRAND E&U-Redaktor

Bereits der erste von der SES organisierte inter- nationale Atommüllkongress wurde von viel Pub likum besucht. Die Suche nach einem Atom- müll-Tiefenlager und die vielen unbeantwor- teten Sicherheitsfragen beschäftigen und be we- gen ganz offensichtlich. Der SES-Atommüllkon- gress stiess bei den anwesenden Vertretern von Behörden, Regionalkon ferenzen und atomkritischen Organisationen, bei Fachpersonen und sonstigen Besu- cherInnen auf grosses, reges Interesse.

Kann der Mensch die Verantwortung für 1 Million Jahre übernehmen?

«Nein, der Mensch kann es nicht – er muss es trotz- dem tun!», beantwortete Eckhard Kruse gleich zum Auftakt seines Referats die Frage, ob der Mensch die Verantwortung für die sichere Entsorgung von Atom- müll für 1 Million Jahre übernehmen kann. Kruse ist Pastor und Endlagerbeauftragter der evangelischen Landeskirche Hannover und beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit der Atommüllentsorgung und dem La- ger in Gorleben, Deutschland. «1 Million Jahre liegen jenseits jeglicher menschlichen Vorstellungskraft. Wir

haben es mit einem Ewigkeitsproblem zu tun, das jede künftige Generation beschäftigen wird.» Eckhard Kruse betonte: «Menschen handeln häufig nicht vernünftig.

Rückblickend erscheinen vernünftige Lösungen oft unvernünftig.» Und weiter: «Ich habe Zweifel, dass es national sichere Lösungen gibt. Fragen Sie nach, wenn Sie ‹absolut sicher› hören!»

Für Pfarrer Kruse stellt sich die Frage der Verantwor- tung anders – nämlich «WIE können die Menschen Verantwortung über sehr lange Zeiträume tragen?»

Daraus ableitend plädierte Kruse für «selbsterneu- ernde Prozesse» und betonte: «Die Fragen der heu- tigen Generation sind ernst zu nehmen. Sie sind eine Bereicherung für die Entscheidprozesse.» Für Eckhard Kruse ist deshalb klar: «Es gibt langfristig nur eine möglichst sichere Zwischenlagerung, welche Möglich- keiten offen hält, korrigierend einzugreifen. Dafür braucht es aber genügend finanzielle Mittel.»

«Das beste Konzept, das wir heute haben»

«Es so gut zu machen, wie wir das heute können», das ist die Aufgabe der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra), erklärte Markus Fritschi, Mitglied der Geschäftsleitung, dem Kon gress- pub likum. Ziel der Nagra sei «eine möglichst sichere Lösung», sagte Fritschi, das heisst, die radioaktiven Ab- fälle «so zu entsorgen, dass zukünftigen Generationen keine unzumutbaren Lasten und Verpflichtun gen auf- erlegt werden». Dabei gebe es durchaus noch «tech- nische Fragen, die es zu klären gilt», bestätigte Markus Fritschi am SES-Atommüllkongress.

Die Lagerung von radioaktiven Abfällen sei «ein Multi- Generationen-Projekt», betonte auch Fritschi. Diesen Generationenwechsel zu bewältigen, sei eine Heraus- forderung. «Zentral ist die Sicherheit – und nicht politische Gegebenheiten und lokaler Widerstand», ar- gumentierte der Nagra-Geschäftsleiter. Für Fritschi sind die Lagerung und Entsorgung vor allem eine poli- tisch-gesellschaftliche Herausforderung. Dazu äus- serte Fritschi aber seine Bedenken: «Ich habe ernst- haft etwas Sorgen, dass dieser Wille, eine Lösung zu treffen, aufrechterhalten werden kann.»

Fritschi weiter: «Die grösste Ungewissheit ist die Entwicklung des Menschen.» Die beste und sicherste Lösung sei deshalb, die radioaktiven Abfälle zu ver- Aufschlussreiches Podium zu zentralen Fragen der Atommüllentsorgung.

Foto: Noemi Tirro

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schliessen und von Menschen fernzuhalten. Nagra- Geschäftsleiter Fritschi ist überzeugt: «Es ist unsere Verpflichtung, diese Umweltschutzaufgabe zügig, das heisst, so schnell wie vernünftig möglich umzuset- zen und nicht auf die lange Bank zu schieben. Die Grundlagen hier weiter zu gehen, liegen vor.»

«Die Probleme müssen gelöst sein, bevor der Standort festgelegt wird»

«Ich bin überzeugt, dass wir zuerst ein Test lager im gleichen Massstab erstellen müssen, um zu klären, ob wirklich alles wie gedacht funktioniert», forderte Wal- ter Wildi, ehemaliger Präsident der Kommission für die Sicherheit von Atomanlagen (KNS) am Atommüllkon- gress: «Die Atommülllagerung darf kein gewagtes Pilot- projekt sein!» Wildi argumentierte: «Die Probleme und Problematiken, die nach wie vor bestehen, müssen gelöst sein, bevor der Standort festgelegt wird.»

«Das Sachplanverfahren, das auch viel Gutes hat, ist auf Irrwegen», erklärte Wildi am Atommüllkongress und fragte: «Wie soll ein Standort ausgewählt werden, wenn z.B. noch keine optimalen Lösungen bezüglich Zugang zum Tiefenlager vorliegen?» Schwierig mache die Situation auch, dass es keine unabhängige «nicht- orientierte Forschung» gebe und der wissenschaftliche Nachwuchs fehle. Walter Wildi kam zu einem klaren Fazit: «Es gibt keine Gesamtplanung, die fortlaufend und rückwirkend Interferenzen und technische Fra- gen aufnimmt.» So lange das nicht klar geregelt sei,

«so lange werden wir das Entsorgungsprogramm nicht in den Griff bekommen», zeigte sich Wildi am Atom- müllkongress überzeugt.

Bezüglich Entsorgungskosten, die stets höher ein ge- schätzt werden, sprach Wildi ebenfalls Klartext: «In der Kasse – je nach Schätzung und Hochrechnung – fehlen pro EinwohnerIn mindestens 1000 bis 2000 Franken. Die heutige Finanzierung der Entsorgung ist nicht realistisch, funktioniert nicht – und muss auf eine andere Basis gestellen werden.»

«Nicht die Behörden, die Umweltbewegung war bisher Garant für Sicherheit»

Kann man Experten und Politik vertrauen? Mathias Edler, Atomexperte von Greenpeace Deutschland, be- antwortete aufgrund der Erfahrungen in Deutschland die Frage wie folgt: «Auf wichtige Fragen haben wir häufig keine befriedigende Antworten erhalten – von den AKW-Betreibern nicht, der Wissenschaft auch nicht und von der Politik schon gar nicht.» Edler stell- te klar: «Wenn wir bei hochradioaktiven Abfällen ei- nen Fehler machen, ist das mit Sicherheit nicht mehr rückgängig zu machen!» Tatsache sei, dass keiner den Atommüll haben wolle. «Wenn mal der Fehler ge- macht wurde, sich auf einen Standort, wie in Deutsch- land Gorleben, festzulegen, dann haben wir eine sta- bile politische Mehrheit für diesen Standort – egal, was die Wissenschaft sagt.» Atommüll stelle eine Heraus- forderung für die Demokratie dar, betonte Mathias Edler: «Entscheidungen müssen über Legislaturen Bestand haben, aber über Generationen korrigierbar

sein.» Edler ist überzeugt: «Die Atommüllfrage ist nicht im Kompromiss lösbar.» Und weiter: «Ein zweit- oder drittbestes Lagerkonzept können wir uns aber nicht leisten!» Alleiniger Massstab sei die Sicherheit und diese sei nicht verhandelbar.

Am Schluss dann zitierte Mathias Edler noch eine ak- tuelle Bevölkerungsumfrage zur Glaubwürdigkeit bei der Atommüllfrage: «Den grössten Vertrauensbonus haben die atomkritischen Wissenschafter, die Umwelt- verbände liegen auf Platz 2. Die Wirtschaftsvertreter und die Politik sind auf den letzten Plätzen.»

Atommüll in Schweden: «Den Prozess stoppen und nach alternativen Lösungen suchen»

In Schweden ist es – wie in der Schweiz – ebenfalls die Atomindustrie, die per Gesetz verantwortlich ist, eine Lösung für die Lagerung von Atommüll zu finden, er- klärte Johan Swahn, Direktor der schwedischen NGO und Umweltorganisation MKG (the Swedish NGO Office for Nuclear Waste Review). Die Atomindustrie hat dafür die SKB (Svensk Kärnbränslehantering AB) gegründet. Diese arbeitet seit 40 Jahren an der so genann ten KBS-Methode. Der Atommüll soll in Kupfer- Behälter eingeschlossen, im Granit in 500 Meter Tiefe in vorbereitete Löcher im Tunnelboden deponiert und mit Bentonit verschlossen werden.

«Wegen heftiger Opposition wurde 1986 ein neues Suchverfahren eingeleitet, das auf Freiwilligkeit ba- sierte», so Swahn. Zwei Gemeinden – Oskars hamn und Östhammar, wo AKW in Betrieb sind – meldeten sich freiwillig. 2009 fiel die Wahl auf Östhammar (AKW Forsmark). Johan Swahn am SES-Atommüllkongress dazu: «Die Wahl fiel auf einen freiwilligen, also nicht den sichersten Standort!» Zudem sei die Langzeitbe- ständigkeit der Kupfer-Behältnisse jüngst kritisiert und gar grundsätzlich in Frage gestellt worden: «Die Annahme, dass Kupfer in Kontakt mit sauerstoff- freiem Wasser nicht korrodiert, könnte sich als falsch erweisen!» Das Fazit von Johan Swahn ist glasklar:

«Wir müssen den Prozess stoppen, die KBS-Methode überdenken sowie auch anderweitige Probleme ange- hen und lösen. Wir müssen nach anderen, alternativen

Lösungen suchen!» <

Film zum Thema: Die Reise zum sichersten Ort der Erde

Als Zugabe zu den Referaten gab es ein ebenso beein- druckendes Interview mit dem Schweizer Regisseur  Edgar Hagen. Der Film, der am SES-Atommüllkongress  gezeigt wurde, erzählt die Geschichte der Atommüll- lager-Suche aus zwei Pers pektiven: aus Sicht von In- dustrie und Staat sowie der Gegner und Atomkritiker. 

Die  weltumspannende  Suche  führte  den  Regisseur  durch  dicht  besiedelte  Gebiete  in  der  Schweiz,  zu   einer Nomadenfamilie in der chinesischen Wüste Gobi,  zu  einem  atomverseuchten  Indianerreservat  und  zu   Demonstranten im Wald von Gorleben. Ein Film – grossartig, neutral, neugierig  und wahnsinnig zugleich: www.diereisezumsicherstenortdererde.ch

Interview mit MKG-Direktor Johan Swahn siehe S. 12+13 Alle Referate unter: www.energiestiftung.ch > Veranstaltungen

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Schweden hat das Atommüllproblem gelöst – scheinbar zumindest. Die SKB (Svensk Kärnbränslehantering AB), das Pendant zur Nagra, hat offiziell den Linzenzantrag zum Bau eines Endlagers in Östhammar eingereicht. Das «schwedische Modell» hat aber so massive Mängel, dass das 40-jährige Projekt kurz vor Schluss scheitern könnte.

Warum – das erklärt der Physiker Johan Swahn, Direktor der schwedischen Umwelt- organisation für die Bewertung nuklearer Abfälle (MKG).

SES-ATOMMÜLLKONGRESS: INTERVIEW MIT PHYSIKER JOHAN SWAHN, DIREKTOR MKG SCHWEDEN

Interview von KATIA SCHÄR Leiterin Kommunikation

E&U: Viele Länder betrachten Schweden als Vorbild im Umgang mit Atommüll. Zu Recht?

«

Der Tenor ist zumindest so: Schaut, in Skandinavien haben sie das Problem mit der Lagerung gelöst. Das liegt daran, dass die SKB1 aus Schweden und Posiva aus Finn- land das ja wirklich so darstellen, wenn sie weltweit ihr Modell für Endlager propagieren.

»

E&U: Also doch nicht der Weisheit letzter Schluss?

«

Es gibt da tatsächlich ein grundsätzliches Problem mit dem ‹schwedischen Modell› : Die Atomindustrie zahlt mit ihrer Atommüllgebühr nicht nur für die Bewirtschaftung und Entsorgung des Mülls, sie hat auch gleichzeitig die Verantwortung, Lösungen dafür

zu finden. Das ist gesetzlich so geregelt. Die Atomauf- sichtsbehörde hat wenig Einfluss auf die Arbeit der SKB. So ist die SKB unglücklicherweise auch dafür verantwortlich, ihre eigene Arbeit und Methode zu reflektieren und Fehler oder Unstimmigkeiten aufzu- decken. Die SKB hat sich bislang dagegen gesperrt, irgendwelchen Hinweisen auf Fehler nachzugehen.

»

E&U: Ein verfahrenes System?

«

Bislang ja. Aber seit die SKB den Antrag für die Li- zenz des Endlagers eingereicht hat, kommt die Auf- sichtsbehörde ins Spiel: Sie muss diesen überprüfen und geht mit der SKB ziemlich hart ins Gericht. Sie verlangt viel zusätzliche Arbeit, bevor der Antrag zur formellen Prüfung zugelassen wird. Der Grund für die meisten Probleme, die jetzt während dieses Prozesses auftreten, liegt darin, dass die SKB vorher auf Kritik nicht angemessen reagiert hat. Jetzt kommt alles auf sie zurück.

»

E&U: Das hätte sich die SKB sparen können …

«

Tatsächlich! Wenn die SKB früher auf die Kritik eingegangen wäre, wären wir nicht in der heutigen Situation. Der Antrag könnte jetzt nämlich so viele Mängel beinhalten, dass er abgewiesen wird – und dann würde das schwedische Modell scheitern. Man wird sich dann fragen, wie es so weit kommen konnte, und man wird zur Einsicht gelangen, dass das System mit der vollen Verantwortung bei der Indu s trie ohne Kontrolle und alternative Sichtweise nicht funktioniert hat.

»

E&U: Was ist der Hauptkritikpunkt?

«

Die SKB hat im März 2011 einen Antrag für den Bau eines Endlagers beim AKW Forsmark eingereicht. Der Umweltgerichtshof2 und die Aufsichtsbehörde prüfen nun den Antrag seit dreieinhalb Jahren auf Vollstän- digkeit. Im Herbst wollen sie entscheiden, ob diese mangelnde Vollständigkeit ein so genannter ‹Prozess- verhinderer› ist. Kommen sie zu diesem Schluss, wer- den sie den Antrag abweisen. Natürlich wissen wir

Lagerung von Atommüll:

Was die Schweiz von Schweden lernen kann

«

Die Atomaufsichtsbehörde hat wenig Einfluss auf die Arbeit von SKB. Die SKB ist unglücklicherweise auch dafür verantwortlich, ihre eigene Arbeit und Methode zu reflek-

tieren und Fehler oder Unstimmigkeiten aufzudecken.

»

Johan Swahn, Direktor MKG Schweden

Foto: Noemi Tirro

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nicht, ob der Gerichtshof das tun wird, aber zumin- dest sehen wir, dass er ein sehr starkes Signal an die SKB sendet, ihre Strategie zu überdenken.

»

E&U: Wie viel weiss die Öffentlichkeit vom Gebaren der SKB?

«

Wenig, denn die SKB ist als Unternehmen nicht dem Öffentlichkeitsprinzip unterstellt. Zudem hat sie grosse finanzielle Mittel, ihre Sicht der Dinge zu pro- pagieren. Sie hat kein Interesse, irgendwelche Prob- leme zu kommunizieren – und es ist für Aussenste- hende unmöglich, ihre Forschungsarbeit zu begut- achten. Unsere Organisation, MKG, hat dennoch die grössten Unstimmigkeiten aufdecken und publik ma- chen können. Allerdings ist das allgemeine Interesse sehr bescheiden – auch von Seiten der Medien.

»

E&U: Wie kommt es, dass erst jetzt Fragen und Kritik auftauchen ?

«

Das ist eine Frage des Vertrauens. In Schweden ist das Vertrauen in die Regierung und die politische Führung generell sehr hoch – und die SKB wird von vielen als staatliche Institution gesehen, obwohl es ein privates Unternehmen im Besitz der Atomin dustrie ist. Jetzt, wo Probleme an die Öffentlichkeit kommen und die Diskussion über die Korrosionbeständigkeit der Kupferbehälter geführt wird, nimmt das Vertrau- en in die SKB ab – aber ein grosser Teil der Bevölke- rung ist noch immer sehr positiv eingestellt.

»

E&U: Die SKB setzt auf eine Methode, die unabhän- gig vom Wirtgestein nur auf technische Barrieren – Kupfer und Bentonit3 – vertraut. Nun stehen expli- zit diese Kupferbehälter in der Kritik: Sie seien auch ohne Sauerstoffzufuhr nicht korrosions beständig, im Gegensatz zur Aussage der SKB …

«

Die Methode könnte natürlich überarbeitet und andere Materialien für die Behälter verwendet werden.

Für mich ist das ganze Konzept von ausschliesslich technischen Barrieren an sich bereits fragwürdig:

Können sie überhaupt ausreichend verhindern, dass radioaktives Material entweicht? Meines Erachtens sollte man an diesem Projekt ohne schützenden Fels- mantel gar nicht weiterarbeiten, sondern Lösungen für ein Endlager suchen, wo zusätzliche Gesteinsbar- rieren vor der Strahlung schützen.

»

E&U: Wäre Schweden weiter beim Bau eines Endla- gers ohne das «schwedische Modell» ?

«

Es wäre auf jeden Fall ein guter Anfang, wenn auch andere Parteien und nicht nur die Industrie Gelder aus dem Entsorgungsfonds für ihre Forschung ge- brauchen könnten. Die Finnen haben da ein besseres System, wo auch Universitäten und unabhängige For- scherInnen für ihre Projekte Geld beantragen kön- nen. Hier in Schweden läuft alles über die SKB. Und wir haben leider beobachtet, dass die SKB nicht im- mer sehr wissenschaftlich gearbeitet hat. Sie hat zwar

keine Berichte gefälscht, aber sie hat einfach For- schungsberichte ignoriert oder nicht publiziert, die ihren Ideen widersprachen.

»

E&U: Sind SKB-Kritiker zwingend auch Atomkritiker ?

«

Da geht es meist nicht um Ideologie, die Kritiker der Korrosionsbeständigkeit des Kupfers zum Beispiel sind Materialforscher, die pro Atom sind. Es geht um das Verständnis von seriöser Forschung. Es wird etwa kritisiert, dass die SKB nicht mit Modellen arbeitet, die auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft sind.

Aber um dies aufzuzeigen, gibt es kein Geld. Da muss man von Glück reden, wenn die Arbeit wie bei den Materialforschern nicht viel kostet und in der Freizeit gemacht werden kann. Ich finde es unglaublich, dass die Forschungsgelder nicht für alle offen sind. Das ist wirklich ein sehr grosses Manko des ‹schwedischen Modells›. Wir wären heute auf einem ganz anderen Wissensstand.

»

E&U: Was kann die Schweiz von Schweden lernen ?

«

Kein Projekt sollte ohne bedeutende und unabhän- gige Kontrolle durchgeführt werden. Nur so kann man herausfinden, was nicht gut läuft und Anpas- sungen vornehmen. Und man könnte die Richtung ändern ohne Prestigeverlust. Wenn die AKW-Betrei- ber wie in Schweden die ganze Arbeit alleine machen, dann setzen sie alles daran, den Eindruck zu vermit- teln, die Atommülllagerung im Griff zu haben. Beste- hen da irgendwelche Zweifel, dann könnte dies als Schwäche der Atomenergie gesehen werden. Ich denke, die Verbindung zwischen AKW und dem Bau eines Endlagers ist in Schweden viel zu eng. Das Ge- setz sieht vor, dass bei grossen Problemen mit dem Endlager die Betriebsbewilligung für die AKW entzo- gen werden. Das zwingt natürlich die Betreiber zu sagen, es laufe alles bestens – auch wenn sie wissen, dass das nicht stimmt.

»

1  SKB Svensk Kärnbränslehantering AB: Schwedische Kernbrennstoff- und Abfallbe-    wirtschaftungsgesellschaft. Die SKB ist ein Unternehmen der AKW-Betreiber und     wird über Atommüllgebühren finanziert. 

2  Der Umweltgerichtshof ist eine Art Kontrollbehörde, der für die Einhaltung von    Umweltnormen und -gesetzen sorgt. Zusammen mit der Atomaufsichtsbehörde     (SSM Strålsäkerhetsmyndigheten) prüft er den Lizenzantrag der SKB und gibt der     Regierung eine Empfehlung ab, die dann die Baubewilligung erteilt – oder nicht. 

3  Bentonit ist eine Mischung aus verschiedenen Tonmineralien, die viel Wasser auf-    nehmen kann und sehr quellfähig ist. 

«

Da geht es meist nicht um Ideologie, die Kritiker der Korrosionsbeständigkeit des Kupfers zum Beispiel sind Materialforscher, die pro Atom sind.

»

«

Das zwingt natürlich die Betreiber zu sagen,

es laufe alles bestens – auch wenn sie wissen, dass das nicht stimmt.

»

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Von TINA BERG SES-Praktikantin

Tschernobyl, 26. April 1986: Bei einer Explo sion wurden der Reaktor 4 und das Reaktorgebäude vollständig zerstört – zum ersten Mal in der Geschichte des Atomzeitalters war ein kata- strophaler Unfall der höchsten Stufe auf der INES-Skala1 eingetreten. «Die Detonation wir- belte über Tage radioaktive Teilchen in die Luft, die Strahlung war 400 Mal so stark wie beim US-Atombom- benabwurf auf Hiroshima 1945», schrieb die «Welt».2 Rund 200’000 Menschen mussten in Folge des Unfalls umgesiedelt werden. Ungeklärt ist bis heute, wie viele Todesopfer einschliesslich der späteren Strahlenopfer der Super-GAU forderte. Die Schätzungen reichen von 10’000 bis 100’000 Toten.

Baufälliger Schutzmantel

Der Unfall in Tschernobyl jährt sich heuer zum 28.

Mal. Es scheint, es sei Gras über die Sache gewachsen – zumal der Super-GAU kaum mehr für Schlagzeilen sorgt. Doch eine grüne Wiese ist dort mitnichten zu finden! Im Gegenteil: Der nach der Katastrophe not- dürftig errichtete Betonsarkophag ist rostig, alt und undicht. Der Sarkophag war von Anfang an eine schlech- te Lösung: Er wurde in höchster Eile und unter Lebens- gefahr aller Beteiligten aufgebaut und die extreme Strahlenbelastung verunmöglichte es schlichtweg, Bau- standards einzuhalten. So entweicht nach wie vor radio- aktiver Staub durch Risse und Spalten, die Konstruk- tion ist nicht erdbebensicher und schon schwere Stürme könnten den Sarkophag beschädigen.

Ein Gebäude drei Mal so schwer wie der Eiffelturm

Viele Pläne zur Verbesserung der Situation wurden über die Jahre vorgelegt. Aufgrund der Unsicherheit, wie es um den zerstörten Reaktor im Innern des Sar ko phags bestellt war, konnte jedoch keine valable Lösung präsentiert werden. Ende der 1990er-Jahre machte man schliesslich Nägel mit Köpfen: Über den alten soll ein neuer Sarkophag gestülpt werden, eine Schutz hülle von immensem Ausmass: 257 Meter breit, 164 Meter lang, 110 Meter hoch und 29’000 Tonnen schwer. Schon der Metallrahmen, mit 23’000 Tonnen Ge wicht, ist fast drei Mal so schwer wie der Eiffel- turm.3 Das «New Safe Confinement», kurz NSC, wird einst das grösste bewegliche Gebäude der Welt sein und soll 100 Jahre halten. Weitgehend unbe achtet von der Öffentlichkeit wird seit 2010 wenige hundert Meter neben dem Unfallreaktor am NSC gebaut. Die neue Schutzhülle soll nach der Fertigstellung auf Schienen über den Unglücksreaktor geschoben und an den Stirnseiten verschlossen werden.

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Ent- wicklung (EBRD) gründete dafür 1997 den Chernobyl Shelter Fund (CSF), um der Ukraine bei der Realisie- rung des New Safe Confinements zu helfen. Der Fonds stellt Gelder für den Bau der neuen Schutzhülle bereit und soll längerfristig die Bedingungen für eine kom- plette Stilllegung und Dekontaminierung von Reak- tor 4 schaffen.4 Mehr als 40 Staaten, darunter auch die Schweiz, unterstützen das Vorhaben finanziell.

Der neue Sarkophag ist teuer: «Die Gesamtkosten nur für die Stabilisierung und Abdichtung des zerstörten Blocks mit dem NSC werden auf mindestens 1,56 Mil- liarden Euro veranschlagt. Grösster Geldgeber ist [...]

die EU.»5 Die Schweiz beteiligt sich mit 9,3 Millionen Euro am Chernobyl Shelter Fund (CSF).6

Erste Etappe geschafft

Vor Ort wird derweil unter Hochdruck gearbeitet. Die riesige bewegliche Halle wird in zwei Teilen montiert.

Am 2. April 2014 wurde die östliche 12’600 Tonnen schwere Halle bereits fertiggestellt und 112 Meter weit in ein Warteareal vor den Reaktor 4 geschoben.7 Die

Nach dem Super-GAU 1986 wurde in höchster Eile und unter Lebensgefahr der Betei lig ten ein Betonschutzmantel über die Reaktorruine gebaut. Die von Anfang an notdürftige Kons- truktion ist unterdessen alt, rostig und hat teils riesige Löcher. Seit 2010 wird deshalb am ukrainischen Unglücksort ein neuer Sarkophag gebaut. Bezahlt wird das Riesenprojekt haupt- sächlich von der EU, auch die Schweiz ist finanziell daran beteiligt. Ob die Krise in der Ukraine für die Fertigstellung der Schutzhülle zum Problem wird, ist derzeit noch unklar.

Ein neuer Sarkophag für Tschernobyl

IN DER UKRAINE ENTSTEHT DAS GRÖSSTE BEWEGLICHE GEBÄUDE DER WELT

1  Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse

2  Die ersten 5000 Tonnen Strahlenschutz sind fertig, 27.11.2012, www.welt.de 3  www.vinci-construction-projects.com  >  Know-How  >  Type of works  >  Energy  >  Nuclear 4  www.ebrd.com > Sectors > Nuclear safety > Chernobyl Shelter Fund

5  Dagmar Röhrlich: Der neue 29’000-Tonnen-Sarg für Tschernobyl, 18.1.2013,  www.welt.de

6  www.ebrd.com/downloads/research/factsheets/chernobyl25.pdf 7  www.chnpp.gov.ua > News > 2.4.2014

8  Die GRS unterstützte bis vor kurzem die ukrainischen Behörden als Gutachter   für das Projekt.

9  www.ebrd.com > Sectors > Nuclear safety > Chernobyl’s New Safe Confinement

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neue Schutzhülle ist äusserst wichtig und das Riesen- projekt eilt: Im Februar 2013 nämlich stürzte das ma- rode, alte «Dach» teilweise ein. Etwa 600 Quadrat- meter der Deckenkonstruktion brachen in sich zusam- men. Die Bauarbeiten am neuen Sarkophag wurden dadurch allerdings nicht tangiert, wie Sven Dokter, Pressesprecher der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit GRS, erklärte.8

Allerdings sorgen andere Probleme für Verzögerungen.

Ursprünglich war die Fertigstellung des Projekts für Ende 2015 geplant. Laut der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) kann dieser Zeitplan aber unmöglich eingehalten werden. Die EBRD geht derzeit davon aus, dass es noch bis mindes- tens 2017 dauern wird, bis die neue Schutzhülle fertig ist. Hauptursache dafür sind Unsicherheiten bei der Planung – vieles sei komplizierter umzusetzen als ur- sprünglich gedacht. «Das ist eine Enttäuschung für uns, insbesondere weil durch die Verzögerungen auch alles teurer wird», erklärt Vince Novak, Direktor für Nukleare Sicherheit bei der EBRD. «Das Geld reicht nur noch für dieses Jahr, deshalb bedarf es einer raschen politischen Entscheidung aller Beteiligten, wie mit dem Projekt weiterverfahren werden soll.»

Das New Safe Confinement soll verhindern, dass in Zukunft kontaminiertes Material aus dem alten Sar ko- phag in die Umwelt gelangt. Gleichzeitig wird die Konstruktion den zerstörten Reaktor vor externen Ein- flüssen wie extremen Wetterbedingungen schützen.9 Nie zuvor ist ein solch gigantisches Projekt unter ver- gleichbaren Bedingungen entstanden. Am Bau sind In- genieurInnen und Spezialisten aus aller Welt beteiligt.

Den Zuschlag für das Projekt bekam 2007 das Baukon- sortium Novarka, zu dem sich die französischen Bau-

firmen Vinci und Bouygues zusammengeschlossen hat- ten. Novarka arbeitet dabei sowohl mit lokalen Sub- Unternehmen zusammen als auch mit beispielsweise italienischen und US-amerikanischen Firmen.

Instabile politische Lage

Über den Einfluss der politischen Instabilität in der Ukraine auf die Fertigstellung des New Safe Confine- ment ist man sich uneins. Sven Dokter von der Gesell- schaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit GRS relati- viert die Bedeutung der Krise: «Es würde mich wun- dern, wenn in der Bevölkerung, egal ob russisch oder ukrainisch, unterschiedliche Meinungen zur Wichtig- keit dieses Projekts bestehen würden. Die aktuelle politi sche Lage hat deshalb meines Wissens keinen Einfluss darauf.» Anderer Meinung ist hingegen Vince Novak, Direktor für Nukleare Sicherheit beim EBRD:

«Natürlich sind wir sehr nervös angesichts der aktu- ellen Lage, insbeson dere bei einer weiteren Destabili- sierung der Ukraine. Bislang sind die Arbeiten vor Ort von den Ereignissen verschont geblieben. Allerdings könnten auch die involvierten Bauunternehmen zu- nehmend beunruhigt werden.»

Noch lange eine Atom-Ruine

Die Arbeiten an der neuen Tschernobyl-Schutzhülle werden voraussichtlich in den nächsten Jahren ab ge- schlossen sein. Allerdings stehen noch viele weitere Arbeiten an: Der letzte Reaktor des Atomkraftwerks Tschernobyl wurde erst im Jahr 2000 abgeschaltet.

Nun gilt es, die von der Katastrophe nicht beschädig- ten Reaktoren in den nächsten Jahrzehnten stillzu- legen. Zu einem späteren Zeitpunkt soll auf dem Areal dann ein Lager für Atommüll entstehen. Eine Baustelle und Atom-Ruine bleibt das Atomkraftwerk

also noch lange. <

Noch lange eine Atom-Ruine und ein riesiges Bauwerk: 257 Meter breit, 164 Meter lang, 110 Meter hoch und 29’000 Tonnen schwer wird der neue  Sarkophag nach der Fertigstellung sein. Er soll für 100 Jahre den zerstörten Reaktor sicher einschliessen.

Foto: Chernobyl Nuclear Power Plant (ChNPP)

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