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Studentisches Wohnen in Deutschland

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STUDENTISCHES WOHNEN IN DEUTSCHLAND

KURZGUTACHTEN ZU ENTWICKLUNGEN, TRENDS UND POTENZIALEN FÜR

STUDENTISCHES WOHNEN

(2)

Kurzgutachten

im Auftrag vom

BFW – Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen e.V.

Bearbeitung:

Hendrik Schlichting Arnt von Bodelschwingh Olaf Keßler

Berlin, Mai 2013

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1 Kurzfassung: Ergebnisse im Überblick

§ Im Zeitraum von 2002 bis 2012 hat sich die Zahl der Studierenden in Deutschland um fast ein Viertel vergrößert. Die Zahl der Studierenden stieg in diesem Zeitraum von rd. 1,7 Mio.

auf fast 2,2 Mio. Vor allem in den letzten Jahren seit 2010 war ein starker Anstieg zu ver- zeichnen.

§ Als wichtige Ursachen sind neben gestiegenen Abiturientenquoten auch die doppelten Abitur-Jahrgänge (durch die Verkürzung der gymnasialen Schulausbildung auf acht Jahre in zahlreichen Bundesländern) sowie die Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011 zu nennen.

§ Die künftige Entwicklung wird zunächst weiter von der die Einführung des achtjährigen Gymnasiums (G8) geprägt sein. In den meisten Bundesländern ist die Umstellung ab- geschlossen. In vier Bundesländern steht der doppelte Abitur-Jahrgang noch aus, darunter im laufenden Jahr mit Nordrhein-Westfalen und Hessen zwei bevölkerungsstarke Länder.

§ Seit 2002 ist die Zahl der Studierenden in Deutschland mit +23 % deutlich stärker gestiegen als die Zahl der Wohnplätze (nur +3 %). Bei der Bautätigkeit und Planung neuer Studenten- wohnheime gibt es regional starke Abweichungen. Die sich im Bau befindlichen und geplanten Studentenwohnheime reichen zur Stabilisierung der Unterbringungsquote in Wohnheimen nicht aus.

§ Die Schwierigkeiten bei der Wohnungsversorgung für Studierenden sind regional stark unterschiedlich ausgeprägt. Brennpunkte ergeben sich vor allem an Hochschulstandorten mit allgemein hohem Mietpreisniveau. Hier sind vor allem Großstädten bzw.

Großstadtregionen betroffen, aber auch einige mittelgroße Hochschulstädte fallen in diese Kategorie (u.a. Münster, Potsdam, Tübingen, Heidelberg, Darmstadt, Regensburg, Erlangen).

§ In Kombination mit einer niedrigen Unterbringungsquote treten hohe Angebotsmieten vor- wiegend in Großstädten auf. Beispiele für solche Brennpunkte mit Angebotsmieten über 8,00 Euro/m2 und einer Unterbringungsquote unter 10 % sind z.B. Hamburg, Potsdam, Köln, Frankfurt und Wiesbaden.

§ Bezieht man die Zahl der Studierenden und ihre Entwicklungsdynamik in die Betrachtung ein, lassen sich weitere Brennpunkte ermitteln. Als Beispiele hierfür wären unter anderem Ingolstadt und Darmstadt zu nennen. In beiden Städten deuten die Werte aller vier Indika- toren auf eine angespannte Wohnsituation für Studierende hin.

§ Die weitere Entwicklung wird vor allem durch die demografische Entwicklung bestimmt.

Hierbei ist festzuhalten: Die Jahrgangsstärken der Schüler, die in den nächsten zehn Jahren Abitur machen, werden zunehmend geringer. So liegt die Zahl der 2005 Geborenen mit 688.000 um 12 % unter der des Jahrgangs 1995 (780.000). Demzufolge ist bei gleicher Abiturientenquote mit in den nächsten 10 Jahren mit einem Rückgang der Studierendenzahlen zu rechnen. Dem entsprechend sind mögliche Nachnutzungen oder Nutzungsmischungen bei Neubauprojekten für die studentische Klientel zu berücksichtigen.

(4)

Inhaltsverzeichnis

1   Kurzfassung: Ergebnisse im Überblick 3  

2   Einleitung und Problemaufriss 5  

3   Allgemeine Entwicklungstrends 7  

3.1

 

Entwicklung der Studierendenzahlen in Deutschland 7

 

3.2

 

Entwicklung der Abiturientenquote in Deutschland 9

 

3.3

 

Entwicklung der Zahl der Studierenden und der Wohnplätze 11

 

3.4

 

Perspektivische Entwicklung 14

 

4   Regionale Verteilung und „Brennpunktatlas“ 16  

4.1

 

Methodische Vorbemerkungen 16

 

4.2

 

Studierendenzahlen und Unterbringungsquoten 17

 

4.3

 

Angebotsmieten und Unterbringungsquoten 19

 

4.4

 

Brennpunktkarte: Angebotsmieten, Studierendenzahlen und Unterbringungsquoten 21

 

4.5

 

Brennpunktkarte: Regionale Ausschnitte 23

 

5   Fazit 28  

6   BFW - Positionspapier zum Studentischen Wohnen in Deutschland 30  

   

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2 Einleitung und Problemaufriss

Von den vielerorts steigenden Mieten und der zunehmenden Schwierigkeit, eine bezahlbare Unterkunft zu finden, sind Studierende in besonderem Maße betroffen. Für sie hat sich die Situation in den letzten Jahren zusätzlich verschärft, da die Studierendenzahlen zuletzt deutlich angestiegen sind. Neben der Tatsache, dass über die Jahre die Abiturientenquoten zu- genommen haben, sind die gestiegenen Studierendenzahlen aktuell vor allem auch auf doppelte Abitur-Jahrgänge (durch die Verkürzung der gymnasialen Schulausbildung auf acht Jahre in zahlreichen Bundesländern) zurückzuführen sowie auf die Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011.

In diesem Kurzgutachten werden zum einen die allgemeinen Entwicklungstrends bezüglich der Studierendenzahlen dargestellt (ex post sowie auch die zu erwartende weitere Entwicklung).

Zum anderen wird auch die regional differenzierte Situation in Form von Karten dargestellt:

Denn aufgrund unterschiedlicher Studierendenzahlen und unterschiedlich angespannter Woh- nungsmarktsituation ist die Lage an den einzelnen Uni-Städten nicht einheitlich. Zentrales Ergebnis ist daher ein „Brennpunktatlas“, in dem die Hochschulorte mit den größten Handlungs- bedarfen in Hinblick auf die Wohnungssituation für Studierende dargestellt werden.

Dabei ist anzumerken, dass in diesem Rahmen zunächst nur ein allgemeinerer Überblick über die regional unterschiedliche Wohnungsversorgungslage an den verschiedenen Hochschul- standorten gegeben werden kann. Im einzelnen stellt sich die Wohnsituation für Studierende differenzierter dar, weil die individuellen Wohnwünsche und Wohnmöglichkeiten je nach per- sönlicher Lage innerhalb einer größeren Bandbreite differieren.

Auch wenn solche persönlichen Aspekte im Rahmen dieses Kurzgutachtens nicht im Detail berücksichtigt werden können, lassen sich wesentliche Erkenntnisse aus anderen Studien zur Orientierung heranziehen: Laut einer Untersuchung des Deutschen Studentenwerks lebt rund jeder vierte Studierende (26 %) in einer Wohngemeinschaft. Fast ebenso viele (23 %) wohnen während ihres Studiums bei ihren Eltern. Daneben lebt ein Großteil der Studierenden in einer eigenen Wohnung, wobei sich jeder fünfte (20 %) die Wohnung mit einem Partner teilt und ca.

17 % allein wohnen. Rund 12 % leben in einem Wohnheim. Dabei zeigen sich insbesondere in Abhängigkeit vom Lebensalter der Studierenden größere Unterschiede. Während vor allem junge Studierende im Alter von Anfang 20 häufiger noch bei ihren Eltern wohnen, ist dieser Anteil bei den älteren Studierenden im Alter von Ende 20 bis Anfang 30 deutlich geringer. In dieser Altersgruppe lebt ein Großteil der Studierenden in einer eigenen Wohnung zusammen mit einem Partner oder allein. Auch der Anteil an Studierenden, die in einer Wohngemeinschaft oder im Wohnheim leben, nimmt mit zunehmendem Alter ab.1

1 vgl. Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in der Bundesrepublik Deutschland 2009. 19.

Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks durchgeführt durch HIS Hochschul-Informations-System - Kurzfassung. Hrsg. vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Bonn, Berlin 2010. S. 29 f.

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Neben dem Alter spielen auch andere Faktoren eine Rolle – wobei insbesondere das verfügbare und für Studierenden bezahlbare Wohnraumangebot am Hochschulort entscheidend ist. Gerade in Großstädten gibt es für Studierende neben Wohnheimen meist eine Vielzahl an Unterkunfts- möglichkeiten in Wohngemeinschaften oder in einer eigenen Wohnung. Letzteres ist gerade für Studierende, die mit einem Partner zusammenleben wollen oder die möglicherweise bereits Kinder haben, sicherlich die bevorzugte Wohnform.

Im Falle einer starken Marktanspannung, wie sie zur Zeit besonders in den Großstädten zu beobachten ist, wird es für Studierende, die in der Regel nur über ein begrenztes Budget verfügen, jedoch schwierig, eine angemessene Unterkunft zu finden. Diese Betrachtungs- perspektive, ausgehend von den Faktoren wie der regionalen Wohnungsmarktlage, der Entwicklungsdynamik bei den Studierendenzahlen und auch dem bestehenden Angebot an Wohnheimplätzen, greift das vorliegende Kurzgutachten auf. Es differenziert die unterschied- lichen Wohnungsmarktsituationen, wie sie sich spezifisch für die Studierenden als Nachfrager darstellt und bietet als „Brennpunktatlas’“ Orientierung über regionale Handlungs- und Investitionsbedarfe an den Hochschulstandorten in Deutschland.

(7)

3 Allgemeine Entwicklungstrends

3.1 Entwicklung der Studierendenzahlen in Deutschland

Im Zeitraum von 2002 bis 2012 hat sich die Zahl der Studierenden in Deutschland um fast ein Viertel vergrößert.2 Ihre Zahl stieg in diesem Zeitraum von rd. 1,7 Mio. auf fast 2,2 Mio. Dieser Anstieg um rund 400.000 Studierende entspricht einem prozentualen Zuwachs von 23 %.

Blickt man auf den zeitlichen Verlauf dieser Entwicklung, wird deutlich: Vor allem in den letzten Jahren seit 2010 war ein starker Anstieg zu verzeichnen:

Abbildung 1: Entwicklung der Studierendenzahlen

Quelle: Deutsches Studentenwerk: Wohnraum für Studierende – Statistische Übersicht 2012 Die Gründe hierfür sind vielfältig. Sie liegen zweifelsohne zum Teil auch im Bereich persönlicher Entscheidungen und Lebensplanungen. Dies wirkt sich beispielsweise auf den Anteil studien- berechtigter Schulabgänger aus. Wie noch zu zeigen sein wird, hat ihr Anteil in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

2 vgl. Deutsches Studentenwerk: Wohnraum für Studierende – Statistische Übersicht 2012 (Anmerkung: Bei den Studierendenzahlen wurden Studierende an der Fernuniversität Hagen, Studierende an den Bundeswehr- hochschulen und an den Verwaltungsfachhochschulen der Länder nicht erfasst. Private Hochschulen sind nur berücksichtigt, sofern eine staatliche Zuständigkeit vorliegt. Die ausgewiesene Gesamtzahl der Studierenden ist daher entsprechend niedriger als in der offiziellen Studierendenstatistik.)

(8)

Unabhängig davon sind jedoch auch zwei äußere Faktoren für die beschriebene Entwicklungs- dynamik von Bedeutung:

§ Vor allem ist die Verkürzung der gymnasialen Schulausbildung auf acht Jahre in etlichen Bundesländern zu nennen. Daraus resultieren in diesen Bundesländern (einmalig) doppelte Abiturjahrgänge für die Jahre 2007 (Sachsen-Anhalt) bis 2016 (Schleswig-Holstein, Rhein- land-Pfalz). Der Effekt verstärkt sich dadurch, dass sich doppelte Abitur-Jahrgänge gerade in den bevölkerungsstarken Bundesländern Bayern, Niedersachsen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen in den Jahren 2011 bis 2013 konzentrieren. Inzwischen ist dieser Sondereffekt allerdings in den meisten Bundesländern vollzogen.

§ Hinzu kommt als weiterer Einmaleffekt die Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011, durch die ein weiterer Schub an Studierenden dazu kam: Diejenigen jungen Männer, die sonst erst nach Ableistung ihres Wehr- bzw. Ersatzdienstes ein Studium begonnen hätten, bewarben sich nun direkt nach dem Abitur um einen Studienplatz.

Damit sind die Gründe für das erhebliche Wachstum der Studierendenzahlen vor allem auf nationale Ursachen zurückzuführen. Hinzu kommt: Die Zahl der ausländischen Studierenden bzw. ausländischen Studienanfänger ist ebenfalls gestiegen – allerdings nicht stärker als die Zahl der Studierenden bzw. Studienanfänger insgesamt. Die entsprechenden Anteile sind stabil bzw. sogar leicht gesunken.

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3.2 Entwicklung der Abiturientenquote in Deutschland

In Deutschland erreichen immer mehr Schüler die allgemeine Hochschulreife: Der Anteil der studienberechtigten Schulabgänger („Abiturientenquote“) ist in den letzten Jahren deutlich an- gestiegen.

Abbildung 2: Entwicklung der Studienberechtigten-Quote

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 4.3.1, 1980-2010 und Statistische Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz Nr. 173

Das Diagramm zeigt die Entwicklung der Studienberechtigten-Quote3 insgesamt (Studien- berechtigte mit allgemeiner Hochschulreife sowie mit Fachhochschulreife): Im Zeitraum von 2000 bis 2010 ist diese Quote von rund 37 % auf 49 % angestiegen. Dieser Anstieg ist ins- besondere auch auf einen signifikanten Anstieg der Fachhochschulreife zurückzuführen, die in der Regel an berufsbildenden Schulen erworben wird.

Da der Anteil der Studienberechtigten, der ein Studium aufnimmt, seit Jahren relativ konstant bei rund 70 % liegt, lässt sich anhand der Entwicklung der Zahl der Studienberechtigten recht zuverlässig die Zahl der Studienanfänger ableiten:4

3 Studienberechtigten-Quote: Anteil der Studienberechtigten an der Bevölkerung des entsprechenden Alters

4 vgl. Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in der Bundesrepublik Deutschland 2009. 19. So- zialerhebung des Deutschen Studentenwerks durchgeführt durch HIS Hochschul-Informations-System – Kurzfassung. Hrsg. vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Bonn, Berlin 2010. S. 3.

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Abbildung 3: Entwicklung der studienberechtigten Schulabgänger

Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen auf Grundlage der amtlichen Zahlen für 2000, 2005 und 2007 bis 2011 sowie der vorläufigen amtlichen Zahl für 2012.

Die Zahl der studienberechtigten Schulabgänger mit allgemeiner Hochschulreife bzw. Fach- hochschulreife ist in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gestiegen – zwischen 2000 und 2011 um +46 %. Während im Jahr 2000 noch 347.539 Schulabgänger studienberechtigt waren, stieg ihre Zahl bis 2011 auf 506.952 an. Im Jahr 2012 ging die Zahl leicht zurück, lag aber mit 498.400 Schulabgängern weiterhin auf hohem Niveau – 43 % über dem Jahr 2000. Dabei haben sich zuletzt vor allem die doppelten Abiturjahrgänge in mehreren Bundesländern ausgewirkt.

Inzwischen ist dieser Sondereffekt allerdings in den meisten Ländern vollzogen. 2012 ist die Zahl der studienberechtigten Schulabgänger erstmals wieder gesunken. Aufgrund geburten- schwacher Jahrgänge in den 1990er Jahren ist künftig wieder mit geringeren Abiturientenzahlen zu rechnen.

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3.3 Entwicklung der Zahl der Studierenden und der Wohnplätze

Im Zeitraum von 2002 bis 2012 ist die Zahl der Studierenden in Deutschland mit +23 % deutlich stärker gestiegen als die Zahl der Wohnplätze (+3 %). Abbildung 4 verdeutlicht die wachsende Diskrepanz:

Abbildung 4: Entwicklung der Studierenden und der Wohnheimplätze

Quelle: Deutsches Studentenwerk: Wohnraum für Studierende – Statistische Übersicht 2012 Die Gesamtzahl der Wohnheimplätze entspricht der Zahl der öffentlich geförderten Wohnplätze für Studierende, wie sie vom Deutschen Studentenwerk (DSW) erfasst werden. Darunter fällt vorwiegend Wohnraum in Studentenwohnheimen, aber auch Wohnraum, der von öffentlichen Trägern (Studentenwerke) für Studierende außerhalb von Wohnheimen angemietet wird. Hinzu kommt öffentlich geförderter Wohnraum für Studierende außerhalb von Wohnheimen, die sich in privater Trägerschaft befinden.

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Abbildung 5: Quote Wohnheimplätze zu Studierenden

Quelle: Deutsches Studentenwerk: Wohnraum für Studierende – Statistische Übersicht 2012 Da die Zahl der Studierenden seit 2002 stärker angestiegen ist als die Zahl der Wohnheim- plätze, ist auch die Quote der Wohnheimplätze zu Studierenden von 12,7 % (2002) auf 10,6 % (2012) gesunken. Verdeutlicht wird dieser Trend nochmals in Abbildung 5. Zu beachten ist hierbei allerdings, dass dieser Wert den Bundesdurchschnitt darstellt. Auf regionaler Ebene ergeben sich deutliche Abweichungen von diesem Durchschnittswert (Kapitel 4.2 und 4.3).

Abbildung 6: Im Bau befindliche bzw. geplante Studentenwohnheime / Studentenwohngebäude (Stand: 01.01.2012)

Quelle: Deutsches Studentenwerk: Wohnraum für Studierende – Statistische Übersicht 2012 Obige Tabelle verdeutlicht: Auch in der Bautätigkeit und Planung neuer Studentenwohnheime

Bundesland im  Bau  

befindliche  Plätze geplante  Plätze Gesamt

Baden-­‐Württemberg 1.610 1.524 3.134

Bayern 626 1.794 2.420

Berlin 0

Brandenburg 16 41 57

Bremen 63 63

Hamburg 201 347 548

Hessen 679 991 1.670

Mecklenburg-­‐Vorpommern 38 38

Niedersachsen 42 42

Nordrhein-­‐Westfalen 313 280 593

Rheinland-­‐Pfalz 1.000 360 1.360

Saarland 0

Sachsen 36 71 107

Sachsen-­‐Anhalt 0

Schleswig-­‐Holstein 0

Thüringen 220 98 318

Gesamt 4.764 5.586 10.350

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gibt es regional starke Abweichungen. Ferner würde bei einer bundesweiten Betrachtung selbst die mit Einberechnung aller sich im Bau befindlichen und geplanten Studentenwohnheime nicht ausreichen, um die Quote von 12,7 % aus dem Jahr 2002 zu erreichen. Dies verdeutlicht noch einmal, wie sehr die stark gestiegenen Studierendenzahlen die Versorgung der Studierenden mit öffentlich geförderten Wohnplätzen mehr und mehr erschwert.

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3.4 Perspektivische Entwicklung

Die künftige Entwicklung wird geprägt von kurzfristigen und mittelfristigen Faktoren. Kurzfristig ist aktuell primär die Einführung des achtjährigen Gymnasiums (G8) zu nennen. Mittelfristig wirken hingegen demografische Aspekte. Unberücksichtigt bleibt an dieser Stelle die Quote der Abiturienten sowie der Anteil der Studienberechtigten, der tatsächlich ein Studium aufnimmt, da diese im Rahmen dieses Kurzgutachtens nicht weiter prognostiziert werden kann. Die folgenden Ausführungen unterstellen daher ceteris paribus gleichbleibende Quoten.

Abbildung 7 zeigt eine Übersicht des Zustandekommens von doppelten Abiturjahrgängen in den einzelnen Bundesländern durch die Verkürzung des Gymnasiums von neun auf acht Jahre.

Abbildung 7: Doppelte Abiturjahrgänge der einzelnen Bundesländer

(15)

Es wird deutlich: In den meisten Bundesländern ist die Umstellung auf das achtjährige Gymnasium abgeschlossen. In den folgenden Bundesländern haben die (einmaligen) Doppel- jahrgänge bereits die Schulen verlassen:

§ Doppeljahrgang 2007: Sachsen-Anhalt

§ Doppeljahrgang 2008: Mecklenburg-Vorpommern

§ Doppeljahrgang 2009: Saarland

§ Doppeljahrgang 2010: Hamburg

§ Doppeljahrgang 2011: Bayern, Niedersachsen

§ Doppeljahrgang 2012: Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen

In vier Bundesländern steht der doppelte Abitur-Jahrgang noch aus, darunter im laufenden Jahr mit Nordrhein-Westfalen und Hessen zwei bevölkerungsstarke Länder:

§ Doppeljahrgang 2013: Hessen, Nordrhein-Westfalen

§ Doppeljahrgang 2016: Schleswig-Holstein5, Rheinland-Pfalz6

In den Freistaaten Thüringen und Sachsen ist das achtjährige Gymnasium bereits 1949 einge- führt worden.

Damit ist die Zunahme der Studierendenzahlen aufgrund doppelter Abiturjahrgänge in den meisten Bundesländern inzwischen abgeschlossen. Die weitere Entwicklung wird vor allem durch die demografische Entwicklung bestimmt. Hierbei ist festzuhalten: Die Jahrgangsstärken der Schüler, die in den nächsten zehn Jahren Abitur machen, werden zunehmend geringer. So liegt die Zahl der 2005 Geborenen mit 688.000 um 12 % unter der des Jahrgangs 1995 (780.000). Demzufolge ist bei gleicher Abiturientenquote in den nächsten 10 Jahren mit einem Rückgang der Studierendenzahlen zu rechnen.

Abbildung 8: Altersaufbau Deutschland 2010 Quelle: Statistisches Bundesamt

5 Schleswig-Holstein: G8 und G9 abhängig vom Schulstandort

6 Rheinland-Pfalz: G8 Pilotprojekt an Gesamtschulen

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4 Regionale Verteilung und „Brennpunktatlas“

4.1 Methodische Vorbemerkungen

Um die Wohnsituation der Studierenden und deren regionale Struktur zu erfassen, werden im Folgenden vier Indikatoren verwendet: zum einen die bereits erläuterte Unterbringungsquote und die mittleren Angebotsmieten der kreisfreien Städte und Kreise als direkte Indikatoren für die Wohnsituation; zum anderen die absolute Studierendenzahl, um die Relevanz der einzelnen Hochschulstandorte zu bemessen sowie ferner die Entwicklung der Studierendenzahlen, um Standorte auszuweisen, an denen sich die Situation möglicherweise zuspitzt.

Die Engpässe beim studentischen Wohnen differieren regional deutlich, etwa die Unterbrin- gungsquoten in Wohnheimen oder die Möglichkeit, sich auf dem freien Wohnungsmarkt mit angemessenem Wohnraum zu versorgen. Hierbei spielen auch quantitative Aspekte eine Rolle, nämlich wie groß die Hochschulen jeweils sind und wie sich die Studierendenzahlen vor Ort jeweils zuletzt entwickelt haben.

Um mögliche Handlungsnotwendigkeiten und Schwerpunktsetzungen zu identifizieren, reicht es nicht aus, die oben genannten Indikatoren isoliert zu betrachten. Letztlich lässt sich erst im Zu- sammenspiel dieser Aspekte ein aussagestarkes Gesamtbild in Richtung eines „Brennpunkt- atlas“ formen.

Aus diesem Grund werden im Folgenden mehrere thematische Einzelkarten in einer Gesamt- schau zusammengeführt. Die Karten der Kapitel 4.2 bis 4.4 werden aufgrund ihrer Vielschichtigkeit jeweils zunächst in ihrem Aufbau erläutert und dann in ihren wesentlichen Aussagen interpretiert.

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4.2 Studierendenzahlen und Unterbringungsquoten

Abbildung 9: Veränderung der Studierendenzahlen und Unterbringungsquote der Studierenden in Studentenwohnheimen

Beschreibung der Darstellungsform

§ Die Größe der Kreise bildet die Studierendenzahlen der Landkreise und kreisfreien Städte für das Wintersemester 2012/13 ab.

§ Die Färbung der Kreise zeigt die prozentuale Entwicklung der Studierendenzahlen in den Landkreisen und kreisfreien Städten über den Zeitraum vom Wintersemester 2007/08 bis zum Wintersemester 2012/13.

§ Schraffur: Die Unterbringungsquote ergibt sich aus dem Verhältnis von Studierendenzahl und Anzahl der Wohnheimplätze am Studienort. Die schraffierte Signatur weist dabei alle Landkreise und kreisfreien Städte aus, in denen die Unterbringungsquote unter 10 % liegt.

Dabei kennzeichnet eine blasse Signatur die betroffenen Hochschulstandorte mit weniger als 3.000 Studierenden.

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Auswertung

Im hier betrachteten Zeitraum von Wintersemester 2007/08 bis Wintersemester 2012/13 stiegen die Studierendenzahlen bundesweit um durchschnittlich 21,4 %. Die größten Zuwächse von über 40 % verzeichnen dabei vor allem die kleinen Hochschulstädte mit weniger als 10.000 Stu- dierenden. Die höchsten Zuwächse weisen Lingen (1.678 Studierende 2012/13, Anstieg um 135,4 %), Wismar (6.881 Studierende 2012/13, Anstieg um 89,5 %) und Salzgitter (2050 Studie- rende 2012/13, Anstieg um 77,7 %) auf.

In den mittelgroßen Hochschulstädten mit 10.000 bis 40.000 Studierenden in Bayern, Baden- Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen sind überwiegend Wachstumsraten oberhalb des Durchschnitts zu verzeichnen. Dahingegen liegen die größeren Nord- und ostdeutschen Hochschulstädte zumeist unter dem bundesweiten Durchschnitt.

Unter den fünf größten Hochschulstandorten verzeichnen Frankfurt (22,6 %) und München (20,1 %) Zuwächse von über 20 %, wohingegen Berlin (7,1 %), Hamburg (10 %) und Köln (11,2 %) deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt liegen.

Anders als bei der Veränderung der Studierendenzahl lässt sich bei der Unterbringungsquote der Studierenden in Studentenwohnheimen kein klares räumliches Muster erkennen. In fast allen Bundesländern gibt es Hochschulstandorte mit niedrigen Unterbringungsquoten (Ausnahmen:

Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen). Bei den Hochschulstandorten mit mehr als 3.000 Studie- renden zeigt sich, dass insbesondere viele Großstädte wie Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt und Bremen eine Unterbringungsquote von weniger als 10 % aufweisen. Gleiches gilt für die Regio- nen Nord (Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg), Großraum Hannover, verschiedene Re- gionen in NRW und Mittelhessen sowie einzelne Standorte in Süddeutschland.

Bei der gemeinsamen Betrachtung aller drei Indikatoren (Studierendenzahl, Entwicklung der Studierendenzahl, Unterbringungsquote) erweist sich, dass sich eine Unterbringungsquote (Bundeschnitt 10,6 %) von weniger als 10 % vermehrt in Landkreisen / kreisfreien Städten mit kleineren Hochschulen ausmachen lässt, in denen die Studierendenzahl vom WS 2007/08 bis 2012/13 mit über 40 % überdurchschnittlich stark angestiegen ist. Beispiele für mögliche Brenn- punkte mit über 40 % Anstieg bei den Studierendenzahlen und einer Unterbringungsquote unter 10,0 % sind z.B. Wismar (Unterbringungsquote: 9,0 %), Heilbronn (7,3 %), Ingolstadt (9,0 %) oder Mönchengladbach (4,0 %). Auch in den großen Städten mit hoher Studierendenzahl sind niedrige Unterbringungsquoten festzustellen. Dies ist aber meist nicht mit einer überdurch- schnittlich stark steigenden Studierendenzahl verknüpft, so beispielsweise in Hamburg, Berlin, Köln oder Frankfurt a.M.

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4.3 Angebotsmieten und Unterbringungsquoten

Abbildung 10: Angebotsmieten und Unterbringungsquote der Studierenden in Studentenwohnheimen

Beschreibung der Darstellungsform

§ Die Färbung der Landkreise und kreisfreien Städte spiegelt die Neu- und Wiederver- mietungsmieten (Angebotsmieten nettokalt) im ersten Halbjahr 2012 in Euro/m2. Die rote Färbung weist dabei Angebotsmieten über 8,00 Euro/m2 aus, die violette Färbung Angebots- mieten von über 6,00 Euro/m2. Ausgewiesen sind nur Landkreise und kreisfreie Städte, in denen sich Hochschulen und Universitäten befinden.

§ Schraffur: Die Unterbringungsquote ergibt sich aus dem Verhältnis von Studierendenzahl und Anzahl der Wohnheimplätze am Studienort. Die schraffierte Signatur weist dabei alle Landkreise und kreisfreien Städte aus, in denen die Unterbringungsquote unter 10 % liegt.

Die blasse Signatur kennzeichnet wiederum die betroffenen Hochschulstandorte mit weniger als 3.000 Studierenden.

(20)

Auswertung

Allgemein lassen sich Hochschulstandorte mit vergleichsweise hohen Angebotsmieten von mehr als 6,00 Euro/m2 überwiegend im süddeutschen Raum der Bundesländer Bayern, Baden- Württemberg und Hessen verorten. Hinzu kommen einzelne Hochschulstandorte auch in den übrigen Bundesländern wie z.B. Berlin, Bremen, Dresden, Hannover, Lüneburg, Göttingen oder Rostock.

Besonders hohe Angebotsmieten von durchschnittlich mehr als 8,00 Euro/m2 lassen sich über- wiegend in Großstädten bzw. Großstadtregionen ausmachen. Darunter fallen unter anderem die großen Städte wie Hamburg, München, Köln, Frankfurt a.M., Stuttgart und Düsseldorf. Aber auch einige mittelgroße Hochschulstädte fallen in diese Kategorie, wie beispielsweise Münster, Potsdam, Tübingen, Heidelberg, Darmstadt, Regensburg und Erlangen.

In Kombination mit einer niedrigen Unterbringungsquote treten diese hohen Angebotsmieten (über 8,00 Euro/m2) vorwiegend in Großstädten auf. Beispiele für Brennpunkte mit Angebots- mieten über 8,00 Euro/m2 und einer Unterbringungsquote unter 10 % sind z.B. Hamburg, Potsdam, Köln, Frankfurt, Ingolstadt und Wiesbaden.

Angebotsmieten über 6,00 Euro/m2 und eine niedrige Unterbringungsquote kommen unter an- derem in Berlin, Gießen, Lübeck, Kiel oder Bremen zusammen.

Kleine Hochschulstandorte mit weniger als 3.000 Studierenden und einer niedrigen Unterbrin- gungsquote sind nur in wenigen Ausnahmen von Angebotsmieten über 6,00 bzw. 8,00 Euro/m2 betroffen, beispielsweise in Bingen in Rheinland-Pfalz, Bieberach (Baden-Württemberg) und Neu-Ulm (Bayern). Zumindest für Bingen und Neu-Ulm dürfte die geographische Nähe zu den hochpreisigen Großstädten Mainz bzw. Ulm mit über 8,00 Euro/m2 in diesem Zusammenhang nicht ohne Bedeutung sein.

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4.4 Brennpunktkarte: Angebotsmieten, Studierendenzahlen und Unterbringungsquoten

Abbildung 11: Angebotsmieten, Veränderung der Studierendenzahlen und Unterbringungsquote der Studierenden in Studentenwohnheimen

Beschreibung der Darstellungsform

§ Die Größe der Kreise bildet die Studierendenzahlen der Landkreise und kreisfreien Städte für das Wintersemester 2012/13 ab.

§ Die Färbung der Kreise zeigt die prozentuale Entwicklung der Studierendenzahlen in den Landkreisen und kreisfreien Städten über den Zeitraum vom Wintersemester 2007/08 bis zum Wintersemester 2012/13.

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§ Die Färbung der Landkreise und kreisfreien Städte spiegelt die Neu- und Wiedervermie- tungsmieten (Angebotsmieten nettokalt) im ersten Halbjahr 2012 in Euro/m2. Die rote Fär- bung weist dabei Angebotsmieten über 8,00 Euro/m2 aus, die violette Färbung Angebots- mieten von über 6,00 Euro/m2. Ausgewiesen sind nur Landkreise und kreisfreie Städte, in denen sich Hochschulen und Universitäten befinden.

§ Schraffur: Die Unterbringungsquote ergibt sich aus dem Verhältnis von Studierendenzahl und Anzahl der Wohnheimplatz am Studienort. Die schraffierte Signatur weist dabei alle Landkreise und kreisfreien Städte aus, in denen die Unterbringungsquote unter 10 % liegt.

Die blasse Signatur kennzeichnet wiederum die betroffenen Hochschulstandorte mit weniger als 3.000 Studierenden.

Auswertung

In den beiden vorangegangenen Kapiteln wurden zunächst jeweils zwei von vier Indikatoren in einer Karte zusammengeführt, um die regional unterschiedliche Situation auf dem Wohnungs- markt für Studierende differenziert abzubilden. In der Abbildung 11 sind nun alle vier unter- suchten Indikatoren zugleich abgebildet (Studierendenzahl, Veränderung der Studierendenzahl, Angebotsmieten und Unterbringungsquote).7 Dies ermöglicht eine differenziertere Darstellung der Wohnungssituation an den verschiedenen Hochschulstandorten innerhalb einer Karte.

Durch die Einbeziehung mehrerer Indikatoren werden einzelne vermeintliche Brennpunkte der vorangegangen Karten in der Zusammenschau eher relativiert, oder aber das Prädikat

„Brennpunkt“ wird dadurch noch zusätzlich verschärft.

Beispiele für eine Relativierung sind unter anderem die Hochschulstandorte Wismar (Landkreis Nordwestmecklenburg), Fulda und Mönchengladbach. Alle drei Hochschulstandorte weisen eine stark steigende Studierendenzahl und eine Unterbringungsquote von unter 10 % auf und erscheinen daher in Abb. 7 / Kapitel 4.2 als ein möglicher Brennpunkt. In Abb. 9 (bzw. in den regionalen Ausschnittkarten West/Abbildung 14 und Nordost/Abbildung 13), wird aber deutlich, dass gleichzeitig in keinem der genannten Gebiete die Angebotsmieten über 6,00 Euro/m2 liegen. Demzufolge ist an keinem dieser Hochschulstandorte von einem angespannten Wohnungsmarkt auszugehen, was den Schluss nahelegt, dass die Versorgung mit Wohnraum für die ortsansässigen Studierenden über den freien Wohnungsmarkt weitgehend gewährleistet ist.

Demgegenüber lassen sich aus der gemeinsamen Betrachtung aller herangezogenen Indika- toren aber auch Hochschulstandorte identifizieren, in denen damit die ermittelte Brennpunkt- situation untermauert wird. Als Beispiele hierfür wären unter anderem Ingolstadt und Darmstadt zu nennen. In beiden Städten deuten die Werte aller vier Indikatoren Werte auf eine ange- spannte Wohnsituation für Studierende hin. Darmstadt ist mit 36.225 Studierenden im WS 2012/13 einer der bedeutenderen Hochschulstandorte, verzeichnete mit 42 % ein stark über- durchschnittliches Wachstum der Studierendenzahl (WS 2007/08 bis 2012/13), verfügt mit 8,7 % eine unterdurchschnittliche Unterbringungsquote und besitzt mit durchschnittlich über

7 Für eine bessere Betrachtungsschärfe wird die Abbildung 10 im folgenden Kapitel in vier regionalen Ausschnittkarten vergrößert dargestellt.

(23)

8,00 Euro/m2 sehr hohe Angebotsmieten. Ähnliche Befunde ergeben sich für den Hochschul- standort Ingolstadt, wenngleich hier die Studierendenzahl deutlich niedriger ausfällt: 4.703 Studierende im WS 2012/13, stark überdurchschnittliches Wachstum der Studierendenzahl (WS 2007/08 bis 2012/13) um 52 %, eine unterdurchschnittliche Unterbringungsquote von 8,7 % und mit durchschnittlich über 8,00 Euro/m2 sehr hohe Angebotsmieten.

4.5 Brennpunktkarte: Regionale Ausschnitte

Im folgenden Kapitel wird die Abbildung 11 für eine bessere Betrachtungsschärfe in vier regionalen Ausschnittkarten (Nordwest, Nordost, West und Süd) in einem kleineren Maßstab dargestellt.

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Abbildung 12: Ausschnittkarte Nordwest

Wesentliche Brennpunkte:

In Hamburg als größtem Hochschulstandort im Norden liegen die Angebotsmieten im Durchschnitt über 8,00 Euro/m2 und die Wohnheim-Unterbringungsquote unter 10 %. Auf die hohe Studierendenzahl von 65.900 entfällt allerdings nur ein vergleichsweise moderates prozentuales Wachstum der Studierendenzahlen von unter 20 %.

Kiel, Lübeck, Bremen und Hannover weisen allesamt Angebotsmieten von mehr als 6,00 Euro/m2 und auch eine niedrige Unterbringungsquote auf. Das Wachstum der Studierendenzahlen ist in diesen Städten mit Werten unter 20 % eher moderat.

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Abbildung 13: Ausschnittkarte Nordost

Wesentliche Brennpunkte:

Hier ist vor allem Potsdam zu nennen, wo die Angebotsmieten im Durchschnitt über 8,00 Euro/m2 liegen und die Wohnheim-Unterbringungsquote unter 10 % beträgt. Das Wachs- tum der Studierendenzahlen ist mit unter 20 % allerdings moderat. Ein weiterer Hochschulort mit Angebotsmieten oberhalb von 8,00 Euro/m2 ist zudem Jena (bei leicht sinkender Studierenden- zahl).

Berlin weist durchschnittliche Angebotsmieten von mehr als 6,00 Euro/m2 auf, eine niedrige Unterbringungsquote und eine insgesamt hohe Studierendenzahl, wobei das Wachstum der Studierendenzahlen mit unter 20 % moderat ist. Von der hohen Studierendenzahl abgesehen gilt gleiches für Erfurt. Vergleichsweise hohe Angebotsmieten über 6,00 Euro/m2 findet man zudem in Rostock, W eimar und Dresden.

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Abbildung 14: Ausschnittkarte West

Wesentliche Brennpunkte:

Köln, Frankfurt a.M. und Darmstadt mit durchschnittlichen Angebotsmieten über 8,00 Euro/m2 und einer Wohnheim-Unterbringungsquote von unter 10 %; außerdem weisen diese Städte hohe Studierendenzahlen auf – dabei zum Teil mit starkem Zuwachs, welcher in Darmstadt über 40 % lag und in Frankfurt a.M. oberhalb von 20 % (in Köln moderater Zuwachs mit unter 20 %). Als weitere Städte mit hohen Angebotsmieten oberhalb von 8,00 Euro/m2 sind zudem Münster und Düsseldorf zu nennen, wobei diese Städte mit mehr als 10 % bessere Wohnheim-Unterbringungsquoten aufweisen.

Die Hochschulstandorte Wetteraukreis und Gießen (beide Technische Hochschule Mittelhessen), Trier, Zweibrücken, Landau und Mannheim weisen Angebotsmieten von mehr als 6,00 Euro/m2, eine niedrige Unterbringungsquote sowie ein moderates Wachstum der Studierendenzahlen von jeweils unter 20 %.

Zudem gibt es weitere bedeutende Hochschulstandorte mit mehr als 20.000 Studierende wie Göttingen, Marburg, Aachen, Bonn, die Angebotsmieten von mehr als 6,00 Euro/m2 aufzeigen, aber über ein verhältnismäßig moderates Wachstum der Studierendenzahlen verfügen.

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Abbildung 15: Ausschnittkarte Süd

Wesentliche Brennpunkte:

Hier fällt Ingolstadt ins Auge, wo die Angebotsmieten über 8,00 Euro/m2 liegen, die Wohnheim-Unterbringungsquote unter 10% und zudem die Studierendenzahl mit über 40 % einen starken Zuwachs aufweist. Auch Freising weist Angebotsmieten von mehr als 8,00 Euro/m2 und einen starken Zuwachs bei den Studierendenzahlen auf.

München ist durch hohe Angebotsmieten oberhalb von mehr als 8,00 Euro/m2 sowie eine hohe Studierendenzahl und eine relativ starke Zunahme der (ohnehin hohen Studierendenzahl) Studierendenzahl von mehr als 20 % gekennzeichnet. Auch die Hochschulstandorte Stuttgart, Karlsruhe, Erlangen und Regensburg verzeichnen hohe Angebotsmieten über 8,00 Euro/m2 sowie Zuwächse bei den Studierendenzahlen von mehr als 20 %. Moderater ist diese Zunahme mit unter 20 % in Heidelberg, Tübingen, Ulm und Konstanz, wo aber auch die Angebotsmieten oberhalb von 8,00 Euro/m2 liegen.

Ferner finden sich Angebotsmieten von über 6,00 Euro/m2 und überdurchschnittlich steigende Studierendenzahlen in den mittelgroßen Hochschulstandorten Bayreuth, Bamberg, Nürn- berg und Augsburg.

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5 Fazit

Wohnungsprobleme für Studierende stellen ein akutes Thema dar, das jedoch nicht an jedem Hochschulstandort und nicht in jeder Region gleich stark ausgeprägt ist. Gleichwohl lässt sich aktuell vielerorts eine erhebliche Anspannung der Wohnungssituation für diese Zielgruppe feststellen.

Die jetzige Situation ist maßgeblich aufgrund der gestiegenen Nachfrage zu erklären: Im Zeitraum von 2002 bis 2012 hat sich die Zahl der Studierenden in Deutschland um fast ein Viertel vergrößert. Die Zahl der Studierenden stieg in diesem Zeitraum von rd. 1,7 Mio. auf fast 2,2 Mio. Vor allem in den letzten Jahren seit 2010 war ein starker Anstieg zu verzeichnen. Als wichtige Ursachen sind neben gestiegenen Abiturientenquoten auch die doppelten Abitur- Jahrgänge (durch die Verkürzung der gymnasialen Schulausbildung auf acht Jahre in zahl- reichen Bundesländern) sowie die Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011 zu nennen.

In den nächsten Jahren wird die Situation zunächst weiter von der die Einführung des acht- jährigen Gymnasiums (G8) geprägt sein. In den meisten Bundesländern ist die Umstellung ab- geschlossen. In vier Bundesländern steht der doppelte Abitur-Jahrgang noch aus, darunter im laufenden Jahr mit Nordrhein-Westfalen und Hessen zwei bevölkerungsstarke Länder. Erst wenn die Studierenden dieser Jahrgänge ihr Studium durchlaufen haben, kann mit einer gewissen Entspannung der Situation gerechnet werden.

Neben den Angeboten des freien Wohnungsmarktes können Studierende klassischerweise auch auf spezifische Wohnangebote v.a. der Studentenwerke zurückgreifen. Allerdings ist seit 2002 die Zahl der Studierenden in Deutschland mit +23 % deutlich stärker gestiegen als die Zahl der Wohnplätze (nur +3 %). Bei der Bautätigkeit und Planung neuer Studentenwohnheime gibt es regional starke Abweichungen. Sicher ist: Die sich im Bau befindlichen und geplanten Studentenwohnheime werden zur Stabilisierung der Unterbringungsquote in Wohnheimen nicht ausreichen.

Die Schwierigkeiten bei der Wohnungsversorgung für Studierenden sind regional stark unter- schiedlich ausgeprägt. Vor allem Hochschulstandorte mit allgemein hohem Mietpreisniveau erweisen sich als Brennpunkte. Hier sind vor allem Großstädte bzw. Großstadtregionen betroffen, aber auch einige mittelgroße Hochschulstädte fallen in diese Kategorie – wie bei- spielsweise Münster, Potsdam, Tübingen, Heidelberg, Darmstadt, Regensburg oder Erlangen.

Ein wesentlicher Indikator ist hierbei auch die Unterbringungsquote, also das Verhältnis von Wohnheimplätzen und Studierendenzahl. Fällt diese niedrig aus, kann dies die Wohnsituation für Studierende zusätzlich verschärfen. In Kombination mit hohen Angebotsmieten treten niedrige Unterbringungsquoten vorwiegend in Großstädten auf. Beispiele für solche Brennpunkte mit Angebotsmieten über 8,00 Euro/m2 und einer Unterbringungsquote unter 10 % sind etwa Hamburg, Potsdam, Köln, Frankfurt oder Wiesbaden.

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Bezieht man die Zahl der Studierenden und ihre Entwicklungsdynamik in die Betrachtung ein, lassen sich weitere Brennpunkte ermitteln. Als Beispiele hierfür wären unter anderem Ingolstadt und Darmstadt zu nennen. In beiden Städten deuten die Werte aller vier Indikatoren auf eine angespannte Wohnsituation für Studierende hin.

Die weitere Entwicklung wird vor allem durch die demografische Entwicklung bestimmt. Hierbei ist festzuhalten: Die Jahrgangsstärken der Schüler, die in den nächsten zehn Jahren das Abitur ablegen, werden zunehmend geringer. So liegt die Zahl der im Jahr 2005 Geborenen mit 688.000 um 12 % unter der des Jahrgangs 1995 (780.000). Demzufolge ist bei gleicher Abiturientenquote in den nächsten 10 Jahren mit einem Rückgang der Studierendenzahlen zu rechnen.

Aus diesem Grund sind bei Neubauprojekten für die studentische Klientel auch mögliche Nachnutzungen oder Nutzungsmischungen zu berücksichtigen. Von Anfang an ist sinn- vollerweise auf eine entsprechende Umwandlungsfähigkeit der Objekte zu achten, etwa in Form von anpassungsfähigen Grundrisszuschnitten. Die Praxis zeigt, dass die Wahl der technischen Lösung für den Innenausbau und die vorausschauende Planung der technischen Infrastruktur die entsprechende Flexibilität sichern, um im Zuge einer späteren Ausrichtung auf neue Nutzer- erfordernisse eingehen zu können.

Im Hinblick des demografischen Wandels bietet sich beispielsweise eine vorsorgliche Konzeption an, die gerade auch Single-Haushalte im Seniorenalter in den Blick nimmt. Auch bei dieser Zielgruppe bieten perspektivisch kleinere und innenstadtnahe Wohnungen absehbar Marktpotenzial. Praxisbeispiele illustrieren, dass bei Objekten die zunächst vor allem auf eine studentische Klientel ausgerichtet sind, bestimmte barriere-reduzierende Elemente wie beispielsweise breitere Türen sinnvollerweise von Vornherein umgesetzt werden. Auf diese Weise ist eine bessere Vermarktungsfähigkeit auch für neue Zielgruppen eher gegeben – vor allem dann, wenn aufgrund der beschriebenen demografischen Effekte die Zahl der Studierenden tendenziell zurückgehen sollte.

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6 BFW - Positionspapier zum Studentischen Wohnen in Deutschland

Das Studentische Wohnen in Deutschland ist eng verbunden mit der generellen Suche nach bezahlbarem Wohnraum an Hochschulstandorten und in Ballungszentren. Ein breiteres An- gebot, das der Nachfrage und den Ansprüchen einer sich stetig verändernden Gesellschaft gerecht wird, würde dagegen die Märkte beruhigen. Dies kann nur über den Neubau oder die Aktivierung alter Bestände erfolgen und setzt eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung und den Wohnungsunternehmen voraus. Die Positionen der privaten Wohnungswirtschaft gehen daher über die Frage nach preisgünstigem Wohnraum für Studierende hinaus und fordern bessere baupolitische Rahmenbedingungen im Allgemeinen.

Um den Gebäudebestand im preisgünstigen Segment zu entwickeln, fordert der BFW :

§ Steuern wie die Grund- und Grunderwerbsteuer bundesweit wieder auf einen investitionsfreundlichen Satz zu senken.

§ den Verkauf öffentlicher Flächen und Gebäude nicht allein über das Höchstgebot zu entscheiden.

§ die Beschleunigung von Baugenehmigungsverfahren.

§ die lineare AfA von 2 auf 4 Prozent zu erhöhen, um der tatsächlichen Wertentwicklung einer Immobilie gerecht zu werden.

§ in der Energieeinsparverordnung keine weiteren Verschärfungen vorzunehmen und Förde- rungen technikoffen auszugestalten.

§ dass die wohnungswirtschaftlichen Förderprogramme der KfW verlässlich über das Jahr 2014 weitergeführt werden.

§ die Mittel der Städtebauförderung und des altersgerechten Umbaus aufzustocken und zu verstetigen.

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Damit die grundlegende Finanzierung im W ohnungsbau weiterhin gesichert ist:

§ müssen Immobilien in gleicher Weise wie das Betriebsvermögen von der Erbschaftsteuer verschont werden.

§ ist die Vermögensteuer als echte Substanzsteuer abzulehnen, da diese zulasten der Investitionen geht und zu Bestandsverkäufen und Mieterhöhungen führt.

§ muss bei europäischen Regulierungsvorhaben zur Finanztransaktion (Basel III, Solvency II und AIFM) berücksichtigt werden, dass die Immobilienwirtschaft in hohem Maße von der Fremdfinanzierung abhängig ist

Zur Förderung des Segments Studentisches W ohnen ist insbesondere notwendig, dass:

§ Apartments bzw. Wohnungen auch von anderen Mietergruppen genutzt oder zumindest ohne großen Aufwand angepasst werden können.

§ kommunale Auflagen, wie die Nachweise für PKW- und Fahrradstellplätze oder Kellerräume, bedarfsgerecht erfolgen.

§ die Anforderungen an die Freiflächengestaltung individuell gehandhabt werden und nutzerorientiert sind.

§ die Städte und Gemeinden in Deutschland für die Belange des studentischen Wohnungs- baus weiter sensibilisiert werden.

Referenzen

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