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Archiv "Creutzfeldt-Jakob-Krankheit: Prionen-Nachweis und iatrogenes Risiko" (27.07.2001)

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Krebskranke Kinder

Mehr Fälle in der Nähe von Atommeilern

Weitere Studien sollen Klarheit schaffen.

N

ach neuen Untersuchun- gen in Bayern erkranken Kinder in der Umgebung von Atomkraftwerken 20 Prozent häufiger an Krebs als in übri-

gen Regionen. Zusammen- hänge seien zwar nicht klar bewiesen, die Zahlen gäben aber Anlass, „das Krank- heitsgeschehen um Atom-

kraftwerke weiter intensiv zu beobachten“, erklärte das Bundesamt für Strahlen- schutz im Anschluss an Ge- spräche mit der Organisation

„Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs“

(IPPNW) und dem Um- weltinstitut München.

Die Studie des Umweltin- stituts umfasst neun Land- kreise im Umfeld der drei bayerischen Atomkraftwer- ke. Von 1983 bis 1998 wurden dort 362 Krebserkrankungen bei Kindern bis 14 Jahren fest- gestellt. Die bundesweite Ver- gleichszahl liegt bei 302. Er- höht waren vor allem die Zah- len von Nierenkrebs und Tu- moren im zentralen Nerven- system. Leukämien hingegen traten nur geringfügig häufi- ger als in Regionen abseits von Atomkraftwerken auf.

Eine frühere Untersuchung des Münchner Umweltinsti- tuts von 1983 bis 1995 hatte für Kinder bis zu vier Jahren sogar eine um 53 Prozent erhöhte Krebsrate ergeben. Die Erhe- bung und die Art der Auswer- tung galt jedoch als wissen- schaftlich umstritten. Die neu- en Zahlen könne nun auch das

Bundesamt bestätigen, sagte Mitarbeiter Thomas Jung. Al- le drei Organisationen verein- barten eine Zusammenarbeit bei weiteren Studien, deren

Ergebnisse teilweise im kom- menden Jahr vorliegen sollen.

Eine genauere, repräsentative

„Fallkontrollstudie“ ist auf sie- ben Jahre angelegt.

A K T U E L L

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 30½½½½27. Juli 2001 AA1917

Creutzfeldt-Jakob-Krankheit

Prionen-Nachweis und iatrogenes Risiko

E

ine Arbeitsgruppe von der MRC Prion Unit vom Imperial College of Medicine in London konnte in Gewe- beproben von vier Patienten, die an der neuen Variante der Creutzfeldt- Jakob-Krankheit (vCJD) verstorben waren, Prionen in der Retina, dem Sehnerv, im Rektum, den Nebennieren und dem Thymus nachweisen (Lancet 2001; 358: 164–165, 171–180, 208–209).

Zudem gelang der Prionen-Nachweis im ZNS, Tonsillen, Milz und Lymph- knoten und bestätigt damit vorange- gangene Experimente. Mithilfe eines zusätzlichen Präzipitationsschritts mit Natrium-Phosphotungstat verbesser- ten Wadsworth und Mitarbeiter den Nachweis der infektiösen Variante des Prionproteins beträchtlich. Nun kön- nen Prionen in Konzentrationen detek-

tiert werden, die um das 10 000- bis 100 000fache niedriger sind, als sie im Hirn von CJD-Patienten vorkommen.

Keine Prionen wurden in Leukozyten und Thrombozyten sowie im Appendix gefunden.

D

iese Ergebnisse stehen allerdings im Widerspruch zu vorhergehenden Experimenten: 1998 wurde einem Pati- enten vor Beginn der CJD-Symptoma- tik der Appendix entnommen und posi- tiv auf Prionen getestet. Dieser Befund führte zu der Initiative, Appendices anonymisiert auf Prionen zu untersu- chen, um epidemiologische Anhalts- punkte für (noch) asymptomatische CJD-Träger zu erfassen. Aufgrund der neuen Ergebnisse fordert die Arbeits- gruppe um Prof. John Collinge (Lon- don), ein vergleichbares Screening mit Tonsillen durchzuführen, die bei CJD- Patienten regelmäßig positiv getestet werden, und die (negativen) Ergebnisse von mehreren Tausend untersuchten Appendices neu zu bewerten. Dass we-

der in Blutzellen noch im Plasma Prio- nen nachgewiesen wurden, ist im Hin- blick auf die Abhängigkeit von Blut- spenden beruhigend.

E

ntwarnung kann allerdings nicht ge- geben werden, denn Scrapie – die CJD-Variante bei Schafen – konnte in einem Fall von einem symptomfreien, aber mit Prionen infizierten Schaf mit- tels Transfusion von Vollblut auf ein gesundes Schaf übertragen werden (Lancet 2000; 356: 999–1000). Die For- scher betonen, dass die Ergebnisse nur von vier Patienten stammen und einige Gewebe, beispielsweise gastrointesti- nalen Ursprungs, noch nicht untersucht wurden. Ob weitergehend Vorsichts- maßnahmen bei der Desinfektion von chirurgischen Instrumenten vonnöten sind, die mit potenziell infiziertem Ge- webe in Kontakt kommen, kann mo- mentan nicht beantwortet werden. In Großbritannien werden Tonsillektomi- en nur noch mit Einweginstrumenten durchgeführt. Dr. Stephan Mertens Akut

Arzneimittelverordnung

Vorwürfe

zurückgewiesen

Vertragsärzte im Osten verantwortungsbewusst

A

ls Affront gegen die Ver- tragsärzte im Osten haben die Vorsitzenden der Kas- senärztlichen Vereinigungen (KVen) der neuen Bundes- länder die jüngste Kritik von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt bezeichnet. Sie hatte ihnen vorgeworfen, zu viele und zu teure Arzneimit- tel zu verschreiben und damit die Finanzsituation der Kran- kenkassen zu destabilisieren.

Der Vorsitzende der KV Brandenburg, Dr. med. Hans- Joachim Helming, wies diese Vorwürfe zurück. Die Zahl

der verordneten Generika und Reimporte im Osten liege weit über dem Bundesdurch- schnitt, während die der so ge- nannten umstrittenen Arznei- mittel deutlich darunter liege, sagte Helmig. Einzig die Ab- gabe von Me-too-Präparaten, die keine „echten Innovatio- nen“ seien, könne noch redu- ziert werden. Dazu müsse aber die Politik definieren, welche Arzneimittel als Me- too-Präparate gelten und fest- legen, dass diese nicht mehr zulasten der Kassen verord- net werden dürfen.

Helming betonte, dass die Ärzte im Osten eine Mit-Ver- antwortung für veranlasste Ausgaben erkennen. „Un- wirtschaftliche Verordnungen darf es nicht geben“, sagte der KV-Vorsitzende. Dies setze jedoch ein Miteinander vor- aus, das sich nicht in Schuld- zuweisungen seitens der Kas- sen und der Politik erschöpfe.

Foto: ddp

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