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CAD-CAM-Anwendung in der Totalprothetik

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CAD-CAM-Anwendung in der Totalprothetik

Alexander Deak Carlo P. Marinello

Klinik für Rekonstruktive Zahn- medizin und Myoarthropathien Universitätskliniken für Zahn- medizin Basel

KORRESPONDENZ Prof. Dr. med. dent.

Carlo P. Marinello MS Klinik für Rekonstruktive Zahnmedizin und Myoarthropathien Universitätskliniken für Zahnmedizin Universität Basel Hebelstrasse 3 CH-4056 Basel Tel. +41 61 267 26 36 Fax +41 61 267 26 60 E-Mail: carlo-p.marinello

@unibas.ch

ZUSAMMENFASSUNG

Die Herstellung von Totalprothesen mit der kon- ventionellen Presstechnik erfordert mehrere kli- nische Sitzungen in Zusammenarbeit mit dem Zahntechniker. Die Herstellung von gefrästen Total prothesen unter Anwendung der digitalen Scantechnologie im zahntechnischen Labor ver- mag den klinischen und zahntechnischen Auf- wand stark zu vereinfachen. Das Ziel des vorlie- genden Beitrages ist es, anhand eines neuen Verfahrens (AvaDent®, Global Dental Science, Scottsdale), das Schritt-für-Schritt-Vorgehen der Herstellung von Totalprothesen in nur zwei Sitzungen zu präsentieren. Hierbei erfolgen in einer ersten Sitzung die definitive Abformung der Kiefer, die Festlegung der vertikalen und horizon-

talen Dimension mittels Pfeilwinkelregistrat sowie die Bestimmung der ästhetischen und funktio- nellen Frontzahnposition (Mittellinie, Inzisalkan- tenverlauf, Frontzahngrösse). In der zweiten Sitzung werden die Prothesen eingesetzt. Die Technik erlaubt das vollständige virtuelle Model- lieren und Fräsen einer Totalprothese ohne Gips- modelle und ohne aufwendiges Stopfen und Pressen im zahntechnischen Labor. Das System ergibt damit eine höchst effiziente Herstellung von biomaterialtechnisch hochwertigen Total- prothesen für den zahnlosen Patienten. Es erfolgt eine kritische Beleuchtung des Verfahrens aus Sicht des Anwenders.

Bild oben: Darstellung der virtuellen Zahnaufstellung am Bildschirm (AvaDent®, Global Dental Science, Scottsdale) SCHLÜSSELWÖRTER

Abnehmbare Rekonstruktionen, Totalprothetik,

CAD/CAM, Kosteneffektivität

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Einleitung

Obwohl weltweit die durchschnittliche altersbezogene Präva- lenz und Inzidenz an Zahnlosen in den letzten Jahren gesunken ist, nimmt insbesondere die absolute Zahl an Zahnlosen ab dem 65. Altersjahr aus demografischen, medizinischen, sozialen und ökonomischen Gründen stark zu (Petersen & Yamamoto 2005, Kassebaum et al. 2014). Im Rahmen der Alterszahnmedizin stellt für viele zahnlose Patienten die Versorgung mittels konventio- neller Totalprothesen nach wie vor eine Therapie der Wahl dar.

Hierbei beansprucht die konventionelle Vorgehensweise mit Abformung, Bissnahme, Einprobe und Eingliederung mehrere Sitzungen. Sind die Patienten zudem aufgrund medizinischer Aspekte in ihrer Mobilität eingeschränkt, so bedürfen sie einer externen Unterstützung für den Zahnarztbesuch. Ein vergrös- serter Zeitaufwand und höhere Kosten sind die Folge. Letzteres stellt aus Patientensicht vielfach einen Grund dar, nach örtli- chen und verfahrenstechnischen Behandlungsalternativen zu suchen. In Anbetracht der steigenden Lebenserwartung und der veränderten sozioökonomischen Situation steht insbesondere bei einfachen zahnlosen prothetischen Fällen die Frage nach finanzierbaren und effizienten Lösungen im Vordergrund.

Schon 1994 wurde ein Verfahren beschrieben, bei dem sich sowohl die Kunststoffbasis wie auch die Prothesenzähne einer Prothese durch 3-D-Laserlithographie herstellen lassen (Maeda et al. 1994). Ein anderes Vorgehen zeigte die digitale Dublierung von Totalprothesen und deren anschliessendes Fräsen in Wachs (Kawahata et al. 1997). Erst kürzlich wurden in der Folge die Herstellung einer Prothesenbasis mit dem sog. Laser-Rapid- Forming-Verfahren unter Verwendung von STL-Daten beschrie- ben (Wu et al. 2010). Eine andere Gruppe stellt Totalprothesen her, indem eine in Wachs aufgestellte Prothese mit einem DVT-Gerät gescannt wird, und die entsprechend generierten STL-Daten zum Fräsen bzw. 3-D-Drucken einer Prothese ver- wendet werden (Kanazawa et al. 2011, Inokoshi et al. 2012).

Trotz der zahlreich beschriebenen Innovationen konnte sich bislang nur ein Verfahren, das AvaDent®-System (AvaDent®, Global Dental Science, Scottsdale), in der Klinik praktisch etab- lieren (Infante et al. 2014). Das System erlaubt bei einfacher

klinischer Ausgangslage eine Totalprothesenherstellung in nur zwei Sitzungen. In der ersten Sitzung erfolgen die definitive Abformung der Kiefer, die Festlegung der vertikalen und hori- zontalen Dimension sowie die Festlegung der ästhetischen und funktionellen Frontzahnposition (Mittellinie, Inzisalkanten- verlauf, Frontzahngrösse, Eckzahnposition). In der zweiten Sitzung werden die Prothesen eingesetzt. Virtuelles Modellieren und Fräsen einer Totalprothesenbasis ersetzen die Herstellung von Gipsmodellen und das aufwendige Stopfen und Pressen im zahntechnischen Labor. Das System erlaubt damit eine höchst effiziente Herstellung von biomaterialtechnisch hochwertigen Totalprothesen für den zahnlosen Patienten. Im folgenden Fall- bericht werden Totalprothesen mit dem AvaDent®-System hergestellt und bereits in der zweiten Behandlungssitzung inkorporiert. Das klinische Vorgehen wird Schritt für Schritt präsentiert.

1. Allgemeines

Konventionelle Totalprothesen werden meist auf der Basis von folgenden vier bis fünf Schritten bzw. Sitzungen hergestellt:

1. Erstabformung; 2. definitive Abformung; 3. Bissregistrie- rung (Festlegung der vertikalen und horizontalen Dimension);

4. Einprobe der Prothesenzähne in Wachs und 5. Inkorporation der Prothesen. Das neue AvaDent®-System stellt einerseits alle benötigten Instrumente und Materialien als Set zur Verfügung (Abb. 1). Anderseits werden die Informationen der ersten drei Schritte einer konventionellen Herstellung in einer einzigen Sitzung möglichst ohne Qualitätsverlust erfasst. Die Einprobe der Prothesenzähne in Wachs erfolgt entweder nur virtuell, oder sie kann als zusätzliche Sitzung am Patienten erfolgen.

2. Abformung

2.1 Abformlöffel

Zur Abformung des zahnlosen Ober- und Unterkiefers stehen verschiedene Löffelgrössen aus thermoplastischem Kunststoff zur Auswahl. Sie erlauben sowohl extraoral wie intraoral eine indi viduelle Anpassung an die jeweilige Kieferform. Wenn beste- hende Prothesen zur Verfügung stehen, wird mit einer Silikon-

Abb. 1 Übersicht prothetisches Instrumentarium (AvaDent®, Global Dental Science, Scottsdale) Abb. 2 Erweichen des thermo- plastischen Abformlöffels im Wasser- bad (> 70 °C)

Abb. 3 Einprobe des individuali- sierten Abformlöffels

Abb. 4 Löffelrandabdämmung mit normalfliessendem Elastomer (Polyvinylsiloxan)

Abb. 5 Zweiphasige und zweizeitige Abformung des zahnlosen Ober- kiefers

Abb. 6 Oberkieferregistrierplatte mit zentralem Stützstift sowie ver- schiebbarem Lippenschild (Anatomi- cal Measuring Device)

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Putty-Masse ein Modell der Kieferbasis hergestellt. Darauf erfolgt eine individuelle Adaptation des Löffels, indem dieser in einem heissen Wasserbad (> 70 °C) erwärmt (Abb. 2) und anschlies send in engem Kontakt zum Modell adaptiert bzw. ausgedehnt wird.

Überstehende Areale werden mit einem Skalpell oder einer Fräse entfernt. Nun werden die Löffel im Munde des Patienten einpro- biert und auf allfällige Über- oder Unterextensionen kontrolliert (Abb. 3). Falls angezeigt, können zusätzliche Adaptationen auch direkt im Munde erfolgen. Grundsätzlich gelten für die Löffelge- staltung die Richtlinien, wie sie für einen individuellen Löffel zur Abformung des zahnlosen Kiefers bekannt sind.

2.2 Definitive Abformung

Nach Applikation eines Adhäsivs auf der Innenseite des Löffels wird in einem ersten Schritt ein mittelvisköses Polyvinylsilox- an (Kartouchensystem) zirkulär am Löffelrand so aufgebracht,

dass es als Löffelrandabdämmung funktioniert (Abb. 4). Hierbei kann – je nach verfolgtem Konzept – sowohl eine statische wie eine funktionelle Ausformung des Randbereiches angestrebt werden. Die Ränder werden inspiziert. Sollten Defizite vor- handen sein, können diese – nach erneuter Applikation von Adhäsiv – mit dem gleichen Material lokal korrigiert werden.

Im zweiten Schritt wird die gesamte Innenfläche des Löffels mit einem dünnfliessenden Silikon (Kartouchensystem) gefüllt und der Löffel – geführt durch die bestehende Randabdäm- mung – in die Endposition gebracht. Anzustreben ist, dass keine durchgedrückten Stellen in der Abformung sichtbar sind (Durchschimmern des Löffels). Korrekturen sind durch eine Wiederholung des zweiten Schrittes möglich. Das Vorgehen entspricht im besten Fall einer zweizeitigen und zweiphasigen statischen oder funktionellen Abformung (Abb. 5), die am Schluss des Prozesses hochpräzis im Intaglio der Prothesen- basis wieder gegeben wird, da die Formgebung einem reinen Schleifprozess unterliegt und damit keine Polymerisations- schrumpfung folgt.

3. Bestimmung der vertikalen und

horizontalen Dimension (Bissregistrierung)

Das AvaDent®-System benutzt zur Bissregistrierung ein eigens entwickeltes sog. Anatomical Measuring Device (AMD), das in verschiedenen Grössen vorliegt (Abb. 6). Dieses besteht aus einer Oberkieferregistrierplatte mit einem zentralen Stützstift sowie einem verschiebbaren Lippenschild. Der Stützstift dient gleichzeitig der Bestimmung sowie dem Aufrechterhalten der vertikalen Dimension und erlaubt mittels Aufzeichnen eines gotischen Bogens die Festlegung der horizontalen Dimension.

Mittels Schraubenzieher kann der Stützstift stufenlos von extra-

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oral in der gewünschten Höhe fixiert werden (Abb. 7). Das Lip- penschild wird zur Bestimmung der korrekten Lippenunter- stützung, zur richtigen Positionierung der Oberkieferfrontzähne und zur Ausrichtung der Okklusionsebene zur Bipupillarlinie verwendet (Abb. 8). Es kann mittels Schraubenzieher in der Sagittal ebene bewegt werden. Die Unterkieferregistrierplatte ist flach und dient der Aufzeichnung der Unterkieferbewegung durch den Stützstift. Die Registrierplatten liegen wie die Ab- formlöffel in verschiedenen Grössen vor. Sie werden mit dem gleichen dünnfliessenden Abformmaterial beschickt wie die Abformlöffel. Der Grund liegt in der notwendigen digitalen Überlagerung der definitiven Abformung mit derjenigen der

Registrierplatte (sog. Matching) im Herstellungslabor. Durch- gedrückte Stellen sind deshalb zu vermeiden. Die Oberkiefer- registrierplatte soll zudem mit dem Abformmaterial am Gau- men eindeutig stabilisiert werden; dies erfordert ein Einbezug der Gaumenareale in die Abformung. Aus praktischen Gründen sollen die beiden Registrierplatten möglichst parallel zueinan- der verlaufen (Ausrichtung zur Bipupillarlinie).

Die Bestimmung der vertikalen Dimension erfolgt in Anleh- nung an die Ausgangslage bei den bestehenden Prothesen (gleich, höher, niedriger); dies wird als schwieriger klinischer Schritt eingestuft, da mit den Registrierplatten keine Sprech- probe durchgeführt werden kann. Die Messung der Distanz

Abb. 7 Stufenlose Einstellung der Stützstifthöhe mittels Schraubenzieher am Patienten

Abb. 8 Einstellen der Lippenunterstützung und markieren von ästhetischen Orientierungslinien

Abb. 9 und 10 Bestimmung der vertikalen Dimension in Anlehnung an die Ausgangslage mit den bestehenden Prothesen

Abb. 11 Markierung der Registrierposition mit einem Rosenbohrer nach Aufzeichnen der Unterkieferbewegungen (Gotischer Bogen)

Abb. 12 Intraorale Kontrolle der Registrierposition vor Verschlüsselung Abb. 13 Intermaxilläre Verschlüsselung der Registrierplatten (AMD) mit schnellabbindendem Polyvinylsiloxan

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zwischen extraoralen Markierungen an Ober- und Unterlippe aufgrund der ursprünglichen vertikalen Dimension dient hier- bei als Referenz (Abb. 9 und 10).

Sobald die vertikale Dimension festgelegt ist, erfolgt die intraorale Registrierung von Ober- zu Unterkiefer mit der bekannten Aufzeichnung eines gotischen Bogens. Der Stütz- stift markiert die exzentrischen Bewegungen des Unterkiefers auf der unteren Registrierplatte und ermöglicht so, an der ge- wünschten Registrierposition eine kleine Delle mit einem Ro- senbohrer anzubringen (Orientierungshilfe zur Verschlüsselung für Patient und Behandler) (Abb. 11 und 12). Das Registrat wird dann intraoral mit einem schnellabbindenden harten Biss-

nahmesilikon (Kartouchensystem) untrennbar verschlüsselt, indem dieses von beiden Seiten zwischen die Registrierplatten eingespritzt wird (Abb. 13).

4. Festlegung der Okklusionsebene

Zur Festlegung der Okklusionsebene wird das AvaDent®-Paral- lelllineal von anterior in das AMD eingeführt (Abb. 14) und der anteriore rotierbare Teil parallel zur Bipupillarlinie eingestellt.

Der dabei festgestellte Winkelwert zwischen Registrierplatte und Bipupillarlinie (Abb. 15) wird notiert und im Laborauftrag vermerkt. Dies erlaubt dem CAD-Designer digital die Okklu- sionsebene und die Bipupillarlinie zu parallelisieren.

5. Lippenunterstützung und Zahnauswahl

Die Position der Oberkieferfrontzähne und damit die Lippen- unterstützung wird durch anteriores Verschieben des Lippen- schildes am Patienten eingestellt. Eine limitierte Auswahl an Zahngrössen (drei Längen und drei Breiten) steht vorgezeichnet auf einer Cellophanfolie zur Auswahl. Letztere wird mittels dünnfliessendem Komposit oder Sekundenkleber auf dem Lip- penschild so eindeutig befestigt, dass einerseits die Mittellinie und anderseits der Inzisalkantenverlauf korrekt festgelegt sind (Abb. 16). Dieser entscheidende Schritt wird als schwierig ein- gestuft, da nun das AMD verblockt im Munde eingesetzt ist und wiederum eine Sprechprobe unter diesen Umständen verun- möglicht wird. Wiederum dient die Ausgangslage der alten Pro- thesen als Referenz für die gezielten Veränderungen bezüglich Frontzahnposition und Inzisalkantenverlauf. Wird zu diesem Zeitpunkt zudem ein Porträtfoto mit dem Registrat und der Zahngarniturfolie in situ erstellt, erleichtert dies dem CAD- Designer, eine entsprechende Zahnaufstellung zu generieren.

6. Laborauftrag

Grundsätzlich gehen drei Informationen aus der Klinik in das Labor (AvaDent®, Global Dental Science, Scottsdale): 1. Abfor- mung des Oberkiefers, 2. Abformung des Unterkiefers und 3. das sog. Anatomical Measuring Device (AMD). Diese Unter- lagen werden desinfiziert (Abb. 17). Zusätzlich werden Fotos vom Patienten mit dem AMD als Information beigelegt. Das bestehende Laborformular erlaubt zudem eine immer grösser

Abb. 14 AvaDent®-Parallellineal mit Befestigung am Lippenschild und Ausrichtung zur Bipupillarebene

Abb. 15 Ablesen der Abweichung vom Registrat zur Bipupillarlinie auf dem AvaDent®-Parallellineal

Abb. 16 Auf dem Lippenschild des AMD fixierte Zahngarniturfolie gemäss den ästhetischen Orientierungslinien

Abb. 17 Desinfizierte Abformungen und Bissregistrat bereit zum Versand

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werdende Reihe von Zusatzwünschen, die individuell ange- bracht werden können. Unter anderem:

– Okklusionskonzept (semi-anatomisch, lingualisiert, flach) – Gingivaverlauf (flach-mittel-hoch)

– Stippelung, Rugae palatinae usw.

Diese Zusatzdaten werden bei der Verarbeitung der Daten im Fertigungszentrum und bei der digitalen Gestaltung der Prothe- sen am Computer berücksichtigt.

7. Verarbeitung im Fertigungszentrum

Nach Eintreffen der Unterlagen (Abformungen, AMD) im Ferti- gungszentrum werden die Abformungen und das Bissregistrat kontrolliert und zur digitalen Erfassung vorbereitet. Sobald die Unterlagen gescannt sind, werden sie in der systemspezifischen Software verarbeitet. Hierzu gehören die Festlegung der Rand- ausdehnung (Beschneiden der überflüssigen Informationen), die virtuelle Montage der Abformungen durch Matching mit dem AMD und die virtuelle Zahnaufstellung («Einprobe»).

Letztere kann anschliessend durch den Behandler per E-Mail als PDF oder mit einer spezifischen 3-D-Viewer-Software eingesehen werden (Abb. 18). Allfällige Korrekturen können wiederum per E-Mail weitergeleitet und unmittelbar reali- siert werden. In schwierigeren Fällen kann in diesem Moment eine zusätzliche Aufstellung der Prothesenzähne in Wachs gewünscht werden, was jedoch eine zusätzliche Sitzung erfor-

dert. Sobald die Zahnaufstellung akzeptiert ist, wird die Pro- thesenbasis aufgrund der digitalen Daten mit den entsprechen- den Zahnfächern gefräst, und die Prothesenzähne werden eingesetzt. Die fertiggestellten Totalprothesen werden inner- halb einer Schutzfolie in Desinfektionslösung verpackt per Postversand geliefert (Abb. 19).

8. Prothesenabgabe

Die hochglanzpolierten und desinfizierten Totalprothesen können nun dem Patienten abgegeben werden. Die praktische Laserbeschriftung der Prothesen ergibt eine klare Zuordnung

Abb. 18 Screenshot: Kontrolle der virtuellen Zahnaufstellung durch den Behandler (3-D-Viewer)

Abb. 19 Lieferung der Totalprothesen in Schutzfolie verpackt und desinfiziert

Abb. 20 Oberkiefertotalprothese mit laserbeschriftetem Patientennamen Abb. 21 Unterkiefertotalprothese mit zentrischen Kontaktpunkten bei Prothesenabgabe

Abb. 22 Kontrolle der Passgenauigkeit bei Prothesenabgabe mit Silikon- indikatorpaste (GC Fit Checker™)

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(Abb. 20). Die Prothesenabgabe und Instruktion selbst erfolgt gemäss dem konventionellen Vorgehen (Abb. 21–26).

Diskussion

Die Herstellung von Totalprothesen unter Anwendung eines laborspezifischen CAD/CAM-Verfahrens (AvaDent®, Global Dental Science, Scottsdale) erlaubt bei einfacher klinischer Ausgangslage eine Protheseninkorporation in nur zwei Sitzun- gen (Infante et al. 2014). Individualisierbare thermoplastische Abformlöffel ermöglichen die Reproduktion des zahnlosen Ober- und Unterkiefers mit Polyvinylsiloxan. Die Abformungen sind

unabhängig von der Bissnahme (Bidra et al. 2013, Goodacre et al. 2012, Maeda et al. 1994). Die Trennung von Abformung und Bissnahme hat den Vorteil, dass die Präzision der Abformung unbeeinflusst bleibt. Trotz der Reduktion der Behandlungssit- zungen wird nicht auf die Pfeilwinkelregistrierung verzichtet.

Dies ist wissenschaftlich zu begrüssen, da die Pfeilwinkelauf- zeichnung der Handbissnahme in der Totalprothetik überlegen ist (Utz et al. 1992, 1995, 2002). Zur Bissregistrierung, Festlegung der Frontzahnposition und der Okklusionsebene in einer Sit- zung wird ein eigens entwickeltes sog. Anatomical Measuring Device (AMD) verwendet. Dieses wird am Patienten so einge- stellt, dass die entscheidenden diagnostischen Parameter für die virtuelle Zahnaufstellung definiert sind. Schon früher wur- den Versuche unternommen, ein Softwaresystem für die vir- tuelle Zahnaufstellung auf gescannten zahnlosen Modellen zu entwickeln (Busch & Kordass 2006). Das hier vorgestellte Sys- tem steht jedoch bislang als einzige in der Praxis taugliche Methode zur Verfügung. Während beim konventionellen Vor- gehen ästhetische, phonetische und funktionelle Aspekte dynamisch mit der Einprobe der Prothesenzähne in Wachs überprüft werden können, erlaubt die vorliegende Methode mit dem sog. Anatomical Measuring Device (AMD) zum Beispiel keine Sprechprobe. Es ist deshalb klinisch nur eine limitierte diagnostische Beurteilung möglich. Bei schwierigen Fällen be- steht nach Gutdünken die Möglichkeit zu einer Einprobe der Prothesenzähne in Wachs. Damit schränkt sich das Verfahren

Abb. 23 Intraoralansicht: Ober-, Unterkieferprothesen

Abb. 24 und 25 Intraoralansicht: Ober-, Unterkieferprothesen von schräg lateral

Abb. 26 Patient nach Prothesenabgabe in der zweiten Behandlungssitzung

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Literatur

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indikationsbezogen vornehmlich auf einfachere klinische Fälle bzw. auf solche Fälle ein, bei denen die Ausgangslage gezielt in die neue Prothese einbezogen werden kann. Die momentane Notwendigkeit, den zahnlosen Kiefer konventionell abformen zu müssen, hat Vor- und Nachteile. Von Vorteil ist der Umstand, dass die eigenen bekannten Abformungskonzepte verwirklicht werden können. Nachteilig wirkt sich aus, dass die Unterlagen (Abformungen, Bissregistrierung) – sofern diese nicht selber gescannt werden können – auf dem Postweg an das verarbei- tende Labor geschickt werden müssen. Interessant wird das Verfahren für die Zukunft sein, wenn die intraorale Abformung sowie die Bissregistrierung auch beim Zahnlosen vollständig di- gital erfolgen können (Maeda et al. 1994, Goodacre et al. 2012).

Die Möglichkeit der Sichtung der virtuellen Zahnaufstellung ist aus Behandlersicht positiv zu werten. Allfällige Korrekturen können nach Rückmeldung per E-Mail unmittelbar realisiert werden. Die Beurteilung eines 3-D-Objektes in einer 2-D-Ab- bildung bzw. am Bildschirm ist jedoch gewöhnungsbedürftig.

Zudem ist der Behandler nach wie vor an eine Einprobe der Ar- beit im Munde des Patienten gewöhnt. Auch kann im Moment eine individuelle Prothesenzahnaufstellung aufgrund der limi- tierten Softwaremöglichkeiten noch kaum verwirklicht wer- den.

Bei den digital gesteuerten Fabrikationsprozessen stehen ad- ditive Verfahren (Selektives Laser Sintering, Stereolithographie, 3-D-Printing), subtraktiven Verfahren (Fräsen, Schleifen) ge- genüber. Sie zeichnen sich durch ein qualitativ hochstehendes, standardisiertes Endprodukt aus. Beim AvaDent®-Verfahren wird die Prothesenbasis aus einem hochvernetzten industriell gefertigten porenfreien PMMA-Rohling gefräst. Eine Polymeri- sationsschrumpfung mit Verzug der Kunststoffbasis entfällt vollständig. Damit wird eine hohe Passgenauigkeit der Kunst- stoffbasis erreicht, was einerseits kompensatorische Massnah- men, wie zum Beispiel eine Ah-Linien-Radierung, überflüssig macht, anderseits zu Prothesenbasen führt, bei denen klinisch eine Adhäsion verwirklicht ist.

Zusammenfassend kann das vorgestellte Verfahren als ein kosteneffektives und zeitsparendes Vorgehen zur Herstellung von qualitativ hochwertigen Totalprothesen in einfachen Patientenfällen eingestuft werden, das für die Zukunft viel- versprechend ist.

Verwendete Materialien

– AvaDent® Start-up Kit (Global Dental Science, Scottsdale AZ, USA); www.avadent.com

– Tetric® Flow, lichthärtendes Komposit (Ivoclar Vivadent AG, Schaan, Lichtenstein)

– Ivoclar Blueline®, Prothesenzähne (Ivoclar Vivadent AG, Schaan, Lichtenstein)

– Lucitone®, Prothesenbasiskunststoff (Dentsply Trubyte, York PA, USA)

– GC Fit Checker™, C-Silikon (GC Europe, N.V., Leuven, Belgien)

Abstract

Deak A, Marinello C P: CAD/CAM application in complete denture prosthodontics (in German). SWISS DENTAL JOURNAL SSO 125:

713–720 (2015)

The combination of scanning technology and CAD/CAM pro- cedures allows to significantly reduce working time clinically as well as for the dental laboratory. In comparison to conventional complete denture fabrication, the AvaDent® system provides specific trays and registration plates to complete all the required patient recordings and steps in the first appointment. By virtual modeling (CAD) and milling of the denture (CAM) out of a solid acrylic puck, time-consuming flasking and packing procedures are needless. Due to the abscence of any polymerisation shrink- age of the dentures, the precision of fit remains accurate. This system allows to efficiently deliver high-quality and cost-effec- tive complete dentures for the edentulous patient in only two appointments. The clinical procedure is presented step-by-step and critically evaluated from the clinician’s point of view.

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