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Virtuelle Proxemik: Oder wie man Menschen in virtuellen Räumen einander näher bringen könnte

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Academic year: 2022

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Virtuelle Proxemik: Oder wie man Menschen in virtuellen Räumen einander näher bringen könnte.

Helge Städtler, Karsten D. Wolf

Didactical Design of Interactive Learning Environments Universität Bremen

Bibliothekstrasse 28359 Bremen hst@uni-bremen wolf@uni-bremen.de

Abstract: Der Raum-Zeit-Kontext und Gesetzmäßigkeiten der Proxemik beein- flussen die Interaktion von Menschen. Für Vorkommen und Häufigkeit von Inter- aktionsmöglichkeiten zwischen Menschen spielen Distanzen und Distanzwahr- nehmung eine entscheidende Rolle. Es wird ein Ansatz vorgestellt, um proxemische Information über die Präsenz von Anwendern im E-Learning und de- ren Distanzen zueinander bereitzustellen.

1 Presence Awareness durch proxemische Information

Lernen bezieht oft andere Menschen als Interaktionspartner ein, bei der Nutzung virtuel- ler Settings im E-Learning werden die Interaktionsmöglichkeiten aber wesentlich einge- schränkt durch unzureichende Funktionen der „Presence Awareness“ [GST05], [GHT04], [EK03], [GZ97]. Harrison und Dourish schreiben „The sense of other people’s presence and the ongoing awareness of activity allows us to structure our own activity, seamlessly integrating communication and collaboration ongoingly and unproblemati- cally.“ [HD96]. Aktuellen E-Learning Lösungen fehlt die nötige Information, um Pre- sence Awareness zu vermitteln, Interaktion der Nutzer ist folglich beeinträchtigt.

Die Proxemik versucht zu ergründen wie Menschen den unmittelbaren Raum um sich herum gebrauchen und wahrnehmen [Ha76]. Hall unterscheidet distanzbedingte Abstu- fungen von Awareness zur Regulierung interpersoneller Interaktion. Distanzveränderung gilt dabei als nonverbale Information der Kommunikation und ist somit Teil der Körper- sprache [We85], [St03]. Grayson und Coventry wiesen nach, dass nonverbale, proxemi- sche Information (PI) bei einer Videoübertragung erhalten bleibt, also medial vermittel- bar ist [GC98]. Allen wies einen hyperbolischen Zusammenhang zwischen Distanz und Anzahl realisierter sozialer Kontakte zwischen Menschen nach [Al77]. Gesetzmäßigkei- ten der Proxemik könnten auch im virtuellen Raum gelten. Die Abbildung des virtuellen Raum-Zeit-Kontextes mit Hilfe von PI scheint dabei ein Schlüssel für Presence Aware- ness zu sein. Ohne Distanzkonzept ergibt sich jedoch keine distanzbasierte PI, wie der Versuch mit der Software „Babble“ zeigt [EK03]. Ein eindimensionales ordinales Dis- tanzkonzept zu relativen Distanzbestimmung könnte dieses Defizit beseitigen.

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Abbildung 1 zeigt dieses Konzept in Form seriell angeordneter Seiten eines E-Learning Kursmaterials auf der x-Achse. Zusätzliche Dimensionen mit unterschiedlichen Skalen- typen könnten durch Multidimensional Scaling (MDS) kombiniert werden.

Abbildung 1: Visualisierung von PI basierend auf Kursseiten-Distanzen im E-Learning

2 Untersuchung zur Proxemik in virtuellen Settings

Abbildung und Visualisierung des virtuellen Raum-Zeit-Kontextes von E-Learnern durch PI und deren Einfluss auf Interaktionen in virtuellen Settings sind Gegenstand einer prototypischen Implementierung. DasKonzept einer virtuellen Proxemikwird an der Universität Bremen im Rahmen einer Feldstudie näher untersucht werden.

Literaturverzeichnis

[Al77] Allen, T. J.: Managing the flow of technology: Technology transfer and the dissemina- tion of technological information within the R&D organization. The MIT Press, Cam- bridge, 1977; S. 234 ff.

[EK03] Erickson, T.; Kellogg, W. A.: Social Translucence: using Minimalist Visualizations of Social Activity to Support Collective Interaction. In Designing Information Spaces: The Social Navigation Approach (Höök, K.; Benyon, D.; Munroe, A., Hrsg.), Springer- Verlag, London, 2003; S. 17-41

[GC98] Grayson, D.; Coventry, L.: The Effects of Visual Proxemic Information in Video Medi- ated Communication. SIGCHI Bulletin; Vol. 30, No. 3, 1998; S. 30-39

[GHT04] Gustafson, J.; Hodgson, V.; Tickner, S.: Identity Construction and Dialogue Genres – How Notions of Dialogue May Influence Social Presence in Networked Learning Envi- ronments. Proceedings of Networked Learning Conference, Symposium 13, 2004 [GST05] Gross, T; Stary, C.; Totter, A.: User-Centered Awareness in Computer-Supported Coop-

erative Work-Systems: Structured Embedding of Findings from Social Sciences. In In- ternatioanl Journal of Human-Computer Interaction; Vol. 18, No. 3, 2005; S. 323-360 [GZ97] Gunawardena C. N.; Zittle, F. J.: Social Presence as a Predictor of Satisfaction within a

Computer-mediated Conferencing Environment. In American Journal of Distance Edu- cation; Vol. 11, No. 3, 1997; S. 8-26

[Ha76] Hall, E. T.: Die Sprache des Raumes, Pädagogischer Verlag Schwann, Düsseldorf, 1976;

S. 53.

[HD96] Harrison, S.; Dourish, P.: Re-Place-ing Space: The Roles of Place and Space in Collabo- rative Systems. In Proceedings of the 1996 ACM conference, Boston, Massachusetts, USA, 1996; S. 67-76.

[St03] Saville-Troike, M.: The ethnography of communication: an introduction. Blackwell Publishing Ltd, Oxford, England, 2003; S. 116

[We85] Wegner, D.: Der persönliche Raum als Modell nonverbaler Proxemik. In (Schweizer, H., Hrsg.): Sprache und Raum. Metzler, Stuttgart, 1985; S. 163-182.

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