• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Erfahrungsbericht: Exzellent" (30.01.2015)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Erfahrungsbericht: Exzellent" (30.01.2015)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Das Leser-Forum

ERFAHRUNGSBERICHT

Die Erlebnisse eines Honorararztes in einem chronisch kranken System (DÄ 51–52/2014:

„Katastrophe Krankenhaus“ von Herbert Bliemeister).

Mahnung und Warnung

Genauso und nicht anders sieht die Ver- sorgungsrealität in der bundesdeutschen Krankenhauslandschaft aus!

Und da soll es noch verwundern, dass im- mer weniger Kollegen Lust auf die klinisch- kurative Tätigkeit haben? Und trotzdem zer- gehen sich jede Woche aufs Neue Verwal- tungen und Politik im bigotten Gejammere über den ausufernden Fachkräftemangel.

Lösungsansätze? Fehlanzeige! Dafür im- mer mehr Gängelei, Bevormundung,

Durchbürokratisierung und das Singen des Hohelieds der Vollökonomisierung im Gesundheitswesen. Da werden zum Beispiel Gehälter für die Installation so- genannter „Lean Manager“ verschwen- det, anstatt das Geld in die eigentlichen Leistungsträger des Systems zu investie- ren, ohne die der Laden gar nicht erst lie- fe . . . Ärzte/Ärztinnen, Schwestern und Pfleger.

Die Doppelmoral dahinter ist dem enga- gierten Ärztenachwuchs weder zu vermit- teln noch ist sie für ihn zu ertragen. Das Ergebnis: Abwanderung.

Und das ist ja „nur“ die Sichtweise eines Honorararztes! Man mag sich gar nicht vorstellen, um wie viel desaströser der Be- richt ausgefallen wäre, hätte ihn ein fest- angestellter Arzt geschrieben.

Fazit: Der Artikel gehört ausgedruckt und jedem zur Mahnung und Warnung vorge- legt, der heutzutage auch nur ansatzweise mit dem Gedanken spielt, einen Gesund- heits- oder Heilberuf in Deutschland zu ergreifen.

Respekt, dass Sie sich getraut haben, die- sen Erfahrungsbericht zu veröffentlichen, und ich hoffe inständig, er führt zur leb- haften Diskussion und Aufarbeitung.

Denn eines ist klar: Bleibt es so wie jetzt, wird der Beruf in absehbarer Zeit endgül- tig tot sein.

Markus Lüttig, 34537 Bad Wildungen

Exzellent

Traurig, aber leider wahr: Ein exzellenter Artikel der tragikomisch die Folgen einer

B R I E F E

(2)

A 188 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 112

|

Heft 5

|

30. Januar 2015 Ausrichtung medizinischer Entscheidun-

gen und der ärztlichen Tätigkeit an ökono- mischen Interessen und dysfunktionalen Dokumentationsanforderungen verdeut- licht – ein fataler Qualitätsverlust. Die Krankenhausentgeltsysteme DRG und das geplante PEPP in der Psychiatrie tragen erheblich zu dieser Fehlentwicklung bei.

Wann erheben sich dagegen auch die Pa- tienten und ihre Krankenkassen?

Dr. rer. nat. Dr. med. Christopher Rommel, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Johanniter-Krankenhaus im Fläming Treuenbrietzen GmbH, 14929 Treuenbrietzen

Rundumschlag

Da hat sich einer Luft gemacht – mit einer kruden Mischung aus Fakten, zynischen Kommentaren und menschenverachtenden Beleidigungen.

Verstörend und aufrüttelnd war dieser Bei- trag auf jeden Fall. Es ist bitter, dass es solche Erfahrungen gibt – solche Kran- kenhäuser, aber leider auch solche Kolle- gen, die vom hohen Ross des Honorararz- tes letztlich ohne Verantwortung für das Ganze ihren Job runterreißen.

Bei aller Kritik am System: Mir passt die- se ganze Grundhaltung nicht – Schuld sind immer die anderen.

Bitte, lieber Kollege Bliemeister, wie wär’s mit einer Balint-Gruppe?

Es lohnt sich, einmal zu reflektieren, wie ich zu meinen Patienten stehe (auch zu de- nen im Jogginganzug), was mich in diesen Beruf geführt hat, warum ich die anderen so ablehne und was ich eigentlich suche.

Wir alle haben nur ein Leben. Suchen Sie sich den Arbeitsplatz, der zu Ihnen passt.

Der komplexe Organismus Krankenhaus ist es offensichtlich nicht.

Prof. Dr. med. Dr. phil. Martin Hambrecht, 64287 Darmstadt

Farbig

Vielen Dank für die wirklich farbige Be- schreibung des Klinikalltags durch den Kollegen Bliemeister . . . die Niedergelas- senen kommen zwar nicht so gut weg, und ich könnte viele Beispiele nennen, wo ich als Hausärztin der schlamperten Arbeit meiner KlinikkollegInnen hinterherräu- men muss – was einen nach der Lektüre des Artikels kein bisschen wundert – aber beschäftigt hat mich die Frage: Warum nehmen wir das alles hin, die Entmensch- lichung unseres Gesundheitssystems durch Renditeversprechungen, das Be- trachten von Gesundheit als Ware, Patien-

ten als Kunden, Ärzten und Pflegerperso- nal als Leistungserbringern? Warum kein Aufschrei, keine Umkehr, kein gesell- schaftlicher Diskurs über diese Themen, die jeden von uns betreffen? . . .

Es muss ein Umdenken stattfinden, wenn wir uns eine gute und menschen- und nicht profitorientierte Medizin leisten wol- len.

Eva Pauly, Fachärztin für Innere Medizin, 60528 Frankfurt

Pflichtlektüre

Dem DÄ sei Dank für die Veröffentli- chung des Artikels. Leider ist Teil zwei nur im Internet verfügbar, aber mindestens genauso erhellend wie die Darstellung der katastrophalen Arbeitsbedingungen junger Ärzte im Krankenhaus in Teil eins.

Der Artikel sollte Pflichtlektüre aller Ent- scheidungsträger im Gesundheitswesen sein. Die Schilderungen sind nicht etwa glossiert übertrieben, sondern bittere und entsetzliche Realität in allen Häusern der Basisversorgung. Wer das ignoriert, ver- schließt entweder die Augen oder ist gar Nutznießer der Ausbeutung aller Basisar- beiter im Gesundheitswesen.

Diese Realität ist das Ergebnis der ver- fehlten Gesundheitspolitik der letzten 20 Jahre in Deutschland: Verwirtschaftli- chung, Bürokratisierung, Enthumanisie- rung. Vieles müsste anders gemacht wer- den, um die Krankheiten des Systems zu behandeln. Wichtig, um Einiges gerade zu rücken wäre:

weg mit dem finanziellen Druck auf Kliniken, am besten Verstaatlichung

Chefärzte sollten wieder die Oberlei- tung haben, nicht Betriebswirtschaftler

sinnvolle Ressourcennutzung, also Priorisierung, und zwar durch Politiker, Juristen und Mediziner gemeinsam

weg mit der Vollkasko-Mentalität der Versicherten, Gesundheit musss wieder ih- ren Wert bekommen, was nur über emp- findliche Zuzahlungen für ambulante und stationäre Leistungen geht.

Dr. med. Thomas Wächtler, 09119 Chemnitz

Ein verzerrtes Bild

Natürlich habe ich Verständnis für den Kollegen, der sich den Frust von der Seele schreiben will. Doch ergibt sein Blick in seinen Arbeitsalltag ein verzerrtes Bild.

Hausärzte, die weder ihre Patienten unter- suchen, noch deren Tabletten kontrollie- ren, die nicht über Diagnose und Therapie aufklären oder ihre Schützlinge sinnlos ins

Krankenhaus einweisen, mag es geben, sind aber sicher die Ausnahme. Hausärzte korrigieren unhaltbare Medikamentenplä- ne, die in Krankenhäusern aufgestellt wer- den, klären telefonisch Irrtümer ab, ver- binden ihre blutig entlassenen Patienten und reden sich den Mund fusselig, um Krankheiten und deren Konsequenzen zu erklären („gemütlich“ am Schreibtisch sit- zend, fallen den Patient(inn)en all jene Fragen ein, die sie bei der durchrauschen- den Visite nicht präsent hatten oder wegen Sprachschwierigkeiten der Kollegen nicht beantwortet bekamen).

Hausärzte begleiten ihre Patient(inn)en oft ein Leben lang. Sie fassen sie noch an, tasten sie ab, reichen ihnen die Hand, statt allein technische Untersuchungen anzu- ordnen. Sie helfen bei Patientenverfügun- gen und versuchen, sinnlose Kranken- hauseinweisungen zu vermeiden; nicht nur, weil sie die häuslichen Verhältnisse kennen und wissen, was eine Einweisung für die Betroffenen bedeutet, sondern auch, weil sie oft zeitaufwendig um Kran- kenhausbetten betteln müssen; jedenfalls in unserer Stadt . . .

Dr. med. Frauke Höllering, 59759 Arnsberg

ARBEITSMEDIZIN

Man kann etwas entspannter auf die Zukunft der betriebsärztlichen Versorgung sehen (DÄ 41/2014: „Trendwende beim Nachwuchs“ von Annegret Schoeller).

Viel Porzellan zerschlagen

Ob ein Anstieg der arbeitsmedizinischen Fachkunden von 20 Prozent in der Alters- gruppe, die für nur zwei Prozent aller In- haber der Fakultas steht, alles gut werden lässt, soll jeder für sich entscheiden. Es ist eine Momentaufnahme, die den viel- schichtigen Anstrengungen der arbeitsme- dizinischen Dachverbände zuzurechnen ist. Unverständlich bleibt die Aussage zum jetzigen Zeitpunkt, dass kein nennenswer- ter Mangel an Arbeits- und Betriebsärzten zu erwarten sei: Sind nicht 60 Prozent der aktiven Kollegen über 60 Jahre „jung“?

Nicht oft genug kann die zu verbessernde Attraktivität in diesem Fachgebiet ange- sprochen werden. Gerade hier haben gro- ße überbetriebliche Dienste so viel Porzel- lan mit Langzeiteffekt zerschlagen – und Großunternehmen sich in deren Wind- schatten mit Personal-, Kompetenz- und Monetärreduktion drangehangen. Auch

B R I E F E

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Sind die Möglichkeiten der WoBeA durch das Wohn- und Betreuungsgesetz ausreichend, um Pflegeheimbetreiber zu qualitativ guter Pflege zu motivieren, wenn nein, welche

Hier und nicht bei den Krankenhäusern sind die Defizite festzustellen – darauf sollte sich der Beirat beim BMF dann auch konzentrieren, statt den Refrain von der durch Fakten nicht

Aber es deutet alles in die gleiche Richtung: Diese Leute fühlen sich aus irgendwelchen Gründen von diesem Staat und seinen Behörden ungerecht behandelt und gedemütigt – vielleicht,

Die Frage, „sieht der Pa- tient auch im Internisten ei- nen Hausarzt?", kann man sicher nicht durch Fragen an Ärzte beantworten, oder dadurch, daß man die Zahl

Dann darf ich Sie aber daran erin- nern, daß Krötenschlucken uns Ärzten noch nie belohnt worden ist und daß das auch in diesem Falle nicht belohnt werden wird, dazu kennen wir

Ältere Ärzte (älter als 50 Jahre) glauben we- niger an diese Kompetenz aus der Sicht ihrer Patienten (60 Prozent) als jüngere Ärzte (66 Prozent).. 36 Prozent der Patienten gaben an,

Speziell wird die analytische Langzeittherapie mit vier und mehr Wochenstunden aus der kassenärztlichen Versorgung getilgt mit dem Argument, der wissenschaftlich begrün-

Zeitgenössische Historiker haben das Thema aufgegriffen, sie sprechen von einer besonderen Textur der Gesellschaft der Vorwendezeit, in der jeder versuchte, einen eigenen Raum