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Archiv "Albrecht Schoenhals" (06.02.1975)

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Spektrum der Woche Aufsätze - Notizen ARZT — UND POET DAZU

Albrecht Schoenhals

Albrecht Schoenhals, geboren am 7. März 1888 in Mannheim, ist einer jener Kollegen, die durch nichtärzt- liche Tätigkeit zu Ruhm gelangten.

Er ist der Sohn eines aktiven Stabs- arztes, war 1914 bis 1918 als Mili- tärarzt tätig und wurde schwer ver- wundet. Danach begann er seine Ausbildung zum Schauspieler, hat- te Engagements in Halberstadt (mit Gustaf Gründgens zusammen), in Freiburg, Frankfurt am Main, Dort- mund und an den Kammerspielen in Hamburg. Ab 1934 war er beim Film oder, zusammen mit seiner Frau, auf Gastspielreisen. Er ist seit 1930 verheiratet mit der Schau- spielerin Anneliese Born und ge- hört offenbar zu den gar nicht so seltenen Künstlern, die auch ihre Ehen als Kunstwerk zu formen ver- stehen. Er ist heute, im eignen Al- tershaus Annenhof, Schwarzwald, hinter Baden-Baden, „restlos glücklich".

Mir liegt eine Sammlung von So- netten vor. Diese Form ist zwar nicht „modern", aber sie ist ewig.

Die Themen, groß gewählt, sind ebenfalls ewige Themen. Da ist kei- ne psychotherapeutische Notwen- digkeit zum Bekennen. Da formt ein Erfahrener im Geistigen bedeu- tende Gedanken und Bilder. Die Sprache wird von einem Wissen- den gehandhabt. Sie ist voll von echtem Erleben. Viele Gedichte rühren uns tief.

Schlafende Erinnye (Thermen-Mu- seum)

Ein Mal nicht strafen müssen! Ein Mal schlafen!

Ausruhen von dem furchtbaren Ge- heiß

Des strengen Gottes! Tief gelöst und leis

Das Haupt hinbetten in den dunk- len Hafen

Schwerloser All-Vergessenheit!

Schon trafen

Zu viele Opfer Deine Flüche heiß Und wild, und Du bist müd' des

blut'gen Schrei's

Der Rache. — Nichts von Schuld mehr wissen — ! — Schlafen

Ist Deine Sehnsucht — ach! — des Trankes kund,

Der einzig noch die Furchen kann verwischen

An Deinem mädchenhaft entspann- ten Mund.

Und sanft hat er die Nattern, deren Zischen

Von Anbeginn um Deine Schläfen war,

Verwandelt schon in mildes Men- schenhaar.

Wenn Schoenhals die Marmorsta- tue aus dem Niketempel be- schreibt, ihre Anmut — „Wie mag dein Antlitz einst gewesen sein?

Ich träume mir dein Haupt. Dich hätte ich geliebt." —, dann ahnt man etwas vom Erfolg dieses Arzt- Schauspieler-Poeten: Wer so lie- ben kann, wer Anmut so begreifen und wiedergeben kann, der wird selbst geliebt. Verzeihen Sie diesen Hauch von Romantik. Aber dieses

„Dich hätte ich ... " — empfinden auch Sie diese Fülle des Begrei- fens — der unerfüllten Sehnsucht, die sich nur andeutend ausspricht?

An die Sandalenlöserin vom Fries des Nike-Tempels (Athen, Akropo- lis)

Wie mag Dein Antlitz einst gewe- sen sein, Du Schlanke,

Vom Meereswind Bewegte? Und wie war Dein Haar?

Wie Deines Mundes herbe Zärtlich- keit? Wie war

Dein kämpferischer Blick, darin schon der Gedanke

Gespannt erglühte, daß Dein Kör- per, dieser ranke,

Sich froh im Laufe messen würde mit der Schar

Der Mädchen? Sah er, glücklich lä- chelnd, hell und klar

Bereits des Siegeskranzes grüne Ölbaum-Ranke?

Ich träume mir dies Haupt! In lang versunk'nen Zeiten

Verlor es sich. Mir aber blieb es:

lebend! — jung —

Wenn meine Augen durch die leichten Falten gleiten.

Des schleiernden Gewandes, das der Glieder Schwung

(Die Griechen wußten das!) in frei- er Anmut gibt.

Der Marmor atmet noch! Dich hätte ich geliebt!

Aber auch dies kann Schoenhals erkennen, in seiner unpathetischen Größe ausdrücken: Er hat die Kraft des Wortes, um Mark Aurel seinen Platz unter den Kommenden zuzu- weisen.

Reiter-Standbild Mark Aurels (Ka- pitol)

„Die Zeit kommt, in der Du alles wirst vergessen haben,

Und da auch Du von allen wirst vergessen sein!"

So schrieb in sein Diarium der Kai- ser ein

In langen Lagernächten, die ihm Stille gaben.

„Bedenke immer, daß Du einmal niemand sein

Und nirgends sein wirst!" — Hier liegt, ehern eingegraben

Der tiefe Ernst, der dieses Antlitz so erhaben

Geprägt hat, auf dem frommen Grund so klar und rein.

Der Bildersturm der Christen wähn- te einst, es wäre

Ein Denkmal Konstantins, zer- schlag'ner Welten Rest,

Und ließ es gläubig unversehrt, zu dessen Ehre.

Papst Paul Ill. hat es auf den Platz gestellt,

Den edelsten der Plätze Roms. — Zum Friedenfest

Grüßt die erhob'ne Hand die Kom- menden der Welt.

Dr. med. Edith Engelke

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 6 vom 6. Februar 1975 381

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