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Archiv "Deutscher Apothekertag 1974: Heilberufe zu enger Zusammenarbeit bereit" (31.10.1974)

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Die Information:

Bericht und Meinung NACHRICHTEN

Sachwalter des Arzneimittels im Sinne von Sicherstellung einer ge- ordneten Arzneiversorgung — so beschrieb der Präsident der Ar- beitsgemeinschaft der Berufsver- tretungen Deutscher Apotheker (ABDA), Walter Riemerschmid, auf dem diesjährigen Deutschen Apo- thekertag in Hamburg den Auftrag

3 Apothekers in der Gesellschaft T.:1 heute.

Durch die ständige Fortentwick- lung der Arzneiversorgung werde der Aufgabenbereich der Apothe- ken über die bisherige Beschaf- fung, Lagerung, Prüfung, Herstel- lung und Dispensation von Arznei- mitteln und anderen pharmazeuti- schen Produkten hinaus auf immer mehr Dienstleistungen ausgedehnt.

Bei der Dispensation und Distribu- tion von Arzneimitteln erfülle der Apotheker zwar die Erwartungen der Gesellschaft an ihn, jedoch las- se ihm diese Tätigkeit nur einen geringen persönlichen Spielraum, in dem in erster Linie das zu voll- ziehen sei, was staatliche Regelun- gen vorschreiben.

Der eigentliche Sinn apothekerli- chen Handelns sei, dem einzelnen arzneisuchenden und arzneibedürf- tigen Menschen den Zugang zum Arzneimittel zu sichern und trotz- dem die zum Schutz der Bevölke- rung bestehenden Kautelen nach bestem Wissen und Gewissen zu berücksichtigen. Hierbei stünden dem Apotheker zahlreiche Mög- lichkeiten der Einflußnahme zur Verfügung, die in gleichem Maße

zunähmen, in welchem das Be- wußtsein des Apothekers wachse, daß er hier seine Position als Infor- mant über Arzneimittel gegenüber Arzt und Patient aktiv zu nutzen habe. Dabei müsse es das Ziel des Apothekers sein, die Zusammenar- beit mit den Ärzten zu intensivie- ren. Voraussetzung sei jedoch, daß der Apotheker in allen arzneithe- rapeutischen Fragen über das Wis- sen verfüge, das ihn für ein part- nerschaftliches Verhältnis mit den Ärzten qualifiziere.

Auch im größeren Kreise, zum Beispiel als Berater der Ärzte- schaft eines Krankenhauses oder der Ärztegemeinschaft einer Grup- penpraxis, ist nach Meinung von Präsident Riemerschmid die Aus- übung des Apothekerberufs gut vorstellbar. Ergänzend fügte er hin- zu, daß es dem Apothekerstand hierbei nicht darum gehe, neue Re- servate, die dem Arzt vorbehalten sind, zu erobern, sondern um den Gewinn und Ausbau des Partner- schaftsgedankens. Die Apotheker seien der Überzeugung, daß alle an einer Kooperation interessierten Kräfte innerhalb des Gesundheits- wesens zwangsläufig sich aufein- ander zu bewegen mit der Folge ei- ner wirksamen Fortentwicklung der Heilberufe.

Dr. Jungmann: Bereitschaft zur Zusammenarbeit

Die Notwendigkeit eines partner- schaftlichen Verhältnisses inner- halb der Heilberufe zur Sicherung

einer in jeder Beziehung optimalen Arzneiversorgung unterstrich auch der Vizepräsident der Bundesärzte- kammer, Dr. med. Gerhard Jung- mann, der im Rahmen der feierli- chen Abschlußkundgebung des Deutschen Apothekertages 1974 die Grüße der Ärzteschaft — reprä- sentiert durch die Bundesärzte- kammer und den Deutschen Ärzte- tag — in Vertretung des Präsiden- ten Professor Dr. Sewering über- brachte.

Gerhard Jungmann versicherte, daß die Ärzteschaft, vor allem de- ren Arzneimittelkommission gerne bereit seien, mit der im Aufbau be- findlichen Arzneimittelkommission der Apothekerschaft im Interesse einer weiteren Verbesserung der Arzneimittelsicherheit zusammen- zuarbeiten.

Zur Aufgabe des Apothekers beton- te Dr. Jungmann, daß der Apothe- ker auf Grund seiner wissenschaft- lichen Ausbildung allein in der Lage sei, vor Abgabe des Arznei- mittels an den Patienten die Quali- tät und die ordnungsmäßige Kenn- zeichnung der abzugebenden Arz- neimittel sowie die Einhaltung der Vorschriften zum Schutze vor Täu- schung und nach den Bestimmun- gen des Arzneimittelrechts zu ge- währleisten.

Geplante Neuordnung des Arzneimittelrechts

Auf eines der wichtigsten Themen des diesjährigen Deutschen Apo- thekertages, auf die vom Gesetzge- ber vorgesehene Neuordnung des Arzneimittelrechts eingehend, er- klärte Jungmann, die Ausbildung des Apothekers zum Arzneimittel- fachmann qualifiziere ihn auch dem Arzt gegenüber, diesen über Zusammensetzung, Wirkungsweise, Neben- und Wechselwirkungen der Arzneimittel zu informieren. Zum Arzneimittelgesetzentwurf stellte er fest

> die klinische Prüfung sollte sei- ner Ansicht nach entsprechend

Deutscher Apothekertag 1974

Heilberufe zu

enger Zusammenarbeit bereit

Im Blickpunkt: Neuordnung des Arzneimittelrechts

DEUTSCHES ARZTEBLArr Heft 44 vom 31. Oktober 1974 3147

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Die Information:

Bericht und Meinung

Deutscher Apothekertag

den internationalen Empfehlungen hierzu — etwa der Deklaration von Helsinki — ausgestaltet werden.

D Im Hinblick auf das Zulassungs- verfahren für Arzneimittel warnte er vor einer weiteren Verlängerung der Fristen, zumal es bereits heute Jahre in Anspruch nehme, bis ein Arzneimittel alle Stufen von der An- meldung beim Bundesgesundheits- amt bis zu seiner Zulassung durch- laufen habe.

> Entsprechend den EG-Richtlini- en sollten Verfalldaten nur für Arz- neimittel mit einer Haltbarkeit von weniger als drei Jahren eingeführt werden. Für den Rücklauf und Um- tausch der am Ende ihrer Laufzeit befindlichen Arzneimittel forderte Dr. Jungmann vernünftige tragbare Regelungen zwischen den Beteilig- ten. Grundsätzlich müsse gelten, daß jedes Arzneimittel mit entspre- chenden vom Hersteller und der Zulassungsbehörde herausgegebe- nen wissenschaftlich untermauer- ten praxisgerechten Daten verse- hen werde.

I> Den Forderungen der Apothe- kerschaft bei der Neugestaltung der Preisbildung auf dem Arznei- mittelmarkt sagte Dr. Jungmann Unterstützung durch die Ärzte- schaft zu unter Hinweis darauf, daß diese unter anderem von den Ärz- ten deshalb anerkannt werden müßten, da jede ärztliche Behand- lung entscheidend von einer rei- bungslosen und zuverlässigen Zu- sammenarbeit mit den Apothekern abhängig sei.

Neben vielen Repräsentanten zahl- reicher Berufsstände und Organi- sationen nahmen als Vertreterin der Bundesregierung auch Bun- desgesundheitsminister Frau Dr.

Katharina Focke, die vom Präsi- denten der Apothekerschaft mit dem charmanten Titel „First Lady der politischen Prominenz" be- grüßt wurde, teil sowie der Vorsit- zende des Bundestagsausschusses für Jugend, Familie und Gesund- heit, Rudolf Hauck, der gleichzeitig die Präsidentin des Deutschen Bundestages zu vertreten hatte.

Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion war vertreten durch ihren gesund- heitspolitischen Sprecher Botho Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohen- stein; die FDP-Bundestagsfraktion durch das stellvertretende Vor- standsmitglied Kurt Spitzmüller, der ebenfalls dem für Gesundheitspoli- tik zuständigen Parlamentsaus- schuß für Jugend, Familie und Ge- sundheit angehört.

Frau Dr. Focke und Rudolf Hauck gingen in ihren Grußansprachen auf aktuelle Fragen der Arznei- mittelgesetzgebung ein und be- tonten, daß Sicherheit bei der Her- stellung und beim Umgang mit Arz- neimitteln Hauptanliegen und Ziel des Gesetzentwurfs der Bundesre- gierung sei. Die Bundesregierung

— so betonte Frau Dr. Focke — sei sich darüber im klaren, daß das beste Arzneimittelgesetz unwirk- sam sei, wenn nicht eine funktio- nierende Apothekerschaft dafür sorge, daß das richtige Arzneimit- tel mit der richtigen Verbraucherin- formation in die richtige Hand kom- me. Das Apothekenwesen gesund zu erhalten, sei daher ein besonde- res Anliegen der Bundesregierung und des von ihr vorgelegten Ge- setzentwurfs zur Neuordnung des Arzneimittelwesens.

„Sozialstaat und Freiheit" war The- ma des Festvortrages auf der Ab- schlußkundgebung des Deutschen Apothekertages, zu dem Dr. Buch- heim, Professor für Politikwissen- schaft an der Universität Mainz, re- ferierte. Dr. Buchheim veranschau- lichte die Problematik vor dem Hintergrund des alten Sprich- wors: „Jeder ist seines Glückes Schmied". Ein Sprichwort, das un- ter den Bedingungen der technolo- gischen Daseinsvorsorge nur noch mit Einschränkung gelten könne.

Zwar existiere nach wie vor das Grundrecht auf individuelles 'Kön- nen und Glück, doch was der ein- zelne sich an Glücksgütern des Le- bens erwerbe, wie er seine Le- bensmöglichkeit realisiere, hänge zu einem wesentlichen Teil nicht mehr allein von seiner Bereitschaft ab zu arbeiten, sein Leben sinnvoll zu gestalten, ein Risiko zu wagen,

für Notlagen vorzusorgen, sondern in zunehmendem Maße von kom- plexen gesellschaftlichen und tech- nischen Verhältnissen, die stärker seien als sein Wollen und seine Energie.

Hier werde der Sinn des Sozial- staatsprinzips deutlich. Die Aufga- be des Staates sei nicht, dem ein- zelnen die erstrebten Glücksgüter

„frei Haus" zu liefern, wohl aber sei allein der Staat in der Lage, die allgemeine Daseinsvorsorge so zu gestalten und so in die Disziplin des Prinzips „Freiheit" zu nehmen, daß dem individuellen Streben des einzelnen nach Glück die notwen- digen objektiven Chancen auf Er- folg gegeben seien. Deshalb und in diesem Sinne sei der Sozialstaat eine unentbehrliche Voraussetzung der Freiheit in der modernen, indu- striellen Gesellschaft.

Beim Thema „Sozialstaat und Frei- heit" gehe es also nicht darum, zwischen zwei Forderungen zu ver- mitteln, die im Grunde unvereinbar seien, sondern darum, unter den Bedingungen des industriellen Zeitalters gemeinsam die Freiheit, eine Freiheit aller zu realisieren.

Der Sozialstaat, so resümierte Pro- fessor Buchheim, habe damit nichts zu tun mit Wohlfahrts- und Versorgungsstaat, Verplanung des Freiheitsraumes, Gleichmacherei auf Kosten der Freiheit, einer Vor- stufe zum Sozialismus. Beim So- zialstaatsprinzip gehe es nicht um Konkurrenz zu den Grundsätzen der persönlichen Verantwortung, Initiative, Wagnis und Leistung, sondern darum, Verhältnisse zu schaffen, in denen der Wille zur Entfaltung der persönlichen Mög- lichkeiten sinnvoll bleibe, weil es für alle objektive Aussichten auf Erfolg gebe.

Nicht der Sozialstaat bedrohe die Freiheit, sondern die Folgen der modernen Technologie. Aufgabe des Sozialstaates sei: die Freiheit, die die freiheitlich-demokratische und rechtsstaatliche Verfassung im Prinzip möglich mache, für alle zu- sammen auch Wirklichkeit werden zu lassen. P. Mandt

3148 Heft 44 vom 31. Oktober 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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