4 Mündliche Fehlerkorrektur
J. Aßbeck: Dos and Don’ts für Englischlehrer © Auer Verlag
| FEHLER 32 | Inkonsequent Fehler korrigieren
Lehramtsstudentin K. empfindet die häufigen Korrekturen ihres Betreuungslehrers an den Schüleräußerungen als demotivierend für die Schüler. Als sie selbst eine Englisch- stunde über den Unterschied von „for“ und „since“ gestalten soll, nimmt sie sich vor dies nicht zu tun. Wählt ein weniger guter Lerner das falsche Wort, so bittet sie ihn, die Wahl des Wortes zu überdenken. Zögert er lange und korrigiert sich nicht selbst, so sagt sie kurz die richtige Lösung und geht zum nächsten Satz über, denn sie will ihm das frustrierende Erlebnis einer Korrektur durch einen besseren Mitschüler ersparen.
Sehr gute Schüler, die sich häufig melden, korrigiert sie nur flüchtig mit der Nennung des richtigen Wortes, da sie davon ausgeht, dass diese Schüler sich lediglich verspro- chen haben und sie ihren Arbeitseifer nicht bremsen möchte. Eine kurze Lernziel- kontrolle am Ende der Stunde zeigt jedoch, dass viele Schüler „for“ und „since“ falsch verwenden und offensichtlich die Kriterien der Verwendung nicht verstanden haben.
Grammatik wird in einem längeren Prozess des Hypothesenfindens und Hypothesen- testens erworben. Auch wenn die Lehrkraft völlig klar und schülernah Bildung, Funktion und Verwendungskriterien für ein Grammatikphänomen erarbeitet hat, so benötigen die Schüler anschließend dennoch zahlreiche Übungs- und Anwendungsmöglichkeiten, um die bei der Erarbeitung des Grammatikproblems (hoffentlich) entstandene Hypo- these über Bedeutung und Verwendungsbedingungen auf ihre Richtigkeit zu überprü- fen und sie gegebenenfalls zu ändern.
Dafür benötigen die Schüler aber auch eindeutiges Feedback: Ist meine Hypothese richtig? Was ist hier die richtige Form und warum? Eine inkonsistente oder nicht
erfolgende Korrektur führt zu Verwirrung und verhindert eine gezielte Überprüfung und Anpassung der Hypothese – der Schüler ist weiterhin auf ein verunsicherndes Experi- mentieren mit diesem Phänomen angewiesen.
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Befinden sich Ihre Schüler noch in der Phase des Hypothesentestens, d. h. die Grammatik wird noch geübt und noch nicht kommunikativ angewendet und FehlerFallbeispiel
Ursachen und Hintergrund
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treten noch relativ häufig auf, so müssen sie konsequent, klar korrigiert werden.
Das Übungsgeschehen ist dabei aus zwei Perspektiven zu sehen:
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Die Korrekturen erlauben es dem Schüler, die richtige Hypothese zu finden.·
Die Fehler geben der Lehrkraft wichtige Hinweise darauf, wie weit die Entwicklung hin zur richtigen Hypothese schon fortgeschritten und welche Art der Korrektur erforderlich ist (z. B. ausführliche Analyse des Fehlers, Aufforderung zur Selbst- korrektur, bloße Richtigstellung, …).˚
Da diese Entwicklung von Schüler zu Schüler unterschiedlich schnell erfolgt, sollten Sie spätestens dann, wenn ein Großteil der Schüler das Phänomen richtig verwen- det, differenzierende Materialien anbieten, sodass diese Schüler durch anwendungs- orientierte Aktivitäten stärker gefordert werden.| FEHLER 33 | Immer auf komplette Antwortsätze bestehen
Referendar T. bespricht mit seinen Schülern einen Lehrbuchtext und stellt die folgen- den Fragen zum Textinhalt:
Fallbeispiel
Herr T: And where does Ben find his dog?
Schüler: Behind the shed.
Herr T: Make a correct sentence, please.
Schüler (verunsichert und mit besonders sorgfältiger Aussprache):
Behind the shed.
Herr T: No, a complete sentence! Come on: Ben….
Schüler (murmelt): Aber das sagt doch kein Mensch…
Herr T: That’s enough now! Make a complete sentence!