• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Archäologie: Schätze in der Unterwelt" (07.08.2000)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Archäologie: Schätze in der Unterwelt" (07.08.2000)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

eit 1992 mussten Athener und Touristen mit Bau- zäunen mitten in Athen am Syntagma- und Omonia- platz leben, mit bei Tag und Nacht andauerndem Bauma- schinengeratter, mit durch die Fahrbahneinengungen verstopften Straßen. Es war für alle eine acht- jährige Geduldsprobe.

Doch seit Ende Janu- ar 2000 strahlt die Me- tro-Station am Syntag- maplatz in Marmor und Chrom, rauschen die schicken, modernen Bah- nen im Vier- bis Zehn- minutentakt in die mar- mornen Bahnsteige ein, hinaus zum Vorort Kifis- sia zum Beispiel. Nach Piräus muss man am neu gestalteten Omo- niaplatz umsteigen.

Einen großen Teil Schuld an der acht- jährigen Tortur tragen die Archäologen. Mit Argusaugen überwach- ten sie die notwendigen Bohr- und Ausschach- tungsarbeiten im Un- tergrund der Stadt und stoppten den Fortgang, sobald fundträchtiges Gelän- de erreicht war. Das war fast überall ab siebzig Zentimeter Tiefe bis zu sieben Metern der Fall. „Selbst wir Archäo- logen sind überrascht dar- über, auf welche sensationel- len Funde wir stießen“, begei- stert sich die Archäologin Ol- ga Zachariadou, unter deren

Leitung hundert Arbeiter und 14 Archäologen und Techniker eineinhalb Jahre in der Region des Syntagma- platzes gruben.

Auf die bis dahin nur aus der antiken Literatur bekann-

te Wasserleitung des Tyran- nen Peisistratos stießen sie, der im 6. vorchristlichen Jahr- hundert erstmals den Stadt- staat Athen mit Frischwasser aus dem Bergzug des Hymet- tos versorgen ließ. Sorgfältig

vermufft waren die Teilstücke noch und mit Reinigungsöff- nungen versehen. Im von den Römern mit Zivilisations- schutt verfüllten Flussbett des Eridanos kam Erstaunliches zutage. Unter dem heutigen Syntagmaplatz – da- mals vor den Toren Athens – wurden über Jahrhunderte Tote be- stattet mit herrlichen Grabbeigaben wie sorg- fältig bemalte Gefäße, Schmuck, Glas und Bronzegegenstände. Mar- mor- und Bronzestatu- en kamen ans Licht, so- gar das Grab eines Hundes mit kostbarem Halsband und zwei Glasgefäßen.

Schnell entschieden Archäologen und Me- troverwaltung, diese er- staunliche Vergangen- heit in die Gegenwart einzubeziehen. An drei der neuen Metrostatio- nen – Syntagma, Pa- nepistimio, Evangelis- mos – sind in Vitrinen der marmor- und chrom- glänzenden Oberge- schosse effektvoll be- leuchtet Kapitelle, Grabstei- ne, Münzen, Schmuck, Statu- etten, jede Menge Webge- wichte und Teile der Wasser- leitung zu sehen. Attraktion ist in der Station Syntagma das Skelett eines Verstorbe- nen mit Grabbeigaben hinter Glas in einer Wand, die die sich über Jahrhunderte er-

streckenden senkrechten Schich- ten der früheren Zivilisatio- nen dokumentieren. Im na- hen Kykladenmuseum sind in einem Sondertrakt weitere kostbare Funde ausgestellt, wie zum Beispiel das Hunde- grab, zierlich bemalte Grabva- sen und Schminktöpfchen, Amphoren, Münzen bis in die byzantinische Zeit und die großen Marmor- und Bronze- statuen. Luftaufnahmen zei- gen, wie es in Athens Unter- welt während der Grabungs- arbeiten hinter den Bauzäu- nen aussah.

Weitere Informationen:

Griechische Zentrale für Frem- denverkehr, Neue Mainzer Straße 22, 60311 Frankfurt/

Main, Telefon: 00 69/23 65 61- 63, Fax: 23 65 76.

Renate V. Scheiper V A R I A

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 31–32½½½½7. August 2000 AA2115

S

Archäologie

Schätze in der

Unterwelt

An drei der neuen Athener Metrostationen sind in Vitrinen erstaunliche Funde zu sehen.

Das Museum of Cycladic Art, Neophytou Straße 4, ist bis zum Dezember 2001 geöffnet von 10 bis 16 Uhr, samstags bis 15 Uhr, sonn- tags und dienstags ge- schlossen, Eintritt: 1 000 Drachmen (circa 6,50 DM).

Der großformatige, 413 Seiten starke Kunstdruck- katalog (in englischer Sprache) mit hervorragen- den Abbildungen kostet 25 000 Drachmen.

Die U-Bahn fährt täg- lich ab 5.40 bis 24 Uhr.

Einfache Fahrt: 250 Drs, Tagesticket: 1 000 Drs.

U-Bahn-Station Syntagma:

Vitrinen mit Funden, Öllämp- chen, Webge- wichten

Römischer Grabstein, 150 n. Chr.

Feuilleton

Fotos: Renate V. Scheiper

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE