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Publikationen - Stellungnahme zur Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH), Bonn, und zur Förderung des internationalen wissenschaftlichen Personentransfers in Deutschland (Drs. 3445-13), Oktober 2013

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wr

wissenschaftsrat

Drs. 3445-13 Mainz 25 10 2013

Stellungnahme zur Alexander von

Humboldt-Stiftung (AvH), Bonn, und zur Förderung des internationalen

wissenschaftlichen

Personentransfers in

Deutschland

(2)
(3)

inhalt

Vorbemerkung 5

 

A.

 

Förderung des internationalen wissenschaftlichen

Personentransfers in Deutschland – Ausgangslage 7

 

A.I

 

Ziele personenbezogener Internationalisierungsstrategien von

Wissenschaft und Politik 8

 

A.II

 

Wissenschaftliches Personal aus dem Ausland an deutschen

Einrichtungen 12

 

A.III

 

Struktur und Umfang der Förderung des internationalen

wissenschaftlichen Personentransfers in Deutschland 15

 

III.1

 

Struktur der Förderung 15

 

III.2

 

Anzahl der Stipendien für wissenschaftliche Deutschland- und

Auslandsaufenthalte 18

 

III.3

 

Deutsche und europäische Förderprogramme im Vergleich 20

 

B.

 

Stellungnahme zur Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH), Bonn 28

 

B.I

 

Kenngrößen 28

 

B.II

 

Aufgaben 29

 

B.III

 

Aufgabenwahrnehmung 30

 

B.IV

 

Organisation und Ausstattung 32

 

B.V

 

Stellungnahme und Empfehlungen zur AvH 33

 

C.

 

Übergreifende Stellungnahme und Empfehlungen 41

 

C.I

 

Zur Verbesserung der Förderstruktur und der Kooperation der

Förderer 43

 

C.II

 

Zu Umfang und Gestalt des Förderangebots 46

 

C.III

 

Zur Verbesserung der Datenlage 48

 

C.IV

 

Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen 49

 

Anhang 57

 

Abkürzungsverzeichnis 75

 

Anlage: Bewertungsbericht zur Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH),

Bonn 77

(4)
(5)

5

Vorbemerkung

Die internationale Vernetzung und Zusammenarbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und der länderübergreifende Transfer von Personen auf allen Ausbildungs- und Karrierestufen sind von wesentlicher Bedeutung für die Internationalisierung von Hochschulen und außeruniversitären Forschungsein- richtungen. Daher bedarf das deutsche Wissenschaftssystem geeigneter Instru- mente und Strukturen zur Förderung der entsprechenden Personenmobilität.

Ein wichtiger Akteur in diesem Bereich ist die Alexander von Humboldt-Stif- tung (AvH).

Die Bundesregierung hat den Wissenschaftsrat mit Schreiben vom 23. Novem- ber 2011 gebeten, die AvH zu evaluieren. In seinen Sitzungen im Januar 2012 hat der Wissenschaftsrat dieser Bitte entsprochen und eine Arbeitsgruppe ein- gesetzt. In ihr haben auch Sachverständige mitgewirkt, die nicht dem Wissen- schaftsrat angehören. Ihnen ist der Wissenschaftsrat zu besonderem Dank ver- pflichtet.

Die Arbeitsgruppe hat zum einen die AvH institutionell begutachtet. Dabei hat sie die Bedeutung der Stiftung für die Wissenschaft in Deutschland in den Blick genommen und die Zweckmäßigkeit der Organisationsstruktur sowie der För- derprogramme im Hinblick auf das Wissenschaftssystem insgesamt und auf die besondere Aufgabenstellung der Einrichtung geprüft. Zu diesem Zweck hat die Arbeitsgruppe am 14. November 2012 die AvH und das Auswärtige Amt als zu- ständiges Ressort angehört und die AvH am 25./26. Februar 2013 besucht. Auf der Grundlage der Anhörung und des Besuchs sowie der von der Stiftung über- mittelten Unterlagen hat die Arbeitsgruppe einen Bewertungsbericht verfasst.

Nach Verabschiedung durch die Arbeitsgruppe ist der Bewertungsbericht im weiteren Verfahren nicht mehr veränderbar.

Auf Bitten des Wissenschaftsrates hat die Arbeitsgruppe zum anderen die insti- tutionelle Evaluation in einen größeren Kontext eingebettet, um die Bedeutung der AvH für das deutsche Wissenschaftssystem angemessen bewerten zu kön- nen. Dabei ist sie der Frage nachgegangen, ob das deutsche Wissenschaftssys- tem insgesamt über geeignete und ausreichende Instrumente zur Förderung des internationalen Transfers von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ver-

(6)

6 fügt und mögliche Synergien und arbeitsteilige Kooperationen zwischen den vielfältigen Akteuren ausgeschöpft werden. Auch hat sie geprüft, ob und ggf. in welcher Weise jüngere Entwicklungen im deutschen Wissenschaftssystem und auf internationaler Ebene Veränderungsbedarf für die einschlägigen Förderor- ganisationen erzeugen. In diesem Zusammenhang hat die Arbeitsgruppe am 17./18. Januar 2013 eine Anhörung mit Vertreterinnen und Vertretern von Hochschulen, Forschungs- und Förderorganisationen sowie des BMBF durchge- führt und schriftliche Stellungnahmen erbeten. Eine zweite Anhörung wurde am 14. April 2013 mit einem Vertreter der Europäischen Kommission durchge- führt. Auf der Grundlage der bei diesen Anhörungen und aus den schriftlichen Stellungnahmen gewonnenen Informationen sowie intensiver Beratungen hat die Arbeitsgruppe den Entwurf der vorliegenden Stellungnahme erarbeitet.

Der Wissenschaftsrat hat diese Stellungnahme in seinen Sitzungen vom 23. 10.

bis 25. 10. 2013 beraten und verabschiedet.

(7)

7

A. Förderung des interna- tionalen wissenschaftli- chen Personentransfers in Deutschland – Aus-

gangslage

Als Einrichtung zur Förderung von Forschungsaufenthalten ausländischer Wis- senschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland agiert die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) in einem spezifischen politischen und wissenschaftli- chen Kontext. Sie ist eingebunden in die Strategie der Bundesregierung zur Internationalisierung des deutschen Wissenschaftssystems und erbringt ihre Leistungen für dieses System, das – unter anderem angestoßen durch die Exzel- lenzinitiative und den Pakt für Forschung und Innovation – in den letzten Jah- ren im Wandel begriffen ist. |1 Einem Wandel unterliegt auch das Förderum- feld der AvH: Anders als in der ersten Zeit nach Gründung der AvH unterbreitet inzwischen eine zunehmende Anzahl von Einrichtungen Förderangebote für den internationalen wissenschaftlichen Personentransfer. Dieser Kontext ist bei der Beurteilung der Bedeutung der AvH und ihres Förderhandelns sowie bei der Formulierung von Empfehlungen für ihre weitere Entwicklung zu berücksich- tigen. Im Folgenden wird daher auf einer übergreifenden Ebene auf die Förde- rung des internationalen Transfers von (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen und

| 1 Bundesministerium für Bildung und Forschung: Deutschlands Rolle in der globalen Wissensgesellschaft stärken. Strategie der Bundesregierung zur Internationalisierung von Wissenschaft und Forschung, Februar 2008.

(8)

8 Wissenschaftlern in Deutschland und auf EU-Ebene eingegangen. |2 Dabei ver- folgt der Wissenschaftsrat an dieser Stelle ausdrücklich nicht das Ziel, eine umfassende Darstellung vorzunehmen und zur Weiterentwicklung dieses Handlungsfeldes insgesamt Stellung zu nehmen. |3 Vielmehr zielt er auf eine Einordnung der AvH in das deutsche Wissenschaftssystem und konzentriert sich in seinen übergreifenden Empfehlungen (vgl. C.) auf Aspekte, die das För- derhandeln der Humboldt-Stiftung und die Erreichung ihrer Ziele unterstützen sollen.

A . I Z I E L E P E R S O N E N B E Z O G E N E R I N T E R N A T I O N A L I S I E R U N G S S T R A T E G I E N V O N W I S S E N S C H A F T U N D P O L I T I K

Internationalität ist ein wesentliches Merkmal von Wissenschaft. Sie beruht im Kern auf dem Anspruch einer universellen Geltung ihrer Aussagen. Daher ist auch die Generierung und Validierung von Wissen stets ein internationaler Prozess, an dem Forschende weltweit mitwirken. Systematisch davon zu un- terscheiden ist die wissenschaftspolitische Zielsetzung, das deutsche Wis- senschaftssystem und seine Einrichtungen international wettbewerbsfähig auszurichten und Deutschland dauerhaft als einen weltweit führenden Wissen- schafts- und Innovationsstandort zu etablieren. Eine zentrale Bedeutung kommt dabei in allen vorliegenden einschlägigen Strategiepapieren der Interna- tionalisierung des wissenschaftlichen Personals zu. Hierfür ist ein Prozess der Internationalisierung nationaler wissenschaftlicher Organisationen und Ein- richtungen erforderlich, in dem diese unterstützt durch ihre Träger, die Politik und die Gesellschaft insgesamt geeignete Voraussetzungen schaffen, um eine globale Zusammenarbeit und einen Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über Grenzen hinweg zu befördern. |4 Dieser Internationalisie- rungsprozess ist in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus von Bund, Län- dern, Wissenschaftsorganisationen und -einrichtungen gerückt. |5

| 2 Die folgenden Ausführungen konzentrieren sich insbesondere auf die Gruppe der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf allen Karrierestufen nach der Promotion; die Gruppe der Promovierenden wird an geeigneten Stellen mitberücksichtigt.

| 3 Zu einigen Aspekten des Themenkomplexes Internationalisierung hat der Wissenschaftsrat bereits 2010 Stellung genommen. Vgl. Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur deutschen Wissenschaftspolitik im Europäi- schen Forschungsraum, Köln 2010.

| 4 Vgl. Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur deutschen Wissenschaftspolitik im Europäischen Forschungs- raum, Köln 2010, S. 17 f.

| 5 Vgl. Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur deutschen Wissenschaftspolitik im Europäischen Forschungs- raum, Köln 2010, S. 17 f.

(9)

Wissenschaftspolitische und wissenschaftliche Akteure sind sich einig, dass der 9 Anteil ausländischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an deutschen Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen weiter erhöht werden soll.

Zwar konnten in diesem Bereich in den letzten Jahren Fortschritte erzielt wer- den (vgl. A.II.), doch sind nach einhelliger Einschätzungen weitere Anstrengun- gen erforderlich, um Forschende und Lehrende aus dem Ausland für eine wis- senschaftliche Tätigkeit in Deutschland zu gewinnen. Dabei werden – mit unterschiedlicher Intensität – zwei strategische Ziele verfolgt: zum einen die zeitweilige und zum anderen die dauerhafte Gewinnung von Ausländerinnen und Ausländern für das deutsche Wissenschaftssystem; letztere spielt, gemessen an den getroffenen Maßnahmen und verfügbaren Instrumenten, momentan (noch) eine nachgeordnete Rolle.

In beiden Fällen richtet sich das in den diversen Internationalisierungsstrate- gien formulierte Interesse derzeit vornehmlich auf solche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, von denen herausragende Leistungen, insbesondere in der Forschung, zu erwarten sind oder bereits erbracht wurden. Indem sie neue Fra- gestellungen, Methoden und theoretische Ansätze einbringen, sollen die aus- ländischen Forschenden daran mitwirken, dass sich die deutsche Forschung auf international hohem Niveau bewegt und global wettbewerbsfähig bleibt. Zudem wird erwartet, dass sie dazu beitragen, den Austausch und die Zusammenarbeit mit führenden Forschenden weltweit zu intensivieren und zu erweitern. Auf Basis dieser internationalen Vernetzung soll die deutsche Wissenschaft maß- geblich in die kooperative Bearbeitung globaler Herausforderungen (Gesund- heit, Ernährung, Klima, Ressourcen, Migrationsprozesse, Sicherheitspolitik etc.) eingebunden sein. Die vermehrte Integration ausländischer Forschender und Lehrender in das deutsche Wissenschaftssystem soll ferner eine vergleichende Reflexion der eigenen Wettbewerbsfähigkeit ermöglichen und zur Qualitätsver- besserungen in Studium und Lehre, Nachwuchsförderung, Forschung und Transfer führen, die sich an internationalen best practice-Beispielen orientieren.

Nicht zuletzt sollen ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu einer stärker internationalen Ausrichtung von Studium und Lehre beitragen, indem sie fremdsprachige Lehrveranstaltungen anbieten und die Perspektiven der Studierenden grenzüberschreitend erweitern. Vergleichbare Erwartungen bestehen auch gegenüber deutschen Forschenden und Lehrenden, die einen wissenschaftlichen Gastaufenthalt im Ausland verbringen und ihre dort erwor- benen Kompetenzen, Erfahrungen und Kooperationsbeziehungen nach ihrer Rückkehr in das deutsche Wissenschaftssystem einbringen sollen.

Auf eine Internationalisierung von Studium und Lehre richten sich auch die Erwartungen der Wirtschaft. Insbesondere global agierende Unternehmen bzw.

Arbeitgeber benötigen Fachkräfte mit sehr guten Fremdsprachenkenntnissen und interkultureller Kompetenz. Vor allem in den Bereichen forschungs- und entwicklungsbasierter Produktion und Innovation sowie wissenschaftsgestütz-

(10)

10 ter Dienstleistungen besteht Bedarf an wissenschaftlich und technisch hochqua- lifizierten Beschäftigten, der bereits jetzt nicht umfassend gedeckt werden kann. Aufgrund der demographischen Entwicklung in Deutschland wird daher die Rekrutierung ausländischer Hochschulabsolventinnen und -absolventen so- wie sehr gut qualifizierter Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissen- schaftler in den kommenden Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen. |6 Unter entwicklungspolitischen Gesichtspunkten sollen befristete Forschungs- aufenthalte von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Entwicklungs- und Schwellenländern einen Beitrag dazu leisten, in den jeweiligen Ländern leistungsfähige Bildungs- und Forschungssysteme aufzubauen. Dies soll, so die Internationalisierungsstrategie der Bundesregierung, zur „wirtschaftlichen, so- zialen und kulturellen Entwicklung dieser Länder sowie zur weltweiten Be- kämpfung der Armut und Lösung anderer globaler Herausforderungen“ beitra- gen. |7

Weitere Ziele, wie etwa einen Beitrag zur interkulturellen Verständigung zu leisten und Deutsch als Wissenschaftssprache zu fördern, treten hinter die ge- nannten Motive zurück, wirken aber implizit weiter fort. |8

Deutschland ist in den Europäischen Forschungsraum eingebunden. Vor diesem Hintergrund soll die Förderung des innereuropäischen wissenschaftlichen Personentransfers auch einen Beitrag zur europäischen Integration leisten. |9 Dieser Zielsetzung besonders verschrieben sind die Programme, die die Europäi- sche Kommission in ihrem 7. Forschungsrahmenprogramm (FP) zur Mobilitäts- förderung betreibt. Hierzu gehören vor allem die Marie-Curie-Maßnahmen und die Grants des European Research Council (vgl. A. III.3). |10

| 6 Der Wissenschaftsrat hat im Januar 2013 eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich mit der Qualifizierung von Fachkräften vor dem Hintergrund des demographischen Wandels befasst. Eine Vorlage der Stellung- nahme ist für 2015 vorgesehen.

| 7 Deutschlands Rolle in der globalen Wissensgesellschaft stärken. Strategie der Bundesregierung zur Internationalisierung von Wissenschaft und Forschung, Februar 2008, in: http://www.bmbf.de/pub/

Internationalisierungsstrategie.pdf, S. 5 f. (zuletzt aufgerufen am 18.10.12)

| 8 Vgl. vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. (Hg.): Internationalisierung der Hochschulen.

Eine institutionelle Gesamtstrategie. Gutachten des Aktionsrates Bildung, Münster 2012, S. 23.

| 9 Mit der Förderung der Mobilität von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Europäischen For- schungsraum hat sich der Wissenschaftsrat 2010 in seinen „Empfehlungen zur deutschen Wissenschafts- politik im Europäischen Forschungsraum“ (insbesondere S. 124-139) befasst.

| 10 Auch im Rahmen des Erasmus-Programms, das seit 2007 Teil des EU-Programms für lebenslanges Lernen ist, kann wissenschaftliches (und nicht wissenschaftliches) Hochschulpersonal die Förderung eines bis zu sechswöchigen innereuropäischen Auslandsaufenthaltes beantragen, der der Lehre oder der Fortbil- dung dient. Der Schwerpunkt der Erasmus-Förderung liegt aber im Bereich der Studierenden-Mobilität.

(11)

Die skizzierten Zielstellungen stehen teilweise in einem Spannungsverhältnis 11 zueinander. So konfligiert der Wunsch deutscher Arbeitgeber, den „demogra- phiebedingten Ersatzbedarf“ |11 an hoch qualifizierten Arbeitskräften vermehrt mit ausländischen Hochschulabsolventinnen und -absolventen zu decken, zu- mindest teilweise mit dem Ziel, durch die Qualifizierung wissenschaftlicher Nachwuchskräfte zur wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Förderung von Entwicklungs- und Schwellenländern beizutragen. Dieses letztgenannte Ziel wird sich nur erreichen lassen, wenn eine möglichst große Anzahl in Deutsch- land qualifizierter Akademikerinnen und Akademiker aus den entsprechenden Ländern wieder in ihre Herkunftsländer zurückkehrt. Eine zweite, hierzulande unter dem Stichwort des „brain drain“ intensiver diskutierte Spannung besteht zwischen dem Ziel, deutschen (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftlern einen Forschungsaufenthalt im Ausland zu ermöglichen, um ihre wissenschaftliche Weiterqualifizierung zu fördern und Kooperationen mit aus- ländischen Partnern anzustoßen oder zu festigen, und dem Wunsch, Hochqua- lifizierte langfristig an das deutsche Wissenschaftssystem bzw. an den Standort Deutschland zu binden. Diese Zielspannungen lassen sich nicht ohne weiteres nach einer Seite hin auflösen. Vielmehr bedarf es geeigneter Instrumente, die eine angemessene Balance ermöglichen.

Eine Reihe von Industrie- sowie teilweise Schwellenländern forcieren derzeit ih- re Bemühungen, hochqualifizierte (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen und Wis- senschaftler bzw. allgemein Akademikerinnen und Akademiker für das eigene Wissenschaftssystem und den nationalen Arbeitsmarkt anzuwerben und lang- fristig zu binden. Die britische Hochschulrektorenkonferenz erwartet spätes- tens für das nächste Jahrzehnt einen „global talent war“, das amerikanische Cen- ter for Global Development spricht etwas moderater von einem „global hunt for talent“. |12 Damit das deutsche Wissenschaftssystem diesen Wettbewerb erfolg- reich besteht, sind geeignete Maßnahmen und Instrumente zur Förderung sei- ner Internationalisierung insgesamt sowie des wissenschaftlichen Personals im Besonderen erforderlich.

Nicht nur auf internationaler, sondern auch auf nationaler Ebene tragen Inter- nationalisierungsprozesse (auch) einen wettbewerblichen Charakter. Bei der Rekrutierung ausländischer Spitzenkräfte konkurrieren Universitäten und For-

vgl. http://ec.europa.eu/education/lifelong-learning-programme/erasmus_de.htm (zuletzt aufgerufen:

16.07.2013)

| 11 Vgl. vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. (Hg.): Internationalisierung der Hochschulen.

Eine institutionelle Gesamtstrategie. Gutachten des Aktionsrates Bildung, Münster 2012, S. 17.

| 12 Zitiert nach vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. (Hg.): Internationalisierung der Hoch- schulen. Eine institutionelle Gesamtstrategie. Gutachten des Aktionsrates Bildung, Münster 2012, S. 20 f.

(12)

12 schungsinstitute auf nationaler Ebene ebenso miteinander wie auf internationa- ler. Daher führt eine Stärkung einzelner Einrichtungen im internationalen Wettbewerb immer auch zu einer Verschärfung der innerstaatlichen Konkur- renz. Dies gilt es bei der Wahl geeigneter Internationalisierungsstrategien und -instrumente zu beachten.

A . I I W I S S E N S C H A F T L I C H E S P E R S O N A L A U S D E M A U S L A N D A N D E U T S C H E N E I N R I C H T U N G E N

Fortschritte im Prozess der Internationalisierung des deutschen Wissenschafts- systems werden anhand unterschiedlicher Indikatoren bemessen. |13 Ein wich- tiger, Forschung und Ausbildung übergreifender Indikator ist der Anteil des ausländischen wissenschaftlichen Personals an Hochschulen und außeruniver- sitären Forschungseinrichtungen. Im Hinblick auf diesen Indikator schreitet die Internationalisierung des deutschen Wissenschaftssystems langsam, aber stetig voran.

Die Anzahl wissenschaftlicher und künstlerischer Beschäftigter mit ausländi- scher Staatsbürgerschaft an öffentlichen und staatlich anerkannten Hochschu- len in Deutschland wurde im Jahr 2005 erstmals vom Statistischen Bundesamt erfasst. Lag ihr Anteil am gesamten entsprechenden Hochschulpersonal damals bei 8,2 %, ist er bis 2011 auf 9,9 % angestiegen. Während die Gesamtzahl der entsprechenden Hochschulbeschäftigten zwischen 2005 und 2011 um rund 30 % zugenommen hat, verzeichnen die ausländischen Beschäftigten einen Zu- wachs von etwa 40 % (vgl. Anhang 1). Noch deutlicher fällt der Vergleich der Zuwachsraten unter den Professorinnen und Professoren an deutschen Hoch- schulen aus: Die Gesamtzahl der Professuren ist seit 2005 um 12 % angestiegen.

Im gleichen Zeitraum nahm die Anzahl der Professorinnen und Professoren mit ausländischer Staatsbürgerschaft um etwa 30 % zu; ihr Anteil an der Professo- renschaft lag im Jahr 2011 bei 6,1 % (im Vergleich zu 4,8 % im Jahr 2005). Dabei weisen die Universitäten mit 7,8 % einen deutlich höheren Ausländeranteil an den Professuren auf als die Fachhochschulen mit 2,0 %. Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil an Kunsthochschulen, wo zuletzt jede fünfte Professur mit einer Ausländerin oder einem Ausländer besetzt war (vgl. Anhang 2). Insgesamt ist im Qualifizierungsverlauf an deutschen Hochschulen allerdings ein Rück-

| 13 Dazu gehören im Forschungsbereich insbesondere bi- und multinationale Forschungskooperationen, Publikationen in internationaler Koautorenschaft und Zitationen durch ausländische Autorinnen und Auto- ren sowie im Bereich von Studium, Lehre und Nachwuchsförderung der Anteil ausländischer Studierender, Absolventinnen und Absolventen sowie Promovierender und Promovierter und die Anzahl fremdsprachiger Lehrangebote sowie transnationaler Studiengänge und Promotionsprogramme.

(13)

gang des Ausländeranteils festzustellen; er sinkt zwischen der Promotions- und 13 der Habilitationsphase um mehr als die Hälfte. |14

Ein europäischer oder internationaler Vergleich dieser Zahlen scheitert, wie der Wissenschaftsrat bereits 2010 festgestellt hat, an unzureichendem Datenmate- rial, da nur wenige Staaten diese Daten systematisch erfassen und dabei häufig andere Personalkategorien zugrunde legen als das deutsche Statistische Bun- desamt. Verlässliche Zahlen liegen für die Schweiz vor, wo der Ausländeranteil an den Professuren im Jahr 2011 bei 48,3 Prozent lag; |15 als kleines Land lässt sich die Schweiz jedoch nur bedingt mit Deutschland vergleichen. Für die USA hat die National Science Foundation zuletzt 2006 den Anteil der Professorinnen und Professoren (full-time faculty mit Schwerpunkt Forschung) mit ausländischer Staatsangehörigkeit erhoben; er lag damals bei 10,2 Prozent. Hinzu kamen 13,4 Prozent im Ausland Geborene und inzwischen Eingebürgerte in dieser Beschäf- tigtengruppe. |16

Höher als an den deutschen Hochschulen ist der Ausländeranteil am wissen- schaftlichen Personal an den außeruniversitären Forschungseinrichtungen; im Jahr 2011 betrug er in den von Bund und Ländern gemeinschaftlich geförderten Einrichtungen 16,2 %. |17 Dabei wiesen die Institute der Max-Planck-Gesell- schaft mit insgesamt rund 27 % den höchsten Anteil an wissenschaftlichen Be- schäftigten mit ausländischer Staatsbürgerschaft auf, gefolgt von den Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft mit 17,4 %. Die Institute der Leibniz-Gemeinschaft haben den Anteil an ausländischem wissenschaftlichem Personal von 8,5 % im ersten Erhebungsjahr 2006 auf 14,1 % im Jahr 2011 erhöht. Am geringsten war der Ausländeranteil mit 8,5 % im Jahr 2011 in den anwendungsnah ausgerich- teten Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft. Im Bereich dieser gemeinschaft- lich von Bund und Ländern geförderten außeruniversitären Forschungseinrich- tungen hatte die Gruppe der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ausländischer Staatsangehörigkeit überdurchschnittlichen Anteil am Zuwachs des Gesamtpersonals. Dieser lag zwischen 2006 und 2011 über alle wissen- schaftlichen Beschäftigten hinweg bei rund einem Viertel; im gleichen Zeit- raum hat sich die Zahl der wissenschaftlichen Beschäftigten mit ausländischer

| 14 Vgl. Konsortium Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs: Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2013. Statistische Daten und Forschungsbefunde zu Promovierenden und Promovierten in Deutschland, Bielefeld 2013, S. 208. Demnach lag der Ausländeranteil unter den Promovierenden im Jahr 2010 bei 14,9 %, bei den Habilitierenden bei 7,0 %.

| 15 42 % der ausländischen Professorinnen und Professoren in der Schweiz kamen aus Deutschland.

| 16 Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur deutschen Wissenschaftspolitik im Europäischen Forschungs- raum, Köln 2010, S. 75-78.

| 17 Statistisches Bundesamt: Fachserie 14, Reihe 3.6 (2011) und eigene Berechnungen des Wissen- schaftsrates. Im ersten Erhebungsjahr 2006 hatte der Ausländeranteil bei 12,3 % gelegen.

(14)

14 Staatsbürgerschaft mehr als verdoppelt (vgl. Anhang 3). |18 Daten über den Aus- länderanteil am Leitungspersonal der genannten Forschungsorganisationen lie- gen nicht vor. Unter den zwischen 2010 und 2012 erfolgten Berufungen auf Lei- tungspositionen (entsprechend W2 oder W3) lag der Anteil der erfolgreich aus dem Ausland berufenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der MPG bei rund 37 %, gefolgt von der HGF mit ca. 18 %. Die FhG und die Leibniz- Gemeinschaft beriefen in diesem Zeitraum 7 % bzw. 6 % ihres Leitungsperso- nals aus dem Ausland. |19

Sowohl an den Hochschulen als auch den außeruniversitären Forschungsein- richtungen kommt der größte Teil der ausländischen wissenschaftlichen Be- schäftigten aus Europa; diese Gruppe stellte 2010 bzw. 2011 jeweils knapp zwei Drittel des gesamten wissenschaftlichen Personals aus dem Ausland. Genaue Angaben zu den Herkunftsländern liegen nur für die Hochschulen vor. Hier lag die Zahl der Westeuropäerinnen und Westeuropäer etwas über der Zahl der Osteuropäerinnen und Osteuropäer. Am stärksten vertreten war im Jahr 2010 Italien (1.887), gefolgt von Österreich (1.873), der Russischen Föderation (1.753) und Frankreich (1.541); die Anzahl der Britinnen und Briten (2010: 1.187) hat absolut gesehen seit 2006 zwar zugenommen. Ihr Anteil am gesamten wissen- schaftlichen und künstlerischen Hochschulpersonal in Deutschland ist aller- dings rückläufig und lag zuletzt bei 3,8 % (gegenüber 4,5 % im Jahr 2006). Die zweitgrößte Gruppe waren die Asiatinnen und Asiaten, insbesondere aus China und Indien, mit einem Anteil von 23,2 % der ausländischen wissenschaftlichen Beschäftigten an den Hochschulen und 21,2 % an den außeruniversitären Ein- richtungen (vgl. Anhänge 3 und 4). Die Anzahl der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA an deutschen Hochschulen steigt absolut seit eini- gen Jahren an; ihr Anteil am Hochschulpersonal schwankt seit 2006 zwischen 4,6 und 4,9 %. |20

Die angeführten Daten entstammen der amtlichen Statistik; Hochschulen sowie außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sind zu entsprechenden Angaben verpflichtet. Gleichwohl sind die Daten mit gewissen Unschärfen versehen. So

| 18 Statistisches Bundesamt: Fachserie 14, Reihe 3.6 (2011) und eigene Berechnungen des Wissen- schaftsrates. Die Gesamtzahl der wissenschaftlichen Beschäftigten in den Einrichtungen der FhG, HGF, Leibniz-Gemeinschaft und MPG stieg von 29.474 im Jahr 2006 auf 39.930 im Jahr 2011, die Zahl der aus- ländischen Beschäftigten wuchs im gleichen Zeitraum von 3.618 auf 6.468 an.

| 19 Pakt für Forschung und Innovation. Monitoring-Bericht 2013 (=Materialien der GWK, Heft 33), Bonn 2013, S. 69 u. 93.

| 20 Eigene Berechnungen des Wissenschaftsrates auf der Grundlage von Daten von: www.wissenschaft- weltoffen.de (genaue Angaben werden nachgereicht) für die Hochschulen und des Statistischen Bundesam- tes, Fachserie 14, Reihe 3.6 (2011) für die von Bund und Ländern gemeinschaftlich geförderten For- schungseinrichtungen.

(15)

sind unter den wissenschaftlichen und künstlerischen Beschäftigten mit aus- 15 ländischer Staatsangehörigkeit auch Bildungsinländerinnen und -inländer er- fasst, die ihren Schulabschluss in Deutschland erworben haben. Zudem lassen sich auf der Grundlage der stichtagsbezogenen Daten keine Aussagen über die Aufenthaltsdauer des ausländischen Personals an den deutschen Einrichtungen machen. Unklar ist schließlich auch der Status als Beschäftigte oder Stipendien- empfänger in den Angaben, insbesondere, wenn Stipendien von der wissen- schaftlichen Einrichtung oder deren Trägerorganisation vergeben wurden, an der die Geförderten tätig sind.

A . I I I S T R U K T U R U N D U M F A N G D E R F Ö R D E R U N G D E S I N T E R N A T I O N A L E N W I S S E N S C H A F T L I C H E N P E R S O N E N T R A N S F E R S I N D E U T S C H L A N D

III.1 Struktur der Förderung

Zahlreiche Einrichtungen in Deutschland sind an der Förderung des internatio- nalen wissenschaftlichen Personentransfers beteiligt. Dieses Feld ist gemessen an den Förderzielen, den Zielgruppen und dem Umfang der Förderaktivitäten äußerst vielfältig:

a) Förderziele: Die überwiegende Mehrheit der Förderangebote zielt darauf, die internationale Vernetzung und wissenschaftliche Zusammenarbeit zu stärken, indem befristete Forschungsaufenthalte in Deutschland oder im Ausland finan- ziell unterstützt werden und dabei von einer Rückkehr der Geförderten in das jeweiligen Herkunftsland nach Ende der Förderung ausgegangen wird. Damit verbunden ist die Erwartung, dass die während des Deutschland- bzw. Aus- landsaufenthaltes geknüpften wissenschaftlichen Beziehungen im Anschluss fortbestehen. Ein kleiner Teil der Förderung ist auf die dauerhafte Gewinnung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Ausland (einschließ- lich der Rückgewinnung im Ausland tätiger Deutscher) für das deutsche Wis- senschaftssystem, teilweise auch für die deutsche Wirtschaft, gerichtet. Die AvH hat ihren Förderschwerpunkt eindeutig im erstgenannten Bereich; mit der Alexander von Humboldt-Professur verfügt sie seit wenigen Jahren allerdings auch über ein Förderinstrument, das auf die dauerhafte (Rück-)Gewinnung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Ausland zielt.

b) Zielgruppen: |21 Größte Zielgruppe der Förderaktivitäten deutscher Einrich- tungen sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland, die

| 21 Ausgeklammert bleibt hier der umfangreiche Bereich der Studierendenförderung, da die AvH nicht in diesem Bereich aktiv ist.

(16)

16 einen Forschungsaufenthalt in Deutschland verbringen möchten. Rund 82 % aller Mobilitätsstipendien deutscher Förder- und Forschungsorganisationen gin- gen im Jahr 2011 an diese Gruppe, die übrigen knapp 18 % dienten der Förde- rung von Auslandsaufenthalten von Forschenden aus Deutschland. |22 Ein we- sentlicher Anteil der Förderangebote für (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler richtet sich an Promovierende, kleinere Anteile gehen an promovierte Nachwuchskräfte, gefolgt von etablierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern (vgl. Anhänge 5 und 7). Die AvH konzentriert sich in ih- rem Kernbereich der personenbezogenen Forschungsförderung auf Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftler aller Karrierestufen nach der Promotion aus dem Ausland, die einen wissenschaftlichen Gastaufenthalt in Deutschland verbringen wollen.

c) Umfang der Förderaktivitäten: Im Jahr 2011 haben 45 deutsche Einrichtun- gen insgesamt 39.229 Stipendien zur Förderung des internationalen wissen- schaftlichen Personentransfers vergeben. Ein großer Teil dieser Einrichtungen hat dabei jeweils weniger als einhundert Personen gefördert, drei Einrichtungen haben zwischen 100 und 500 Stipendien vergeben. Umfangreiche Förderaktivi- täten mit jeweils mehr als 1.000 Geförderten gingen von sechs Wissenschafts- organisationen aus. Dabei handelt es sich – gereiht nach der Anzahl geförderter Personen – um den Deutschen Akademischen Auslandsdienst (DAAD, 11.809 Geförderte), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG, 7.877 Ge- förderte), die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF, 7.530 Geförderte), die Max-Planck-Gesellschaft (MPG, 5.794 Geförderte), die AvH (2.427 Geförderte) und die Leibniz-Gemeinschaft (1.017 Geförderte) (vgl. Anhän- ge 6 und 8). |23 Im Vergleich zum Vorjahr stieg 2011 die Gesamtzahl der Förde- rungen durch deutsche Organisationen um etwa 1.000 Fälle. Gleichzeitig ging in diesem Zeitraum sowohl die Anzahl der fördernden Einrichtungen als auch die Anzahl der Förderungen durch fünf der sechs wichtigsten Förderer in die- sem Bereich leicht zurück; lediglich die HGF weist für 2011 mehr Förderungen aus als im Jahr zuvor. |24 Angaben zu den Stipendienlaufzeiten und den durch-

| 22 Vgl. Wissenschaft weltoffen 2013. Daten und Fakten zur Internationalität von Studium und Forschung in Deutschland, hrsg. v. Deutschen Akademischen Austauschdienst und HIS-Institut für Hochschulfor- schung, Bielefeld 2013, S. 105 u. 113.

| 23 Wissenschaft weltoffen 2013. Daten und Fakten zur Internationalität von Studium und Forschung in Deutschland, hrsg. v. Deutschen Akademischen Austauschdienst und HIS-Institut für Hochschulforschung, Bielefeld 2013, S. 104 u. 112.

| 24 Im Jahr 2010 wurden von mehr als 50 Organisationen insgesamt rund 30.000 wissenschaftliche Deutschlandaufenthalte und ca. 8.000 Auslandsaufenthalte gefördert. Davon finanzierte der DAAD 12.036, die DFG 8.051, die HGF 6.267, die MPG 5.859, die AvH 2.452 und die Leibniz-Gemeinschaft 1.390. Vgl.

Wissenschaft weltoffen 2012. Daten und Fakten zur Internationalität von Studium und Forschung in

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schnittlichen Fördersummen pro Person liegen nicht vor. Einige der genannten 17 Einrichtungen, wie insbesondere der DAAD, fördern überwiegend wissenschaft- liche Gastaufenthalte im Umfang weniger Tage oder Wochen, bei anderen Ein- richtungen wie etwa der AvH liegt der Schwerpunkt der Förderaktivitäten auf längerfristigen Stipendien mit Laufzeiten bis zu 24 Monaten, teilweise auch darüber hinaus. Dies schränkt die Vergleichbarkeit der Förderaktivitäten be- trächtlich ein.

Ein weiterer Unterschied zwischen den fördernden Einrichtungen besteht hin- sichtlich ihrer Kernaufgaben. |25 Neben originären Fördereinrichtungen wie dem DAAD, der DFG und der AvH stehen Forschungsorganisationen wie die HGF, die Leibniz-Gemeinschaft und die MPG. Während die Förderung der origi- nären Förderorganisationen einrichtungsoffen erfolgt, finanzieren die For- schungsorganisationen ausschließlich oder vorrangig Forschungsaufenthalte an den eigenen Instituten und Zentren bzw. Auslandsaufenthalte ihrer Beschäftig- ten. Unter den sechs großen fördernden Einrichtungen sind lediglich der DAAD und die AvH auf die Förderung des internationalen wissenschaftlichen Perso- nentransfers spezialisiert; dabei konzentriert sich der DAAD grundsätzlich auf die Qualifikationsstufen vor der Promotion, während die AvH prinzipiell auf die Phasen danach ausgerichtet ist. In den letzten Jahren haben allerdings solche Förderprogramme beider Organisationen zugenommen, die sich an die primäre Zielgruppe der jeweils anderen Einrichtung richten.

In den verfügbaren Förderstatistiken nicht ausgewiesen sind Daten zum inter- nationalen wissenschaftlichen Personentransfer, der sich aus der Exzellenzini- tiative von Bund und Ländern ergibt. Mit den in diesem Wettbewerb eingewor- benen Mitteln haben Hochschulen in den letzten Jahren auch jüngere sowie etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland für eine Mitarbeit insbesondere in Exzellenzclustern sowie für Gastaufenthalte an Cen- ters for Advanced Study gewinnen können. So kommt im Rahmen der Förderlinie Zukunftskonzepte rund 40 % des wissenschaftlichen Personals aus dem Aus- land. |26 Die meisten dieser Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kom- men aus Europa (15 %), Nordamerika (11 %) und aus Asien (knapp 7 %). Daten zum Anteil des ausländischen Personals in den Exzellenzclustern liegen nicht

Deutschland, hrsg. v. Deutschen Akademischen Austauschdienst und HIS-Institut für Hochschulforschung, Bielefeld 2012, S. 76 u. 84.

| 25 Einzelne Einrichtungen richten ihre Förderangebote gezielt an (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestimmter Fächer oder Herkunftsregionen. Teilweise sind Stipendien auch an bestimmte Berufsziele oder die Bearbeitung bestimmter Forschungsthemen oder -projekte gebunden.

| 26 Quelle: eigene Erhebungen des Wissenschaftsrates. Erhoben wurde der letzte Tätigkeitsort vor der Be- schäftigung im Rahmen der Exzellenzinitiative. Es ist nicht bekannt, ob und in welchem Umfang sich darun- ter deutsche Rückkehrer befinden.

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18 vor. Insgesamt ist allerdings davon auszugehen, dass die Exzellenzinitiative zum oben erwähnten Anstieg des Anteils ausländischer Staatsangehöriger unter dem wissenschaftlichen Personal an deutschen Hochschulen beigetragen hat.

III.2 Anzahl der Stipendien für wissenschaftliche Deutschland- und Auslandsauf- enthalte

Im Jahr 2011 wurden von deutschen Einrichtungen rund 32.000 Stipendien an (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland ver- geben, die für eine befristete Zeit an einer deutschen Hochschule oder außer- universitären Forschungseinrichtung tätig sein möchten. Die Anzahl der ent- sprechenden statistisch erfassten Stipendien hat sich seit dem Jahr 2000 etwa verdoppelt und lag mit 32.145 im Jahr 2011 mehr als viermal so hoch wie die der Stipendien für wissenschaftliche Auslandsaufenthalte Deutscher. |27 Rund 7 % aller wissenschaftlichen Deutschlandaufenthalte ausländischer Forschen- der wurden von der AvH finanziert. Der Anteil der AvH an der Förderung von Forschungsaufenthalten von mindestens einjähriger Dauer dürfte weitaus hö- her liegen, da in die Gesamtzahlen in vermutlich großem Umfang Kurzzeitsti- pendien einfließen. Ebenso dürfte ihr Förderanteil in der Gruppe der Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftlern aller Karrierestufen nach der Promotion den in den einschlägigen Übersichten ausgewiesenen Wert deutlich überstei- gen.

Etwa die Hälfte der Stipendien für wissenschaftliche Deutschlandaufenthalte entfiel auf Postgraduierte. |28 Diese gingen mehrheitlich an eine deutsche Hochschule, vorzugsweise eine Universität; lediglich ein knappes Drittel forsch- te an einer außeruniversitären Einrichtung, vor allem der MPG und der HGF.

Dieses Verhältnis kehrt sich um, wenn man jüngst Promovierte (z.B. Postdocs, Habilitandinnen und Habilitanden) und erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler betrachtet. Mehr als drei Viertel aller geförderten jüngst Pro-

|27 Die Zahl der tatsächlich vergebenen Stipendien liegt nach Angaben der von DAAD und HIS-Institut für Hochschulforschung erarbeiteten Publikation „Wissenschaft weltoffen“ noch deutlich höher, da weitere Organisationen in diesem Bereich fördernd tätig sind. Zum Umfang ihrer Fördertätigkeiten liegen jedoch keine Daten vor. Vgl.: Wissenschaft weltoffen 2013. Daten und Fakten zur Internationalität von Studium und Forschung in Deutschland, hrsg. v. Deutschen Akademischen Austauschdienst und HIS-Institut für Hochschulforschung, Bielefeld 2013, S 104.

| 28 Die Publikation „Wissenschaft weltoffen“, der diese Angaben entnommen sind, differenziert zwischen Postgraduierten, Postdoktoranden und Wissenschaftlern. Nach Auskunft des DAAD erfasst die Gruppe der

„Postgraduierten“ Personen mit einem Hochschulabschluss, die gefördert werden, um eine Promotion ganz oder teilweise in Deutschland bzw. als Deutsche im Ausland zu erarbeiten oder die ein Forschungsstipendi- um zur Weiterqualifikation in Deutschland bzw. als Deutsche im Ausland auch ohne Promotion erhalten. Als Hochschulabschluss sind hierbei der Master-Abschluss und vergleichbare Abschlüsse, nicht jedoch der Bachelor berücksichtigt.

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movierten und erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler waren an 19 einer außeruniversitären Forschungseinrichtung in Deutschland zu Gast; für die letztgenannte Gruppe war die HGF von besonderer Bedeutung, die mehr als die Hälfte aller arrivierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland aufnahm. Nach Angaben der HGF ist dies insbesondere auf die großen Forschungsinfrastrukturen der HGF-Zentren zurückzuführen, die von den aus- ländischen Gästen genutzt werden. Demgegenüber ist in der Phase unmittelbar nach der Promotion die MPG die wichtigste aufnehmende Organisation (vgl.

Anhang 5); sie verfügt über umfangreiche eigene Förderprogramme für diese Qualifikationsphase.

Knapp die Hälfte der geförderten (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen und Wis- senschaftler kam aus Europa und hier überwiegend aus Osteuropa. Die zweite große Gruppe stellen die Stipendiatinnen und Stipendiaten aus dem asiatischen Raum, insbesondere aus Ost- und Südostasien. Mit deutlichem Abstand folgen Nord- und Südamerika sowie Afrika. Die fünf wichtigsten Herkunftsländer wa- ren im Jahr 2011 China, die Russische Föderation, die USA, Indien und Ita- lien. |29 Mit Blick auf die Richtung der Wanderungsbewegungen von (Nach- wuchs-)Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern lässt sich somit von einer

„Ostwinddrift“ sprechen: Nach Deutschland kommen mehrheitlich Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Osten (Osteuropa, Asien), ins Aus- land gehen deutsche Forschende eher nach Westen (Westeuropa, USA).

Diese Einschätzung bestätigt sich auch im Hinblick auf die Stipendien, die im Jahr 2011 für Forschungsaufenthalte von Deutschen im Ausland vergeben wurden. Die wichtigsten Zielregionen der Geförderten waren auf allen Karriere- stufen Westeuropa und Nordamerika, die wichtigsten Zielländer waren mit deutlichem Abstand die Vereinigten Staaten (1.445 Stipendien), gefolgt von Großbritannien (568) und Frankreich (337) (vgl. Anhang 8). |30

Nach Angaben des DAAD und des HIS-Instituts für Hochschulforschung haben im Jahr 2011 insgesamt 30 deutsche Organisationen Stipendien an (Nachwuchs-) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland für einen For- schungsaufenthalt im Ausland vergeben. Die Anzahl der hierfür gewährten För- derungen ging im Vergleich zum Vorjahr um nahezu 1.000 Stipendien zurück.

Rund drei Viertel dieser insgesamt 7.084 Stipendien wurden von drei Einrich-

| 29 Wissenschaft weltoffen 2013. Daten und Fakten zur Internationalität von Studium und Forschung in Deutschland, hrsg. v. Deutschen Akademischen Austauschdienst und HIS-Institut für Hochschulforschung, Bielefeld 2013, , S. 106-109.

| 30 Wissenschaft weltoffen 2013. Daten und Fakten zur Internationalität von Studium und Forschung in Deutschland, hrsg. v. Deutschen Akademischen Austauschdienst und HIS-Institut für Hochschulforschung, Bielefeld 2013, S. 116 f.

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20 tungen finanziert: dem DAAD und der DFG sowie der Leibniz-Gemeinschaft. |31 Die AvH hat mit ihrem Feodor-Lynen-Programm für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach der Promotion knapp 4 % der Auslandsaufenthalte deut- scher (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Stipendien unterstützt und war damit im Erhebungsjahr – nach den drei genannten Orga- nisationen und der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland – der fünftgrößte Förderer in diesem Bereich (vgl. Anhang 8). |32

Für knapp die Hälfte der geförderten Deutschen liegen keine Angaben dazu vor, in welcher Phase ihrer beruflichen Entwicklung sie sich zum Zeitpunkt des Sti- pendienerwerbs befanden. Unter den übrigen Geförderten stellen Postgraduier- te die größte Gruppe (38 %), mit deutlichem Abstand gefolgt von jüngst Promo- vierten (10 %) sowie erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern (4 %). Auch zur Dauer der Forschungsaufenthalte Deutscher im Ausland sowie zu den gastgebenden Einrichtungen fehlt es an verlässlichen Daten. |33

III.3 Deutsche und europäische Förderprogramme im Vergleich

Von der Vielzahl der deutschen Programme zur Förderung des internationalen wissenschaftlichen Personentransfers sind aufgrund ihrer Zielgruppe, Laufzeit und Ausstattung sowie ihrer Vorgaben hinsichtlich der Themenstellung und der gastgebenden Einrichtung nur wenige mit Förderprogrammen der AvH ver- gleichbar. Wie die Programme der AvH richten sich diese vergleichbaren Pro- gramme (auch) an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Qualifizie- rungs- und Karrierestufen nach der Promotion, die aus dem Ausland kommen und in Deutschland forschen wollen oder als Deutsche einen Forschungsauf- enthalt im Ausland verbringen möchten. Die themen- und einrichtungsoffene Förderung erstreckt sich dabei überwiegend über einen Zeitraum von mindes- tens zwölf Monaten und umfasst eine Finanzierung, die der Vergütung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vergleichbarer Qualifizierungs- bzw. Karrierestufe mindestens entspricht; in einzelnen Programmen ermöglicht die Finanzierung darüber hinaus die Beschäftigung weiteren wissenschaftlichen Personals insbesondere in Nachwuchsgruppen.

| 31 Die Leibniz-Gemeinschaft trat im Jahr 2010 erstmals als Förderer auf.

| 32 Vgl.: Wissenschaft weltoffen 2013. Daten und Fakten zur Internationalität von Studium und Forschung in Deutschland, hrsg. v. Deutschen Akademischen Austauschdienst und HIS-Institut für Hochschulfor- schung, Bielefeld 2013, S. 112.

| 33 Wissenschaft weltoffen 2013. Daten und Fakten zur Internationalität von Studium und Forschung in Deutschland, hrsg. v. Deutschen Akademischen Austauschdienst und HIS-Institut für Hochschulforschung, Bielefeld 2013, S. 118.

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In Deutschland bietet vornehmlich die DFG einzelne Förderprogramme an, auf 21 die diese Charakterisierung zutrifft, insbesondere das Emmy Noether-Pro- gramm sowie das Heisenberg-Programm, das neben dem Heisenberg-Stipendi- um seit 2005 auch die Heisenberg-Professur umfasst. Beide Programme richten sich, anders als die Programme der AvH, zwar nicht exklusiv an ausländische (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, stehen für diese aber offen, sofern die mittels des Programms finanzierte Forschung an einer deut- schen Forschungseinrichtung durchgeführt wird. Sowohl das Emmy Noether- Programm der DFG als auch der Sofja Kovalevskaja-Preis der AvH richten sich an jüngere promovierte Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die an einer wissenschaftlichen Einrichtung in Deutschland eine eigene Nach- wuchsgruppe aufbauen möchten. Die Förderung der Antragstellenden und ihrer Nachwuchsgruppe erstreckt sich in der Regel über eine Laufzeit von fünf Jah- ren. Die beiden Förderlinien des Heisenberg-Programms weisen Parallelen zu den Humboldt-Forschungsstipendien für Forschende aus dem Ausland bzw. den Humboldt-Professuren der AvH für etablierte Wissenschaftlerinnen und Wis- senschaftler aus dem Ausland auf. Das Heisenberg-Stipendium wendet sich an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die über die Vorausset- zungen verfügen, auf eine unbefristete Professur berufen zu werden; ausländi- sche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die ihre Forschungstätigkeit in Deutschland fortsetzen möchten, gehören dabei ausdrücklich zur Zielgruppe des Programms. Heisenberg-Stipendiatinnen und -Stipendiaten können über ei- nen Zeitraum von bis zu fünf Jahren ein Forschungsprojekt ihrer Wahl an einer deutschen oder einer ausländischen Forschungseinrichtung durchführen. Bei den Heisenberg-Professuren müssen die aufnehmenden Hochschulen eine Pro- fessorenstelle schaffen, die eine strukturelle Weiterentwicklung der Hochschu- le darstellt. Im Anschluss an die fünfjährige Förderung durch die DFG muss die Übernahme der Professur in den Etat der Hochschule gewährleistet sein. |34 Damit entsprechen sich die Grundstruktur der Heisenberg- und der Humboldt- Professur, wobei letztere sich ausschließlich an (ausländische oder deutsche) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland richtet. Im Jahr 2012 bewilligte die DFG 58 neue Projekte im Emmy-Noether-Programm; das entsprach einer Bewilligungsquote von 22 %. Überdies wurden 35 Heisenberg- Stipendien (Bewilligungsquote: rund 38 %) und zwölf Heisenberg-Professuren (Bewilligungsquote: 63 %) neu vergeben; der Anteil der Geförderten aus dem

| 34 Soweit dies landesrechtlich zulässig ist. Vgl. http://www.dfg.de/formulare/52_09/52_09_de.pdf (zuletzt aufgerufen: 30.05.2013)

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22 Ausland ist in den genannten drei Programmen bzw. Programmlinien nicht ausgewiesen. |35

Darüber hinaus gibt es teilweise Überschneidungen zwischen Förderangeboten der AvH und den Mercator-Fellowships der DFG, die insbesondere ausländischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gewährt werden, die längerfristig an einem umfangreicheren Forschungsprojekt beteiligt und dafür teilweise vor Ort in einer deutschen Einrichtung tätig sind, sowie den Forschungsstipendien der DFG, die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern aus Deutschland einen Forschungsaufenthalt im Ausland ermöglichen. Das For- schungsstipendien-Programm enthält auch eine Förderlinie für deutsche Rück- kehrer aus dem Ausland; 2012 wurden in dieser Linie 58 Anträge zurückkehren- der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neu gefördert. Hinzu kamen 285 neu bewilligte DFG-Forschungsstipendien für Auslandsaufenthalte seit länge- rem im deutschen Wissenschaftssystem tätiger Wissenschaftlerinnen und Wis- senschaftler; die Bewilligungsquote lag im Jahr 2012 bei 61,7 %. |36 Zur Zahl der Förderungen im Mercator-Programm liegen für das Jahr 2012 keine Angaben vor; im Jahr zuvor wurden hier insgesamt 85 Förderungen vorgenommen. |37 Darüber hinaus werden mit Drittmitteln aus anderen DFG-Programmen auslän- dische (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für deutsche wissenschaftliche Einrichtungen gewonnen; dies gilt insbesondere für die Pro- gramme der Verbundforschung wie etwa Sonderforschungsbereiche und For- schergruppen.

Die im Jahr 2011 eingerichteten Leibniz-DAAD-Research-Fellowships richten sich explizit an ausländische Postdoktorandinnen und Postdoktoranden, die in Deutschland forschen möchten. Sie sind an eine Tätigkeit in einem Leibniz- Institut gebunden und haben eine einjährige Laufzeit. Im Jahr 2012 wurden in diesem gemeinsam von der Leibniz-Gemeinschaft und dem DAAD getragenen Programm sieben Stipendien vergeben. |38 Andere Forschungsorganisationen bieten Förderprogramme an, die auch ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland ansprechen und diese für einen längeren For- schungsaufenthalt nach Deutschland holen; allerdings sind diese Förderungen

| 35 Deutsche Forschungsgemeinschaft: Jahresbericht 2012, Bonn 2013, S. 158. Siehe auch Deutsche For- schungsgemeinschaft: Statistische Informationen zur Entwicklung des Heisenberg-Programms. Bericht zum 2. Heisenberg-Vernetzungstreffen vom 8.- 9. März 2013, Bonn 2013, S. 5 bzw. 9.

| 36 Im Jahr 2011 wurden laut DFG 62,6 % der Anträge auf ein DFG-Forschungsstipendium bewilligt.

| 37 Deutsche Forschungsgemeinschaft: Jahresbericht 2011, Bonn 2012, S. 164. Im Jahr 2011 wurden 314 Forschungsstipendien und 60 Rückkehrer-Stipendien neu bewilligt.

| 38 http://www.leibniz-gemeinschaft.de/karriere/wissenschaftlicher-nachwuchs/leibniz-daad-research- fellowships/stipendiaten-201213/ (zuletzt aufgerufen: 30.05.2013).

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an eine Tätigkeit in einer Einrichtung der jeweiligen Organisation gebunden. |39 23 Dies gilt beispielsweise für die Programme für Nachwuchsgruppenleiterinnen und -leiter der FhG, der HGF sowie der MPG. |40 In diesen Programmen förderte die HGF im Jahr 2011 insgesamt 156 und die MPG 127 Projekte. |41

Förderprogramme, die teilweise die gleichen Zielgruppen ansprechen wie die AvH, gibt es auch auf europäischer Ebene im 7. Forschungsrahmenprogramm (FP). Das European Research Council schreibt in zwei Linien themen- und einrich- tungsoffene Förderungen aus: Starting Grants für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu Beginn einer unabhängigen Karriere |42 und Advanced Grants für etablierte Forschende. Die Förderung dient in beiden Linien der Durchfüh- rung eines selbst gewählten Forschungsprojektes und weist eine Laufzeit von bis zu fünf Jahren auf. Die Grants sind nicht primär Instrumente der Mobilitäts-, sondern der personenbezogenen Projektförderung, verfügen aber über Merkma- le, die die internationale Mobilität von Forschenden unterstützen: So ist inner- halb Europas die Wahl des Forschungsstandortes frei gestellt und in beiden Programmlinien können sich auch Forschende aus Ländern bewerben, die nicht Mitglieder oder assoziierte Staaten der EU sind. |43 Besonders groß ist die Nähe zwischen den ERC-Starting Grants und dem Sofja-Kovalevskaja-Preis der AvH. Bei- de Programme dienen dem Aufbau bzw. der Unterstützung neu gegründeter Nachwuchsgruppen und sind vergleichbar ausgestattet. |44 Während der Sofja- Kovalevskaja-Preis allerdings nur im zweijährigen Turnus ausgeschrieben wird und dabei jeweils weniger als zwanzig Preisträgerinnen und Preisträger ausge- zeichnet werden, vergibt das ERC seit dem Jahr 2007 jährlich mehrere Hundert Starting Grants; im Jahr 2012 lag die Anzahl der bewilligten Starting Grants bei 566 (vgl. Anhang 10). Die Erfolgschancen für die Antragstellenden sind in bei-

| 39 Seit 2004 ist es möglich, HGF-Nachwuchsgruppen zugleich an einer Hochschule und einem HGF- Zentrum anzusiedeln.

| 40 http://www.helmholtz.de/jobs_talente/helmholtz_nachwuchsgruppen/ (zuletzt aufgerufen: 30.05.2013)

| 41 Helmholtz-Gemeinschaft: Geschäftsbericht 2011 der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungs- zentren, Bonn 2011, S. 66.Max-Planck-Gesellschaft: Jahresbericht 2011, München 2012, S. 72 ff. Angaben zum FhG-Programm „Fraunhofer Attract“ konnten nicht ermittelt werden.

| 42 Angesprochen sind damit Forschende mindestens zwei Jahre und höchstens acht plus drei Jahre nach Abschluss der Promotion.

| 43 Dies geschah bislang lediglich in begrenztem Umfang; rund 90 % der Bewerbungen für Starting Grants und 85 % der Advanced Grants entfielen bis 2012 auf Antragstellende aus den damals 27 Mitgliedssaaten der EU, weitere rund 8 % bzw. 12 % auf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den assoziierten Staaten. Zu den assoziierten Staaten gehören Albanien, Bosnien-Herzegowina, die Färöer-Inseln, Island, Israel, Kroatien (seit 1. Juli 2013 Mitglied der EU), Lichtenstein, Mazedonien, Moldavien, Norwegen, Mon- tenegro, Serbien, die Schweiz und die Türkei.

| 44 Die jährliche Förderung beträgt beim Starting Grant zwischen 100.000 und 400.000 Euro; die Höchst- fördersumme des Sofja-Kovalevskaja-Preises beträgt 1,65 Mio. Euro für fünf Jahre.

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24 den Verfahren allerdings vergleichbar: Die Bewilligungsquote betrug im Jahr 2012 bei den Starting Grants 12 %, bei den Sofja-Kovalevskaja-Preisen rund 11 %.

Deutliche Unterschiede zwischen beiden Programmen bestehen im Hinblick auf die Herkunftsregionen der Geförderten: Während im Jahr 2012 lediglich rund 3 % der Starting Grants an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus außer- europäischen Ländern gingen, wurden acht der 15 Sofja-Kovalevskaja-Preise an Forschende aus den USA (7) und China (1) verliehen. Das entspricht jeweils etwa dem Anteil der Bewerbungen aus dem außereuropäischen Ausland. |45 Auch hinsichtlich des Forschungsstandortes unterscheiden sich die beiden Program- me. Der Sofja-Kovalevskaja-Preis ist an einen Forschungsaufenthalt in Deutsch- land gebunden; lediglich ein kurzer Zeitraum der Förderung kann im europäi- schen Ausland verbracht werden. Demgegenüber sind die Empfängerinnen und Empfänger von Starting Grants innerhalb Europas frei in der Wahl ihres For- schungsstandortes; gleiches gilt für die Advanced Grants. Über den gesamten bis- herigen Förderzeitraum (2007-12) liegt Deutschland als Gastgeberland hinter Großbritannien und Frankreich an dritter Stelle (vgl. Anhang 10). Dabei ver- zeichnet Deutschland in beiden ERC-Förderlinien zusammen noch vor Italien die höchste Abwanderung von erfolgreichen Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftlern ins Ausland: Seit 2007 haben etwa 200 der etwas mehr als 500 geförderten Deutschen mit ihren ERC-Grants im Ausland geforscht (vgl. Ab- bildung 1).

| 45 Vgl. http://www.humboldt-foundation.de/tables/2012/pdf/jahresbericht_tabellen_14-15.pdf (zuletzt aufgerufen: 30.05.2013) für die Sofja-Kovalevskaja-Preise und European Commission: Annual Report on the ERC activities and achivements in 2012, Luxemburg 2013, S. 33 für die ERC-Starting-Grants.

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Abbildung 1: Sitzland der aufnehmenden Einrichtung und Herkunft der Grant- 25 Empfänger/innen (Starting und Advanced Grants des ERC)

Quelle: ERC, Annual Report 2012

Die ERC-Advanced Grants, von denen zuletzt 313 vergeben wurden, und die Ale- xander von Humboldt-Professuren, die jährlich an bis zu zehn etablierte Wis- senschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen werden, sind nur bedingt ver- gleichbar. Zwar weisen beide Förderungen eine jeweils fünfjährige Laufzeit auf und richten sich an dieselbe Zielgruppe, jedoch ist die Humboldt-Professur mit insgesamt bis zu 5,0 Mio. Euro pro Förderung doppelt so gut ausgestattet wie der Advanced Grant mit maximal 2,5 Mio. Euro. Ein weiterer Unterschied besteht in der Bindung des von der AvH verliehenen Preises an eine Professur an einer deutschen Hochschule – eine vergleichbare Kautele gibt es für die ERC-Advanced Grants nicht. Dass die Bewilligungsquote bei den Humboldt-Professuren in den letzten fünf Jahren mit durchschnittlich 30 % deutlich höher ist als bei den Ad- vanced Grants (durchschnittlich 14 %), dürfte darauf zurückzuführen sein, dass Selbstbewerbungen für die Humboldt-Professuren (anders als für die Advanced Grants) ausgeschlossen sind und durch das Erfordernis einer Nominierung be- reits eine Vorauswahl stattfindet.

Gewisse Überschneidungen hinsichtlich der Zielgruppen bestehen ferner mit einigen der Marie-Curie-Maßnahmen der EU für (Nachwuchs-)Wissenschaftle- rinnen und Wissenschaftler mit Promotion. Mit den International Incoming Fel- lowships werden im Rahmen der Marie-Curie-Maßnahmen Forschungsaufenthal- te von außereuropäischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler innerhalb der EU gefördert. An diese Adressatengruppe richten sich auch das Georg- Forster-Programm, allerdings mit einem Fokus auf Entwicklungs- und Schwel- lenländer, sowie das Humboldt-Forschungsstipendien-Programm, das zudem für Forschende aus anderen europäischen Staaten offen ist. Für letztere stehen im Rahmen der Marie-Curie-Maßnahmen die Intra-European-Fellowships offen, die Forschungsaufenthalte von Europäerinnen und Europäern im europäischen

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26 Ausland unterstützen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Europa, die einen Forschungsaufenthalt im außereuropäischen Ausland planen, können sich um ein International Outgoing Fellowship bewerben. Diese beiden Programme zielen teilweise auf dieselbe Zielgruppe wie das Feodor-Lynen-Programm der AvH, mit dem wissenschaftliche Auslandsaufenthalte Deutscher gefördert wer- den. Die Laufzeiten der Marie Curie Fellowships liegen bei 12 bis 24 Monaten für innereuropäische Forschungsaufenthalte und bei 18 bis 36 Monaten für die In- ternational Incoming und Outgoing Fellowships. Die Anzahl der Anträge für diese drei Marie-Curie-Maßnahmen ist seit 2007 jährlich angestiegen und belief sich bis Ende 2012 für den gesamten Förderzeitraum auf 28.775; davon wurde durchschnittlich jeder fünfte Antrag bewilligt. Rund 6 % der Anträge stammte von deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern; diese waren mit einer Bewilligungsquote von 31,4 % überdurchschnittlich erfolgreich. Sie war- ben zu rund zwei Dritteln Intra-European Fellowships ein (vgl. Anhang 13). Als gastgebendes Land steht Deutschland im 7. FP über alle Marie-Curie-Maßnah- men hinweg bislang an zweiter Stelle, deutlich nach Großbritannien und knapp vor Frankreich.

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