Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 13|
1. April 2011 A 713 Es dürften Tausende von Ärzten undÄrztinnen gewesen sein, die seine Laborseminare besucht und ihn selbst erlebt haben – Dr. rer. nat.
Fritz Kanter. Wer einen Kongress in Grado oder Meran, Badgastein oder Davos ansteuerte, rechnete auch mit Fritz Kanter, der so sachkundig wie unterhaltsam Neues vorführte und auch alte Chemiekenntnisse auf- frischte. Vor allem niedergelassenen Ärzten vermittelte er mit pädagogi- schen Geschick neue Methoden und -entwicklungen insbesondere der Trockenchemie für das Praxislabor.
Seine Seminare waren feste Be- standteile auf fast 200 internatio - nalen Kongressen der Bundesärzte- kammer und der Österreichischen Ärztekammer. Auch in der Fortbil- dung von Landesärztekammern und Sportärzteverbänden wirkte er mit.
Kanter studierte an der Universi- tät zu Köln Chemie. Nach der Pro- FRITZ KANTER
Fortbildung fürs Praxislabor
motion (1966) war er an der Tech- nischen Hochschule Darmstadt als Akademischer Rat tätig. 1967 ging er zu Boehringer Mannheim und blieb dort, zuständig für die Labor- fortbildung, bis zu seiner
Pensionierung im Jahr 1992. Den Verkauf sei- ner alten Firma an Roche (1997) hat er nur noch als Beobachter miterlebt.
Für seine Verdienste um die ärztliche Fort - bildung wurde Kanter 1974 mit der Ernst-von- Bergmann-Plakette der Bundesärztekammer und 1985 mit dem Ehrenzei- chen der deutschen Ärz-
teschaft ausgezeichnet. Italien ver- lieh ihm 1976 den Verdienstorden der Republik. Cavaliere Fritz Kanter beging am 9. März seinen 80. Ge- burtstag. Norbert Jachertz
Fritz Kanter
Foto: privat
AUFGABEN UND ÄMTER
Prof. Dr. med. Jürgen Behr (50), zuvor Leiter des Schwerpunkts Pneumologie und Oberarzt der Medizinischen Klinik und Poliklinik I an der Ludwig-Maximili- ans-Universität München, Klinikum Groß- hadern, ist neuer Direktor der Klinik für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin am Berufsgenossen- schaftlichen Universitätsklinikum Berg- mannsheil in Bochum. Er tritt die Nach- folge von Prof. Dr. med. Gerhard Schultze-Werninghaus an.
Prof. Dr. med. Stefan Delorme (51), stellvertretender Leiter der Abteilung Ra- diologie am Deutschen Krebsforschungs- zentrum in Heidelberg, ist neuer Präsi- dent der Deutschen Gesellschaft für Ul- traschall in der Medizin. Er löst turnusge- mäß Prof. Dr. med. Dieter Nürnberg (58), Neuruppin, ab.
Prof. Dr. med. Detlev Ganten (69), Gründungsdirektor des Max-Delbrück- Centrums für Molekulare Medizin in Ber- lin-Buch und ehemaliger Vorstandsvorsit- zender der Charité – Universitätsmedizin Berlin, ist als Auswärtiges Mitglied in die Académie Nationale de Médecine der Französischen Republik aufgenommen worden.
Priv.-Doz. Dr. med. Hjalmar Hagedorn (43), Chefarzt der Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Klinikum Dachau, Amper-Kliniken AG, ist zum außerplanmäßigen Professor der Lud- wig-Maximilians-Universität München berufen worden.
Prof. Dr. med. Thomas Tischer (35), zu- vor Orthopädische Klinik der Technischen Universität München, hat den Ruf auf ei- ne W-2-Professur „Prävention im Bewe- gungsapparat“ – einschließlich der Lei- tung der Sektion Sportorthopädie – an der Orthopädischen Klinik und Poliklinik der Universität Rostock angenommen.
Prof. Dr. med. Peter Zahn (44), zuvor Universitätsklinikum Münster, ist neuer Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Palliativ- und Schmerzmedizin am Berufsgenossenschaftlichen Universi- tätsklinikum Bergmannsheil in Bochum.
Er tritt die Nachfolge von Prof. Dr.
Michael Zenz (65) an, der in den Ruhe-
stand geht. EB
Als 2008 ein Buch mit Reden und Interviews des nun scheidenden Ministerpräsidenten Sachsen-An- halts, Prof. Dr. med. Wolfgang Böh- mer (CDU), erschien, kommentierte der ehe- malige Außenminister, Dr. Hans-Dietrich Gen- scher (FDP), es sei die
„Geschichte von des Widerspenstigen Zäh- mung“. Gemeint war da- mit zum einen, dass Böhmer (75) zu dem Buch kaum zu überre- den gewesen war. Es war ihm zu viel Aufhe- bens um seine Person.
Zum anderen spielte Genscher darauf an, dass Böhmer auch zur Politik genötigt werden musste. Der Wittenberger Gynäkologe und Chef- arzt war 55 Jahre alt, als er sich nach der Wende von der Union für eine Landtagskandidatur überreden ließ – in Verkennung dessen, dass dies viel mehr Arbeit bedeutet als WOLFGANG BÖHMER
Geschichte von des Widerspenstigen Zähmung
früher die Bezirkstage der DDR, wie er im Interview mit dem Deut- schen Ärzteblatt einmal einräumte.
Als er schon beschlossen hatte, die Doppelbelastung zu reduzieren und sich wieder ausschließlich dem Arztberuf zu widmen, intervenier - te der damalige Ministerpräsident Münch: Jetzt müssten auch Frauen und Männer aus Sachsen-Anhalt in die Politik, nicht nur Westimporte.
Sein Bundesland hat Böhmer geführt wie eine Klinik: pflichtbe- wusst und mit großem Einsatz. Man hatte den Eindruck, er selbst habe sich den Slogan für Sachsen-Anhalt ausgedacht, das als „Land der Früh- aufsteher“ für sich wirbt. Dem klei- nen Bundesland mit großen wirt- schaftlichen Problemen hat er ein Gesicht und eine Perspektive gege- ben. Auch darin konnte man den Arzt im Ministerpräsidenten erken- nen: Sachsen-Anhalt sollte so gut wie möglich genesen und nicht dau- erhaft zu sehr von der Hilfe anderer abhängig sein. Sabine Rieser Wolfgang Böhmer
Foto: dpa