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Archiv "Impfstoffe: „Sensible“ Biologica" (08.05.1998)

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Academic year: 2022

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akzinen sind Produkte biologi- schen Ursprungs, die empfind- lich auf äußere Einflüsse rea- gieren. Vor allem Wärme oder Licht wirken destabilisierend auf die an- tigenspezifischen Molekülstrukturen, woraus sich erklärt, daß die für Vak- zinen vorgeschriebene Lagerungs- temperatur zwischen plus zwei und plus acht Grad Celsius keine „Kann“- Vorschrift, sondern absolutes „Muß“

ist. Schließlich vermag nur ein intak- tes Impfantigen die Antikörperbil- dung im menschlichen Organismus optimal zu stimulieren. Impfstoffher- steller können demzufolge nur bei vorschriftsmäßiger Handhabung für die Sicherheit und Wirksamkeit ihrer Produkte garantieren.

Vorrangiges Erfordernis ist, Vak- zinen in geeigneten Kühlbehältern bei kontrollierbarer Temperatur und un- unterbrochener Kühlkette zu trans- portieren. Vor allem für Lebend- impfstoffe ist dieses Vorgehen uner- läßlich, da die für den Impferfolg not- wendige Vermehrungsfähigkeit der in ihnen enthaltenen attenuierten Viren oder Bakterien durch höhere Tempe- raturen beeinträchtigt wird. Publika- tionen aus England belegen, daß diese im Umgang mit empfindlichen Bio- logica im Grunde obligatorischen Vorsichtsmaßnahmen durchaus noch nicht allgemeinen Einzug in die täg- liche Routine gefunden haben.

So wurde festgestellt, daß Kühl- boxen einen zum Teil erheblichen Temperaturabfall bis zum Endab- nehmer aufwiesen; ferner, daß selbst in Kliniken die Kühlschränke nicht immer einwandfrei funktionierten, und schließlich, daß Impfstoff in der mehrmals während der Sprechstunde offenstehenden Kühlschranktür gela- gert wurde – ein Fall, der in der Folge zu einem Masernausbruch bei den zu- vor mit diesem Impfstoff geimpften Kindern führte.

Aber nicht nur Erwärmung ist der Stabilität von Impfstoffen abträg- lich. Einige Vakzinen, wie die an Alu- miniumverbindungen adsorbierten gegen Diphtherie, Tetanus, Hepatitis A und Hepatitis B, sind auch frostge- fährdet. Schon kurzfristiges Einfrie- ren kann zu irreversiblen Antigenver- änderungen und zu Ausflockungen führen.

Das bedeutet: Bei Anwendung ist weder eine uneingeschränkte Wirksamkeit gewährleistet noch das Risiko starker Lokalreaktionen an

der Injektionsstelle ausgeschlossen.

Impfstoffe, die versehentlich falsch gelagert oder gar eingefroren wurden, sind demzufolge zu verwerfen.

Für den Impferfolg maßgeblich ist auch das fachgerechte Vorgehen bei der Impfung. Grundsätzlich gilt, daß Impfstoffe keinesfalls mit Desin- fektionsmitteln in Berührung kom- men dürfen und Durchstechstopfen unbedingt trocken sein müssen. Nach Aufziehen des Impfstoffes in die Spritze und Entfernen eventuell vor-

handener Luft sollte ausnahmslos ei- ne neue, gleichfalls trockene Injekti- onskanüle aufgesetzt werden. Benetzt Impfstoff das Kanülenäußere, macht das die Injektion schmerzhaft und kann zu Entzündungen im Bereich des Stichkanals führen.

Bevorzugte Impfstellen für intra- muskulär zu infizierende Impfstoffe sind der M. deltoideus beziehungswei- se – solange dieser Muskel noch nicht ausreichend ausgebildet ist – der ante- rolaterale Oberschenkel (M. vastus lateralis), da hier die Gefahr einer Verletzung von Nerven und Gefäßen gering ist. Injektionen in das subkuta- ne Fettgewebe können nicht nur schmerzhafte Entzündungen, Granu- lome oder Zysten auslösen, sondern auch den Impferfolg beeinträchtigen.

Zusammengefaßt lassen sich die Empfehlungen für die Impfpraxis wie folgt skizzieren:

cLagerungstemperatur (üblicher- weise plus zwei bis plus acht Grad Celsius) unbedingt einhalten. Maxi- mum-Minimum-Thermometer mög- lichst täglich kontrollieren.

cImpfstoffe nicht in der Kühl- schranktür („Butterfach“) aufbewah- ren (höhere Temperaturen als im Inneren).

cImpfstoff erst unmittelbar vor Anwendung dem Kühlschrank ent- nehmen und unverzüglich applizie- ren. Nicht benutzte Packungen bei nächstmöglicher Gelegenheit ver- wenden.

cChargen mit kürzeren Verfalls- daten zuerst verwenden.

cKühlschrank nur bei unbeding- tem Erfordernis öffnen. Allein ein einmaliges kurzfristiges Öffnen be- wirkt einen Temperaturanstieg um mehrere Grade. Bereits nach einer halben Minute kann bei einer Raum- temperatur von plus 20 Grad Celsius die des offenstehenden Kühlschran- kes von plus vier Grad auf plus zwölf Grad Celsius steigen. Bis zum Errei- chen des Ausgangswertes können bis zu 30 Minuten vergehen.

cSofern eine Bevorratung not- wendig ist, sollte sie in einem separa- ten, nicht ständig genutzten Kühl- schrank erfolgen.

cEs empfiehlt sich, die Lagerung der Impfstoffe von einem Praxismit- arbeiter überwachen zu lassen.

Marianne E. Tippmann A-1152 (32) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 19, 8. Mai 1998

P O L I T I K MEDIZINREPORT

Impfstoffe

„Sensible“ Biologica

Mißerfolge beim Impfen lassen sich vermeiden, wenn die Impfempfehlungen genau eingehalten werden.

V

Sachgerechte Lagerung von Vakzinen ist für den Impferfolg entscheidend. Foto: Bayer AG

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