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Mikropolitik in Bildern : Merciers Tableau de Paris

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ETl-IEL MATALADEMAZZA

Mikropolitik in Bildern. M erciers Tableau de Paris

I.

DerSingularimTitelvon Loui s-Sebastien Merciers TableaudeParistäuscht. Das Bild,dasdiekurzen Prosaskizzenzusammensetzen,ist ein disparatesBildvon Paris, ein Bildauseiner Vielzahl klein ertableaux,beidenen es aufeines mehr ode rweni- gergar nicht ankommt.Auf Vollständigkeit hatte esihr Verfasser ohnehin nich t abgesehen. Das Bildsei "lückenhaft", bem erkt MercierimVorwort des Tableaude Paris."Längst nicht alles, wasdarinhättegesagt werden können,wurdegesagt,und längstnicht alleserwähnt, wasdes Erwähnens wert gewesen wäre. Dochschließlich könnensich nurVerr ückteund Böswilligeerlauben, schlechthin alles,was sie wis- sen und vern ommen haben, zu Papier zu bringen ."!

Nachdem dieMiniaturen anfa ngsals lose Folgein dem SalonblättchenJournal des Damesged ruckt worden waren, kam die erste Buchausgabe 1781 inzwei Ih n- den heraus. Neueund kontinu ierlich erweiterte Ausgaben lieferte Mercier - von Haus aus eigentlichThea tera utor/- aufAnfrage, beflügelt durch den reißenden Absatz und den anhaltendenErfolg. Als 1788der zwölfte und letzte Banderschien - mit ihm wuchs das Tableau de Parisauf1049 Kleinbilder an -, war esbis zum Sturmauf die Bastillenicht mehr weit.Ein Jah r später lagder alteStaat inTrü m- mern ,und dassder Gewaltstreich alsüberfälliger Anschlagerschien,alsAngr iff der Gegenwa rtaufeinenevide nte nAnachro nismus, lagnich t zuletztan der Agonie des repräsentativen Regim es'',das scho nseitgeraume rZeit nichtmehr imstande war, die Ordnung der Bilderunter Kontrolle zu halten . Über das Selbstbild des alten Staats hatten sich längst ande re Bilderhinweggesetzt. Die Norm der politischen undsozialen Hierarchien warästhet ischentmachtetworden .

Das Ende des Ancien Regimeskündigte sichmit dem Zusammenbruch seines Darstellungsmono pols an, mit dem Zerfall seiner ikon op olitischen Hegemon ie, und dabei waren es nich t einma l dieunzähligen pornograph ischen .Enthü llungs-

LouisScbasrien Mercier:MeinBildvon Paris[1782-1788]. MitdreiundvierzigWiedergaben nachzeitgenössischenKupferstichen,übertragen und miteinemNachwort hg.von[ean Villain, Leipzig1976, S.14.

2 Zur Theaterproduktio nMerciersimEinzelnenvgl.SigridButhrnann:DasTheatervonLouisSe- bnstienMercier,Bonn 1992.

3 Damitgreifeich eine Formelauf,dieJacquesRaueieregesprägthat.Ders.:DieAufieilungdes Sinnlichen.DiePolitik derKunstundihre Paradoxien,hg.von MariaMuhle,Berlin 2006,bes.

S.37 ff.

Zuerst ersch. in: Ästhetische Regime um 1800 / Friedrich Balke ... (Hg.).

München; Paderborn: Fink, 2009, S. 65-78

Konstanzer Online-Publikations-System (KOPS) URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-opus-86360

URL: http://kops.ub.uni-konstanz.de/volltexte/2009/8636/

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hilder', diedaspo rtmit du roiltam mächtigsten besch ädi gten, alssiedie angebliche Promiskui tätder Mon arehin aufdec kte n."En tschiede ne rginge n Bilderwie das 1(1- bleau deParisvor, indem sie die Körper des Königsschlicht ign orierten. Statt die Separeesin Versailles zuöffne n und den perversen Lüsten Marie-Anreinerresnach - zustellen, wandten.sich dieProsaminiaturen den Pariser Straßen, Quartieren und Aborten zu, um jenseitsdes Hofes, aufstädtische m Terrain , zu erkunden, wo es politisch im Argen lag. Das Leserauge sollte über einer Fülle profaner Beobach- tungenaufge hen und erkenne n,anwelche n kleinenSkandalenepochale Verände- rungen ansetzen mussten.

Mit der Forderung nach einsch neidende n Reformen hatte Mercier dabei zu- nächstdie Theaterbühne nadress iert,allenvoran die Corned ieFranca ise,der er in seinem - nachmals auch in Deutschland breit beach reren'' - Manifest nah elegte, dieTragöd ien und Komödien klassischenTyps vom Spielp lan abzuse tzen. Besser sei dasTheater mitsolchenAutoren bed ient,diedas"InteressedesAugenblicks"im Sinn hattenund kein e Sche u hegten,auch das gerings te"Detail unscrsPrivatl eb ens"?

vor versam meltem Publikum auszubreite n. Wenndas überkommen e Gatt ungsge- rüst mit seine n ehe rnen Gesetzen, Dezenzgeboten und Ständeklauseln derartige Milieustudi en nichtzuließ, somusste esebeneingerissen werde n, um Platzdafür zu schaffen.

Wegweisendfürdas Program mdiesesneuen TheatershatteDiderot seine Ästhe- tikam Paradigmades"G emäldes"8- tableau- ausge richtet,auf das sich Mercier gleich in der Einleitung seinesNouuelEssaisurl'art dramatique bezog, um daraus weitere Postulate abzuleiten. Im Zeichen des tableau wollte Mercier den "Unter- sch ied, den man zwische n Tragödie und Komödie gemacht hat?", einebne n und damit eine weitlä ufige Revision der Normen rhearraler Darstellungeinleiten. Die Welt derBüh nesollte- ganzwie später beiSchi ller - da beginnen, "wodasGebiet der weltliche n Geseze sich endigt"!", Weil das Theater die .vraie rn orale" ebenso 4 Dazuausführlich LouisMarin: DasPorträt desKönigs[1981], übers. von Heim.jarho,Berlin

2005.

5 Vgl.dazudie einschlägigeStudievonChantalThemas:La Reine scdlcrate. Marie-Antoineuedans lespamphletes,Paris1989.

6 Inder Übersetzu ng HeinrichLeopoldWagners - desAutorsderKindsmiirderin- erschien der Essaiunterdem TitelNeuerVersuchiiberdieSchauspielku!1Stmit einemAnhangausGoethes Brief- tasche1776in Leipzig.

7 Louis-SöbasrienMercier:NeuerVersuchiiber die Schauspielku!1St[17731.Miteinem Anhang aus CoethcsBrieftasche,übers. von HeinrichLeop oldWagner,FaksimiledrucknachderAusgabe von 1776miteinem Nachwortvon PcrcrPf.1fr,Heidelberg1967, S.200u.135.

8 Vgl.zu Dielerots Konzept ion des tablcnuinsgesamt denausführlichen Kommenrarvon Pcrcr Szondi:DieTheoriedesbiirgerlichenTrauerspielsim18.fahrhundert.DerKaufmann,derHausvater und derHofmeister,hg.vonGertMatrenk lott,miteinem AnhangüberMeliere von Wolfgang Fietkau,Frankfurt/M,1973, S. 100-117. Zur paradigm atischen BedeutungderMalerei[eau- Bapt iste Creuzcs,dessen Genreszenenselbstwiederu m nach dramatischenGesichtspunkten kon- zipiertsind,vgl.MichaelFried:Absorption and Theatricality:Painting and Beholder in tb«Age

0/

Diderot,Berkeley/ LosAngeles/Londo n1980.

9 Louis-SebasrienMercier:NeuerVersuch überdieSchauspielkunst(Anm. 7), S.125.

10 Fried richSchiller:Waskanneinegutestehende Schaubühneeigentlichwirken?[1784],in:Schil- lers\.Verke.Narionnlausgabe,hg.imAuftragderNationalenForschungs- undGedenkstätten der

befördern sollte wiedie"saine politiquc"11,erschienesMercier geboten, Diderots tableau"nützlich zu mach en ".12 Dazu durftesich die Szene nicht län ger,wievon Dide rot geforde rt, hinter der imaginären vierte n Wand13verscha nzen und eine n hortusconclususabschirme n, in dem die Akte ure - befreit von Rücksichten auf RangundNamen- nur innere Kämpfedurchzusteh en harren!".Stattdessensollte dasTheater dem Rau m des Privaten die Unschuld rauben,bessergesagt : Es sollte diePrivatsphäre als trügerischesIdyllreinerMenschlichkeitentlarven undoffenba- ren, welchesozialen KonflikteundNötein ihrgede ihe n konnten ,solangeman sie unbeobachtetließ.

Mit der Neubesetzu ng des tableauverband Meteier so vor allem das Ziel, die Augen der Öffentlichkeit fürjene Detailszuschärfen,die alsKeim und Symptom fataler Zwangslagen gar nicht ernst genug genommen werden konnten. Abwei- chendvon Diderotsetztseine Ästhe tik gleichzweifachandereAkzente.Während DiderotsDrama turgieauf prägn anteMomente Wertlegt ,auf Augenblicke äußer- sterSchmerzerfah ru ng .gehtesMercierumgewö hnliche Widrigkeit en und Unsit - ten, diealsTeil der NormalitätAufmerksamkeit verd iene n. Und während Diderot dem Zuscha ue r den Posten eines heimlich en Teilnehme rs arn intimen Bei-sich- Sein der Bühn enfiguren anträgt'",istdasPublikumbeiMercier alsZeuge ad ressiert und aufgerufen,dasGesehenezu verfolgen ,wasim doppeltenWortsinn bedeutet:

mitBlicken zu registrieren undzu stra fen. DenTheaterd ichtern fällt dieRollezu, als Errnittler, Rich ter und Scharfrichter in einem zu fungieren. Wasder redliche

"SchuhAickervon Messina"vor gemachthatte, alser Missetäterauf eigeneFaustan

"abgelegen en Orte n" mit"kleine n Feuerro hren"erledigte,sollensie ihm nach tun,

klassischen deutschenLiteratur in Weimar (Cocthe-undSchiller-Archiv) und des Schiller-Na- tionalmuseumsin MurbachvonLiescloneBlumenthal und BennovonWiese,44Bdc.,20.Bd.:

PhilosophischeSchrijlen. ErsterTeil,Weimar1967, S.87-100(hier:S. 92).

11 Vgl.LouisScbasricnMercier:Epirrc dedicaroire, in:ders.:Mon bonnetdenuit,suivi deDuThM- tre,ou Nottucl Essaisurl'ArtDramatiquc,editionerablic sousladirecriondc[ean-ClaudeBonne t, Paris1999, S.1129-1139(hier: S.1130). - DerWidmungsbrief MerciersanseinenBruder ist in derdeutschenFassungnichtübersetzt.

12 Louis-SebasrienMercier:Neuerversucl;überdie Schauspielkunst(Anm.7),S.1.

13 Die.vierteWand 'bildetden Kern von DiderotsTheaterästh etik . "Ma n denk ealso, sowohlwäh- renddem Schreibenalswährend demSpielen,andenZuschauerebenso wenig, alsobgarkeiner da wäre.ManstellesichandemiiußerstenRandederBüh neeine große Mauer vor, durchdiedas Parrerr abgesonde rt wird.Man spiele, alsob der Vorha ngnichtaufgezogenwürde."Vgl.Denis Dideror:Von derdramatischenDichtkunst[1757], in:DasTheaterdesHerrn Diderot,hg.und übers.vonGotthold EphraimLcssing,Anmerkungen und Nachwortvon Klaus-DctlcfMüller, Srurrgarr1986, S.283-402 (hier: S.340).

14 Zurdamitverteid igten Jungfräulichkeitder Szenerie,ihrer Verwahrung gegen den Sündenfallder Theatralikund derdaraus erwachsendenKonjunktur von Jungfrauen auf dendeutschenBühnen des 18.Jah rhunderts vgl.ausführl ich Chrisropher Wild:Theater derKeuschheit- Keuschheit des Theaters. Zu einerGeschichte der(Anti-Flhentralitit: vonGrypbius bisKleist,Freiburg2003, bes.

S.297-306.

15 Erbesetztjenen"unmöglichenOrt", an dem er"perspektivisch nichtexistiert und dochalles aus nächsterNähevorsichausgebreitetfindet" .Albrecht Koscho rke:KörperströmeundSchrijiuerkehr: Mediologiedes18.[abrhunderts,München1999, S.183.

(3)

11.

Wiedie Städtebilde rzeigen, mussdas Gros derPariser sich im täglichen Mitein an- der ständ ig ande rer Gefahren erwehren. Jede noch so basaleVerrichtung - vom Atmen und Essen übersTrinken und Wohnen bishin zum Unterwegssein auf den Straßen- birgt unwägbare Risiken. Weildiese Risiken sich nur zum Teilauf die bösen Absichten selbstsüchtiger Subjekte zur ückführen lassen und eher einem komplexen Zusamme nspielvon Institutionen ,Konvention en, Architekturen und Verkehrsformen ents pringe n, kommt der Sondierung von "De tails unsersPrivatle- bens" eine neue Bede urungzu.Im Vorwortdes TableaudePariskündigtsich diese

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Akzentverschiebung zunäc hst ex negativoan, wenn die Beobach tu ngden Vorran g vordem Urte ilerhä lt.Er wolle"sichten, nichtrichten"20,betontMercier explizit.

Dergenügsa me Rückzug auf den Posten des Beobachters ist dabeiweni ger als AnnulIierung des scha rfrichterliehen Mandatszu lesen ,dasder Nouuel Essaiden Dicht ern erteilte, denn als implizites Eingeständ nis, dass die Benennung von Schuldigen, die Ank lage verantwortlicher "Uebelthäter"21keine nachhalti ge Lö- sung fürdiebeschriebenen I~roblemebietet.Währendim Theater Merciersdieta- b!eaux auf die moralische Achtung individuellen Fehlverha ltens setzten, folgen seine Prosabilderausdem PariserAlltag stärkereinerLogik der Prophylaxe. Statt Sanktio nengegenEinzelneanzumahnen,setzensieaufvorbeuge nde Eing riffe,(in- fra-)strukrurelleMaßnahmen und Regulationen, dieimstande sind ,Konflikte be- reitsim Vorfeld abzuwenden .

In dieReihejener ande rentableaux,dieMichel Fouca ulr inseine rStud ieÜber- wachen und Strafenbesch reibt , fügt MerciersModell sich damitnur bedingt. Unter dem Titeltableauxerfasst Fou caul ts Syno pseTabellen und Taxonomien , aberauch gebaute Räumemit hierarchisch angeordneten Zellen.Geme insam istdiesenMu- stern,dass siean die StelleamorpherKont inua diskrete Einheiten tretenlassen und den erfassten Dinge n mitdem sym bo lischen Platz zugleich eine nStellenwe rt an- weisen,der ihren Ran gim Verhältniszuanderen Dingen bestimmt.

"Dieerstegroße Operationder Disziplin ", schreibt Fou cault, "ist alsodie Errich- tung von,lebendenTableaus', die aus denunübersichtli chen , unnützen und gefähr- lichen Mengen geordnete Vielheiten machen". Im 18. Jah rhundert sind solche ta- bleauxweitverbreitet und übern ehmen "aufden verschiedenen Registern " je eigene Funktionen. "Im Bereich der Ökonomie" ermöglicht dastableau"die Messun gder Quantitätenund dieAnalyseder Bewegungen .In derTaxinomi ehat eszucharakte- risieren (unddamit dieindividuellen Besonderh eitenzu reduzieren) und Klassenzu bilden (alsozahlenmä ßige Betrachtungen auszuschließen). In der Disziplinaro rdnung hates hingegendieVielfältigkeit alssolchezu behandelnund ausihrer Gliederung die größtmög liche Wirkung zuziehen." IhrerVerschiedenheit zum Trotz folgen all diese tableauxdemselben Zweck, Aufteilung undAnalyse,Kont rolle und Verständnismit- einander zu verknüpfen undso die"Organisation desVielfältigen"zugewährleisten,

"das überschautundgemeistert, dem eine,O rd nung' verliehen werden muß".22 Dem gegenüber verschre ibtsich MerciersTableau deParisder "O rganisation des Vielfältigen"besten fallsindirekt, wennesim Akt desBeob ach ten s vor allem fest- halten will,wasinZuk unftpasseseinsoll.23Sein Tableauerfassteinvorläufiges Bild

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inde m sie diePistol edurch die "unsich tbaren Pfeile"ihrer "Feder"16ersetze n und die Szene ineinTribuna lverwa ndel n,auf dem dasletzteUrteil einverne hm lich mit der Allgemei nheitergeh t.

Dass die Cornedie Francaise das Manifest noch im Jahr des Erscheine ns mit einem Hausverb ot.gegen denAutor beantworteteund allegerichtlichen Einspr ü- cheabschme tte rte- zuletzt durch eine Lertrede Cache t!?-,war für Mercierkrän- kend,der Sache nach aber konsequent. Für die erste BühneFrankreichsverbotes sichschon auspolitisch en Gründe n, ihr klassisch esRepertoireüber Bord zu wer- fen , und MerciersTheater hätte es auf Dauer schwe r geha bt, den alten Dram ati- kern stetsvon Neuem ein Terrain abzur inge n, dasdie trad itio nsve rbundene Bühne ihnen postwendend zur ückerstatte te. Nicht nur deshalb ist das Tableau deParis, dasdie Forde rungen desNouoelEssaischließlich in derProsa geschriebener Bildmi- niaturen einlöst, mehr als ein dürftiger Ersatz. Auf dem neuen Scha uplatz der Schrift transformieren sich auch dieBilder. Aus den tableauxvivantsdes Dram as werd en Bilder eines prosaischen Lebens, in den en der Körper vom Medium der Darstellungzum ObjektderBeobachtungavanciert . Programmatischweicht diele- bendigeVorführungnuneiner Vorfüh rungder.Lebenden" !",derenAlltagalsSerie typischer Szene n Revuepassiert undAufschluss darüber gibt,welche Überlebens- käm pfe der Bevölkerung unentwegt zugemutet werden,"Was aus dem Insgesamt dieserDarstellungen derAspekteund Momenteder Stad t hervorgeht,ist ein neues Relevanzp rofil.dasdie Stadtselbst in ihrer geschich tliche n Dynamik,in derdensi- ted'erreihrer Lebensprozessegegenwä rtigwerde n läßt." 19

16 Louis-SebastionMercier:NeuerVenucl: über dieSchauspicllatnst(Anm. 7),S.83-85.

17 Daraufverweist jeanVillain inseinemausführlichenNachwo rt,vgl. ders.: DerFußg'ingc rvon Paris.Versuch über die Unsterbli ch keitdes LouisSebast ien Mcrcier,in: Mcrcier,MeinBildvon Paris(Anm. 1),S.'137-50 1(hier:S.476).

18 Louis-SebasrienMercier:MeinBildvonParis(Anm.1), S.9.

19 KarlheinzStierlc:DerMJ1thosVOllParis. Zeichenlind BewIIßtseinderStadt,München/W icn1993, S.110.

20 Louis-ScbasricnMcrcier:MeinBildvon'Paris(Anm. I), S.11.- Ausnahmsweiseistdiedeutsche Übersctzunghier sogar pointierter alsdasfranzösischeOriginal,woderentsprechend e Satzlau- tet: "pcindrc,et non jugcr".

21 Louis-ScbasricnMercier:NeuerVersuchüberdieSchauspielknns:(Anm.7), S.84.

22 MichelFoucault:Üheruiachen lindStrafen.DieGeburtdesGefängnisses,übers.vonWaltcrSeiner, Frankfurr/M.1976,S.190

r.

23 EngcreNähendesTableaudesPariszum MusterdesnaturwissenschaftlichenTableau betontda- gegenAnncttcGraczykinihre rStudieDasliterarischeTableauzwischen Kunstund WissemclJtifi, München200'1,S. 117-158,hcs,S. 120

r.

(4)

1Il.

29 Louis-Scbasticn Mercier:MeinBild1/011Paris(Anm.I),S.13f.

30 Karlheinz Sticrle:Baud elaires ,:Elblcauxparisiens"und dieTraditiondes"l'lblcau deParis",in:

PoeliCll 6/3(1974), S. 285-322(hier: S.288).- Vgl.auch ders.:DerMythos//011Paris(Anm, 19), S.105-128.

3I Louis-ScbasricnMcrcier:MeinBild VOll Paris(Anm.I).S. 7.

32 DieseÄußcrungwird AnroineRivarolzugcschriebcn , vgl.ders.:(Euorescompietes,5 Bde.[1808], Bd.5,Gcnevc 1968 [Reprint], S.335. zit.nach:Sticrle: Dertr!yt!JosVOll Paris(Anm. 19),S.

921,Anm.134. - AufgegriffcnwurdcdasDiktum Rivarolsim Ubrigenvon denVerfasserndes spätercnLivredes Cent-et-Vn(I831-I834),diesichvonMercicr~'labtet/li- d~ssen'~rad itionsic gleichwo hlfortsetzten- polemisch abgrenzcn wolltcn. Vgl.zu (lIcsemKollcktlv-ProJcktausden JahrcnderJulimon arch ie cbd.,S.232-237.

33 Einc umfasscnd ereÜbersicht istnachwlescnbei KarlhcinzSticrlc, ebd., S.108-110.

diedas Gesetzbuch der MoralzurselbenOh n n~acht.veru.rt~i lel~ w.ie~IieGrundsät- e desRechts.DieschriftlicheErfassung- anSichern PrivilegJ~lrIst.lscher Regula-

~.

dasderen dauerhafteVerb indli chk eit begründet- erfüllt 111diesem Kontext

neu. \ . . . bl. II ii I'

einen paradoxen Zweck. DieAufZeichnungunc FIXIerung111~ta teauso ~ie»OIX artiCulieres" nich t festschreiben , sonde rn allererst ermöglichen, dass sie außer kraft gesetzt werde n können. Nur wenn der Raum ihrer Herrschaft nicht länger sich selbst überlassen bleibt , ist sicherges tellt, dass die "wirldichen"29Gesetze -

I ix generales"- auch defactoüber die "pet itescouturnes" Recht behalten und

,,0 .

nicht einfach Makulaturwerd en.

Die Detailversessenheit, mit derMerciers "tableauaus rableaux'P"das "wide r- s ruchsvollemoralischeProfilder gigantischen Kapitale" zusam me nsetzt undauch nicht vor den"Schattenseiten desLebens"zur ückscheut, die"durchAbgrü nde von jeglichem Über fluß"31getrenntsind,.h~tdem Buch nichtnur wohlwollende K~m­

menrare eingetragen. Das Tableauset,,111der Gosse ausgedacht undauf dem Rl11n- stein niedergeschri eben"- "pensedansla rue, etecrit sur la borne"·n -, mon ierte ein Rezensentmit offenemdigot/t.DabeihatdasdisparateBild, dasdieMetropole in Merciers Tableauabgibt, nich t nur mit der tabulosen Sondierung heterogener MilieusundGegenstände zu tun: denMetzgereien ,Markth allen,Speichern, Kran- kenh äusern, Cefangnissen, Latrinen,Trotto irs und Friedhöfe n, zwischen diesich Fiakerund Broschüren , Straßenschilder undPerücken,KarrenundTragsessel,Kut- scherpeitsc hen und Särge mischen.P Über das widersprüchliche und kontrastive Nebeneinandervon Orten und Dingen hinaus erschließe n die tnbleaux einen in sichzerworfenen Raum,der einerseits durch einZuvielanEinteilungen, Schwellen undSchrankenstrukturiert ist,während erandererseitszu weni gHürden vorsieht , um geordnete Verhältnissezu gewährleisten. Nicht umsonst kreist ei I~ beträch~­

licher Teil der Szenen um UnfälleundBeinahe-Zu sammenstöß e.Dabeilassen die Prosaskizzen keinen Zweifel daran , dass die Risiken solchen Aneinandergeratens nicht aus der schieren Masse von Menschen erwachsen, die sichzu Pug, zu Pferd oder mit dem Wagen durch die Pariser Straßen bewegt. Als eigentliche Verkehrs- hinderni sse erweisen sich diesozialen Schranken, die indirekt zum Tragen kom- men- ineinem MehroderWeni ger an Rücksichtnahme- undchaotische Folgen nach sichziehe n. Diemeistender von Mercier ermittelten"loix parti culieres"sind Gesetze vorprogrammierte r Kollision en .

24 Louis-SebasticnMercier:MeinBildVOll Paris(Anm. I), S. 8.

25 Eb~.,S.7. - UmseineigenesProjekt polemisch abzugrenzen,erwähn tMeteier überdiesden

,,~_c,bdrucke~'und ß~lchhiindlerderKönigin",der "mit des Zensors Genchmigungund desKö-

I1Ig~SegcnCI~l ausvierlzern bestehendesLexikon"veröffcntlicht hat , "in demvon der Gc-

scl~,clltc.der SchlösserbishinzurVergangenheit der Kollegicn undbiszur hintersten Sackgasse kein Steinvergessenwurde".Ebd.,S.7C

26 Lou is Scbasricn Mcrcier:'lilblmudeParis.Nouv cllc Edi tion,corrigec& augmentec 12val I

I:

Amsterdam 1782,S.IIJ~~VI~:hier:~.IV..- DicdC,~'tscheÜbcrsetzungisthierfr~icr

I m:;

;i~;

die:x'endung

"n,~l ances

fug't.lves m.lt

,,~ch attlerungcn

wieder;die"petitescoutumes"werdenzu .Jcleinen Modcn .vgl,Mercier:MeinIMdVOll Paris(Anm.I),S.7.

27 Louis-Sebasticn Mercier:MeillBildv~nParis,S.13C- Im französischenOriginalspricht Mercier

VOI~der"a~s~mbl.agede lautcs :cs petltesCOIlt.UI~lCSdu jourou deIavcille,guifOllt desloixpan i- cultcles, nl.l1SgUIsonten pcrpetuelle cont ra(hctlonaveclesloixgcnerales "Vgl dcrs'TLt d

Paris(Anm.26), S.Vj. < . .. rl' efl/I e

28 Louis-ScbasticnMcrcier:NeuerVersuchiiberdie Schauspie/kunst(Anm.7),S.203C

v~ n

Paris. Es ordnet, indem esdieArbeit an der Korrektur dieses Bildesbeschleu_

l1lgtund Zustände ins Bild rückt, diedurch dieAbbildung in ihrerBeharrli chk .t aufgestört.. I Zw..erden sOId.len, um mit der Zeit- wenn es nach Mercier geht in all' er

e ~_

nacister r.ert- aus em Bild, dasParisbietet, zuverschwinde n.

DassMercierim Vorwortdes lableaudeParisunterstreicht, er habe "weder Inven- tar

I~.o~h Kat:~log"2.j

verf:1sst,.istfür diesesProjekt in mehrererHinsichtProgramm.

Na~urltch

mochteMeteierdieLeserinnendes[ournaldesDames,denen erdiePro- sabilde rals

~ rstes

.unterbreitete, weiterh in unterh alten und nich t langweilen. Vor allemaberZieltsein Plan ,das "Iebendige Paris"zuschilde rn und nicht "seine Bau-

t~n, Ten~pel, M~ nume.n.te,

seine Sehensw ürdigkeiten"25,auf den Köni g. Ihm soll die

G~bletshol~eIt

srreltlg gemac ht werd en,wenn die Prosabilder sich über jene Koordmaten

hm wegsetz~n,.

die

Pa~:is

alssym bolischen Raum,alsKapitaleund Sitz des

~ taatsoberhaupts

definIeren. Uber die monumentalische Historie, die in der

~ rchltekrur

aufbe:vahrt ist und dieMajestätdes Köni gsverh errlicht,legt sichein Iexr,der dem

stem~rnen

Massivdie Elastizität der fragmenta rischen Darstellung entgegens~tzt: l~.m SIC~l off~n zu !lalt.en ~~ir die "Iluances fugitives" und "petites

c~utumes

,dieüberd.le"IOIXparticuliere-, 26des sozialen Lebens Aufschlussgeben

k O~1l1~n. ~Is

Regeln, ehe selbst demWandelunterliegen und von denRourinenund WIdrIgkeIten de.s

A lItag~

justiert :verde n,sind die .Jo ixparticulieres" ungeschri e-

bene.Gesetze,

dl~

auf

elge~le

Welse Gesetzeskraft entfalten.Gerade weil sie, wie

Mercier sagt,"ewlg unverembarbleiben mitdem wirklichen Gesetz"27 dürfen sie in ihrer Wirksamkeitnich tunterschätzt werde n. '

~,it

der

Erkul~du~lg

di.eser"loixparricul ieres" istder Anspruch,"Gesetzgeber zu seyn.'den Mercier

1I~

seinem NouvelEssaierho b, keineswegshinf.'illig geworde n. Erw.mI nur ande rsemgelösr. Den "Umf.1ng des moralischen Gesetzbuches"28zu erweitern, bedeutetnun vorallem, das Ende derkleinen Unsitten herbeizuführen,

(5)

34 LOllis-Sebastien Mercier:Obacht!Obachrl,in:dcrs.:Mein BildVOllParis(Anm.I),S. 34-36.

"Vorsichtda, die\X1;lgen!"beginnt zum Beispieldastableaumit demTitel G . Care!"c - "Platz< d ' PIa. atzda.I"-, um annd eine. typische Situationzuschildern".ale'.

An mirvo rl;ei

ja~en

in eine.r Karossederdunkelgekleide te Arzt,in eine m Kabriolett

I

d~, T. 1nzl~ 1~ ls,ter,

Ihm

~ol g~

Im w:ndigenEinac hserder Leit er der Fechtschule, wäh-

, ~nd. de~

I rrnz

s,ech:~pannlg

lll:d ImgestrecktenGalopp dah erpresch t, alswäreerauf eine r L.and pm ne. Ein bescheiden er Rollstuhl gerät zwischen zwei Kar d

I ' d I . • . . c ossen un

corn rn t wie l~rc~ "" W~~n(leI: noc.h~in mal davon. Er transportiert eine Kranke.

Ben ommen,

~Ie

sie IS,t,wurde Ihr die Fahrrineine r hochrädrigen Kutsche schlecht bekommen. Em paarI I' Ei 'IJun' geLeute zu Pferd haben es e. ilig, .auf dieWa• c zu ge ange"II ' I n um sclI~l1P.en, ~el src rrotz allen Drängein s im Gewim mel stecken bleiben 0"

\X!;lagel'nwIe.die

~e~·lttenel~ ve rurs~chen

eine Vielzahlvon UnBilIen ,die aber der

P~liz~~

a )SO utg!cIchg ulngzuscmscheinen.

Diekurze Glossegipfelt ineinerem pörten BeschreibungdesUnglücks dasJ JacquesRousseau im Jahr 1776zustieß.WieMercier berichtet,W UI'deI)<ousseau' <. ean-

auf dem Wege nach Men il Mon ran rvon einer riesigen ,der Eq uipage ihres Herrn

v?ra~,slaufen(!en Dänisch~nDoggeumgestoßen. Der Eigentüme r desVeh ikels wür- digteden PhIlosophen keinesBlickes; hilflosblieb dieser liegen bis si I ' .

lJaar Ba ,. I d '1 ' " Cl seiner cm

« uern anna uncn un 11n, zerschlagen undschwerleiden f . . " I

Hau sebrach ten..H u,wie erwar, nac1

73 ehen vorsich hinrräurnr, begeh tdeswegen noch lange kein Verbrechen ,dasdurch Rädernn gzusühnenwäre!"

Noch gibtesihn nich t, abersolltemanihn nicht schaffen? [...]Erwürdedieperfiden Fälschunge nentlarven; wieoftkommt esdoch vor,dalleierSeefischeinenStich hat, dieAustern verdor ben, die Gem üsevomWurm befallensind undKrankhei tenauslö- sen, deren Herkunftim Ungewissenbleib t.Betrauteman PhysikermitderKontrolle von Leben smi tteln undGeträ nke n, dann würde so manch eEpidemie im Keimer- stickt.Ärzteruft man erst,wenn dasUnglü ck scho ngesche hc n ist;wesh alb sollte man ihm nicht vor beugen? Doch Ärztewürden dazuwenig tau gen,dennihnen liegt nichts angesunden Men sch en; sieziehen ihrenNutzen aus der Krankhcir.V

35 Louis-Sebasricn Mercier:Torwege,in: dcrs.:Mein Bild1101l Paris(Anl11. I),S,244-246 (hier:

S,244f.)

36 Louis-ScbastionMercicr:VerpesteteLuft, in: ders.,MeinBild11011Paris(AnlII,1),S. 37-44 (hier:

S,38),

37 Lcuis-ScbastienMercier: Ccsundheitsrat,in:dcrs, Mein Bild vonParis(Anl11,1),S.129t:

Wicman weiß, tragen Pflanzen dazu bei,dieAtmosphäre rein zu halt en, jasievon allcm ,wasda schädlich ist, zu säubern.Dies ist der Grund ,wesha lb diealten Grie- chen und Römer ihreTempel undihre öffentlichen PlätzemithohenBäumen umga- ben.Wesh albsolltenwir ihnen hierin nichtnacheifernr' "

MerciersParis, das zeigen bereitsdie beiden zitierten Beispiele,ist eine Metropole, die derPhysis des Sozialenzusetzt. Esisteineschwitzende,stinkende, im Unrat versinkend eStadtmit düsterenWohnungen, schmutzigemTrinkwasser,engenund übervollen Straßen,Gassen, Passwegen, diedasLeben in derStadt zueinem täg- lichenWagnismachen undeinem molekularenBürgerkriegausliefern ,den hlhren- de,beritt eneund gehendeMenschen unterein and eraustragen, ohnedassdie staat- lichen Ordnungsmächte eingreifen oder ihn alsPolitikum überhaupt wahrneh-

m en.

Indem das Tableaudiese Sphäre latenter und manifester Konflikte in kleinen und kleinsten Bildern ausmisst, appelliert es seinerseits ausdrücklich an Befrie- dungenund Investitionen, dieüber rechtliche Regelungen, über Ge- und Verbot e hinausreichen. Diese Maßnahmen beginnen beisimplen Begrünungen, die Mer- eier zur Verb esserungderStad tluftem pfiehlt:

Undsie reichen bis zur Einric htu ngeinesGesundheitsrats,dem Mercier dieQua- litätsüberwachu ngvon Lebensmittelnant ragen will.

Mitder Sorgeum Wohlund WehederVielenhat das,wasMercier zuröffentlichen Sacheerklärt,sich nichtnur personellüberdieInstanzdesKöni gsverselbständigt.

Es entfern t sich auch in der Sache von der Ökonomie persönli cher Erfolge und Leistungen,um Konturanzu nehmen alsReversmikropolitischer Eingriffe:als Ob- jekt von Vorkehrungen und Absicherungen, von fortlaufenden Korr ekturen und infrastrukturellen Optimierungen.JedesderDetails,dieMercierstableauxbelich- ten, offenbart sich alsTeil eines dichten Geflechts von Wechselwirkungen und 72

Für Mercier ist das Leid desmisshandelten Philosophen Anlass überfälligeiJfi.

strukturelle Maßnahmen einzuklagen. Den Bau von Bürgersteig'en etwa di ldla-

F ß ;' . . f I I . <, re en

u gaugerne~nge~11'osesPassieren der Straßeerlauben.Dassdiese Empfehlun das

~ostul a.t

einschließr,Schwellen und Schranken insgesamtzu minimieren,

un~

d ,~n offe~1tI~chen ~~ltlll ~nde.rs a u~uteil~n

- autzu reilen nach Gesichtspunkte n der Transpa renz und UbersJC11thchkelt - zeigt dastableau 1'0' " d di M' der u.F ß "ganger nocI1ern' rna1zum

1

'hemamacht< .Dort heißt es:" Iwege , as re rsere

Damitsieder Lärmder Karossen wenigerstöre,lassen Person en VOll R . .' crk ranIccn· ,vo r'1mrcn'11orwege n undin dernäheren UmgebungMist ausleang,zcn Dwenn sieies

;:nFen;~Ißt~

Privileg ver.wan(!elt

~fie

Straße n schon beim kleinsten

R~g~n ~n ~cheu~~

ICrc oacen und zWIngt in einem halben Tag wohl hunderttau send Men schen

~I,ur~h

schwarzen, flüssig.en ,stin,kende n Dungzuwaten, in dem man biszum Knöch el

~1~~~;n.\<.t.1 A ~lch ~l1acht

die

~al1ler, ga nz~

Straßen mitStroh zu bed ecken, die Wagen

~~.1 11IC1el.nochals ohneh in,da man sie nichtmehrhör t.Um einem kranken oder

I~1~~I,l1menel~Kopf erwelches Geratter zu ersparen, geBihrdet man das Leben von (I,el..Igt.;~usel~ Leuten ausden~ Fußv?lk, auf das zwar- so ist esnun einmal_ die

1~:lv.Jile~e

.velach tu ngsvoll hernicd crbli ck r,dasabe r dennochnichtdazubestimm tist 71~1~1... eisr unt:rden.gedä mpften Räd ern einer Equipageauszu ha uche n, nurweil (~l el.1MarqUISan crnem FIebersch ube ode ran Verdauungsstörun en leidet So-

t

at.erwng zu Fuß: Horaz gil.lg zu Fuß,]ean-]acquesRousseau ging

Zl~

Fuß. Daß ein

OUI(arn unsererlage~...]einenglisches Kabriolett undeineToreinfahrr seineircn

,ne~lll t,

l1l;ngut, man nU.11mt: shin. [.,.]Aberdaß er unsnicht auch noch im

M O~1st

zerq ue tsc ie,denn werSichseine r Beinezu bed ienenweißoderbeim Gehe nein biß-

(6)

IV.

38 Louis-Scbasticn Mcrcicr:Vor wort.in: dcrs.:MeillBild IJonPt/ris(Anm. I).S.11.

39 MichelFoucault:ÜberwtlchenUlldStmftn(Anm. 22), S. 274.

40 Louis-Scbasticn Mcrcicr:NeuerVersuchiiberdieSchtluspielkumt (Anm.7). S.241.- EincFuß- not emerkt dabci zum "Polizeylcutnant"an: "Wie vielTha tsachcn mußdasGchirncincssolchc n Manncsnichtbehcrbergen! wicviel Lchrcnem pf.~ ngtnichtscinc Scelejcdc n Augenblick:Ihm sind dievcrborgenstenGchcimnißeanvertraut. CI'kenntvielleichtdieersten und unsich tb arcn lricbfcde rn,bey ihmsolltcnderPhiloso ph und derGesetzgeber sich Ratll s crholen". - Diepa- radigma tische RolledcrPol izcihat bcrcitsAnncrtcGraczyk bcto nt : vgl. dies.:Dm!iremrische 'lab/Mu(Anm .23), S.136 f.

I P ' [A 26] Vol 1 S \84-187).!-lom mesdc 41 Vgl.diciableanxEspions(Mcrcicr:Ta!J~e;1II~e1;~'~~OO)lIl;~icut~nan; d~ I'~licc(cbd.•S.201-208 ),

laPolice (cbd.,S.\92-196 ),LcGuct (~ cr.,o, ('"I

8

S 163-175),_ Dicdeutsche Auswahl-

. I(~I 7 S 206-210) 0 Argcnson vor, , . . , ] S 5660)

Point ccnt ra 0. , . " '.. k S i.. I(Me rcicr:MeinBi/dIJOII Paris[Anm.I , . - wahlausgab c gibt davondiePmsastüc c pl,tzC .

'1 ( bi S 65-70)wieder. '

und Ocr1'0rzei,cutnanIill t c u.,D' P.li. in:dcrs lVIwerkeunc "lBricl:If?JeI'nzlIJö/fBiin'den' ßd.10:Dranuni-.

42 Vgl FIiediich Sc11 CI': te Olzey, . " . S ' Pr I fUIl/M 2004 S 85-102.hier:

. /' I 11 I t Kraft undMirjam:pnngcl, 'Ian< . . b

scher Ntlc!ltlSS, 19.von -CI,' <;1 '. 0 n)1"0'cklsdcn schI'ausfUhtlichc n !-lcrausgc cr- S.88.- Vgl.Zll:\<;n

A mbltl~~'t~ ~ 1~~sl _7~~~I~uhcI1Icm

]oscphVogl:Slaalsbegchrcn.ZUIEpo- Kommcnta r dcrzltlcrt cnAusg,l)c, . , ' 6 b .S 620-624

r ' DV.·74/4 (2000) S 600-62 , es. . ' I G

chc dCI Po ICcy,111: ,Js , 'A2) S 88 _ Überdic Glcnzcn dcsdram atiscIcn cl1les 43 FricdrichScllIlIcl:DuPolizey(~~Im. I 'I I" ... .livc[n}Form dcsParis-D ramas",dcn

d W I I 'ptivcn l'lblelll (C allS ZUI "n,lll ,1 k J

und cn. cg. vomC (CS<11M' hUlI/lille.gcht,vgIaucII ngcA 1'1I<a Co, rbinc'lu-!-loffma nn:' Brennpllll raer'/ P ' Balzac111sClllcr om I.e . f ''d

j.' / '

d WissClisdiskurs ill 'derpmglllflllscJell tll'/S- Welt.Cest lilbrige'de/1~lIllJerS, Gro~t~r~\~tl~fi;:I(e: DerMythosIJOIIPtlris(Anm.19). S.364- Litemtur1780-1830. Blclcfcld 199 , " . . 2') S 128-133

G k D {rerm schelab/NIII(Anm. ", . ' ,

375,sowic Anncrtc raczy , tlS I, f M ' /."''d Plris(Anm. 1) S.12.- Im französl-

b ' M ' V IWOlt111'dCls elll ,Ii< VOll f M .

44 Louis-Sc astlen CICICI: 0 , . .b'l I(- ."

r

Rcdc vgl.Louis Scbastien ClClcr, schcnOriginalist voncincm"grand& mo Ic t Icatlc (IC ,

Prcfacc. in:Tab/etlUdePtlris(Anm.26).S.XV].

'raldeJolicedeta oillede ParisunterLudwig XIy'41

~e meinsan~

un.1-

lieltterJ(l1l~ gen~ l

..

~tie

Institutionalisierung eines polizeilichen

BII ~ks,

der Sich

1~1

kreisendiet~ efl.IIXI ' desallrä,liche n Lebe ns vertieft. Und nicht zuletzt ar- die

Unübersl chrldl~h

celtAen ' I'

. ?C

eI1_auch indem sie es aufme rksam machen

. I . 1 ieses ugezusctarn , , I' I ..

beiten sie cal~1 , 0 . ' dieelen polizeilichen Blick gelegentIC1 tru- fd· ne!tsche n pPOIrumsm en ,

aU ie s ,

ben. . r Fülle an Einzelheiten, die sich im Blickfeld der Bilder

~uftun , Angeslcl~ts efl~

I)" C01"111der tableauxMerciersauch pragm atischzW1l1gend.

I . tdie0 rene rosan . . . .. 11 1

ersc1ell1. W 'rwinkel seiner. Perspe cuve ie eI' di W It der Erelgl1lsseeine pot en Zle_ . 11I- Dass1111 ~I . r Maß und Rahmen deshergebrach ten1hearerst~n- endliche Dichteannblm

lmt, c

~e

d . Gegenprobe J'eden falls Fried rich Schillers 1111

I· I rengt e egen 111 et M .

weigerIC1sp I" ' " I 1 ebliebene Versuche ,aufeier Gru ndlage der ercier- Stadiumder S

cl~.ze s :~~1 ci~~a l~rama

zuwegezu bringen , in dem "Paris,als.Gegen- schen

ta~/eat:x e ll~

K] inseinerAllheiterscheine n"42kann.Offenba rwar die Form stanelde;Poh zey,

.~.

b . I t ewacl1sel1 eine ungeheureMaße von Handlung

O lerAulga enie1 g, ," . IcI' I .

des ram~sc " 1' J . J ß ler Zuschaue r durchdieMannietrangceit . ·belten undzuver1111ueln,ua e ~ . d" W di 0 "

zuvelal I ' d dieMen geder Figure n nicht verw irrtWir . as ie ar- der"ßege ben retten. .. unI .Bühne überfordern muss, gehngt 111. . Merciers. Y;a eabl ude stellung:kapa\zltatelM1

~ ltetleI11~

durch dasAuftrennen der "Schnur anwelcheallesge-

R ··smit anceren . . lei S enen

~111 .'d"43 durch dasVariabelhalten des Zusam me nha ngsZWISC 1en

l ein .~ b

ret11"WII , . ., . , I . derwec1se seltlg e-

dr y, rvielfälti gungdesdrame111 mllllatunSnscien ,el~1an . bii I · I uno eie e ts. Die Thea terreform, im Zuge derer sich dieresjJlI tcac11I.~1

s~legelnd>e~~:(;~f:a~~~.

Darstellung redefi niert, füh rt

topogra~l1iscl.l

undgatt utgsa[s-] eme neue . des Theaters hinaus - 111 ein "pausenose s thetisch aus

,,~~ml G t~c1l c ka~t~l:

über die 'Einheit von Ort, Zeit und Handlung,

Riesentheater , c as SIC1 llIC1 . sondern über deren Disjunktiondefini ert.

Dashistori scheVorbildeinersolchen Administration konnteMercier in derPariser Polizei finde n, die sich,wie Michel Fou caulr gezeigt hat,alseiner der ersten ausge- bautenApparate auf das "unendlich Kleineder politischen Gewalt" verlegte und die "oberAächlichsten und Hüchtigsten Erscheinunge n des Cesellschafrs körpers"

einer"infinitesimalen Kontrolle"unterwarf:"denStaub eier Ereignisse, der Hand- lungen ,derVerh alt ensweisen,derMeinungen- .alles, waspassiert'".39,,[I]ch wüßte kein Buch zu schre iben, das in jedem Verstande neuer, moralischer, lehrreicher, interessanter, sonde rbarerseynwürde, alsein Buch über Paris", hatte Mercier be- reitsinseinem NouuelEssaigeschrieben undergänzt:"De m Polizeyleurnan t käme es zu, dieMater ialien dazu herzugeben ,undeine m Manne von Genie,sie in Ord- nung zu bringen ."40

Allein im erste n Band des Tableau deParissind fünfStücke dem umf.'inglichen Stab der Polizei mit seiner Führungsspitze,seinen Beamten , Kundschaftern und Kollaborateuren gewidmet. Im siebten Bandkommt ein weiteresüber elen Daten- austausch zwische n der Pariser Zent raleund den umliegenden Orte n hinzu.Band achtenthältein ausführliches Porträt Mare-Ren ed'Argensons,desMinisters und Konditionierungen. Kein esdavon ist zu geringfügig, um nichtalsDatum Auskunft zugeben überdieVoraussetzungen seinesZustande ko mrnens und die Angelpunkte

effizienterIntervent ionen.

I

Wasim NouuelEssaisurEartdramatiqueals Ent machtu ng der Tragödiebegann, mündetdamitim Tableauin diePoetologie eine r mikrologischverfahrenden Lite- ratur, dieausdem Kaleidoskop der Gewöhnlichkeiten die "Ioix parti culieres"sozi- aler Interaktion herausliest. Nicht im Drama,sondern in der Prosa eines klein en, jedeKleini gkeit für bedeutsam erachtende nGenres wird eine r politischen Zukunft derWeg geba hnt,in der dieKunsteiesRegierensdarin bestehen wird,individuelle Bewegungsfreih eiten zu vergröße rn und Schade nsrisiken weitestgehend zu min- dern.WieMercier inseinem Vorwortsch reibt,hoffterauf den Beifall "mode rne r Adm inisrrareure",den en dieLektüre seines Tableauein Ansporn sein könnte, "Ei- fer"und"Genie"3Han die Behebungvon Missständen zusetzen und dasBild von Pariskontinuierlich zum Vorteilzuverände rn.

(7)

~er.einz ige Gewaltstreich, v~n dem der Träumer erfä hrt, betrifft die königlich e Blbll?t~lek. VO!ldel~~ "nutzbl:lI1~enden Kahl schlag"49,derdie "reiche Sammlung"

aufellllge wellige Buch el'dezimierte - "an Zahl undStä rke jedoch alles andere als umfangreich'v" -,handeltdaslängsteKapiteldes Romans,das säm tliche Verluste aufführt und kommentiert. Dabei ist von "fünf-bis sechs hu nde rt tause nd Wörter- büch ern", "h u nde rt tausend Ged ich te n" ,"eine r Millionsechs h u ndert ta use nd Rei-

45 ~ou~s-Scb:lStie!l ~ercie r: UnmägigeGrögeder Stadt,in:dcrs.:Mein BildvonParis(Anm. I), S.I1f.(hier:S.II).

46 ~oder Untertitel "reves'.i!en.fCrt) amais':inderde~ltschenÜbersetzungChristianFelixWeiges, 111.dci.delRom~ n 1772111Le'lmgerschien.Vgl.ehe VorbemerkungdesHerausgebersinLouis- Scbastien~ercl.~r: Dasfahr 2440. Ein Traum allerTräume,übers.vonChristian FelixWeige, hg.undnurErläuterungenund Nachwort versehenvonHerherrJaumann Franklurt / M 1989

S.I I-13. ' . ,

47 Ebd.,S.52.

48 Ebd.,S.32u.37f.

49 Ebd.,S. 166.

50 Ebd.,S.152.

77

Mitihrer eigene n Detailarbeitdemonstrieren diembleauxdabei v? rallem , wiema.n das Walte n derselben Klugh eit gerade dann siche rstellt, wenn die Monarch en sie verm issen lassen .Die Bilderpoli tikdes Tttbleau deParisliefertden Be,:"eis,

~las.s

es

des Einflusses aufgeklärter Könige nicht bed arf, solange esAutoren gibt, die Ihre

51Ebd.,S.154

I r.

52 Ebd.,S.223.

53 Ebd.,S.2\9.

5-\Ebd.,S.39.

5556 Ebd.,Louis-ScbastienS.53. Mercier:Findelkinder,in:ders.:MeinBildVOllParis(Anm.1),S.192-195(I .Hcr:

S.\95).

Auchgewöhnt man sich nachund nach

d a~'an, i ~l

ihnen

nic.l.1t~

anderes als Mütter'l.ll sehen und eben hier erweistes sich,waseinPhtlosophenkolllg auf demThron alles

vermag,hier zeigtes sichwiedieGedankeneinesMonarchen eineganzeNation be- einflussenkönnen!"

I . 'btillgen" und einer MilliardeRomanen "dieRed e, abe rauc h vonvielen

besc11ei " . . , . , . d· ' '

s~

I kanonischenWerken , die Im Autodafe den Feue rtod sta rben: arunrer

1I1Sttnas . I S i 'C \T I " 5\

e. d Ciceros. die Ode n Horaz',dieMehrzahl(er crnrten vOraues.

dieWasRe cndaskathartisch eInferno unter ~en.Blbh~theksbestan(. . " Ienvel~lc'" I~,tete,bliieb S tderRomanfiktionerspa rt , weilein .Philosoph aufdemThron das Ende

dem raa I I f . '11'

A . Re'gl'lne oh ne Anstre ng u nge n"52herbeiführte und uurc1 rerwi Ige

des nClen " . '

I nteilungdenWegineine Regierung eb ne te,die"wedermonarchisch noch

Gewate C df" di M I

del11okrarisch , noch

a r~stokratisch"

.ist,

sOl~d.en~

"vel:nülll

tI~

un

t~r

ie .ensc

le~

I "53Im künftigen Frankreich legltll1l1ert SICh der Monarch neu. als no

gel11aclt . . I I

I . ller Bürger Er geh t ganz darin auf, durch sem Tu n und- me11' noc1-

bestela ' . . I

dLlrcI1sein Lassenc "dienatürliche, Gleichheit zuerneue rn , dieunter den Men sc rendi I soll"54 Grö ße re Amtslastenmuss erscho n desh alb nichttragen ,weil re herrsc~vorrawelser..c."lle" unter Kontrollebe'lmtenle n ·und heilsame Ein richtu ng des "Pohceywese n [s]das beh ält.c Im Jahr" 2440 ist es das" Bli"alle Stande und al.cIudegllne er."1(1"d MI .agI.l-e

J'eneiualiteverbürgt,diepraktischdurch setzt , ass ell1lgceiten

suats , ' 0' « I . Kl ' .

. It zu Nichtigkeiten verharmlost und große "Verb reche n I1lCtt "Wie ell1lg- niekeiten1 bestraft"55werden.Greifen dieDispositi vederIIc~lgenM'II.uoma~Irt,soeruüb- . ich Inalcl'opolitisch e Dezisionen Oder besser:Sie redtlZleren SIChselbstzu

ngen s ' . ,, ' ,

Bagatellen. Nicht zuletzt darin bestehtder Trau m aller Traume:einen Wechselder Staatsform zu imaginieren,den dieBürger als bruchlose, ganz undgar unsp ektaku-

läre

FortsetzungfürstlicherWohltaten erlebe n. . .

DasTableau deParis,das sich derProsarealerVerhältnisse versch reibt,setzt dem keine völlige Ern üc hte ru ng en tgegen. Der Man gel an einheim ische n Exem plaren zwingt Mercier allerd ingsdazu, seine

vor~i1.dlic~len

Könige ,:.oanders

Z~I s uchel~.

Etwa in Preußen ,wo diehöhereVernunft Fne d nchs11.Maßstabe setzte, indemsie unehelich e Kinder vo r dem Findelha us und ledige Mutter vordem Pran ge.rbe- wahrte. "In Preußen nähren alleledi gen Mütter ihre Kinder selber [...]", IlCIßtes immbleau"Find elkinder".

v.

76

Während die Prosaminiaturen die Paramet er der klassischen Schaubühne hinr sich.Iassen, bleibtdas

Gefü~e

des alten Sta.atsin ihnen vorerst intakt. Die

Appel~e

an eine neu e KU~l~tdes Reglerens gehe n nirgends so weit,dasssieeine n radikalen UI.ns~urzder polirischenOrdnungnahelegten . So erbittert Mercierim NouuelEs- satdie Tragöd ie bekämpft, die Held en und Könige auf Kosten ande rer Akteure h~fiert, und so offen er sich in ~einem Tableauüber den "Wasserkopf' Paris em- port, "an demder Staa tskö rpe rvielzuschwe rzu tragen hat"45, so fernliegt esihm den Plat.zdesKönigs auch abseitsder Theate rbüh nezur Disp ositionzustellen und auf blutigeZäsuren zu drän gen.Selbst im kühnsten Trau m ist einsolche r radikal . E<· hnilI1SC ruttIlIC1t vorgeseh en. I . ' er

Del~utopischeRoman L'An2440,der bereits 1771 ersche in t, etliche Jahre vor dem?ab/~aude.Paris,maltden "Tra umallerTräu me"46in epischer Breiteausund entwirftern Pansder Zukunft, in dem die Initiati ven modernerAdmini strateure län ?st sogl~tgef~'uc~1tethaben, dassden Bürgern nichts mehrzu wünsch en übrig bleibt. "Es Ist mireine Freude, Ihnen mitteilen zu können ",bekommt imTrau m der sta u ne nde Besu ch erdesneu en Paris zu hören, "daß die Zahl der Bewohnerdes Reiche~si.ch um die Hälftevermehrt hat; daßalle Ländereien angeb aut sind und daß mltl~,l11 d.~s Haupt sich jetzt in eine m gehörigen Verhältniszu den Gliede rn befind~t. 47 ~berall hen:scht eine "schöne Ordnung"; "schnurgerad e" Straßen durch zieh en die Stad t; keinFußgänger mussmehrum Leib und Leb en fürchten.

I~h.be.merkte: da.ßdiejenigen,diedie Straßehinuntergingen, auf der rechten, und

dleJ e11l g~n,die.(IIe Straße hinaufgingen, auf der linken Seitegingei], Dieses so ein- fache MIttel,nichtumgefah ren zuwerden, war ebenersterfunden worden. Sobe- wahrheitetessi~h, daß I~lll'mit.der.~e.it d~enützlichen Entdeckungengemachtwer- den.Manverm iedaufdieseWelseläst igeZusammenstöße.1M

(8)

57 Vgl. AngelikaCorbinea u-Hoffma nn:Brennpunkt derwelt(Anm.43) ,S.77, Anm.48.

Augenoffenhalten,undsolangees Adminisrrareure der"Policey" gibt, die sich den Gedanken dieserAutoren nicht verschließe n.

Es gehört zur Ironie der Geschichte des Tableau, dass es seinen Verfasser zu) nächst selbst in dieVerlegenh eit brachte, sich dem Zugriff der Polizei entziehenZu müssen.Alarmiertdurch dieVerfolgungandererAutoren,ließ Mercier die ersten beiden Bände- wie vorher bereits seinen Zukunftsroman- anonym erscheinen.

Auch sein Verleger im schweizerischen Neuchärelsahsich vor.Als Druckort des Tableaugaber, um alle Spurenzu verwischen ,Amsrerdaman. Genutzt habendiese Maßnahmen wenig. DiePariserPolizei kam demVerlegertrotzdemaufdie Schliche und drohte ihm mit einem Verfahren, dasMercier schließlichabwendete, indem er sichselbst den Behörden stellte undsein InkognitolüfteteY Wasihm danachblieb, war die Flucht in die Schweiz undeinvierjähr igesExil, in dem dieweiterenBände des Tableau deParisohnedirekte Anschauung,auf der Basis aufgezeichneter Noti- zen, verfasstwerdenmussten.

Der Blickauf das ferneParis,den derZukunftsromanL'An 2440noch freiwillig suchte, war den Nachfolgebänden des Tableau damit widerwillig aufgezwungen.

Hierwiedort halfnur das .Als-O b'- in den Grenzen unterschiedlicher Spielräume.

Während derRoman es sich leisten konnte, vom Ende aller Romaneim Feuer zu träumen - den eigenenwomöglicheingeschlossen-, bliebdas TableaudeParisauf den kont inuierlichenSchreibfluss umsomeh r angewiesen. Nurso,durchdie Fort- setzung des Bilderreigensund durch dasAusbeuten alter Beob achtungen konnte die Fiktioneinerandauernden Wachsamkeit erzeugtwerden, diedie faktische Ab- wesenheit desBeobachtersüberspielte.

Indem das geschriebene ßild des TableaudeParisdie Differenz zwischen Auge und Blick, zwischen Person und ßeobachtungsfunktion unsichtbarmacht, gewährt siedemAutorein Privileg,dasjenem ähnelt, welchesJeremy Benthamsberühmtes Panopticonseinen Aufsehern gestattete.Siestelltsicher, dassMercier auch unter den Bedingun gendesFortseinsPräsenz zeigen kann. Das Prinzipder polizeilichen Überwachung,dem die tableauxdasWort reden, wirdso gleichermaßen bestärkt und unterlaufen. In den Städtebildern triumphiert esnichtzuletztdadurch ,dass es dem Autor die Freiheit lässt, den polizeilichen Gegenspielern auszuweichen und die minutiöse Beobachtung, zu der ersieanhält, im Fall der eigenen Person zu vereiteln.

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