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126

Die Zeit des Syrers Theodor bar Köm.

Von B. Yandenhoff.

Joseph Simon Assemani macht in einer Anmerkung zu dem

Schriftstellerkatalog des Ebedjesu von Soba (f 1318) über Theodor

bar Könl^) die Angabe, daß er ein Neffe des nestorianischen Patri¬

archen Johannes IV. war, und von ihm im Jahre 893 zum Bischof

5 von Lasom erhoben wurde. (Bibliotheca orientalis III, 1 de scrip -

toribus Nestor, p. 198; II, 440; A. F. Pfeiffer, Assemanns Bibliothek,

Erlangen 1776, S. 385, n.) Zu dieser Angabe paßt gut die Über¬

lieferung des ,Kitäb al-magdal, liber turris* des 'Amr ibn Mattaj :

Johannes IV. ,habe am Tage seiner Konsekration", d. i. am Tage

10 nach dem Pasten der Apostel, Mitte Juli des Jahres 1204 der

Gr. = 893 n. Ghr. unter anderen zu Madäin (Seleucia-Ktesiphon) Theodor, den Sohn seines Bruders zum Bischof von LaSum geweiht".

(Maris, Amri et Slibae de patriarchis Nestorianorum commentaria

pars II, Romae 1897, p. a., textus Arab. 1. 16 et 20; p. 47 versionis

15 Latinae 1. 3 — 8.) Dessen ungeachtet ist diese Angabe in neuerer

Zeit mehrfach stark bestritten worden, nachdem zuerst G. Hoffmann

in der Vorrede zu den Opuscula Nestoriana, Kiliae 1880, p. XXII

Bedenken dagegen geäußert hatte. Er hatte nämlich eine Stelle

aus dem liber scholiorum Theodor bar Konl's zitiert gefunden in

so dem liber definitionum des persischen Philosophen Bazüd, der auch

den christlichen Namen Michael führte. (G. Hoffmann, De herme-

neuticis Syris Aristoteleis , Kiliae 1869, p. 151.) Ihn glaubte er

mit dem Lehrer Abzüd gleichsetzen zu dürfen, der nach Assemani

(B. 0. III, 1, 261, n. 5) um 870 im Kloster Mar Pethion lebte.

25 Dann müßte aber Bazüd in seinem Buche einen dem Alter nach

jüngeren Zeitgenossen empfohlen haben. Perner stellte er den

persischen Philosophen Bazüd oder Michael zu dem Bibelerklärer

Michael, von dem nur bekannt ist, daß Assemani annahm, daß er

derselbe sei mit Michael, dem Bischof von Ahwaz, der im selben Jahre,

so in dem er zum Patriarchen erwählt worden war 852 (oder 854),

gestorben sei. Da über die Zeit des zuerst genannten Philosophen

1) Oder vielleicht: KeirSnai, d. i. Saturninus, wie E, Sachau, Aristoteles im Orient S. 64, Genethliakon zum Buttmannstage 1899, vorschlägt.

(2)

Vandenhoff, Die Zeit des Syrers Theodor har Koni. 127

Bazüd direkt nichts bekannt ist nnd die Gleichsetzung desselben

mit den beiden letztgenannten, die, wie er, den Namen Michael

führten, zweifelhaft ist, so genügte die Anführung der Stelle aus

dem Werke Theodor bar Köni's bei ihm nicht, um die Angabe

Assemani's über diesen ernsthaft zu bekämpfen. Ein neuer Grund, 6

die Richtigkeit der Angabe des gelehrten Maroniten in Zweifel zu

ziehen, kam 1898 hinzu. Es fand sich nämlich in einem Mosuler

Manuskript des Scholienbuches mitten im 9. Buche die Notiz: Voll¬

endet wurde mit Hilfe unseres Herrn dieses Buch, das genannt wird

(Buch) des Scholiens, das verfaßt wurde von Mar Theodores , dem lo

Lehrer aus dem Lande KaSkar. im Jahre 1103 des Alexander.

Danach wäre das Buch vollendet zwischen dem 1. Oktober 791 und

dem 30. September 792. Diese Notiz teilte Pognon syrisch mit in

seinem Werke : Inscriptions des coupes mandaites de Khouabir. Paris

1898, p. 105 ff. (wiederholt von M. Lewin, die Scholien des Theodor is

bar Koni zur Patriarchengeschichte [Gen. 12—50], Berlin 1905,

p. XIII). Sie fand sich außerdem in der von A. Baumstark er¬

worbenen Abschrift B., fol. 260 r, 1. 22 ff. (Or. Christ. I, p. 174).

Als weiteren Grund, um die Lebenszeit Theodor bar Köni's um

hundert Jahre hinaufzurücken, führte Pognon noch an, daß in der so

Stelle des 'Amr ibn Mattaj dem vom Patriarchen Johannes IV. im

Jahre 893 zum Bischof von LaSom oi-.aieiten Theodor nicht der

Beiname bar Könl gegeben werde (Lewin a. a. 0.). A. Baumstark

(a. a. 0.) meinte außerdem, daß ,die in der Gesamtüberschrift ge¬

gebene Bezeichnung des Verfassers: ,Mar(j) Theodores aus dem 25

Lande Kaskar' durch ihre Ortsangabe vielleicht eine weitere Instanz

gegen die von Assemani gewagte Identifikation Theodor bar Köni's

mit dem erwähnten Bischof von Lasom bilde". Auf diese Gründe

gestützt nahm dann dieser Gelehrte auch noch in seinem Bache:

„Die christlichen Literaturen des Orients I (Sammlung Göschen, so

Nr. 527)", Leipzig 1911, S. 71 an, das ,Scholionbuch des Theodores

bar Könl" sei um 791 verfaßt worden, ebenso wie R. Duval, La

litterature syriaque ^ Paris 1900, p. 214, cfr. p. 84 und 261 zu

dem Schlüsse kam, der genannte Schriftsteller habe gegen 800(?)

gelebt. W. Wright , A short history of syriac literature , London ss

1894, p. 222 hatte noch die Angabe Assemani's über Tbeodor bar

Könl als zuverlässig übernommen und p. 229 aus dem Zitat aus

dem liber scholiorum in dem Buche der Definitionen gefolgert, der

Verfasser Bazüd müsse ungefähr ein Jahrhundert später gelebt

haben , als der Lehrer Abzüd , der nach Assemani, wie oben schon 40

gesagt, um 870 lebte.

Zu einer noch etwa zwei Jahrhunderte vor 871 hinaufgehen¬

den Zeitansetzung für das Leben Theodor bar Köni's kam da¬

gegen M. Lewin in seiner schon erwähnten Inauguraldissertation:

»Die Scholien usw.", p. XIVff. Er fand zunächst in der Ber- 45

liner Handschrift G des liber scholiorum weder die von Pognon

und Baumstark angeführte Bemerkung über die Abfassung des

1 1 *

(3)

128 Vandenhoff, Die Zeit des Syrers Theodor bar Könl.

Werkes im Jahre 1103 des Alexander (= 791 n. Chi-.), noch sonst

ein Selbstzeugnis des Autors oder irgend welche Schreibemotiz.

Perner fand er es »auffallend, daß keiner der bisher als zitiert oder

sonst nachweisbar gefundenen Autoren und keine der (im liber

8 scholiorum) behandelten Sekten unter das fünfte Jahrhundert hinab¬

führe' (a. a. 0., p. XV) ; es erschien ihm ganz unverständlich , daß

der Verfasser nur solche Sekten behandele und nur solche Bücher

benutzt habe, welche mindestens drei Jahrhunderte alt waren. Diese

inneren Gründe, welche eine noch frühere Zeitansetzung, als die

10 Pognon's (und Baumstark's) wahrscheinlich machten , fanden nach

der Meinung L.'s in einer Notiz der erwähnten Berliner Handschrift G »ihre Bestätigung'. In derselben folgen nämlich auf das Scholien¬

buch Theodor bar Köni's, fol. 620»—650» ein Ketäba debedje (eine

Polemik gegen Astrologie) und fol. 650»—693» ein liber philoso-

15 phorum, beide verfaßt von Silvanus, Bischof von Kardu (Gordyene).

»Nach der Überschrift dieser beiden Abhandlungen auf Bl. 620»

(syrisch bei Lewin, a. a. 0.) »hatte Silvanus selbst sie angefügt an das Scholion des Theodorus bar Köni', wie E. Sachau, Aristoteles

im Orient, S. 64 bemerkt hatte. »Wenn daher dies Werk um

so 792 n. Chr. geschrieben sein sollte , ist damit für Silvanus von

Gordyene so viel gewonnen, daß wir seine Lebenszeit über das Jahr

800 n. Chr. nicht hinaufrücken dürfen.' (Ebenders. a. a. 0.) Da

nun aber dieser Silvanus , „der Theodor bar Köni's Buch vor sich

gehabt' habe , von Thomas von Marga als Zeitgenosse des Rabban

25 Hormizd erwähnt wird, der Ende des 6. oder Anfang des 7. Jahr¬

hunderts gelebt habe (Budge , The book of the Governors : The

historia monastica of Thomas bishop of Marga I, London 1893,

p. CXVIII), so gewinnt M. Lewin auch für Theodor bar Köni

spätestens den Anfang des 7. Jahrhunderts. Über die zweite Hälfte

30 des 6. Jahrhunderts glaubt er deshalb nicht hinaufgehen zu dürfen, weil Theodor bar Koni in seiner Exegese durch die Reformbewegung

des H^nana von Adiabene , der die Schriftauslegung des Johannes

Chrysostomus der des Theodor von Mopsuestia vorzog und dafür

auf der Synode des Katholikos I^o'jabh 585/6 als Häretiker ver-

35 urteilt wurde, beeinflußt sei. (Die Scholien usw., p. XVI, vgl. XXIII.)

»Am Ende des 6. bzw. am Anfange 7. Jahrhunderts wird also

Theodor bar Könl gelebt haben", ist das Resultat der Untersuchung M. Lewin's.

Uns diesem Ergebnis seiner Erstlingsarbeit anzuschließen, hindert 40 uns jedoch ein Umstand, der von ihm ebensowenig, wie von A. Pognon

und A. Baumstark bei ihrem Ansätze der Zeit des liber scholiorum

beachtet worden ist. Dieses Buch Theodor bar Köni's ist, wie be¬

kannt, durchaus kein originales Werk und L. sucht in seiner Arbeit

p. XIXf. die Quellen des Werkes nachzuweisen, wobei er sich auf

45 A. Baumstark's Vorarbeiten stützt. Eine Hauptquelle Theodor bar

Köni's für die exegetischen Teile seines für Novizen (Sarwaje) be¬

stimmten Sammelwerkes ist jedoch beiden entgangen und zwar wohl

4 1 *

1

(4)

Vandenhoff, Die Zeit des Syrers Theodor bar Köm. 129

deshalb, weil sie bisher teilweise noch ungedmckt ist. Es ist der

Kommentar des Iso'dad von Merw zum alten und neuen Testamente,

von dem ein Teil, nämlich der zur Genesis und zu Exodus, Kap. 1—33 gehörige, in der Handschrift Vatic. Syr. 457, fol. 1—319 enthalten ist.

Ich besitze eine Abschrift desselben und fand durch Gegenüberstellung 5

des ersten Teiles des liber scholiorum (des 1. und 2. Buches) mit

diesem syrischen Kommentar , daß Theodor bar KönT viele Stellen

aus demselben teils wörtlich, teils in verkürzter oder doch in ver¬

änderter Form in sein Werk aufgenommen hat'). So fand ich

z. B. folgende Stellen des Scholienbuches nach der Ausgabe von lo

Addai Scher (pars I, Paris 1910; pars II, Paris 1912) mehr oder

weniger wörtlich in dem Kommentar Iso'dad's enthalten: I, 148,

2 17 auf S. 5 der vatikanischen Handschrift; 142, 19—22; 148,

17_23 ebendaselbst; 149, 3—17 auf S. 5f : Z. 17—20 S. 6; I, 9,

24—10, 14 S. 6f ; 9, 17—20 S. 7; I, 14, 9—20 S. 8; 15, 24— 16

16, 5 auf S. 10: 13, 6—10 ebendaselbst; 13, 11—22 S. 11; 13, 23

—14,3 S. llf Es erübrigt sich mehr Stellen, die bei beiden

übereinstimmen, anzuführen, bevor der Kommentar Iso'dad's gedruckt

vorliegt. Bemerkenswert ist jedoch, daß sogar der Bericht Theodor

bar Köni's über das Fest des Wassers 11, 348, 25—349. 2 und der so

über das Fest des Todes II , 349, 3—8 aus der Handschrift des

Werkes Iso'dad's p. 289 stammen. Ich habe es bis jetzt unter¬

lassen, den Kommentar Iso'dad's zum Buche Hiob, den J. Schliebitz im XI. Beihefte zur Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft

(I. Teil: Text und Übersetzung, Gießen 1907) herausgegeben hat, S5

zum genauen Vergleiche mit dem Texte des Scholienbuches heran¬

zuziehen. Doch fand ich, daß die bei A. Scher, II, 354, 6—355, 21

im Anhange berichtete Meinung, Hiob habe vor und außer dem

Gesetze gelebt, auch von Iso'dad vertreten wird, nämlich bei

Schliebitz , a. a. 0. S. 86, cfr. s. Johannis Chrysostomi specimen so

expositionis in Job ; Migne, P. Gr. 64, 503 Jedoch nennt er nicht

gerade die Zeit, in der Jakob und seine Söhne nach Ägypten zogen,

wie Theodor bar KönT a. a. 0.

Es würde endlich über den Raum eines kurzen Artikels hinaus¬

gehen , wenn ich den Text des Scholienbuches mit dem des von ss

M. D. Gibson herausgegebenen Kommentars Iso'dad's zum neuen

Testamente (Isho'dad of Merv , bishop of Hadatha. Commentaries

in Syriac. 3 vol. [zu den vier Evangelien ; horae semiticae, No. V,

VI, VII, Cambridge 1911] und The commentaries on the Acts of

1) Auf die aussclilaggebende Bedeutung dieses VerfaäUnisses des liber scholiorum zu dem Werke Iso'dad's für die Zeitbestimmung Theodor bar Köni's habe icb schon aufmerksam gemacht in einer Anmerkung zu meinem Aufsatze:

»Die Götterliste des Mar Jakob von Sarug in seiner Homilie über den Fall der Götzenbilder" im Oriens Cbristianus, Neue Serie V (19161. S. 238 ') Eben¬

daselbst habe ich auch schon auf Stellen hingewiesen , die Theodor har Koni dem Kommentar Iso'dad's zur Genesis entlehnt hat, S. 242, Z. 7—11 und S. 250, Z. 2—4.

Zeitachrift der D. M. G. Bd. 70 (191G). 9

(5)

130 Vandenhoff, Die Zeit des Syrers Theodor bar Köm.

the Apostles and three catholic epistles, Horae semit.. No. X, Cam¬

bridge 1912) vergleichen wollte. Die Abhängigkeit Theodor bar

Köni's von dem Werke Iso'dad's würde gewiß ebenso zutage treten,

wie bei dem ersten Teile des Scholienbuches, soweit es das erste

5 (und zweite Buch) des alten Testamentes behandelt. — Wenn so¬

mit das Werk läo'dad's eine Hauptquelle des .Scholienbuches Theodor bar Köni's" ist, so wird damit zunächst die Annahme Lewin's un¬

haltbar, daß »keiner der bisher als zitiert oder sonst nachweisbar gefundenen Autoren . . . unter das fünfte Jahrhundert hinabführe".

10 Iso'dad von Merw war ja als Bischof von Hadita ein Mitbewerber

des 854 (oder nach Wright: 852) gewählten Patriarchen Theodosius

um diese höchste Würde der Nestorianer (Maris etc., pars II, p. vC

textus Arabici; p. 42 versionis Latinae) (Wright, 1. c. p. 220).

Daher muß Theodor bar Könl nach ihm gelebt haben und die

16 Angabe Amr's, Theodor, ein Neffe des Katholikos Johannes IV., sei

893 Bischof von LaSom geworden, kann ganz gut auf Thebdor bar

Könl gehen, wie Assemani annimmt, und der Umstand, daß ihm 'Amr

ibn Mattaj, a. a. 0. nicht den Beinamen bar Könl gebe, fällt nicht

ins Gewicht. Ebensowenig bildet die in der Uberschrift des Werkes

20 angegebene Herkunft des Verfassers »Theodor aus dem Lande Kaskar",

■ d. i. dem eigentlichen Chaldäa, in der Nähe von Seleucia — Ktesiphon,

eine Instanz gegen die Möglichkeit seiner Erhebung zum Bischof

von LaSom , das in der Nähe von Dakuka im Lande Beth Garraaj

lag (Nöldeke , Tabari , Geschichte der Perser und Araber , Leyden

26 1 8 7 9, S. 483^)). Der von Iso'denah erwähnte Theodor aus dem

Lande Kalkar war freilich nie Bischof von Lasom ').

Kommen wir jedoch zurück auf den von M. Lewin erhobenen

Einwand gegen die Zeitansetzung des Scholienbuches. Er zieht

nämlich außer den in demselben angeführten Autoren auch noch

30 die meist nur im 11. Buche genannten Sekten in Betracht, von

denen ebenfalls nach seiner Ansicht »keine unter das fünfte Jahr¬

hundert hinabführt". (Die Scholien usw. , p. XV.) Er beruft sich

für seine Meinung auf Nöldeke , der in einer Besprechung des

Werkes Pognon's bemerkt hatte, daß »der Syrer meist ältere Werke

36 ausschreibe" (WZKM. 12, p. 355). Schon diese gewiß richtige Be¬

merkung mußte ihn von seiner die späteren , nach dem 5. Jahr¬

hundert aufkommenden Sekten ausschließenden Ansicht abhalten.

Er würde bei der Prüfung der Zeit der einzelnen Häresien gefunden

haben, daß z. B. die Severianisten und Julianisten unter Justin I.

40 (518 — 527) aufkamen Über die Kanteaner, ihren Reformator

Battai , der seinen Namen in Yazdani änderte , bietet Theodor bar

1) ,Er erbaute ein großes Kloster und stellte darin einen Lehrer an und errichtete eine Schule." (.)e>usdenah , Le Uber de la chastete, n. 73, ed. I.-B.

Chabot, Melanges d'arclieologie et d'histoire, tom. XVI, Rome 1896, p. 42 du texte; p. 36 de la version.) Er selbst unterrichtete offenbar nicht und war auch nicht Verfasser eines Buches. Er lebte als Schüler des Mar Babaj (569—628) im 7. Jahrhundert.

(6)

Vandenhoff, Die Zeit des Syrers Theodor bar Koni. 131

Koni zwar ziemlich unbestimmte, anscheinend fabelhafte Nachrichten.

Doch bestanden sie jedenfalls noch nach dem 5. Jahrhundert. Da

Battai durch die Änderung seines Namens, wie es scheint, zu den

Persern in Beziehung trat und Elemente der Zoroastrier in sein

System aufnahm, so föllt sein Auftreten jedenfalls in die Zeit vor s

630, als die Sasaniden noch herrschten. Die Dostäer, die ihre

Lehre außer den Marcioniten und Manichäern den Kanteanern ent¬

lehnten , waren sicher später als die letzteren Sie hießen in

Mesene (Maisan-Gebiet um Basra) Mandäer, sprachen einen aramä¬

ischen Dialekt und hinterließen eine Literatur religiösen Inhaltes, lo

Theodor bar KönT hat also in seinem Buche nicht nur solche Sekten behandelt, die im Jahre 791 »mindestens drei Jahrhunderte alt waren",

wie Lewin a. a. 0., S. XV meinte. — Was besonders das 11. Buch

des Scholienbuches angeht, so habe ich schon oben S. 129 darauf

hingewiesen, daß die Berichte über das Fest des Wassers und über 15

das Fest des Todes aus dem Genesiskommentar Iso'dad's entlehnt

sind, also sein Entstehen nach 852 (oder 854) beweisen.

Fallen son*t die innem Gründe in sich zusammen, die Lewin

eine noch frühere Zeitansetzung für die Abfassung des Scholien¬

buches als die Pognon's (vor 791), wahrscheinlich machten, so sind so

auch die äußern Gründe, nämlich die beiden oben S. 127 und 128

erwähnten Notizen in den Handschriften des Scholienbuches kein

Beweis für die Abfassung desselben Ende des 6. oder Anfang des

7. Jahrhunderts, wie Lewin meinte, noch für die Entstehung des¬

selben im Jahre 791/2, wie außer Pognon Duval und Baumstark 25

annahmen. Die Notiz auf Bl. 620» der Berliner Handschrift ist

nämlich zunächst nicht so zu verstehen, wie E. Sachau sie aufgefaßt

hat, als habe Silvanus seine beiden Abhandlungen „selbst an das

Scholion Theodor bar KönT's angefügt", sondern sie ist zu übersetzen :

»Ferner Erzählungen (Abhandlungen) aus dem Buche der Albern- so

heiten und der Philosophen, die von Marj Silvanus, dem Bischof

von Kardu, gesammelt wurden, und man verbindet es mit diesem

Buche des Scholion nebst andern Erzählungen, die er geschrieben

hat". Namentlich das Ende des Satzes : Nebst usw. spricht dafür

malweitn unpersönlich mit »man verbindet" wiederzugeben. Es

könnte aber auch eine der von Nöldeke, Syr. Grammatik 2, § 64 B

Anm. erwähnten älteren Formen vorliegen, mit der Endung en und

zu übersetzen sein: »Ich verbinde es mit ihm' als eine Bemerkung

des Schreibers der Handschrift, aber nicht des Silvanus. Nur wäre

1) Im Fihrist (herausgeg. von G. Flügel, Leipzig 1871—72) I. Bd.. S. 341.

Z. 16 heißt es von den al-Marijjlna wal-Dustijjina: „Und ihr Herr (Gründer) ist der Hischof Märi, und sie glauben an die Lehren der Dualisten und erklären die Opfer nicht für unerlaubt, und Dusta(j) gehörte zu den Genossen des Märi, darauf trat er in Gegensatz zu ihm.' In der Anmerkung dazu II. Bd., 8. 178 heißt es unter andern: „Da der Gründer, wie sein Lehrer wahrscheinlich christ¬

lichen Ursprungs war, so ließe sich seine Benennung ijN-vlJ von der Stadt ableiten, die noch im 16. Jahrhundert Sitz eines christlichen Bischofs war."

(7)

132 Vandenhoff, Die Zeit des Syrers Theodor bar Köm.

dann in der Endung en das Jod überflüssig. — Was endlich die

andere S. 127 erwähnte Notiz im 9. Bnche des Scholienbuches in

einer Mosuler Handschrift (in einer Abschrift A. Baumstark's) be¬

trifft, so enthält die Jahresangabe derselben , da sie nicht richtig

5 sein kann , einen leicht zu verbessernden Fehler. Es ist nämlich

zu lesen ^l.)2D statt JJjo. Das Scholienbuch wurde demnach ver¬

faßt im Jahre 1203 Alexanders, d. h. zwischen dem 1. Oktober 89 i

und dem 30. September 892. Theodor bar Köni schrieb es also

danach etwa ein Jahr vor seiner Erhebung zum Bischof von Lasum,

10 die Assemani nach 'Amr ibn Mattaj erzählt. Es liegt kein Grund

vor, sie in Zweifel zu ziehen. Er schrieb , wie in der Überschrift mehrerer Bücher seines Werkes erwähnt wird, für Novizen (Sarwaje),

also jedenfalls als Klosteroberer. Möglich ist, daß er, da die Be¬

merkung über die Abfassungszeit des Buches mitten im 9. Buche

15 steht, den Rest seines Werkes später hinzufügte. Er hatte viel¬

leicht nicht Zeit mehr, außer den älteren Werken, die er ausschrieb,

so namentlich Epiphanius von Cypern, noch jüngere heranzuziehen

und namentlich im 11. Buche die später entstandenen Häresien zu

bekämpfen. Die Kanteaner und Mandäer gehören seiner mesopota-

!0 mischen Heimat an. Pür die Bewegungen der griechisch-orthodoxen Kirche , z. B. den Bildersturm , hat er wohl kein Interesse gehabt.

Über den Islam und seine Sekten zu schweigen, hatte er gewiß

gute Gründe. Im Übrigen wird die genauere literarische Unter¬

suchung des Scholienbuches gewiß noch manche interessante Resultate

S5 ergeben, sowohl was die Anlehnung an Theodor von Mopsuestia

betrifft, die bei einem Schriftsteller seines Glaubens zu erwarten

ist, wie über die Beziehungen zu anderen Exegeten, namentlich dem

seit Henana von Adiabene oft angeführten Johannes Chrysostomus,

dem größten rechtgläubigen Exegeten.

(8)

133

Zur Datierung des Mudräräksasa.

Vou Johannes Hertel.

Bekanntlich hat es die Sorglosigkeit, mit der die Inder selbst

die berühmtesten Werke ihrer Literatur behandelten, verschuldet,

daß diese Werke in den meisten Fällen nur in sehr entstellter

Form auf uns gekommen, und daß uns ihre Verfasser teils nur

dem Namen nach bekannt, teils völlig unbekannt sind. Wir Indo- 5

logen müssen in den meisten Fällen leider schon froh sein, wenn

wir das relative Alter wichtiger Werke festzustellen vermögen.

Auf Grund der Strophe Mudräräksasa IV, 13 (S. 114,9 in

Hillebrandt's Ausgabe) = Tanträkhyäyika I, 64, SP. I, 66, v II, 41,

Hitopadesa II, 120 Schi. (= II, 113 Pet.), Syr. I, 46 (Schultheß), lo

Somadeva LX, 118 hat nun Speyer behauptet, diese Strophe, die

im Tanträkhyäyika ausdrücklich als Zitat gegeben werde, könne

dem ganzen Zusammenhang nach nur im Mudräräksasa ihre

ursprüngliche Stelle haben, woraus folge, daß dieses Drama

älter sei, als das Tanträkhyäyika^). Speyer's Beweisführung haben lä

sich Hillebrandt und andere angeschlossen *). Da somit die Gefahr

gegeben ist, daß die Priorität des Mudräräksasa vor dem Tanträ¬

khyäyika und der Brhatkathä auf Grund der angeführten

Strophe zur anerkannten Tatsache wird, erlaubt sich der Vf., der

den genannten Gelehrten nicht zuzustimmen vermag, hier seine so

Bedenken gegen Speyer's Ansatz vorzutragen 8).

Die Strophe lautet im Mudräräksasa, bis auf eine Korruptel

in Telang's G variantenlos *).

'«wf^^ »if^fw ^ifün f^H«r m^T^fTiB^ ?f^: i

«T ^^»n4T^^rfT fi'ftt'fr^^fTt; 5i?Tfn ii a

1) Studies about the KathSsaritsägara, S. 52.

2) Über das Kautillyasästra und Verwandtes (Sonderabdruck), Breslau.

Aderholz 1908, S. 28 f.; ZDMG. 69, 363, i« nebst Anm. 1.

3) Vgl. Vf., L. Z. 1909, Spalte 191. Wenn die Besprechung des Speyer- schen Buches in den G. G. A. noch immer nicht erschienen ist, so liegt das daran, daß der zweite Teil der Lacöte'schen Ausgabe des Brhatkathäslokasaip- graha (so ist natürlich der Titel zu lesen) noch immer aussteht, den Vf., um zu sicheren Ergebnissen zu gelangen, erst abwarten will.

4) IV, 13. Telang, S. ^QC nebst Fußnote (G ?rrfH'9)-

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