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Phytopharmaka gegen Wechseljahr - beschwerden – eine Übersicht

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Academic year: 2022

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Rund 50 bis 82 Prozent der menopau- salen Frauen berichten über Hitze - wallungen und nächtliche Schweiss - ausbrüche. Für die Behandlung dieser Symptome stehen Medikamente zur Verfügung wie beispielsweise die Hor- monersatztherapie (HRT). Jedoch wen- den angesichts der potenziellen negati- ven gesundheitlichen Auswirkungen der HRT (kardiovaskuläre Gesundheit, Brustkrebs) viele Frauen in westlichen Ländern komplementäre Therapien an, einschliesslich Phytopharmaka.

Ein breites Spektrum an pflanzlichen Mitteln kann menopausale Beschwer- den lindern. Dazu zählen die orale Einnahme von Phytoöstrogenen wie Sojaisoflavone und Sojaextrakte, pflanzliche Mittel wie Rotklee und Traubensilberkerze sowie chinesische

und andere medizinische Kräuter.

Zwar wurde der Zusammenhang zwi- schen diesen Therapien und menopau- salen Symptomen in randomisierten Studien untersucht, doch waren die meisten dieser Studien limitiert durch inadäquate Stichprobengrösse, eine kurze Nachbeobachtungszeit, subopti- male Qualität (z.B. hohe Abbruchra- ten) und inkonsistente Befunde. Frü- here Zusammenfassungen der Evidenz sind limitiert, weil sie auf eine spezifi- sche Therapie fokussierten (z.B. Phyto- östrogene), weil sie ein spezifisches Symptom untersuchten (z.B. Hitzewal- lungen) und weil sie nicht quantitativ oder weitgehend nicht systematisch durchgeführt wurden.

Daher entschloss sich ein niederländi- sches Forscherteam dazu, einen um- fangreichen, aktualisierten, quantitati- ven Review durchzuführen, da so viele Frauen zur Behandlung menopausaler Symptome pflanzenbasierte Therapien einsetzen. Es handelte sich um eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse zu Interventionsstudien, die den Zusammenhang zwischen pflanzenbasierten Therapien und meno- pausalen Symptomen untersuchten.

Methoden

Zunächst führten die Autoren eine um- fangreiche Literaturrecherche durch, wobei einerseits Stichwörter zu Inter- ventionen/Expositionen wie Phyto - östrogene, Soja, Isoflavone, Ginseng, Traubensilberkerze, Cimicifuga, ERr 731 Rhapontikrhabarber, Johanneskraut, Komplementärmedizin, traditionelle Medizin und chinesische Medizin und

andererseits zu menopausalen Sympto- men (z.B. Hitzewallungen, nächtliche Schweissausbrüche, vasomotorische Symptome, Scheidentrockenheit, Meno- pause) sowie zum Studiendesign (z.B.

klinische Studien, randomisierte klini- sche Studien) und zu relevanten Popu- lationen eingegeben wurden.

Berücksichtigt wurden randomisierte klinische Studien, in denen pflanzenba- sierte Therapien und das Vorliegen von Hitzewallungen, nächtlichen Schweiss- ausbrüchen und vaginaler Trockenheit bewertet wurden. Die Daten wurden von zwei unabhängigen Reviewern mit Hilfe eines vorab entworfenen Daten- formulars erfasst. Hauptzielkriterien waren Hitzewallungen, nächtliche Schweissausbrüche und Scheidentro- ckenheit.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 62 Studien mit 6653 Teilnehmerinnen identifiziert. Die An- wendung von Phytoöstrogenen war mit einer reduzierten Zahl an Hitzewallun- gen tagsüber (gepoolte durchschnitt - liche Differenz der Veränderungen:

−1,31, 95%-Konfidenzintervall [KI]:

−2,02 bis −0,61) und mit einer Reduk - tion des vaginalen Trockenheitsscores (gepoolte durchschnittliche Differenz der Veränderungen: −0,31, 95%-KI:

−0,52 bis −0,10) zwischen den Behand- lungsgruppen assoziiert. Jedoch wurde keine Reduktion der Zahl nächtlicher Schweissausbrüche beobachtet (ge- poolte durchschnittliche Differenz der Veränderungen: −2,14, 95%-KI: −5,57 bis 1,29]).

Individuelle Phytoöstrogeninterventio- nen wie eine Ernährung oder Supple- mentierung mit Sojaisoflavonen waren mit einer Verbesserung der Hitze wal- lungen tagsüber (gepoolte durchschnitt- liche Differenz der Veränderungen:

−0,79, 95%-KI: −1,35 bis −0,23) und des vaginalen Trockenheitsscores (ge- poolte durchschnittliche Differenz der Veränderungen: −0,26, 95%-KI: −0,48 bis −0,04) assoziiert.

Verschiedene Kräuterpräparate, nicht jedoch chinesische Medizinkräuter waren insgesamt mit einer Abnahme der Frequenz vasomotorischer Sym - ptome assoziiert.

Die Qualität der ausgewerteten Studien variierte erheblich: 46 (74%) der be- rücksichtigten randomisierten klini- schen Studien zeigten ein hohes Bias -

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ARS MEDICI 232016

STUDIE REFERIERT

Phytopharmaka gegen Wechseljahr - beschwerden – eine Übersicht

Phytoöstrogene können einige Symptome lindern – mehr Studien erforderlich

In den Wechseljahren können unterschiedliche Beschwerden wie etwa Hitzewallungen, Schweissausbrüche und Scheidentrockenheit auftreten.

Rund 40 bis 50 Prozent der Frauen in westlichen Ländern wenden komple- mentäre Therapien wie Phytopharmaka gegen klimakterische Beschwerden an. Wie ist die Evidenzlage zu diesen pflanzlichen Präparaten?

JAMA

Phytoöstrogene waren mit einer mode- raten Reduktion der Scheidentrocken- heit und der Frequenz von Hitzewallun- gen assoziiert, führten aber zu keiner signifikanten Reduktion nächtlicher Schweissausbrüche.

Die derzeit verfügbare Evidenz ist auf- grund der Heterogenität und subopti- malen Qualität der Studien limitiert.

Es sind weitere, qualitativ hochwertige Studien notwendig, um die Assoziation zwischen pflanzenbasierten Therapien und menopausaler Gesundheit zu bestimmen.

MERKSÄTZE

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risiko innerhalb von drei oder mehr Bereichen der Studienqualität.

Diskussion

Die Supplementierung mit Rotklee, einer guten Quelle für Phytoöstrogene wie Formononetin, Biochanin A, Daid- zein und Genistein, war mit einer Ver- besserung von nächtlichen Schweiss- ausbrüchen assoziiert, nicht jedoch mit einer Reduktion von Hitzewallungen.

Es gab keine signifikante Assoziation zwischen der Supplementierung von Traubensilberkerze (Cimicifuga race- mosa oder Actaea racemosa) und meno- pausalen Symptomen. Obwohl die Traubensilberkerze ein gut untersuch- tes und beliebtes Phytopharmakon ist, bleibt unklar, welches die aktiven Ver- bindungen und die Wirkmechanismen sind. Zudem gibt es Bedenken hinsicht- lich möglicher Nebenwirkungen. Zu- sätzlich zu diesen Unsicherheiten stützt der mangelnde Nachweis eines Nut- zens in der vorliegenden Metaanalyse die Anwendung von Traubensilber- kerze zur Reduktion menopausaler Symptome nicht.

Auch konnte in der aktuellen Analyse keine Assoziation zwischen chinesi-

schen Kräutern wie Dong Quai und menopausalen Symptomen nachgewie- sen werden. Im Gegensatz dazu berich- teten Studien mit neueren Phytophar- maka wie ERr 731 (ein aus Rheum rha- ponticum gewonnener Extrakt) und Pycnogenol (Extrakt aus Kiefernrinde) über eine Assoziation mit verminder- tem Auftreten von Hitzewallungen über 24 Stunden. Jedoch sind mehr Stu- dien erforderlich, um die Wirksamkeit dieser Produkte zu untersuchen, da die Evidenz bisher limitiert ist.

Die vorliegende Studie weist einige Limitationen auf. So kann es sein, dass ein Publikationsbias die Gesamtergeb- nisse einschränkt. Zudem variierten die in den Studien verwendeten Supple- mente möglicherweise hinsichtlich Qua- lität und Zusammensetzung. Schliess- lich war die Anzahl der verfügbaren Studien in einigen Analysen gering, und die von den Patientinnen selbst be- richteten vasomotorischen Symptome unterliegen möglicherweise einem Ge- dächtnis- und Reporting-Bias. Aufgrund der genannten Limitationen sollten die Ergebnisse dieser systematischen Über- sichtsarbeit und Metaanalyse vorsich- tig interpretiert werden.

Dieser Review hat nach Ansicht der Autoren einige Implikationen:

Die Befunde bekräftigen, dass einige pflanzliche Therapien mit einer Ver- besserung individueller oder kollek- tiver menopausaler Symptome asso- ziiert sein können.

Die Ergebnisse zeigen grosse For- schungs- und Wissenslücken auf.

Dieser Review zeigt, dass Daten zu unerwünschten Wirkungen, die mit einer Langzeitanwendung pflanzli- cher Therapien assoziiert sind, feh- len. Informationen über schädliche Effekte auf die Gesundheit, die typi- scherweise in Langzeitinterventions- studien verfügbar sind, sind ange- sichts ihrer potenziellen Relevanz für die postmenopausale Gesundheit entscheidend.

Andrea Wülker

Quelle: Franco OH et al.: Use of plant-based therapies and menopausal symptoms: a systematic review and meta- analysis. JAMA 2016; 315(23): 2554–2563.

Interessenlage: Ein Teil der Autoren des referierten Reviews arbeitet in einem Institut, das von Nestlé Nutri- tion gesponsert wird. Zwei der Autoren haben Stipendien und/oder Forschungsgelder erhalten.

Referenzen

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