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Anekdote und Kalendergeschichte

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Academic year: 2022

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Pointierte und gewitzte Erzählungen:

Anekdote und Kalendergeschichte

von Klaus Hoock

Wirtshausszene, anon.

Diese Unterrichtseinheit behandelt Anekdoten und Kalendergeschichten. Die Lernenden setzen sich mit typischen Gestaltungselementen der pointierten und humorvollen Texte auseinander, erschließen Begriffe und Wendungen insbesondere aus dem 19. Jahrhun- dert, analysieren die Rolle des Erzählers kritisch und beziehen selbst Position zu den einzelnen inhaltlichen Fragestellungen.

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RAABE UNTERRICHTS-MATERIALIEN Deutsch Sek. I

K.14

Pointierte und gewitzte Erzählungen:

Anekdote und Kalendergeschichte

Klasse 7–9

von Klaus Hoock

Vorbemerkungen 1 M 1: Anekdote und Kalendergeschichte 6 M 2: Die Hose und die Welt 8 M 3: Kleists Galgenhumor 9 M 4: Genügsam leben wie Diogenes 11 M 5: Hebels Erzähler als stille Hauptfigur 13 M 6: Zeche prellen schwer gemacht 17 M 7: Bertolt Brechts Bäume 20 T: Leistungskontrolle 23 Lösungen 25

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wieder benötigt (Figurenerschließung). Schließlich geht es um eine Deutung der Anek- dote, was eine Progression im Anforderungsniveau mit sich bringt.

In M 3 werden drei Anekdoten von Heinrich von Kleist angeboten, die gemeinsam be- trachtet werden sollen, da sie alle von „Schwarzem Humor“ geprägt sind. Erwartete Ver- ständnisschwierigkeiten liegen auf der Ebene der Syntax und des Wortschatzes. Insofern bildet hier die Reflexion über Sprache den Ausgangspunkt der Bearbeitung.

Die Beschäftigung mit Diogenes’ Idee eines einfachen Lebens unter Verzicht auf die Gegenstände des Alltags bringt in M 4 eine philosophisch-ethische Fragestellung in die Einheit. Bei den Aufgaben zu diesem Material dominiert die Herausforderung zu einer persönlichen Stellungnahme.

Die Aufgaben in M 5 zur Kalendergeschichte „Der kluge Richter“ von Hebel, die zwei unterschiedliche Erschließungswege vorsehen, betreffen ausführlich die oben angespro- chene Erzählerrolle. Insbesondere durch die Methode des Weglassens bestimmter Text- passagen soll deutlich werden, wie intensiv der Erzähler eingreift und sogar die am Ende stehende Entscheidung des Richters maßgeblich vorbereitet.

Anhand von Hebels Kalendergeschichte „Eine sonderbare Wirtszeche“ wird in M 6 ein differenzierter Erschließungsweg beschritten, der verschiedene kombinierbare Ansatz- punkte bietet (Titel, Textbegriffe, Vermutungen im Anschluss an den Textanfang, grafi- sche Umsetzung, szenisches Sprechen, Funktion des Erzählers). Insofern bündeln sich hier erworbene Kompetenzen, gleichzeitig findet eine Integration weiterer Verfahren statt.

Abschließend wird in M 7 eine weniger bekannte „Keuner“-Geschichte von Bertolt Brecht angeboten, bei der die Themen „Natur“ und „Gesellschaft“ kombiniert zu finden sind. Die relativ kurze Kalendergeschichte bietet einen recht hohen Irritationsgrad auf sprachlicher Ebene und stellt durchaus eine Herausforderung zur Erschließung dar. Ge- gebenenfalls kann sie zur Differenzierung nach oben eingesetzt oder auch in höheren Klassenstufen zum Einsatz kommen, nicht zuletzt, weil auch Brechts Menschenbild zum Thema gemacht werden sollte.

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K.14 Epische Texte Kalendergeschichten 7 von 36

Bis ins 19. wurden diese Geschichten in abgedruckt.

Später wurden sie und auch in Buchform herausgegeben.

Kalendergeschichten enthalten Merkmale anderer Gattungen, z. B. Märchen, , Legende, Schwank und Parabel. Zur Zeit ihrer Entste- hung waren die Kalendergeschichten in vielen Familien die einzige Lektüre neben der und insofern besonders begehrt.

Beide Erzählformen bieten dem auf inhaltlicher Ebene eine überraschende , die die Aussageabsicht eindrücklich zur Gel- tung bringen soll.

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K.14 Epische Texte Kalendergeschichten 9 von 36

Kleists Galgenhumor

Heinrich von Kleist

– geboren: 1777 (Frankfurt/Oder) – gestorben: 1811 (bei Berlin)

– Schriftsteller und Publizist

– Kleist lässt sich als Schriftsteller kaum einer lite- rarischen Epoche zuordnen. Insofern nimmt er eine Sonderstellung in der Literaturgeschichte ein. Er verfasst Texte aller Gattungen. Bekannt geworden sind insbesondere seine Dramen, darunter auch das Lustspiel „Der zerbrochene Krug“. Auch einige Anekdoten gehören zu sei- nem Werk.

– Kleist hat es verstanden, seine Leser immer wieder zu schockieren. Nicht selten schildert er „krasse“ Situationen und verwendet gewaltsame Bilder.

Aufgaben

1) Lest die folgenden kurzen Texte von Kleist. Sie erschließen sich nicht auf Anhieb.

Man muss sie mehrmals lesen. Benennt, was euch am Stil insgesamt auffällt bzw.

Schwierigkeiten bereitet.

2) Erzählt die Anekdoten in eigenen Worten (mündlich) einem Partner. „Übersetzt“

dabei die nicht mehr gebräuchlichen Wörter.

3) Erklärt jeweils die Pointe.

4) Vergleicht die drei Anekdoten: Welche Gemeinsamkeit fällt euch auf?

M 3

Heinrich von Kleist (PD)

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10 von 36 K.14 Epische Texte Kalendergeschichten

[Dem Kapitän …]

Dem Kapitän v. Bürger, vom ehemaligen Regiment Tauentzien, sagte der, auf der neu­

en Promenade erschlagene Arbeitsmann Brietz: der Baum, unter dem sie beide stän­

den, wäre auch wohl zu klein für zwei, und er könnte sich wohl unter einen andern stellen. Der Kapitän Bürger, der ein stiller und bescheidener Mann ist, stellte sich wirklich unter einen andern: worauf der [oben genannte, K. H.] Brietz unmittelbar darauf vom Blitz getroffen und getötet ward.

[Bach …]

Bach, als seine Frau starb, sollte zum Begräbnis Anstalten machen. Der arme Mann war aber gewohnt, alles durch seine Frau besorgen zu lassen; dergestalt, dass da ein alter Bedienter kam, und ihm für Trauerlor, den er einkaufen wollte, Geld abforderte, er unter stillen Tränen, den Kopf auf einen Tisch gestützt, antwortete: „sagt’s meiner Frau.“ –

[Ein Kapuziner …]

Ein Kapuziner begleitete einen Schwaben bei sehr regnichtem Wetter zum Galgen.

Der Verurteilte klagte unterwegs mehrmal zu Gott, dass er, bei so schlechtem und unfreundlichem Wetter, einen so sauren Gang tun müsse. Der Kapuziner wollte ihn christlich trösten und sagte: du Lump, was klagst du viel, du brauchst doch bloß hin­

zugehen, ich aber muss, bei diesem Wetter, wieder zurück, denselben Weg. – Wer es empfunden hat, wie öde einem, auch selbst an einem schönen Tage, der Rückweg vom Richtplatz wird, der wird den Ausspruch des Kapuziners nicht so dumm inden.

Quelle: Heinrich von Kleist: Der Zweikampf. Die heilige Cäcilie. Sämtliche Anekdoten. Über das Marionettentheater und andere Prosa. Reclam. Stuttgart 2012. S. 54 [Dem Kapitän], S. 62 [Bach], S. 64 [Ein Kapuziner].

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K.14 Epische Texte Kalendergeschichten 11 von 36

Genügsam leben wie Diogenes

Diogenes

– geboren: vermutlich 413 v. Chr. (Sinope) – gestorben 323 v. Chr. (Korinth)

– griechischer Philosoph der Antike; ein Philosoph denkt viel nach und stellt sich grundlegende Fragen: Wo kommt alles her? Was ist der Sinn des Lebens?

– philosophische Richtung: Kynismus (u. a. mit dem Ziel eines Lebens in Bedürfnislosigkeit)

„Geh mir aus der Sonne!“

Jeder Ort diente Diogenes zu allem, wie Frühstücken, Schlafen, Disputieren. So zeigte er denn auf die Säulenhalle des Zeus und auf das Pompeion und meinte, das hätten ihm die Athener als Wohnstätte errichtet.

Einmal hatte er jemanden beauftragt, ihm ein Häuschen zu besorgen. Als er da­

mit zögerte, wählte er als Behausung ein Fass.

Einmal sah er ein Kind, das aus den Händen trank; da warf er den Becher aus seinem Rucksack weg und bemerkte: „Ein Kind hat mich in der Genügsamkeit übertroffen.“ Auch seine Schüssel warf er weg, als er ein Kind beobachtete, das seinen Teller zerbrochen hatte und nun für seinen Linsenbrei ein hohles Brot­

stück als Gefäß benutzte.

Während er sich einmal im Kraneion [dem Gymnasion von Korinth] sonnte, trat Alexander an ihn heran und sagte: „Wünsch dir, was du möchtest!“ Und er: „Geh mir aus der Sonne!“

Quelle: Reiner, Matthias (Hg): Die schönsten Anekdoten. Insel Verlag. Berlin 2017. S. 13

Erläuterungen:

Disputieren: Streitgespräch unter Gelehrten (Disputation) Pompeion: offene Anlage in Athen mit mehreren Funktionen

Gymnasion: Ort der körperlichen, charakterlichen und intellektuellen Erziehung für die männliche Jugend im antiken Griechenland

Alexander: Alexander der Große (356–323 v. Chr.), griechisch-makedonischer König und Feldherr

M 4

Diogenes (PD)

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Aufgaben

1) Sucht im Text den Begriff, der treffend die Lebenseinstellung von Diogenes zum Aus- druck bringt.

2) Vertieft den Begriff, indem ihr weitere Substantive sucht, die eine ähnliche Zielrich- tung haben. Tragt diese in das Raster ein:

Genügsamkeit

3) Versetzt euch in die Lage des Philosophen Diogenes: Welche Vorzüge könnte ein Leben in größtmöglicher Genügsamkeit haben?

4) Formuliere in einer persönlichen Stellungnahme, was du von der Lebensweise des Diogenes hältst, der ganz unbelastet leben will, indem er auf jeglichen Besitz ver- zichtet.

5) Nehmt Stellung zum letzten Abschnitt: Wie kann er gedeutet werden?

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