Augusto Boal e Paulo Freire: Foto Reproducao/Facebook do Instituto Augusto Boal
Theater der
Unterdrückten zur Förderung einer
interkulturellen
Theaterpädagogik
1.Paulo Freire und Augusto Boal:
Verknüpfungen und Parallelen
-beide aus Brasilien
-politischer Kampf gegen
Unterdrückung und Armut ( PdU- TdU) : mit den Unterdrückten zu arbeiten, anstatt für sie
- TdU: Umsetzung Freires theoretische Arbeit in die
Theaterpraxis > Analyse und
Reflexion von sozialen Problemen- Lösungsszenarien-alle
gesellschaftliche Schichten willkommen ( Inklusion)
-Befreiendes Lernen mit allen
Sinnen- Ergänzung Freires Theorie
der verändernden Aktion mit der
Erprobung der wirklichen Aktion-
Übungen Boals : Selbstreflexion und Reflexion der Gesellschaft – Zusammenhalt in der Gruppe – Vertrauen- Empathiefähigkeit
-Thematisieren der Kultur des Schweigens
(Freire)Ausdruckslosigkeit und Passivistät versus TdU (
Ausdrucksfähigkeit und Kreatives Schaffen) , Freire: Erfüllung durch Veränderung
-Inklusion versus Exklusion- kreative Arbeit im Kollektiv- solidarische Gesellschaft
-Bewusstwerdung - conscientização ( Bewusstmachung,
Bewusstseinsbildung,
Bewusstwerdung) – Freire:
Befreiung aus
Unterdrückungsverhältnissen - Gesellschaftsveränderung .
Augusto Boal : kein Theater der Realität - Bewusstmachung als
dynamization (Dynamisierung) -die Aktivierung des/der passiven
Zuschauers/in, des/der Unterdrückten.
-Theater als revolutionäre Praxis- Forumtheater- jeder etwas weiß- generative Themen
-Erkenntnisse und nicht
Informationsvermittlung. (Freire) – Theater der Unterdrückten als
Ermächtigung -aktives Spielen- Schritt zur Befreiung aus
Unterdrückungsverhältnissen -
Boal :Theater als ‚Probe‘ zur
Revolution.“
2. Interkulturelle Kompetenz: Eine Begriffserklärung
-Nach Bolten( Bolten 2007b:87) - Kognitive Komponente :
Sprachkenntnisse, landespolitisches Wissen, Ethnozentrismus,
Kulturstandards, Wissen um Migrations-und
Intergrationsprozesse und kultuspezifisches Wissen - Affektive Komponente:
Beobachtung, Wahrnehmung , Anerkennung, Selbstreflexion, Fremdreflexion Empathie ,
Offenheit, Toleranz und Flexibilität - behaviorale Komponente:
Stressmanagement, gewaltfreie Kommunikation,
Konfliktbewältigung,
Kommunikationskompetenz und
Strategien zum Umgang mit
Kulturschock.
Schlüsselfähigkeiten zur Entwicklung der interkulturellen Kompetenz in Gegenüberstellung verschiedener Publikationen (in:ide-journal.org,
Katharina Wille, Interkulturelle
Kompetenz als übergreifendes Ziel in der schulischen Bildung, 2016)
THOMAS (2003)
AUERNHEIMER (2005)
DEARDORFF (2006)
BOLTEN (2007B)
NIEKE (2008)
OFFENHEIT
X X X X X
EMPATHIE
X X X X X
ANPASSUNGSFÄHIGKEIT
X X
FLEXIBILITÄT
X X X
KOMMUNIKATIONSFÄHIGKEIT
X X X X
SELBSTBEWUSSTSEIN
X X
SPRACHKENNTNISSE
X KULTURELLES BEWUSSTSEIN
X X X
TEAMFÄHIGKEIT
X X
REFLEXIONSFÄHIGKEIT
X
Quelle: In Anlehnung an Auernheimer, 2005, S. 20ff.; Bolten, 2007b, S. 43ff.; Deardorff, 2006, S. 16; Nieke, 2008, S. 73ff.; Thomas, 2003, S. 380ff.
3. Theatermethoden als Werkzeuge der interkulturellen Kulturarbeit:
Augusto Boal und das Theater der Unterdrückten
Voraussetzungen zum Erwerb
interkultureller Kompetenz ( neue Erkenntnisse):
- mehr Prozessorientierung und weniger Betonung von Differenz, - keine unreflektierte Gleichsetzung von ‚Kultur’ und ‚Nation’
- ein situationsbezogen-interaktiver Ansatz, Fokus auf
Verständigungsprozesse - kulturspezifische und
kulturübergreifende Perspektive,
- Interkulturalität erfahrbar machen, - Realitätsbezug und Relevanz der
eingesetzten Übungen und Beispiele,
- Mehr- und Minderheitenangehörige sind Subjekte des interkulturellen
Trainings,
- differenzierter Umgang mit der Kategorie ‚Kultur’: Ebenso Einbezug des Orts des Handelns und anderer situationsbestimmender Faktoren, - Orientierung am
Erfahrungshintergrund der TN statt vordefinierter Zielsetzungen.
Theaterpädagogik zur Förderung interkultureller Kompetenz
Wie?
- zusätzlich zur verbalen Kommunikation gezielt Sichtbarmachung von
paraverbalen und nonverbalen
Kommunikationsebenen (Gestik,
Mimik, Blickverhalten,
Körperhaltung und Proxemik (Umgang mit Raum:
Körperdistanzen und Berührung), im Bereich der paraverbalen
Kommunikation die Aspekte Intonation, Rhythmus,
Rückmeldungen und Pausen - Behandlung vieler für die
Teilnehmer relevanten Themen und Thematisierung von der Kommunikation zu Grunde liegenden, oft zunächst
unerkannten Strukturen wie Status, Geschlechterrollen und Kontext/Ort des Handelns
- Direkte sinnlich-körperliche
Erfahrbarkeit von Situationen, die
daraus entstehenden Emotionen
und Reaktionen und das
ausprobierende Spiel mit diesen - Erfahrung des Anderen und eine
Reflexion des Eigenen durch
Probehandeln im geschützten
Raum
4. Augusto Boal: Das Theater der Unterdrückten als interkulturelles Medium
Kurze Biographie zur Person
image courtesy of http://www.ctorio.org.br
AUSPRÄGUNGEN SEINER METHODE
Bilder oder Statuentheater:
Visualisierung sozialer Themen
Forumtheater: Theater als öffentliches Forum
Zeitungstheater: Herauslösung der einzelnen Meldung
aus dem Zeitungskontext zur
Wiederherstellung der Faktenrealität Der Regenbogen der Wünsche:
Szenische Darstellung
widersprüchlicher Wünsche
Das Unsichtbare Theater: Aufführung ohne Wissen der Zuschauer an
öffentlichen Orten
Legislatives Theater : Verwandlung gerechtfertigter menschlicher
Wünsche in geltendes Recht
Arbeitsweisen des Theaters der
Unterdrückten nach Augusto Boal für den interkulturellen Einsatz
A. Spielübungen aus Stanislawski, Psychodrama, Kinderspiele
usw.zur Sensibilisierung der
Selbst-und Fremdwahrnehmung, zur Raumerfahrung,
Orientierungs- und Gruppenspiele, Gruppenintegrationsübungen,
Improvisationsspiele und
schauspielerisches Erarbeiten von Rollen, (keine Aufwärmübungen) – Vorbereitung zum Forumtheater a. Kreuz und Kreis b.
Reproduktion von Rhythmus c.
Spiegelübungen d. Konvex-
Koncav c. Unterhaltung nicht in Worten sondern in Zahlen
Interkulturelle Kompetenz Wie? :
Indirekt thematisiert : Erfahrung
des Eigenen und des Anderen /
Verständigungsprozesse / Einnahme einer anderen Blickwinkel
B. Bilder- oder Statuentheater:
Kommunikation über Bilder- Dynamisierung des
Gruppenbildes(mutlimediales Bild)- Analysenarbeit-
Bilderdenken : Ausgansbild- Idealbild-Übergangsbild
Intekulturelle Kompetenz wie?
Durch Offenheit und
Prozesshaftigkeit der Arbeit
C. Forumtheater: Improvisation unterschiedlicher
Handlungsmöglichkeiten ausgehend von einer
Konfliktsituation
Interkulturelle Kompetenz wie? . Durch die Reflektion der
Lösungsversuche können
interkulturelle Fragestellungen kontextualisiert werden, und der Ort des Handelns und die soziale Situation der Figuren sind zentral, so dass eine Verengung des Blicks auf die Kategorie ‚Kultur’
verhindert wird.
6. Literaturhinweise
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