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Spracherwerb: Wie funktioniert das?

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Academic year: 2022

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Linguistik für

Kognitionswissenschaften

Spracherwerb 20. 1. 2011

(Lehrmaterial von Miriam Butt)

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Spracherwerb: Wie funktioniert das?

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Spracherwerb: Wie funktioniert das?

Dutzidutzikirrikirriawoistdenndaskleineengelchenhaitaitai Imitation? — Das Kind macht einfach alles nach.

Universal Grammatik (UG)? — Das Kind ist von Anfang an darauf gepolt, Sprache zu lernen.

Was kommt zuerst? — Phonetik? Phonologie?

Morphologie? Syntax (Satzstruktur)? Semantik (Wort und Satzverstehen)?

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Spracherwerb: Wie funktioniert das?

Haben Tiere ein Sprachvermögen wie wir?

Wenn nicht, warum nicht?

Berühmtes Beispiel: Zeichensprache und Chimpansen.

Was passiert mit mehrsprachigen Kindern?

Was passiert mit Kindern, die taub sind?

Was passiert mit Kindern, die keinen Sprachinput haben?

(5)

Psammetich I., ägyptischer Pharao (664–610 v.Chr.), Suche nach dem ‚Urvolk‘ – Phryger vs. Ägypter

Friedrich II. von Hohenstaufen,

deutsch-römischer Kaiser (1220–1250)

Jakob IV., König von Schottland (1488–1515)

Frühe Isolationsexperimente

Psammetich I Friedrich II Jakob IV

(6)

Resultate:

Kinder haben nicht gesprochen

Kinder sind zum Teil einfach gestorben

Was immer auch sie gelallt haben wurde als der Beweis für die Ursprache ausgelegt (Phrygier, Hebräisch)

Frühe Isolationsexperimente

(7)

Kaspar Hauser (Deutschland, 1812)

Berühmte Tragische Fälle

Genie

(USA, 1970)

(8)

Kinder brauchen also sprachlichen Input

Critical Period Hypothesis (Lenneberg): Es gibt einen Zeitpunkt (Alter zwischen 5 und 6) nach dem es sehr viel schwieriger (wenn nicht gar unmöglich) wird, Sprache auf dem Niveau eines Muttersprachlers zu erlernen.

Ist die Art des Inputs egal?

Die Meinungen gehen auseinander:

-

Egal, denn sie kriegen sowieso nicht genug richtige Information.

-

Sogenanntes Motherese spielt eine wichtige Rolle.

Sprachinput

(9)

Aussprache

langsamer, längere Pausen zwischen Äußerungen und nach Inhaltswörtern

weniger Wörter pro Minute

höhere Tonlage und größerer Tonumfang

übertriebene Intonation und Betonung

Child Directed Speech

(Motherese)

(10)

Vokabular & Bedeutung

eingeschränktes Vokabular

Bezugnahme auf das Hier & Jetzt Sätze

wohlgeformte und verständliche Sätze

kürzere und weniger komplexe Äußerungen

mehr Anweisungen und Fragen als in Erwachsenensprache

mehr Wiederholungen

Child Directed Speech

(Motherese)

(11)

Kind: Nobody don’t like me

Mutter: No, say “Nobody likes me”

Kind: Nobody don’t like me

Mutter: No, say “Nobody likes me”

(insgesamt 8mal wiederholt)

Mutter: Now, listen carefully, say “Nobody likes me”

Kind: Oh, nobody don’t likes me

Korrekturen Aber Ohne Effekt

(12)

Kind: Want other one spoon, Daddy.

Vater: You mean, you want “the other spoon”

Kind: Yes, I want other one spoon, please, Daddy.

Vater: Can you say “the other spoon”?

Kind: Other ... one ... spoon.

Vater: Say ... “other”

Kind: Other Vater: Spoon Kind: Spoon

Father: Other ... spoon

Kind: Other ... spoon. Now give me other one spoon?

Korrekturen Aber Ohne Effekt

(13)

Es ist also noch nicht klar, wieviel und was genau Kinder aus dem sprachlichen Input ziehen.

Es gibt aber schon jede Menge Studien und Erkenntnisgewinne.

Klar ist, dass Kinder nicht imitieren, sondern selber ein Regelwerk aufbauen, so dass sie nach und nach die Sprache der Erwachsenen um sich herum erwerben.

Sprachinput

Das Kind als kleiner Sprachwissenschaftler:

Hypothesenaufbau und Testen

(14)
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Neugeborene erkennen ihre Muttersprache

Präferenz für muttersprachliche Prosodie auf lexikalischer Ebene mit 6 Monaten

7.5 Monate: Wortsegmentierung über trochäisches Betonungsmuster

10 Monate: auch Jamben werden im Sprachfluss erkannt

Phonetik/Phonologie/Prosodie

(16)

Amerikanische Babys im Alter von 9 Monaten

zeigen eine Präferenz für Wörter, die nach dem für ihre Sprache typischsten Muster betont werden.

Amerikanische Babys im Alter von 6 Monaten zeigen keine Präferenz für Wörter, die nach dem für ihre Sprache typischsten Muster betont werden.

Studien:

Prosodie (Iambus/Trochäus)

(17)

6 Monate: keine Präferenz für phonotaktisch wahrscheinlichere Lautsequenzen

Studien: Lautsequenzen

9 Monate: Präferenz für phonotaktisch wahrscheinlichere Lautsequenzen

Beispiele:

[sp] vs. [ps], [spr] vs. [srp]

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(19)

High Amplitude Sucking (HAS):

Messung der Nuckelamplitude

Schnelligkeit und Stärke des Saugens

Zunahme bei Interesse/Aufmerksamkeit

Nuckelexperimente

(20)

Erkennung von Phonemen

Babys müssen lernen, phonetische Signale in ein Phoneminventar umzusetzen.

Welche Laute sind Teil der Sprache (z.B. Clicklaute?)

Welche Laute sind in freier Variation (z.B. deutsches /r/)

Welche Laute sind durch Regeln konditionierte Allophone (z.B. englisches [s], [z])

Um das hinzukriegen muss man den phonetischen Input in harte Kategorien einteilen.

(21)

Kontinuum vs. Kategorie

Die Phonetik von [p] und [b] ist so, dass es

eigentlich keinen kategorischen Unterschied gibt: es gibt ein Kontinuum in der Wahrnehmung.

p... p1...p2....p3...b1....b2....b3....b4....b

(22)

Kontinuum vs. Kategorie

Genau wie bei den Farben machen wir an einer

Stelle einen Schnitt: links ist p/gelb, rechts ist b/rot.

p... p1...p2....p3...b1....b2....b3....b4....b

(23)

Kontinuum vs. Kategorie

Interessanterweise machen Kinder einen anderen Schnitt als Erwachsene.

p... p1...p2....p3...b1....b2....b3....b4....b

1. Stadium: viele unterschiedliche Laute erkannt (vermehrt heftiges Nuckeln)

2. Stadium: bis zu 3 unterschiedliche Laute erkannt (nur noch 3mal heftiges Nuckeln)

3. Stadium: in 2 Phoneme unterteilt: /p/ vs. /b/ (nur noch 2mal heftiges Nuckeln)

animate this more

(24)

Wenn Babys auf die Welt kommen, nehmen sie (fast) alle Lautkontraste wahr (sie müssen ja auch darauf gefasst sein, dass sie z.B. Deutsch (/pf/) oder Xhosa (Clicklaute) lernen müssen).

Hypothese

Ab ca. 10 Monaten werden nur noch die Lautkontraste unterschieden, die für die Muttersprache relevant sind.

Andere, muttersprachlich irrelevante Kontraste und Laute, werden nicht mehr unterschieden.

Die Wahrnehmung passt sich ans Phoneminventar der Muttersprache an.

(25)

Kinder lassen statistische Auswertungen über das Gehörte laufen und bekommen so heraus, welches das wichtigste Betonungsmuster für Wörter ihrer

Muttersprache ist und welche Lautkombinationen eher innerhalb von Wörtern auftauchen und welche eher über Wortgrenzen hinweg.

Hypothese

Diese Informationen werden genutzt, um den

kontinuierlichen Sprachfluss in erste Einheiten zu zerlegen.

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(27)

Einstieg in Spracherwerb

Einstieg in den Aufbau eines mentalen Lexikons (Erwerb von Wörtern)

Sprache

Wörter

Pause fast

Welche Worte kommen zuerst? — Hauptsächlich Nomen und Verben.

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Perzeption vs. Artikulation

Aber kann ein Kind auch alles aussprechen, was es versteht?

Nein, denn der Artikulationsapparat ist noch nicht

“erwachsen”.

Besonderheiten des Vokaltrakts beim Säugling

Kehlkopf höher, Epiglottis und Velum berühren sich fast

sehr kurzer Rachenraum

Mundhöhle flacher und relativ breiter

Zunge füllt fast die gesamte Mundhöhle aus

Es ist also schwierig wie ein Erwachsener zu artikulieren.

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Das Fis-Phänomen

Erwachsener: Ist das dein Fis?

Kind (verbessernd): Nein, das ist mein Fis!

Erwachsener: Ja, dein Fis.

Kind: Nein, mein Fis.

Erwachsener: Das ist also dein Fisch?

Kind: Ja, mein Fis.

Perzeption vs. Artikulation

Aber auch wenn sie den Unterschied nicht artikulieren können, so können sie ihn wohl hören!

Beispiel: [s] vs. [S]

(30)

Artikulationsstrategien

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Artikulationsstrategien

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Artikulationsstrategien

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Wenn man sich ansieht, wie Kinder Morphologie erwerben, dann ist auch klar, dass sie nicht nur

imitieren, sondern eigene Hypothesen und Regelwerke aufstellen.

Morphologie

1) Wug-Test: Wie bilden Kinder den Plural von erfundenen Wörtern?

2) Derivation: Wo tun Kinder das Derivationsmorphem in Komposita hin?

3) “Falsche” Formen

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Wug Test

This is a Wug/Nick.

Now there are two of them. There are two ____

Wug[z] Nick[s]

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Wug Test

Resultat:

Kinder konnten den einfachen Plural sehr gut bilden (umso älter umso besser).

Der Plural von Worten wie glass war sehr viel schwieriger und konnte nur von älteren Kindern gut gebildet werden.

Fazit: Kinder lernen die Pluralbildung als Regel (erst eine einfache Variante, dann komplexer) und können diese auf unbekannte Worte

anwenden.

(36)

Derivation bei Komposita

Kinder sagen eher so Sachen wie

Fazit: Kinder legen sich ein Regelwerk zurecht, dass sie so nicht in der Erwachsenensprache

gehört haben. Erst nach und nach kommen sie auf die “richtige” Regel.

throw-er ball, cutt-er grass, pull-er wagon Statt ball thrower, grass cutter, wagon puller

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Falsche Formen

Bei irregulären Verben/Formen durchlaufen Kinder folgende Stadien:

Fazit: Kinder legen sich ein Regelwerk zurecht, dass sie so nicht in der Erwachsenensprache

gehört haben. Erst nach und nach lernen sie die Ausnahmen.

1) richtige Form (imitation): ich ging/habe gegessen

2) falsche aber regelmäßige Form: ich gehte/habe gegesst 3) richtige Form als Ausnahme gelernt: ich ging/habe

gegessen

(38)

Zeichensprache

Lernen Kinder, die taub sind, sprechen?

Ja: sie können Zeichensprache lernen, brauchen aber dazu den nötigen Input (Eltern, die Zeichensprache können, z.B.) Die Stadien des Spracherwerbs bei Zeichensprache sind fast eins-zu-eins auf die Stadien der Lautsprache abbildbar.

Kinder sind also darauf gepolt, eine menschliche Sprache zu lernen, egal wie sie “ausgesprochen” wird.

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0-2 Monate

Schreien & reflexartige Laute, kaum sprachähnliche Laute

2-4 Monate

‚Gurren‘ & Lachen

‚comfort sounds‘ – meist als Reaktion auf Zuwendung größere Vielfalt an vokal-ähnlichen Lauten

2-7 Monate

Ausprobieren der Sprechwerkzeuge

6-12 Monate

Lallphase

[bababa] [mama] [dudu] (reduplizierendes Lallen) [bada] [dadudu] [dabadi] (buntes Lallen)

Spracherwerbsstadien

(40)

ca. 1 Jahr

Einwortäußerungen (Holophrase)

Inhaltswörter (Nomen, Verben, Partikel/Präpositionen): Hund, essen, auf

ca. 2 Jahre

Zwei Wort Stadium, Wortschatzexplosion

ca. 3 Jahre

Erste Sätze, Morphologie kommt nach und nach

ca. 6 Jahre

komplexe Satzstrukturen, Phonologie und Morphologie korrekt, großer Wortschatz

Spracherwerbsstadien

(41)

Mehrsprachigkeit?

Kommen Kinder, die mehr als eine Sprache lernen durcheinander?

Nein: sie zeigen sogar ein ausgeprägteres Sprachbewusstsein.

Referenzen

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