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Zollverwaltung definiert sich neu | Die Volkswirtschaft - Plattform für Wirtschaftspolitik

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Academic year: 2022

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ZÖLLE

Die Volkswirtschaft  5 / 2017 55

Zollverwaltung definiert sich neu

Die Eidgenössische Zollverwaltung will mit dem Programm «DaziT» bis 2026 sämtliche Zollprozesse digitalisieren. Dadurch beschleunigt und vereinfacht sich der Grenzübertritt.  

Isabelle Emmenegger

D

ie mit den Zollverfahren einhergehen- den Regulierungskosten schlagen für die Wirtschaft jährlich mit rund 500 Mil- lionen Franken zu Buche.1 Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass die Unter- nehmen zurzeit auch bei Routinegeschäf- ten persönlich mit der Eidgenössischen

1 B,S,S. (2013). Schätzung der Kosten von Regulierungen und Identifizierung von Potenzialen für die Vereinfa- chung und Kostenreduktion im Bereich Zollverfahren;

Studie zuhanden der EZV.

Abstract  Die Digitalisierung der Wirtschaft schreitet voran. Die öffentliche Hand ist gefor- dert, diesen tiefgreifenden Wandel mitzugestalten. Dies gilt insbesondere für die Eidgenös- sische Zollverwaltung (EZV) als wichtige Akteurin in der internationalen Lieferkette von Gü- tern und Dienstleistungen und als zentrales Sicherheitsorgan an der Grenze. Die durchgehende Digitalisierung der EZV soll im Rahmen des Programms «DaziT» von 2018 bis 2026 erfolgen.

Die künftigen digitalen Zollformalitäten werden vereinfacht und beschleunigt – zum Nutzen aller beteiligten Parteien. Im Vordergrund stehen eine Senkung der Regulierungskosten für die Wirtschaft und eine Fokussierung der Personalressourcen auf die Sicherheit an der Grenze. Zur Umsetzung dieses ambitionierten, aber notwendigen Vorhabens hat der Bundesrat dem Parla- ment einen Sonderkredit von rund 400 Millionen Franken beantragt.

Zollverwaltung (EZV) in Kontakt treten müssen. Dabei sind sie von Schalteröff- nungszeiten abhängig und gehalten, die Landesgrenze dort zu überqueren, wo die Zollverwaltung präsent ist.

Angesichts dieser Schwierigkeiten bie- tet die geplante Digitalisierung der Pro- zesse in der Zollverwaltung eine Chance – womit die EZV zugleich einem Anliegen von Wirtschaft, Reisenden, Partnerbehör- den und Politik entspricht. Die Bestrebun-

gen laufen unter der Programmbezeich- nung «DaziT»2.

Dank automatisierter Schnittstellen soll der Geschäftsverkehr dereinst voll- ständig elektronisch abgewickelt werden.

In Zukunft können die Kunden Zollan- meldungen via E-Portal weitgehend orts- unabhängig und selbstständig vorneh- men. Zugleich können sie jederzeit auf ihre eigenen Daten zugreifen und diese auswerten. Insgesamt wird die Digitalisie- rung zu kürzeren Kontroll- und Wartezei- ten beim Grenzübertritt führen. Die Mit- arbeitenden der EZV wiederum werden von administrativen Routinearbeiten ent- lastet und können dort eingesetzt werden, wo es um die Durchsetzung von Recht,

2 DaziT setzt sich aus dem rätoromanischen Wort «Dazi»

und «Transformation» zusammen.

EZV

Das Programm «DaziT» bringt administrative Entlastung. Dadurch gewinnen die Mitarbeitenden der Zollverwaltung mehr Zeit für ihre Kerntätig- keit.

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die Verhinderung von Missbräuchen und die Steigerung der Sicherheit der Schweiz geht.

Da sich die Zollverwaltung mit dem Digitalisierungsprogramm «DaziT» neu definiert, wird dies weitreichenden An- passungsbedarf in den rechtlichen Grund- lagen, der Ablauf- und Aufbauorganisation und im Personaleinsatz nach sich ziehen.

Gesamtheitliche Lösung gefragt

Die angestrebte Gesamttransformation bedingt eine umfassende Modernisierung der ICT-Landschaft. Denn die Systeme der EZV stossen in mehrfacher Hinsicht an ihre Grenzen. So ist die ICT-Infrastruktur über mehrere Jahrzehnte gewachsen und um- fasst mittlerweile rund 80 Fachanwendun- gen. Viele dieser in die Jahre gekommenen Anwendungen sind sogenannte Insellö- sungen, die Redundanzen und Medien- brüche generieren. Homogene Technolo- gie- und Architekturprinzipien hingegen fehlen. Diese technischen Grenzen verhin- dern vielfach Optimierungen zur Verbes- serung der Effizienz und Weiterentwick- lungen. Mit anderen Worten: Es besteht dringender Handlungsbedarf.

Eine 2015 durchgeführte Studie führte zur Erkenntnis, dass der angestrebte Effi- zienzgewinn sowie die geforderten Ver- besserungen für die Anspruchsgruppen nur durch eine serviceorientierte Gesamt- erneuerung und eine Modernisierung der Systemlandschaft realisiert werden kön- nen. Die bestehenden Insellösungen müs- sen in eine völlig neue ICT-Architektur übergeführt werden. Entsprechend wer- den die Fachanwendungen auf ihre Kern- aufgaben reduziert, zusammengefasst und, wo nötig, funktional erweitert.

Da sich effiziente Prozesse mit einer optimalen technischen Systemunterstüt- zung nur durch eine ganzheitliche Vorge- hensweise erreichen lassen, werden bei

«DaziT» die sieben Projekte über ein ge- meinsames Steuerungsdach geführt und koordiniert (siehe Kasten).

Gesamtkredit von 400 Millionen Franken beantragt

Das Programm «DaziT» ist ein Informatik- Schlüsselprojekt des Bundes und wird auf der Grundlage der Projektmanagement- Methodik Hermes geführt. Die Erkenntnis- se aus den bisherigen IT-Projekten des Bun- des fliessen bei der Initialisierung ein. Der Gesamtkredit (siehe Abbildung) ist in mehre- re Verpflichtungskredite unterteilt und wird in vier Etappen freigegeben. Dadurch er- hält der Bundesrat die Möglichkeit, laufend steuernd auf den Fortgang von «DaziT» ein- zuwirken. Auch die Finanzdelegation des Parlaments soll alle sechs Monate über den Fortschritt von «DaziT» informiert werden.

Die mit dem Programm «DaziT» beab- sichtigte systematische Digitalisierung ist ein hochkomplexes Vorhaben, das mit vielen Unsicherheiten und Risiken behaf- tet ist. Bei einer erfolgreichen Umsetzung bringt die digitale Gesamterneuerung der EZV jedoch eine nachhaltige Verbesserung für alle betroffenen Kreise.

Offiziell startet das Programm «DaziT»

im Jahr 2018 und dauert bis 2026. Doch bereits im laufenden Jahr werden wich- tige Aufbau- und Grundlagenarbeiten an die Hand genommen. Nachdem der Bun- desrat am 15. Februar die Botschaft zur Fi- nanzierung von «DaziT» verabschiedet hat, liegt das Geschäft nun beim Parlament, das über die Freigabe des beantragten Sonder- kredits von rund 400 Millionen Franken entscheidet. Voraussichtlich im Sommer kommt die Vorlage in den Nationalrat.

Isabelle Emmenegger

Programmleiterin «DaziT» und Mitglied der Geschäftsleitung, Eidgenössische Zollverwaltung (EZV), Bern

Die sieben Projekte von «DaziT»

Das Programm «DaziT» besteht aus den folgenden sieben Projekten, die auf strategische Ziele ausge- richtet sind und den Anknüpfungspunkt für die finanzielle Steuerung bilden:

Das Projekt Steuerung und Transformation umfasst die gesamte Programmsteuerung und enthält das Transformationsmanagement, das u. a. den Rahmen für die Umsetzung der organisationsrelevanten Inhal- te in den fachlichen Projekten definiert. ICT Grundla- gen legt die technischen Grundpfeiler und damit das Fundament für die neue Anwendungslandschaft.

Portal und Kunde beinhaltet den Aufbau des E-Portals. Damit wird es Kunden möglich sein, zeit- und ortsunabhängig auf sämtliche Dienstleistun- gen der EZV digital, sicher und einfach zuzugreifen.

Das Projekt Redesign Fracht umfasst eine einheitliche Fachanwendung zur Verzollung von Waren (Fracht) und die vollständige Digitalisierung der Prozesse für die Ein-, Aus- und Durchfuhr von Waren. Redesign Ab- gaben beinhaltet die Erneuerungen und Modernisie- rungen in den Bereichen Strassenverkehrsabgaben und Verbrauchssteuern. Shared Services umfasst die Vereinheitlichung und Digitalisierung von verwal- tungsinternen, bereichsübergreifenden Prozessen (z. B. Bewilligungsverfahren oder Ressourcenma- nagement). Und schliesslich führt das Projekt Kontrol- le und Befund zu einer funktionalen Verbesserung der Anwendungen zur Steuerung der Einsätze des Grenz- personals (z. B. Einsatzleitsystem) sowie zur zentra- len, gemeinsamen und einheitlichen Dokumentation der Kontrollaktivitäten und -ergebnisse.

Geschätzte Kosten von «DaziT»

(in Mio. Fr.; 2018 bis 2026)

EZV / DIE VOLKSWIRTSCHAFT

  Einmalige Projektaufwendungen        Reserve        Hardware, Software, Lizenzen     

  Personalkosten (davon Externe: 45%)       Betriebsaufwand

Total: 393 Mio. Fr.

184,9

31,7 31,4 67,0

78,0

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