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Judo macht Schule. Ein Konzept zur Gewaltprävention an Berliner Grundschulen. Marco Meißner. 2. Dan Judo. Trainer-B Judo

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Academic year: 2022

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Ein Konzept zur Gewaltprävention an Berliner Grundschulen

Marco Meißner 2. Dan Judo Trainer-B Judo

Jugendreferent des Judo-Verband Berlin e.V.

Mirko Fischer 2. Dan Judo Trainer-B Judo

Diplom Sportwissenschaftler

Schulsportreferent des Judo-Verband Berlin e.V.

Stellvertretender Bundes Schulsportreferent Judo

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 3

2. Judo und Gewaltprävention 5

3. Die Judowerte 6

4. Zwei Module zur Integration in den Schulsport 7

4.1. Modul A 7

Gewaltprävention und Judo im Rahmen von Projekt- wochen

4.2. Modul B 9

Gewaltprävention und Judo im Schulsport für die Klas- senstufen 3 und 4 an Berliner Grundschulen

5. Abschließende Bemerkung 15

6. Quellennachweis 17

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1. Einleitung

Das Projekt „Judo macht Schule“ richtet sich an Berliner Grundschulen und beinhaltet das Thema Gewaltprävention mit Hilfe des Judosports im Schulsport.

Im Folgenden werden dabei zwei Ansätze in Form von zwei verschiedenen Modulen zur Einbindung in den Schulunterricht vorgestellt.

Das KFN (Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V.) hat im Jahr 2011 den Forschungsbericht Nr. 114, mit dem Titel: „Jugendliche als Opfer und Täter von Gewalt in Berlin“ veröffentlicht. Grundlage des Berichts ist eine repräsentative Befragung von Berliner Jugendlichen der neunten

Jahrgangsstufe im Zeitraum von Juni 2010 bis April 2011, im Rahmen des Schulunterrichts. Dabei wurden in zwei Befragungswellen, eine zum Ende des Schuljahres 2009/2010 und die Andere zu Beginn des Schuljahres 2010/2011, 3.167 Jugendlich befragt, die Rücklaufquote betrug dabei 44,7%.

Bereits in den Jahren 2007/2008 wurde eine bundesweite Schülerbefragung der gleichen Altersklasse durchgeführt. An dieser nahmen 44.610 Jugendliche teil, die Rücklaufquote betrug dabei 62,1 % und war somit höher als in Berlin.

Der Vergleich beider Studien zeigt einige Unterschiede und Besonderheiten für den Berliner Raum. Beide Studien können verglichen werden, da beide nach demselben methodischen Vorgehen und unter Verwendung eines fast identischen Fragebogens durchgeführt wurde.

So weist Berlin eine zum Teil extrem erhöhte Kriminalitäts- und besonders Gewaltkriminalitätsbelastung bei Jugendlichen (14- bis unter 18jährige), im Vergleich zum Bundesdurchschnitt auf. So wurden in den Jahren 2009 und 2010 durchschnittlich fast 12% aller Berliner Jugendliche polizeilich auf Grund des Begehens eines Delikts registriert, der bundesweite Durchschnitt lag hier bei 7,3%.Bei den Gewaltdelikten ist der Abstand zwischen Berlin und dem Bundesdurchschnitt noch drastischer. Hier wurden 2,2 Prozent der Berliner Jugendlichen wegen eines Gewaltdeliktes polizeilich erfasst, während es bundesweit lediglich 1,1 Prozent waren. Auch im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten weist Berlin deutlich höhere Täteranteile auf.

Die Umfrage ergab dabei auch, dass etwa 26% der Familien, der befragten Jugendlichen Transferleistungen beziehen wie Arbeitslosengeld oder

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Sozialhilfe. Im Bundesdurchschnitt sind dies lediglich 13,6%. Auch der Anteil der Schülerinnen und Schüler in der neunten Jahrgangsstufe mit

Migrationshintergrund ist höher als der Durchschnitt bundesweit. In Berlin sind es 45,2%, bundesweit 27,4% der Schülerinnen und Schüler und auch im

Vergleich mit anderen deutschen Großstädten (Durchschnitt 40,9%) hat Berlin einen höheren Anteil. Beide Faktoren sagen nicht zwingend etwas über das Gewaltverhalten aus, legen aber den Schluss nahe, dass es schwerer ist die Jugendlichen in einen Sportverein zu integrieren und damit sozial aufzufangen und zu integrieren.

Bei dem Punkt Gewaltopfer und -täterschaft liegt Berlin etwas über dem bundesweiten Durchschnitt jedoch gleich mit andern Großstädten. 17,9 % der Jugendlichen gaben an innerhalb der letzten 12 Monate Gewalt erlebt zu haben. 10,9 % der befragten Jugendlichen gaben an in diesem Zeitraum mindestens eine Gewalttat begangen zu haben, als Mehrfachgewalttäter können 4,0% eingestuft werden. Auch in dem Punkt des Alters beim

erstmaligen Erleben oder Verüben einer Körperverletzung kommt Berlin eine Sonderrolle zu. So waren zum Beispiel Jugendliche die eine schwere

Körperverletzung verübt haben beim ersten Mal in Berlin durchschnittlich 13,1 Jahre alt gegen über einem Alter von 13,7 Jahren im Bundesdurchschnitt.

Die Problematik beim Thema Gewalt besteht darin, dass zwar definiert ist, was Gewalt bedeutet, nicht jedoch welche Handlungen nun direkt als Gewalttaten eingestuft werden können. Gewalt kann in psychischer und physischer Form auftreten. Physische Gewalt wird schnell auch als solche wahrgenommen, wenn gleich es auch hier Formen der Gewalt gibt welche nicht von allen als solche angesehen werden. Das bewusstere Wahrnehmen von Gewalt in physischer Form liegt auch daran, dass Verletzungen oftmals sichtbar sind.

Psychische Gewalt hingegen wird immer noch oft nicht als solche

wahrgenommen, es sei denn, es handelt sich dabei um massives Mobbing.

2. Judo und Gewaltprävention

Die Sportart Judo ist für die Gewaltprävention in jeder Form bestens geeignet.

Als Jiogoro Kano im Jahr 1882 die erste Judoschule, den Kodokan, und damit die Sportart Judo begründete ging es ihm nicht nur darum eine neue

Selbstverteidigung zu schaffen sondern auch darum, Menschen zu besseren

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Menschen zu erziehen. Dies wird in den zwei Grundprinzipien offensichtlich, welche Kano dem Judo zu Grunde legte.

Zei ryoku zen yo - Bester möglicher Einsatz von Geist und Körper. Das technische Prinzip des Judos wird oft auch mit Siegen durch Nachgeben übersetzt. Im Judo geht es nicht darum seinen Kontrahenten durch das bloße Einsetzen der eigenen Kraft zu bezwingen, sondern darum durch Technik und die Kraft des Gegners nutzend, einen Vorteil zu erzielen. Im Bereich der

Gewaltprävention wird das Prinzip z.B. dazu verwendet den Schülern zu vermitteln das man einen Sieg auch dadurch erzielen kann wenn man

Provokationen leerlaufen lässt und dadurch einer Eskalation und damit einer eventuell verbunden Verletzung der eigenen Gesundheit entgehen kann.

Ji ta kyu ai - Gegenseitige Hilfe für wechselseitigen Fortschritt und

beiderseitiges Wohlergehen. Das zweite Prinzip des Judos wird auch als das moralische Prinzip bezeichnet. Im Judotraining wird es dadurch deutlich, dass jeder mit jedem übt und dabei Rücksicht auf seinen Trainingspartner nimmt.

Judo kann nur gemeinsam erlernt werden und deshalb ist es notwendig auf die Vorrausetzungen des Partners Rücksicht zu nehmen und nicht nur die eigenen Techniken zu trainieren sondern auch als bereitwilliger Trainingspartner zur Verfügung zu stehen. Im Judo Alltag ist es üblich, dass höher graduierte Judoka niedriger graduierte Judoka dabei unterstützen Judo zu erlernen und ihr

gelerntes Wissen weiter zu geben.

Darüber hinaus hat der Deutsche Judo Bund im Jahr 2002 9 Judowerte, welche später um den 10. Punkt „Freundschaft“ erweitert wurden, veröffentlicht.

Diese Prinzipien dienen dazu, die ursprünglichen Judowerte in die europäische Kultur zu übertragen und den erzieherischen Aspekt in das Judotraining

einzubringen.

3. Die Judowerte

Höflichkeit - Behandle deine Trainingspartner und Wettkampfgegner wie Freunde. Zeige deinen Respekt gegenüber jedem Judo-Übenden durch eine ordentliche Verbeugung.

Hilfsbereitschaft - Hilf deinem Partner, die Techniken korrekt zu erlernen. Sei ein guter Uke. Unterstütze als Höher-Graduierter/Trainingsälterer die

Anfänger. Hilf dabei, dass die Neuen, sich in der Gruppe zurechtfinden.

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Ehrlichkeit - Kämpfe fair, ohne unsportliche Handlungen und ohne Hintergedanken.

Ernsthaftigkeit - Sei bei allen Übungen und im Wettkampf konzentriert und voll bei der Sache. Entwickle eine positive Trainingseinstellung und übe fleißig.

Respekt - Begegne deinem Lehrer/deiner Lehrerin und den Trainingsälteren zuvorkommend. Erkenne die Leistungen derjenigen an, die schon vor Deiner Zeit Judo betrieben haben.

Bescheidenheit - Spiele dich selbst nicht in den Vordergrund. Sprich über deinen Erfolg nicht mit Übertreibung. Orientiere dich an den Besseren und nicht an denen, deren Leistungsstand du bereits erreicht hast.

Wertschätzung - Erkenne die Leistung jedes Anderen an, wenn dieser sich nach seinen Möglichkeiten ernsthaft anstrengt.

Mut - Nimm im Randori und Wettkampf dein Herz in die Hand. Gib dich niemals auf, auch nicht bei einer drohenden Niederlage oder bei einem scheinbar

übermächtigen Gegner.

Selbstbeherrschung - Achte auf Pünktlichkeit und Disziplin bei Training und Wettkampf. Verliere auf der Matte nie die Beherrschung, auch nicht bei Situationen, die du als unfair empfindest.

Freundschaft - Achte all diese Werte und alle Menschen. Dann wirst du beim Judo unweigerlich Freunde finden.

Diese Prinzipien und Werte sollen den Schülern im Rahmen von „Judo macht Schule“ näher gebracht werden und dabei helfen Gewalt zu verhindern bevor sie entsteht.

4. Zwei Module zur Integration in den Schulbetrieb

4.1 Modul A - Gewaltprävention und Judo im Rahmen von Projektwochen Im Rahmen von Projektwochen nehmen alle Schulklassen einer Grundschule an zwei Unterrichtseinheiten á 90 Minuten teil. Diese werden von ausgebildeten und lizensierten Trainern geleitet. Die erste Unterrichtseinheit erfolgt in Form eines theoretischen Unterrichts, die zweite Unterrichtseinheit ist eine

praktische Einheit, welche im Rahmen des Sportunterrichts durchgeführt wird.

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Da Gewalt in verschiedenen Formen auftritt und von jedem Einzelnen anders bewertet wird sollen die Schülerinnen und Schüler zu Beginn für sich selbst feststellen, was sie als Gewalt bezeichnen und was nicht. Dabei erfolgt keinerlei Bewertung Seitens der Referenten in Bezug ob richtig oder falsch, jeder soll für sich selbst entscheiden welche Situationen als Gewalt verstanden werden und welche nicht.

Im weiteren Verlauf sollen die Schülerinnen und Schüler in Rollenspielen verschiedene Situationen durchspielen, welche zu einer Gewalteskalation führen können und Mittel und Wege an die Hand bekommen zu einer Deeskalation beizutragen.

UE 1 – Theorieunterricht

In der theoretischen Unterrichtsstunde wird mit der ganzen Klasse, in ihrem Klassenraum, das Thema Gewalt erarbeitet. Dabei sollen vor allem die

Schülerinnen und Schüler erzählen was sie erlebt haben und über das Thema wissen. An Hand von Beispielen sollen die Schülerinnen und Schüler definieren was sie als Gewalt bezeichnen.

In Rollenspielen werden im Laufe der Stunde Situationen durchgespielt und Lösungswege erarbeitet. Dabei soll nicht geurteilt werden ob das Verhalten richtig oder falsch ist und es erfolgt keinerlei Bewertung.

UE 2 – Praktische Unterrichtstunde im Schulsport

In der praktischen Unterrichtsstunde wird im Schulsport mit den Kindern zu Beginn der Stunde noch einmal die Theorieeinheit zusammengefasst. Danach sollen sich die Kinder selbst einschätzen wo sie innerhalb der Gruppe stehen.

Dabei sollen sie sich nach verschiedenen Kriterien sortieren und aufstellen.

Mit den Kindern wird erarbeitet wie man sich untereinander körperlich messen kann ohne dass dabei jemand verletzt wird oder Grenzen überschritten

werden. Gemeinsam werden Regeln erarbeitet. Dabei sollen im Wesentlichen folgende Regeln herauskommen:

1. Niemand wird zu irgendetwas gezwungen, jeder Kampf ist freiwillig.

2. Niemand soll verletzt werden.

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3. Es darf nicht geschlagen, getreten, gebissen, gekniffen oder an den Haaren gezogen werden.

4. Jeder Kontrahent / jede Kontrahentin ist mit Höflichkeit und Respekt zu behandeln.

5. Kein Unterlegener wird gedemütigt oder erniedrigt.

6. Wenn jemand einen Kampf aufgibt ist dies in jedem Fall zu akzeptieren.

Die Kinder bekommen danach die Möglichkeit sich in verschiedenen

Kampfspielen um Gleichgewicht, Raum und Objekte zu messen. Dabei wird die Judoetikette angewandt, vor und nach jedem Duell verbeugen sich die

Kontrahenten, nach einem Duell geben sich die Kontrahenten die Hand.

4.2 Modul B – Gewaltprävention und Judo im Schulsport für die Klassenstufen 3 und 4 an Berliner Grundschulen

Modul B umfasst 12 Unterrichtseinheiten á 90 Minuten und wird im Rahmen des Sportunterrichts durchgeführt. Der Inhalt richtet sich dabei an den

Rahmenlehrplan der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport Berlin.

Die Unterrichtseinheiten bauen aufeinander auf und beinhalten sowohl Judotechniken, wie auch die Judowerte und verschieden Kampfspiele.

Neben dem im Rahmenlehrplan enthaltenen Punkt, Kämpfen nach Regeln, werden auch weitere Punkte des Lehrplans abgearbeitet. Diese sind: Spielen – Spiel, Körper- und Bewegungsschulung, Bewegung im Raum, turnerische Grundtätigkeiten und Erlernen ausgewählter Bewegungsfertigkeiten.

Jede Unterrichtseinheit unterteilt sich dabei wie folgt:

10 - 20 Minuten spielerische Erwärmung und Schulung der Motorik.

40 - 60 Minuten Hauptteil inklusive Judotechnik und Vermittlung von Judowerten

10 - 30 Minuten Kampfspiele und verschieden Formen des Raufens und Kämpfens und Auswertung.

Die angegebene Zeiteinteilung ist ein Richtwert und kann individuell an die einzelnen Schulklassen angepasst werden.

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UE 1 – Vorstellen, einschätzen, Regeln

Ziel der ersten Unterrichtseinheit ist es sich kennen zu lernen, innerhalb der Gruppe einzuschätzen und grundlegende Regeln festzulegen.

Beim Einschätzen innerhalb der Gruppe sollen sich die Schüler/-innen nach verschiedenen Eigenschaften einschätzen und aufstellen. Angefangen von klar zu ermittelnden Kriterien wie Größe und Alter bis zu Mut und Stärke.

Die grundlegenden Regeln sollen die Schüler/-innen selbst erarbeiten. Hierfür dient die Fragestellung: „Wenn du dich kämpferisch auseinander setzt, was möchtest du, dass dir nicht angetan wird?“ Dabei sollen die wichtigsten Dinge wie: Nicht verletzen, nicht schlagen, nicht treten, nicht an den Haaren ziehen, keine Beleidigungen, kein Zwang, keine Erniedrigungen herauskommen.

UE 2 – Höflichkeit, Respekt, Fallen lernen

Zu Beginn der Unterrichtseinheit werden die Judowerte Höflichkeit und

Respekt erklärt und den Schüler/-innen näher gebracht. Höflichkeit wird dabei im Judo besonders durch eine Verbeugung am Anfang und am Ende der Stunde sowie vor und nach jedem Üben mit einem Partner vermittelt. Der Wert

Respekt beinhaltet dabei nicht nur den Respekt der Schüler/-innen vor

dem/der Lehrer/-in sondern auch im umgekehrten Fall. Die Übungsleiter sind daher dazu angehalten einen respektvollen Umgang mit den Schüler/-innen zu pflegen. Ein wichtiges Beispiel ist hierfür das Zuhören wenn die Schüler/-innen etwas fragen oder erzählen wollen.

Da Judo mit werfen und geworfen werden zu tun hat ist es wichtig, dass richtige Fallen zu erlernen. Die Grundlegenden Punkte dabei sind den Kopf zu schützen, sich nicht abzustützen, wenn möglich abrollen und eine möglichst große Aufschlagfläche herstellen.

UE 3 – Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft, Prinzip Halten

Ehrlichkeit ist ein wichtiger Judowert, besonders in Bezug auf einen fairen Umgang miteinander und innerhalb einer Gruppe. Oft kommt es besonders bei Spielen zu Situationen in denen sich jemand durch das Überschreiten von Regeln einen Vorteil verschaffen möchte. Die Schüler/-innen werden dazu angehalten sich fair und ehrlich an die Regeln zu halten und sich zu überlegen

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wie sie darüber denken würden wenn ein anderer ihnen gegenüber sich nicht an abgemachte Regeln hält.

Bei allen Übungen sollen sich die Schüler/-innen so verhalten, dass ein gutes, gemeinsames, Üben möglich ist und andere dabei unterstützen sich verbessern zu können. Deutlicher wird die Hilfsbereitschaft bei den Wurftechniken wo bei jedem Wurf eine Fallhilfe gegeben wird.

Das Prinzip des Haltens wird im Bodenkampf eingesetzt. Die Schüler sollen vermittelt bekommen, dass nicht unbedingt der Einsatz von großer Kraft notwendig ist sondern durch geschicktes Einsetzen von Technik und des

eigenen Körpers ein Vorteil erzielt werden kann. Auch sollen die Schüler/-innen die Angst vor Kontakt überwinden lernen sofern diese vorhanden ist.

Wichtig in dieser Unterrichtseinheit ist auch das Abklopfen als Zeichen der Aufgabe bzw. des Unwohlbefindens zu lernen und das der Partner sofort darauf reagiert und die Situation löst.

UE 4 – Wertschätzung, Selbstbeherrschung, O-Soto-Otoshi

Jeder Mensch gleich welchen Alters sehnt sich nach Wertschätzung. Die Schüler/-innen werden dazu angehalten jede gezeigte Leistung der anderen wertzuschätzen und niemanden z.B. auszulachen wenn dieser etwas falsch vormacht. Dabei wird den Schüler/-innen klargemacht, dass jeder seine eigenen Stärken und Schwächen hat und es auch nicht gut findet wenn man selbst für seine eigenen Schwächen ausgelacht wird.

Im Kampfsport ist Selbstbeherrschung ein wichtiger Wert ohne den es nicht möglich ist einen reibungslosen Trainingsbetrieb abzuhalten. Besonders wenn man in eine Situation gerät in welcher man unterlegen ist oder sich unfair behandelt fühlt.

O-Soto-Otoshi ist die erste Wurftechnik welche die Schüler/-innen lernen, da sie wenig Verletzungsrisiko birgt und leicht umzusetzen ist. Wichtig ist es dabei zu vermitteln, dass es notwendig ist selbst einen stabilen Stand zu behalten und das Gleichgewicht des Partners durch Zug und Schub zu brechen.

UE 5 – Ernsthaftigkeit, Bescheidenheit, Halten und Befreien

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Die beiden Judowerte Ernsthaftigkeit und Bescheidenheit finden sich auch in den meisten anderen asiatischen Kampfsportarten wieder und sind ein wichtiger Bestandteil für ein vernünftiges und erfolgreiches Training.

Bescheidenheit meint auch, dass man sich nicht übertrieben über einen Sieg im Spiel oder Kampf freut und den Partner dadurch erniedrigt. Freude über Erfolge ist immer erlaubt es soll dabei aber ein gewisser Rahmen eingehalten werden.

Zusätzlich zu den erlernten Haltetechniken werden Möglichkeiten erarbeitet sich aus diesen zu befreien. Die Schülerinnen sollen dabei selbstständig Lösungswege erarbeiten. Dabei sollen sie versuchen möglichst geschickt ihre Kraft einzusetzen und mit dem ganzen Körper zu arbeiten.

Je nach Fortschritt der Gruppe und Annahme des Körperkontakts kann die Übung zu einem Kampfspiel, sprich Randori, ausgeweitet werden. Randori bedeutet übersetzt so viel wie: „Üben ohne Absprache“ und ähnelt einem Trainingskampf. Es gibt hier jedoch keinen Sieger oder Verlierer. Vielmehr soll in dieser ersten Stufe des Randoris darauf geachtet werden sich seinen

Partnern anzupassen und auch Erfolge des Partners zu ermöglichen.

UE 6 – Mut, Freundschaft, Uki-Goshi

Auch wenn Judo eine Einzelsportart ist werden für das Training Partner benötigt. Somit ist Freundschaft unter Judoka und innerhalb einer

Trainingsgruppe ein wichtiger Wert. Die Schülerinnen und Schüler sollen

vermittelt bekommen, dass man nicht unbedingt bester Freund mit jedem sein muss und trotzdem in einer Gruppe mit jedem respektvoll und freundschaftlich umgehen kann.

Es erfordert im Judo oft Mut sich einem Kampf zu stellen und sich auch mit stärkeren und größeren zu messen. Das Gleich trifft auch auf den Punkt Gewalt und Mobbing zu. Es erfordert Mut sich nicht Gruppendynamiken hinzugeben sondern darauf aufmerksam zu machen oder sogar einzuschreiten wenn jemandem Unrecht und Gewalt angetan werden.

Die Technik Uki-Goshi ist eine sogenannte Eindrehtechnik bei der der Partner über die Hüfte geworfen wird. Damit diese Technik geübt werden kann ist es wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler die grundlegenden Werte und

Prinzipien kennen. Hilfsbereitschaft, Mut und Freundschaft müssen verstanden werden um ein Kennenlernen der Technik zu ermöglichen.

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UE 7 – Wie Streit entsteht und Konflikte eskalieren

In kleinen Rollenspielen sollen die Schüler/-innen herausarbeiten wie ein Streit entsteht, sich hoch schaukelt und am Ende eskalieren kann. Anhand der

einzelnen Situationen soll dann von den Schüler/-innen herausgefunden werden an welchen Punkten und wie man eine Eskalation verhindern kann.

Hierbei soll vermittelt werden, dass es oft schon ausreichend ist auf

Beleidigungen und Provokationen nicht einzugehen. Gleichzeitig sollen die Schüler/-innen dahingehend sensibilisiert werden sich an einem Mobbing nicht zu beteiligen sondern einzugreifen und sich dahingehend mitzuteilen, dass einem ein solcher Umgang nicht gefällt.

Oft verstehen dies Schüler/-innen wenn sie in einem Rollenspiel erleben wie es ist selbst die betroffene Person zu sein.

UE 8 – Siegen durch Nachgeben, werfen wenn der Partner schiebt oder zieht Siegen durch nachgeben ist im deutschen Sprachgebrauch eine Übersetzung des Judoprinzips:“ Zei ryoku zen yo - Best möglicher Einsatz von Geist und Körper.“ Die beiden bereits erlernten Wurftechniken werden dabei in

Bewegungsaufgaben und unter Ausnutzung der Aktion des Partners geworfen.

O-Soto-Otoshi wird geworfen wenn der Partner einen zieht und Uki-Goshi wenn der Partner schiebt.

Wenn die Anwendungsaufgaben geübt wurden wird ein Vergleich mit Streitsituationen aufgebaut. Die Frage dabei lautet: „Was passiert wenn ich nachgebe und mich nicht auf Provokationen einlasse? Verliere ich dann oder kann ich so etwas gewinnen?“.

UE 9 – Judo im Wettkampf, Übergang vom Werfen zum Halten

Ein Judowettkampf beginnt im Stand. Dabei versuchen sich die Kontrahenten gegenseitig auf den Rücken zu werfen. Wird ein Partner voll auf den Rücken geworfen so kann ein Kampf vorzeitig gewonnen werden. Wird der Partner nicht voll auf den Rücken geworfen so kann der Werfende eine Wertung und damit einen Vorteil erzielen. Anschließend wird der Kampf direkt im Boden fortgesetzt.

Dieser Übergang vom Stand- in den Bodenkampf wird in dieser Einheit vermittelt. Dabei werden die beiden Wurftechniken und beide Haltegriffe

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sinnvoll kombiniert. Nachmöglichkeit sollen dabei die Schülerinnen und Schüler eigene Lösungswege der Aufgabenstellung erarbeiten.

UE 10 – Wie reagiere ich auf Provokationen, wie verhalte ich mich wenn ich angegriffen werde?

Die Schüler/-innen erarbeiten in Gruppen verschieden Situationen in denen sie provoziert und/oder angegriffen werden und sollen dabei Lösungswege finde um die Situation zu deeskalieren. Dabei sollen bereits gelernte Punkte

aufgegriffen und die Judoprinzipien angewendet werden. Besonders vertieft werden soll dabei der Punkt, Provokationen und Angriffe leerlaufen zu lassen.

Im weiteren Verlauf der Unterrichtseinheit sollen die Schüler/-innen erarbeiten was sie unternehmen können wenn sie sehen, dass jemand anderem Gewalt angetan wird. Hier geht es darum Zivilcourage zu entwickeln ohne sich selbst zu gefährden und dabei die Situation richtig einzuschätzen. Wichtige Punkte sind dabei Hilfeholen, sich bemerkbar machen und andere auf die Situation

aufmerksam zu machen.

UE 11 – Sumo, ein kleines Turnier

Je nach Fortschritt der Klasse wird ein kleines Turnier durchgeführt um einen Wettkampfcharakter zu erleben. Dies kann in Form von Sumokämpfen oder anderen Kämpfen um Raum oder Positionen durchgeführt werden Die

Schüler/-innen werden dabei, wie im Judo üblich, nach Gewicht und Geschlecht unterteilt. Die Einteilung erfolgt dabei grob, die Kinder werden nicht gewogen.

Dabei sollen die Kinder auch die Funktion von Kampfrichtern übernehmen und lernen wie man mit Siegen und Niederlagen umgeht. Besonders wichtig ist dabei der respektvolle Umgang miteinander von allen Schülerinnen und Schülern.

UE 12 – Auswertung und Abschluss mit den Schüler/-innen. Wie hat es euch gefallen, was habt ihr gelernt?

Gemeinsam mit dem Lehrer sollen die Schüler/-innen ihre Eindrücke mitteilen und nochmal zusammenfassen was sie in den Unterrichtseinheiten gelernt haben. Abschließend wird noch einmal darauf eingegangen, wie mit Hilfe der Judoprinzipien und –werte ein vernünftiger Umgang innerhalb einer

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Gemeinschaft geführt werden kann und wie eine Eskalation eines Streits verhindert werden kann.

5. Abschließende Bemerkung

Gewalt wird nie ganz aus unserer Gesellschaft verschwinden und doch ist jede Gewalttat eine Gewalttat zu viel. In unser aller Sinn sollte es sein Gewalt

dadurch zu verhindern, dass unsere Kinder Werte lernen die ihnen dabei helfen sich zu orientieren und einen eigenen, vernünftigen Weg zu gehen. Judo als Mittel zur Gewaltprävention kann dazu an Grundschulen einen wichtigen

Beitrag leisten, in dem es Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gibt sich in einem fairen Rahmen miteinander zu messen und sich selbst zu erfahren. Mit dem Näherbringen der Judowerte wollen wir frühzeitig einen Samen in das Bewusstsein junger Geister pflanzen der es ermöglicht sich selbst in eine positive Richtung zu entwickeln. Gewaltprävention soll ansetzen bevor der erste Kontakt mit Gewalt entsteht auch wenn dies nicht immer möglich seien wird.

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6. Quellennachweis:

Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. (KFN) Forschungsbericht Nr. 114

Jugendliche als Opfer und Täter von Gewalt in Berlin Dirk Baier, Christian Pfeiffer

2011

Deutscher Judobund e.V.

www.judobund.de Otto-Fleck-Schneise 12 60528 Frankfurt

Randori lernen & unterrichten Jennifer Goldschmidt (Autorin) Ralf Lippmann (Redaktion) ISBN: 978-3-89899-671-6 Meyer & Meyer Verlag

Referenzen

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