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Metall- und Elektroindustrie

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Wirtschaft aktuell

09 / 2008 - Aktuelle wirtschaftspolitische Analysen der IG Metall

Vorstand Wirtschaft

Technologie Umwelt

Metall- und Elektroindustrie

Leiharbeit steigt um 40.000 Beschäftigte

Die Leiharbeit nahm in den letzten Jahren kräftig zu. In der Gesamtwirtschaft stieg die Zahl der Leiharbeiter im Jahr 2007 auf 730.000, in der Metall- und Elektroindustrie auf 215.000. Berücksichtigt man die Fluktuation beim Leiharbeitseinsatz, beziffert sich die Zahl der Betroffenen auf 900.000 in der Gesamtwirtschaft und auf 260.000 in der Metall- und Elektroindustrie. Die Bundesregierung ist gefordert, die drastischen Auswüchse einzudämmen. Die IG Metall hat eine Leiharbeitskampagne gestartet. Ziel ist, die Leiharbeitsbedingungen zu verbessern und die Leiharbeitnehmer zu organisieren.

Leiharbeit legt kräftig zu

Arbeitnehmerüberlassung, wie Leiharbeit bzw. Zeitarbeit offiziell bezeichnet wird, gewinnt immer mehr an Bedeu- tung. Sowohl in der Gesamtwirtschaft, als auch in der Metall- und Elektroindustrie.

Leiharbeit in der Gesamtwirtschaft

Leiharbeitnehmer in 1.000

169

338 330 317 328 394

459 614

731

598

1995 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Jun 06 Jun 07 Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Herausgeber: IG Metall Vorstand - Wirtschaft, Technologie, Umwelt - 60519 Frankfurt am Main – 4. März 2008 Kontakt: wi@igmetall.de - www.igmetall.de/download- Tel.: +49(69)6693-2641 - Fax: +49(69)6693-80-2641 Mitte Juni 2007 gab es laut Bundesagentur für Arbeit in

der gesamten Wirtschaft rund 731.000 Leiharbeiter. Seit 1995 hat sich die Zahl mehr als vervierfacht. Ab 2003 nahm sie besonders stark zu. Insbesondere die ar- beitsmarktpolitischen Weichenstellungen der Rot- Grünen Bundesregierung im Jahr 2002 (Hartz I) begüns- tigten den kräftigen Anstieg. Hinzu kam in jüngster Zeit die günstige Wirtschaftskonjunktur. So stieg die Zahl der Leiharbeiter von 2005 auf 2006 um 34 Prozent. Und von Mitte 2006 bis Mitte 2007 legte sie nochmals um über zwanzig Prozent zu. Laut Zeitarbeitsindex des arbeitge- bernahen Instituts für Wirtschaft waren es Ende Sep- tember 2007 sogar 774.000. Berücksichtigt man die Fluktuation bei Leiharbeitseinsätzen, beziffert sich die Zahl der von Leiharbeit Betroffenen nach Schätzungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sogar auf rund 900.000. Der Trend in der Gesamtwirt- schaft zeigt weiter steil nach oben.

Leiharbeit verdrängt Normalbeschäftigung

Während die Leiharbeit kräftig zulegte, ging die reguläre Beschäftigung viele Jahre zurück. Erst mit der konjunk- turellen Belebung entstanden seit 2006 wieder neue re- guläre Arbeitsplätze. Allerdings bei weitem nicht so dy- namisch wie bei der Leiharbeit. Häufig wird „Normalbe- schäftigung“ durch die für Unternehmer zunehmend att- raktivere Leiharbeit ersetzt. Dies belegt eine Studie des IMU-Instituts und der IG Metall über die Entwicklung in einzelnen Regionen Baden-Württembergs.

Deregulierung: Politik begünstigt Leiharbeit

1985 bis 1997

Maximal erlaubte Überlassungsdauer wird schrittweise von 3 auf 12 Monate verlängert

Synchronisation wird erlaubt. (Arbeitsvertrag darf nun auf Ersteinsatz begrenzt werden.)

2002

maximal erlaubte Überlassungsdauer wird erneut von 12 auf 24 Monate ausgedehnt

2004: Zeitarbeits-Änderungen durch Hartz I

Begrenzung der Überlassungshöchstdauer fällt weg, Folge: totale Entfristung der Leiharbeit

Synchronisationsverbot (Verbot der Koppelung von Ar- beitsvertrag an Verleiheinsätze) wird aufgehoben.

Wiedereinstellungssperre wird abgeschafft.

Zwar wird der Gleichbehandlungsgrundsatz eingeführt („Zeitarbeitnehmer müssen wie Stammbelegschaft des Entleihers bezahlt und behandelt werden“). Allerdings gilt dies nicht, wenn ein anders lautender Tarifvertrag be- steht (ANÜG §3, Abs. 1, Nr.3).

Februar 2003: (Anmerkung)

Abschluss des ersten Flächentarifvertrages zwischen einer

„christlichen“ Gewerkschaft mit nordbayerischen Zeitarbeits- unternehmen. Mit diesem Tarifvertrag wird das gesetzliche Prinzip „gleiche Arbeitsbedingungen wie im Entleihbetrieb“

gezielt unterlaufen.

Zwischenfazit: In Deutschland ist die Leiharbeit auf dem Vormarsch und etabliert sich zunehmend in den Betrie- ben. Zwar arbeiten in der Gesamtwirtschaft erst 2,4 Pro- zent der Beschäftigten in dieser prekären Beschäfti- gungsform. Ganz anders sieht dies jedoch in der Metall- und Elektroindustrie (M+E-Industrie) aus.

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09 / 2008 Wirtschaft aktuell: Metall- und Elektroindustrie: Leiharbeit steigt auf 215.000 Beschäftigte

Herausgeber: IG Metall Vorstand - Wirtschaft, Technologie, Umwelt - 60519 Frankfurt am Main – 4. März 2008

Rekord: 215.000 Leiharbeitnehmer in der Metall- und Elektroindustrie

Jüngste IAB-Zahlen belegen, dass gerade in der Metall- und Elektroindustrie Leiharbeit besonders stark genutzt wird. Mitte 2007 wurden rund 215.000 Leiharbeiter in der M+E-Industrie eingesetzt, 40.000 mehr als im Vor- jahr. Das ist ein Zuwachs von 25 Prozent! Berücksichtigt man auch in der M+E-Industrie die Fluktuation bei Leih- arbeitseinsätzen, kommt man leicht auf eine Fallzahl von rund 260.000.

Wie sich die Leiharbeit auf die M+E-Branchen verteilt, zeigt die untenstehende Grafik. Die meisten Leiharbeiter werden im Maschinenbau eingesetzt.

41

58

37 35 29 15

Feinm ech./Optik Sonst. Fahrzeugbau Kraftfahrzeugbau Elektrotechnik Metallw aren/

Stahlbau Maschinenbau

Leiharbeiter in der M+E-Industrie

in 1.000

Quelle: IAB, IG M etall

Weil die Branchen unterschiedlich groß sind, sind Er- kenntnisse über die Intensität der Leiharbeit in den ein- zelnen Branchen allerdings aufschlussreicher. So kom- men in der Branche Sonstiger Fahrzeugbau (vor allem Werften, Bahn-, Luftfahrzeugindustrie) auf hundert regu- lär Beschäftigte 14 Leiharbeiter. In der Branche Metall- waren/Stahlbau sind es sechs und in den übrigen Bran- chen der M+E-Industrie fünf. Im Durchschnitt aller M+E- Branchen kommen auf 100 Beschäftigte sechs Leihar- beiter.

Alle Branchen verzeichneten von 2006 bis 2007 kräftige Zuwachsraten. Am stärksten erhöht wurde der Einsatz von Leiharbeit in der Automobilindustrie.

Metall- und Elektroindustrie Leiharbeit nimmt drastisch zu

Veränderung Juni 2007/2006

5,7%

17,9%

28,3%

33,3%

33,8%

36,1%

25,0%

So nst . F ahr z eug b au M et . w ar en/ S t ahlb au I nsg esamt M aschi nenb au El ekt r o t echni k F einmech. / O p t i k Kr af t f ahr z eug b au

Q l l IA B B t i b l d i B h

Quelle: IAB, IG M etall

Großbetriebe nutzen Leiharbeit intensiver

38 Prozent der M+E-Leiharbeiter werden in mittelgroßen Betrieben (100 bis 500 Beschäftigte) eingesetzt. In Großbetrieben (über 1000 Beschäftigte) arbeiten rund

32 Prozent. Drei Viertel der mittelgroßen Betriebe be- schäftigen Leiharbeiter. Mit einem Anteil von 88 Prozent gibt es Leiharbeit in fast allen Großbetrieben, so die Er- kenntnisse des IAB.

Jetzt zeigt sich, dass gerade Großunternehmen von der Leiharbeit profitieren, obwohl sie in der Regel über ein professionelles Personalwesen verfügen und solche Er- leichterungen gar nicht nötig hätten.

M+E-Industrie

Leiharbeit nach Betriebsgrößenklassen

Juni 2006 gegenüber Juni 2007 Leiharbeiter in 1.000

31

67

22

52

36

81

30

67

20 bis 99 Beschäftigte

100 bis 499 Beschäftigte

500 bis 999 Beschäftigte

1000 und mehr Beschäftigte Quelle: IAB, IG Metall

IG Metall-Kampagne Leiharbeit

Fazit: Leiharbeit wird heute kaum noch zum flexiblen Ausgleich von Produktionsspitzen genutzt. Vielen Un- ternehmern geht es heute um Zusatzprofite auf dem Rücken schlechter bezahlter Leiharbeiter. Mit Leiharbeit werden Belegschaften gespalten und gegeneinander aufgebracht. Das ist für die IG Metall nicht akzeptabel.

Die IG Metall hat deshalb eine „Leiharbeitskampagne“

gestartet. Es geht um spürbare Verbesserungen der Ar- beitsbedingungen, einen funktionsgerechten Einsatz, mehr Mitbestimmungsrechte und vor allem um mehr Geld. Oberstes Ziel ist, „Gleiches Geld für gleiche Ar- beit“ durchzusetzen. Diese Ziele lassen sich nur errei- chen, wenn Leiharbeitnehmer sich selbst für ihre Rechte engagieren. Deshalb ist die Mitgliedergewinnung von Leiharbeitern ein zentraler Schwerpunkt der Kampagne.

Forderungen der IG Metall zur Leiharbeit

Leipziger Signal (vom Gewerkschaftstag 2007 beschlossen):

Oberster Grundsatz: Gleiche Arbeit, gleiches Geld

an die Leiharbeiter/innen: IG Metall ist die Gewerk- schaft für Leiharbeiter/innen. Gemeinsam mit den Stammbelegschaften sollen die Arbeitsbedingungen der Leiharbeiter/innen verbessert werden.

an die Unternehmer: Jetzt ist Schluss mit Missbrauch.

Jeder Einsatz von Leiharbeit wird im Betrieb kritisch ge- prüft. Verdrängung von regulärer Beschäftigung und Lohndumping durch Leiharbeit wird nicht mehr zugelas- sen.

an die Politik: Es muss wieder eine umfassende Regu- lierung der Leiharbeit geben. Insbesondere muss das Synchronisationsverbot wieder eingeführt werden, so dass die Einstellung der Leiharbeiter nur für die Dauer des Einsatzes im Entleihbetrieb nicht mehr zulässig ist.

an die IG Metall selber: Sie stellt sich der Herausforde- rung und strebt einen aktionsfähigen Organisationsgrad bei den Leiharbeiter/innen an.

Kurzfristig müssen die Tarifverträge der DGB- Tarifgemeinschaft mit den Leiharbeitsverbänden BZA und IGZ über das Entsendegesetz für allgemeinverbind- lich erklärt werden.

Kontakt: wi@igmetall.de - www.igmetall.de/download- Tel.: +49(69)6693-2641 - Fax: +49(69)6693-80-2641

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