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Den Keimen auf der Spur

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17. Jahrestagung, 18.– 20. Oktober 2016, LLA Triesdorf

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Den Keimen auf der Spur Michael Kerger & Christian Natrop

Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Der Keimgehalt der Anlieferungsmilch in Nordrhein-Westfalen (NRW) liegt seit mehreren Jahren auf einem konstant guten Niveau. Mehr als 98% der Lieferanten in NRW liefern Milch, die unterhalb des gesetzlichen Grenzwertes von 100.000 Keimen/ml (Güteklasse I) liegt. Aus der monatlichen Überwachung der Anlieferungsmilch wird aber in den letzten Jah- ren deutlich, dass nur knapp 90% der Lieferanten das „S-Milchkriterium“ unter 50.000 Kei- me/ml erreichen.

Da einzelne Molkereiunternehmen für die Erreichung eines Milchgeldzuschlags das

„S-Milchkriterium Keimzahl“ weiter abgesenkt haben (kleiner 30.000 bzw. 15.000 Kei- me/ml), ist es in den letzten zwei Jahren zu einer erhöhten Beratungsnachfrage gekommen.

Zur Unterstützung und neutralen Beratung der Landwirte bei Milchqualitätsproblemen gibt es bei der Landwirtschaftskammer NRW den Micherzeugerberatungsdienst. Dieser besteht aus sechs Beratern, die dezentral in NRW angesiedelt sind.

Die Ursachenfindung für einen erhöhten Keimgehalt sollte je nach Anlagengröße und Anla- gentyp systematisch und durch Anwendung verschiedener Untersuchungsmethoden und Messinstrumente erfolgen. Die erste und wichtigste Maßnahme bei der Keimzahlberatung ist die visuelle Kontrolle. Nicht selten fallen bereist bei der systematischen Inaugenscheinnahme der Anlage Mängel auf. Bei diesem Arbeitsschritt sollte die für die Reinigung der Anlage zu- ständige Person anwesend sein. Gemeinsam und Schritt für Schritt werden die oft betriebs- spezifischen Abläufe bei der Reinigung der Melk- und Kühlanlage besprochen bzw. erfragt und protokolliert. Um auch in verwinkelten Rohren und Leitungen einen Einblick zu erhalten, bietet sich der Einsatz eines kostengünstigen Endoskops an. Mit PC oder dem Smartphone lassen sich manchmal in sonst unerreichbaren Stellen der Anlage Ablagerungen per Video oder Bild dokumentieren.

Auch über die Abläufe im Bereich der Melkhygiene, beim Melken selbst sowie über die all- gemeinen Hygienezustände sowohl im Stall- und Melkbereich sollte sich der Berater einen Überblick verschaffen. Lassen sich durch eine optische Begutachtung der Gegebenheiten kei- ne Mängel erkennen, gilt es, die Keimquellen einzugrenzen. Dies gelingt durch die systemati- sche Entnahme von so genannten „Stufenproben“. Dabei werden an verschiedenen und eine Beprobung zugänglichen Stellen des Melk- und Kühlsystems Milchproben entnommen. Bei der Probenentnahme hat die Sauberkeit höchste Priorität, um mit den Ergebnissen nicht auf eine falsche Fährte zu gelangen. Dabei sollten keine großen Eingriffe in der Anlage vorge- nommen werden. Beim Öffnen von Milchleitungen und milchführenden Gummiteilen sollte die Milch, die in dem Proberöhrchen abgefüllt wird, nicht über möglicherweise verschmutzte Verschraubungen und Dichtungsringe laufen. Schließlich wird hierbei nur eine repräsentative Milchmenge von ca. 30-45 ml entnommen, die auf ihrem Weg in das Proberöhrchen z.B. über einen geöffneten und an den Windungen verschmutzten Schraubverschluss Kontakt zu uner- wünschten Keimen bekommt, die aber nicht aus dem Anlageninneren stammen. Bei der Pro- benreihenfolge ist es daher auch ratsam, die Proben ausgehend vom Milchtank zur Melkanla-

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ge zur entnehmen. Auf diese Weise lassen sich Verschleppungen bei der Probennahme ver- meiden. Um Fehler bei der Probennahme zu erkennen, ist es ratsam, an den vorgesehenen Entnahmestellen, insbesondere bei automatischen Melksystemen (AMS) Doppelproben zu entnehmen. Weichen die beiden Proben von einer Entnahmestelle stark ab, ist ein Proben- nahmefehler offensichtlich. Je mehr Probenstellen an der Anlage möglich sind, desto einfa- cher und präziser ist die Eingrenzung der Keimquelle. Auch sollten die Milchproben über den gesamten Zeitraum der Befüllung des Milchtanks bzw. Milchwanne z.B. mit jedem Melkvor- gang oder bei automatischen Melksystemen täglich erfolgen. Von Nachteil hierbei ist, dass von der Probennahme bis zum Ergebnis mehrere Tage verstreichen können.

Ein weiteres Hilfsmittel zum Aufspüren von Ablagerungen ist der Einsatz eines ATP Messge- rätes. Die Nutzung dieses Messinstrumentes hat den Vorteil, dass Berater und Landwirt un- mittelbar mit der Entnahme von Abstrichen an verschiedenen zugänglichen Stellen der Anla- ge auch unmittelbar vor Ort ein Ergebnis erhalten. Der Nachteil dieses Messinstrumentes liegt jedoch darin, dass in komplexen Anlagen, wie z.B. einem AMS nur bestimmte Stellen für Abstriche zugänglich sind und dabei keine Aussagen über den gesamten Hygienezustand der Anlage gemacht werden können.

Lässt sich eine Keimquelle anhand der zuvor beschriebenen Beobachtungen und Maßnahmen zuordnen, stellt sich dann für die Beteiligten die Frage nach der Ursache. Auch hier bieten Messinstrumente sowie weitere Beobachtungen der Verfahrensabläufe, wie z.B. der Spülvor- gang der Melk- oder Kühlanlage Hilfestellungen. Für eine ausreichende Reinigung und Des- infektion der gesamten Anlage spielt die Reinigungstemperatur im Hauptspülgang eine be- sondere Bedeutung. Hierfür ist ein Temperaturmessgerät zwingend erforderlich. In der Bera- tung stehen verschiedene Messinstrumente zu Verfügung. Einfache Temperaturfühler, die während des Reinigungsvorganges in den entsprechenden Anlagenstellen eingeschoben wer- den können, geben hier schnellen Aufschluss über den Sachverhalt. Hilfreich ist auch der Ein- satz eines „Temperaturloggers“, der geschützt, z.B. in einem Edelstahlkäfig über einen pro- grammierten Zeitraum, z. B. jede Minute einen Temperaturwert aufzeichnet. Nach dem Mess- zeitraum können die Daten ausgelesen und tabellarisch bzw. grafisch ausgewertet werden.

Besonders bewährt hat sich sein Einsatz in Milchkühltanks, so dass ohne ständige Anwesen- heit des Beraters während des gesamten Kühl- bzw. Reinigungsprozesses Temperaturauf- zeichnungen über mehrere Tage ausgewertet und dokumentiert werden können.

Erreichen in einer „verkeimten“ Anlage die Reinigungstemperaturen die geforderten Werte, kann ein Mangel in der Dosierung des R + D-Mittels Ursache für erhöhte Keimzahlen sein.

Das Auslitern der Wassermengen in den einzelnen Spülgängen und die Ermittlung der zuge- führten R + D-Mengen in der jeweiligen Anlage sind erste einfache Schritte zur Überprüfung der Reinigungsmittelkonzentration. Weitere Aufschlüsse bietet die Nutzung eines speziell zusammengestellten Laborkoffers. Das dort verpackte Minilabor ermöglicht die Analyse der Reinigungslösung der Anlage vor Ort. Wichtige Untersuchungsparameter sind hierbei der pH- Wert, der Aktivchlorgehalt und die Alkalität der Spüllösung.

Literatur

Jahresbericht Landeskontrollverband NRW 2015

Referenzen

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