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Ethische Urteilsbildung am Beispiel „Tierversuche“ – Ein Unterrichtsentwurf für den Sekundarbereich I, Gymnasium

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Academic year: 2022

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Loccumer Pelikan | 4 / 2019

materialien 1

JEANETTE KANTUSER

Ethische Urteilsbildung am Beispiel „Tierversuche“

Ein Unterrichtsentwurf für den Sekundarbereich I, Gymnasium

 Materialien zum Pelikan 4/2019

© Vit Kovalcik / 123RF

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Loccumer Pelikan | 4/ 2019

materialien 2

M 1: HABEN TIERE EINE WÜRDE?

Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.

Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.

Bibel, 1. Mose 1,27-28

Gott, der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.

Bibel, 1. Mose 2,15

Es gibt deutliche Unterschiede zwischen Menschen und Tieren. Zwar sind beides lebende Organismen mit einer gewissen „Mechanik“. Der Mensch hat jedoch darü- ber hinaus eine Seele. Tiere dagegen sind seelenlos.

René Descartes, frz. Philosoph (1596-1650), zitiert nach. Wustmans, S. 17

Gott der Schöpfer ist der Ursprung und der Erhalter des ganzen Kosmos. (…) Biblische Aussagen wie „macht euch die Erde untertan“ und „herrscht über sie“

sind jahrhundertlang zur Rechtfertigung zerstörerischen Verhaltens gegenüber der geschaffenen Ordnung missbraucht worden. Indem wir diese Vergewaltigung be- reuen, nehmen wir die biblische Lehre an, dass die nach Gottes Bild geschaffenen Menschen als Diener Gottes und als Abbild seiner erschaffenden und erhaltenden Liebe eine besondere Verantwortung dafür haben, dass sie für die Schöpfung Sor- ge tragen und in Harmonie mit ihr leben. (…)

Abschlusserklärung auf einer Weltversammlung christlicher Kirchen 1990

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Loccumer Pelikan | 4 / 2019

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Es gibt keine allgemeine, allen Menschen vorgegebene Werteordnung, in der ein Eigenwert oder eine Würde von Tieren festgelegt ist. Jede dahingehende Bewer- tung ist daher subjektiv und bringt nur die eigene Einstellung zum Ausdruck.

vgl. N. Hoerster, Tierethik, S. 34,38

Ein Lebewesen wie ein Menschenaffe oder ein Hund, der in gleichem Maße Selbst- bewusstsein besitzt wie der Mensch, darf nicht anders bewertet werden; er muss genauso als „Person“ gelten.

Peter Singer, australischer Philosoph (*1946), zitiert nach Wustmans, S. 18

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Loccumer Pelikan | 4/ 2019

materialien 4

M 2: BEISPIEL FÜR GESINNUNGSETHIK

ALBERT SCHWEITZER

UND DIE „EHRFURCHT VOR DEM LEBEN“

„Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ (…)

Ich möchte leben. Ich habe Angst, dass ich getötet werde, oder dass mir Schmerzen zugefügt werden. Ebenso geht es allem Lebendigen um mich herum. Es spielt keine Rolle, ob sich die Lebewesen äußern können oder stumm bleiben. Die Antwort auf die Frage ‚Was soll ich tun?‘ besteht darin, zum Ziel zu haben, allem Lebendigen „die glei- che Ehrfurcht vor dem Leben entgegenzubringen wie dem eigenen.“

(…) Dazu gehört es, allem Leben, dem ich beistehen kann, zu helfen und keinem Leben Schaden zuzufügen. Dabei ist es egal, inwiefern dieses oder jenes Leben als wertvoll angesehen wird und Anteilnahme verdient. Es ist auch egal, inwieweit es empfindungs- fähig ist. Das Leben als solches ist heilig.

Ein Mensch, der so denkt und handelt, „reißt kein Blatt vom Baume ab, bricht keine Blume und hat acht, dass er kein Insekt zertritt. Wenn er im Sommer nachts bei der Lampe arbeitet, hält er lieber das Fenster geschlossen und atmet dumpfe Luft, als dass er Insekt um Insekt mit versengten Flügeln auf seinen Tisch fallen sieht. Geht er nach dem Regen auf der Straße und erblickt den Regenwurm, der sich darauf verirrt hat, so bedenkt er, dass er in der Sonne vertrocknen muss, wenn er nicht rechtzeitig auf Erde kommt, in der er sich verkriechen kann, und befördert ihn von dem todbringenden Steinigen hinunter ins Gras.“ (…)

„Auf tausend Arten steht meine Existenz mit anderen in Konflikt. Die Notwendigkeit, Leben zu vernichten und Leben zu schädigen, ist mir auferlegt.“ (…) Trotzdem erkennt die Ehrfurcht vor dem Leben keine Kompromisse und Relativierungen an. „Als gut lässt sie nur Erhaltung und Förderung von Leben gelten.“

Albert Schweitzer (1875 – 1965)

Evangelischer Theologe, Philosoph, Musikwissenschaftler und Arzt

In: Albert Schweitzer, Kultur und Ethik (1923), München 1996, S. 327ff,

zitiert nach: Husmann, Bärbel / Bertl, Sandra: Christliche Ethik angesichts globaler Heraus- forderungen, Themenheft Oberstufe, Stuttgart 2017, S. 8f.

Textnahe Umformulierungen durch Jeannette Kantuser.

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