0 Einleitung und Anwendungshinweise
0.1 Zielsetzung
Infrastruktur- und Flächenentwicklungen unterliegen dem Anspruch auf nachhaltigen Umgang mit Grund und Boden. Im Vordergrund steht dabei zunehmend die Reaktivierung brachliegender Flächen in urbanen Ballungs- räumen. Auf solchen Standorten finden sich in der Regel bauliche Anlagen aus der gewerblichen, industriellen oder militärischen Vornutzung häufig verbunden mit Kontaminationen des Bodens, des Grundwassers und der Bausubstanz. Voraussetzung für die Rückführung von Industrie-, Gewerbe- und Verkehrsbrachen sowie freiwer- dender militärischer Liegenschaften mit Belastungsverdacht aus der früheren Nutzung in den „Flächennutzungs- Kreislauf“ sind die systematische Erfassung von altlastverdächtigen Flächen/Altlasten und Verdachtsflä- chen/schädlichen Bodenveränderungen (d. h. die Vervollständigung entsprechender Kataster), Untersuchungen zur Aufklärung des Bodenzustands sowie gegebenenfalls an die Nachfolgenutzung angepasste Sanierungsmaß- nahmen. Den planungstechnischen Unsicherheiten bei Rückbau, Sanierung und Baureifmachung steht die Forde- rung nach Kostensicherheit für die Inwertsetzung auf Investorenseite entgegen.
Das Leistungsbuch Altlasten & Flächenentwicklung soll diese Lücke weiter schließen. Es ist ein Hilfsmittel bei der Planung von Infrastrukturmaßnahmen beim Flächenmanagement und zur Sanierung von Altlasten. Es ermög- licht dazu
a) die Systematisierung und Beschreibung von Leistungen und
b) die Durchführung von Kostenermittlungen, sowie von Kostenvergleichsrechnungen. Zugleich unter- stützt es Nutzen- Kostenuntersuchungen / Kostenwirksamkeitsbetrachtungen bei der Auswahl von Sa- nierungsmaßnahmen.
0.1.1 Grundsätze der Kostenstrukturierung und Kostenvergleichsrechnung
Das Leistungsbuch Altlasten & Flächenentwicklung folgt in Struktur und Aufbau der Methodik der Kostener- mittlung im Bauprojektmanagement. Die Informationen sollen für eine Verbesserung der Kostentransparenz sorgen und das Kostenbewusstsein (Kosten-Nutzen-Überlegungen) fördern. Damit wird den inhaltlichen Anfor- derungen an eine DIN-gemäße Kostenermittlung entsprochen. Über verschiedene Detaillierungsgrade werden Planungsgrundlagen und Informationen zu altlastenrelevanten Leistungen und Marktpreisen geboten.
In der Baukalkulation haben DIN-gemäße Kostenermittlungen den Zweck, die zu erwartenden Kosten einer Baumaßnahme als Grundlage für Planungs-, Ausführungs- und Investitionsentscheidungen möglichst zutreffend vorauszuberechnen bzw. entstandene Kosten in tatsächlicher Höhe festzustellen. Kostenermittlungen sind nach einer Kostengliederungs-Systematik zu ordnen und darzustellen (DIN 276). Dabei sind Art, Umfang und Genau- igkeit der Kostenermittlungen abhängig vom jeweiligen Stand der Planung, von den verfügbaren Angaben und Erfahrungswerten sowie - im Falle der Kostenfeststellung - von den Abrechnungsunterlagen.
Die DIN 276 beschreibt neben allgemeinen Kostenbegriffen und Kostenbestandteilen die Anforderungen an Kostenermittlungen für den Hochbau. Da das Prinzip der Kostengliederung über verschiedene Detaillierungsstu- fen jedoch auf alle übrigen Bauvorhaben der Infrastrukturentwicklung übertragen werden kann (z. B. unter An- wendung der Kostenelementemethode), lässt sich die normativ geforderte Mehrstufigkeit und Durchgängigkeit in der Systematik auch bei der Kostenplanung von Flächenentwicklungsmaßnahmen einhalten.
Bei der Kostenermittlung im Rahmen der Flächenentwicklung können daher folgende Kostenarten unterschieden werden:
1. Der zulässige Kostenrahmen zur Formulierung der Investitionsziele einer Flächenentwicklung, 2. die Kostenschätzung am Ende des Vorentwurfs,
3. die Kostenberechnung am Ende der Entwurfsplanung,
4. den Kostenanschlag im Rahmen der Entscheidungen zur Vergabe, 5. die Kostenfeststellung nach Fertigstellung des Bauvorhabens und 6. die Nutzungs- bzw. Betriebskosten nach Inbetriebnahme.
Der Kostenanschlag und die Kostenfeststellung sind gewerkeorientiert aufgebaut. Weil sich aber die ersten bei- den Arten auf das Gesamtvorhaben und seine (Bau-)Elemente beziehen, muss man aus den festgestellten Ab- schlussdaten Kennzahlen für die frühen Phasen bilden zu können. Analoges gilt ebenso für die Kostensteuerung, wenn Baukosten in die Kosten der Gewerke umzuwandeln sind, um beim Entstehen und nach Fertigstellung des Kostenanschlags mit den Ergebnissen der Kostenberechnung vergleichen zu können.
Bei Planungsbeginn sind die Kosten nach (Bau-)Elementen geordnet, mit der Ausführungsvorbereitung ist nur die an Gewerken und Teilleistungen ausgerichtete Ordnung sinnvoll. Damit wird deutlich, dass Kosten der Ge- werke in Elementekosten und Kosten der Bauelemente in Kosten für Leistungen der Gewerke umzuwandeln sind. Das verlangt die Befähigung zum Vorwärts- und Rückwärtsrechnen, so dass eine entsprechend sichere, wirklichkeitsnahe und ausreichend schnelle Kostenzuordnung möglich werden muss.
Hauptstrukturen der Bau- bzw. Sanierungskosten
Kostengruppen und (Bau-)Elemente Gewerke und Teilleistungen
Kostenschätzung Kostenberechnung Kostenanschlag Kostenfeststellung Grobkennzahlen Mittlere Kennzahlen Vertragspreise Abgerechnete Preise
(Ist-Kosten)
⇑ ⇑ ⇑ Kennzahlen (Ist)
Zur Verwendung im objektinternen Vergleich ↵ Übersicht zur
Kennzahlbildung
Zur Verwendung in Folgeprojekten ↵
Die Kostenelementmethode geht demnach zunächst von Grobelementen aus. Diese werden im Rahmen der pla- nungstechnischen Grundlagenermittlung einzelnen übergeordneten Kostengruppen (z. B. Rückbau) zugewiesen.
Sie stellen die Verdichtung miteinander vernetzter Bauleistungen dar (z. B. Gebäudeentkernung) und lassen sich im weiteren Planungsverlauf schrittweise in weitere Elemente gliedern (z. B. Asbestarbeiten). Diese Gliede- rungselemente sind - mit zunehmenden Kenntnisstand - Funktionselemente (Vorplanung), Konstruktionselemen- te (Entwurfsplanung) und schließlich die ausschreibungsrelevanten Leit- und Unterpositionen (Ausführungspla- nung).
Viele Altlastenprojekte beinhalten neben den reinen Bauelementen auch Kostenelemente mit Langzeitwirkung auf der Betriebskostenseite (z. B. Grundwassersanierungen). Deshalb lässt sich das Leistungsbuch Altlasten &
Flächenentwicklungneben der Bestimmung reiner Bau- und Investitionskosten auch zur Betriebskostenrechnung heranziehen; diese erfolgt i. d. R. in 3 Teilbereichen:
1. Kostenartenrechnung: welche Kosten sind in welcher Höhe wo entstanden und wie kann man die Ge- samtkosten so untergliedern, dass sich brauchbare Aussagen hinsichtlich der Kostenstruktur eines Pro- jektes ergeben? Im Rahmen von Grundwassersanierungsprojekten bieten sich z. B. die folgenden Kos--
tenarten an:
Betriebskosten (Materialkosten, Energiekosten, Kosten für bezogenen Leistungen, Personalkosten, Abwasserabgabe / Einleitgebühren, Entsorgungskosten, sonstige) und
Kalkulatorische Kosten (Abschreibungen, Zinsen).
2. Kostenstellenrechnung: wo an welcher Stelle des Projektes sind welche Kosten in welcher Höhe ent- standen? Im Rahmen der Grund- und Abwasserreinigung bieten sich folgende Kostenstellen an:
Kanäle (Hauptsammler, Anschlussleitungen), Bauwerke (Brunnen, Pumpwerke),
Abreinigungsanlagen (Abwasserreinigungs-, Schlammbehandlungsstufen).
Die Bildung der Kostenstellen orientiert sich dabei an den Gegebenheiten des Projektes und den be- trieblichen Erfordernissen.
3. Kostenträgerrechnung: Wofür, für welche Leistung sind welche Kosten in welcher Höhe entstanden?
Neben der Kostenermittlung während der unterschiedlichen Planungsphasen für einzelne Sanierungsszenarien bzw. Maßnahmenvarianten, lassen sich mit dem Leistungsbuch Altlasten & Flächenentwicklung auch Kosten- vergleichsrechnungen durchführen (z. B. Sicherungs- vs. Dekontaminationsverfahren). Eine Kostenvergleichs- rechnung stellt die einfachste Methode der analytischen Bewertungsverfahren dar. Der Kostenvergleich dient dazu, aus einer Reihe Alternativen mit gleichem Nutzen die kostenmäßig optimale Lösung zu ermitteln. Damit können bereits im Vorfeld der Sanierungsentscheidung - d.h. vor der Vergabe und möglichst noch vor der Aus- schreibung – Systemvergleiche durchgeführt werden, um eine weitgehend objektive Rangfolge der zur Verfü- gung stehenden Varianten sicherzustellen. Eine umfassende Darstellung der Kostenvergleichsrechnung geben die "Leitlinien zur Durchführung dynamischer Kostenvergleichsrechnungen (KVR-Leitlinien)" der Länderar- beitsgemeinschaft Wasser (LAWA, 10/2004; www.lawa.de).
Die KVR-Leitlinien zeigen die benötigten Rechentechniken sowie die wesentlichen Kalkulationsgrundlagen auf und schematisieren den Berechnungsablauf. Es handelt sich dabei um ein dynamisches Verfahren, bei dem der zeitlich unterschiedliche Anfall der Kosten durch Auf- und Abzinsung berücksichtigt wird. Im Vorfeld einer Kostenvergleichsrechnung sind die Ziele der bevorstehenden Sanierungs- oder Entwicklungsmaßnahme und die zur Verfügung stehenden Verfahrensalternativen zur Zielerreichung auszuarbeiten (z. B. Pump-and-Treat vs.
Reaktives System). Maßnahmenvarianten mit unterschiedlichem Nutzen sind nicht nur hinsichtlich der Kosten zu vergleichen, sondern auch hinsichtlich des unterschiedlichen Nutzens zu bewerten. Die eigentliche Kosten- vergleichsrechnung läuft dann in 5 grundsätzlichen Stufen ab:
1. Kostenermittlung:
für jede in die Untersuchung einzubeziehende Variante sind alle im konkreten Einzelfall entscheidungs- relevanten Budgets und Kostenarten zu erfassen und die entsprechenden Kosten ihrer Größe nach zu ermitteln.
2. Finanzmathematische Aufbereitung:
Zeitliche Wichtung der Kosten zu Zwecken des Wertvergleichs. Hiermit werden Alternativen mit unter- schiedlichen Kostenstrukturen (z. B. Dekontaminationsmaßnahmen mit hohen Investitions- und gerin- gen Betriebskosten im Vergleich zu Sicherungs- / Monitoringmaßnahmen mit niedrigen Investitions- und hohen Betriebskosten) vergleichbar gemacht.
3. Kostengegenüberstellung zum Vergleich der Alternativen.
4. Empfindlichkeitsprüfung und Ermittlung kritischer Werte:
Die ermittelten Kosten sind insbesondere bei langlebigen Maßnahmen mit Unsicherheiten behaftet. Im Rahmen dieses Schritts sind deshalb die Eingangsdaten um kritische Beträge zu ändern und die Stabili- tät der kostengünstigsten Lösung zu prüfen.
5. Gesamtbeurteilung und Projektvorschlag.
In der nachfolgenden Tabelle sind generelle Aufgabenstellungen im Zusammenhang mit Altlasten und Flächen- entwicklungsmaßnahmen, damit verbundene Anwendungsmöglichkeiten und Beispiele für die praktische An- wendung des Leistungsbuchs Altlasten & Flächenentwicklungim Zusammenhang mit dem Vollzug der Bundes- Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV) dargestellt.
Aufgabenstellung Anwendungsmöglichkeiten Beispiele für die praktische Anwendung
In frühen Planungsphasen für:
Kostenschätzungen Wertermittlungen
Investitionsentscheidungen
Darstellung der Grundlagen einer Kostenschätzung
Systematisierung und Beschrei- bung von raum- und flächen- bezogenen Kostenkennzahlen in Verbindung mit objekteigenen Merkmalen (analog DIN 277) Zusammenfassung von Kosten- gruppen
Schlussfolgerungen zu Grundlagen und Ergebnissen der Kostenschät- zung
Erstellung einer detaillierten Kosten- schätzung für Sanierungsszenarien im Rahmen der Sanierungsuntersuchung nach BBodSchV
Prüfung der Kostenschätzungen durch die Behörde
Grundlage zur Ermittlung des Hono- rars von Planungsleistungen nach HOAI
Finanzplanung der Haushaltsmittel für Maßnahmen der Behörden
Ordnungsbehördliche Tätigkeiten, u.a.
o Aufwandsermittlung
o Prüfung der Verhältnismäßigkeit o Festsetzung von Zwangsmitteln Anmeldung zur Förderung von Lan- desmitteln durch die Behörde
In fortgeschrittenen Planungspha- sen für die:
Aufstellung der Leistungsbe- schreibung mit Leistungsver- zeichnis oder Leistungspro- gramm
Kostenberechnung Kostenverursachung Kostenbeeinflussung Kostensteuerung in der Maßnahmenplanung
Klassifizierung und Zuordnung von Leistungen mittels:
o Unterscheidung nach Art, Zweck, und Ort der Leistung o Haupt-, Hilfs- und sonstige
Leistungen
o Eigenständigkeit von Leistun- gen
o Leistungsverflechtungen o Leistungszuordnung Darlegung der Methodik der Kos- tenberechnung
Beschreibung der Ursache- Wirkungsbereiche in den Kosten mittels Kostenanalyse in mehreren Planungsebenen
Darlegung der Kostenverursachung und Kostenbeeinflussung
Vergleichende Kostenberechnung zur Kostensteuerung
Ermittlung des Einflusses des Bauentwurfs auf die Baukosten
Erstellung einer Kostenberechnung im Rahmen der Sanierungsplanung bzw.
des Sanierungsplanes nach BBodSchV
Prüfung der Kostenberechnungen durch die Behörde
Grundlage zur Ermittlung des Hono- rars von Planungsleistungen nach HOAI
Ausschreibung von Leistungen für Flächenentwicklungen / Altlastensa- nierungen
Kostencontrollings
Kostenanschlag und Kosten- feststellung in Bauvorbereitung und Bauausführung
Beschreibung von Kosten und Leistungen auf dem Weg zum Kos- tenanschlag mittels Leistungsbegriff und Leistungsbeschreibung nach VOB (Leistungsverzeichnis, Leis- tungsprogramm)
Kostencontrolling in der Bauausfüh- rung / Bauüberwachung (Einfluss der Ausschreibung sowie der Preis- und Vertragsart bei öffentlichen und privaten Auftraggebern auf das Budget)
Kostenfeststellung und Dokumenta- tion der Baukosten mittels:
o Feststellung der Maßnahmen- kosten (je nach geltender Ver- tragsform)
o Kostenfeststellung nach Kos- tengruppen
o Kostenkennwerten o Liquiditätsplanung
Aufgabenstellung Anwendungsmöglichkeiten Beispiele für die praktische Anwendung
Kostenvergleichsrechnung Systematisierung der bewertungs- relevanten Kosten
Ermittlung der Kostenbarwerte und Jahreskosten für mehrjährige Sa- nierungsvorhaben
Kostengegenüberstellung
Unterstützung der Sensititvitätsana- lyse
Kostenvergleichsrechnung im Rah- men der Sanierungsuntersuchung nach BBodSchV
Kostenwirksamkeitsanalyse und Nutzen-Kosten- Untersuchung
Hinweise zur Nutzenermittlung Indikatoren
Kostenbarwerte Nutzen-Kostenvergleich
Kostenwirksamkeitsanalyse und Nutzen-Kosten-Untersuchung im Rahmen der Sanierungsuntersuchung nach BBodSchV
0.2 Informations- und Datenermittlung im Rahmen der Erstellung des Leistungsbuchs
Um die Projektkalkulationen mit Marktpreisen zu hinterlegen, wurden Leistungsverzeichnisse abgeschlossener und laufender Baumaßnahmen, Auskünfte und Angebote von Sanierungsanbietern, sowie die Kostenfeststellun- gen aus abgeschlossenen Sanierungsfällen bundesweit recherchiert. Für die Einzelgewerke wurden Kostenansät- ze mit ihren wichtigsten Kosteneinflussfaktoren zusammengefasst.
Zur fachlichen Beratung und zur Unterstützung der erforderlichen Informations- und Datenrecherche wurde ein länderübergreifender, projektbegleitender Arbeitskreis eingerichtet. Beteiligt waren Vertreter von Bundes- und Landesbehörden, Kommunen, Sanierungs- und Entwicklungsgesellschaften sowie privaten Unternehmen. Mit- glied des Arbeitskreises war auch die Oberfinanzdirektion Hannover als Leitstelle des Bundes für Boden- und Grundwasserschutz. Im Rahmen der Recherche von abgeschlossenen Altlasten- und Flächenentwicklungsmaß- nahmen wurden 961 Behörden, Verbände, Unternehmen und Ingenieurbüros kontaktiert. Seitens der angefragten Institutionen wurden 568 abgeschlossene Baumaßnahmen der Jahre 2001 bis 2004 mit insgesamt 1770 einzelnen Bietern zur Auswertung zur Verfügung gestellt. Dabei wurden allein seitens des projektbegleitenden Arbeitskrei- ses und der über die OFD Hannover beteiligten staatlichen Bauverwaltungen 419 altlastenrelevante Fälle mit 1254 Bietern beigebracht. Die Auswertung der Leistungsverzeichnisse erfolgte in anonymisierter Form, d.h.
ohne Registrierung von Auftraggeber und Bieter.
0.3 Aufbau und Benutzungshinweise
Das Leistungsbuch Altlasten & Flächenentwicklung strebt in seiner Systematik eine möglichst hohe Konformität zur VOB an und orientiert sich – soweit möglich - inhaltlich und fachlich an den Standardleistungsbüchern (StLB) für das Bauwesen 1). Da ein Großteil sanierungsrelevanter Leistungen Bauleistungen herkömmlicher Art und die StLBer Ausschreibungshilfen der öffentlichen Bauverwaltung sind, wurde hier Wert auf größtmögliche Übereinstimmung gelegt.
Die Beschreibung der Leistungsbereiche erfolgt im wesentlichen 3-geteilt.
1 aufgestellt vom Gemeinsamen Ausschuss Elektronik im Bauwesen (GAEB; Geschäftsführung beim Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau) in Verbindung mit dem Deutschen Verdingungsausschuss für Bauleistungen (DVA) und dem DIN als Herausgeber.
0.3.1 Technische und rechtliche Kurzbeschreibung
Im Eingangskapitel werden die Inhalte und Planungsgrundlagen jedes Leistungsbereiches mit Hinweis auf rele- vante Regelwerke und Gesetzestexte zusammenfassend dargestellt.
0.3.2 Leistungsbeschreibung mit Kostenansatz
Zur anschließenden orientierenden Kostenschätzung wurden für ausgewählte Leistungsbereiche Kostenmodule abgeleitet. Das Kostenmodul stellt einen Modellansatz zur überschlägigen Kostenermittlung auf der Grundlage weniger Kenngrößen dar. Mit Hilfe der Kostenmodule ist eine Kostenschätzung auch für Anwendungsfälle mög- lich, für die die notwendigen Detailangaben zu Massen / Mengen / Stoffinventar o.ä. zur Kalkulation von Ein- zelpositionen nicht vorliegen. Durch Zusammenführen der Kostenermittlungen mittels der Module können die Kosten der Gesamtmaßnahme größenordnungsmäßig kalkuliert werden.
Eine detaillierte Kostenschätzung wird mit Hilfe der Leistungsregister durchgeführt. Für einige Leistungsberei- che sind Module aufgrund der spezifischen Kostenstruktur nicht ableitbar. Sie ermöglichen lediglich eine über- schlägige Abschätzung von Kosten. Ein Leistungsregister enthält die wichtigsten Positionen des jeweiligen Leis- tungsbereiches mit Einzelpreisangaben. Das Leistungsregister dient der Vorkalkulation einzelner Gewerke. Die Anwendung der Register erfordert detaillierte Standortkenntnisse. Leistungsregister sind analog zu den Stan- dardleistungsbüchern für das Bauwesen (StLB) strukturiert. Da ein Großteil sanierungs- und flächenentwick- lungsrelevanter Leistungen Bauleistungen herkömmlicher Art darstellen, wurde hier eine größtmögliche Kon- formität mit den Kalkulationsbedürfnissen des konventionellen Bauwesens angestrebt. Die Leistungsregister des Leistungsbuches Altlasten & Flächenentwicklung 2004 / 2005 wurden entsprechend der vorhandenen Daten- grundlage aktualisiert und erweitert. Für einzelne Positionen, für die keine aktuellen Kosten recherchiert werden konnten, wurden die Einzelpreise des Leistungsbuches Altlasten & Flächenentwicklung 1997 / 1998 übernom- men. Diese „alten“ Preise sind durch Kleindruck und * optisch hervorgehoben. Bei der Anwendung der Leis- tungsregister ist zu beachten, dass die als „alte“ Preise markierten Daten aufgrund der Marktentwicklung zumeist überhöhte Kostenansätze darstellen. Für Leistungsbereiche, die derzeit noch nicht dem Stand der Sanierungs- technik entsprechen (wie z. B. Elektrokinetik, Reaktive Systeme) und für die keine auswertbaren Kostenangaben vorlagen, wurden keine Leistungsregister erstellt.
Leistungsbeschreibungen erfolgen durch einen 6-ziffrigen Code. Die ersten 4 Ziffern besitzen systematischen Charakter: mit den ersten 2 Ziffern wird der Leistungsbereich gekennzeichnet; die 3. und 4. Ziffer dienen der weitergehenden Gliederung des Leistungsregisters in Titel. Die letzten beiden Ziffern beschreiben die eigentliche Leistung.
Beispiel:
Leistungsbuch
Altlasten & Flächenentwicklung Verzeichnis-Nr.
30-00-00 BODENAUSHUB, ERDARBEITEN, SEPARIERUNG
Leistungsbereich:
30-
Bodenaushub, Erdarbeiten, Separierung
Titel:
02-
Oberbodenarbeiten
Leistung:
01
Oberboden (DIN 18 300) abtragen; im Baustellenbereich in Mieten aufsetzen
Die angegebenen Einheitspreise verstehen sich als fertige Leistungen einschließlich der Kosten für Lohn und Material exklusive der Mehrwertsteuer. Die Preise stammen im wesentlichen aus Baumaßnahmen der Jahre 2001 bis 2004. Alle Preise wurden gründlich recherchiert; allerdings muss dem Anwender bewusst sein, dass eine Reihe standortspezifischer Rahmenbedingungen die Kostenansätze nach oben oder unten verändern können.
Unter anderem können die folgenden Kosteneinflussparameter variierend wirken:
• kostenerhöhende Einflussparameter
Ã-1 kleine Mengen in Umfang und Bauvolumen Ã-2 komplizierte Sanierungsrandbedingungen Ã-3 Koordination konkurrierender Gewerke Ã-4 Vorgabe kurzer Bauzeiten
Ã-5 hohe Auslastung der Bieter
Ã-6 Ballungszentren und deren Randbereiche
Ã-7 Innenstadtlagen mit erschwertem Baustellenzugang
Ã-8 regionale / lokale Andienungspflichten an Verwertungs- bzw. Entsorgungseinrichtungen Ã-9 öffentliche Forderungen
Ã-10 Planungsmängel
• kostenreduzierende Einflussparameter
Ä-1 große Mengen gleicher Leistungen (z. B. im Rahmen von Großsanierungsprojekten) Ä-2 einfache Sanierungsrandbedingungen
Ä-3 geringe Auslastung der Bieter
Ä-4 strukturschwache und stark ländliche Gebiete Ä-5 nachtragsfeste Planung und Vertragsgestaltung
Für einzelne Leistungspositionen werden Kostenspannen (von - bis) und ein Durchschnittspreis (∅) angegeben.
Dabei geben die Durchschnittspreise nicht das arithmetische Mittel aus Höchst- und Niedrigstpreis, sondern einen gestützten Mittelwert der Datenbank (unter Ausblendung der Höchst- und Niedrigstpreise) über die Sum- me aller jeweils recherchierten Preise für eine Leistung wieder. Zur Abschätzung der Datenqualität wird die Anzahl der zugrunde liegenden Leistungspositionen vergleichbarer Maßnahmen dem Kostenansatz nachgestellt.
Sollten einige der oben angeführten Kosteneinflussparameter für das zu kalkulierende Bauprojekt besonders wirksam sein, so sind die Durchschnittspreise - entsprechend dem Gewicht und der Anzahl der in Betracht zu ziehenden Einflussparameter – für den kalkulatorischen Ansatz nach oben oder nach unten zu verändern. Bei einigen Leistungspositionen gibt das Leistungsbuch Altlasten & Flächenentwicklung bereits einen oder mehrere preisverändernde Einflussparameter vor. Diese wurden ermittelt nach:
• Rabattstaffelungen bei zunehmenden Mengen gleicher Leistung;
• Angaben über den Arbeitszeitbedarf für die Ausführung der jeweiligen Teilleistung in den entsprechenden Leistungspositionen (z. B. Zunahme des Arbeitszeitbedarfs für Erdarbeiten bei höheren Bodenklassen oder zunehmenden Aushubtiefen). Sie sind abgeleitet nach den Arbeits-Richtwerten für Bauarbeiten. Deren Leis- tungsgrundlage ist eine als „Normalleistung“ definierte Leistung, die von jedem ausreichend geübten Arbeit- nehmer nach Einarbeitung und voller Übung ohne Gesundheitsschädigung auf Dauer erreicht oder erwartet werden kann;
• den Kosten der Leistungsgeräte; diese sind den Einzelkosten einer Teilleistung zuzurechnen. Sie setzen sich zusammen aus dem Arbeitszeitbedarf für die Gerätebereitstellung, dem Betriebsstoffverbrauch, der Leistung der Baugeräte (z. B. Baggerspiele / h) und den Gerätevorhaltekosten (Abschreibung und Verzinsung, Repara- turkosten, Reparaturlöhne, Vorhaltekosten / Monat, Berechnungen an Dritte, Wagnis und Gewinn).
Die Kosteneinflussgrößen sind den kalkulatorischen Durchschnittspreisen in Kursivschrift nachgestellt. Sie fun- gieren als Faktor, der einer prozentualen Veränderung des Grundpreises nach oben oder unten entspricht. Bei der Kalkulation der jeweiligen Positionen sind sie als Multiplikator auf den Durchschnittspreis anzuwenden. Sofern die Kosten einer Leistung durch mehrere Einflussgrößen bestimmt werden, so sind die maßgeblichen Faktoren der jeweiligen Einflussgrößen nacheinander mit dem Grundpreis zu multiplizieren:
Beispiel: LB-Pos. 30-02-01 „Boden lösen, laden und seitlich lagern“ (Kap.6.3):
KostenLB30-02-01 = Grundpreis ⊗ f[Baugrubenbedingungen] ⊗ f[Aushubvolumen] ⊗ f[Aushubtiefe]
⊗ f[Bodenklasse] ⊗ ggf. f[gesonderte Separierung]
0.3.3 Weiterführende Literaturangaben und Internetverweise
Für jeden Leistungsbereich finden sich weiterführende Planungsgrundlagen zur inhaltlichen Vertiefung in einem eigenständigen Kapitel. Die Literaturangaben stellen dabei lediglich eine Auswahl dar.
0.3.4 Anwendungshinweise
Das Leistungsbuch behandelt umfangreiche Leistungsbilder verschiedener Fachdisziplinen der HOAI und VOB für das gesamte Feld der Infrastrukturentwicklung. Es soll und kann keine fundierte Ingenieurplanung ersetzen, sondern diese nur unterstützen. Im Zweifelsfall muss immer die Hinzuziehung eines Fachplaners mit persönli- cher Referenz im betrachteten Leistungsbereich erfolgen.
Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass Kostendaten für Positionen, die eine Vielzahl an Einzelleistun- gen beinhalten (z. B. Baustelleneinrichtung) eine eingeschränkte Aussagekraft haben, da die kostenbestimmen- den Randbedingungen zumeist nicht bekannt sind.
Alle Preise besitzen Schätzungscharakter. Sie sind im Einzelfall sorgfältig auf Relevanz zu überprüfen und dür- fen nicht als wettbewerbsbeschränkende Preisempfehlung genutzt werden!