Der Index oder die Aufrechterhaltung der Kaufkraft
Die automatische Indexierung der Löhne in Belgien hat zum Ziel, die Erhaltung unserer Kaufkraft zu garantieren. Darunter versteht man die Möglichkeit, die gleiche Menge Güter und Dienstleistungen mit seinem Einkommen zu erwerben wie vorher.
DIE INDEXIERUNG
Sie gibt die Entwicklung der Preise einer gewissen Anzahl Produkte und Dienstleistungen wieder.
Steigen die Preise, steigt der Index. Übersteigt er einen Schwellenwert, werden die Löhne angepasst.
Die Indexierung wird auf die Löhne des Privatsektors und des öffentlichen Sektors angepasst, aber auch auf die Transferleistungen (Renten, Arbeitslosenunterstützung, Kindergeld, Krankengeld, usw.).
DER GESUNDHEITSINDEX
Ausgehend vom Index der Konsumpreise, der die Entwicklung aller Güter und Dienste berücksichtigt, erhält man einen weiteren Index, den Gesundheitsindex. Diese Zahl berücksichtigt weder Tabak, noch Alkohol, Benzin und Diesel. Auf Basis dieser Indexe werden die Löhne angepasst.
DIE INDEXIERUNG DER TRANSFERLEISTUNGEN UND DER LÖHNE DER ÖFFENTLICHEN DIENSTE
Diese erfolgt auf einem geglätteten Gesundheitsindex, d.h. dem Durchschnitt des Gesundheitsindexes der letzten 4 Monate. Die Indexierung erfolgt nur, wenn dieser Index einen bestimmten Schwellenwert überschreitet. Der geglättete Index ist maßgebend für die Sozialzulagen, die Mieten und bestimmte Lohnkategorien.
Die Transferleistungen werden im Monat nach der Überschreitung des Schwellenindexes erhöht, die Löhne des öffentlichen Sektors einen Monat später.
DIE LOHNINDEXIERUNG IM PRIVATSEKTOR.
Der Augenblick der Erhöhung wird verhandelt und durch Tarifverträge festgelegt. Es gibt also verschiedene Systeme: entweder auf Basis eines Schwellenwertes, oder zu festen Zeitpunkten (etwa alle drei Monate). Es gibt auch ein Mischsystem: die Löhne werden zu festen Zeitpunkten erhöht, aber nur, wenn der Schwellenwert überschritten wurde. Endlich gibt es „All in“-Systeme, wo die Entwicklung der Löhne (kumulierte tatsächliche Lohnerhöhung und Indexierung) im Voraus festgelegt werden, gleich wie die Entwicklung des Indexes ist.
DIE REFORM DES INDEX
Alle 8 Jahre wird der Index gründlich reformiert. Unsere Konsumgewohnheiten ändern, und der Index muss angepasst werden.
Die letzte Reform datiert von 2006. Eine Reihe Güter und Dienste wurden gestrichen, wie Strickwolle, Tonbandgeräte, Anrufe aus einer Telefonkabine. Andere wurden hinzugefügt, wie Mehrkornbrot, Waschmaschine, DVD-Spieler, PC, Handy, Internetabonnement. Auch die Gewichtung wurde angepasst, ebenso wie die Berechnung gewisser Güter und Dienste, wie die Autos. Das Gewicht eines Gutes oder Dienstes zeigt seine Bedeutung für eine sogenannte „normale“ Familie.
Es wurde vereinbart, dass nun die Anpassung des Warenkorbes alle zwei Jahre stattfinden sollte. So entspricht der Korb mehr der Realität. Im Januar 2008 wurde das Navigationsgerät und der Laptop hinzugefügt, im Januar 2010 die Sparlampe, der WLan-Router oder auch das Abonnement im Fitnesscenter.
Das System stellt ein wichtiges Element für die Gerechtigkeit und den sozialen Frieden in Belgien und im Großherzogtum Luxemburg dar
Nun soll diese wichtige soziale Errungenschaft auf Druck der deutschen Bundesregierung (Angela Merkel) in Belgien und Luxemburg abgeschafft werden.
F.G.T.B 03/2011