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Merkels ungehaltene Rede

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144 IPMärz /April 2012 Schlusspunkt

Merkels ungehaltene Rede

Was die Bundeskanzlerin zur europäischen Finanzkrise eigentlich sagen wollte Am 7. Februar 2012 hielt Angela Mer-

kel im Neuen Museum vor europäischen Studenten ihre Standardrede zur Ret- tung der Euro-Zone. IP veröffentlicht ex- klusiv Passagen, die die Kanzlerin ver- legt hatte, die unser Korrespondent aber im verschneiten Lustgarten fand.

„ … Ich erinnere mich noch, wie die- ses Museum in den achtziger Jahren aussah: eine verfallene Kriegsruine mit drei Wänden, den Elementen aus- gesetzt. Nach einiger Zeit erhielt das Gebäude ein Notdach, und in den vergangenen Jahren konnte ich von meiner Wohnung aus beobachten, wie das Museum restauriert wurde. Lange, bevor das Gebäude aus den Ruinen emporstieg, stärkten die Bauarbeiter aufwändig die Fundamente.

Unser europäisches Haus ist in einem besseren Zustand, als es das Neue Museum war; aber Jahre der Vernachlässigung haben dazu geführt, dass wir eine Runderneuerung brau- chen – während die Uhr tickt, die Haushaltsmittel stark begrenzt sind, die Märkte aufmerksam zuschauen und unsere Bürger auf der Baustelle wohnen müssen. Wir haben mit dem Euro-Rettungsschirm ein notdürftiges Dach gezimmert, nun diskutieren wir im Erdgeschoss strukturelle Fragen.

Einige wollen eine schnelle Renovie- rung nach den alten Plänen. Aber was passiert, wenn das Haus beim nächs- ten Finanzbeben absackt – oder völlig zusammenbricht?

Ich möchte ein europäisches Haus, das in der Lage ist, Stresstests einer

globalisierten Welt zu widerstehen. In der Debatte heißt es oft, Deutschland könne oder solle mehr tun. Andere sagen, wir sollten weniger fordernd auftreten. Worin sie übereinstimmen ist, dass Deutschland die Finanzierung bereitstellen, bei der Bauplanung aber kein Mitspracherecht haben soll …

Ja, wir verlangen schwierige Refor- men – nicht als preußische Peiniger, sondern aufgrund unserer starken Überzeugung, dass sie unsere gemein- samen europäischen Fundamente stär- ken werden. Bei einer Einigung bin ich zuversichtlich, dass die deutschen Wähler ihren Beitrag zu Europas Zu- kunft leisten werden, wie sie es in der Vergangenheit stets getan haben.

All das darf uns nicht von der un- gleich dringenderen Frage ablenken:

Erfordert die Zukunft europäischer Demokratie mehr oder weniger geteil- te Souveränität? In einem Radiointer- view von 1991, das kürzlich noch ein- mal ausgestrahlt wurde, sagte ich, dass es entmutigend sei, wie lange Ent- scheidungen im dezentralisierten westdeutschen System bräuchten. ‚De- mokratie ist wichtig‘, sagte ich, ‚aber sie ist manchmal eben auch anstren- gend, wenn ein Problem brennt.‘

Wir sind gewählt worden, um die brennenden Probleme zu lösen. Mein Appell an Sie lautet, dass Sie sich in die Debatte über das Europa von mor- gen einmischen. Es ist anstrengend, aber lohnend; es ist Ihr Kontinent, es ist Ihre Demokratie.“

DEREK SCALLY ist Berlin-Korrespondent der Irish Times.

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