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Das heutige Angebot an chairside-CAD/CAM- Blöcken ist sehr gross und vielfältig. Zudem werben Hersteller neuartiger CAD/CAM-Blö- cke oft mit einer nicht zutreffenden Material- kategorie. Entsprechend stellt sich die Frage, wie die Rekonstruktionen idealerweise vorbe- handelt werden sollen, um einen optimalen Verbund der Restauration mit der Zahnsubs- tanz zu erzielen.
Wird die zeitliche Abfolge der Material- entwicklung betrachtet, können die CAD/
CAM-Blöcke in traditionelle CAD/CAM-Blö- cke mit den Untergruppen Silikat- und Oxid- keramiken und in neuartige CAD/CAM-Blöcke mit den Untergruppen Polymer-infiltrierte CAD/CAM-Blöcke und Komposit-basierte CAD/CAM-Blöcke unterteilt werden (Abb. 1).
Der Polymer-infiltrierte Keramikblock, auch Hybridkeramik genannt, wird in einem auf- wendigen Verfahren zuerst als poröser Feld- spat- Block (ca. 86 Gew.-%) gebacken, der an- schliessend mit Polymer infiltriert wird. Diese kunststoffinfiltrierte Keramik weist im Ver- gleich zum reinen Feldspat eine höhere Biege- festigkeit, aber ein niedrigeres E-Modul auf.
Aufgrund des hohen Feldspat-Anteils muss die kunststoffinfiltrierte Keramik zwingend mit Flusssäure (Abb. 4) und Silan vorbehandelt und adhäsiv eingesetzt werden. Die Komposit- basierten CAD/CAM-Blöcke werden von den Herstellern oft fälschlicherweise als «Resin- Nano Ceramic» oder «Flexible Nano Ceramic»
bezeichnet. Es sind aber allesamt konventio- nelle Komposit-Blöcke mit einem Fülleranteil von 61 bis 86 Gew.-%. Sie unterscheiden sich ausschliesslich in der Zusammensetzung der Polymermatrix und bezüglich der Füllermi- schung, -grösse und -verteilung.
Die Kompositblöcke weisen eine höhere Biegefestigkeit und ein tieferes E-Modul als die Hybridkeramik auf. Ausserdem besitzen sie eine deutlich höhere Kantenstabilität als die konventionellen Keramiken. Zur Vorbehand- lung wird das Anrauen der Innenflächen mit 50 µm Aluminiumoxid-Pulver empfohlen (Abb. 9). Selbst die Vorbehandlung mit Fluss- säure (Abb. 8) weist eine geringere Oberflä- chenrauigkeit auf. Eine adhäsive Zementie- rung ist ebenfalls zwingend.
SCHLÜSSELWÖRTER: Polymer-infiltrierter CAD/CAM-Block, CAD/CAM-Kompositblock, keramikähnli- che Materialien, Hybridkeramik
LITERATUR
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Domenico Di Rocco
Klinik für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinder- zahnmedizin, Zahnmedi- zinische Kliniken, Universität Bern
KORRESPONDENZ Dr. Domenico Di Rocco Klinik für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinder- zahnmedizin
Freiburgstrasse 7 CH-3010 Bern
E-Mail: admin@dirocco.ch LAYOUT
Ressort für Multimedia, zmk bern
Neuartige chairside-CAD/CAM-Blöcke
Vorbehandlung und Zementierung
CAD/CAM Blöcke TraditionelleCAD/CAM-BlöckeNeuartige CAD/CAM-Blöcke Zementierung: adhäsive Zementierung, keine Alternativmethode
Silikat-Keramik CAD/CAM-Blöcke
(Glasreiche Matrix) Feldspat (Sanidine) Leuzit-Glaskeramik Lithiumdisilikat-Glaskeramik
und Derivate
Polymer-infiltrierte CAD/CAM-Blöcke
(Hybrid-Keramik) Vita Enamic Biegefestigkeit: ca. 160 MPa
E-Modul: 30 GPa Konditionierung:
HF-Säure und Silan
Oxid-Keramik CAD/CAM-Blöcke
(Kein Glasanteil in der Matrix) Zirkonoxid-Keramik Aluminiumoxid-Keramik
Komposit-basierte CAD/CAM-Blöcke
GC Cerasmart Coltène Brillant Crios 3M ESPE Lava Ultimate Kuraray Katana Avenica
Shofu Block HC VOCO Grandio-Block Biegefestigkeit: 170–240 MPa
E-Modul: 8–13 GPa Konditionierung: Sandstrahlen
und Silan (ohne Adhäsiv)
Abb. 1 Einteilung der traditionellen und der neuartigen chairside-CAD/CAM-Blöcke
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Abb. 2 Vita Enamic unbehandelt Abb. 3 Vita Enamic mit Phosphorsäure (35%) für 60 Sekunden geätzt. Keine
sichtbaren Veränderungen
Abb. 4 Vita Enamic mit gepufferter Flusssäure (9%) für 60 Sekunden geätzt.
Deutliches Ätzmuster Abb. 5 Vita Enamic mit 50 µm Aluminiumoxid-Pulver abgestrahlt. Die zu
behandelnde Oberfläche wurde vorgängig geschwärzt und bis zur kompletten Säuberung behandelt. Weniger deutliche Oberflächenrauigkeit (vgl. Abb. 4)
Abb. 6 GC Cerasmart unbehandelt Abb. 7 GC Cerasmart mit Phosphorsäure (35%) für 60 Sekunden geätzt.
Keine Oberflächenveränderung
Abb. 8 GC Cerasmart mit gepufferter Flusssäure (9%) für 60 Sekunden geätzt. Einzig der Glasanteil wurde aus der Oberfläche herausgelöst (mässi- ges Ätzmuster).
Abb. 9 GC Cerasmart mit 50 µm Aluminiumoxid-Pulver abgestrahlt.
Die Oberfläche wurde ebenfalls geschwärzt und anschliessend behandelt.
Deutliche Oberflächenrauigkeit
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