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Archiv "Sexuell übertragbare Erkrankungen: Was einem offenen Gespräch im Weg steht" (30.11.2007)

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A3310 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 48⏐⏐30. November 2007

P O L I T I K

Jessen sich noch zusätzlich zu sei- ner Arbeit als Hausarzt beschäftigt.

So gibt er zwei Seminare an der Berliner Charité: eines über die Theorie der negativen Nachrichten- überbringung, eines über Infekti- onsmedizin in der Praxis. Außerdem bildet er Studenten im praktischen Jahr aus und engagiert sich für die Kompetenznetze HIV/AIDS und Hepatitis. Darüber hinaus nimmt seine Praxis regelmäßig an nationa- len und internationalen Studien teil;

schwerpunktmäßig geht es um neue Erkenntnisse über HIV, humanes Papillomavirus, Hepatitis und ande- re sexuell übertragbare Krankhei- ten. „Ich sehe mich zwar nicht als Forscher“, unterstreicht der Facharzt für Allgemeinme- dizin, „ich möchte aber dazu beitragen, Trends zu setzen.“

Jessen war 1985 wäh- rend seines Auslands- semesters an der Uni- versity of California in San Francisco erst- mals mit der Immun- schwächekrankheit kon- frontiert worden. Die Pa- tienten verstarben da- mals „massenhaft“, erinnert er sich.

Anfang der 90er- Jahre lernte er auf dem AIDS-Kongress in Berlin Charles Robert Gallo kennen – den Mann, der als Entdecker der ersten mensch- lichen Retroviren Anfang der 80er- Jahre berühmt geworden war. Gal- lo übte große Wirkung auf ihn aus; vielleicht war er sogar der Mann, dem Jessens heutiges En- gagement für die HIV-Forschung und für die Aidspatienten zu ver- danken ist.

Jessen blieb auch weiterhin mit Gallo in Kontakt und lernte durch ihn andere Koryphäen der Aidsfor- schung kennen. Der renommierte Wissenschaftler bot ihm sogar eine Stelle im Labor am National Cancer Institute der U.S. National Institutes of Health an, dem Gallo bis 1995 vorstand. Jessen lehnte ab. Er ent- schied sich für die eigene Praxis.

Seine Patienten danken es ihm. I Martina Merten

D

ie Empfehlungen von Ärztin- nen und Ärzten haben einen großen Einfluss auf das Gesund- heitsverhalten ihrer Patienten. Vor dem Hintergrund steigender Infekti- onszahlen ist daher nahe liegend, die Prävention der HIV-Infekti- on und anderen sexuell über- tragbaren Krankheiten (STD) in der ärztlichen Praxis ver- stärkt zu thematisieren. Auch die Bundesregierung stellt in ihrem Strategiepapier zur Be- kämpfung von HIV/Aids fest, dass die Potenziale der Ärzte- schaft auf diesem Gebiet zu we- nig genutzt werden. Jedoch:

Für eine sinnvolle Prä- vention ist die offene Kommunikation über Sexualität unerlässlich.

Dies fällt nicht allen Beteiligten leicht.

Welche Hemmungen und/oder Widerstände ei- nem vertrauensvollen Ge- spräch über intime Lebensbereiche entgegenstehen, ist bislang nicht er- forscht. Die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) hat daher in Zusammen- arbeit mit dem Kompetenznetz HIV/AIDS beim Institut für Medi- zinmanagement und Gesundheits- wissenschaft (IMG) der Universität Bayreuth ein Projekt in Auftrag ge- geben. Festgestellt werden soll unter anderem, welche Informationen und welche praktischen Hilfestellungen sich Patient(inn)en und Ärztinnen/

Ärzte wünschen, und unter welchen Voraussetzungen die Arztpraxis der richtige Ort für ein solches Präventi- onsgespräch sein kann.

Zudem weiß man wenig darüber, wie solche Gespräche überhaupt ab- laufen; möglicherweise werden nur Basisinformationen vermittelt, ohne

das persönliche Verhalten zu thema- tisieren. „Zwischen Laien und Ärz- ten bestehen häufig unterschied- liche Erklärungsmodelle für ein Krankheitsgeschehen, es wird eine unterschiedliche Sprache gespro- chen, und es werden andere Bilder und Metaphern verwendet. Das kann die Kommunikation erheblich erschweren“, erläutert Angelika Wolf vom IMG. Auch ein gewisses

„Machtgefälle“ zwischen Arzt und Patient spiele mit hinein.

Die Fragen der Patienten können durchaus vielfältig sein: Was tun, wenn der Partner auf Kondomver- zicht besteht? Welche Regeln soll- ten bei unterschiedlichen Praktiken beachtet werden?

Persönliche Interviews und moderierte Diskussionen

Das Forschungsprojekt zielt vor allem auf die in Deutschland am stärksten von HIV betroffene Grup- pe ab – Männer, die Sex mit Män- nern haben. Dabei sollen sowohl nicht infizierte Personen als auch HIV-Positive einbezogen werden.

Geplant sind persönliche Interviews sowie moderierte Diskussionsgrup- pen in Berlin und im Landkreis Bay- reuth. Der Verlauf der Gespräche wird aufgezeichnet und von den Forscher(inne)n dann mit Methoden der qualitativen Sozialforschung

ausgewertet. I

Steffen Taubert Deutsche AIDS-Hilfe e.V.

Wilhelmstraße 138 10963 Berlin E-Mail: steffen.taubert@dah.aidshilfe.de

Für das Projekt erhält die Deutsche AIDS-Hilfe finanzielle Unterstützung von der Bundeszen- trale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und vom Verband der Privaten Krankenversi- cherung e.V. (PKV).

SEXUELL ÜBERTRAGBARE ERKRANKUNGEN

Was einem offenen

Gespräch im Weg steht

Ein Forschungsprojekt der Deutschen AIDS-Hilfe

lotet aus, wie Ärzte stärker in die Prävention von STD

und HIV-Infektionen einbezogen werden können.

Referenzen

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