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Archiv "Auf Schienen durch Schottland: „Rebeccas Lächeln — das möcht' ich mitnehmen“" (21.02.1992)

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Auf Schienen durch Schottland

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

„Rebeccas Lächeln — das möcht' ich mitnehmen"

W

ieso soll es eigentlich Spaß machen, vier oder gar sechs Tage lang in einen Eisenbahnzug gepfercht durch das unwirtli- che Schottland gefahren zu werden?

Nun, man sollte es einmal

„er-fahren", daß in dieser obigen Frage die meisten Wörter nicht stimmen. Vom angeblich „unwirtlichen"

Schottland reden wir später noch; reden wir erst einmal vom Zug.

Also, eine Lokomotive und neun Waggons, das ist der Royal Scotsman — aber:

was für Waggons! Erstaunli- cherweise sind sie gar nicht alle sehr alt, zum Teil wurden sie erst lange nach dem Zwei- ten Weltkrieg gebaut. Aber nachdem sie aus den Bestän- den der früheren privaten Ei- senbahngesellschaften geret- tet und zusammengestellt wa- ren, hat man sie vor drei Jah- ren mit großem finanziellen Aufwand restauriert (Teak und Mahagoni, Kronleuchter und Ventilatoren, Plüschso- fas und Messing) und gleich- zeitig mit allem modernen Komfort ausgestattet wie Zentralheizungen und Du- schen in den Kabinen. Was entstanden ist, kann man ei- gentlich nur als ein „Luxusho- tel auf Rädern" bezeichnen.

Beim Einsteigen wird man in der Lobby begrüßt und darf erst einmal im Salon Platz nehmen, während die Formalitäten erledigt und die Koffer aufs „Zimmer" ge- bracht werden. Dann kommt eine sehr hübsche Szene: Re- becca, unsere Stewardeß, holt uns ab und bittet, uns den Zug zeigen und uns aufs Zim- mer bringen zu dürfen. Sie geht lächelnd rückwärts vor uns her durch die Korridore, zeigt rechts den Speiseplan des Abends und links die Bi- bliothek, rechts den Weinkel- ler und links die Toiletten, die Notausgänge, und so geht es durch die Waggons, bis wir die Kabine erreichen: In der Größe einer Schiffskabine ähnlich, aber ausgesprochen

geschmackvoll und geschickt

eingerichtet. In den vier Schlafwagen des Royal Scots- man gibt es insgesamt 14 Doppel- und 4 Einzelkabi- nen, jede mit eigener Dusche/

WC — also maximal 32 Fahr- gäste, und dafür ein Personal von nicht weniger als 13 Per- sonen.

Man packt aus, man rich- tet sich ein, man liest das Pro- gramm, das Menü für den Abend und die Gästeliste und begibt sich wieder in den Sa- lon. Der Reiseleiter — in unse- rem Falle John — und der Zugmanager — in unserem Falle Stephen — machen die Gäste miteinander bekannt.

Dann ist es auch schon Zeit für den Cocktail, den der Bar- keeper im Salon gekonnt ser- viert. Plötzlich fast ein kleiner Schreck — der ganze Luxus bewegt sich tatsächlich. Der Zug fährt!

Und schon ist es Zeit zum Dinner. Ob nun für diesen

Abend „formelle" oder „in- formelle" Kleidung erbeten ist — stilvoll ist das Dinner al- lemal. In den beiden Speise- wagen gibt es keine feste Sitz- ordnung. Aber wo, außer in den gediegenen Privathotels auf den britischen Inseln, er- lebt man es noch, daß zum Beispiel die Kellnerin jedem Gast die Serviette auf den Schoß breitet und daß sie beim Servieren jeder einzel- nen Portion jedem Gast noch einmal zuflüstert, wie diese Köstlichkeit heißt?

In einer solchen Atmo- sphäre können sich schon am ersten Abend die Gespräche im Salon lange hinziehen — und dann kommt ein weiterer Pluspunkt des Royal Scots- man: Nachts „parkt" der Zug auf abgelegenen, ruhigen Bahnhöfen, manchmal auf solchen, die von den in Groß- britannien zahlreichen Hob- by-Eisenbahnfreunden als

Denkmal erhalten werden.

Man kann also im Royal Scotsman ruhig schlafen (und sprechen wir diese Tatsache ruhig aus: Dusche, Klo und Wasser dürfen auch während der Aufenthalte benutzt wer- den).

Glücklicherweise hatten wir auch Rebeccas Rat be- folgt, unser Kabinen-Schiebe- fenster abends zu schließen, um die Mücken herauszuhal- ten. Denn, diesen Spruch ha- ben wir von John schon bald gelernt: „Das sind die drei Plagen Schottlands: Das Un- terholz, die Mücken — und die Campbells" (diesen Spruch konnte er sich diesmal lei-

sten, weil unter den mehreren Amerikanern an Bord kein Träger des Namens Campbell war). Mücken! Von wegen

„unwirtliches Schottland" — ach, Du meine Güte!

In diesen Tagen auf dem Royal Scotsman kann man

„er-fahren", wie falsch dieses Vorurteil ist. Dabei entpuppt sich ziemlich schnell der Kreuzfahrt-Charakter dieses Unternehmens. Zum Zug ge- hört nämlich ein Bus, der im- mer dann zur Stelle ist, wenn bei Aufenthalten Ausflüge vorgesehen sind. So geht es von Kingussie aus zum High- land Wild Life Park, von Kyle of Lochalsh zum Eilean Do- nan Castle und zu einer kur- zen Stippvisite auf die Isle of Skye, von Inverness aus an

das Loch Ness, später auch nach Brodie Castle und Gla- mis

Castle, das so enge Ver- bindungen mit der heutigen Königinmutter hat. Man kann

Vier Tage auf dem Luxuszug „Royal Scotsman"

Links: eine der Kabinen im Royal Scotsman; Mitte: die Zugbibliothek; rechts: der Salonwagen.

Dt. Ärztebl. 89, Heft 8, 21. Februar 1992 (115)

A1-605

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Links: Loch Ness; rechts: Glamis Castle, Sitz des Earl of Strathmore. Die jetzige Königinmutter, Tochter des 15. Earl, verbrachte hier einen großen Teil ihrer Kindheit.

Liebliche Hügelland- schaft im Süden und Südwesten Schottlands.

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Fotos (8): Privat

vom Royal Scotsman aus Schlösser und andere Sehens- würdigkeiten besichtigen, in die der normale Schottland- Tourist nie eindringen könnte.

Und dann gibt es die un- vergeßlichen Abende an Bord oder bei einer späteren Un- ternehmung nach dem Din- ner, wie etwa beim Besuch ei- ner der ältesten Whisky-De- stillerien in Schottland. Oder wenn Mary Strachan von der Insel Skye herüberkommt und gälische Volkslieder singt, zu der sie sich auf ihrer clarsach selbst begleitet, der gälischen Knieharfe.

Über den Salon muß noch ein Wort gesagt werden. Das ist ein alter Pullman-Wagen, offiziell „Observation Car"

genannt, in dem man sich normalerweise tagsüber auf- hält, um aus den Fenstern die vorübergleitende schottische Landschaft zu genießen. Das Stichwort ist gemütlich: Ge- mütliche Sitzgruppen bei Tee, Kaffee, Getränken, die jederzeit serviert werden: fri-

sches Obst steht immer be- reit, man findet Landkarten und Reiseführer der Region, durch die man gerade fährt.

Frühmorgens liegen die Mor- genzeitungen aus, die Ste- phen beim „Newspaper Stop"

auf einem Bahnhof gekauft hat.

Unvergeßlich aber auch der Vormittag im „Observati- on Car", an dem wir alle ver- gaßen, aus dem Fenster zu gucken: John erklärte näm- lich, wie das eigentlich war auf einem der Höhepunkte der schottisch-englischen Ge- schichte mit Mary Queen of Scots und Elizabeth I. von

England und Jakob VI./I.

und Bonnie Prince Charlie.

Eine gute halbe Stunde hat- te John sich dafür vorge- nommen; zwei fesselnde Stunden wurden es — ein neuer lebendiger Beweis da- für, wie geschichtsbewußt die Schotten sind, noch mehr als die Engländer. Wir hatten es ja bei unseren Be- sichtigungen und Begegnun- gen schon erlebt, wie die schottischen Clan Chiefs ei- nem sofort erklären, wie ihre Vorfahren es mit dem Ka- tholizismus hielten und mit den Jakobinern. Der Prozeß der englisch-schottischen Vereinigung zum Vereinig- ten Königreich dauerte offi- ziell hundert Jahre; manche Schotten sind aber noch heute dabei, diese „Vergan- genheit zu bewältigen" . . .

Man kann nicht behaup- ten, daß man in den drei, vier oder sechs Tagen auf dem Royal Scotsman das ganze Schottland zu sehen be- kommt. Die Route des Zuges ist natürlich an das noch vor- handene Eisenbahnnetz ge- bunden. Er fährt erst von Edinburgh über Glasgow nach Nordwesten bis Fort William, dann zurück über

Glasgow, Sterling, Perth, Aviemore nach Norden bis Inverness, dann nach Westen bis Kyle of Lochalsh an der Küste, zurück nach Inverness und dann im großen Bogen durch das östliche Schottland über Aberdeen und Dundee zurück nach Edinburgh.

Aber man bekommt einen schönen, tiefen, konzentrier- ten Eindruck, der um so an- genehmer gemacht wird durch den funktionierenden, bis ins letzte durchdachten und aufmerksamen Service.

Es regnet?: in der Lobby gibt es für jeden Gast einen Re- genschirm. Eine Runde Golf morgens vor der Abfahrt?:

nur Bescheid sagen, ein Leih- wagen steht am Bahnhof be- reit. Frühstück aufs Zim- mer?: kein Problem. Souve- nirs?: im Zug zu haben.

Und in den vier Tagen hat man außerdem auch noch net- te Menschen kennengelernt:

Walter aus Kansas, Cyril und den lustigen Lawrence aus London, Melanie und John und Margret — bloß Nancys letzter Wunsch beim Ab- schied von der Crew, der ließ sich dann doch nicht erfüllen:

„Ich würde ja zu gern Rebec- cas Lächeln mitnehmen!"

„P ride of Britain"

Der Royal Scotsman zählt als „das 35." der 34 „Pride of Britain"-Hotels: eine Ge- meinschaft (keine Kette) be- freundeter Privathotels, die an die Tradition der privaten Landhäuser anknüpfen: Rei- sende mit der richtigen

„Empfehlung" wurden bewir- tet und beherbergt. Alle Ho- tels müssen frühere Privat- häuser sein, vom Besitzer selbst geführt werden und höchsten Standard bieten. In der Regel haben sie höch- stens 20 Zimmer.

So kann man in Schottland zum Beispiel im „Greywalls"

bei Familie Weaver wohnen, für die der berühmte Archi- tekt Sir Edwin Lutyens 1901 das Haus entwarf — nebenbei

„Blinder Passagier" über der Aussichtsplattform am Ende des „Observation Car". Dieser Salonwagen bildet fast immer den Schluß des Zuges.

bemerkt: direkt am berühm- ten Muirfield Golf Course, mit Blick über den Firth of Forth.

Oder im „Cromlix House"

bei den Edens. Das Gut mit seinen 2200 Hektar ist seit 500 Jahren im Besitz der Fa- milie, und das Wild zum Din- ner stammt aus dem eigenen Wald.

Oder bei Familie Milward, die „Knockie Lödge" zu ih- rem Familiensitz gemacht hat, das frühere Jagdhaus des Chief des Clans Fraser, hoch über Loch Ness. Ian Milward A,-606 (116) Dt. Ärztebl. 89, Heft 8, 21. Februar 1992

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Knockinaam Lodge

Dinner Menu Wednesday 28th August 199!

rette de Saumon marine a la Coriandre et leite sa Creme Citronnee aux Poivres Rose

ou

e • c Canard fermier confites son Ragout de Celeri au Gingembre

...*.

isette de Chevreuil poele a PAigrc doux et Pommes fruit

ou

edaillon de Lotte braise en Papillotte sa nage au Thym frais

uffk Chaud au Chocolat mi amen son Gateau aux Amandes

ou

Tulipe des Pols et Vergers aux Trois Parfums ou

- Les Fromages Fermier de Maitre Olivier

considemdon o ,din renn smoke in beeiderom:

serviert — im Kilt — die Forel- len aus dem eigenen Loch.

Oder im „Farleyer House", am Tay in Perthshire. Frances Atkins ist eine mehrfach aus- gezeichnete Köchin; ihr

chill" stammt sicher noch aus jener Zeit.

Überall in „Pride of Bri- tain"-Hotels: Gediegener persönlicher Service — schon die Tee-Zeremonie beim Ein-

Mann, Bill, erläutert beim Cocktail mit unendlicher Ge- duld, was sie sich heute wie- der für Kunststücke vorge- nommen hat.

Das ist nützlich, wie die hier abgebildete „schotti- sche" Speisekarte zeigt. Sie stammt aus „Knockinaam Lodge" im fast subtropischen äußersten Südwesten Schott- lands, wo Marcel und Corin- na Frichot unter anderem al- te Wanduhren sammeln. Das Haus liegt so einsam, daß Churchill es im Zweiten Weltkrieg für eine Geheim- konferenz mit dem damaligen General Eisenhower requi- rierte. Die ungeheure Bade- wanne in der Suite „Chur-

checken ist ein Genuß. Oft gibt es keine Zimmerschlüs- sel; Bibliothek und Spiele sind jedermann zugänglich;

im Salon brennt das Holz im offenen Kamin.

Auf solchem Niveau las- sen die wahre schottische und englische Hotelkultur — und die Küche! — keine Wünsche mehr offen. G. Burkar t (Übernachtung und Früh- stück für 2 Personen im Dop- pelzimmer: zusammen von 100 Pfund an aufwärts. Katalog und Buchungen, auch für den Royal Scotsman: Tour Tec Travel, Kasernenstraße 20, W-4000 Düsseldorf 1, Tel:

02 11/32 94 93, Fax: 0211/

32 94 91).

Dt. Ärztebl. 89, Heft 8, 21. Februar 1992 (117) A 1 -607

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