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Archiv "Interview mit Prof. Dr. med. Johannes Pantel, Leiter Altersmedizin, Goethe-Universität Frankfurt/Main: Kreative Therapie" (20.02.2015)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 112

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Heft 8

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20. Februar 2015 A 341

Kreative Therapie

Im Frankfurter Städel Museum entdecken Demenzkranke und ihre Angehörigen bei Führungen und Malkursen verschüttete Fähigkeiten.

Eine wissenschaftliche Pilotstudie untersucht die Auswirkungen der aktiven und interaktiven Beschäftigung mit Kunst auf den Krankheitsverlauf.

Wie ist das Artemis-Projekt entstanden?

Pantel: Bei einem Kongress 2012 in Vancouver wurde über Kunst- führungen für Demenzkranke am New Yorker Museum of Modern Art berichtet. Ein interessanter Ansatz, den meine Mitarbeiter und ich für Deutschland aufge- griffen, modifiziert und erweitert haben: Unsere Studie beinhaltet auch einen Werkanteil. Nach der Kunstführung malen oder model- lieren die Demenzkranken und ih- re Angehörigen im Städel-Atelier.

Vor allem aber: Wir begleiten das Projekt mit hohem wissenschaftli- chen Qualitätsanspruch und füh- ren eine kontrollierte randomisier- te Studie durch. Über einen Zeit- raum von knapp zwei Jahren be- obachten wir 120 Projektteilneh-

mer, jeweils 60 Demenzkranke und 60 Angehörige.

Worin liegt das therapeutische Potenzial von Kunst für Demenz-Kranke?

Pantel: Wenn die Worte fehlen und das Gedächtnis nachlässt, hilft Menschen mit leichter und mittel- schwerer Demenz oft die nonver- bale Kommunikation. Das ist für die Musiktherapie nachgewiesen.

Welchen Beitrag künstlerisch-vi- suelle Ansätze leisten können, ist dagegen kaum erforscht. Wir er- warten, dass kommunikative Fä- higkeiten angeregt und verstärkt werden, dass Wohlbefinden und Lebensqualität aufrechterhalten und die Beziehungen innerhalb der Familie gefördert und stabili- siert werden.

Wie erfolgt die Kunstvermittlung?

Pantel: Eine wichtige Rolle spielen die Kunstpädagogen und Kunsthis- toriker des Städel Museums, die be- geistert bei dem Projekt mitmachen und von uns im Umgang mit De- menz geschult wurden. Sie führen die Besuchergruppen und arbeiten mit ihnen im Atelier.

Wie messen Sie die Ergebnisse?

Pantel: Wir arbeiten mit kombinier- ten psychologischen Testverfahren, mit denen wir Vorher-Nachher-Ver- gleiche anstellen und den Projekt- verlauf begleiten. Bei der Verlaufs- beobachtung helfen uns Videoanaly- sen der Werkstattarbeit und regelmä- ßige Befragungen der Teilnehmer.

Insgesamt zielen wir auf drei Wirk- ebenen ab: die affektiv-emotionale, die nonverbal-kognitive und die Be- ziehungsebene.

Was zeigt sich jetzt schon in der Praxis?

Pantel: Wie gut das Projekt an- kommt! Die Teilnehmer durchlaufen immerhin jede Woche eine einstündi- ge Kunstführung und sind danach selbst kreativ. Gerade die Atelierar- beit eines Demenzkranken mit etwa seinem Ehepartner führt zu beeindru- ckenden Ergebnissen. Es entstehen nicht nur schöne Bilder. Wir sehen auch eine völlig neue Unbeschwert- heit in den manchmal konfliktrei- chen, symbiotischen Beziehungen.

Das Interview führte Sabine Schuchart.

ARTEMIS (ART Encounters: a Museum Interventi- on Study) ist die erste umfassende wissenschaft- liche Untersuchung in Deutschland, wie Kunst auf Menschen mit Demenz wirkt. Die von der Familie Schambach Stiftung geförderte Pilotstudie wird in Frankfurt vom Arbeitsbereich Altersmedizin der Goethe-Universität zusammen mit dem Städel Museum durchgeführt. Von Oktober 2014 bis März 2016 analysieren die Forscher, welchen Einfluss Museumsbesuche und künstlerische Pra- xis auf Wohlbefinden und Kommunikation von

Menschen mit leichter und mittelschwerer De- menz haben. Tests und streng vertrauliche Video- analysen dokumentieren die Ergebnisse. Es sind noch Projektplätze zu vergeben.

Projektleitung: Prof. Dr. med. Johannes Pantel, Institut für Allgemeinmedizin, Arbeitsbereich Altersmedizin, Schwerpunkt Psychogeriatrie und klinische Gerontologie, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main;

www.allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de E-Mail: pantel@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de

KUNST UND DEMENZ: DAS ARTEMIS-PROJEKT

INTERVIEW

mit Prof. Dr. med. Johannes Pantel, Leiter Altersmedizin, Goethe-Universität Frankfurt/Main

Neue Ansätze im Umgang mit Demenz: Kunst- vermittler spre- chen mit Artemis- Teilnehmern über Bilder und deren Wirkung.

Foto: Arthur Schall, Goethe-Universität Frankfurt am Main

K U L T U R

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