W S L - M A G A Z I N D I A G O N A L N R . 2 2 0 15 Mit bewährter Technik neue Ob
jekte untersuchen: Jahrringforscher ana lysierten für einmal nicht Bäu
me, sondern Hörner des Alpenstein
bocks. Ein internationales Team un
ter WSLLeitung konnte dabei auf einen weltweit einmaligen Datensatz zurückgreifen. Das Amt für Jagd und Fischerei Graubünden misst seit 1978 bei jedem geschossenen Steinbock nicht nur die Gesamtlänge der Hör
ner, sondern auch die jährlichen Zu
wachsraten, also um wie viel die Hör
ner jedes Jahr gewachsen sind. Ulf Büntgen, Leiter der WSLStudie zum Alpensteinbock: «Für uns ist dieser Datensatz Gold wert. Er zeigt einmal mehr, wie wichtig lange Messreihen in der Umweltforschung sind.»
Frühlingstemperaturen be- stimmen das Hornwachstum Die Forschenden ana
lysierten die Daten von über 8000 Steinböcken aus acht räumlich ge
trennten Populationen.
Dabei zeigte sich, dass die Hörner in Jahren mit warmen Frühlingen mehr wuchsen als un
ter kälteren Bedingungen, und zwar unabhängig vom Alter der Tiere.
Dies deutet auf einen grossräumigen Umweltfaktor hin, der das Horn
wachstum beeinflusst: die europäi
sche Grosswetterlage. Dank höheren Frühlingstem peraturen zwischen März und Mai schmilzt der Schnee
Was Steinbockhörner über veränderte Umwelt bedingungen verraten
Bild: Claudio Signer, St. Gallen
heute oft früher als vor 30 Jahren.
Dadurch profitieren die Steinböcke von einem grös seren Nahrungsan
gebot und einer besseren Qualität der Gräser und Kräuter. Die Tiere kön
nen so in Jahren mit früher Schnee
schmelze mehr ins Hornwachstum investieren.
Nun untersuchen die Forschen
den anhand des Datensatzes, ob noch weitere Faktoren die Entwicklung der Hörner und die körperliche Verfas
sung der Tiere beeinflussen, wie zum Beispiel die Art der Bejagung. (lbo)
Die Hörner des Alpensteinbocks sind ein wichtiger Indikator für die Umweltbedingun- gen, unter denen ein Tier lebt.
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mehr, wie wichtig lange Messreihen in der Umweltforschung sind.»
Frühlingstemperaturen be- stimmen das Hornwachstum Die Forschenden ana
lysierten die Daten von über 8000 Steinböcken aus acht räumlich ge
trennten Populationen.
Dabei zeigte sich, dass die Hörner in Jahren mit warmen Frühlingen mehr wuchsen als un
ter kälteren Bedingungen, und zwar unabhängig vom Alter der Tiere.
Dies deutet auf einen grossräumigen Umweltfaktor hin, der das Horn
wachstum beeinflusst: die europäi
sche Grosswetterlage. Dank höheren Frühlingstemperaturen zwischen März und Mai schmilzt der Schnee
Bild: Claudio Signer, St. Gallen
Die Hörner des Alpensteinbocks sind ein wichtiger Indikator für die Umweltbedingun- gen, unter denen ein Tier lebt.