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Archiv "Medizinische Titelbilder: Kriterium der Ästhetik nicht anwendbar" (28.05.1999)

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önnte das Or- gan der deut- schen Ärzte- schaft nicht zukünftig auf „häßliche, langwei- lige oder wie zuletzt übelkeitserregende Bil- der“ verzichten, fragt eine Leserbriefschrei- berin und bezieht sich damit auf das Titelbild zur „Fußskelettverän- derung bei Diabetes“.

Am gemeinsamen Briefkasten sei ei- ner Nachbarin beim Anblick schlecht geworden, und auch sie als Ärztin fände „das Bild so ekelhaft, daß ich die Zeitschrift nur mit dem Rücken nach oben liegen lasse“. Ob denn Ad- jektive wie „ekelhaft“ im Zusammen- hang mit ärztlichen Befunden in den Wortschatz einer Ärztin gehörten, fragt Prof. Dr. med. Elmar Doppel-

feld, Leiter der medizinisch- wissenschaftlichen Redaktion des Deutschen Ärzteblattes (DÄ) und damit verantwort- lich für das kritisierte Titel- bild, die Schreiberin darauf- hin in einem Brief.

Mit der Frage der Ästhetik muß sich die medizinisch-wissenschaftliche Redaktion, die, im Wechsel mit der gesundheits- und sozialpolitischen Re- daktion, die Titelseite des DÄ gestal- tet, auseinandersetzen, denn medizini- sche Befunde oder Bilder von Opera- tionen sind nicht immer „schön“ anzu- sehen. Man könnte die Anstoß erre- genden Bilder zwar auf den Innensei-

ten belassen, doch illu- striert eine Fachzeit- schrift für Kunst ihr Ti- telblatt nicht auch mit ei- nem Kunstwerk? Einer medizinischen Fachzeit- schrift sollte es erlaubt sein, durch eine medizi- nische Abbildung auf der Titelseite auf Bei- träge hinzuweisen, die ein besonders relevantes Problem der praktischen ärztlichen Versorgung oder eine zukunftsträch- tige wissenschaftliche Entwicklung vorstellen.

Ein Argument der Kriti- ker lautet, daß das DÄ ja auch Laien und Kindern zugänglich sei. Ein Fach- mann könne sich viel- leicht an den klassischen Fallbildern zur nekroti- sierenden Fasziitis begei- stern, schreibt eine Lese- rin, doch weder ihre achtjährige Toch- ter noch der Postbote seien von dem Anblick angetan gewesen. Dem wird entgegnet, daß das DÄ nicht unbe- dingt in die Hände von Kindern gehö- re, und Beanstandungen der Deut- schen Post AG habe es bisher noch nicht gegeben.

Für Kinder nicht geeignet

Doch wie der Leser weiß, illu- strieren Abbildungen dieser umstritte- nen Art nur gelegentlich die Titelseite des DÄ. Grundsätzlich bemüht sich die medizinisch-wissenschaftliche Re- 76 Beilage zum Deutschen Ärzteblatt Heft 21/1999

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT IM DEUTSCHEN ÄRZTE-VERLAG

Medizinische Titelbilder

Kriterium der Ästhetik nicht anwendbar

K

Titelbild zum Beitrag „Androgenresistenzsyndrome – klinische und molekulare Grundlagen“ in Heft 11/1999

Titelbild zum Beitrag „Die nekrotisierende Fasziitis und schwere Weichteilinfektionen durch Gruppe-A-Streptokokken“ in Heft 8/1998

Nicht immer geraten die Titelbilder des Deutschen

Ärzteblattes zur Freude aller Leser. Doch sollten

ästhetische Bedenken zurückgestellt werden, wenn

es um medizinische Wissensvermittlung geht.

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daktion, interessante und aussagekräf- tige Titelbilder vorzulegen. Auf einer monatlichen Konferenz gemeinsam mit der gesundheits- und sozialpoliti- schen Redaktion diskutieren Redak- teure und Grafiker mit unterschiedli- cher fachlicher Vorbildung alle Vor- schläge, so daß „Betriebsblindheit“ in medizinischen Fragen vermieden wird. Zudem müssen die Autoren der entsprechenden Beiträge – die übri- gens die meisten Titelbildvorschläge selbst liefern – die endgültige Gestal- tung immer noch einmal begutachten.

Die hellenistische Darstellung ei- nes Hermaphroditen – im Original ei- ne Skulptur aus dem Louvre – ist ein besonders gelungenes Titelbild zum Thema „Androgenresistenzsyndro- me“. Durch den künstlerischen An- satz wurde vermieden, mutierte Ge- nitalien auf dem Titel abzubilden, trotzdem wurde auf den wichtigen Beitrag aufmerksam gemacht. Zwar gibt es auch hierzu eine Beschwerde im Hinblick auf die Nacktheit der Gestalt, doch diese nimmt sich im Vergleich eher harmlos aus.

Immer wieder erhält sowohl die medizinisch-wissenschaftliche als

auch die gesundheits- und sozial- politische Redaktion Kritik von fe- ministischer Seite. So zeigte beispiels- weise das Titelbild zum Beitrag „Ver- änderte Kindheit“ in Heft 33/1997 die Freizeitgestaltung Jugendlicher in den fünfziger Jahren im Ver- gleich zu heute. Abgebildet waren ausschließlich Jungen. Die Redak- tion wollte das weibliche Geschlecht keineswegs diskriminieren, sondern hat diesen Aspekt schlicht über-

sehen. Petra Bühring

77 Beilage zum Deutschen Ärzteblatt Heft 21/1999

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT IM DEUTSCHEN ÄRZTE-VERLAG

Titelbild zum Beitrag „Diabetisch-neuropathische Osteoarthropathie“ in Heft 43/1998

Dr. Ferdinand Klinkhammer leite- te den Deutschen Ärzte-Verlag von 1970 bis 1993. Sein Dienstantritt als Verlagsleiter fiel in vielerlei Hinsicht in eine Zeit des Umbruchs für den Verlag. Neue Drucktechniken ver- drängten mehr und mehr den klassi- schen Buchdruck; der Siegeszug der elektronischen Datenverarbeitung durch alle Produktions- und Verwal- tungsbereiche steckte zwar noch in den Anfängen, schien aber jetzt schon unumkehrbar. Am Konzept für das ambitionierte Verlagsobjekt „medizin heute“ war ausgiebig gearbeitet wor- den; die neue Redaktion nahm im Ok- tober 1970 in Köln ihre Tätigkeit auf, um das neue Konzept mit dem Heft 1/1971 realisieren zu können.

Die Ausdehnung des Verlagsgeschäfts über die klassischen Tätigkeitsberei- che – Zeitschriften, Formulare, Bücher – hinaus war bereits ansatzweise be- gonnen worden, mußte aber noch weiter fortgeführt werden. Anders als in den Aufbaujahren war inzwi- schen für die meisten Mitarbeiter der Deutsche Ärzte-Verlag nicht mehr die von Willi B. Schlicht beschwore- ne Schicksalsgemeinschaft, der man unverbrüchlich die Treue hielt, son- dern ein Arbeitgeber wie jeder ande- re, dem man die Treue aufkündigte, wenn das Gehalt nicht mehr stimm- te. So mußte Schlicht noch in seinem letzten Lebensjahr zur Kenntnis neh- men, daß immer mehr Mitarbeiter dem Verlag den Rücken kehrten, sobald ihnen anderenorts bessere Konditionen geboten wurden. Zum Abbau dieser ständigen Personal- fluktuation, die einer erfolgreichen Geschäftsentwicklung entgegenwirk- te, waren Treue-Appelle wenig hilf- reich; wirksamer waren hier Ein- kommensverbesserungen, die 1970 ge- genüber dem Vorjahr bei 26 Prozent lagen.

Unmittelbar nach Übernahme der Verlagsleitung machte sich Ferdinand Klinkhammer daran, ein Konzept für die zukünftige wirtschaftliche und strukturelle Entwicklung des Deut- schen Ärzte-Verlags zu erarbeiten.

Bereits Ende des Jahres 1970 lag die- ses Konzept den Gesellschaftern des Verlags zur Beratung vor. Von ent- scheidender Bedeutung war die Fra- ge, ob und in welcher Form der eigene Druckbetrieb des Unternehmens auf- rechterhalten werden sollte. Sowohl

für Klinkhammer als auch für die von ihm herangezogene Unternehmensbe- ratung stand außer Frage, daß der Verlag mit einer eigenen Druckerei wirtschaftlicher als mit Fremddrucke- reien arbeiten würde. Erhebliche Ra- tionalisierungseffekte, auch auf dem Personalsektor, würden allerdings erst durch eine Umrüstung des Maschi- nenparks von Buchdruck auf Offset- druck mit Fotosatz erzielt werden. Bis zum Jahr 1970 war allgemein die Qua- lität der Offsetdruckmaschinen soweit verbessert worden, daß der überwie- gende Teil der Verlagsprodukte dar- auf hätte hergestellt werden können.

Die Umstellung würde gleichzeitig die weitgehende Abschaffung des sehr lohnintensiven Bleisatzes, mithin den Abbau von rund zwanzig Arbeitsplät- zen bedeuten. Diese Kostensenkun- gen könnten jedoch nur in einem neu- en Druckereigebäude realisiert wer- den, da der Standort in Köln-Brauns- feld für den effektiven Einsatz der neuen Drucktechnik zu knapp bemes- sen war. Klinkhammer empfahl daher, auf dem vom Verlag in Lövenich er- worbenen Grundstück – im Februar 1971 durch den Kauf einer weiteren Parzelle von 11 000 qm fast verdop- pelt – ein den Erfordernissen der mo- dernen Arbeitsplanung entsprechen- des Gebäude mit ausreichendem La- gerraum zu errichten.

Zwar hätte nach Aufstockung des Bürogebäudes am Verlagsstandort in Braunsfeld der für die anderen Ver- lagsbereiche zur Verfügung stehende Raum auf lange Sicht ausgereicht, doch erschien eine Trennung von Druckerei und dem Rest des Verlags wenig sinnvoll, da mit störenden Aus- wirkungen auf den Arbeitsfluß zu rechnen war. Deshalb ging Klinkham- mers Vorschlag direkt dahin, den großen Wurf zu wagen, ein komplett neues Verlagshaus samt Druckerei zu errichten und für die fast noch neuen Gebäude in Braunsfeld einen Mieter zu suchen. Die Gesellschafter waren wenig begeistert von der ihnen darge- legten Situation des Deutschen Ärzte- Verlags. Aber unter Berücksichtigung der ihnen vorgetragenen Fakten blieb ihnen wohl kaum eine andere Mög- lichkeit, als dem von Klinkhammer vorgetragenen Projekt im Februar 1971 unter der Voraussetzung, daß die Finanzierung gesichert war, zuzustim-

men. N

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