-5-
Hippokrates Verlag Stuttgart 66. Jahrgang, Heft 8
Das Ödem
Lymphödem, Phlebödem, zyklisch-idiopathisches
Ödem und Kombinationsformen 149
M. Földi
Moderne Behandlung des Aszites bei Leberzirrhose 156 D. Müting und Chr.-P. Klein
Das Hirnödem E. Müller
160
Therapeutische Erfahrungen
Behandlung der saisonalen allergischen Rhinitis 166 j J. Kunze
Kongreßberichte
Lipidsenkung unter erschwerten Bedingungen -14- A. M. Steffe
Neue Ansätze für Interferon bei
malignen Melanomen 170
G. Shantz
Das aktuelle Interview
Frauen und koronare Herzerkrankung Interview mit Dr. rer. .soc. U. Härtel
171
ZFA-Telex -8-
Impressum 172
ZFA-Magazin 173
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-6-
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In diesem Arti
kel geht es nicht nur darum, die Lymphödeme der Gliedmaßen vorzustellen. Es wird auch und vor allem auf die entschei
dende Rolle der Insuffizienz des Lymphgefäß
systems in der Pathophysiolo
gie sämtlicher Ödeme hinge
wiesen. Bei
spiele unnötiger Fehldiagnosen zeigeir, wie not
wendig eine Fortbildung auf diesem Gebiet für viele Ärzte wäre. So wurde beispielsweise bei einer 43 Jahre alten Frau ein einsei
tiges chroni
sches Beinödem vom Gynäkologen als endokrin bedingt bezeichnet und längere Zeit hindurch mit Hormonpräparaten behandelt. Die Tatsache, daß ein endokrin bedingtes Ödem nur symmetrischer Natur sein kann, wurde hier offensichtlich nicht beachtet.
Lymphödem, Phlebödem, zyklisch-idiopathisches Ödem
und Kombinationsformen Seite 149
Titelbild: Renate Stockinger, Stuttgart 1990.
Die Abbildung auf Seite -7- oben stammt aus: Masuhr, Karl F.: Neurologie (Duale Reihe), Hippokrates Verlag, Stuttgart 1989.
Zeitschrift für Allgemeinmedizin
66.Jahrgang 20. März 1990 Heft 8
Michael Földi
Lymphödem, Phlebödem,
zyklisch-idiopathisches Ödem und Kombinationsformen
Einleitung
Als Lymphologe sehe ich meine Aufgabe in diesem Heft nicht bloß darin, mich mit dem Lymphödem der Gliedmaßen zu beschäftigen, sondern auch und vor allem auf die entscheidende Rolle der Insuffizienz des Lymphgefäßsystems in der Pa
thophysiologie sämtlicher extrazellu
lärer Ödeme hinzuweisen. Da die Lymphologie an den medizinischen Fakultäten nicht unterrichtet wird und ihre Gesichtspunkte in den Lehr- und Handbüchern konsequent ausgespart bleiben bzw. immer wie
der irrtümliche Behauptungen auf
gestellt werden, muß ich notgedrun
gen mit der Erläuterung der physio
logischen und pathophysiologischen Grundlagen beginnen. Meine eige
nen diesbezüglichen Formulierungen werden leider oft mißverstanden und falsch wiedergegeben.
Aus der Földi-Klinik, Fachklinik für Lympho
logie, 7824 Hinterzarten (Ärztlicher Direk
tor: Prof. Prof. h.c. Dr. med. Michael Földi)
Definition
Insuffizienz des Lymphgefäßsystems Das Lymphgefäßsystem ist insuffi
zient, wenn es nicht in der Lage ist, die anfallende lymphpflichtige Ei
weiß- und Wasserlast jederzeit - und zwar den aktuellen Bedürfnis
sen entsprechend - aus dem Inter- stitium abzutransportieren.
Diese Definition beinhaltet die Tatsache, daß das Lymphgefäßsy
stem unter physiologischen Ruhebe
dingungen auf Sparflamme arbeitet', über eine bedeutende funktionelle Reserve verfügt und auf einen Anstieg der lymphpflichtigen Ei
weiß- bzw. Wasserlast augenblick
lich kompensatorisch mit einer Stei
gerung des Lymphzeitvolumens rea
giert (Sicherheitsventilfunktion).
’ Dies bezieht sich nicht auf die Lymphge
fäße der Leber, welche infolge der sehr ho
hen Permeabilität der Sinusoide konti
nuierlich stark belastet sind, sowie auf die
jenigen des Gastrointestinaltraktes, welche u.a. mit der Resorption des aufgenomme
nen Wassers beschäftigt sind.
Das Herz arbeitet bei körperlicher Ruhe mit einem angemessenen Ru
hezeitvolumen und reagiert bei kör
perlicher Belastung mit einer Lei
stungssteigerung, wobei bei etwa dem Sechsfachen des Ruhezeitvolu
mens die Grenze der Anpassungsfä
higkeit erreicht wird. Genauso ist auch im Falle der herzartig pulsie
renden Lymphangione^ eine obere Grenze der funktionellen Reserve, welche der Größenordung nach etwa das Zehnfache des Ruhelymphzeit- volumens beträgt, gegeben. Das höchstmögliche Lymphzeitvolumen bezeichnet man als Transportkapazi
tät des Lymphgefäßsystems.
Abbildung 1 veranschaulicht den Zusammenhang zwischen dem Ru- helymphzeitvolumen (LZV), der mit diesem Lymphzeitvolumen bewältig
ten lymphpflichtigen Eiweiß- plus Wasserlast (LL) und der Transport-
^ Lymphangion = ein von einer distalen und einer proximalen Klappe begrenztes Segment des Lymphgefäßes.
Z. Allg. Med. 66, 149-155 (1990). © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1990
150 Lymph-, Phlebödem, zyklisch-idiopathisches Ödem und Kombinationsformen
Normal
Abbildung 1: Unter physiologischen Bedin
gungen werden die lymphpflichtige Ei
weiß- plus Wasserlast von einem entspre
chenden Lymphzeitvolumen (L2V) abtrans
portiert. Das größtmögliche Lymphzeitvo
lumen, die Transportkapazität (TK), dient als funktionelle Reserve
Mechanische Insuffizienz (Niedrigvolumen-Insuffizienz)
Abbildung 4: Sinkt die Transportkapazität der Lymphgefäße infolge einer Lymphan- giopathie, einer Lymphonodopathie bzw.
Lymphonodektomie unter das Niveau der normalen lymphpflichtigen Last herab, kommt es zu einem Lymphödem infolge ei
ner mechanischen oder Niedrigvolumenin
suffizienz des Lymphgefäßsystems
kapazität (TK) der Lymphgefäße in der Funktion der Zeit.
Abbildung 2 erläutert die kom
pensatorische Tätigkeit der Lymph
gefäße im Falle einer Zunahme der lymphpflichtigen Wasser- oder Ei
weiß- plus Wasserlast, mit welcher
Kompensation durch
Sicherheitsventilfunktion
Dynamische Insuffizienz (Hochvolumen-Insuffizienz)
Abbildung 2: Ein Anstieg der lymphpflich
tigen Wasser- bzw. Eiweiß- plus Wasserlast wird mittels der Sicherheitsventilfunktion der Lymphgefäße bis zum Erreichen der Transportkapazität kompensiert
sie die Entstehung eines Ödems ver
hindern können.
Abbildung 3 verdeutlicht den Zu
stand einer dynamischen Insuffizienz der Lymphgefäße, welche dadurch charakterisiert ist, daß die funktio
neile Reserve erschöpft ist: Die lymphpflichtige Wasser- bzw. Ei
weiß- und Wasserlast übersteigt ihre Transportkapazität. Bei dieser Insuf
fizienzform geht das Lymphzeitvolu
men auf seinen höchstmöglichen Wert, das heißt, es entspricht der Transportkapazität. Eine dynami
sche Insuffizienz der Lymphgefäße spielt in der Pathophysiologie hypo- proteinämischer Ödeme (Nephrose
syndrom; eiweißverlierende Entero
pathie) sowie bei Ödemen im Früh
stadium der chronischen Venenin
suffizienz eine entscheidende Rolle.
Abbildung 4 zeigt die mechanische Insuffizienz der Lymphgefäße, wel
che dadurch gekennzeichnet ist, daß eine Erkrankung der Lymphgefäße oder/und der Lymphknoten zu einer so starken Einschränkung der Trans
portkapazität geführt hat, daß hier
durch die normale lymphpflichtige Ei-
Abbildung 3: Übersteigt die lymphpflich
tige Wasser- bzw. Eiweiß- plus Wasserlast die Transportkapazität des Lymphgefäßsy
stems, kommt es zu einer dynamischen oder Hochvolumeninsuffizienz. Wenn die lymphpflichtige Last höher wird als die Transportkapazität der Lymphgefäße, kommt es zu einem ödem
weiß- und Wasserlast nicht mehr ab
transportiert werden kann. Bei dieser Insuffizienz ist das Lymphzeitvolu
men subnormal (Niedrigvolumen-In
suffizienz); das hieraus resultierende eiweißreiche Ödem ist das lymphosta- tische Ödem oder Lymphödem.
Abbildung 5 demonstriert die dritte Insuffizienzform, die soge
nannte Sicherheitsventilinsuffizienz, bei welcher ein erkranktes Lymph
gefäßsystem mit einer eingeschränk
ten Transportkapazität gleichzeitig durch eine erhöhte lymphpflichtige Wasser- bzw. Eiweiß- plus Wasser
last überlastet ist. Bei dieser Insuffi
zienzform kann das Lymphzeitvolu
men höher als der statistische Nor
malwert, dem Normalwert entspre
chend oder subnormal sein; das resultierende, stets eiweißreiche Ödem geht mit nekrobiotischen Pro
zessen einher. Typisches Beispiel für.
eine Sicherheitsventilinsuffizienz der Lymphgefäße stellt das Spätstadium der chronischen Veneninsufllzienz dar, welches durch blutkapillarschä
digungsbedingte Exsudation von Ei
weiß in das Interstitium, Hautblu-
-17-
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151 Lymph", Phlebödem, zyklisch-idiopathisches Ödem und Kombinationsformen
Sicherheitsventilinsuffizienz
Abbildung 5: Erhöht sich die lymphpflich
tige Wasser- oder Eiweiß- plus Wasserlast bei gleichzeitigem Absinken der Transport
kapazität des Lymphgefäßsystems, so kommt es, nachdem die Last(en) höher ge
worden sind als die Transportkapazität, zu einer Sicherheitsventilinsuffizienz und des
wegen zu einem Ödem. Wie aus der Abbil
dung ersichtlich, kann bei einer Sicherheits
ventilinsuffizienz des Lymphgefäßsystems das Lymphzeitvolumen erhöht (1), dem Normalwert entsprechend (2) und einge
schränkt sein (3). Die gepunkteten Flächen bedeuten nekrobiotische Prozesse
LZV
Nicht-odematoses
Abbildung 6a: Sinkt die Transportkapazi
tät der Lymphgefäße z. B. infolge einer Lymphonodektomie zwar herab, bleibt aber höher als die lymphpflichtige Last, so ist lediglich die funktionelle Reserve des Lymphgefäßsystems eingeschränkt. Zu ei
nem Ödem kommt es jedoch nicht. Der Pa
tient ist aber ödemgefährdet. Dies war der Fall bei der Patientin von Vahrson, im Be
reich des nicht ödematösen rechten Beines (siehe Text)
tungen sowie Lymphangiopathie ge
kennzeichnet ist.
Für den Leser mag die Schilderung der Grundlagen der Pathophysiologie vorerst als für die Klinik nicht von beson
derer Relevanz zu sein erscheinen. Daß dem nicht so ist, soll das folgende Bei
spiel illustrieren:
In seinem Artikel »Der Wert der Os- sovenographie beim fortgeschrittenen Genitalkarzinom der Frau. Ein Beitrag zur Diagnostik des kombinierten Stau
ungsödems« schilderte Vahrson (1) Ka
suistiken. Bei einem chronischen einsei
tigen Beinödem nach operativer und strahlentherapeutischer Krebsbehand
lung fand er lymphographisch einen beidseitigen pelvinen Lymphblock und phlebographisch lediglich auf der Seite des Beinödems einen Venenblock. Seine Schlußfolgerung lautete:
»Ein kompletter Lymphblock macht kein Stauungsödem, solange die Becken
venen intakt sind und die Lymphe ablei
ten können« und leitete als therapeuti
sche Konsequenz »eine Gerinnungshem
mung, initial mit Heparin und später Übergang zu einer Dauerbehandlung mit Marcumar« ein.
Diese Behandlung ist unbegründet und geht mit einer erhöhten Mortalität einher.
Vahrson ließ die Tatsache unberücksich
tigt, daß ein isolierter Venenstau bei ana
tomisch und funktionell intakten Lymph
gefäßen kein chronisches Ödem zur Folge hat (Sicherheitsventilfunktion!), das heißt, daß die Patientin trotz des nachge
wiesenen Venenblocks kein Ödem ge
habt hätte -, sie bekam eines, weil die Transportkapazität des Lymphgefäßsy
stems reduziert war und eine Sicherheits
ventilfunktion nicht möglich war (Abbil
dung 6 a und b). Das Beinödem beruhte also auf einer phlebolymphostatischen Insuffizienz und die adäquate und ne
benwirkungsfreie Therapie wäre die komplexe physikalische Entstauungsthe- rapie (KPE) gewesen.
Eine weitere wichtige Konse
quenz, welche sich aus der Kenntnis der drei Insuffizienzformen ergibt, wird später im Zusammenhang mit der Lymphszintigraphie erörtert werden.
»Ödem« - ein Symptom, keine Diagnose!
LL TK LZV
ödematöses Bein
Abbildung 6 b: Erhöht sich infolge eines ve
nösen Abflußhindernisses die lymphpflich
tige Wasserlast bei bestehender Einschrän
kung der funktionellen Reserve des Lymph
gefäßsystems, so besteht ein ödem infol
ge einer Sicherheitsventilinsuffizienz der Lymphgefäße. Dies war der Fall im Bereich des ödematösen Beines bei der Patientin von Vahrson (siehe Text)
weißgehalt der Ödemflüssigkeit über 1 g/%) zu Bindegewebsproliferation, zur Fibrosklerose führen, eiweiß
arme Ödeme hingegen nicht.
»Internistische« und
»periphere« Ödeme
In der Ödempathophysiologie ist die Tatsache von grundlegender Bedeu
tung, daß eiweißreiche Ödeme (Ei-
Die Differenzierung der sogenann- ] ten zentralen oder internistischen | Ödeme von den peripheren ist Lehr-1 buch wissen, dennoch findet man in der täglichen Praxis erschreckende Beispiele fehlerhafter Beurteilung und den Einsatz unnötiger diagnosti
scher und therapeutischer Ver
fahren.
So wurde z. B. bei einer 43 Jahre alten Frau ein einseitiges chronisches Beinödem vom Gynäkologen als endokrin bedingt bezeichnet und län
gere Zeit hindurch mit Hormonprä
paraten behandelt (!). Die Tatsache, daß ein endokrin bedingtes Ödem nur symmetrischer Natur sein kann, ist so selbstverständlich, daß diese falsche Beurteilung schier unver
ständlich ist.
Typische Fehler bei der Untersu
chung eines einseitigen chronischen
4 SOSTR//
-18-WAS GIBT'S NEUES?
\
Reflux^ Oft fängt alles ganz harmlos an
Mit Aufstolbii/ Sodbren
nen und retrosternalen Schmerzen fangt sie an:
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(r’^V^nkungen im obere
°^''..bei denen eine Verringerung der Ma- yenwuresekretion angezeigt ist, wie Duode- Qlulcera, benigne Magenulcera, Anasto- osen-ulcera, Langzeittherapie von Duode-
und Magenulcera bei Patienten, aus deren Anamnese bekantit ist, daß sje zu Ranitidinhydro-
JU mg Ranitidin.
Zur Therapie von im oberen Gastrointestinal-
slösung eingeleiteten Prophylaxe streßbedingter!--- ....--- ^
? Fortsetzung der Prophylaxe von Rezidivblutungen und der
^•erstützenden Maßnahmen bei Blutungen aus Erosionen oder Ulcerationen im Q^9®n und Duodenum. Sostril® 300: Zur Behandlung von Erkrankungen im oberen l^sfrointestinaltrakt. bei denen eine Verringerung der Magensäuresekretion indiziert
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UhllWijBLvetihindef«! eine Pro
gredienz des Reflux-4leidens.
\ Deshalb schon bei den^
ersten Reflux-Sympto
men: Sostril.
vorliegen _ (siehe Gebrauchsinformation).
Nebenwirkungen: Gelegentlich Kopf- schmerzen, Diarrhoe Obstipation* Hautaus-
!■■(§) schlag, Müdigkeit, Scnwindef oder Übelkeit. In H H ■ den meisten Fällen besserten sich die Beschwer- H den unter fortgesetzter Behandlung. Seltene Er-
" höhungen der Plasmakreatininwerte sind meist gering und normalisieren sich in der Regel unter fortgesetzter Behandlung mit Sostril, vor
übergehende Veränderungen der Leberwerte, die sich unter fortgesetzter Behandlung oder nach Beendigung der Therapie zurückbilden. Selten Hepatitis mit oder ohne Gelbsucht.
Über Fälle von Gynäkomastie sowie Stärungen im Sexualverhalten (Libido-verlust und Potenzstörungen) wurde berichtet. Der kausale Zusammenhang zwischen der Anwen- j
dung von Sostril und diesen Störungen ließ sich bislang nicht nachweisen. Vereinzelt Ver
wirrtheitszustände und Halluzinationen, überwiegend bei schwerkranken oder älteren Patienten, sowie Schleiersehen. Die Erscheinungen waren reversibel. Extrem selten vermehrter Haarausfall. Vereinzelt akute. Uberempfindlichkeitsreaktionen (z.B. ano- hylaktischer Schock, Urtikaria, Quincke-Ödem, Fieber, Bronchialkrampf, Blutdruckab-
DER H2-BLOCKER
y^rroinfesfinaltrakt bei denen eine Verringerung der Magensauresekrehon indiziert phviaktischer bchock, Urtikaria, Uuincke-Udem, rieber, Bronchialkrampt, blutdruckab- c|Y. 'Vie Duodenaiuicera, benigne Magenulcera, Refluxösophagitis und Zollinger- fall). Vereinzelt Veränderungen des Blutbildes (Trombo^openie bzw. Leukozytopenie,
^ilison-Syndrom. ^son^er« Hinweise: Bei geringfügigen Magen-Darm-Beschwer- die gewöhnlich reversibel sind, sehr selten Fälle von Mranulozytose, Panzytopenie, sfilU nicht angezeigt. Besonders vor der Behandlung von Magengeschwüren
ni L® Malignrtötausgeschlossen y/erden. Kontraindikationen: Sostril darf r,i^ j! *^ngewendet w®rd®n bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den Widcstoff Ra- srk 'a ydrochlorid. Sostril darf nur bei strengster Indikation während der Schwanger-
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152 Lymph-, Phlebödem, zyklisch-idiopathisches Ödem und Kombinationsformen ZSA.
Beinödems: Oft sehen wir Patienten, bei denen ein einseitig chronisches Beinödem vorliegt und bei denen der Arzt die folgenden Untersuchun
gen vorgenommen hat:
1. Nierenfunktionstests: Ein re
nales Ödem kann nur doppelseitig und symmetrisch sein. Hinzu kommt, daß die überwiegende Mehrzahl der renalen Ödeme zum Nephrosesyndrom gehören, d.h., mit einer normalen Nierenfunktion einhergehen. Ein Nephrosesyndrom kann nicht mit Nierenfunktionstests
Definition Ödem
In Hand- und Lehrbüchern wird das Ödem meist als Zustand definiert, bei welchem das Volumen des ex
trazellulären Flüssigkeitsraumes krankhaft erhöht ist. Diese Defini
tion ist zwar im Prinzip richtig, ihre Anwendung hat aber zwei schwer
wiegende negative Folgen:
Erstens ist sie bei lokalisierten Ödemen unbrauchbar: Bei einem stark ödematösen Fuß wird sich z. B. das Volumen des extrazellulä
ren Flüssigkeitsraumes des Körpers nicht meßbar über den Normalwert von 20% des Körpergewichts er
höhen.
Zweitens verleitet diese Art der Ödemdefinition den Arzt dazu, auf die körperliche Untersuchung zu verzichten und die Erfassung des Symptoms Ödem dem Labor zu überlassen.
Es muß mit Nachdruck betont werden, daß das Symptom Ödem (Ödem ist keine Diagnose, lediglich ein Krankheitszeichen!) mittels der Basisdiagnostik erfaßt werden muß.
Aus diesem Grunde sollte das Sym
ptom Ödem so definiert werden, daß wir hierunter eine sicht- und tastbare, auf einer Vermehrung des interstitiellen Flüssigkeitsgehaltes beruhende Schwellung verstehen.
Gelingt es, in dem geschwollenen Bereich mittels Fingerdruck eine Delle zu erzeugen, handelt es sich mit Sicherheit um ein Ödem, frei
lich kann ein Ödem auch dann be
stehen, wenn keine Delle zu erzeu
gen ist, da dies im zweiten, spontan irreversiblen Stadium des Lymph- ödems, welches mit fibroskleroti- schen Prozessen einhergeht, nicht mehr möglich ist.
diagnostiziert werden, sondern durch die Untersuchung des Harns und der Plasmaproteinkonzentra
tion, d.h., man findet eine Protein
urie und eine Hypoproteinämie.
Eine akute diffuse Glomerulonephri
tis, die heutzutage selten geworden ist, verursacht keine chronischen Gliedmaßenödeme, sondern akute generalisierte. Eine chronische Nie- reninsufTizienz, bei welcher freilich die Nierenfunktionstests pathologi
sche Werte aufweisen, kann eben
falls nur mit symmetrischen Ödemen einhergehen, welche übrigens ihrer Pathophysiologie nach eigentlich kardiale Ödeme sind.
»Internistische« Ödeme immer doppelseitig!
2. Leberfunktionstests: Selbstver
ständlich kann ein hepatogenes Ödem, in dessen Pathophysiologie Hypoproteinämie und mechanische Faktoren (Druck der Aszitesflüssig
keit auf die abdominalen Venen) eine Rolle spielen, ebenfalls nur zu beidseitig-symmetrischen Beinöde
men führen.
3. Ein weiterer Unfug ist es, bei chronisch einseitigen Beinödemen an ein kardiales Ödem zu denken.
Ein Ödem bei Rechtsherzinsuffi
zienz kann ebenfalls nur beidseitig und symmetrisch sein. Hinzu kommt, daß man immer wieder mit dem Fehler konfrontiert wird, daß zum Ausschluß oder zur Bestätigung eines kardialen Ödems die Elektro
kardiographie benützt wird, welche hierzu nicht brauchbar ist. Das kar
diale Ödem läßt sich, wie in den Lehrbüchern der Inneren Medizin beschrieben, durch Inspektion und Palpation (Leber; Gärtnersches Zei
chen) am Krankenbett diagnosti
zieren.
Lymphödem
In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ist das Beinlymphödem einsei
Abbildung 7: Typisches einseitiges Bein
lymphödem
Abbildung 8: Beidseitiges, asymmetrisch ausgeprägtes Beinlymphödem
tig (Abb. 7). Sollte es beide Beine erfassen, so ist es meistens asymme
trisch ausgebildet, d. h., daß das eine Bein stärker als das andere vom Lymphödem erfaßt ist (Abb. 8). Ein beidseitig-symmetrisches Beinlymph
ödem ist sehr selten. Von großer dia
gnostischer Bedeutung ist das Stem- mersche Hautfaltenzeichen (verbrei
terte, schwer bzw. überhaupt nicht abhebbare Zehenhautfalten; Abb.
9). Die Hautfarbe ist normal; es
-19-
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153 Lymph-, Phiebödem, zyklisch-idiopathisches Ödem und Kombinationsformen ZEA,
Tabelle 1; Klinische Stadien des Lymphödems
Bezeichnung Pathophysiologische und klinische Merkmale Stadium 1 Reversibel Die Schwellung beruht auf einem eiweißreichen
Ödem. Sie bildet sich bei Hochlagerung der Gliedmaße ganz oder teilweise zurück. Die Schwellungsbeschaffenheit ist weich; eine Delle läßt sich leicht erzeugen.
Stadium II Spontan irreversibel Fibrosklerotische Veränderungen vorhanden.
Beschaffenheit der Haut hart; Delle läßt sich nicht oder nur durch starken Druck erzeugen;
Hochlagerung beeinflußt die Schwellung nicht.
Stadium IN Lymphostatische
Elephantiasis
Exzessive Bindegewebsvermehrung eventuell mit Hautverfärbung (graubraun).
Abbildung 9: Positives Stemmersches Haut
faltenzeichen
kommt zu einer Vertiefung der na
türlichen Hautfalten. Der Fußrük- ken ist ödematisiert.
Die Erstellung der Diagnose Bein- lymphödem ist für den in der Lymphologie versierten Fachmann praktisch ausnahmslos aufgrund der Anamnese, Inspektion und Palpa
tion möglich. Gleichzeitig ist er auch in der Lage, das Stadium des Lymphödems zu erfassen (Tab. 1).
Das auf einer Dysplasie der Lymphgefäße beruhende primäre Lymphödem kann angeboren sein oder es manifestiert sich als Lymph- oedema praecox vor, als Lymph- oedema tardum nach dem 35. Le
bensjahr.
Das Lymphoedema praecox
In Kenntnis der drei typischen Er
scheinungsformen des meist beim weiblichen Geschlecht vorkommen
den Lymphoedema praecox ist des
sen Diagnose einfach:
• Das Lymphoedema praecox kann sich während oder nach der Pubertät nach einem Bagatelltrauma manife
stieren. Eine Distorsion des Fußge
lenks führt zu einem Knöchelödem, welches sich nicht zurückbildet, son
dern in ein Lymphödem übergeht.
• Eine andere Erscheinungsform ist diejenige, bei welcher kein auslösen
der Faktor vor dem Beginn der Schwellung liegt; sie kommt lang
sam, allmählich und erfaßt die Ze
hen, den Fußrücken und die Knö
chel, um sich allmählich proximal
wärts auszudehnen. (Eine Aus
nahme bildet die sogenannte hohe Dysplasie, bei welcher die Schwel
lung im Bereich der Gliedmaßen
wurzel beginnt und sich allmählich in distaler Richtung ausdehnt.)
• Eine dritte Erscheinungsform ist der Beginn mit einem Erysipel. Von den klassischen Entzündungssym
ptomen bilden sich Calor und Rubor zurück, der Tumor (= Schwellung) bleibt jedoch bestehen und geht in das typische Lymphödembild über.
Leider lassen sich fehlerhafte patho- physiologische Vorstellungen, welche mit den Namen Calnan/England und Gumm- rich/Deutschland verbunden sind, nicht ausrotten. Die Idee, wonach das Lymphödem nicht, wie in der Einleitung erörtert, Folge einer in diesem Falle dys
plasiebedingten mechanischen Insuffi
zienz der örtlichen Lymphgefäße ist, sondern daß die Schwellung des Lymph
oedema praecox auf einem sogenannten Crossing-Syndrom beruhe, bedingt durch die Kompression der Vena iliaca sinistra durch die Arteria iliaca sinistra, ist abwegig. Wie bereits erwähnt, ist das Lymphödem hautfarben; eine zyanoti
sche Hautverfärbung bei Orthostase be
steht nicht. Diese Fehlbeurteilung der Pathophysiologie kann katastrophale Folgen haben. Wir kennen Patienten, bei denen Gummrich bei einem typischen Lymphoedema praecox in das Promon
torium eine Kuhle gemeißelt hat, um die Vena iliaca sinistra von einer nicht exi
stierenden Kompression zu befreien. Bei
einer 19jährigen Patientin, bei welcher das Lymphoedema praecox ebenfalls aufgrund der Anamnese, Inspektion und Palpation zu diagnostizieren war, wurde in einer chirurgischen Universitätsklinik eine unnötige Arteriographie und Phle
bographie durchgeführt, fälschlicher
weise ein Crossing-Syndrom diagnosti
ziert und die Freilegung der genannten Blutgefäße zwecks der Beseitigung der vermeintlichen Venenkompression vor
geschlagen. Versäumt wurde freilich das Messen des Venendruckes; die »Dia
gnose« basierte einzig und allein auf dem nicht aussagekräftigen phlebographi- schen Befund.
Fehldiagnose tiefe Beinvenenthrombose
Wir erleben immer wieder, daß beim geschilderten typischen klinischen Bild an eine tiefe Beinvenenthrom
bose gedacht wird, die, wie bekannt, ein völlig anderes klinisches Bild aufweist. Selbst bei Patienten, bei denen das typische Lymphoedema praecox seit Monaten oder sogar seit Jahren besteht, wird gelegentlich an eine tiefe Beinvenenthrombose ge
dacht und aus diesem Grunde der Patient zu einer unnötigen Phlebo
graphie geschickt. Ein Tropfen para
venös injizierten Kontrastmittels führt zur explosionsartigen Ver
schlechterung des Lymphödems.
Da eine sekundäre Lymphödem- form ausgeschlossen werden muß, hat die Diagnose Lymphoedema praecox stets »per exclusionem« zu erfolgen. Hierzulande ist hierbei in erster Linie an bösartige Tumoren zu denken, welche auch beim jungen Menschen Vorkommen können. Dia
gnostische Maßnahmen sind interni
stische Routineuntersuchungen, gy-
-20-
Hydrogenaspartat Hydrogenaspartat
KOSTET
WENIGER...
... denn Mg 5 begünstigt durch den Mognesium- Doppelschlepper Hydrogenasportot den Trans
port von Magnesium in die Zelle.
Dies führt zu einer raschen Behebung des zellulä
ren Magnesium-Defizits.
Mg5-Longorar Kautabletten
Hochdosierte Monosubstanz
Bessere Compliance durch wohlschmeckende Darreichungsform
Niedrige Therapiekosten
Bei
• Wadenkrämpfen
• neuromuskulären Stärungen
• Mineralstoffwechselstörungen
• psycho-vegetativem Syndrom
• Herzrhythmusstärungen/Stenokardien infolge Magnesium-Mangels
Magnesium
MgS'Longorol*
Zusommantetzunq; 1 Koutoblette enthält: Mognesium-DL-hydrogenosportot 4 H2O 1803 mg (entsprechend 5 mmol * 10 mvol * 121,5 mg Magnesiuml. Anwendungsgebiete; Magnesium- mangel I2.B. durcn Fehlernährung), wenn er die Ursache für Störungen der Muskeltätigkeit (neuromuskuläre Störungen) oder IHerztötigkeit (Dysökonomisierung des l~ierzstoff^chsels bei erhöh
tem Calciuminflux) ist. Erhöhter Magnesiumbedarf während der Schwangerschaft, insbesondere bei der Tokolyse mit ß-Adrenergiko, Störungen der fetoplozentaren Einheit durch erhöhte mogne- siumabhängiqe Enzymaktivität. Geqenonzeiqenj Bei schweren Nierenfunktionsstörungen, bei Myasthenie gravis und bei Störungen der Erregungsleitung im Herzen (AV-Block) sollte Mg5-Longord* nicht angewendet werden. Gegebenenfalls sollte geprüft werden, ob sich aus der Lage des Elektrolythaushaltes eine Gegenonzeige ergibt. Nebenwirkungen: Bei hoher Dosierung kann es zu weichen Stühlen kommen, die jedoch unbedenlclich sind. Sollten Durchfälle auftreten, reduziert man die Tagesdosis oder setzt das Präporat vorübergehend ab. Bei hoch
dosierter und länger andauernder Einnahme von Mg5-Longorol* konn es zu Müdigkeitserscheinungen kommen. Dieses kann ein Hinweis darauf sein, da6 bereits ein erhöhter Serum- Magnesium-Spiegel (Konzentrotion des Magnesiums im Blut) erreicht Ist. Dosierung und Anvvenduf>asweise: Soweit nicht anders verordnet, gelten für Mg5-Longoral* folgende Dosie
rungsrichtlinien : Erwachsene und Jugendliche 1-3 x täglich 1 Tablette, Kinder ob 6 Johrern-3 x täglich 1/2 Toblette. In der Schwangerschaft, insbesondere bei der Tokolyse, kann <l^ie Dosierung ouf 4 Tabletten täglich erhöht werden. Mg5-Tabletten können nach Belieben zerkaut, gelutscht oder mit Flüssigkeit genommen werden. Wechselwirkungen mit or>deren Mi^eln: Im Fall einer zusätzlichen Eisentherapie ist darauf zu achten, daß bei gleichzeitiger Einnohme von Magnesium die Aufnahme von Eisen gestört sein kann. Auch bei der Einnahme von Tetracyclin ist eine Beeinträchtigung der Aufnohme in das Blut (Resorption) bei gleichzeitiger Mognesiumgobe zu beachten. Besonderer HifTweis: Mg5-lonqora)* Tabletten enthalten notürliches Zitronenoroma und kännen leicht gelblich gefärbt sein. Die enthaltene Zitronensäure kann zu einer Reizung des Goumens fuhren, wenn die Toblette gelutscht wird. Ijin^is |^[^PiQbetiker; MgS-Longorol* enthält den Zuckeraustauschstoff Sorbit, entspr. 0,016 BE. Dorreichunqsform und PockungsoröBen: NI, 20 Stuck, DM 12,95; N2, Ä Stück, DM ^4,95; N3, 1(50 ^ti^li, DM 42,80. Kronken- hauspockung.
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154 Lymph-, Phlebödem, zyklisch-idiopathisches Ödem und Kombinationsformen ZSA.
Obsolete Maßnahmen
Mit dem größten Nachdruck warne ich davor, zur Erfassung der Dia
gnose Lymphoedema praecox den Farbstofftest einzusetzen, der frü
her empfohlen wurde, heute aber als obsolet gelten muß, da er keine genügende Sensitivität und Spezifi
tät aufweist und außerdem zu schweren anaphylaktischen Reak
tionen führen kann. Auch der Ein
satz der direkten Lymphographie mit einem öligen Kontrastmittel gilt heute als kontraindiziert; die Me
thode ist durch eine nicht unwesent
liche Mortalität und mit einer be
trächtlichen Morbidität belastet.
Tabelle II; Abhängigkeit der lymphszintigraphischen Befunde von der Form der Lymphgefäß
insuffizienz
Zustand Lymphszintigraphischer Befund
Im Ruhestand Bei Belastung
T/2 V T/2 V
Gesund n n i T
Ödem bei dynamischer Insuffizienz i T 0 0
Ödem bei mechanischer Insuffizienz T i 0 0
Ödem bei Sicherheitsventilinsuffizienz 1 (Abb. 5) i T i T
Ödem bei Sicherheitsventilinsuffizienz 2 (Abb. 5) n n 0 0
Ödem bei Sicherheitsventilinsuffizienz 3 (Abb. 5) T i 0 0
T/2 = Halbwertszeit, v = Geschwindigkeit der Lymphströmung, n = normal, 0 = unverändert
[ = abgekürzt bzw. verlangsamt, | = verlängert bzw. beschleunigt
näkologische bzw. urologische Konsi
lien und Ultraschalluntersuchungen.
Benötigt man zur Erstellung der Diagnose außer der Basisdiagnostik zusätzliche Methoden, so kommen heute - am besten kombiniert - die Lymphszintigraphie (Isotopenlym- phographie) und die indirekte Lym
phographie in Frage. Leider werden diese nicht-invasiven, aussagekräfti
gen Methoden nur von wenigen Fachleuten (Radiologen/Nuklearme
diziner) eingesetzt^.
Allerdings sind wir leider heute noch nicht in der Lage, mit Hilfe der Isotopenlymphographie die Trans
portkapazität des Lymphgefäßsy
stems zu bestimmen. Die Deutung der lymphszintigraphischen Befunde ist nur in Kenntnis der drei Insuffi
zienzformen des Lymphgefäßsy
stems möglich. Wie die Halbwerts
zeit des injizierten radioaktiven lymphpflichtigen Tracers sowie des
sen Transportgeschwindigkeit ab
hängig sind von den einzelnen Insuf
fizienzformen, stellt die Tabelle II dar.
Es muß auch in Betracht gezogen werden, daß es im Bereich der Gliedmaßen oberflächige und tiefe Lymphgefäße gibt, deren funktionel-
^ Adressen entsprechender Institute kön
nen vom Generalsekretariat deutschspra
chiger Lymphologen, Freiburger Straße 38, 7824 Hinterzarten, angefordert werden.
ler Zustand unter pathologischen Bedingungen völlig gegensätzliche Änderungen erfahren kann. Zum Beispiel ist es beim postthromboti
schen Syndrom der Beine so, daß das subfasziale Lymphgefäßsystem anatomische und funktionelle Stö
rungen aufweist, gleichzeitig tritt eine Funktionssteigerung des ober
flächigen Systems im kompensatori
schen Sinne ein; als weitere Kompli
kation kommt es jedoch im Bereich des oberflächigen Systems oft zu ört
lichen Störungen,
Mittels der indirekten Lympho
graphie können Lymphkapillaren, Präkollektoren und zum Teil die Kollektoren, nicht aber die Lymph
knoten dargestellt werden.
Die frühzeitige Erfassung der Dia
gnose Lymphoedema praecox im er
sten klinischen Stadium hat die the
rapeutische Konsequenz, daß das Lymphödem mittels der Phase I der sogenannten komplexen physikali
schen Entstauungstherapie (KPE) in kurzer Zeit klinisch symptomfrei ge
staltet und mittels ihrer Phase II im symptomfreien Zustand erhalten werden kann mit einer guten Aus
sicht, die hierbei erforderlichen The
rapiemaßnahmen nach einigen Jah
ren allmählich abbauen zu können.
Wird die Diagnose nicht erstellt bzw.
die Einleitung der adäquaten Thera
pie vernachlässigt, schreitet die Krankheit unweigerlich im Sinn der erörterten klinischen Stadien voran.
Je später mit der KPE begonnen wird, desto langwieriger gestaltet sie sich.
Das Lymphoedema tardum
Eine andere Erscheinungsform des auf einer Entwicklungsstörung beru
henden primären Lymphödems ist das sich nach dem 35. Lebensjahr ma
nifestierende Lymphoedema tardum, welches selbst im Greisenalter in Er
scheinung treten kann. Bei der Dia
gnose Lymphoedema tardum spielt das Gesetz »nur per exclusionem«
eine noch wichtigere Rolle als beim Lymphoedema praecox. Je älter der Patient ist, desto wahrscheinlicher wird es sein, daß das Lymphödem durch ein Malignom verursacht ist und nicht auf einer Entwicklungsstörung beruht. Bei Frauen steht nach ent
sprechender internistischer Untersu
chung auch hier das gynäkologische Konsilium an erster Stelle, beim Manne das urologische. Anschlie
ßend erfolgen die anderen Maßnah
men der onkologischen Stufendiagno
stik (Ultraschall; Computer- bzw.
Kernspin-Tomographie). Mit Nach
druck sei an dieser Stelle der klassi
sche Grundsatz der Diagnostik, wo
nach zu jeder allgemein-internisti
schen auch die rektale Untersuchung gehört, betont.
Das artifizielle Lymphödem
Ist das Lymphödem atypisch, klagt der Patient über Schmerzen, behaup
tet er nur mit einem Stock gehen zu können, wobei auch der Orthopäde nichts erfassen kann, findet man am Oberschenkel eine eigenartige zirku-
Lymph-, Phlebödem, zyklisch-idiopathisches Ödem und Kombinationsformen 155
läre Furche, besteht distal davon eine zyanotische Verfärbung der Haut, muß an eine Selbstverstümmelung durch Gliedmaßenabschnürung ge
dacht werden.
Um Fälle dieser Art von einem Su- deck-Syndrom zu differenzieren, wird der niedergelassene Arzt oft Hilfe von Fachkollegen in Anspruch nehmen müssen.
Ich pflege diese Patienten bei nächtlich vorgenommenen Überra
schungsvisiten zu entlarven: Nach dem Zurückschlagen der Decke er
blickt man das abgeschnürte Bein.
Bei der Eruierung der Anamnese sollte stets die Frage gestellt werden, ob sich der Patient irgendwann in ei
nem tropischen Gebiet aufgehalten hat und an einer Filariasis erkrankt ist. Es kann ein sekundäres Lymph- ödem resultieren.
Chronische Venen
insuffizienz, Lipödem und zyklisch-idiopathisches Ödem
Eine chronische Veneninsumzienz kann von einem Lymphödem mit Leichtigkeit unterschieden werden.
Neben der auch hier ausschlagge
bend wichtigen Anamnese sind Zy
anose bei Orthostase, der typische Befund der Dopplersonographie und Lichtreflexionsrheographie (beide gehören zum diagnostischen Arsenal des niedergelassenen Arztes) die notwendigen Methoden.
Freilich kann eine Kombination des Lipödems mit einem Lymphödem Vor
kommen; bei einem Lipo-Lymphö- dem besteht eine Asymmetrie, indem die zusätzlich vom Lymphödem erfa
ßte Gliedmaße stärker angeschwollen ist als die rein lipödematöse. Hinzu gesellt sich die Schwellung des Fuß
rückens sowie das positive Stemmer
Blickdiagnose des Lipödems
Das Lipödem ist eine bei Frauen vorkommende, beidseitig-symme
trische, auf der Ablagerung eines pathologischen Fettgewebes beru
hende, die Fußrücken freilassende, reithosenartige Schwellung von den Beckenkämmen bis zu den Knö
cheln, bei der manchmal an der In
nenseite der Beine in Höhe der Kniekehle halbkugelförmig ausge
prägte Fettpolster in Erscheinung treten können.
sehe Hautfaltenzeichen und die sich vertiefenden natürlichen Hautfalten.
Oft besteht eine Kombination zwi
schen einem Lipödem und einem Krampfaderleiden. Die Kenntnis dieser Kombinationsform, aber auch diejenige des Lipödems plus Lymph- ödems plus Varikosis (Abb. 10) ist von großer Bedeutung, weil bei die
sen Patienten mit großem Nach
druck von Sklerotherapie und Ve
nenstripping zu warnen ist. Die Ver
nichtung nur einiger weniger
Lymphgefäße führt oft zu einer dra
matischen Verschlechterung.
Das zyklisch-idiopathicbe Ödem tritt bei Frauen in mehr oder weniger deutlichem Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus in Erschei
nung.
Es handelt sich um eine zyklische Zunahme der Blutkapillarpermeabi
lität. Oft ist eine zentrale Hypothy
reose nachzuweisen. Im ödematösen Stadium, bei welchem es sich um ein allgemeines, den ganzen Körper er
fassendes Ödem handelt, bestehen weitere Symptome wie Kopfschmer
zen, Nervosität, Schwächegefühl, eingeschränkte körperliche und gei
stige Leistungsfähigkeit, Oligurie und Obstipation. Zur Differenzie
rung zwischen dem zyklisch-idiopat
hischen Ödem, dem »prämenstruel
len Syndrom« und dem »Capillary leak syndrome« ist eine fachklinische Spezialtechnologie einzusetzen. Mit Nachdruck sei davor gewarnt, bei Nichterfassung der Zusammengehö
rigkeit der genannten Symptome diese einzeln therapieren zu wollen:
Der Mißbrauch an Entwässerungs-, Schmerz- und Beruhigungsmitteln verursacht nicht selten iatrogene Komplikationen.
Literatur
1. Vahrson, H.: Der Wert der Ossovenogra- phie beim fortgeschrittenen Genitalkarzinom der Frau. Ein Beitrag zur Diagnostik des kom
binierten Stauungsödems. Röntgen-BI. 29, 341 (1976).
2. Tiedjen, K. U.: Nachweis von Lymphgefäß
veränderungen bei Venenerkrankungen der unteren Extremitäten durch bildgebende Ver
fahren. Phlebol. u. Proktol. 18, 270 (1989).
Abbildung 10: Mehrfachkombination Adi
positas plus Lipödem plus Lymphödem plus Ulcus cruris venosum
Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med. Michael Földi Albrichstraße 4
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10mg. 1 Tabi. XANEF* 20mg anth. 20mg Enalapriiydrogenmaleat. AawwiiMgqtMtla: Btuthocbdruck. ent
weder aMn oder in Kombination mit einem Diuretikum; als Zusatzmerfikation bei Patienten mit Herzinsuflizienz.
(ie nkM ausreichend aut Herzglykoside und/oder Diuretika ansprebhen. Einsteilung bei Herzinsuflizienz unter strenger Mkäscher Überwachung in einer kardiologischen Abteiing im Krankenhaus. Oegea anaiiM: (^leremptwKttchkeit. angioneurotisches ödem bei früherer ACE-Hemmereinnahme bzw. bei heredtOrem Cl-Inhibttor-Mangel; beidseitige Nierenarterienstenose. Nierenarterien- slenose einer Einzelniere. Zustand nach Nierentransplantation; primfire Lebererkrankung;
Aortenstenose. Mkraistenose. hypertrophe Kardiomyopathie mit AusIluBbehinderung;
Schwangerschaft. StiNzeit, Kinder; primürer Hyperaldoäeronismus. Sorgfältige Nutzen-Risi-
ko-Abwügung bei gestürter Immunreaktion oder KoNagenkrankheiten; bei schweren NierentunKn^ji und Diuretaravorbehandlung; Flüssigkeits- und Elekbolytvertuste vor Therapiebeginn ausgwc^
wlrkwiiea: Wamhinvireise: LebensbedrohBche BhitdruckabHUe bei vorangegangener Diureti^ ^ Salz- wd FlüssigkBitsverlusten. bei reninabhingigem schweren Hochdruck und bei Herzinsuftiz>^
Bestehende Nierenfunktionsstörung kann verstärkt werden und bis zum Nierenversagen führen, Laborkontrolen notweridig. Vor Therapiebeginn Ermittlung der Nierenfunktion bei j^m
In EmzelfüHen Angioödern mit Glottisödem mög^ (ürztiche NotfaRmaBnahmen). Schwindel. ^ eit. SchwÄchegefüN. selten Hypotonie, orthostatische HyP^
wurden berichtet, gelegentlich Müdigkeit. ___ ^ _
Synkope. Übetoit. Diarrtwe. Muskelkrimpfe. Uberempfindlicitiaitsreaktionen. trockener Hu^c^ g) tionsstörung oder Laborveriinderungen (Anstieg von Harnstoff. Kreatinin. Leberenzymen und/ooix
i
VIk
%■
Schon 1986 wurden ACE-Hemmer von der Schwei
zerischen Vereinigung gegen den hohen Blutdruck in die Liste der empfohlenen Basisantihypertensiva
aufgenommen.
Seit dieser Zeit besteht ein
-24-
weltweiter Trend zum Einsatz von
ACE-Hemmern als Therapie
der 1. Stufe.
Zuverlässige Blutdrucksenkung und gute Verträglich
keit der ACE-Hemmer bei erwachsenen Hypertoni
kern jeden Alters — oft auch bei Patienten mit Begleit
erkrankungen — rechtfertigen diese Entwicklung. Die weltweiten klinischen Erfahrungen mit Enalapril ha
ben hierzu einen entscheidenden Beitrag geleistet.
®
ENALAPRIL
Das gute Gefühl bei Hypertonie
Wierapieempfehlungen der Deutschen Liga zur Bekämpfung des hohen Blutdruckes e. V., Heidelberg
Hyponatriämie, Verminderung von Hämoglobin, Hämatokrit, Thrombozyten). Diese Laborverän- nur selten von Bedeutung, sie bilden sich üblicherweise nach dem Absetzen wieder zurück.
Wurden Blutbildveränderungen beobachtet. Nur Einzelfallberichte liegen vor über Palpitationen,
«^ningen, Brustschmerz einschließlich Angina pectoris, Rhinorrhoe, Dyspnoe, Bronchospasmus/
n u^wte von Herzinfarkt oder Apoplex können möglicherweise in einem Zusammenhang mit einer zu Vwoton'ie bei Hochrisikopatienten stehen. Äußerst selten waren auch Brennen der Mundschleimhaut, ( ’^*A!bschmerzen, Erbrechen, Dys^psie, Obsöpation, Hepatitis, Cholestase, Pankreatitis, Ileus, Ner- fL^flosigkeit, Somnolenz, Vertigo, Verwirrtheit, Depression, Parästhesien, Pruritus, Tinnitus,
^tosensibilisierung, Vaslojlitte, verschwommenes Sehen, Alopezie, Impotenz, Rush, Ge-
^*''9fänderung, Glossitis. Reber, Muskel- und Gelenkschmerz waren z.T. verbunden mit Hautreak
tionen, sie verschwanden nach Absetzen der Behandlung. Hinweis: Durch individuell auftretende unterschied
liche Reaktionen kann die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschi
nen beeinträchtigt werden. Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn und Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol. Wechselwirkungen, Dosierung: Siehe Gebrauchs- und Fachinformation HandeMonmn und Preise: XANEF® 5mg; 30 (N1)/50 (N2)/100 (N3) Tabletten DM 55,10/
88,20/161,45. XANEP 10mg: 30 (N1)/50 (N2)/100 (N3) Tabletten DM 63,10/99,-/
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DOHME
156 ZiFA
Dieter Müting und Christian-Peter Klein
Moderne Behandlung des Aszites bei Leberzirrhose
Zusammenfassung: Die rechtzeitige Behandlung des Aszites bei Le
berzirrhose hängt wesentlich von seiner Früherkennung ab. Sie gelingt durch eine gründliche klinische und sonographische Untersuchung.
Die wichtigste Voraussetzung für seine erfolgreiche Beseitigung ist eine kochsalzarme Ernährung mit nicht mehr als 2 bis 3 g NaCl täglich.
Durch Diät allein kann schon eine wesentliche Ausschwemmung des Bauchwassers erreicht werden. Erst dann erfolgt die Gabe von Diure
tika, vor allem des kaliumsparenden Spironolactons. Bei Hyperkali
ämie empfiehlt sich zusätzlich Furosemid. Bei Versagen der diureti- schen Therapie sind wiederholte Aszitespunktionen erforderlich, die ein Absinken der portalen Hypertension bewirken. Erst wenn diese Maßnahmen erfolglos bleiben, muß im Krankenhaus ein peritoneo-ve- nöser Shunt angelegt werden. Auf keinen Fall darf der Aszites zu schnell ausgeschwemmt werden (maximal 750 ml täglich), da sonst Elektrolytentgleisungen, gastrointestinale Blutungen und eine hepati
sche Enzephalopathie drohen können.
Die Leberzirrhose ist heute nach der Fettleber die häufigste mitteleuropä
ische Lebererkrankung. Hauptursa
chen sind die Zunahme des Alkohol- abusus und der steigende Anteil der B- und Non-A-Non-B-Hepatitis.
Letztere wird in 20 bis 50% chro
nisch. Insgesamt sind heute in der Bundesrepublik Deutschland 40 bis 50% aller Leberzirrhosen durch Al
kohol bedingt, 20 bis 30% durch eine Hepatitis, der Rest durch eine pri
märe oder sekundäre biliäre Zir
rhose oder andere Ursachen.
Aus dem Heinz-Kalk-Krankenhaus, Bad Kis- singen
Der zirrhotische Umbau des Le
bergewebes führt zu einem zuneh
menden Anstieg des Pfortaderdruk- kes. Häufigste Folgen der portalen Hypertension sind die Entwicklung eines Kollateral-Kreislaufes als Kompensationsversuch und schließ
lich die Bildung eines Aszites. Insge-
Tabelle I; Wichtigste Leberhautzeichen (geord
net nach Wertigkeit)
1. Inkomplette Spider Naevi innerhalb des Pal
marerythems
2. Palmarerythem und komplette Spider Naevi 3. Leberzunge
4. Dupuytrensche Kontraktur 5. Weißnägel
samt bedeutet also das Vorhanden
sein einer Bauchwassersucht, daß es sich um das Endstadium einer Le
berzirrhose mit ausgeprägtem Pfort
aderhochdruck handelt.
Früherkennung des Aszites bei Leberzirrhose
Der alte Satz »Vor die Therapie ha
ben die Götter die Diagnose ge
stellt« gilt vor allem für die Leberzir
rhose. Den meisten Ärzten in Praxis und Krankenhaus ist nicht genügend bewußt, wie sie die Leberzirrhose mit einfachen Mitteln richtig diagno
stizieren können. Dafür sind nur zwei Voraussetzungen nötig:
1. Zur Untersuchung muß der Pa
tient möglichst ausgezogen sein.
2. Die Untersuchung muß bei gutem Tageslicht und möglichst nicht bei künstlichem Licht, vor allem nicht bei Neonlicht durchgeführt werden.
Hält sich der Arzt an diese beiden Grundregeln, kann er in wenigen Minuten die Verdachtsdiagnose ei
ner Leberzirrhose stellen. Dabei hilft ihm am meisten der Nachweis der Leberhautzeichen (Tab. 1).
Wenn bei einem Patienten alle Le
berhautzeichen auftreten, kann man
Z. Allg. Med. 66, 156—159 (1990). © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1990
Moderne Behandlung des Aszites bei Leberzirrhose 157
zu 90% eine Leberzirrhose vermu
ten. Allein die inkompletten Leber
sternchen innerhalb des Palmarery
thems sind in 80% der einfachste Hinweis auf eine Leberzirrhose. Wir fühlen uns zu dieser Aussage berech
tigt, weil wir im Heinz-Kalk-Kran- kenhaus in Bad Kissingen in den letzten 20 Jahren über 4000 Patien
ten mit einer bioptisch nachgewiese
nen Leberzirrhose behandelt und bei allen das Vorkommen der wichtig
sten Leberhautzeichen im Kranken
blatt vermerkt haben. Bewußt nicht angeführt wurde der Ikterus als so
genanntes Leberhautzeichen. Sein Fehlen spricht keineswegs gegen das Vorliegen einer Leberzirrhose. Ist aber ein Ikterus mit bloßem Auge an der Haut oder der Bindehaut sicht
bar, ist das als schlechtes Zeichen für die Prognose anzusehen.
Leitsatz gilt:
Erst Wind, dann Regen
Bei der Frühdiagnose des Aszites hilft am besten eine sorgfältige Anam
nese: Hat der Zirrhosekranke selbst beobachtet, daß seine Urinausschei
dung geringer ist als die Flüssigkeits
aufnahme? Leidet er vermehrt unter Blähungen als Vorzeichen der Bauchwassersucht? Französische Hepatologen haben ja schon vor über 150 Jahren den Spruch geprägt:
»Erst der Wind und dann der Re
gen.« Muß der Patient anstelle eines Gürtels jetzt Hosenträger tragen, weil der Leib zu stark geschwollen ist?
Natürlich ist auch ein beginnender Aszites schon bei der Inspektion zu erkennen, vor allem wenn man den Patienten gründlich perkutiert und dann von der einen Seite auf die an
dere legen läßt und die Perkussion wiederholt.
Objektivieren läßt sich die Ver
dachtsdiagnose eines Aszites ganz einfach durch die Sonografie. Das gilt besonders auch für Verlaufsbe
obachtungen.
Die genaue Diagnose einer Leber
zirrhose ist natürlich nur durch eine Leberbiopsie, möglichst im Rahmen einer Laparoskopie, zu stellen. Bei letzterer kann man bereits den Pfort
aderhochdruck anhand einer ver
mehrten Gefäßfüllung in den Liga
menta und die drohende Aszitesbil
dung an dem Auftreten von Lymph- zysten an der Leberoberfläche er
kennen.
Therapie des Aszites bei Leberzirrhose
Tabelle II gibt unser Vorgehen bei der Behandlung des Aszites bei Le
berzirrhose wieder, das wir uns am einfachsten in Form eines Stufen
schemas vorzustellen haben. Die un
terste und gleichzeitig wichtigste Stufe ist die diätetische Behandlung.
Gegen dieses Prinzip wird allerdings auch heute noch am meisten gesün
digt. Etwa 80% unserer über 1000 Aszitespatienten wußten nicht, hat
ten vergessen oder anscheinend nicht begriffen, daß bei ihrer Leber
zirrhose mit Aszites die wichtigste Grundlage eine streng kochsalzarme Ernährung ist. Wir müssen ja davon ausgehen, daß der gesunde Bundes
bürger täglich etwa 5 bis 10 g Koch
salz zu sich nimmt, während bei As
ziteskranken höchstens 2 bis 3 g täg-
Ausschwemmung auch ohne Medikamente möglich!
lieh erlaubt sind. Leider legen auch die Diätküchen mancher Kranken
häuser keinen genügenden Wert auf eine kochsalzarme Kost, deren Her
stellung natürlich den Diätassisten
tinnen eine Menge Arbeit bereitet.
Wie groß die Wirkung allein einer solchen kochsalzarmen Kost ist, ver
deutlicht am einfachsten Abb. I.
Hier wird der Krankheitsverlauf eines Leberzirrhosekranken mit As
zites wiedergegeben. Nach entspre
chender Aufklärung bekam der Pa
tient zehn Tage lang weder Diure-
Tabelle II: Therapie des Aszites bei Leberzir
rhose
1. Natrium- und eiweißarme Ernährung 2. Bei Hypokaliämie Kaliumsubstitution und
Spironolacton
3. Bei unzureichender Wirkung und bei Hyper
kaliämie Spironolacton und Furosemid 4. Bei unzureichender Wirkung Ethacrynsäure
(cave Niere!)
5. Wenn kein Erfolg mit Diuretika, Aszites
punktion oder Aszitesreinfusion
6. Wenn kein Erfolg dieser Maßnahmen, peri- toneo-venöser Shunt
tika noch andere Medikamente und mußte eine Diät einhalten, die nur 2 g NaCl pro Tag enthielt. Der Er
folg war verblüffend.
Während dieser Diät-Phase stieg die tägliche Natriumausscheidung im 24-h-Urin von 1,7 auf 9,0 g an. Dem
entsprechend nahm die Diurese zu und das Körpergewicht um 6 kg ab.
Der Natrium-Kalium-Ouotient im Urin als einfacher Maßstab für den Mineralhaushalt des Zirrhosekran
ken besserte sich von 0,3 auf 1,5.
Unter natriumarmer Ernährung wurde demnach fünfmal soviel Na
trium ausgeschieden wie vorher.
Erst nach Ausschöpfung der diäteti
schen Therapie begannen wir mit der Gabe von Diuretika, nämlich Spiro
nolacton allein wegen der noch be-
Nafrium im 2U Sfd - Urin
Nafrum-Kalium-Quohent
25 Tage Abbildung 1: Einfluß einer natriumarmen Ernährung allein und in Kombination mit Spironolacton auf den Aszites bei Leberzir
rhose (B. St. 40 (?)