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Stromerzeugung aus Sonne und Wind - Marktchancen aus deutscher Sicht (1996) - PDF ( 816 KB )

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Überblick

Die Umwandlung von Solarstrahlung und Wind in Elektrizität zählt zu den Schlüsseltechnologien, um mittel- und langfristig eine umweltverträgliche Stromversorgung zu realisieren. Obwohl sich Photovoltaikanlagen, solarthermi- sche Kraftwerke und Windenergieanla- gen hinsichtlich ihrer Anwendungsberei- che und Einsatzgebiete, des erreichten Entwicklungsstandes und der Kosten er- heblich voneinander unterscheiden, ist ihnen aus deutscher Sicht eines gemein- sam: Wissenschaft und Industrie haben in der Vergangenheit technologisch eine internationale Spitzenstellung aufge- baut. Es gilt heute, dieses Know-how mit wettbewerbsfähigen Produkten auf einem sich rasch entwickelnden Welt- markt umzusetzen. Die deutsche Ener- gie- und Wirtschaftspolitik muß die Vor- aussetzungen schaffen, daß die wach- sende Produktion technologisch an- spruchsvoller Energieanlagen mit der Schaffung heimischer Arbeitsplätze ver- bunden wird und damit nicht nur ein Beitrag für eine zukunftsfähige Energie- versorgung sondern auch zur langfristi- gen Sicherung des Wirtschaftsstandortes Deutschland geleistet wird.

Electricity production from solar and wind energy is one of the most relevant options for a sustainable energy supply in the medium and longterm. Although photovoltaic systems, solar thermal power plants and wind energy conver- ters are considerably different regarding their applications, their present stage of development and costs, from the Ger- man perspective, have one thing in com- mon: science and industry have reached an international top position in techno- logy. Today, this know-how has to be converted into competitve products for a rapidly developing world market. The German energy and economic policy has to provide the preconditions that the growing production of high-tech energy conversion systems will lead to domestic employment and therefore not only pro- vides a substantial contribution for a su- stainable energy supply but also secures

schiedliche Solarzellenmaterialien, die bislang von kristallinem und amor- phem Silicium (praktisch nur im Kon- sumerbereich) dominiert werden. Bei den solarthermischen Konzepten ste- hen Parabolrinnen-Kraftwerke, Solar- turm-Kraftwerke und sog. Dish-Anla- gen zur Verfügung. Im Unterschied zur PV, bei der Solarstrahlung direkt in elektrischen Strom umgesetzt wird, er- folgt die Umwandlung hier über eine thermische Zwischenstufe. Alle Kon- zepte arbeiten mit konzentrierenden Spiegelsystemen, um die für den ther- mischen Prozeß notwendige Energie- dichte zu erreichen. Diese wird in Pa- rabolrinnen- und Solarturm-Kraftwer- ken anschließend einem konventionel- len Kraftwerksprozeß (Dampf oder Gas-und-Dampf) zugeführt, bei Dish- Anlagen hingegen einem Stirling Motor (Gasmotor) oder einer Gastur- bine. Bei den Windenergieanlagen haben sich in den vergangenen Jahren Rotoren mit horizontaler Achse gegenüber Darrieus-Rotoren mit verti- kaler Achse durchgesetzt.

2. Der bisher erreichte Status

Von allen Technologien ist die Nut- zung der Windenergie am weitesten in die kommerzielle Anwendung vor- gedrungen. Insbesondere in Deutsch- land hat sie seit 1990 einen weltweit einzigartigen Boom erlebt, den nie- mand erwartet hatte. Bis 1995 wur- den mehr als 3.000 Anlagen errichtet, die zu einem Anwachsen der installier- ten Leistung von etwa 20 MW (1990) auf über 1.100 MW führte (Abbildung 2). Damit ist Deutschland hinter den USA heute weltweit der zweitgrößte Stromproduzent aus Windenergie.

Entscheidend für diesen Erfolg waren zwei politische Maßnahmen: das Stro- meinspeisungsgesetz, nach dem seit 1991 jede in das öffentliche Strom-

Stromerzeu- gung aus Sonne und

Wind – Markt- chancen aus deutscher Sicht

von Frithjof Staiß,

Martin Hoppe-Kilpper,

Joachim Nitsch und

Franz Trieb

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Abbildung 1: Umwandlung von Wind- und Sonnenenergie mit Windenergieanlagen, Photovoltaikanlagen sowie solarther- mischen Parabolrinnen-Kraftwerken, Solarturm-Kraftwerken und Dish-Anlagen (von links nach rechts)

Abbildung 2: Zeitliche Entwicklung der installierten Leistung von Windenergieanlagen in Deutschland und Vergleich mit dem europäischen Ausland

Wind Photovoltaik Parabolrinne Solarturm Dish

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ragendsten Eigenschaften der PV be- steht in einer außergewöhnlichen Mo- dularität, die es erlaubt, Kleinstsyste- me wie solare Armbanduhren oder Ta- schenrechner ebenso zu realisieren wie solare Kraftwerke im Megawatt- Bereich. Damit kann sich die PV wie keine andere Energietechnologie suk- zessive aus lukrativen Marktnischen heraus entwickeln. Es handelt sich heute um Konsumeranwendungen und Kleinsysteme zur dezentralen En- ergieversorgung in Entwicklungs- und Schwellenländern, die den kommerzi- ellen PV-Markt weitgehend bestim- men. Demonstrationsprogramme wie das 1000-Dächer-Photovoltaik-Pro- gramm in Deutschland leisten zusätz- lich einen wichtigen Beitrag, um mit größeren netzgekoppelten Anlagen,

Süd-Nord-Gefälle (bzw. auf der Süd- halbkugel der Erde Nord-Süd-Gefälle), das aus wirtschaftlichen Gründen vor allem eine Nutzung im Sonnengürtel der Erde nahelegt. So sind beispiels- weise die Bedingungen im Mittel- meerraum mit Einstrahlungswerten bis zu 2.500 kWh/m2a (global horizontal) um den Faktor 2-3 günstiger als in Mitteleuropa. Entsprechend reduzie- ren sich die Kosten der Stromerzeu- gung aus PV auf Werte z.T. deutlich unter 50 Pf/kWh. Das Süd-Nord-Gefäl- le ist jedoch nicht nur für die Ökono- mie der PV enscheidend, sondern in viel stärkerem Maße für solarthermi- sche Kraftwerke. Der Grund besteht darin, daß hochkonzentrierende Spie- gelsysteme nur die direkt von der Sonne auf die Erdoberfläche auftref- der parallel stattfindenden Weiterent-

wicklung der Anlagen, die einen star- ken Trend zu größeren Anlagen mit spezifisch niedrigeren Investitionsko- sten und höherem Energieertrag auf- wies, konnten die Stromgestehungs- kosten um mehr als 30% reduziert werden. Damit wurde zunehmend auch die Erschließung windschwäche- rer Standorte möglich. Mit Stromge- stehungskosten von etwa 18 Pf/kWh an guten Standorten lassen sich heute, auch nach dem Auslaufen des 250 MW-Förderprogramms, Winden- ergieanlagen allein über das Stromein- speisungsgesetz rentabel betreiben.

Das mit den Markteinführungsmaß- nahmen verbundene politische Ziel, neben einem Umweltnutzen auch Ar- beitsplätze in einem zukunftsträchti- gen Technologiebereich zu schaffen, kann zumindest bislang als erreicht betrachtet werden. Denn es gelang, innerhalb eines Zeitraumes von nur 6 Jahren mehr als 5.000 neue Stellen zu schaffen, die mehr als 1 Mrd. DM Um- satz erwirtschaften. Derzeit sind Anla- gen der Leistungsklasse 500/600 kW Stand der Technik. Daraus weiterent- wickelte Anlagen der Megawattklasse (1,5 MW) befinden sich in der Test- phase.

Im Vergleich zur Windenergie befindet sich die PV insgesamt in einem deut- lich früheren Entwicklungsstadium.

Wie in anderen Ländern, so sind auch in Deutschland trotz enormer techni- scher Potentiale – rein rechnerisch könnten über 15% des Strombedarfes gedeckt werden, wenn allein die oh- nehin vorhandenen Dachflächen der Gebäude genutzt würden – die Ener- giebeiträge aus der PV bislang margi- nal. Mit einer installierten Leistung von etwa 10 MW liegt sie in ihrer Bedeu- tung um mehr als zwei Größenord- nungen unterhalb der Windenergie-

Abbildung 3: Jahresproduktion und Preisentwicklung für Photovoltaik-Module weltweit

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zehnten sehr stark ansteigen. Schon heute werden jedes Jahr rund 50.000 MW an zusätzlicher Kraftwerkslei- stung installiert. Die Internationale En- ergieagentur [1] und der Weltenergie- rat [2] gehen davon aus, daß die welt- weite Stromnachfrage bis zum Jahr 2010 um mehr als 60% zunehmen und sich bis zum Jahr 2020 etwa ver- doppeln wird. Der Schwerpunkt des Wachstums wird in den Schwellen- und Entwicklungsländern liegen, die gleichzeitig auch über erhebliche Po- tentiale an erneuerbaren Energiequel- len verfügen. Neben großen Kraftwer- ken besteht hier ein erheblicher Bedarf an kleinen bis mittelgroßen, dezentra- len Anlagen für die ländliche und re- gionale Elektrifizierung. Die Weltbank geht davon aus, daß hier innerhalb des nächsten Jahrzehnts 15.000 MW elektrische Leistung errichtet werden müssen [3]. Damit werden erneuerba- re Energiequellen in diesem Bereich nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus ökonomischen Gründen zu- nehmend an Bedeutung gewinnen.

Die Frage, wie sich die Stromerzeu- gung aus Solarstrahlung und Wind in den nächsten Jahren entwickeln wird, läßt sich am präzisesten für die Nut- zung der Windenergie beantworten, für die relativ belastbare Prognosen vorliegen (Abbildung 5). Die installier- ben den Betrieb thermischer Speicher,

um die Auslastung der Anlage auch im rein solaren Betrieb zu erhöhen, bei Solarvielfachen kleiner 1 ist eine ent- sprechende Menge an fossilen Brenn- stoffen einzusetzen. Die Stromgeste- hungskosten des Hybridkraftwerkes nähern sich bei zunehmendem fossi- len Anteil den Kosten des rein fossilen Vergleichskraftwerkes.

Im Gegensatz zu Parabolrinnen- und Turm-Kraftwerken kommen solarther- mische Dish-Anlagen mit Leistungen von 10 bis etwa 400 kW pro Einheit primär für die dezentrale Stromversor- gung in Frage. Bei miteinander ver- schalteten Anlagen bis max. etwa 10 MW ist jedoch auch die Kopplung an mittelgroße Versorgungssysteme möglich. Dish-Anlagen befinden sich heute im Demonstrationsstadium, haben jedoch ihre Einsatzreife in zahl- reichen Projekten unter Beweis ge- stellt. Eine besonders interessante Alternative der Stromerzeugung dürf- ten sie vor allem dann sein, wenn die zur Zeit entwickelte Hybridisierung der Systeme gelingt.

3. Märkte der Zukunft

Der weltweite Bedarf an Elektrizität wird in den nächsten Jahren und Jahr- Die am weitesten entwickelte Technik

solarthermischer Kraftwerke stellen Pa- rabolrinnen-Kraftwerke dar. Während der 80er Jahre wurden insgesamt 9 kommerzielle Anlagen mit einer Ge- samtleistung von 354 MW in den USA errichtet. Parallel wurden Solarturm- Kraftwerke entwickelt, von denen ins- gesamt acht Experimental- und De- monstrationskraftwerke im Leistungs- bereich von 0,5-10 MW gebaut wur- den. Solarthermische Kraftwerke für den kommerziellen Einsatz werden im Leistungsbereich von wenigen 10 MW bis etwa 200 MW konzipiert. Auf- grund der relativ großen Leistungen, kommen die Kraftwerke – anders als PV- und Windenergieanlagen – nur für den Einsatz in zentralen Stromnetzen in Frage und konkurrieren damit immer mit konventionellen Kraftwer- ken. Sie haben jedoch den Vorteil, daß es sich um thermische Anlagen han- delt, die es erlauben, Schwankungen im solaren Energieangebot durch ther- mische Energiespeicher und/oder eine fossile Zusatzfeuerung (Hybridisierung) auszugleichen. Dadurch kann mit so- larthermischen Kraftwerken die glei- che Leistungsverfügbarkeit garantiert werden wie bei konventionellen Kraft- werken, was den Wert der produzier- ten Elektrizität deutlich erhöht. Die Möglichkeit der Hybridisierung ist auch aus zwei weiteren Gründen von großer Bedeutung: zum einen, weil in den meisten der in Frage kommenden Standortländer (primär Schwellen- und Entwicklungsländer) der Strombe- darf rasch wächst und vor allem Grundlastkraftwerke benötigt werden.

Zum anderen können kapitalintensive Komponenten wie Dampferzeuger, Turbinen und Generator durch eine Hybridisierung besser ausgelastet und niedrigere Stromkosten erreicht wer- den. Abbildung 4 zeigt exemplarisch für ein 80 MW Parabolrinnen-Kraft- werk die erreichbaren Stromgeste- hungskosten bei unterschiedlichen so- laren und fossilen Anteilen. Im rein so- laren Betrieb können schon heute Ko- sten unter 30 Pf/kWh realisiert werden (obere Kurve). Die Auslastung der An- lagen hängt dabei vom Verhältnis der Leistung des Solarfeldes im Vergleich zur Leistung der Dampfturbine ab (solar multiple SM). SM 1 bedeutet in etwa, daß bei maximaler Einstrahlung das Solarfeld ausreicht, um die Dampfturbine bei Nennleistung zu be- treiben. Solarvielfache größer 1 erlau-

Abbildung 4: Stromgestehungskosten solarthermischer Parabolrinnen-Kraftwer- ke mit 80 MW Leistung an Standorten in Äquatornähe mit einer Direktstrahlung von 2.370 kWh/m2a in hybrider und rein solarer Betriebsweise (Brennstoffkosten 6 DM/GJ, Abschreibungszeit 20 Jahre, Zinssatz 8%)

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chen ist, daß die Kosten durch den Aufbau großer Fertigungsanlagen und die Umsetzung technischer Innovatio- nen (z.B. effiziente Dünnschicht-Solar- zellen) deutlich gesenkt werden.

Im Gegensatz zur Windenergie und PV verfügen solarthermische Kraftwer- ke derzeit nicht über Marktnischen, in denen sie unter den gegebenen ener- überschritten werden kann. Damit

würde der Umsatz der Branche auf etwa 2,5 Mrd. DM ansteigen. Wichtig- ste Säulen dieser Entwicklung werden neben den Kleinanwendungen Pro- gramme zur ländlichen Elektrifizierung in Schwellen- und Entwicklungslän- dern sein. Denn wie Abbildung 6 zeigt, besteht für netzunabhängige Systeme zur Elektrifizierung ländlicher te Leistung wird sich danach bis zum

Ende des Jahrzehnts auf 10.000 MW mehr als verdoppeln, was einer Ab- satzsteigerung von 17% entspricht.

Mit einem Absatz von rund 2.000 MW im Jahr 2000 wird die Windenergiein- dustrie vorraussichtlich 4 Mrd. DM umsetzen. Wichtigster Markt wird bis dahin noch Europa bleiben, jenseits des Jahres 2000 liegen die Marktchan-

Abbildung 5: Erwartete Entwicklung der installierten Leistung von Windenergieanlagen bis zum Jahr 2000 (in MW) [4]

Installierte Lei- 1994: 3700 MW 2000: 9600 MW

Rest der Welt

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Die technologische Wettbewerbs- fähigkeit Deutschlands kann Dank der geleisteten umfangreichen Forschung, Entwicklung und Demonstration heu- te bei allen drei Technologien als sehr gut bezeichnet werden (Tabelle 1). Im Bereich der PV gehört Deutschland neben den USA und Japan zu den Technologieführern. Dies gilt auch für den Bereich der solarthermischen Kraftwerkstechnik, bei der außer Deutschland nur die USA, Israel und Spanien heute eine solche solare Großanlage bauen können. Bei der Nutzung der Windenergie konnte der technologische Rückstand gegenüber Dänemark aufgeholt werden. Die Ein- führung drehzahlvariabler Anlagen- konzepte – auch ohne Getriebe – hat dazu beigetragen, daß Deutschland bei diesen Konzepten die Systemfüh- rerschaft besitzt. Allerdings könnten bei Schaffung entsprechender Rah- menbedingungen in den USA, Japan und den Niederlanden aus diesen Län- dern, neben Dänemark, starke Kon- kurrenz erwachsen.

Sehr viel wichtiger als die Frage der technologischen Wettbewerbsfähig- keit ist die Frage, ob Deutschland auch werksbedarfes entfällt auf Länder im

Sonnengürtel der Erde und ließe sich damit durch unterschiedliche Konfigu- rationen solar-fossiler Hybridkraftwer- ke realisieren. Sollte die internationale Klimaschutzpolitik die richtigen Wei- chen stellen, kann sich daraus rasch ein Milliardenmarkt entwickeln. Auch für die deutsche Energie- und Klima- schutzpolitik können solarthermische Kraftwerke langfristig eine wichtige Rolle spielen. Denn durch das zuneh- mende Zusammenwachsen der inter- nationalen Stromnetze (ein Seekabel von Marokko nach Spanien befindet sich im Bau, weitere Verbindungen von Tunesien nach Italien und von der Türkei nach Griechenland sind ge- plant) wird bereits heute ein Teil der Infrastruktur geschaffen, die langfri- stig auch den Import solarer Elektrizi- tät aus dem südlichen Mittelmeerraum nach Mitteleuropa ermöglicht. Trotz der damit verbundenen Transportauf- wendungen könnte solare Elektrizität langfristig für etwa 20 Pf/kWh in Mit- teleuropa bereitgestellt werden.

4. Technologische und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Deutsch- lands

gieimporten unabhängiger zu ma- chen. Zunehmender politischer Hand- lungsdruck und die vielversprechen- den Ergebnisse mehrerer umfangrei- cher Machbarkeitsstudien für verschie- dene Länder (u.a. Brasilien, Indien, Jor- danien, Marokko, Spanien, Griechen- land), haben dazu geführt, daß die Weltbank beabsichtigt, innerhalb kur- zer Zeit eine Anlage zu realisieren. Von diesem Projekt kann eine erhebliche Signalwirkung ausgehen, die den Bau weiterer Anlagen stimuliert. Denn der potentielle Markt ist enorm: Wie Ab- bildung 7 zeigt, ist zu erwarten, daß allein bis zum Jahr 2010 die Nachfrage nach Elektrizität weltweit um etwa 8.000 TWh (gegenüber 1992) zuneh- men wird. Die Wachstumsregionen sind vor allem China und Südostasien, aber auch in Mittel- und Südamerika, Afrika und dem Nahen Osten besteht ein erheblicher Bedarf für neue Kraft- werke. Allein hier wird sich die zusätz- lich zum bestehenden Kraftwerkspark neu zu errichtende Kraftwerksleistung (ohne Ersatz alter Anlagen) auf etwa 800.000 MW belaufen, wovon annähernd die Hälfte auf Kohle und ein weiteres Viertel auf Öl und Erdgas entfallen. Ein großer Teil dieses Kraft-

Abbildung 6: Potential für netzunabhängige Photovoltaikanlagen in Entwicklungs- und Schwellenländern (in MWp)

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haupten kann. Andernfalls wird man über kurz oder lang auch die Techno- logieführerschaft einbüßen. Aus deut- scher Sicht ist dies gerade für die ge- nannten Technologien wichtig, bei wer sich auf einem mit zweistelligen

Wachstumsraten expandierenden Weltmarkt, der schon heute die Milli- ardengrenze überschritten hat, Mark- tanteile sichern und langfristig be- kommerziell wettbewerbsfähig ist.

Denn bei der Stromerzeugung aus Sonne und Wind geht es heute nicht mehr allein um die umweltfreundliche Energiebereitstellung, sondern darum,

Abbildung 7: Entwicklung des Strombedarfes bis zum Jahr 2010 [1]

Tabelle: Erwartetes Marktvolumen und momentane Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands bei den Technologien zur Strom- erzeugung aus Sonne und Wind.

Technologie Jährliches Marktvolumen Produktionskapazität Momentane Wettbewerbs- Hauptkonkurrenten im im Jahr in MW; DM in Deutschland 1996 fähigkeit zu anderen Ländern internationalen Vergeich

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• Systematische Erstellung von Län- deranalysen und Identifikation be- sonders vielversprechender Stan- dortländer. Dazu zählen neben der Ermittlung der Windpotentiale und der Analyse der energiewirtschaftli- chen und energiepolitischen Rah- menbedingungen auch Fragen der technischen und nichttechnischen Export- bzw. Importvoraussetzungen (z.B. Einfuhrbeschränkungen, Zölle, Kapitaltransferbestimmungen), der Finanzierung und des Technologie- und Know-how-Transfers.

• Gezielte Akquisitionshilfen der Auslandshandelskammern und Kon- sulate.

• Politische unterstützte Realisierung von Großprojekten im Bereich meh- rerer 10 MW mit Vorzeigecharacter.

Bei der Photovoltaik steht zunächst im Vordergrund, wie die Vorausset- zungen für den Ausbau der heimi- schen Produktion geschaffen werden können. Entscheidend dafür ist, mit welcher Technologie Deutschland trotz hoher Löhne international wettbe- werbsfähig sein kann und wie groß die erforderliche Produktionskapazität sein muß. Der erste Aspekt ist bislang nicht endgültig entschieden, beson- ders gute Chancen versprechen je- doch Dünnschicht-Technologien. Die zweite Frage läßt sich leichter beant- worten: Um die Rationalisierungsmög- lichkeiten bei der Produktion weitge- hend auszuschöpfen, muß ein Jahres- ausstoß von mindestens einigen 10 MWp angestrebt werden. Dieser Pro- duktion müssen dann allerdings ent- sprechende Absatzmöglichkeiten gegen- überstehen, damit privates Kapital mobilisiert werden kann. Trotz aller Globalisierung dürfte nach wie vor die Nähe zu Absatzmärkten oder zu Län- dern, die eine aktive und stetige Ex- port- und Technologieförderpolitik be- treiben (wie z.B. heute die USA oder Japan), bei Investitionsentscheidungen ein wichtiges Kriterium darstellen.

Wichtig ist daher zum einen, daß für die Nutzung der PV in Deutschland eine langfristige Perspektive geschaf- fen wird. Ob der Weg dabei über ein 100.000 Dächer-Programm oder eine allgemeingültige, kostendeckende Vergütung führen muß, kann zu- nächst offenbleiben. Viel wichtiger ist jedoch, daß analog der Windener- 5. Handlungsbedarf

Die Ausführungen zeigen, daß die technologische bzw. die wirtschaftli- che Wettbewerbsfähigkeit Deutsch- lands im internationalen Markt nur aufrechterhalten werden kann, wenn die sich entwickelnden Märkte konse- quent erschlossen werden und speziell im Bereich der solarthermischen Kraft- werke die Marktöffnung vorangetrie- ben wird. Diese Notwendigkeiten wur- den offensichtlich von den jeweiligen Konkurrenten, im Windenergiebereich Dänemark, im solaren Bereich USA und Japan erkannt und die entspre- chenden Konsequenzen bereits gezo- gen.

Bei den Herstellern von Windenergie- anlagenhandelt es sich ausschließlich um kleine und mittelständische Unter- nehmen, die zumeist nicht über ein globales Informations- und Vertriebs- netz verfügen. Sie bedürfen daher be- sonderer Unterstützung bei der Akqui- sition in Entwicklungs- und Schwellen- ländern. Bislang wurden hier im we- sentlichen zwei Programme des Bun- desforschungsministeriums durchge- führt. Zum einen das zusammen mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau durchgeführte Programm zur anwen- dungsnahen Erprobung kleiner Wind- energieanlagen in Entwicklungslän- dern (bis 1993) und seit 1993 das

„ELDORADO Programm Wind“, unter dem bis 1995 17 MW Windleistung in verschiedenen Windparks, u.a. in Ar- gentinien, Ägypten, Brasilien, China und Rußland bewilligt wurden. Auf- bauend auf diesen Maßnahmen ist es notwendig, die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Akquisition der deut- schen Windenergieindustrie in Ent- wicklungs- und Schwellenländern durch sehr viel weitergehende Maß- nahmen zu verbessern. Dies sind:

• F&E-Maßnahmen zur notwendigen Anpassung der Anlagen an klimati- sche und infrastrukturelle Rahmen- bedingungen (z.B. Transportinfra- struktur, Verfügbarkeit, Kapazität und Stabilität von Stromnetzen) sowie unterschiedliche technische Vorgaben in den Zielländern.

• Absicherung eines zuverlässigen Be- triebes der Anlagen durch spezielle Aus- und Weiterbildungsprogramme von technischem Personal vor Ort.

denen 50% und mehr der Investitions- kosten auf high-tech-Produkte entfal- len (z.B. PV-Module, Solarfeld und Kraftwerkstechnik bei solarthermi- schen Kraftwerken, Rotorblätter, Ge- trieb und Generatoren bei Windener- gieanlagen).

Im einzelnen läßt sich die momentane Situation wie folgt skizzieren:

• Bei der Nutzung der Windenergie konnten Dank des sich rasch ent- wickelnden Binnenmarktes in sehr kurzer Zeit nennenswerte Produkti- onskapazitäten aufgebaut werden.

Dänemark als Hauptkonkurrent am Weltmarkt besaß jedoch bereits sehr viel früher einen funktionierenden Binnenmarkt als Schaufenster, so daß Deutschland bislang hinsichtlich des Exportes noch eine untergeord- nete Rolle spielt. Bedingt durch die begrenzten Standortflächen im In- land wird sich die Überlebensfähig- keit der deutschen Industrie aber be- sonders an ihrer Durchsetzungs- fähigkeit am Weltmarkt entschei- den.

• Im Bereich der PV sind deutsche Un- ternehmen international wettbe- werbsfähig, nicht zuletzt seit Sie- mens Solar 1991 den damals größ- ten Anbieter in den USA, Arco Solar, übernommen hat und heute einen Weltmarktanteil von etwa 20% hält.

Bedenklich für die zukünftige Wett- bewerbsfähigkeit Deutschlands ist, daß Investitionen in große Produkti- onsanlagen zur Zeit ausschließlich im Ausland (z.B. USA) erfolgen und die Produktion in Deutschland bis auf etwa 1 MWp nahezu aufgegeben wurde.

• Bei den solarthermischen Kraftwer- ken werden alle drei genannten Konzepte von deutschen Unterneh- men angeboten. Diese Unterneh- men sind zum Teil in der Lage, die Anlagen als Generalunternehmer zu errichten. Aufgrund der zur Zeit feh- lenden Marktnachfrage kann die Lie- ferfähigkeit jedoch nicht umgesetzt werden. Damit befinden sie sich in der gleichen Situation wie ausländi- sche Anbieter. Es ist abzusehen, daß diese Qualifikation nur aufrecht er- halten werden kann, wenn in abseh- barer Zeit konkrete Projekte umge- setzt werden.

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bzw. europäischen Demonstrations- kraftwerkes rechtfertigen.

Fazit

Aus deutscher Sicht bieten die Techno- logien zur Stromerzeugung aus Son- nenenergie und Wind heute schon mehr als nur eine Perspektive für eine umweltfreundliche Energieversor- gung. Sie bieten die Chance, die tech- nologische Spitzenstellung Deutsch- lands bereits kurz- bis mittlefristig in qualifizierte Arbeitsplätze umzusetzen.

Seitens der Energie- und Wirtschafts- politik müssen die Rahmenbedingun- gen geschaffen werden, daß sich deutsche Produkte an den sich z.T. mit zweistelligen Zuwachsraten ent- wickelnden Märkte etablieren, bei denen die Wettbewerbsfähigkeit in den Schwellen- und Entwicklungslän- der zunehmend entscheidend sein wird. Deshalb ist auch eine stärkere Ausrichtung der Entwicklungszusam- menarbeit auf dieser Bereiche erfor- derlich. Aufgrund der unterschiedli- chen Einsatzbereiche und des erreich- ten Entwicklungsstandes bedarf es je- weils auf die betreffende Technologie zugeschnittener Markterschließungs- strategien, die durch folgende Not- wendigkeiten charakterisiert werden:

Windenergie: „Deutsche Unterneh- men am Weltmarkt etablieren!“.

Photovoltaik: „Technologie in heimi- sche Arbeitsplätze umsetzen!“

Solarthermische Kraftwerke: „In in- ternationaler Kooperation mit den nächsten Kraftwerken Märkte öff- nen!“

Literatur Umsetzungsinstrumente (z.B. Joint Im-

plementation) etabliert werden, die es erlauben, privates Kapital in solarther- mische Kraftwerksprojekte zu lenken.

Wichtig ist aber auch, daß man in Deutschland für die solarthermische Kraftwerkstechnologie zu einer ge- meinsamen und abgestimmten Strate- gie findet. Beschlossen scheint zur Zeit, daß es sich bei dem nächsten so- larthermischen Kraftwerk um ein kon- ventionelles GuD-Kraftwerk mit klei- nem Solaranteil handelt. Zu fragen ist jedoch, auf welche Weise man mittel- bzw. langfristig zu umgekehrten Ener- gierelationen, d.h. solaren Kraftwer- ken mit nur noch geringfügiger fossi- ler Unterstützung oder rein solaren Kraftwerken mit Speichern gelangen will und welche Technik man für wel- chen Anwendungsbereich weiterent- wickeln will. Bei Parabolrinnen-Kraft- werken handelt sich um eine seit über einem Jahrzehnt im praktischen Be- trieb erprobte Technologie, der die wichtige Funktion der Marktöffnung zukommt. Während der Einsatzbe- reich vor allem bei solaren Dampf- kraftwerken mit Gas- oder Öl-Zusatz- feuerung liegt, ist die Stärke von So- larturm-Kraftwerke die höheren erziel- baren Temperaturen, die potentiell eine Verknüpfung mit Gasturbinen er- laubt und damit die Realisierung höherer Wirkungsgrade. Da der aus Sicht der CO2-Emissionen sehr proble- matische Brennstoff Kohle (pro er- zeugter elektrischer Kilowattstunde mindestens Faktor 2 gegenüber Erd- gas) auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen wird, kommt der Ent- wicklung geeigneter solarer Konzepte in Verbindung mit Kohle sehr große Bedeutung zu. Dies würde auch die Errichtung eines ersten deutschen gie klare Ziele definiert werden, wel-

che PV Leistung zu einem bestimmten Zeitpunkt zu welchen Kosten in Deutschland installiert sein soll. Dies verlangt eine Abwägung zwischen volkswirtschaftlichem Aufwand und Nutzen. Erforderlich wird es sein, zunächst einen Markt von wenigen MWppro Jahr abzusichern, der parallel zu sinkenden Anlagenkosten inner- halb der nächsten 5 –10 Jahre auf etwa 10 MWp pro Jahr erhöht wird.

Damit kann der Inlandsmarkt für die deutliche Ausweitung der PV-Produkti- on die wichtige Funktion eines Basis- marktes erfüllen. Sehr viel bedeuten- der ist es allerdings, die Markter- schließung in den Entwicklungs- und Schwellenländern voranzutreiben und die PV – ebenso wie die Windenergie- nutzung – zunehmend zum Gegen- stand der Entwicklungszusammenar- beit zu machen. Eine Strategie, die von den USA und Japan bereits inten- siv praktiziert wird.

Bei den solarthermischen Kraftwerks- techniken ist es wichtig, daß sich Deutschland an dem bevorstehenden Bau der ersten Anlage in einem Ent- wicklungs- und Schwellenland betei- ligt, von dem erhebliche Signalwir- kung ausgehen kann. Erfreulicherwei- se scheint dieser Schritt gemeinschaft- lich von der deutschen Kreditanstalt für Wiederaufbau und der Weltbank gegangen zu werden. Zur Marktöff- nung für speziell diese Technologie ist es aber ebenfalls erforderlich, daß sich Deutschland auf der internationalen Ebene stark darum bemüht, nicht nur international verbindliche CO2-Minde- rungsziele herbeizuführen, sondern auch die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß die entsprechenden

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