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Organ des ITVA. Precursor! Kolloidale Aktivkohle für die In-situ-Sanierung... Lindert die Immobilisierung... das Entsorgungsdilemma?

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Academic year: 2022

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Herausgegeben vom

Ingenieurtechnischen Verband für Altlastenmanagement und Flächenrecycling e. V. (ITVA)

Organ des ITVA VA V

www.ALTLASTENdigital.de

06

29. Jahrgang Dezember 2020 Seiten 221 – 264

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Organ des ITVA VA V

Precursor!

Th. Held

Kolloidale Aktivkohle für die In-situ-Sanierung ...

A. Georgi, J. Bosch, J. Bruns, K. Macken- zie, N. Saeidi, F.-D. Kopinke

Lindert die Immobilisierung ... das Entsorgungsdilemma?

J. Buhl, M. Cornelsen

Ausbreitung von PFAS durch den Einsatz von AFFF-Schaumlöschmitteln

H. Bethke, J. Budde

Flächenhafte PFAS- Verunreinigungen in Mittelbaden

Ch. Krakau, K. Stolzenberg-Hepp, G. Striegel, R.-K. Teichmann, D. Noyes, A. Schmid, M. Reinhard, Ch. Schenkel

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© EnvyT Jürgen Buhl, Martin Cornelsen

1 Einführung

Die PFAS-Stoffgruppe wird seit einigen Jahren mit zu- nehmender Intensität sowohl in der behördlichen Landschaft als auch in der Praxis diskutiert. Obgleich wichtige wissenschaftliche Grundlagen und auch di- verse Sanierungserfahrungen erarbeitet und disku- tiert wurden, sind noch viele Wissenslücken zu schlie- ßen. Ferner stellen sich die Anforderungen an die Sa- nierungspraxis mittlerweile als sehr anspruchsvoll dar. Unter anderem deswegen, weil ein eindeutiger Trend zur Einbeziehung der kurzkettigen PFAS-Subs- tanzen bei den Betrachtungen zur Sanierungserforder- nis und Zielwertdiskussion zu erkennen ist. So sieht beispielhaft die noch für das Jahr 2020 zu erwartende EU-Trinkwasserrichtlinie nicht eine Bewertung von PFAS-Einzelsubstanzen vor, sondern von PFAS-Sum- menwerten, in welche zukünftig die kurzkettigen und somit sehr mobilen PFAS eingehen werden.

Da Deponieraum für PFAS-verunreinigte Böden nicht annähernd im erforderlichen Umfang zur Verfügung steht, stellt sich vielerorts die Frage, wie mit PFAS-be- lastetem Boden umgegangen werden soll. Es sind so- mit technische Lösungen gefragt, die als Handlungs- optionen für den Umgang mit PFAS-belasteten Böden herangezogen werden können. In diesem Aufsatz soll die Methode der On-Site-Immobilisierung als eine Op- tion vorgestellt und diskutiert werden.

In dem im November 2019 erschienenen Abschlussbe- richt des im Rahmen des Umweltforschungsplans der Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit erarbeiteten Grundlagen [14] wird der Immobilisierung von PFAS im Boden bereits eine hohe Machbarkeit und ebenso eine hohe Marktreife zugesprochen und somit eine Brücke für die Anwen- dung dieser Methode errichtet.

Die im Oktober 2020 veröffentlichte Chemikalienstra- tegie [3] der europäischen Kommission diskutiert lang- fristige Visionen, die zu einer schadstofffreien Umwelt führen sollen. In diesen Visionen für die Chemikalien- politik der EU wird die Stoffgruppe PFAS an verschie- denen Stellen explizit erwähnt und die Identifizierung und Entwicklung innovativer Methoden für die Sanie-

rung von PFAS-Kontaminationen ausdrücklich als ge- plante Maßnahmen der Kommission angesprochen.

2 Sanierungsoptionen

Eine Entfernung der PFAS aus der Umwelt wird er- reicht über den Weg der Verbrennung des Erdreichs und somit der PFAS bei Temperaturen von 1100°C und höher. Dieser Entsorgungsweg für den Erdaushub geht allerdings mit hohen finanziellen Aufwendungen ein- her und erfordert meist auch lange Transportwege, da solche Verbrennungsanlagen nicht gleichmäßig in Deutschland verteilt liegen. [16]

Alternative Verfahren entfernen nicht oder nicht un- mittelbar die PFAS aus der Umwelt. Andere thermisch arbeitende Verfahren entfernen zum einen ex situ die PFAS bei etwa 800°C und zerstören die PFAS im Ab- gasstrom bei höheren Temperaturen. [15] Die Auswir- kungen auf das Erdreich sind aufgrund der niedrige- ren Temperaturen, bei denen die PFAS desorbiert wer- den, geringer. Zum anderen strebt man thermisch nach Wegen, on site in Mieten oder in situ PFAS zu mobilisieren und sie im Nachgang bei der Abluftbe- handlung zu zerstören. Ein hohes Preisniveau deutet sich auch für diesen Weg an.

In einigen Fällen ergeben sich Möglichkeiten zur De- ponierung des Erdreichs, was jedoch Anforderungen an maximal tolerierbare PFAS-Konzentrationen und an die in Frage kommenden Deponien stellt. Außer- dem ist auch diese Lösung oft mit langen Transport- wegen und den korrespondierenden Emissionen ver- bunden. Die Ausarbeitung von Professor Egloffstein (et al.) setzte sich im Oktober 2019 intensiv mit dem Thema der Entsorgungsmöglichkeiten PFC-belasteten Erdreichs auseinander. [5]

Das Verfahren der Bodenwäsche kann eher am un- teren Ende der Skala bei den möglichen Sanierungs- kosten angesiedelt werden, sofern eine ausreichend große Menge an Erdreich zur Behandlung vorliegt. Al- lerdings limitiert der Feinkornanteil im Erdreich, das behandelt werden soll, die Anwendbarkeit des Verfah- rens. PFAS reichern sich bei dem Verfahren im Wasch- wasser an und werden dort meist mittels adsorptiv wir- kender Techniken entfernt. Die Abbildung 1 illustriert

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die Palette der einsetzbaren Techniken und bewertet sowohl die Machbarkeit als auch deren Marktreife.

3 Adsorbens zur Immobilisierung

Eine Forschungseinrichtung in Australien hat vor we- nigen Jahren ein Werkzeug entwickelt, das solch einen alternativen Ansatz zur Behandlung eines PFAS-belas- teten Erdreichs möglich macht. Entwickelt wurde ein pulverförmiges Material (Adsorbens), das im Wesent- lichen aus gemahlener Aktivkohle, Kaolin und amor- phem Aluminiumhydroxid besteht. Hauptbestandteil des Produkts ist die Aktivkohle, weshalb die Dichte die- ses Materials bei etwa 0,5 kg/l liegt. Die Komponenten des Adsorbens (Produktname: RemBind®) erreichen durch das Zusammenwirken unterschiedlicher Kräfte (van der Waal, kovalent, elektrostatisch) die Bindung und somit die Immobilisierung der PFAS. [17]

Die feingemahlene Aktivkohle adsorbiert einen Teil der Schadstoffe. Das amorphe Aluminiumhydroxid weist sowohl eine große innere Oberfläche als auch eine Ladung auf und kann PFC einlagern und/oder durch Unterschiede in der elektrischen Ladung bin- den. Diese Bindungsprozesse der natürlichen Ingredi- enzen des Adsorbens illustriert die Abbildung 2.

Die Behandlung der PFC-Belastung im Aushubmaterial besteht darin, dass diese pulverförmige Mischung aus Aktivkohle, Kaolin und amorphem Aluminiumhydro- xid (RemBind®) mit dem kontaminierten Erdreich ver- mengt wird. Zugaberaten zwischen einem und vier Ge- wichtsprozent eignen sich dabei für die Mehrheit der Anwendungsfälle. Aufgrund der geringen Mengen des Adsorbens, die zum Erdreich zugegeben werden müs- sen, ist ein intensives Mischen von Erdreich und Rem- Bind® für die Immobilisierung und den technischen Erfolg von entscheidender Bedeutung.

Abbildung 1: Reifegrad und Machbarkeit von Techniken zur Sanierung von Erdreich mit PFAS-Belastung (Quelle: UBA 2020) [15]

Abbildung 2: Konzeptuelles Schema zu Bindungskräften zwischen PFC und Böden oder Sedimenten (aus: Li et al. 2018) [10]

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Für die Applikation des Mischprozesses können gän- gige Verfahren wie eine Siebtrommelanlage oder an- dere Mischverfahren verwendet werden. Das Erdreich ist dabei erdfeucht; trockenes Erdreich bedarf der Zu- gabe von Feuchtigkeit. Der Immobilisierungsprozess erfordert bis zur vollständigen Wirksamkeit eine Re- aktionszeit von etwa vierundzwanzig Stunden. Da- ran kann sich dann eine Beprobung und Analyse des behandelten Erdreichs anschließen. Als Folge des Be- handlungsprozesses zeigen die Analysen eine stark ver- minderte Löslichkeit der PFAS im Eluat dieser Proben.

Diese Technik der Behandlung des belasteten Erd- reichs kann vorab zur Evaluierung im Labor simuliert werden. Dabei werden unterschiedliche Dosierraten an Adsorbens mit dem Erdreich versetzt und die be- handelten Proben im Labor analysiert. Diese Simula- tion dient sowohl der Ermittlung der optimalen Do- sierrate an RemBind® als auch des erreichbaren Grads der Immobilisierung.

4 Ergebnisse der Immobilisierung

Airservices Australia hatte im Jahr 2016 drei Materia- lien, welchen eine Immobilisierung von PFAS in belas- tetem Erdreich zugeschrieben werden konnte, getes- tet. [1] Eines dieser Materialien war RemBind®. Eine vergleichende Betrachtung von deutlich mehr Mate- rialien, denen solch eine Immobilisierung von PFAS zugeschrieben werden kann, wurde in Schweden an den Universitäten in Uppsala und Stockholm vollzo- gen [12]. Unter anderem wurden Zeolithe, Bentonit und Pulveraktivkohle im Hinblick auf die Wirksam- keit betrachtet. RemBind® konnte dabei die stärkste Wirkung belegen. Untermauert wird dieses Ergebnis von einer vergleichenden Betrachtung [18] dreier Ma- terialien über einen Zeitraum von achtzehn Monaten.

Zu den Tests von Airservices Australia wurde im Fe- bruar 2016 ein Bericht verfasst, der einen positiven Tenor hinsichtlich der Testergebnisse vermittelte („ex- tremely positive“). Ergänzend liefen weitere Tests in Labor und Feld mit RemBind®. Tests mit dem Adsor- bens, das auch bei den vorgenannten Tests enthalten war, wurden im gleichen Bericht als höchst erfolgreich klassifiziert („highly successful“), denn bis zu 99 % der PFAS im Erdreich wurden durch Applikation von Rem- Bind® gebunden.

Den vorbereitenden Tests folgte dann die Anwendung von RemBind® bei einer Menge von 700 m3 PFAS-belas- teten Erdreichs, welches aber, als Teil des dafür entwi- ckelten Behandlungskonzepts, nach erfolgter Immobi- lisierung auf eine Deponie verbracht wurde.

Zwei Anwendungen erfolgten auch mit Bodenmaterial aus dem Raum Rastatt und Baden-Baden. In Baden-Ba- den wurde im Rahmen einer geplanten Erweiterung ei- ner Kiesgrube Erdreich untersucht, das im Zuge dieser Erweiterung abgeschoben werden müsste. Hauptpara- meter im Eluat des Erdreichs waren PFOS und PFOA.

In der höchstbelasteten Bodenprobe wurden 1,38 µg/l PFOS und 1,1 µg/l PFOA gemessen. Im Labor wurde dann der Immobilisierungsprozess simuliert und unterschiedliche Mengen des Adsorbens zugegeben.

[13] Behandeltes Erdreich wurde nach der vierund- zwanzigstündigen Wartezeit beprobt und die Proben untersuchte ein externes Labor. Bereits bei einer Do- sierrate von 0,5 Gew-% (Gewichtsprozent) verringer- ten sich die Löslichkeiten im Eluat (2:1) auf Werte von je 0,03 µg/l für PFOS und PFOA. Eine Verdopplung der Zugaberate auf ein Gewichtsprozent drückte die Kon- zentration an PFOS unter die Bestimmungsgrenze (< 0,01 µg/l) und die von PFOA auf 0,02 µg/l (siehe Ab- bildung 4). Aus dieser Behandlung resultiert ein poten- Abbildung 3: Siebtrommelanlage zur Behandlung von kontaminiertem Erdreich in einem Immobilisierungsprojekt in Schweden (Bild: EnvyTech) [9]

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ziell vereinfachter Entsorgungsweg für PFAS-belastetes Erdreich, das im Zuge der Erweiterung der Kiesgrube anfallen kann.

Ähnliches wurde mit Erdreich von einem Feld bei Hügelsheim praktiziert. Aus den obersten dreißig Zentimetern des Ackers wurde – an drei Stellen ent- nommen – im Dezember 2018 eine Mischprobe gene- riert. In dieser Bodenprobe (Feinsand) konnte im Eluat (2:1) eine PFAS-Konzentration von 39,0 µg/l gemes sen werden, worin PFOS (33%) und PFDeA (28 %) Haupt- komponenten waren. Nach Zugabe von 3,5 Gew.-%

RemBind® im Technikum wurde das behandelte Ma- terial in einem unabhängigen Labor auf PFAS im Eluat (2:1) untersucht. Die Konzentrationen der ein- zelnen PFAS-Komponenten lagen im behandelten Erd- reich alle unterhalb der jeweiligen Bestimmungsgren- zen von 0,1 µg/l. Dies entspricht einer Reduzierung der Belastung im Eluat um 99,7 % bezogen auf die Gesamtkonzentration aller PFAS. [4]

Weitere Untersuchungen im Labor und Feld mit Proben aus Hessen und Bayern bestätigen die bislang erzielten Befunde. In Schweden wurden im letzten Jahr mehr als 3000 Tonnen Erdreich mit RemBind® behan delt.

[9] Ein Eluatwert von 233 µg/l PFAS bestand dort maß- geblich aus PFOS. Nach Zugabe von RemBind® in einer Rate von 3 Gew.-% ließen sich nur noch 8,5 µg/l PFAS im Eluat messen, was einer Reduzierung von 96,3%

entspricht. Eine weitere Erhöhung der Dosierung auf 5 Gew.-% verringerte den Eluatwert auf 4,6 µg/l, was eine Reduzierung um 98% bedeutet. Die erzielten Er-

gebnisse stellt die Tabelle 1 zusammen. Nach erfolgter Behandlung konnte das Erdreich auf eine Deponie ver- bracht werden. Dieser Schritt war a priori Ziel der Be- handlung.

5 Stabilität der Bindung

Bei einer Immobilisierung ist die Frage der Langzeit- stabilität und Dauerhaftigkeit der Maßnahme von Be- deutung. RemBind® wurde erst vor wenigen Jahren entwickelt, was folglich die Palette langjähriger An- wendungserfahrungen schmälert. Gleichwohl wurden zahlreiche Anstrengungen unternommen, die Dauer- haftigkeit dieser Bindung zu simulieren. Außerdem gibt es Untersuchungen, welche über einen längeren Zeitraum die Ergebnisse der Immobilisierung beglei- ten und kontrollieren.

Beim Hobart Airport (Australien) konnte Erdreich, das vor Ort mit RemBind® behandelt worden war, mehr als drei Jahre später nochmals beprobt werden. Dies er- folgte in Kooperation von Airservices Australia und der Universität von Queensland (Veröffentlichung in Vor- bereitung). Der Vergleich der Ergebnisse der Untersu- chungen – direkt nach Anwendung und 3,5 Jahre spä- ter – erfolgte bei den Parametern PFOS, PFHxS, PFHxA und PFBS.

Im Falle einer Zugabe von etwa 5 Gew.-% RemBind®

hatte sich die Konzentration an PFOS von 106 µg/l in der unbehandelten Probe auf etwa 1,3 µg/l in der be- handelten Probe verringert (99 % Reduzierung). Die Be- funde, die nach 3,5 Jahren an gleicher Stelle bei den Nachuntersuchungen erzielt worden waren, zeigten einen identischen Befund (siehe Abbildung 5).

Hinsichtlich der Belastung mit PFHxS lag die Verrin- gerung bei etwa 98 % (9 µg/l auf 0,19 µg/l) durch die Be- handlung und dieser Wert verringerte sich auf etwa 96 % in der Nachbeprobung (3,5 Jahre später). Ähnli- che Befunde wie für die Vergleiche beim PFOS beleg- ten die Nachuntersuchungen bei PFHxA und PFBS. Es gab nahezu keine Unterschiede. [18]

Ähnliche Befunde zeigten in einem anderen Vorhaben vergleichende Untersuchungen in Florida (USA) nach

Probe PFAS Rem

Bind pH PFAS-

Eluat PFOS PFHxS Redu zierung

µg/kg Gew.-% µg/kg µg/kg µg/kg %

L/S 2 0,905 0 7,5 233,0 230,0 2,8 0

L/S 2 0,905 3 7,8 8,5 8,4 0,077 96,3

L/S 2 0,905 5 7,5 4,6 4,6 0,045 98,0

Tabelle 1: PFAS-Werte bei einer Immobilisierung in Schweden (EnvyTech, 2019) [9]

Abbildung 4: Verringerung der PFAS-Konzentrationen im Eluat in Abhängigkeit der Zu- gaberate an RemBind®. [13]

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einer Dauer von achtzehn Monaten (Vorhaben läuft weiter und ist auf vier Jahre terminiert). Dort wurden unterschiedliche Materialien, die zur Bindung von PFAS eingesetzt werden können, bei einem Erdreich vergleichend bewertet. Dabei wurden die PFAS-Konzen- trationen im Eluat des immobilisierten Erdreichs zu bestimmten Zeitpunkten betrachtet. Nur das mit Rem- Bind® immobilisierte Erdreich weist PFAS-Konzentra-

tio nen auf, die unterhalb der Bestimmungsgrenze blie- ben. [18]

Die Langzeitstabilität wird ergänzend auch im Labor simuliert. Als Methode wird US-EPA LEAF genutzt. Teil der Untersuchungen war die Gewinnung von Daten bei unbehandeltem Erdreich. Hierbei zeigte sich, dass die Löslichkeit von PFOS in dem pH-Bereich von 2 bis 12 nicht identisch ist. Ausgehend vom gleichen, un- behandelten Erdreich variiert die Löslichkeit bei den unterschiedlichen pH-Werten zwischen etwa 18 (pH 2) und etwa 68 µg/l (pH 11). Vom niedrigsten pH ausge-

hend steigen die PFAS-Werte im Eluat bis zum pH 8 an und schwanken dann auf dem höheren Konzentrati- onsniveau. [18]

Nach Applikation von RemBind® zeigt der gleiche Ver- such, dass über einen breiten Bereich von pH-Werten (pH 2 bis pH 9,5) die PFOS-Konzentrationen im Eluat unterhalb der Bestimmungsgrenze (< 0,01 µg/l) blei- ben. Bei noch höheren pH-Werten (10,5 und 12) kann

im Eluat PFOS in Werten zwischen 0,015 und etwa 0,02 µg/l gemessen werden. Diese Untersuchungen [18]

waren durch Prof. McLaughlin von der Universität von Adelaide erfolgt (Veröffentlichung ist in Vorbereitung).

Weitere Untersuchungen hatten die Simulation viel- jähriger Regenereignisse zum Gegenstand und orien- tierten sich an der US-EPA Methode 1320. Nach Zugabe von RemBind® zu einem PFC-belasteten Erdreich lie- ßen sich über die simulierte Dauer in dieser Laborstu- die keine PFAS im Eluat bestimmen.

Abbildung 5: PFAS-Konzentra- tionen bei Untersuchungen von immobilisiertem Erdreich nach etwa 3,5 Jahren Abstand in Ho- bart/AUS (Quelle: Ziltek) [18]

Abbildung 6: PFOS-Konzentra- tionen im Eluat unbehandelten (links) und behandelten Erd- reichs (rechts) unter Einfluss des pH-Wertes [18]

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6 Aufnahme von PFAS

Die Universität von Queensland hat zusammen mit zwei weiteren Einrichtungen [2] einen zusätzlichen Aspekt bei der Behandlung von PFAS-belastetem Erd- reich betrachtet. In der Untersuchung ging es darum, ob sich mit der Behandlung von Erdreich mittels Rem- Bind® etwas an der Verfügbarkeit der PFAS ändert, entweder für – in dem Fall – Weizengras, das darauf wächst, oder für Regenwürmer, die sich in dem Erd- reich aufhalten.

Betrachtet wurden in der Studie Veränderungen der Gehalte an PFHxA, PFOA, PFHxS und PFOS im Wei- zengras (wheat grass) und in Regenwürmern (earth worm). Ergebnisse der Untersuchungen belegen eine deutliche Reduzierung der PFAS-Gehalte im Gras, das auf Erdreich wächst, welches mit RemBind® behandelt worden war, um die PFAS zu immobilisieren. Bei Abbil- dung 7 stellt das Bild auf der linken Seite die Konzent- dung 7 stellt das Bild auf der linken Seite die Konzent- dung 7

rationen der ausgewählten PFAS in der Pflanze gegen- über, die auf dem unbehandelten und auf dem behan- delten Boden wächst. Die vier linken Säulen im Bild von Abbildung 7 zeigen die Situation bei unbehandel-Abbildung 7 zeigen die Situation bei unbehandel-Abbildung 7 tem Erdreich für vier ausgewählte PFAS-Komponenten,

während die vier anderen Säulen die Werte nach Be- handlung des Erdreichs darstellen. Die Verringerung bei der Aufnahme von PFOS in die Pflanze beträgt mehr als 90 %.

Ähnlich verhält es sich bei Regenwürmern, die sich im Erdreich aufhalten. Wobei die vergleichenden Un- tersuchungen von Regenwürmern im unbehandelten und im behandelten Erdreich sogar einen stärkeren Rückgang der PFAS-Konzentration von bis zu 99 % be- legen. Abbildung 7 zeigt die vergleichenden Befunde der Abbildung 7 zeigt die vergleichenden Befunde der Abbildung 7 beiden Säulengruppen dazu in dem rechten Bild.

7 Zusammenfassung

Belastungen mit PFAS, die in Erdreich vorliegen, ge- nerieren sowohl bei einer Sanierung als auch bei ei-

ner Entsorgung besondere Herausforderungen. Viele der in Anwendung befindlichen Sanierungsmetho- den verringern den bereits knappen Deponieraum, be- nötigen Energie und/oder erzeugen CO2-Emissionen.

Die Zugabe von geringen Mengen des Adsorbens Rem- Bind® zu einem mit PFAS kontaminierten Erdreich be- wirkt, dass sich die Löslichkeit der PFC (PFAS) stark ver- ringert. In Abhängigkeit der gewählten Dosierrate lie- gen gemessene PFAS-Werte im Eluat mitunter nahe der Bestimmungsgrenzen. Begleitende Untersuchun- gen über längere Zeiträume sowie Simulationen im La- bor implizieren eine starke und verlässliche Bindung der PFAS.

Verringerte PFAS-Konzentrationen erlauben eine viel- seitigere Handhabung des Erdreichs. Landschaftsbau- werke können on site bei der Verwendung des behan- delten Erdreichs eventuell eine Rolle spielen, wodurch Transporte mit den dabei entstehenden Emissionen entfallen. Gegebenenfalls können Applikationen so- gar in situ erfolgen. Zudem deuten bisherige Unter- suchungen von behandeltem Erdreich auch auf eine stark verminderte Verfügbarkeit der immobilisierten PFAS für Pflanzen und Bodenlebewesen.

Markanter Bestandteil eines kommunalen Flächen- ressourcenmanagements ist es, industrielle Brachflä- chen wieder zu nutzen. Dieser Weg bedingt, dass Lö- sungen für kontaminiertes Erdreich, das dort anfällt, verfügbar sind. Deswegen ist es bedeutsam, dass man für PFAS-belastetes Erdreich Lösungen bereitet und an- bietet.

Ein Streben nach Lösungen kann und sollte einschlie- ßen, dass man die Genehmigung einer Immobilisie- rungsmaßnahme evaluiert. Trotz der positiven Be- funde aus Simulationen und Felduntersuchungen zur Langzeitstabilität der Immobilisierung, kann das auch mit der Intention geschehen, sie als temporäre Maßnahme zu propagieren (Landschaftsbauwerk) und mit der Anwendung eines solchen Verfahrens Zeit zu Abbildung 7: Unterschiede in der Aufnahme ausgewählter PFAS durch Weizengras (wheat grass) im linken Bild und durch Regenwürmer (rechtes Bild) jeweils vor und nach Behandlung des PFAS-belasteten Erdreichs [2]

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[2] BRÄUNIG, J., BADUEL, C. & MUELLER, J.: (2017) Influence of a Commercial Adsorbent on the Leaching Behaviour and Bio- availability of Selected Perfluoroalkyl Acids (PFAAs) from Soil impacted by AFFFs. – 37th International Symposium, Vancou- ver, Canada.

[3] Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit – Für eine schad- stofffreie Umwelt. Mitteilung der Kommission an das europä- ische Parlament, den Rat, den europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen. Europäische Kommission. 14.10.2020. Brüssel

[4] CORNELSEN (2019) – Firmenbroschüre RemBind

[5] EGLOFFSTEIN, et al. (2019): Erdaushub verunreinigt durch per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC). Umgang, Beurteilungs- grundlagen, Sicherung, Sanierung, Verwertung, Beseitigung. – altlasten spektrum, 28 (2019), 5, 176–184.

[6] https://www.mlive.com/news/2017/04/wurtsmith_pfas_pfc_ap- ril_45_me.html - Befunde zu Lake Huron im Zusammenhang mit Wurtsmith AFB

[7] /https://sgdnord.rlp.de/fileadmin/sgdnord/Wasser/Gewaesser- schutz/Gewaesserguete/FH_Spangdahlem/Ergebnisse_Fischun- tersuchung_Spangdahlem.pdf

[8] GUPTA, A. et al. (2019): PFAS FTA Source Zone In Situ Stabilisa- tion – Long Term Field Scale Leachability Evaluation. – Poster Battelle.

[9] HINRICHSEN, H. (2019): Stabilisation of PFAS contaminated soil. – Poster bei AquaConSoil, Antwerpen.

[10] LI, Y. et al. (2018): A critical analysis of published data to dis- cern the role role of soil and sediment properties in determin- ing sorption of per and polyfluoroalkyl substances (PFASs). – Science of the Total Environment, 628–629 (2018), pp. 110–112 [11] MUELLER, R. & YINGLING, V. (2018): Remediation Technologies

and Methods for Per- and Polyfluorinated Substances (PFAS) – ITRC Fact Sheet, Washington.

[12] SÖRENGARD, M. et al. (2019): Stabilization and Solidification Remediation of Soil Contaminated with Poly- and Perfluoroal- kyl Substances (PFASs). – Journal of Hazardous Materials 367, 639–646, Elsevier.

[13] STEWART, R. et al. (2018): Using the Adsorbent RemBind to re- duce the Leachability of PFAS from Soils in the Baden-Baden Region of Germany. – Poster bei Fachgespräch Sanierungsma- nagement für lokale PFC-Kontaminationen, Berlin

[14] STEWART, R. & MCFARLAND, R. (2016): Leachability Characte- ristics of Per- and Polyfluoroalkyl Substances (PFAS) in 14 Soils from Airport Sites across Australia. – ECOFORUM; Fremantle.

[15] UBA Texte (2020): Sanierungsmanagement für lokale und flä- chenhafte PFAS-Kontaminationen – Abschlussbericht. Umwelt- bundesamt, Texte 137/2020. November 2019. Dessau-Roßlau.

[16] https://www.umweltbundesamt.de/themen/abfall-ressour- cen/entsorgung/thermische-behandlung#thermische-behand- lung-von-gefahrlichen-abfallen

Dipl.-Geol. Jürgen Buhl

Dipl.-Ing. M.Sc. Martin Cornelsen Cornelsen Umwelttechnologie GmbH Graf-Beust-Allee 33, 45141 Essen Tel.: 0201 / 5 20 37-0

E-Mail: office@cornelsen.group

English Summary

Contamination with PFAS in soil generates challenges both during remediation and disposal. The addition of RemBind® to such a soil reduces the solubility of PFAS to a great extent.

Accompanying investigations over longer periods of time as well as simulations in the laboratory imply a strong and reliable binding of the PFAS.

Reduced PFAS concentrations in the eluate allow a more multifunctional use of the soil. Landscaping structures may play a role in the use of the treated soil on site, eliminating the need for transportation and emissions. In addition, previous studies of treated soil also indicate a strongly reduced availability of the immobilized PFAS for plants and earth worms.

Referenzen

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