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EX BIBUDTHKC.\

ji ("AR. >10H(1 E .VXTE H N

(2)

E i n l e i t u n g

zu

einer Architektonik der Wissenschaften

nebst

einer Skiagraphie und allgemeinen Tafel des gesammten Systems menschlicher Wissenschaften nach

architektonischem Plane.

Zunächst

zum Gebrauche für seine encyklopädischen Vorlesungen

Ton

G o t t l o b Benj. Jäsche,

P r o f e s s o r d e r P h i l o s o p h i e z u O o r p a t .

Dorpat, 1816. ^ G e d r u c k t b e i J. C. S c h i i n m a n n .

M

(3)
(4)

V o r e r i n n e r u n g .

V o r Jahren bereits, und zwar um die nämliche Zeit, als Herr Pro­

fessor K r u g mit seinem ersten encyklopädischen Plane, kurz vor Herausgabe seines darnach ausgeführten encykL Werks, auftrat, machte auch der Verfasser den ersten Versuch zu einem ähnlichen Entwürfe in «iner Abhandlung, welche im Philosophischen, von N i e t h a m m e r , und späterhin von N i e t h a m m e r und F i c h t e herausgegebenem Jour­

nal (im 4ten Hefte des isten Bandes vom J. 1 7 9 5 ) sich hefindet, und den Titel führt : I d e e zu e i n e r n e u e n , s y s t e m a t i s c h e n En- c y k l o p - ä d i e a l l e r W i s s e n s c h a f t e n . — Man hat diese allge­

meine Skiagvaphie der Wissenschaften gleich Anfangs einiger Auf- merksauikeifc nicht umverta geachtet; ja in M e u s e l ' s Leitfaden zur Geschichte der Gelehrsamkeit (in der 3ten und letzten, den sechsten Zeitraum der litter. G. befassenden Abtheil. S. 1 3 4 2 ) wird gedachter Versuch in gsw issem -Betracht für den gelungensten unter den bisheri­

gen, eiklärt^ • indem dort bei Gelegenheit der Erwähnung neuerer, bi>

um das jukr i°,oo erschienener formell-encyklopädischer Plane und aasgeä-Jirlor' Vv'.-rL'?, üLe;- Ivrug's und des Vf. Versuche dieser Art, folgendes Uli. heil geiiiiit wird: „Krug und J ä h sc h e fatslen den Be-

»gvtff einer F.ncyklopädie mehr wissenschaftlich auf: nur gab ersterer,

„!.•?: seiner Ableitung der Wissenschaften, ihre ersten'Quellen nicht.

(5)

„bestimmt genug an, und wurde, bei der Darstellung ihres Zusam­

menhangs unter sich,' dadurch, dafs er zu sehr auf sie, wie sie ge­

genwärtig bestehen und geformt sind, Rücksicht nahm, zu verwi­

nkelt. — J ä h s c h e hat die Wissenschaften, noch bis jetzt, aus ih-

„ren Quellen am richtigsten abgeleitet, und was das Allgemeinste an­

betrifft, am besten geordnet; jetzt würde er sich über mehreres be­

stimmter ausdrücken, und seine Untera'bth.eilungen manche Ver­

minderung erleiden." *)

In gegenwärtiger Einleitung glaubt nun der Vf. über mehreres, und zwar gerade über die wesentlichsten und wichtigsten Hauptpunkte einer, aus dem eigentlich wissenschaftlichen Gesichtspunkte abzufas­

senden E. d. W. sich bestimmter erklärt zu haben; wie denn auch mit den U n t e r ab th e i l u n g e n manche erhebliche Veränderungen vor­

genommen worden sind, gemäfs den jetzigen, das B a n d der Wiss.

betreffenden Ansichten des Verf., mit deren Begründung, als ihrem Hauptzwecke, sich eben die gegenw. Einl. beschäftiget. — Und so möge denn der neu versuchte Plan einem künftigen, bereits ausgear­

beiteten Grundrisse einer Architekt, der W. gleichfalls zum Vorläufer und zur Grundlage, einstweilen aber auch zugleich zu einem allgem.

Leitfaden für encyklop. Vorlesungen dienen, zu welchen den Verfe nicht blos sein öffentlicher Beruf als akadem. Lehrer der Philosophie, sondern auch das eigene wissenschaftliche Interesse auffordert.

*) S. den am a. O. befindl., vom Hn. Prof. O r 11 o ff herrührenden Zu­

satz unter der besondern Rubrik: S t r e b e n nach Einheit und Zusam­

menhangin den Wiss. öder Gesch. der Encykl. S. 1338—42-

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l^Jnter einer A r c h i t e k t o n i k der Wissenschaften ist die "Wissen*

schaft der Regeln und Principien zu verstehen, wonach die gesamm- teri Wissenschaften za.Eiaem eystematisaben daoaen rereiniget und in dieser Vereinigung dargestellt werden} oder die Wisseaschaft dös Systems menschlicher Wissenschaften. .Sie pflegt auch gemeinhin mit

•dem Namen einer a l l g e m e i n e n , aber blos f o r m a l e n Eacyclopä- die der Wissenschaften bezeichnet zu werden, im Gegensätze mit al­

len p a r t i k u l a r e n u n d m a t e r i a l e n Encyklopädieen.

Anmerkung. Notlüge Unterscheidung der Wissenschaft überhaupt als eines Ideals a p r i o r i von menschlicher Wissenschaft aus dem Standpuncte des menschlichen Verstandes unter den we­

sentlichen und allgemeinen Einschränkungen seiher Erkennmifs-

.: kräfte. i •'

§ . 2.

Grundlage und Bedingung einer Wissenschaft von der archi­

tektonischen Einheit und Verbindung aller Wissenscnaftan ist die Idee

(7)

eines a l l g e m e i n e n O r g a n i s m u s derselben, oder die Idee der nothwendigen Einheit und Verknüpfung des gesammten menschlichen Wissens in Ansehung i) des U r s p r u n g s und G e h a l t s , 2) der (logi­

schen) F o r m und 3) der Z w e c k e .

Mit diesem dreyfachen Bande der Verknüpfung aller einzel­

nen Wissenschaften zu Einem systematischen Ganzen sind zugleich die drey Grund-Principien einer Architektonik der Wissenschaften gegeben; ein r e a l e s , wodurch der r e a l e ; — ein l o g i s c h e s , wo­

durch der l o g i s c h e ; — und ein t e l e o l o g i s c h e s , wodurch der t e l e o l o g i s c h e Zusammenhang der Wissenschaften unter einander begründet und bestimmt ist.

Das erste unter den genannten Fundamental-Principien begrün­

det und bestimmt den r e a l e n Zusammenhang aller einzelnen wissen*

schaftlichen Erkenntnisse' und.ihre r e a l e Verbindung zur Einheit und Totalität Eines Gänzen menschlicher Wissenschaft, indem es die Verschiedenen Zweige und Theile Jux menschlichen ErkenntaiCs bis zu ihrer gemeinschaftlichen Wurzel, der E r k e n n t n i f s k r a f t des m e n s c h l i c h e n G e i s t e s , zurückführt und sie alle in diesem ihrem C e n t r a i p u n k t e als vereiniget darstellt. — Dieses Princip giebt aller architektonischen Verbindung und Anordnung der Wissenschaf­

ten das oberste Gesetz in dem Ausspruche: A l l e E r k e n n t n i s s e s i n d T h e i l e u n d M o d i f i k a t i o n e n E i n e r u n g e t h e i l t e n E r k e n n t n i f s t h s ä t i g k e i t des m e n s c h l i c h e n G e i s t e s , und s t i m m e n a l l e i n i h r e r d u r c h g ä n g i g e n V e r e i n i g u n g

(8)

3

d u r c h d i e F u n c t i o n e n u n d G e s e t z e d i e s e r E r k e n n t n i f s - t h ä t i g k e i t zu E i n e m G a n z e n d e r E r k e n n t n i f s z u s a m ­ men.

§• 5.

Durch dieses synthetische S a c h - oder Real-Princip wird demnach z u v ö r d e r s t der U m f a n g und die ä u f s e r s t e G r e n z e aller menschlichen Erkenntnifs und Wissenschaft überhaupt bestimmt;

wonach denn in das Gebiet einer allgemeinen Wissehschaftskunde nichts aufgenommen werden kann, was als t r a n s s c e n d e n t oder ü b e r s c h w e n g l i c h für das menschliche Erkenntnisvermögen au­

fs er und ü b e r dem a b s o l u t e n Horizonte des menschlichen Wis­

sens nach jeder möglichen Weise desselben, in der A n s c h a u u n g , oder in r e i n e n B e g r i f f e n und I d e e n hinaus liegt. — Es wird

h i e r n ä c h s t vermittelst desselben Principe die Abkunft der ge- sammten, innerhalb des bezeichneten Erkehntnife- Horizonts gelege­

nen Wissenschaften von ihrer gemeinschaftlichen Wurzel, so wie zugleich die b e s o n d r e Quelle nachgewiesen, woraus die verschie­

denen Grund-Systeme des menschlichen Wissens ihre Elemente und

Materialien schöpfen. J-

Die Ableitung aller besondern Hanptzweige der menschlichen

Erkenntnis aus ihrer gemeinschaftlichen Wurzel führt zur Einsicht in die reale Einheit der Wissenschaften; so' "vrie ~dre Nachweisung der verschiedenen besondern Quellen ihres Ursprungs, zur Einsicht in ihre reale Verschiedenheit. Und die synthetische Vereinigung der verschiedenen Erkenntnifs -PHhcipien zur'Vollständigkeit eines Gan-

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4

zen; der Erkenntnifs, läfst uns endlich den gegenseitigen realen Zu- sammenhang oder die synthetische Vereinigung der verschiedenen Wissenschaften unter einander entdecken und anerkennen.

Die besondre Quelle, woraus eine Wissensehaft den Gehalt

jlner Erkenntnisse schöpft, so wie das eigentümliche Object dersel- ben nach seiner besondern Betrachturigs - und Behandlungsweisej wird nun insbesondre das reale Verhältnils bestimmen, worin diese eine Wissenschaft zu den übrigen Wissenschaften und zum Ganzen des Systems derselben steht. Und mit genommener Rücksicht auf dieses Verhäknils wird sonach denn auch jeder Wissenschaft die he->

s t i m m t e S t e l l e anzuweisen seyn, diesie inj System der gesammten.

Wissenschaften einnimmt,; und- dar besondre Rang, den sie um ih- res, e^enthügc^hchen, s,cien,6ifis,ehen Gehalts.oder um ihres u 9 m i t - t e l b a r e n p r a k t i s c h e n ; , Zwecks u»4 W e r k e s wille*»,, lustfer den übrigen a^e^ beha^ipteif. :,

. - . . v . • : . . .

Was die, jQ/ühügk^it d#g aufgestellten synthetischen Reaipii»-

\;ips selbst und seines Gebrauchs zu Bestimmung des IXmfonges und der Grenzen des menschlichen W*8»6 1 1 8 u n a* der synthetischen Ver- einigung atj.gr wissejo^hafjlichen, J£rkenn*njsse zur Einheit Eines sy- stematischen. Ganzen» innerhalb, dieser Grenzen, betrifft: so finde?

dasselbe ^eh^e i^chifeptigung in. derjenigen philosophischen Funda- rnen^l-Xföhre,,; welche die Erforschung der ursprünglichen Organisa- tion, qnd, Gesetzgebung des menschlichen Geistes «n- ihrem Gegenr sia.nde und Zwecke bat^ und die auf diesem Wege zur Einsicht m-

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5

gleich in die reale Einheit und Verschiedenheit und die synthetische Verbindung aller einzelnen Wissenschaften unter einander, uns hin­

leitet.

Diese philosophische Grund-Wissenschaft ist darum den» auch als die G e s e t z g e b e r i n für alle Wissenschaften und insbesondre für alle synthetische Vereinigung derselben au Einem architektoni­

schen Ganzen anzusehen.

§• 9-

Das zweyte, blos l o g i s c h e oder a n a l y t i s c h e F e r m a l - Princip begründet nnd bestimmt den l o g i s c h e n Zusammenhang der gesammten menschlichen Erkenntnisse in Rücksicht auf ihre wissen­

s c h a f t l i c h e F o r m oder s y s t e m a t i s c h e Behandlung und Darstel­

lung unter Leitung der aus jenem Princip abgeleiteten Regeln der L o- gik, deren Gebrauch theiis zu deutlicher nnd ausftihrKcherZergUede^

rung des I n h a l t s , theiis zu richtiger und vollständiger Hirith eil Wn-g- der S p h ä r e jeder einzelnen Wissenschaft dient. — Durch diese»

Princip wird also das l o g i s c h e VerhäJtnifs bestimmt, worin beson­

dre Disciplinen zu ihrer Hauptwissenscliaft', als T h e i l e zu ihrem G a n z e n , oder als A r t e n zu ih-iisr G a t t u n g , nach den Regeln der logischen P a r t i t i o=n und D iv i s i © n, gegen1 einander zu stehen kom­

men. — Dieses analytische oder logische • Fe^rnftt-Prineip« setzt übrigens die Gültigkeit des synthetischen Sach^Prmeips rrothwendig voraus, indem düpoJb dieses letztere' der peafc Zusammenhang der Wissenschaften eust bestimmt se'yn mufs, bevor ^»^die'Bestimmung und Anordnung ihrer logischen Verhältnisse »Sieh dien Gesetzen der logischen Einheit zu denken ist. 1 1 0

(11)

g. 10.

Das dritte, t e l e o l o g i s c h e Grundprinzip weiset hin auf die gemeinschaftliche Tendenz, welche alle einzelne Wissenschaften in der einen oder der andern Rücksicht mittelbarer oder unmittelbarer Weise auf die Beförderung der höchsten Zwecke der Vernunft oder der Menschheit haben, so fern sie alle insgesammt auf die Wissen­

schaft von dem E n d z w e c k e der Menschheit und der Vereinigung aller besondern und bedingten Zwecke in diesem Einen höchsten und absoluten, durch U n t e r o r d n u n g unter denselben, sich beziehen.

Dieses Princip sagt demnach aus: Alle wissenschaftliche Kennt­

nisse undTheorieen stehen durch ihre relativen und bedingten Zwecke in einer gemeinschaftlichen Beziehung auf die höchsten Zwecke der Vernunft, und haben auf die Bildung zur reinen, vollendeten Huma­

nität einen bald nähern, bald entferntem, gröfsern oder geringem, unmittelbaren und direkten, oder blos mittelbaren und indirekten Einflafs durch Beförderung menschlicher Kultur und Glückseligkeit.

• In diesem Einflüsse und dieser praktischem Tendenz offenbart sich der h u m a n e Geist und. Charakter der Wissenschaften.

g. i i .

Was eine Architektonik der Wissenschaften, ihrem Begriffe und ihren wesentlichen Erfordernissen zufolge, enthalten kann und soll, wird durch die aufgestellten drey Fundamental-Principien aller Vereinigung der Wissenschaften zu Einem systematischen Ganzen ge­

nau und vollständig bestimmt seyn. . Als eine Wissenschaft dieser Principien imd der aus ihnen sich ergebenden besondern Regeln der architektonischen Verbindimg alles möglichen Wissens würde sie näm-

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7

lieh, in ihrer Vollständigkeit genommen, aus vier Hauptparthieen be­

stehen müssen; i) einer G e n e a l o g i e , 2) einer T o p o g r a p h i e , 5) einer T e l e o l o g i e und endlich noch 4) aus einer M e t h o d o l o - g i e der Wissenschaften.

§ . 1 2 .

Das reale und logische Princip der wissenschaftlichen Architek­

tonik fordert eine G e n e a l o g i e und T o p o g r a p h i e der Wissen­

schaften, für die Nachweisung des Ursprungs derselben aus dieser oder jener ursprünglichen Quelle der menschlichen Erkenntnifs, so wie demnächst für die Darlegung des wechselseitigen realen und logi­

schen Zusammenhanges der einzelnen Wissenschaften unter einander und die Bezeichnung der bestimmten Stelle, die eine jede unter ihnen im" Gebiete des grofsen wissenschaftlichen Ganzen einnimmt. Und das t e l e o l o g i s c h e Princip fordert eine T e l e o l o g i e und M e t h o ­ d o l o g i e der Wissenschaften, in welchem Betracht theils der besondre Zweck jeder einzelnen Wissenschaft sowohl an sich, als in seinem Verhältnisse zu den allgemeinsten und höchsten Zwecken der mensch­

lichen Vernunft dargelegt, theils von der zweckmäßigen Bearbeitung und Behandlung jeder Wissenschaft durch den Gebrauch der erfor­

derlichen Hülfsmittel und der rechten Methode ihres Studiums mufs gehandelt werden.

§ . ' 3 -

In allen so eben gedachten Rücksichten und Beziehuugen, der g e n e a l o g i s c h e n und t o p o g r a p h i s c h e n , der t e l e o l o g i s c h e n und - m e t h o d o l o g i s c h e n , wird der Inhalt der Architektonik der

Wissenschaften, als einer allgemeinen und blos formalen, philoso-

(13)

8

phischen Wissenstäiaftskunde, nach seinen wesentlichen Hauptmo­

menten erschöpft und bestimmt seyn: i) durch Darlegung des Be­

griffs von jeder einzelnen Wissenschaft nnd des hierdurch be­

stimmten Inhalts und Umfangs derselben nach seinen Theilert und Gränzen, durch,Nachweisung der Q u e l l e n , woraus sie ihre Materia­

lien schöpft, und durch Bezeichnung ihres Obj e c t s und dessen beson­

drer^ der Wissenschaft eigener Betrachtung« - und Behandlungsweisej a) durch Darlegung des Z w e c k s jeder Wissenschaft, wonach ihr W e r t h und der Nu t z en ihres Studiums sich würdigen läfst; endlich 3) durch, Anzeige der vornehmsten und unentbehrlichsten H ü l f «mit­

t e l und H ü l f s k e n n t n i s s e , und der M e t h o d i k jeder Wissenschaft, zum Behuf einer zweckmäfsigen Behandlung und Cultur derselben.

Anmerkung. Die aufgestellten Hauptpuncte des Inhalts der •wis­

senschaftlichen Architektonik, da sie nur die allgemeinen und gemeinschaftlichen Gesichtspuncte betreffen, unter welche sich alle , an sich noch so verschiedene Wissenschaften bringe» las­

sen, machen den eigenthümlickea Charakter der Architektonik als einer blos formalen Wissenschaftskunde kenntlich, mad enthalten zugleich die Weisung, von der M a t e r i e jeder Wis­

senschaft jedesmal nur so viel aufzunehmen, als zur Unterstützung

der'Form dient. • Eine Wissenschaft der Grundsätze und Regeln, wonach die

gesammten Wissenschaften zur Einheit eines systematischen Ganzen vereiniget und in dieser Vereinigung dargestellt werden, fuhrt ihrer Natur und Bestimmung zufolge, als eine l i t e r a r i s c h e W e l t - C h a r t e , (Planiglob der Wissenschaften) auf den höchsten und um­

fassendsten Standpunct einer g e n e r a l e n Uebersicht des ganzen ?'el-

(14)

des der Gelehrsamkeit; von welchem interessanten Standpuncte aus der wechselseitige organische Zusammenhang der Wissenschalten un­

ter einander in der Allseitigkeit seiner Beziehungen entdeckt, und mit Einsicht in seine Grunde erkannt werden kann. —- Hieraus er­

hellet der eigentümliche Werth dieser selbstständigen Wissenschaft und der vielfache Nutzen ihres Studiums nicht nur zunächst und vor­

nehmlich für den angehenden Gelehrten selbst, sondern aw*h Äirden blöken Dilettanten der Wissenschaften zu Belebung und Erhöhung des reinen wissenschaftlichen Interesse's, und zu richtiger und würdi- ger, vorurtheilsfreyer und allseitiger Beurtheilung und Schätzung der Wissenschaften aus dem Stattdpuncoe des Ganzen derselben.

g. t5.

Dem von ihr beabsichtigten Zwecke ein Genüge zu leisten und damit ihren Werth geltend zu machen« wird die Architektonik der Wissenschaften bey dem Geschäff der Verbindung und Anordnung derselben cur systematischen Einheit des Ganzen, zun* Behuf einer gründlicbien und vollständigen, und zugleich leichten und lichtvollen Einsicht in den realen Zusammenhang und Unterschied der verschie­

denen Wissenschaften unter einander, ihrer Grundprinzipien sich be­

dienen «niissen, wodurch allein die architektonische Verbindung der Wissenschaften und die Darstellung dieser Verbindung kann zu Stande gebrajcht werden.

§. r6.

Unter Leitung der aufgestellten Principien werden die Gründe einer gesetzmäfsigen und augleich erschöpfenden obersten architekto­

nischen Classification der Wissenschaften, wovon alle Einsicht in ihre

(15)

I O

reale Einheit und Verschiedenheit und in ihre synthetische Verbin­

dung zur Vollständigkeit Eines grofsen organischen Ganzen abhängt, einzig und allein zu suchen und zu finden seyn in der ursprünglichen Natur und Organisation des menschlichen Wissens selbst in Ansehung seiner Quellen und Principien, seiner Bedingungen und Gesetze. — Dieser Weg führt zu folgender systematischen Eintheilung der Wis­

senschaften aus dem s u b j e c t i v e n P r i n c i p d e r m e n s c h l i c h e n W i s s e n s c h a f t überhaupt.

§• I7-

In der Natur des menschlichen Verstandes selbst als eines dis- c u r s i v e n Verstandes liegt das innige und unauflösliche Band, wel­

ches das W o r t mit dem B e g r i f f e , die S p r a c h e mit Erkenntnifs der S a c h e verknüpft. —• So fern nun die menschliche Sprache, als articulirte Wort- und Tonsprache* nicht blofs zum Organ der Mitthei­

lung von Erkenntnissen dient, sondern selbst als Bedingung, als Mit­

tel und Werkzeug zu selbsteigener Erwerbung, Erweiterung und Aus­

bildung wissenschaftlicher Kenntnisse dem menschlichen Verstände unentbehrlich ist; überdies auch ein Reichthum an Sprachkenntnissen zugleich auf mehr als JEinem Wege zu Bereicherung mit Sachkennt­

nissen führt und dazu benutzt werden kann: ist alle auf die Sprache sich beziehende Kenntnifs als ein wesentlicher und integrirender Theil im System des Ganzen der menschlichen Erkenntnifs, und eine wis­

senschaftliche Sprachkunde als Instrument und Beförderungsmittel wissenschaftlicher Sachkunde anzusehen. — Auf diese genaue Ver­

bindung zwischen Sprach- und Sachkunde gründet sich die erste Ein-

(16)

11

theilung aller menschlichen Wissenschaft in S p r a c h - und R e a 1-Wis­

senschaften.

§• 18.

Für die Classification des grofsen Gebiets der Real-Wissen­

schaften selbst finden wir den obersten und allgemeinsten Einthei- lungsgrund in dem ursprünglichen, in der wesentlichen Organisation des menschlichen Gemüths und seinem innern Lebensprincip gegrün­

deten Verhältnisse der V e r n u n f t zur S i n n l i c h k e i t . Hier näm­

lich, den Blick der innern Selbstbeobachtung auf dieses ursprüngliche Verhältnifs gerichtet, öfnen sich uns die beyden Grundquellen aller menschlichen Erkenntnifs: die Quelle der S i n n e s a n s c h a u u n g e n und die Quelle r e i n e r A n s c h a u u n g e n so wie der reinen und ur­

sprünglichen V e r s t a n d e s - Und V e r n u n f t b e g r i f f e (Ideen). Die erstere Quelle liegt in der Sinnlichkeit, sofern dieselbe als Vermögen der R e c e p t i v i t ä t zu einzelnen Sinnesanschauungen durch Em­

p f i n d u n g vermittelst einzelner s i n n l i c h e r A f f e c t i o n e n gelangt;

die letztere entdecken wir in der Vernunft selbst, in den notwendi­

gen und beständigen Formen, Handlungsweisen und Gesetzen ihrer eigentümlichen, aber durch Sinnlichkeit erst erregbaren Thätigkeit.

Auf der Verschiedenheit dieser beyden Grundquellen der menschli­

chen Erkenntnifs, gefunden in den zwey wesentlich verschiedenen, aber in Einer ungeteilten Erkenntnilskraft vereinigten Grundvermö­

gen der Receptivität und der Spontaneität, beruht die oberste Ein- theilung aller Erkenntnifs in S i n n e n e r k e n n t n i s s e , oder Erkennt­

nisse a posteriori, imdin V e r n u n f t e r k e n n t n i s s e , oder Erkennt­

nisse a priori j wonach denn das ganze Gebiet allerr au« diesen bey-

(17)

12

v den Erkenntnifsarten gebildeten Real-Wissenschaften, in die beyden Hauptfelder der e m p i r i s c h e n (historischen) und der r a t i o n a l e n

Wissenschaften sich vertheilt.

§• ig-

Das System des empirischen oder f a c t i s c h e n , aus der Quelle der Empfindung geschöpften und aus hlofsen einzelnen Sinnesanschau­

ungen in der ä u f s e r n oder i n n e r n Wahrnehmung bestehenden Wissens, theilt sich nach den beyden allgemeinen und nothwendigen Formen und Bedingungen für das Daseyn der einzelnen, der Sinnes- Anschauung und Wahrnehmung gegebenen Gegenstände — den Ge­

setzen der R ä u m l i c h k e i t und der Z e i t l i c h k e i t — in die zwey Hauptklassen der b e s c h r e i b e n d e n und der e r z ä h l e n d e n Wissen­

schaften. — B e s c h r e i b u n g , als Sinnenerkentnifs und Darstel­

lung des (wahrnehmbaren) Daseyns einzelner Dinge im R ä u m e und in räumlichen Verhältnissen; — und G e s c h i c h t e , als Erkenntnifs und Darstellung des Wirklichen einzelner Dinge in der Z e i t und in Z e i t v e r h ä l t n i s s e n — machen hiernach den ganzen Inbegriff al­

les e m p i r i s c h e n oder h i s t o r i s c h e n Wissens im weitern Sinne aus.

§. ao.

Das System des r a t i o n a l e n Wissens, welches aus dem in­

t e r n Wesen der Vernunft «elbst entspringt, als Eigenthum und Pro-r -duct ihrer innern lebendigen Thätigkeit, und als a p p d i c t i s c h e « Wissen des A l l g e m e i n e n und N o t h w e n d i g e n , die Principien nnd Gesetze des E r k e n n e n s , des S e y n s und der Z w e c k e der Dinge zu »einem Gegenstande hat, wird in seinen Haupttheilen be-

(18)

stimm* seym durch die verschiedenen Aeutserwagen oder Grundbestün- niung.en.und Grundformen dieser Thätigheit.

$. 2 1 . •

Als D e n k k r a f t in der l o g i s c h e n Bedeutung, nach allen ih­

ren logischen Functionen, ist die Selbsttätigkeit der Vernunft Quelle und Princip des l o g i s c h e n Wissens, dem, als einem blos m i t t e l b a ­ r e n , f o r m a l e n und in sich g e h a l t l o s e m Wissen, d.h. als blo- fsei» D e n k e n , , das ganze System aller eigentlichen (realen oder ma- terialen und synthetischen) aus der u n m i t t e l b a r e n und u r s p r ü n g ­ l i c h e n , npthwe»digen und beharrlichen Spontaneität der Vernunft selbst entspringenden Erkenntnifs, als M a t e r i a l xmd S u b s t r a t zum Gfimde liegt.

g . 3 2 .

In ihrer u r s p r ü n g l i c h e n und u n m i t t e i b a r e i * Erkenat- nifsthätigkeit betrachtet, ist die Vernunft als p r o > d u c t i v ex t r a n - s c e n d e n t a l e E i n b i l d u n g s k r a f t , Quelle des m a t h e m a t i s c h e n Wissens aus reiner Anschauung; als V e r s t a n d in der realen Bedeu­

tung eines unmittelbaren und ursprünglichen jn Verbindung und Wechselbestimmung mit dem Sinn«' thätigen Erkenntnifsveymögens, ist sie die Quelle de* gesammten, auf das E n d l i c h e in d e r N a t u r sich beziehenden, das vollständige System aller N a t u r g e s e t z g e - burig a p r i o r i umlassenden Wissens; und als r e i n e V e r n u n f t end­

lich, in ihrer absoluten, von den Bedingungen tmd Beschränkungen der Sinnlichkeit unabhängigen Spontaneität des, E r k e a r j e n § und H a n d e l n s wird sie die Quelle des höchsten und reinsten Wissens, des m e t a p h y « ischen, in der h ö h er n Bedeutung, als einer unmittel-

(19)

i4

baren s p e c u l a t i v e n u n d p r a c t i s c h e n Erkenntnifs des Uebersinn- lichen und Absoluten in und durch I d e e n , welche aller höhern Me­

taphysik in ihren drey Hauptsystemen, dem rein s p e c u l a t i v e n , dem p r a c t i s c h e n der E t h i k (Metaphysik der Sitten) und der T e ­ l e o lo gi e zum Grunde liegen.

§ . 23.

Unter diesen, mit Andeutung ihres Ursprungs^ aus den ver­

schiedenen Functionen und Grundbestimmungen der Selbstthätigkeit der Vernunft hier aufgeführten Hauptklassen von Vernunfterkenntnis- sen, mufs die Mathematik' als eine eigene, von den übrigen abgeson­

derte Klasse des rationalen Wissens betrachtet und' hehandelt werden.

Denn als eine Vernunftwissenschaft aus C o n s t r u c t i o n der Begriffe in reiner Anschauung, gebildet aus i n t u i t i v e n Vernunfterkenntnis­

sen, die in der reinen Anschauung unmittelbar sich nachweisen und durch diese Anschauung in ihrer Gültigkeit und Evidenz anerkennen und d e m o n s t r i r e n lassen, unterscheidet sich die Mathematik we­

sentlich von allem andern apodiktischen, nicht mathematischen Wis­

sen , das aus blofsen durchaus discursiven Vernunfterkenntnissen be­

steht, und daher lediglich auch nur durch r e i n e s Denken, ohne alle Hülfe der Anschauung kann erworben werden. —> Dieser charakter­

istische Unterschied zwischen i n t u i t i v e r Vernunfterkenntnifs durch Construction der Begriffe, und einer durchaus d i s c u r s i v e n aus blo­

fsen Begriffen, ist denn auch von bedeutendem und entschiedenem Einflüsse für die Wahl der eigenthümlichen Methode des Verstandes­

gebrauches bei Erwerbung, Erweiterung und wissenschaftlicher Aus­

bildung der einen oder der andern rationellen ErkenntaifsarU

(20)

g . 24.

Begreifen wir alles andre, nicht mathematische, das ist blos discürsiv apodiktische Wissen unter dem gemeinschaftlichen Titel des p h i l o s o p h i s c h e n Wissens, indem wir die P h i l o s o p h i e über­

haupt im Gegensatze mit der Mathematik für die W i s s e n s c h a f t d e r V e r n u n f t e r k e n n t n i s s e a u s b l o fsen B e g r i f f e n erklä­

ren: so wird hiernach auch die Haupt- und Grundeintheilung der Vemunftwissenschaften d i c h o t o m i s c h ausfallen durch Reduction aller besondern, zur L o g i k oder M e t a p h y s i k — dieser e i g e n t l i ­ c h e n , vonSeiten ihres G e h a l t s betrachteten Philosophie —- gehö­

rigen Klassen der discursiven Vernunfterkenntnisse auf die Eine Hauptklasse des philosophischen Wissens überhaupt. Philosophie in dieser Bedeutung und in diesem Umfange gefafst, als die zweyte von der Mathematik getrennte Hauptklasse der Vernunftwissenschaften, wird sonach das S y s t e m des gesammten p h i l o s o p h i s c h e n Wis­

sens in sich begreifen; aufserdemaber auch noch eine philosophische F u n d a m e n t a l - L e h r e unter dem Namen der T r a n s c e n d e n t a l - Philosophie oder a l l g e m e i n e n p h i l o s o p h i s c h - a n t h r o p o l o ­ g i s c h e n W i s s e n s c h a f t s l e h r e zu Erforschung und Begründung (Deduction) alles apodiktischen Wissens überhaupt und des philoso­

phischen insbesondere, in ihr Gebiet aufnehmen müssen.

Beyde Hauptklassen des rationalen Wissens, Mathematik

und P h i l o s o p h i e , können jedoch nur ihrem r e i n e n Theile nach, als r e i n e Mathematik und als r e i n e Philosophie unter die Gategorie der Vernunftwissensehaften schlechthin und im Gegensatze nicht blo,«-

(21)

iG

mit reiner Empirie, sondern auch, im Gegensatze mit allen ihren, auf 'die Empirie angewandten Theilen gerechnet »werden. I n defr Anwen­

dung ihrer reinen Lehren und Grundsätze a*uf bestimmte empirisch gegebene Objecte, oder das Ganze derselben, h i l d e n sie eine d r i t t e Haffptgfcrtung der menschlichen "Wissenschaften, die wegen der Ver­

f ü g u n g -des Empirischen mit dem Rationalen in ihnen-, den Namen

•der eJftpirisch-'iratiottal e n führen kjoin.

§ . 26.

Wenn nämHch einerseits die T-heihmg ^der gesamimten ^Sphäre menschhoher Wissenschaftenin die beyden Hemisphären der e m p i -

t i s c h e i i und der f a ^ i o r i ä l e n , in der wesentlichen und specifischen Verschiedenheit"beydet ilhren Xjrund hat: so ist andrerseits, auch hin­

wiederum die Vereinigung lies factisefeen »li* dem apodiktischen-, ra­

tionalen Wissen aus Principien, in dem realen und nothwendigen Bai- sammenhange beytlerförkennmifsarteTi gegründet; gleich dem Äosam- Wrenhange, der zwischen dem Bedingten und geiner Bedingung, dem

feesondern und Allgemeinen, dem einzelne» Falle in der Wirklichkeit und dem, seine Möglichkeit bedingenden Gesetze, statt findet.

Das zum Behuf wissenschaftlicher Einsicht durch Abstraction

von dem Einzelnen, dem Zufälligen und Bedingten der factischen Er­

kenntnifs gesonderte und durch Reflexion in Begriffen und Grund­

sätzen in abstracto gefaßte und gebildete Allgemeine und Nothwen- dige — die Principien, Bedingungen und Gesetze alles in der Empi­

rie gegebenen Wirklichen, mit diesem selbst wiederum zu Einem voll­

ständigen (relativen oder absoluten) Ganzen der Erkenntnifs zu ver-

(22)

binden durch Beziehung des empirisch Gegebenen auf die Principien und Gesetze desselben und durdi Unterordnung der einzelnen man­

nigfaltigen Thatsachen unter diese Gesetze; — dieses eben ist das Geschäft und der Zweck der rationalen Wissenschaften in ihrer An­

wendung auf das empirisch Gegebene, dessen mannigfaltige Thatsa­

chen in ihrem Zusammenhange unter einander aus den allgemeinen mathematischen oder philosophischen Gesetzen abgeleitet und erklär«

oder danach bestimmt werden sollen.

§ . 28.

Im System dieser empirisch rationalen Wissenschaften, wozu hiernach die gesammte a n g e w a n d t e Mathematik und Philosophie zu rechnen seyn wird, nach allen ihren wirklichen oder auch nur möglichen Anwendungen und Beziehungen auf das empirisch Gege­

bene, werden die verschiedenen Diseiplinen der angewandten Mathe­

matik und mit ihnen zugleich die von der Mathematik durchaus, be­

herrschte und vollständig unterstützte, mathematische Physik, in An­

sehung des wissenschaftlichen Ranges und Gehalts als k o n s t i t u t i v e T h e o r i e en oben an stehen. Andre, obgleich zu demselben Sy­

stem des angewandten rationalen Wissens gehörige Theile werden da­

gegen auf der untergeordneten Stufe blos r e g u l a t i v e r T h e o r i e e n zu stehen kommen, wie die blofse Experimental-Physik undXDhemie, weit mehr aber noch die angewandte Naturlehre der Seele. Und noch andre endlich werden sogar allen und jeden Ansprüchen auf strenge und eigentliche Theorie und objectivgültige theoretische Ein­

sicht und Erklärung völlig entsagen müssen, wie die höhere Meta­

physik als Wissenschaft des Uebersinnlichen und Absoluten, in

3

(23)

8i

der Anwendung ihrer Wahrheiten auf die i d e a l e Ansicht und Be­

trachtung der Natur und der Sittlichkeit im Leben; — in der Be­

ziehung alles Bedingten auf ihre Ideen und Principien des Absoluten, oder der Unterordnung alles empirisch gegebenen Daseyns unter ihre Ideen des höchsten und absoluten W a h r e n , G u t e n und V o l l ­ k o m m e n e n , von dem höchsten, t e l e o l o g i s c h e n Standpunkte der absoluten Einheit und _ Harmonie des Seyns und der Zwecke der Dinge, oder der N a t u r und der F r ey h e i t, und damit zugleich alles s p e c u l a t i v e n und p r a c t i s c h e n Wissens.

29-

Die in der Natur des menschlichen ErkenntnifsyermÖgens ge­

gründete Theilung.der Wissenschaften in e m p i r i s c h e und r a t i o ­ n a l e , so wie die notwendige, von der Vernunft geforderte Verbin­

dung der getrennten.Theile zur Einheit und Vollständigkeit Eines le­

bendigen Ganzen der Erkenntnifs mit Hülfe der s u b s u m i r e n d e n oder reflectirendenUrtheilskraftnach r e a l e n , (objectivgültigen) oder nach blos i d e a l e n R e g u l a t i v e n , würde hiernach denn alter Architektonik der Wissenschaften die oberste Eintheilung der­

selben in die drey Haupt-Classen des e m p i r i s c h e n , des r a t i o n a ­ l e n und des aus der Verbindung beyder Erkenntnifsarten gebildeten e m p i r i s c h r a t i o n a l e n W i s s e n s , als Gesetz vorschreiben. Und mit dieser Verteilung des Ganzen unter die aufgestellten drey Haupt- Systeme würde bereits das gesammte Gebiet der menschlichen Wis­

senschaften vollständig bestimmt seyn für eine erschöpfende architek- fonlsche Darstellung derselben.

(24)

* x9

Aber eine allgemeine Wissenschaftskunde darf aus ihrem, das

ganze Feld der Gelehrsamkeit umfassenden Gebiete die von jenen drey Hauptsystemen des menschlichen Wissens zum Theil unter be­

sondern Namen und Titeln abgesonderten, sogenannten Wissenschaf­

ten nicht ausschliefsen, welche, obgleich in gewissem Betracht nur wissenschaftliche A g g r e g a t e , zusammengesetzt und gebildet aus ei­

ner Menge und Mannigfaltigkeit verschiedenartiger Kenntnisse, dem- ungeachtet einen hohen und ausgezeichneten Rang in der Reihe der Wissenschaften behaupten, und um ihres unmittelbaren practischen Zwecks und Werths willen, auch zu Gegenständen einer besondern Cultur und eines besondern Studiums gemacht werden. — Wenn jene Hauptsysteme des menschlichen Wissens den Grund ihrer Entste­

hung und Ausbildung in dem r e i n w i s s e n s c h a f t l i c h e n , auf das blofse Wissen um des Wissens willen, gerichteten Triebe haben: so verdanken dagegen diese, im Allgemeinen hier bezeichneten und bald näher zu beschreibenden Wissenschaften ihr Daseyn und die Compo- sition ihrer Bestandteile zu'einem, von jenen drey Grundsystemen des menschlichen Wissens abgesonderten Ganzen, so wie ihre wissen­

schaftliche Ausbildung und die unmittelbare Anwendbarkeit ihrer Leh­

ren und Grundsätze fürs Leben, dem p r a c t i s c h e n , auf die Beför­

derung der allgemeinen practischen Zwecke der Menschheit gerich­

teten Triebe. Und in Hinsicht auf diese ihre unmittelbar practische Tendenz und Bestimmung glauben wir daher auch mit Recht sie alle insgesammt unter der gemeinschaftlichen Rubrik der p r a c t i s c h e n Wissenschaften sensu e m i n e n t i befassen zu können. — Als blofse

(25)

20

w i s s e n s c h a f t l i c h e A g g r e g a t e verdienen sie jedoch nur in ei­

nem besondern A n h a n g e aufgeführt zu werden, so dafs bei Dar­

stellung der verschiedenen abgesonderten Klassen dieser practischen Disziplinen auf diejenigen Hauptfächer des menschlichen Wissens je­

desmal blos zurückverwiesen werden dürfe, aus deren Combination die Systeme derselben gebildet sind.

§• 3i.

Bey der architektonischen Classification dieser Wissenschäften

wird in Gernäfsheit ihrer practischen Natur und Bestimmung und ihres unmittelbaren p r a c t i s c h e n Interesse für's L e b e n , natürlich das t e l e o l o g i s c h e Princip der Z w e c k e uns leiten und zum Haupt­

fundamente einer realen Eintbeilung dienen müssen. Dieses Princip, als oberste Regel der Eintheilung gebraucht, wird nämlich theiis die practischen Z w e c k e selbst angeben, deren Beförderung die eine oder die andere unter den gedachten Wissenschaften unmittelbar und zunächst zu ihrem Gegenstande und Ziel haben kann; theiis die Mit­

t e l bestimmen, die zu Erreicfeuasg dieser Zwecke führen, und deren»

sich daher diese W-isseHsehafteii ia üVe* Pr-axis um ihres bestimmten practischen! Zwecks willen,; zu bedieaen haben.

§. 3a.

Unter Leitung und mit Hülfe des Gebrauchs des eben gedach­

ten Prineips in Bestimmung, der allgemeinen und wesendichen.Zwecke der Menschheit, und der nothwendiged Mittel zu Erreichung dieser Zwecke, werden sich die sämmtlichen, obgleich an Stoff und Form untereinander noch so verschiedenen practischen Wissenschaften, unter d r e y H a u p t k l a s s e n bringen lassen, je nachdem sie zu-

(26)

21

4

nächst und unmittelbar entweder auf das p h y s i s c h e , theils durch G e s c h i c k l i c h k e i t (Technik), theils durch K l u g h e i t (Politik) zu erzielende, oder auf das m o r a l i s c h e , zum Theil schon durch blofse ä u f s e r e R e c h t l i c h k e i t , vornehmlich aber durch W e i s ­ h e i t , T u g e n d und R e l i g i o s i t ä t zu bewirkende m o r a l i s c h e Wohl des Menschengeschlechts abzwecken j oder endlich auf beydes, bestehend in S i t t l i c h k e i t und G l ü c k s e l i g k e i t in ihrer harmoni­

schen Vereinigung, als den G e ä a s i m t z w e c k der Menschheit, ihr Augenmerk hinrichten, und mit ihrer T h e o r i e und P r a x i s auf die Beförderung desselben hinwirken sollen. — Hier in diesem weiten und viel umfassenden Gebiete werden demnach s aufser mehreren und verschiedenen anderen, einfachem oder zusammengesetztem wissenschaftlichen Classen, vornehmlich die m e d i c i n i s c h e n , die j u r i s t i s c h e n und die t h e o l o g i s c h e n Wissenschaften, letztere beyde auch unter dem ihnen eigenen p o s i t i v e n Character als fac^

t i s c h begründete p o s i t i v e D i s c i p l i n e n j so wie endlich die pä­

d a g o g i s c h e n Wissenschaften, die uns den Prospect auf Beförde­

rung des Gesammtzwecks der Menschheit durch eine, der Bestim­

mung des Menschen angemessene Erziehung der Jugend eröfnen, die ihnen allen anzuweisende Stelle erwarten können.

Der grofse Stammbaum der gesammten menschlichen Wissen­

schaften wird nunmehr, dem entworfenen architektonischen Plane gemäfs, in folgender Tafel nach seinen Bauptusten und Hairptzweigen sich verzeichnen lassen:

(27)

22

I. Sprachwissenschaften: (Philologie im weitern Sinne).

A . Allgemeine.

i. allgemeine Schriftkunde (Graphik).

a. allgemeine (eigentliche) Sprachkunde.

a) als universelle historische Sprachenkunde im Allgemeinen — L i n ­ g u i s t i k .

b) nach ihren F u n d a m e n t a l d o k t r i n e n der

«) L e x i k o g r a p h i e — in Beziehung auf den S t o f f .

ß) G r a m m a t i k — in Beziehung auf die F o r m der Sprache.

y) C r i t i k —. zu Beurtheilung vornehmlich der A e c h t h e i t schrift­

licher Werke.

H e r m e n e u t i k — Auslegungskunst des Sinnes eines Autors.

B. S p e c i e l l e : nach ihren vornehmsten Hauptklassen i. der orientalischen }

2. der altklassischen r Philologie.

3. der neuern '

II. Real-Wissenschaften.

A . E m p i r i e oder System des h i s t o r . Wissens (im weitern Umfange).

t. B e s c h r e i b u n g — Darstellung des Wirklichen als des V o r h a n ­ d e n e n i m R ä u m e .

a) Allgemeine.

«) Kosmographie (Uranographie und Astrognosie).

ß) Geographie und Ethnographie nebst Statistik.

b) S p e c i e l l e : — Beschreibung einzelner Naturkörper

*) der unorganisirten: Mineragraphie.

ß) der organisirten:

aa) Phytographie oder Botanik.

bb) Zoographie (Zoognosie).

cc) Anthropographie (Anthropognosie).

(28)

2 3 2. G e s c h i c h t e — Darstellung des Wirklichen als des G e s c h e h e n e n

in der Z e i t .

a) der (absichtlos wirkenden) N a t u r , insbesondre

«) Erdgeschichte.

ß") Naturgeschichte im e n g e r n und s p e c i e l l e n Sinne.

aa) in Beziehung auf den Gegenstand des i n n e r n Sinnes: See­

l e n - Geschichte.

bb) in Beziehung auf die verschiedenen m a t e r i e l l e n Objecte des ä u f s e r n Sinnes, gemäfs dem Parallelismus mit den spe­

ciellen N a t u r - B e s c h r e i b u n g e n : Geschichte der M i n e ­ r a l i e n , der P f l a n z e n und T h i e r e und des M e n s c h e n , als N a t u r w e s e n s betrachtet.

b) des M e n s c h e n , als f r e y h a n d e l n d e n Wesens (Geschichte in der engern und eigentlichen Bedeutung).

«) mit Beschränkung auf das Einzelne — die verschiedenen beson­

dern Arten in den Aeufserungen und Richtungen seiner f r e y en Thätigkeit: S p e c i a l - oder P a r t i c u l a r - G e s c h i c h t e nach ih­

ren Hauptzweigen

aa) der Religions- und Kirchengeschichte.

bb) der Geschichte der Sittlichkeit.

cc) der Staats - oder politischen Geschichte.

dd) der Künste.

«<*) der mechanischen.

ßß~) der aesthetischen.

ee) der Geschichte der Wissenschaften (Litteraturgeschichtc).

/S) von dem Standpunkte allgemeiner Ansichten des Ganzen nach allen Beziehungen und der Wechselwirkung aller einzelnen Theile aufeinander: U n i v e r s a l - G e s c h i c h t e (Geschichte der Menschheit) nach ihrer Hauptabtheilung in

(29)

H

«a) die a l t e , und

bb) die neue, zu welcher letztern auch di? Geschichte des M i t t e l a l t e r s zu rechnen ist.

A n r a . D i e sogenannten H ü l f s - oder eigentlicher E1 e m e n t a r - Wissenschaften der Geschichte, als z. B . die h i s t o r . C h r o n o l o g i e , die G e n e a l o g i e , H e r a 1 d t k u. s. w . , g e h ö ­ ren in eine P r o p ä d e u t i k des historischen Studiums.

B. System der Yernunftwissenschaften, oder des rationalenWissens.

Erste Klasse: Mathematik (Gröfsenlehre).

i) Wissenschaft der schematischen Construction einer Gröfse durch willkührliche Zeichen, oder Wissenschaft der Zahlen und ihrer Bildung: Arithmetik.

a) b e s o n d r e — nach einem bestimmt angenommenen Bil­

dungsgesetze vermittelst der Ziffern.

b) allgemeine — die jedes Bildungsgesetz verstattet ver­

mittelst der Buchstaben.

«) einfache oder Elementar-Arithmetik — Bildung der Zahlep durch einfaches Hinzu - und Herauszählen nebst Betrachtung über die daher entstehenden Ver­

hältnisse , Proportionen und Progressionen.

fi) zusammengesetzte oder h ö h e r e Arithmetik —• Con­

struction der Zahlen durch mehrere Arten des Hinzu- und Herauszählens.

aa) mit Rücksicht auf entgegengesetzte Beziehung durch Gleichungen — Algebra oder Glei­

ch u n g s - Arithmetik.

bb) vermittelst Zusammenstellung und möglicher Veränderung in derselben — Combinati- ons- und Variations-Arithmetik.

cc) mit Rücksieht auf Veränderlichkeit des gröfser u. kleiner Werdens—Function s-Arithmetik.

(30)

a5

««) Differenzen-Rechnung.

<3/3) Differenzial • . yy) Integral , *)

2.) Wissenschaft der b i l d l i c h e n Construction r ä u m l i c h e r Gröfsen als Wissenschaft des Raumes: — G e o m e t r i e nach den drey Dimensionen ihres Objects bestimmt als Longimetrie, Planimetrie und Stereometrie,

a) mit Beschränkung auf die einfachem, durch die gerade Linie und die Kreislinie konstruirbaren Raumes-Bestimmungen— E l e m e n t a r - Geometrie.

a) r e i n geometrisch.

/S) g e m i s c h t , in Verbindung mit Arithmetik zu Berechnung des Triangels: — T r i g o n o m e t r i e

aa) der Triangel auf einer ebenen Fläche : e b e n e Trigono­

metrie.

bb) — auf einer Kugelfläche: s p h ä r i s c h e Trigonometrie.

b) Wissenschaft der G u r v e n , d. h. anderer krummer Linien aufser dem Kreise, und der durch sie bestimmten Flächen und Körper: — h ö h e r e Geometrie.

3) Gröisenlehre in Beziehung auf die Quantität in der Z e i t als r e i n e Zeit­

wissenschaft : C h r o n o m e t r i e (eine ihrer Natur nach wegen der e i n z i ­ g e n Dimension der Zeit einfache Wissenschaft).

Z w e y t e K l a s s e der V e r n u n f t w i s s . : — P h i l o s o p h i e .

i) Philosophisch-anthropologische Fundamental- oder allgemeine

*) Diesen, zu diesem Gebrauche von meinem geschätzten Collcgen, Herrn Prof. Huth mir

gefälligst mitgetheilten systematischen Plan der arithm. D i s c i p l i n e n habe ich der sonst gewöhnli­

c h e n , aber niclu lediglich nach Verschiedenheit der ä. Constructionsweisen seibat, sondern nach der M e t h o d e auf eine unphilosophische Art gemachten Eintheilung der h. A. in die A n a l y s i s des E n d l i c h e n u n d des U n e n d l i c h e n , rorgezogen u n d deshalb a u c h in extenso hier auf­

geführt.

4 Ca)

(31)

2 6

Wahrheits- und Wissenschaftslehre: T r a n s c e n d e n t a l - P h i l o - sophie nach ihren Elementartheilen, der transcenderitalen a ) D e n k - und E r k e n n t n i f s - (Wissens), b) G e f ü h l s - und c) W i l l e n s - (practisehen Vernunft-) Lehre.

a) System der einzelnen daraus abgeleiteten philosophischen Hauptdoctrinen.

a) F o r m a l e Philosophie als Wissenschaft der Denkgeseize: L o g i k . b) M a t e r i a 1 e — als Wissenschaft der gesammten, auf O b j e c t e a priori

sich beziehenden und mithin den G e h a l t des philosophischen W i s ­ sens betreifenden synthetischen Grundbegriffe und Grundsätze: M e ­ t a p h y s i k (in ihrer weitesten Sphäre betrachtet)

<*) in Beziehung auf die N a t u r oder das S e y n und W e s e n der Dinge und dessen Gesetze — s p e c u l a t i v e Philos. (Metaphy­

sik im engern Sinne )

aa) gerichtet auf das e n d l i c h e Seyn und Wesen der Dinge in d e r E r - s c h e i n u n g , oder auf die Natur als Inbegriff der Erscheinungen : Naturwissenschaft oder speculative P h y s i k (Naturphilosophie).

«») allgemeine — System der g e s a m m t e n N a t u r g e s e t z ­ g e b u n g überhaupt

fiß) besondre (rationale) P h y s i k der ä u f s e r n m a t e r i e l l e n Nattir (hretaphys. Körperlehre)'.

yy) — der i n n e r n i m m a t e r i e l l e n — (metaphys. Seelen­

lehre).

bb) in ihrer höchsten speculativen Tendenz als Wissenschaft des U e b e r s i n n l i c h e n und A b s o l u t e n : — H ö h e r e Metaphysik als s p e c u l a t i v e I d e e n - und G l a u b e n s - L e h r e ( M e t . in der engsten Bedeutung) enthaltend

««) eine intelligible Weltlehre: — O n t o - K o s m o l o g i e . ßß) — . Seelea- und Geisterlehre: — O n t o - P s y ­

ch o l o g i e und P n e u m a t o l o g r e .

yy) eine rein speculative Gotteslehre — O n t o - T h e o 1 o g i e.

(32)

3.7 ß) in Beziehung auf den E n d z w e c k im Daseyn der Dinge als Wissenschaft

der sittlichen Gesetzgebung des unbedingten, S o 11 e n s für die F r e y - h e i t des Willens: p r a c t i s c h e Philqsophie oder E t h i k im weitern Sinne (practischeIdeenlehre des h ö c h s t e n G u t s ) .

aa) betrachtet von ihrer ä u f s e r n Seite als ä u f s e r e sittl. Gesetz- gebungslehre für die ä u f s e r e Freyheit: R e c b t s . l e l i r e «

a») Lehre des P.ri v a t - R e c h t s .

ßß) Lehre des ö f f e n t l i c h e n Rechts: S t a a t s - , , V ö l k e r - u.

... W e i t h e r g e r - , R e c h t . , , . ,

bb) — von ihrer i n n e r n Seite als. i n n e r e sittl. Gesetzgebungslehre für die i n n e r e Freyheit: —>• T u g e n d l e h r e oder E t h i k im engern Sinne.

y) in Beziehung auf die Z w e c k m ä f s i g k e i t . im Seyn und Wesen der D i n g e , als Wissenschaft der absoluten Einheit und Harmonie der N a ­ t u r u. der F r e y h e i t , des.spe c u l a t i v e n u» des p r a c t i s c h e n W i s ­ sens: T e l e o l o g i e (Standpunkt » e l e o l o g i & c h e r Welt-Ansichten von der ä s t h e t i s c h e n , i n t e l l e e t u e l l e o . u n m o r a l i s c h e n Seite).

a a ) A e s t h e t i k — Wissenschaft der äs,tIve.ti s c h e n Ideen und Ideale.

bb) R e l i g i o n * p h i l o s o , p h i e — Lehre des r e l i g i ö s e n Glau­

bens ao eine m o r a l i s c h e W e l t o r d n u n g und deren h e i l i g e n Gesetzgeber und Regierer (Schhifjsstein des gesammten Systems der Metaphysik).

C. System der e m p i r i s c h - r a t i o n a l e n Wissenschaften.

l. (Konstitutive) T h e o r i e e n d e r , auf die Er.scheiaungen ia der Sinneuwelt a n g e w a u d t e n M a t h e m a t i k und m a t h e m a t i s c h e n P h y s i k nach ihren Hauptzvveigen,

a) den niecha-njscheu, b) — optischen,

(33)

28

c) den astronomischen, d) .— akustischen Wiss.

e) der physikalischen Mathematik im engern Siime.

2. (Regulative u. ideale) T h e o r i e e n der a n g e w a n d t e n P h i l o s o p h i e . a) angewandte Logik.

b) — speculative Philosophie.

<*) empirische K ö r p er lehre: E x p e r i m e n t a l - P h y s i k n. C h e m i e , letztere als Wissenschaft der Phänomene chemischer, d. h. durch Mischung und Entmischung der materiellen Grundstoffe bedingter Processe, ein besondrer Zweig der Naturkenntnifs.

aa) als (empir. rat.) Naturlehre der Körperwelt überhaupt — a l l ­ g e m e i n e Physik und Chemie.

bb) in bestimmter Beziehung und Anwendung auf besondre mate­

rielle Objecte, als physikal. Theorie

«*) der Himmelskörper—: p h y s i s c h e A s t r o n o m i e.

ßß) der Erde — : (phys.) G e o l o g i e und G e c g o n i e . yy) der unorganisirten Naturkörper —•: (physische) M i n e ­

r a l o g i e .

der organisirten — : Physik der o r g a n i s c h e n Natur oder P h y s i o l o g i e der Pflanzen, Thiere und des M e n ­ schen. —* P h y t o l o g i e , Z o o l o g i e u n d ^ p h y s . ) A n ­ t h r o p o l o g i e .

ß) empirische S e e l e n l e h r e (Psychologie).

y) ( v e r g l e i c h e n d e ) Anthropologie als Naturlehre der Wechselwir­

kung zwischen Seele und Leib.

c) angewandte practische Philosophie.

«) angewandte Rechtslehre—: P h i l o s o p h i e u. C r i t i k der äufsern Gesetzgebung und des positiven Rechts.

ß) angewandte Tugendlehre—: a n t h r o p o l o g i s c h e E t h i k , Didak­

tik und Ascetik.

(34)

d) Angewandte T y p o l o g i e .

*) a n g e w a n d t Aesthetik — : P h i l o s o p h i e d e r s c h ö n e n K ü n ­ s t e .

ß) — Religicuislehre — : C r i t i k aller empirisch gegebenen Religions«

form.

A n h a n g. •

Practische Wissenschaften (sensu eminenti) ihren Elementen

nach aus jenen aufgestellten Grundsystemen des menschlichen Wissens her­

vorgehend und sich bildend für unmittelbare Beförderung der p r a c t i s c h e n Zwecke der Menschheit.

I. Pract. W i s s . in B e z i e h u n g auf d e n N a t u r z w e c k des p h y s i s c h e n W o h l s . .

A . T e c Ii n i s c h - praktische (der Geschicklichkeit),

i. der m a t h e m a t i s c h e n (von mathematischen und mathematisch- physischen Thf-orieen unterstützten) Technik — : Technisch ange­

wandte inathemat. Theorieen / a) der Rechenkünste,

b) der Mefskünste,

c) der Bewegungskiinste (z. B. Nautik und Maschinenlehre im weitem Sinne),

d) der Baukünste (Land - und Wasserbaukunst), e) der Kriegskünste (Militair-Wissenschaften).

2. der p h y s i k a l i s c h e n (auf naturwissenschaftlichen Kenntnissen und Theorieen beruhenden) Technik.

a) P r a c t i s c h e Naturwissenschaften im engern Sinne, abzwe­

ckend auf G e w i n n u n g , oder V e r a r b e i t u n g oder den U m s a t z T i n d U m t a u s c h derNaturproducte.

«) Oekonomie (Landwirthschaftskunde u. Bergwerkskunde nebst der Forst - und Jagd Wissenschaft).

/3) Technologie (Gewerbskunde).

y) Handlungswissenschaften.

4 (b)

(35)

b) M e d i c i n i s c h e Wissenschaften.

«) Medicin.als W i s s e n s c h a f t und T h e o r i e (der organischen N a ­ tur) nach ihren Hauptelementen,

aa) der medicinischen S o m a t o l o g i e

**) von Seiten ihres e m p i r i s c h e n Theils — : (sogenannte}

. A n a t o m i e .

• - ßß) — ihres r a t i o n e l l e n •—: P h y s i o l o g i e oder Physik des Organismus ugid. P a t h o l o g i e .

bb) der A r z n e y m i t t e l l e h r e (materia medica).

ß) Medicin als K u n s t oder medic. P r a x i s , zu Erhaltung oder W i e ­ derherstellung des Organismus, vornehmlich des n i e n s c h l . Leibes.

aa) D i ä t e t i k , bb) T h e r a p e u t i k , cc) P h a r m a c e u t i k . B. P r a g m a t i s c h - p r a c t i s c h e (hauptsächlich auf p r a g m a t i s c h e Anthro­

pologie als practische W e l t - und Menschenkenntnifs gebaute) Wissen­

schaften (der Klugheit)— : P o l i t i k in der eigentlichsten Bedeutimg als System der K1 u g h e i t s lehren.

l. P r i v a t - . P o l i t i k .

. a» ö f f e n t l i c h e oder S t a a t s - P o l i t i k nach ihren Hauptzweigen: a) der G a s e t z g e b u n g s p o l i t i k , b) dem P o l i z e y w e s e n , c) der F i ­ n a n z - oder K a m e r a 1 Wissenschaft und derenAusübung als ' S t a a t s ­ w i r t h s c h a f t , d) der politischen HandiungsWissenschaft, und e) der ä u f s e r n S t a a t e n - oder V ö l k e r - P o l i t i k .

II. Mo raiisch-practische Wissenschaften, (der Weisheit) in Bezie­

h u n g auf d e n s i t t l . Vernunftzweck des m o r a l i s c h e n W o h l s . A . durch Begründung und Beförderung der äufsern Rechtlichkeit ( L e ­

galität des Handelns) im bürgerlichen Leben — : J u r i s t i s c h e W i s ­ senschaften.

l. die Jurisprudenz ah W i s s e n s c h a f t und T h e o r i e

a) von Seiten ihres p h i l o s o p h i s c h e n Characters und ihres Kanon's und Regulatives, des n a t ü r l i c h e n Piechtsprincips, als Wissenschaft d e s Rechts (philos. Privat- Staats- und V ö l ­ k e r - R e c h t s ) und als P h i l o s o p h i e aller äufsern positiven Gesetzgebung.

(36)

"•St

b) von Seiten ihres h i s t o r i s c h e n u m d p o s i t i v e n , durch gewisse hi.

storische Thatsachen begründeten p o s i t i v e n Characters, als Histo­

r i s c h e und p o s i t i v e Wissensehaft d e r Rechte, Bach ihren beyden

Hauptparthieen

«) der positiven Rechts-.Ges c h i c h t e ,

ß) dergesammten positiven R e c h t s - D o c t r i n (des Systems der p o ­ sitiven Rechte.)

a. die Jurisprudenz als K u n s t , oder die juristisch« a u f s e r g e r i c h t l i - I i c h e und g e r i c h t l i c h e P r i v a t - oder S t a a t s - P r a x i s .

B. durch Beförderung einer moralisch-religiösen Denkungsart und Gesin­

nung, und des religiösen Glaubens für die Sphäre des innern sittlichen Lebens'—: t h e o l o g i s c h e Wissensehaften.

i. T h e o r e t i s c h e Theologie und Religionswissenschaft

a) nach ihrem p h i l o s o p h i s c h e n Character und in Hinsicht ihrer B a s i s , der n a t ü r l i c h e n oder der V e r n u n f t - R e l i g i o n im wei­

tern Sinne, in sich befassend

a) die p h i l o s o p h i s c h e D o g m a t i k (religiöse Glaubenslehre) ß) — E t h i k (Sittenlehre)

b) von Seiten ihres h i s t o r i s c h e n und p o s i t i v e n Characters, als f a c t i s c h begründete p o s i t i v e Theologie oder Wissenschaft g ö t t l i c h g e o f f e n h a . r t e r Religionslehren, nach ihren zwey Haupttheilen,

«) dem philologisch,-historischen:

aa) exegetische Theologie; — E x e g e t i l e . bb) historische — p o s i t i v e R e l i g i o n s g e s c h . 0) dem doctrinellen unS systemat. Theile:

aa) t h e o l o g i s c h e D o g m a t i k nebst der P o l e m i k — System der göttlich geoffenbarten G l a u b e n s l e h r e n . bb) t h e o l o g i s c h e M o r a l — System der c h r i s t l i c h e n

Sittenlehren.

Anhang zur systemat. (positiv.) Theologie : S y m b o Ii k.

a. P r a c t i s c h e Theologie aw\ Religionswissenschaft, nach ihren Haupttheilen: — der a) H o m i l e t i k , b) K a t e c h e t i k , c) L i t u r - g i k und d) der P a s t o r a l - A n w e i s u n g .

(37)

3a

II. Practische Wisseuschüften, in Beziehung auf den Gesammtzweck der 'Menschheit: — Pädagogische Wissenschaften.

i. Pädagogik als Wissenschaft und T h e o r i e

a) der technis chen Erziehung (zur Geschicklickeit), b) der pragmatisch en -— (zur Klugheit),

c) der m o r a l i s c h e n — (zur Weisheit, Religiosität u. Sittlichkeit).

2. Pädagogik als Kunst.

a) p_ädagogi*che Unterrichtskunst — D i d a k t i k .

b) — Uebtmgs- u. Bildungskunst (des Leibes u. der Seele) — Gym­

nastik.

A l l g e m e i n e T a f e l d e r W i s s e n s c h a f t

(38)

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