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Der Platz der Feldbäume

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Academic year: 2022

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Der Platz der Feldbäume

' Schweizerische Eidgenossenschaft

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Eidgenüssisches Volkswirtschafts- departement EVE)

Forschungsanstalt

Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Corifederd,ur

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Realisierung

Solagro

Philippe Pointerreau (Koordination) Fredöric Coulon, Isabelle Meifert 75, voie du Toec

33076 TOULOUSE Cedex 3 - Frankreich Telefon 00 33 5 67 69 69 69 Fax 00 33 5 61 69 69 00 E-mail solagro@solagro.asso.fr www.solagro.org

Amt der NO Landesregierung, Abteilung Landentwicklung Christian Steiner Landhausplatz 1, Haus 13 3109 ST. PÖLTEN - Österreich Telefon 00 43 2742 9005 16055 Fax 00 43 2742 9005 16580 E-mail christian.steiner@noel.gv.at www.lafo.at

Forschungsanstalt

Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Felix Herzog und Denise Tschamper Reckenholzstrasse 191 8046 ZÜRICH - Schweiz Telefon 00 41 44 377 71 11 Fax 00 41 44 377 72 01 E-mail felix.herzog@art.admin.ch www.artadmin.ch

Solagro - 1. Quartal 2007 ISBN 2-916-376-00-3 März 2007

„Als ich in Algier wohnte, geduldete ich mich den ganzen Winter hindurch, weil ich wusste, dass sich die Mandelbäume im Va116e des Consuls in einer kristallklaren kalten Februarnacht mit weißen Blüten schmücken würden. Ich war jedes Mal begeistert, wenn ich sah, wie dieser zarte Blütenschnee allem Regen und Meereswind trotzte und gerade so lange dauerte, als es braucht, um die Früchte vorzubereiten."

ALBERT CAWS (1940) : L'6t6 — Les amandiers

"Nicht alles was zählt kann gezählt werden, und nicht alles was gezählt werden kann, zählt!"

ALBERT EINSTEIN

Umschlag

Andr6 Muelhaupt (a) et Philippe Pointereau (ui) Van Gogh, « Verger en fleurs » (W.)

SOLAGRO (Frankreich)

SOLAGRO ist ein Verein zur «Förderung und Entwicklung neuer Techniken und Verfahren für einen wirtschaftlichen, solidarischen und langfristigen Umgang mit den Naturressourcen». Neben der Förderung und Entwicklung regenerativer Energiequellen (Biogas, Solarenergie, Holzenergie usw.) entwirft SOLAGRO Bewertungs- und Planungsinstrumente für Landwirte und Landwirtinnen, die ihre Wirtschaftsweise mit Rücksicht auf die Umwelt weiterentwickeln möchten. In diesem Zusammenhang ist die Erhaltung der «Feldbäume» schon seit vielen Jahren ein Hauptanliegen von SOLAGRO, das in der Veröffentlichung von Informationen für ein breites Publikum und Aktionen vor Ort seinen Ausdruck findet.

Abteilung Landentwicklung (Niederösterreich)

Die Abteilung Landentwicklung beim Amt der NO Landesregierung ist zuständig für folgende Arbeitsbereiche:

Agrarische Angelegenheiten der ländlichen Entwicklung Bodenschutz

Umweltschonende Wirtschaftsweisen Landschaftsgestaltung

Geschäftsstelle des NO Landschaftsfonds

Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART (Zürich, Schweiz)

Die Forschungsanstalt ART entwickelt zukunftsweisende Landwirtschaftssysteme, welche den Boden fruchtbar erhalten, Wasser und Luft wenig belasten sowie eine große Artenvielfalt und eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft ermöglichen. Sie trägt zum Schutz der Landwirtschaft vor schädlichen Umwelteinflüssen bei und fördert die Produktion gesunder Nahrungsmittel.

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DER BAUM

UND DIE LANDSCHAFT

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äume in der Agrarlandschaft leisten nicht nur einen Beitrag zu einer umwelt- freundlichen Landwirtschaft, sie sind auch zu einem Teil unserer Kultur geworden.

Der Feldbaum ist ein markantes Wahrzeichen des ländlichen Raumes. Er prägt die Landschaft mit und verschafft uns ein Bild über die vergangenen und gegenwärtigen Konturen der Siedlungsräume. Seine Farben veranschaulichen den Rhythmus der Jahreszeiten und seine Beziehung zum Menschen hinterlässt Spuren in Ortsnamen und im Sprachgebrauch. So leistet er seinen Beitrag zur kulturellen Identität einer Region.

Die Schönheit und die Harmonie, die er verströmt, blieben auch Malern und Künstlern nicht verborgen. Von Lorenzetti bis Van Gogh und Christo drückten ihm alle ihren eigenen Stempel auf. Doch bevor der Baum zu einem schmückenden Element wird, ist er erst einmal ein Faktor des täglichen Lebens.

Der Feldbaum ist tief im Boden und in der Geschichte verwurzelt. Er kann uns aber auch Antworten auf die heutigen Herausforderungen unserer Gesellschaft geben. Die Beziehung zwischen Bauer und Baum entwickelt sich ständig.

Werkzeuge und Techniken passen sich an, das Know-how wird von Generation zu Generation weitergegeben, damit der ganze Reichtum, der in den Bäumen steckt, genutzt werden kann - vom Holz bis zum Apfelwein, vom Kork bis zum geflochtenen Korb.

Der Baum lässt uns Zeit und zwingt uns zur Langsamkeit. Wer Bäume pflanzen will, kann sich nicht kurzfristigen Zielen verschreiben. Und es ist dieses lang- fristige Denken, das den Sinn der nachhaltigen Entwicklung ausmacht.

Der Blick auf Europa zeigt uns auch die ganze Vielfalt der agroforstlichen Systeme und die Art und Weise, wie sie genutzt werden. Er öffnet Horizonte und bietet Gelegenheit uns zum Thema Bäume und Landschaften Gedanken zu machen.

Die von SOLAGRO für das französische Ministerium für Ökologie und nach- haltige Entwicklung geleistete Synthesearbeit soll einem weiten Publikum den Zugang zu diesem Thema ermöglichen und die Bedeutung der Bäume in unseren europäischen Kulturlandschaften unterstreichen und stärken. Die vorliegende Broschüre entstand aus der Zusammenarbeit zwischen SOLAGRO, Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und dem Amt der Niederösterreichischen Landesregierung/NO Landschaftsfonds.

Jean-Marc Michel Direktor Natur und Landschaft

Französisches Ministerium für Ökologie und nachhaltige Entwicklung Joseph Plank

Mitglied der Niederösterreichischen Landesregierung, verantwortlich für Landwirtschaft, Umwelt und Landentwicklung Manfred Bötsch

Direktor des schweizerischen Bundesamtes für Landwirtschaft

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Inhaltsverzeichnis

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Einleitung

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Mehr als das Auge sehen kann 4

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Den Baum in der Landschaft betrachten

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Landschaften in Bewegung

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Einige von Bäumen geprägte Landschaften Europas. . . 14 6

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Kapitel 5

Lebensraum, Landwirt, Produkt, Gericht, Landschaft 18

Was man können und wissen muss 22

Den Baum fördern 24

U_Kapitel 6 firKapitel 7

Kapitel 8

Etwas für die Landschaft tun 26

Förderungspolitik und Erfahrungsaustausch 28

Lexikon und Bibliographie 32

Kapitel 9

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4

Mehr als das Auge

D er Baum prägt unsere ländlichen Gegenden stark. Er gehört zu ihren auffälligsten und deutlichsten Wahrzeichen. Er regeneriert sich und trotzt allen Angriffen durch die Witterung und die Menschen, manchmal sogar besser als Stein. Seine Beständigkeit macht ihn zum Zeugen all unserer Entscheidungen, die unsere Landschaften nach und nach geformt haben.

Die Frage, die sich heute stellt, ist: Was können und was wollen wir damit tun?

EINE PARTEIISCHE WAHL

Wenn Landschaften mit Bäumen uns interessieren, heisst dies nicht automatisch. baumlose Landschaften seien uninteressant. In Europa gibt es viele bemerkenswerte Landschaften, wo keine oder nur wenige Bäume stehen: Alpweiden, Rebterrassen, Getreideland, Felswände und Meeresküsten, das pannonische Tiefland, Torfmoore und Heideland.

Und so erhebt auch der vorgeschlagene Spaziergang durch einige besonders charakteristische Landschaften Europas keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die vorgestellten Beispiele sind nur einige von vielen. Sie sind als Inspirationsquelle und keinesfalls als Modell gedacht.

Agge Die Macht der Notwendigkeit

Schon immer war Landwirtschaft gleich- bedeutend mit Land- schaftsarchitektur, denn sie plant und gestaltet den Raum, damit die Arbeit auf den Feldern möglich wird. Seit der neolithischen Revolution hinterlässt der Mensch seine Spuren auf der Erde. Er befreit den Boden von Steinen, legt Mäuerchen an, pflanzt Hecken und zieht Furchen. Um die Erde bearbeiten zu können, muss man sie umge- stalten, sie schützen und deshalb ihre Umgebung strukturieren und Zugänge anlegen. Der Mensch passt sich an die Bedingungen seiner Umwelt an. Das Klima, die geographischen Bedingungen und die Jahreszeiten prägen sein Vorgehen und davon ausgehend gestaltet er seinen Aufenthalt auf der Erde. Seine Sorgfalt und seine beträchtlichen Fertigkeiten erlauben Ihm, sich Pflanzen und Tiere nutzbar zu machen und zu gedeihen.

ODILE MARCEL - 2004

Jeder Mensch nimmt die Landschaft auf seine Art und Weise wahr. Man kann von ihrer Ästhetik berührt sein, vom Einfallsreichtum, mit dem sie von unseren bäuerlichen Vorfahren geschaffen wurde, oder von ihrer ökologischen Vielfalt. Eine tiefer gehende Analyse kann in uns auch das Bewusstsein wecken, dass uns heute eine einmalige Chance geboten wird: Trotz fünf Jahrzehnten der

Heute wird uns wieder zunehmend bewusst, dass diese durch Bäume strukturierten Landschaften uns in vielerlei Hinsicht nützlich sind. Nützlich aus ökologischen und Umweitaspekten, denn ihre Rolle beim Gewässer- und Bodenschutz und beim Erhalt der Bio- diversität ist unumstritten. Nützlich auch als Energiequelle, denn nachdem Holz jahrelang ein Schattendasein fristete, ist es heute als im Überfluss vorhandene, erneuerbare Energie im Begriff, seinen Platz in unseren Häusern wieder zu erobern - eine Folge der Verknappung der fossilen Energien und des ange- kündigten Klimawechsels. Nützlich schliesslich auch, weil der Feldbaum, ob freistehend, in einer Obstanlage oder in Feldhecken uns alle direkt oder indirekt ernährt. Heute, wo die Globalisierung des

Veränderung in der Landwirtschaft, die den Rückgang des Feldbaumes mit sich brachte, gibt es immer noch lebendige Baumlandschaften! Wes- halb sind diese Landschaften, die Ausdruck einer langen Geschichte sind, nicht ebenso bekannt wie Denkmäler aus Stein oder die Bilder der Impressionisten?

Die baumbestandenen Landschaften sind immer noch lebendig, weil sie als

Warenaustausches und die Verein- heitlichung unserer Lebensarten an der Tagesordnung sind, bezeugen viele Konsumentinnen und Konsumenten ihre Vorliebe für typische und qualitativ hoch stehende Produkte, die aus diesen Landschaften stammen: frische Früchte (Äpfel, Edelkastanien, Oliven usw.) oder verarbeitete Produkte (Saft, Obstwein, Öl, Essig, Alkohol, Mehl usw.), aber auch für Fleisch von den Tieren, die unter den Bäumen weiden.

Solche Landschaften stehen für eine bestimmte Lebensqualität und sind eine Quelle der Wertschöpfung für Regionen, die einen Agrotourismus entwickeln möchten, der auf den Ressourcen vor Ort aufbaut.

Doch der Feldbaum verfügt noch über weitere Trümpfe. Durch ihn können die

notwendig empfunden werden, weil es einen Konsens gibt - sei er nun bewusst oder unbewusst in Worte gefasst oder nicht -, dass die Bäume erhalten, gepflegt und wertgeschätzt werden müssen. Denn die Besitzer solcher Landschaften haben etwas Wesentliches verinnerlicht: Ein Baum- bestand ist schnell zerstört, ihn wieder entstehen zu lassen hingegen braucht ausserordentlich viel Zeit.

heute eher profillosen Agrarsysteme eine neue Harmonie erlangen: Agroforst- wirtschaft auf Geträideland, Pflanzung von Baumbeständen auf Auslaufflächen in Gebieten mit Geflügelfreilandhaltung, Alleebäume oder Obstbäume inmitten von Weinbergen.

Die Rückkehr des Nutzbaumes

(7)

sehen kann

Wir haben die Wahl

Mehr denn je liegt es an uns, ob wir mit unseren tagtäglichen Entscheidungen Landschaften erhalten oder zerstören.

Doch die Verantwortung kann nicht allein darauf abgeschoben werden.

Folgen der Landflucht, überbaute Landschaften in Bergregionen und verschwundene Baumbestände rund um Städte und Dörfer gehören zu einer Dynamik, die von unseren individuellen Entscheidungen nur be- schränkt beeinflusst werden können.

Die Existenz europäischer Verord- nungen, die in der ganzen EU gelten und deren Ziel es ist die Umwelt stärker zu berücksichtigen, ist sicher ein erster Schritt in die richtige Rich- tung. Doch diese Richtlinien greifen nicht in jedem Kontext, in jeder Situa- tion. Die Akteure vor Ort müssen sich auf das Subsidiaritätsprinzip stützen, um ein empfindliches und oft sehr spezifisches Gut zu schützen und Früchte tragen zu lassen.

Hecken auf dem Kalksteinplateau des Lot: Montpellier-Ahorn und Stein- mäuerchen

Ein unauflösbares Band

„Die Landschaft ist das Gesicht der Erde, sie ist Ausdruck der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt."

S6bastien Giorgis

Ob mit Bäumen bestanden oder nicht Landschaften zeugen immer von Bräuchen und von Wissen, das sich

ständig weiter entfaltet beeinflusst von Wirtschaft, das Brauchtum und auch politischen Ereignissen, gesellschaft- die Kochrezepte zur kulturellen Identität lichen Entwicklungen oder Umwelt- der Regionen bei.

krisen. Sie sind Ausdruck einer Be-- ziehung zur lebendigen Wett. In diesem

Sinne tragen die baumbestandenen Blühende Kirschbäume im Landschaften und damitverbunden die französischen Fougerolles

DER BAUM ALS SCHLÜSSEL ZUM VERSTÄNDNIS DER LANDSCHAFT Bäume markieren die Form von Parzellen, unterstreichen die Farbenvielfalt von Feldern und Wiesen. Sie lassen das Relief der Landschaft erkennen und heben gewisse Elemente wie Wasserläufe oder Wege hervor. Ihre Stellung im Raum ist nie zufällig.

Im Gegenteil, der Feld- baum ist ein Kulturbaum.

Sein Standort, seine Dichte und die Art, wie er bewirtschaftet wird, sind ein Resultat des Agrar- systems, zu dem er gehört. Der Baum zeigt, wie stark der Mensch dem Raum verbunden Ist. Er zeugt von alten Gepflogenheiten und kann uns so helfen, die frühere Dynamik unserer Landschaften zu verstehen. Die Gesamt- heit dieser Elemente macht die Qualität einer Landschaft aus.

„APPLE DAY" IN GROSSBRITANNIEN Der Tag des Apfels wurde am 21. Oktober 1990 zum ersten Mal gefeiert.

Die Initiative ging von verschiedenen Vereinen und insbesondere vom

„Common Ground" aus.

Heute beteiligen sich jedes Jahr über 600 Gemeinden an dieser Initiative, die inzwischen in das offizielle Jahres- programm der Dorffeste aufgenommen wurde.

Dabei wird der Apfel in tausend Facetten gefeiert - Herstellung von Apfelsaft, Bestimmung von Apfelsorten, Neuent- deckung traditioneller Rezepte, Naturspazier- gänge - und er inspiriert auch zu künstlerischen Schöpfungen.

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LANDSCHAFTSBEIRACHIUNG Landschaft entsteht erst durch die Betrachtung durch den Menschen. Je nach Kulturkreis, überzeugungen, Stand und Lebensweise des Betroffenen wird eine Landschaft unterschiedlich wahrgenommen.

O Hecken, die wie ein Ma- schengeflecht die einzelnen Grundstücke und Parzellen umschliessen. Diese Land- schaftsform ist häufig in allen Regionen entlang der Atlantikküste anzutreffen, in denen Viehzucht betrieben wird.

O Heckenlandschaft mit nur einer Gehölzart, in geraden Reihen zur Windbrechung und somit zum Schutz der Kulturen gepflanzt.

O Bei der Baumfeldwirtschaft wird eine Parzelle kmdwirt- schaftlich mehrfach genutzt:

Obsterzeugung, Mähwiese zur Heugewinnung oder Vielweide, manchmal sogar Ackerbau. Beispiele sind:

Streuobstwiesen, Edel- kastanienhaine, Dehesas.

o Baumrelhen sind häufig entlang von Strassen oder Wegen als Alleen angelegt, LB.: Maulbeerbaum-, Birn- baum- oder Eschenalleen.

Spallerbaumerne cis Wandobst: An der Wand stout sich die Wärme, wo- durch Obstbäume optimal mit Wärme versorgt werden, was für dos Gedeihen vieler Obstsorten beste Voraus- setzungen schafft. Solche Obstspaliere sind in den Alpen, in Lothringen und in der Normandie verbreitet.

Hecken auf Böschungen mit einem Graben sind typisch für dos englische Devon und die Bretagne. Die 2 Meter hohe Böschung dient einer- setts als Einfriedung für die Tiere und andererseits als Windschutz.

o Mäuerchen oder Stein- haufen entlang von Hecken bzw. Baumreihen sind die Folge der Säuberung der Felder von Steinen. Die Art der Steine sowie ihre Anord- nung sind für die jeweilige Region charakteristisch.

6

Schutz vor Erosion). Dadurch lässt sich auch ein gutes Bild des vorherrschenden landwirtschaftlichen Systems und der Rolle des Baumes darin machen.

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Maschenartige Heckenlandschaft

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ben Baum in der Landschaft

s ich langsam und aus verschiedenen Blickwinkeln der Landschaft zu nähern, erlaubt uns die Gegenwart und die Bedeutung des Baumes und seinen Platz in der Gesellschaft von gestern und heute besser zu verstehen.

Ob aus grosser Entfernung oder direkt vor dem Baum stehend, jede Sicht gewährt andere Aufschlüsse.

Der Baum im Gefüge der Landschaft: Wahrnehmen

Die Sicht aus der Ferne, die nur von einem erhöhten Standort aus erfolgen kann, ermöglicht es, mit einem einzigen Blick alle Landschaftselemente zu erfassen (die Bäume stellen nur einen Teil der Landschaft dar) und die Beziehung, in der sie zueinander stehen, zu erkennen. Wie sind die Häuser, die Strassen und Wege, die Wälder, die Wiesen usw. - je nach den geographischen Gegebenheiten, wie Hangneigung und Ausrichtung - angeordnet? Aus genügend grosser Entfernung kann der Betrachter die wesentlichen Merkmale der Position der Gehölzstrukturen ausmachen: ihren Standort (im Tal, in Hanglage, am Ufer eines fliessenden Gewässers oder entlang einer Strasse, in der Nähe von Dörfern und Gehöften), ihre Dichte sowie ihre Anordnung. All diese Aspekte geben Auskunft über ihre ursprüngliche Funktion (z.B. Einfriedung,

Hecken als Windbrecher

Baumfeldwirtschaft

Der Baum innerhalb der Parzelle: beschreiben

Z.-

Alleen

Birnenspalier Auf Böschung mit Graben Mit Mäuerchen

Aus

geringerer Enffernung lassen sich die einzelnen Gehölzeinheiten ausmachen, ihre Zusammensetzung (die verschiedenen Gehölze), die Typologie (Schichten, Böschungen usw.) sowie ihre Anordnung im Raum. Die Hecke kann gut gepflegt sein, ausgelichtet und mit jungen Bäumen oder es kann sich im Gegenteil um einen veralteten Bestand handeln. Sie kann hoch oder niedrig sein; es können sich darin Kopfbäume befinden oder auch nicht. In der Nähe von landwirtschaftlichen Betrieben werden die Bäume meist besser gepflegt und öfter ausgelichtet, um die Ernte und den Transport zu erleichtern. Manchmal ist es jedoch notwendig, zum Verständnis bestimmter Zusammenhänge den Landschaftsarchitekten bzw. Gärtner zu befragen.

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Unbeschnittener Baum

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Kopfbaum (Weide.

Maulbeerbaum

Entrinden ( Korkeiche )

betrachten

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Hochspalier am lebenden Baum

Am Fuss des Baumes: Präzisieren

Die Betrachtung aus unmittelbarer Nähe gibt Aufschluss über das Alter der Bäume, ihren Wuchs, etwaige Hohlräume, ihren Allgemeinzustand etc. Daraus lässt sich das Können des Gärtners in Bezug auf Schnitt und Veredelung usw. erkennen sowie welche Aufgaben die einzelnen Teile des Baumes erfüllen sollen (Stamm, Zweige, Früchte).

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Mehrschichtige Hecke

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Auf den Stock gesetzte Hecke G Flechthecke

Schirmförmige Krone (Kork- eiche. Steineiche der Dehesas I

Hecken von heute, Landschaft von morgen

Seit nunmehr dreissig Jahren wird die Pflanzung von Hecken wieder gefördert.

So entstehen jährlich Tausende von Kilometern neu gepflanzter Hecken mit teilweise beträchtlichen landschaftlichen Auswirkungen.

Auch wenn lokalen Gehölzarten im Hinblick auf optische Harmonie und ökologische Verträglichkeit der Vorzug gegeben wird, bleibt die dreischichtige Hecke als Windbrecher vorherrschend.

Dieses in den 1970er Jahren entwickelte Modell fügt sich jedoch nicht immer ganz in das landschaftliche Gesamtbild ein.

Diese artenreiche Hecke (bestehend aus 7-15 Arten) kontrastiert möglicherweise mit dem früheren Artenbestand, der sich

im Allgemeinen aus drei bis fünf Ge- hölzarten zusammensetzt oder sogar auch nuraus einer einzigen, wie manche Stechpalmen-, Buchsbaum- oder Hasel- buschhecken. Darüber hinaus lassen sich diese Gehölzhecken nicht mit be- stimmten einzigartigen Gehölzreihen vergleichen: Maulbeerbaumalleen in der Ardäche, ausgelichtete Eschen in den Pyrenäen, Weissbuche im Avesnois, Eichen in vielen Regionen, Buchenreihen in Caux oder der Montagne Noire. All dieseverschiedenen Facetten bilden den Reichtum unserer Landschaften, die leider viel leichter zerstört als wieder aufgebaut werden können.

Betrachten wir auch die Heckensäume, die früher von Vieh beweidetwurden und

heute regelmässig geschnitten werden, wodurch tendenziell homogene Hecken entstehen. Sollte sich die Landschaft, insbesondere die baumbestandene, nicht weiter entwickeln können? Die Antwort ist eindeutig, der Weg dahin allerdings weniger.

Lösungsansätze sind nur auf lokaler Ebene sinnvoll, denn es gilt die land- schaftlichen Gegebenheiten der jewer- ligen Gegend zu berücksichtigen; hierauf den Stock gesetzte Hecken zur Holz- gewinnung, da dichte Hecken zur Um- fassung einer Parzelle und wiederum anderswo hoch gewachsene Hecken zum Schutz der Kulturen vor Wind.

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In der Heckeniandschaft sind mehrschichtige Hecken vor- herrschend. Die Oberschicht wird von Eichen, Eschen und Buchen gebildet

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Bei dieser Form des Wein- baus, der in Italien und im Norden Portugals .zu linden Ist, wird die Rebe an einem lebenden Baum gezogen (Ulme oder Abort)). Die Blätter des Baumes dienen als Viehfutter.

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D Der Baum wird nicht CMS- gelichtet

(I) HiNe ec akeufbdoeticen St"kgt einen ItC stärkten Schutz vor Tieren, die mit Vorliebe die jungen Triebe fressen (z.B. Edel- kastanienniedenvald auf

Zur cEhrhuallunge:des km&

schaftlichen Kulturerbes werden mancherorts wieder geftochtene Hecken erstellt.

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D Das Schneftein stellt eine Alternative nun kopf- baumfönnigen Schnift der.

Hierbei wird trotz Astholz- gewinnung der Baum er- haften, wobel die bebirdter- ten Äste und dos Reisig als Einstreu und Futter für die Tie» im Winter und als Brennholz dienen.

ED Der Koptbaumschnitt war fifth« sehr verbreitet Er ist das Ergebnis eines Kompro- misses zwischen Eigentümer und Landwirt, bei dem gleichzeitig der Stamm erhalten wird und die Äste als Brennholz verwertet werden. Der Schnitt erfolgt In einer Höhe von 2•Metern, damit die Jungtriebe vor den Tieren geschützt sind.

Besonders in den Dehesas der lbedschen Halbinsel werden kork- und Steineiche häufig schirmförmig geschnitten (Was ihnen ein pinienfönniges Aussehen verleiht). Dadurch wird die Eichelproduktion erhöht, und der Baum spendet mehr Schathm.

Zur Korkgewinnung wird alle 9 Jahre die Rinde der Kork- eiche gelöst.

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(10)

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Möglicherweise erste Inkulturnahme in dieser Region . Von einem Autor der Antike erwähnter Etappenort

Verbreitungsroute der Kastanienkultur

4.

Grosser Kastanienwald, geschichtlich belegt im 1. Jh. n. Chr.

Kaukasus

LV. Chr.

'?BERG Mazedonien

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PHÖNIZIEN Möglicher Verlauf der Einführung der

Kastanienkultur im Altertum

(Quelle: Pitte, 1983) :Af ISRAEL

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1( 1. .1h. n. Chr.

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411 11 Inkulturnahme der Obstbäume in Hochstammobstgärten

Landschaften in Bewegung

D ie Flechthecke aus Weissdorn wurde zuerst durch den Stacheldrahtzaun und schliesslich durch den elektrischen Zaun ersetzt. Statt mit Reisigbündeln heizen wir heute mit Holzschnitzeln. Unser Lebensstil und unsere Nahrung verändern sich laufend, und das geschieht oft, ohne dass uns bewusst wird, wie stark dies die sich seit jeher in Bewegung befindenden Landschaften prägt.

Langlebigkeit der Bäume und Vielfalt der Landschaften

BÄUME PFLANZEN PER GESETZ

August von Sachsen ediess 1571 ein Gesetz, das frisch verheiratete Paare verpflichtete, mehrere Obstbäume zu pflanzen. Auch in der Bretagne verlamten viele Pachtverträge vom Bauern, dass er jedes Jahr eine Mindestzahl an Hecken anzulegen hat».

8

Die Lebensdauer eines Baumes Ist länger als die einer Generation:

60 Jahre für einen Apfelbaum, 200 Jahre für einen Kastanien- baum, einen Birnbaum, eine Esche oder eine Eiche, bisweilen sogar

Die Geschichte der baumbestan- denen Landschaften in Europa be- ginnt mit der Kultivierung des Obst- baumes. Bis dahin hatte sich der Mensch damit begnügt, Früchte zu sammeln. Die unendlich grossen Wälder reichten aus, um seine Bedürfnisse zu decken. Eines Tages jedoch verpflanzte der Bauer den Obstbaum in seinen Garten.

Der Kaukasus, das zentralasiatische Tienschan-Gebirge, Persien, die Türkei und Syrien waren Ausgangs- punkt für die Kultivierung der meisten europäischen Obstarten oder dien- ten als Durchgangsort für die Inkulturnahme der aus China stam- menden Arten. Die erste Baumart, die diesen Prozess gegen 4000 vor

1000 Jahre für einen Olivenbaum.

Faktoren wie Standort, Form, Einzel- baum oder Baumgruppe, Allee- baum oder Teil einer Baumfeld- wirtschaft machen die grosse Viel- falt der Bäume aus. Sie spiegeln

Christus durchlief, war die Dattel- palme, gefolgt vom Johannisbrot- baum gegen 3000 und dem Oliven- baum gegen 2000 vor Christus. In jüngerer Zeit kamen der Mandel- baum und der schwarze Maulbeer- baum dazu und schliesslich im letzten Jahrtausend vor Christus die Pfirsich-, Aprikosen-, Apfel-, Birn-, Kirschen-, Zwetschgen-, Kastanien- und Nussbäume. Der rege Handels- verkehr im Mittelmeerraum begüns- tigte die Verbreitung der Arten und Sorten nach Europa. Schon die griechischen und römischen Obst- bauern kannten Veredelungstech- niken, doch wahrscheinlich stam- men sie aus China. Der in China kultivierte weisse Maulbeerbaum

aber auch die Fähigkeit des Men- schen wider, sich immer wieder anzupassen und die lokalen Res- sourcen nachhaltig zu nuten.

(11)

Obstbaumalleen in Niederösterreich

gelangte erst im 15. Jahrhundert nach Europa, zur gleichen Zeit wie die Seidenraupenzucht.

Auf diese Art und Weise entstanden eigentliche Agrarsysteme: Palmen- und Olivenhaine, Edelkastanien- wälder oder Obstbaumwiesen mit Apfel- und Birn- bäumen, die sich auf Millionen von Hektaren ausbreiteten. Ihre Entwicklung ging mit den Innovationen bei den Anbaumethoden (Bestäubung, Veredelung, Stecklingsvermehrung, Baumschnitt usw.) und mit dem Beherrschen von Verarbeitungstechniken für Obst

(trocknen, gären, destillieren, pasteurisieren usw.) einher.

Je stärker die verschiedenen Komponenten (Bäume/

Ackerbau/Tiere) miteinander vermischt und kombiniert sind, desto komplexer sind die Anbausysteme.

Erst seit den 1960er Jahren wurden viele dieser komplexen Obstbausysteme durch Baumplantagen aus eigens gezüchteten niederstämmigen Sorten ersetzt, die einen hohen Stoffeinsatz erfordern und gewisse Landschaften von Grund auf veränderten.

Die Flecke - eine bedeutende Innovation

Während die Inkuitumahme und die Verbreitung der Obstbäume langsam vor sich gingen, wurden die Hecken - eine der wichtigsten landwirtschaft- lichen Innovationen - zu einem mar- kanten Wahrzeichen der Landschaften in den Viehzuchtregionen der gemäs- sigten Breiten. So entstanden Hecken- landschaften unterschiedlicher Aus- prägung.

Obwohl Hecken heute fast überall vorkommen, beschränken sich die eigentlichen Heckenlandschaften im Wesentlichen auf die Atlantikküste und die Bergregionen Europas. Die Schaffung solcher Landschaften war nur eine von vielen Lösungen, um das Vieh von den Ackerkulturen fernzu- halten oder um das Recht auf indivi- duellen Besitz zu betonen.

Die Besonderheiten der jeweiligen Heckenlandschaft sind leicht zu er- kennen, etwas über deren Ursprung und Entwicklung zu sagen ist jedoch schwieriger.

Die erste Erwähnung einer direkten, aber noch beschränkten Anwendung von Hecken finden wir bei römischen Agronomen. Sie beschreiben wie die Zenturios (Hauptmänner einer Hun- dertschaft) rund um die Ländereien, die ihnen zugeteilt wurden, Hecken pflanzten, um so ihr Besitztum abzu- stecken.

Die lebende Hecke - aus lebenden Bäumen und nicht aus abgestorbenen Zweigen - verbreitete sich ab dem

Millelatter in Europa. An vielen Orten entstanden die ersten Heckenforma- tionen bei Rodungen im 11. Jahr- hundert. Diese wurden durch eine ständig wachsende Metallverarbeitung begünstigt denn diese stellte leis- tungsfähige Eisenwerkzeuge zur Ver- fügung, mit denen Bäume gefällt und der Boden bearbeitet werden konn- ten. Das Bevölkerungswachstum im 17. Jahrhundert trieb diese Eroberung des Raums weiter an, der portio- nenweise mit Landstücken von weniger als 2 Hektaren vorangetrieben wurde, während Epidemien und Kriege später dazu führten, dass gewisse Gebiete wieder brachfielen.

Die ältesten Hecken wurden gepflanzt, um das Vieh leichter kontrollieren zu können, denn die Hecken am Rande der Feldwege hinderten es daran, ins nahe gelegene Kulturland einzu-

dringen. Manchmal wurden die breiten, dichten Hecken rund um das Weide- land (Extensivweiden) noch durch eine Böschung verstärkt.

Als im 14. Jahrhundert die lokalen Adelsgeschlechter vielerorts ge- schwächt wurden, wurden gemein- sam genutzte Ländereien zerstück- elt und zu Gunsten von Grund- besitzern aufgeteilt, die ihre Besitz- nahme durch Hecken markierten.

Damit wurden diese Abschnitte des ländlichen Raumes von der ge- meinschaftlichen Bewirtschaftung der Weiden (Allmend) ausgeschlos- sen. Dieser Aneignungsprozess, der bis ins 16. Jahrhundert dauerte, war weder einfach noch verlief er überall gleich, und auch der Gemein- schaftsbesitz wurde nicht vollstän- dig abgeschafft.

Zu den ältesten Hecken- landschaften gehören die der RÖMISCHEN CENTU- RIATION (Vermessung und Aufteilung von Land- strichen). Mit ihrem linearen, schachbrett- artigen Aufbau sind manche dieser Land- schaften noch heute aus der Luft leicht erkennbar.

Diese Landstriche, die sich in besetzten Gebieten befanden, wurden zum Bebauen an die Veteranen verteilt. Der römische Vermesser Siculus Flaccus beschrieb in seiner Abhandlung „De condicio- nibus agrorunr, wie diese abgegrenzt wurden und wie Bäume und Hecken dabei eine grosse Rolle spielten.

„Ackedlächen werden abgegrenzt durch Grenz- steine, durch gezeichnete Bäume und solche, die bereits standen, durch Böschungen, auf den Stock gesetzte Hecken, Wege, aber auch durch Bäche und Gräben... Falls es Trenn- bäume sind, mässen alle auf halber Höhe auf

&Wen Seiten ein Zeichen tragen..."

Der Agronom MARCUS TERENT1US VARRO (116v. Chr.) beschrieb verschiedene Arten von Einzäunungen. der natür- liche Zaun aus lebenden Dornenhecken und Gestrüpp oder die Feld- hecke aus Schniftholz- geflecht. Columell (1. Jh. n. Chr.) und später Palladius (4. Jh. n. Chr.) schilderten, wie diese natürliche Hecke gemacht wurde: „Die Hecke soll nach der Herbst-Tagund- nachtgleiche in einen Graben von je zwei Fuss Tiefe und Breite gepflanzt werden. Man sät dort mit Mehl vermischte Samen von Dornensträuchern, die man auf altes Tauwerk setzt und dann mit einer leichten Erdschicht bedeckt." Die lebende Dornenhecke wurde dem Flechtzaun vorgezogen, denn sie war billiger und hielt länger.

9

(12)

Alter des ältesten Baumes, Dendrochrono- logie

Vorhandene Arten und Sorten

Parzellenform

Baumform

Anzahl der Baum- und Straucharten

Urkunden

„Plan terrier (Vor- gänger des Katasters)

Kataster, Atlanten und Karten

Bildliche Darstellungen aus dem Mittelalter (Malerei, Wandteppiche, Buchmalerei) Archive

Fotos und Postkarten

Verbindung mit andern datierten Elementen

Untersuchungen, Inventare und Karten aus dem 20. Jahrhundert

Ergibt ein minimales Alter.

Bestimmung gewisser Hecken: bei Rodungen stehen gelassene Waldbäume, nicht einheimische oder eingeführte Arten. Unterscheidung von alten und jungen Hecken.

Gewisse Formen können charakteristisch sein.

Alte Methoden und Gepflogenheiten.

Der Engländer Hooper (1970) stellt einen direkten Zusammenhang zwischen der Anzahl von Bäumen und Sträuchern und dem Alter der Hecken her.

Sie wurden vom 9. bis 14. Jahrhundert ausgestellt und berichten über Kauf und Verkauf von ländlichem Grundbesitz Sie liefern genaue Beschreibungen der territorialen Grenzen.

Aus dem 16.-18. Jahrhundert; Buch, Register oder Urkundensammlung, in denen die Gesetze einer Lehnsherrschaft, ihre Gepflogenheiten, Rechte, Vorrechte und Privilegien festgehalten sind und ihr Grundbesitz, ihre Erbschaften und alles, was ihr gehört, beschrieben werden.

Die ersten Kataster (zu Zeiten Napoleons) wurden um 1850 erstellt. Allerdings sind die Hecken dort nicht unbedingt aufgeführt.

Vor dem 14. Jahrhundert kommen Bäume darin kaum vor. Doch dart man nicht vergessen, dass die Buchmalereien meistens aus Regionen stammen, wo es nur offene Ackerlandschaften (Openfields) gab.

Protokolle, notarielle Archive, Pachtverträge, königliche Buchhaltungen, herrschaftliche Urkunden- bestände.

Fast alle stammen aus dem 20. Jahrhundert. Die ersten Luftaufnahmen wurden 1950 gemacht.

Es gibt Hecken und Alleen, die gleichzeitig mit andern Anlagen erstellt wurden, die datiert werden können.

Durch sie lassen sich Bäume zählen oder Produktions- volumen und Entwicklungen in Zahlen ausdrücken.

Einige Olivenhaine sind mehr als 2 Jahrtausende, die meisten Heckenbäume mehr als 100 Jahre alt.

Waldhyazinthe, Stechpalme, Weissdorn, Bingelkraut und Waldanemone sind charakteristisch für alte Hecken. Die englischen Enclosures bestehen zum grössten Teil aus Weissdorn. Die Kirschpflaume hingegen wurde erst kürzlich als Heckengehölz eingeführt.

Ellipsenförmige Hecken sind das Merkmal für sehr alte Pflanzungen (11. und 12. Jahrhundert).

Es lassen sich Spuren von Flechten und Schneiteln oder von der Aufgabe dieser Methoden finden.

Die Anzahl der Arten entspricht dem Alter der Hecke in Jahrhunderten: 8 Arten = 800 Jahre. Diese Theorie kann aber längst nicht überall angewendet werden.

In ihnen werden zum ersten Mal Hecken und Böschungen schriftlich erwähnt. Einige englische Urkunden aus dem 9. und 10. Jahrhundert bezeichnen den Verlauf von Hecken als die Grenzen des Grundbesitzes.

Enthält genaue Angaben zum Standort der Hecken eines Besitztums. Daraus wird ersichtlich, ob es die Hecke bei der Erstellung des Plans bereits gab.

Der so genannte Atlas Trudaine dokumentiert den ländlichen Raum entlang der wichtigsten königlichen Routen im 18. Jahrhundert inklusive der dort vorhandenen Hecken.

Flechtzäune sind vorherrschend, lebende Hecken kommen kaum vor.

Beschrieben wird dort das Pflanzen einer Hecke oder der Verkauf von Heckenholz. Off ist es aber schwierig, die jeweilige Parzelle heute zu identifizieren.

Nützlich, um die Entwicklung der Landschaften zu verfolgen.

Dass es in den Hecken von Berry (im französischen Sagonne) eine Art Steintreppen gibt, mit denen man die Hecken durchqueren kann, lässt darauf schliessen, dass diese vor 1700 gepflanzt wurden.

Einige der landwirtschaftlichen Inventare der 1930er Jahre sind besonders interessant (z.B.

Landwirtschaftszählung von 1929 für Frankreich).

Auf topographischen Karten sind Hecken i.d.R.

verzeichnet.

..Das Stundenbuch des Herzogs von Berry"

( 15. Jahrhundert)

Flechtzäune: Holzpflöcke werden in Abständen von einem Meter in den Boden getrieben und feine, geschmeidige Zweige um sie herum geflochten. Diese raune sind ungefähr 80-120 cm hoch. Sie schützen in erster Linie Gärten, Obst- wiesen und Weinberge und manchmal auch Möh- wiesen.

10

Ab dem 18. Jahrhundert wurde das Pflanzen von Hecken zu einer ver- breiteten Praxis. Dies geschah in Zusammenhang mit der Umver- teilung des Bodens, wie die in England beginnende Revolution der Enclosures (Einhegungen), die Abschaffung des Weiderechts und die Aufteilung der gemeinschaft- lichen Ackerflächen.

Der Hauptteil der heute noch bestehenden Heckenlandschaften stammt aus jener Epoche. Dieses System wurde von Agronomen (Young, Amoreux) in Gang ge- bracht, die der Meinung waren, Weiden müssten zur Erhöhung der Produktion eingefriedet werden.

Nachdem er den Wald zurück- gedrängt hatte, führte nun also der

Landwirt den Baum wieder ein. So entstand aus einer einfachen Idee — das Vieh mit Gehölzen einzuzäu- nen — ein Prozess, in dem der Land- wirt den Verwendungszweck und die Funktion von Hecken ständig diversifizierte — Viehfutter aus den Blättern, Nutzholz, Feuerholz, Schutz der Tiere und der Kulturen gegen den Wind — und damit seine Produk-

VERSCHIEDENE MÖGLICHKEITEN ZUR ALTERSBESTIMMUNG EINER HECKE

Indikator Anwendung / Aussagekraft Beispiele

(13)

AMBROGIO LORENZETTI (1338): DARSTELLUNG DER GUTEN UND DER SCHLECHTEN REGIERUNG (Ausschnitt) FRESKEN AUS DEM REGIERUNGSPALAST IN SIENA

Dieses zukunftsorientierte Fresko ist in vieler Hinsicht aussergewöhnlich. Es ist eine der ersten Darstellungen einer Landschaft. Es zeigt gleichzeitig eine erträumte Landschaft als Spiegelbild einer blühenden Wirtschaft und eine von Kriegen verwüstete Landschaft. Der Baum ist an diesem Wunschtraum von Landschaft beteiligt, indem er den Raum strukturiert und zum ländlichen Wohlstand beiträgt. Diese Landschaftskonzeption lässt die reichen italienischen Landschaften erahnen.

tion ankurbelte. In einigen Hecken- landschaften an der Atlantikküste pflanzte er Böschungen, damit konnte er die Barrierewirkung ver- stärken und den Wasserabfluss regulieren.

Überall bevorzugt der Landwirt standortangepasste, nützliche Ar- ten wie Esche, Ulme und Eiche und ob er nun das Land besitzt oder nur pachtet, passt er seine Schnitt- technik an, um so den besten Kompromiss zwischen seinen kurz- und mittelfristigen Bedürfnissen (Brennholz, Bau- und Möbelholz) zu finden.

Ihren Höhepunkt erreichten die Heckenlandschaften in Europa im 19. und zu Beginn des 20. Jahr- hunderts, bis dann die Mechani- sierung einsetzte. Die Vergrösse- rung der Parzellen und der Rück- gang von Weideland hatten zur Folge, dass die Hälfte der Hecken verschwand, die bis dahin eine Gesamtlänge von ungefähr 6 Milli- onen Kilometern hatten.

DIE ENGUSCHEN ENCLOSURES UND DAS ENDE DES KOLLEKTIVEN WEIDERECHTS IN FRANKREICH Eine Folge der grossen englischen Enclosures, die durch die Privatisierung des Landbesitzes zwischen 1720 und 1850 entstanden sind, war die Schaffung von 320'000 km Hecken, das heisst mehr als alles, was bisher gepflanzt worden war ( Rackham 1986).

Die französische Revolution mit ihrem neuen Flurgesetz von 1791 bestätigte das Recht jedes Eigen- tümers (Art. 4), seinen Besitz einzuzäunen oder zu öffnen und setzte alle Gesetze und Gepflogen- heiten ausser Kraft, die diesem Recht zuwider waren. Weder die Weideberechtigung noch das einfache Weiderecht konnten den Eigentümer daran hindern, sein Besitztum einzuhegen (Art. 5). Das Gesetz vom 10. Juni 1793 gewährte den Gemeinden das Recht, den Gemeinschaftsbesitz aufzuteilen. Doch der Widerstand der Bauern war gross, denn viele unter ihnen profitierten von den verschiedenen Arten des gemeinsamen Weiderechts, von der Schweinemast im Wald (Acherum ), vom Holzungs-.

Zimmerungs- und Nachleserecht, vom Recht zum Köhlern und vom Recht zum Zusammenrechen. Erst fast ein Jahrhundert später verschwanden diese kollektiven Praktiken und auch der weit verbreitete Gemeinschaftsbesitz.

Wenn der Baum im Weg steht

Pieter Bruegel (1565): Jäger im Schnee" ( Ausschnitt )

Schneelandschaft mit Bäumen in Holland. An den Baumlinien lässt sich ablesen. dass die Landschaft bewohnt ist.

Beachtenswert sind die Formen der beschnittenen Bäume.

Nach dem Weltkrieg, als der Wieder- aufbau der Lebensmittelversorgung höchste Priorität hatte, brachte die Intensivierung der Landschaft der 1960er Jahre eine grundlegende Veränderung unserer Landschaften mit sich. Fortlaufende Flurbereini- gungen, Maissilage, Mechanisie- rung und nicht flächengebundene Tierhaltung trugen dazu bei, dass der Baum innerhalb weniger Jahr- zehnte — ohne allzu grossen Wider- stand — als störendes Objekt empfunden wurde. In jener Epoche

gehörten Bäume nicht zum mo- dernen Gedankengut. Ein Umden- ken fand erst gegen die 1970er Jahre statt, als die Folgen für die Umwelt stärker bedacht und im folgenden Jahrzehnt die ersten Neu- pflanzungen vorgenommen wur- den. Noch heute, in einer Zeit des Überschusses an Landwirtschafts- gütern, gehen die Weideflächen zu Gunsten der Ackerkulturen zurück und auch durch die Anpflanzungs- und Pflegemassnahmen, die ein- geleitet wurden, konnten die ausge-

merzten oder aufgegebenen Baum- kulturen nicht ersetzt werden. Die Verstädterung bringt weiterhin Obst- wiesen zum Verschwinden, die rund um die Dörfer einen grünen Gürtel gebildet haben, während die Heckenland- schaften in den Bergen immer mehr vom Wald verdrängt werden. Auch die Verarmung der Biodiversität und das Verschwinden von Know-how und von Brauchtum sind besorgniserregende Entwicklungen.

Doch in Bezug auf den Feldbaum fand in den letzten Jahren ein

(14)

Entwicklung hin zu einer

multifunktionellen, diversifizierten und sparsamen Landwirtschaft

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Hecke

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Feigenbaum

und Palme Handbestäubung von Dattelpalmen

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12

Umdenken statt. Dank Umweltauf- den meisten Landwirten anerkannt.

lagen und Umweltschutzmassnahmen Auch der gegenwärtig stattfindende in der Landwirtschaft werden seine Preisanstieg für Energie verleiht dem ökologischen Vorzüge heute von Baum einen neuen Wert.

Die wichtigsten Etappen der Inkulturnahme der Bäume, der Innovationen und der Verarbeitung

Die Entwicklung der Agroforstwirtschaft in Europa geht in grossen Etappen vor sich. Sie entsprechen der Kultivierung der Bäume und ihrer Einführung in der Landwirtschaft, der wachsenden Sortenvielfalt und den technischen Inno- vationen sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und in der Kochkunst. Lange nahmen die land- und forstwirtschaftlichen Flächen in Europa stetig zu: 2 Millionen ha zur Zeit des römischen Reiches, 25 Millionen ha im Mittelalter und 56 Millionen ha auf ihrem Höhepunkt (1850-1950). Heute sind sie wieder auf weniger als 20 Millionen ha zurückgefallen.

Entwicklung hin zu einer spezialisierten und chemieintensiven Landwirtschaft

Zukunft gegen 2100

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(15)

TOPONYMIK

Dank der Toponymik (Orts- namenkunde) kann ein Teil der Geschichte der Feld- bäume und des Platzes, den sie in unserer Gesellschaft eingenommen haben, zurückverfolgt werden. Im Landkreis Cholet (Maine und Loire) ergab die Unter- suchung von 6000 Orts- namen, dass 9 Prozent der Ortsnamen von 33 ver- schiedenen Baumarten abgeleitet werden konnten.

Die gebräuchlichsten darunter waren in abstei- gender Reihenfolge: Eiche, Erle, Kiefer, Ulme, Birke, Dornenstrauch, Kirschbaum, Buche, Stechpalme, Kastanienbaum und Eber- esche.

Gabory (2002)

SPRICHWÖRTER UND REDENSARTEN

Die Bäume und ihre Produkte schenkten uns auch viele Sprichwörter und Redens- arten, die heute noch geläufig sind:

„Der eine pflanzt den Baum, der andre isst die pflaum'."

„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm."

„Mit ihm ist nicht gut Kirschen essen."

„Für jemanden die Kastanien aus dem Feuer holen."

Oft, aber nicht immer, sind Herkunft oder Bedeutung klar

„Auf dem Holzweg sein":

In den Wäldern existieren einfache Wege, die nur dem Transport des geschlagenen Holzes dienen. Diese Strassen enden meist mitten im Wald.

„Zittern wie Espenlaub":

Das Laub der Espe oder Zitterpappel ist an langen Stielchen befestigt, so dass es beim leichtesten Luftzug in Bewegung gerät. Der Vergleich mit menschlichem Zittern ist seit dem Mittelalter schriftlich belegt. Diese biologische Eigenart hat zu verschiedenen sekundären Deutungen im Bereich der Legende angeregt. So soll die Espe etwa zittern, weil sie das Holz zum Kreuz Christi geliefert hat, oder auch deshalb, weil Judas sich an einer Espe erhängte.

13 Etymologie und Toponymik

Mit ihrer Hilfe lassen sich die Bedeutung des Baumes und seine Entwicklung im Verlauf unserer Geschichte aufzeigen:

Ursprung, Gepflogenheiten, Symbolik

Die Namen der Bäume hinter- liessen ihre Spuren in unserem Lebensraum und in unserem Alltag:

Namen landwirtschaftlicher Par- zellen, Flurnamen, Namen von Dör- fern, Strassen, Familien. Auch in vielen Redensarten kommen sie vor.

Schon die Namen der Bäume (wis- senschaftlicher Name, Gattungs- name, volkstümliche Bezeichnung) und der Obstsorten sind sehr lehrreich. Ortsnamen, die das Wort Roda enthalten (z.B. Friedrichsroda) weisen darauf hin, dass die Siedlung auf gerodeten Waldflächen erbaut wurde. Der Dorfname Affoltern leitet sich von Apfelbäumen ab: althoch- deutsch apful = Apfel und tera =

Baum. Eine oft anzutreffende Bil- dung von Ortsnamen erfolgte nach in der Gegend gehäuft auftretenden Pflanzen oder Tieren wie z. B.

Eschede = Eschenort oder Eichstätt

= Stelle, wo viele Eichen wachsen.

Die Nachsilben -hagen, -haag, -hain, -hon bezeichnen einen umhegten Bereich und die Nachsilben -loh, - lah, -loch einen Hain bzw. ein lichtes Gehölz. Die Nachsilbe -weide weist auf Orte hin, die an oder bei einer Weide gelegen sind, wobei hier der Baum oder die Grünfläche gemeint sein kann (z. B. Niederschöneweide, Oberschöneweide). Die Nachsilben - ach, -ich (-ig), -icht (-igt), ober- deutsch -at, -et, -it, hessisch -es, -is

werden ebenfalls mit häufig auf- tretenden Gehölzen verbunden wie z. B. Haslach („Haselwald"), Birkig oder Buchet.

Die Dattelpalme (Dyctylophera phoenicia) verweist auf ihre phö- nizische Herkunft oder zumindest auf den Beitrag der Phönizier ZU

ihrer Verbreitung. Der Pfirsich (Pru- nus persica) kommt aus Persien, die Aprikose (Prunus armeniaca) aus Armenien, die Kirsche (Prunus cerasus) aus der Stadt Kerasus in Kleinasien und die Quitte (Cydonia oblonga) aus der Stadt Kydonia (heute Chania) auf Kreta, wo sie sehr geschätzt wurde.

Oliventerrassen in Spanien

DAS RIESIGE ERBE AN OBSTSORTENNAMEN

Unter dem Stichwort „Pflaume" wird in Bescherelles Wörterbuch von 1861 mit nicht weniger als 25 aufge führten Sorten die Vielfalt dieser Frucht aufgezeigt. Im „Petit Robert" von 2002 sind es nur noch deren drei

( Mirabelle, Zwetschge und Reineclaude )!

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Das Jerte-Tal 0 in Spanien ist bekannt wegen seiner Kirschen- kulturen auf Terrassen.

Dank 150 verschiedener Sorten kann die Produk- tion gestaffelt werden.

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Einige von aumen gepra"gte

N icht nur Europas Geographie ist voller Kontraste, auch die Baumland- schaften, die sich über die Hälfte des Kontinents ausdehnen, weisen eine gros- se Vielfalt auf. Viele dieser Landschaften sind uns vertraut, andere wiederum sind einmalig und kommen nur an ganz bestimmten Orten vor. In einigen Regionen wurden sie gar zum Identitätsträger und können als „Grossland- schaft" bezeichnet werden. Was verleiht einer Landschaft mehr Reiz, mehr Anziehungskraft als einer anderen? Sind es ihre Dichte, ihre Ausdehnung, ihre Formen, Farben, Geschichte oder Nutzung?

Baumlandschaften im Mittelmeerraum

Olivenhaine

Den für die Landschaften des Obstbäumen (Feigen, Mandeln, Miltelmeerraums typischen Oliven- Orangen). Im Tal des Douro @ baum finden wir oft in Gesellschaft sind die auf Terrassen angebauten von Reben, aber auch von anderen Reben von Olivenbäumen umzäunt.

Kastanienwälder

Mit ihren Jahrhunderte alten, auf Seit 2000 verbindet eine euro- Terrassen oder am Fuss von Hügeln päische Kastanienroute die wichtig- gepflanzten Bäumen, ihren Stein- sten Produktionsgebiete: Crocchio- hütten zum Trocknen der Kasta- Tal in Kalabrien 0, Antico-Frigano nien — in den Cevennen „clöde", in in der Emilia Romagna 0, Monts Korsika „grataghji", im Tessin „grä" d'Ardäche in Rhöne-Alpes genannt — strukturieren die Kasta- Conso-Frieiras in Galizien und nienwälder die mediterranen Berg- Terra Fria im Norden Portugals landschaften. Alle Kastaniennieder- Die Entwicklung des Tourismus wälder waren früher Kastanien- begünstigt die Wiederherstellung

wälder. der aufgegebenen Kastanienwälder

Doch heute nimmt der Kastanien- und kurbelt die Produktion wieder baum nur noch einen unbedeu- an.

tenden Platz in der südeuropäischen Wirtschaft ein.

0.

Quelle: R. Lebeau (1972) ergänzt durch P. Pointereau

(17)

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LASSITI HOCHEBENE Auf der von Gebirgsketten umkränzten Lassiti Hochebene 0 auf Kreta konnte schon immer eine blühende Landwirtschaft betrieben werden, da die Möglichkeit besteht, die Kulturen zu bewässern. Um die Produktion zu steigern, kombinieren die Bauern auf ihren Feldern Getreide, Kartoffeln und viele ver- schiedene Obstbaumarten (Nüsse, Äpfel, Feigen usw.).

Landschaften Europas

Dehesas und Montados

Beherrscht von der Stein- oder der Korkeiche, existierten die iberischen Dehesas und Montados ebenso wie die Olivenhaine ohne grosse Umwälzungen über Jahrhunderte hinweg. Bis heute hat man nichts anderes gefunden, was sich so wunderbar an diese kargen Landstriche anpassen würde. Diese baumbestandenen Savannen, die sich über 5 Millionen ha der iberischen Halbinsel ausbreiten, wurden zuerst wegen ihrer Früchte — Eicheln — und später wegen des Korks kultiviert. Die schönsten Dehesas und Montados finden wir in Estremadura (Spanien) und im Alentejo (Portugal).

Coltura promiscua

Rund um die Bäume werden sehr produktive Landbausysteme organisiert. Da diese Systeme sehr arbeitsintensiv sind, können sie sich aber nur in Gegenden halten, wo die Arbeitskräfte noch von der Familie gestellt werden. Ein Beispiel dafür finden wir in Norditalien und in Portugal, wo die Reben am lebenden Baum gezogen werden. Ein weiteres Beispiel ist die Coltura promiscua, dort werden je nach Saison Gemüse und Getreide zwischen Bäume und Weinstöcke gepflanzt. Dazu gehören auch die Maulbeerbaumalleen in den Gebieten, die der Seidenraupenkultur gewidmet sind, der Johannisbrotbaum als Futterbaum entlang der Mittelmeerküste, die Eschenpflanzungen für die Herstellung von Manna in Sizilien und der Palmengarten von Elche ®, der grösste

Palmenhain Europas, von den Byzantinern im 4. Jahr- hundert v. Chr. gepflanzt und heute UNESCO-Weltkultur- erbe.

Kastanienwälder

Walddominierte Landschaften

Heckenlandschaften, Wald

Openfield

Mediterrane Landschaft mit Obst- und Weinbau

Huertas (Obst- und Gemüseanbau), Coltura promiscua

Dehesas und Montados

Landschaften mit Windschutzhecken :;:;:;:;

Obstbaumwiesen

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15

(18)

Die baumbestandenen Landschaften an der Atlantikküste und in Bergregionen

Heckenlandschaften

Heckenlandschaften mit Bäumen ziehen sich noch heute über weite Flächen der Regionen mit atlan- tischem Klima und über Vorgebirgs- regionen hin und behaupten sich dort, wo Tiere (Schafe, Rinder) im Freien gehalten werden.

Viele Regionen (Irland, Normandie, Bretagne, Devon ®, Alpen- und Pyrenäentäler, rund um das Zentral- massiv) konnten ihre Heckenland- schaften erhalten, oft zeichnen sie sich durch markante Besonder- heiten aus: Niederhecken im fran- zösischen Charolais oder in Irland, englischer Weissdorn, enge Buchenalleen im Pays de Caux (Nor- mandie), Hecken aus Haselnuss- sträuchern und aus Eschen in Berggebieten (z. B. Staudenhage im Nieder-österreichischen Voralpen-

gebiet), Kopfbäume in der Bre- bekannte Hecken im Bourbonnais gesetzte Hecken) in Schleswig- tagne, geschneitelte Eschen in den und in Boischaut im Zentral- Holstein.

Zentralpyrenäen, als „Bouchures" massiv und die Knicks (auf Stock

Obstwiesen mit Apfelbäumen

Obstwiesen fand man bis in die 1950er Jahre in vielen Regionen Europas. Die Wiege der Apfelweinproduktion Europas (8.

Jahrhundert) stand in Asturien ®, von dort gelangte diese dann in die Normandie. Da die Asturier sehr viel Apfelwein trinken, können sich diese Landschaften bis heute halten. Trotz der Ent- wicklung intensiver Niederstammanlagen prägen die Hochstamm- kulturen immer noch die Landschaften der Normandie, am bekanntesten ist dort das Pays d'Auge 0, das als Produktionszentrum

für Apfelwein (cidre), aber auch für Calvados und Pommeau gilt.

Obstwiesen mit Birnbäumen

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Die 300000 Hochstammbirnbäume gaben der Region Mostviertel ® im Südosten Niederösterreichs ihren Namen. Ende April bieten jedes Jahr Tausende von blühenden Birn- bäumen einen grossartigen Anblick und ziehen viele Touristen an. Dies gilt auch für die Birnbaumkulturen im Domfrontais ® in der Normandie, die bekannt sind für ihren Poirä (Birnenwein) mit geschützter Ur- sprungsbezeichnung.

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Obstwiesen mit Kirschbäumen

Trotz fortschreitender Verstädterung kümmerte sich der Kanton Basel- Landschaft 0 immer um seine traditionellen Kirschbäume und mach- te sie auch zu seinem Symbol. Heute bedecken

Willkommen im Baseibiet

sie noch 2500 ha, dies entspricht 14% der landwirtschaftlichen Fläche des Kantons. Jedes Jahr werden die Kirschen während der Ferienzeit gepflückt, zum Einsatz kommen dabei vor allem Familienmitglieder mit Unterstützung von aussen.

Fougerolles in der Region des Doubs ist bekannt für seinen Kirsch von Hochstammbäumen.

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Waldweiden

Waldweiden gibt es sehr viele im Jura

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aber auch in den Voralpen und in den Dolomiten. Auf diesen baumbestandenen Extensivweiden wird ein delikates Gleichgewicht zwischen Beweiden und Walder- haltung aufrechterhalten, indem man versucht, Grünland (Gras- produktion) und Baumkulturen (Nutzholzproduktion) sinnvoll al kombinieren. Die Besonderheit die- ser traditionellen Landschaften sind

In den weiten Ebenen mit inten- sivem Getreideanbau findet man irrl Allgemeinen keine Bäume. Wäh- rend Jahrhunderten bremste das kollektive Weiderecht jeglichen Versuch, die offenen Ackerland- schaften in Mitteleuropa einzu- hegen. In Osteuropa brachte die Kollektivierung des Bodens unter kommunistischer Herrschaft eine umfassende Flurbereinigung mit sich, bei der sowohl das System der sehr offenen Landschaften als auch das System der in kleine Parzellen aufgeteilten Landschaften mit Obst- bäumen verstärkt wurde.

Bäume findet man oft nur entlang der Strassen und rund um die

die Lichtungen, die von den Tou- risten im Sommer (Wandern, Moun- tainbike) und im Winter (Langlauf) sehr geschätzt werden. Im Norden Griechenlands finden sich die Kladonomi (oder Koura)

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eine sehr spezielle Art der Bewaldung durch Kopfeichen. Die jungen Äste und die Blätter dieser Eichen werden als Futter verwendet, während wandernde Ziegen- und Schaf- herden unter den Bäumen weiden.

Gehöfte. Doch in Regionen, die dem Wind und den Bodenverwehungen ausgesetzt sind, wurden neue Heck- enlandschaften geschaffen. Dies war der Fall in Jütland (Silber-

Die Landschaften in den weiten Ebenen

tannen), in Niederösterreich (ver- schiedene Arten), in Turew, Polen (Eichen), im Rhonetal (Zypressen und Pappeln) und in der Lombardei (Pappeln).

Referenzen

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