Ab 1995 auf den Straßen: Der Renault Clio mit Elektroantrieb Foto: Renault
Mit 16 Batterieblöcken eine Reichweite von knapp 70 Kilometern. Citroön ist von seinem „Elektro-Konzept" überzeugt. Foto: Citroön SONDERSEITEN
AUTO UND VERKEHR
Seit 1991 probt der fran- zösische Autobauer Renault den alternativen Ernstfall.
Jetzt spricht man in der Kon- zernzentrale von Serienreife:
In absehbarer Zeit sollen gleich drei Renault-Modelle als Elektrofahrzeuge lieferbar sein. Den Anfang machen zwei Transporter mit der Ty- penbezeichnung Rapid und Master, und bis Anfang 1995 gesellt sich der Kleinste in- nerhalb der Renaultfamilie, der wendige Stadtwagen Clio, dazu.
Telekom als Tester
Wichtige Erfahrungen zur Alltagstauglichkeit der mit Strom betriebenen Autos sammelte Renault in enger Zusammenarbeit mit Stadt- verwaltungen, Behörden und einigen Großunternehmen.
Die Partner in Sachen Elek- troantrieb sollten ihre Ein- drücke von den umwelt- freundlichen Mobilen unter reellen Einsatzbedingungen an den Hersteller weiterge- ben.
Mit von der Partie waren dabei in Deutschland die Deutsche Bundespost Tele- kom und die Technischen Werke Friedrichshafen. In Frankreich selbst beteiligten
sich Großunternehmen wie France Telcom, EDF, die französische Post und Air France. Elektroautos von Re- nault waren ebenfalls in Bel- gien, Spanien, Finnland, Griechenland, Norwegen, den Niederlanden und der Schweiz zu sehen.
Wenn das Unternehmen nunmehr von Serienreife spricht, dann bezieht sich das auf die Sicherstellung einer reibungslosen Produktion in größeren Stückzahlen. So er- folgt die Montage des Elektro Masters und des Rapid auf den Fertigungsstraßen der Modelle mit herkömmlichen Verbrennungsmotor. Nur die elektrische Verkabelung, der Einbau der geänderten hin- teren Bodengruppe und eini- ger anderer spezifischer Ele- mente, insbesondere der Bat- terien, findet außerhalb der Montagelinie statt. Während die Produktionsbedingungen für die Elektroautos abschlie- ßend geklärt sind, kann Re- nault zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussagen zu den Preisen der neuen serienrei- fen Fahrzeuge machen.
Ein anderer französischer Autokonzern, die Firma Ci- troün, verkauft hingegen be- reits seit 1989 Elektrofahr- zeuge im eigenen Land. Zu den Kunden zählen 20 fran- zösische Kommunen. Auch in
anderen europäischen Län- dern und selbst in Hongkong sind jedoch schon annähernd 600 Citroüns unterwegs, die ihren Strom aus der Steckdo- se beziehen.
Als Basis der Elektroautos dienen die Kleintransporter
C 15 und C 25. Als Zielgrup- pe für die „Stromer" sieht das Unternehmen zunächst Handwerks-, Versorgungs- und Servicebetriebe. Dabei spielt sicher auch die Reich- weite der Elektroautos eine entscheidende Rolle.
Mit einer vollen Batterie- ladung läuft der Wagen knapp 70 Kilometer, bevor ihm die Puste ausgeht. Die Höchstgeschwindigkeit sei hier nur nebenbei erwähnt, zumal sie in dem Nutzfahr- zeugkonzept allenfalls von zweitrangigem Interesse ist.
Wer das Pedal durchtritt, bringt es, sofern er unbedingt möchte, auf rund 70 km/h.
Entscheidender ist da schon die Wirtschaftlichkeit der Elektro-Transporter.
Während nach Angaben der DEKRA diesel- und benzin- getriebene Transporter auf einen Kilometerpreis zwi- schen 80 und 95 Pfennigen kommen, kostet der Elektro-
wagen — je nach Betriebsta- rif der Stromlieferanten — 9,9 bis 13,7 Pfennige. Der C 25 fährt sich nach Überzeu- gung seiner Konstrukteure wie ein ganz normaler Pkw.
Eine Sonderschulung sei nicht notwendig, weil die Be- dienung absolut identisch sei.
Die Armaturen sind um eine Anzeige für die Amperestun- den und einen Notschalter sowie um einen Schalter für die Westabo-Heizung er- gänzt. Und: An die Stelle der gewohnten Anzeige für den Motoröldruck ist ein Hinweis
auf den angelassenen Elek- tromotor getreten.
Die Lebensdauer des Elektromotors erlaubt nach Angaben des französischen Autokonzerns eine Fahrlei- stung von mehr als 300 000 Kilometern. Die Batterien können mindestens 600 mal aufgeladen werden, was einer Fahrleistung von 50 000 Kilo- metern entspricht. JM
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E lektroautos
Citroön und Renault glauben an den Durchbruch
A1 -2424 (78) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 37, 17. September 1993