• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Evolution: Wege des Lebens" (18.11.2005)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Evolution: Wege des Lebens" (18.11.2005)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

V A R I A

A

A3198 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 46⏐⏐18. November 2005

E

in dunkel flammendes Rot in der unteren Bildhälfte verdüstert sich zum obe- ren Bildrand hin. Wie in die Farbmasse eingegraben, ver- laufen dunkle Kanäle von un- ten nach oben. In der Art von Säulenkakteen verzweigen sich die emporstrebenden Pfade –

und enden jählings in Sackgas- sen. An manchen Enden wird der wandernde Blick von einer Teufelsfratze, häufiger jedoch von Totenköpfen emp- fangen. Einige der Pfade ver- breitern sich in ein sumpfarti- ges Gelände, aus dem sie später als abgegrenzte Wege

wieder hervorgehen, sich ver- zweigen und zum Teil aus dem oberen Bildrand heraus- führen.

Wie in den meisten Fällen hat Blalla W. Hallmann auch diesem Bild einen Titel mit auf den Weg gegeben: „Am 15. 3. 1969 habe ich die Ori- ent-Tierung verloren“. Wer mit der Lebens- und Krank- heitsgeschichte dieser außer- gewöhnlichen Persönlichkeit vertraut ist, wird sofort auf- merksam: Im Dezember 1968 erkrankte der Künstler wäh- rend eines USA-Aufenthalts an einer akuten paranoid-hal- luzinatorischen Form der Schizophrenie, die im März 1969 ihren Höhepunkt er- reichte und zur Ausweisung aus den Vereinigten Staaten führte. In Deutschland begann für Blalla W. Hallmann eine jahrelange Krankheits- und Rekonvaleszenzphase, die er in seiner Autobiografie in Bil- dern „Der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (1995) ein- drucksvoll geschildert hat. Er berichtet darin nicht nur von mehreren Selbsttötungsversu- chen, sondern auch von den Suiziden mehrerer seiner en- gen Freunde. Es liegt nahe, dies unmittelbar mit den von Totenköpfen bekrönten Sack- gassen des Gemäldes in Zu-

sammenhang zu bringen. In der Autobiografie wie auch im vorliegenden Bild ist es dem Künstler im Rückblick auf sei- ne psychotische Erkrankung gelungen, für das Gefühl der Orientierungs- und Ausweglo- sigkeit in der akuten Erkran- kung eine bildhafte Metapher zu gestalten. Dem Betrachter vermittelt sich zumindest an- satzweise ein Nacherleben des dramatischen seelischen Ge- schehens. Diese Art von Selbst- reflexion der überstandenen psychotischen Erkrankung in Wort und Bild ist eine große Rarität. Hartmut Kraft

Kunst und Psyche

Psychose und Selbstreflexion

Biografie Blalla W. Hallmann Geboren 1941 als Wolfgang Hallmann in Quirl/Kreis Hirschberg in Schlesien. Nach einem Probesemester an der Kunstaka- demie Düsseldorf zunächst Anstreicher- lehre, danach Besuch der Kunstakademie Nürnberg von 1960 bis 1965, wo er von Mitstudenten den Beinamen „Blalla“ er- hielt. 1968/1969 Beginn einer schizo- phrenen Psychose. Anfang der Achtziger- jahre kommt es zu einer psychischen Sta- bilisierung mit zunehmenden Erfolgen auf dem Kunstmarkt. Gestorben 1997.

Literatur

Hallmann BW: Blalla W. Hallmann. Arbei- ten 1958 – 1990. Kunstvereine Emsdet- ten und Rosenheim sowie Albrecht-Dü- rer-Gesellschaft, Emsdetten 1991.

Hallmann BW: Der Weg, die Wahrheit und das Leben. Verlag der Buchhand- lung Walter König, Köln 1995.

Kraft H: Grenzgänger zwischen Kunst und Psychiatrie. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln, 3., überarbeitete und erweiterte Auflage 2005.

Foto:Eberhard Hahne,VG Bild-Kunst,Bonn 2005 Foto:David Brandt/dhmd

Blalla W. Hallmann „Am 15. 3. 1969 habe ich die Orient- Tierung verloren“ (1. November 1993), Acryl auf Leinwand, 50 cm × 40 cm, signiert, betitelt, datiert

Evolution

Wege des Lebens

Das Deutsche Hygiene-Muse- um in Dresden stellt bis 23. Juli 2006 in der Ausstellung „Evolu- tion – Wege des Lebens“ nach eigenen Angaben „eine der fol- genreichsten wissenschaftlichen Ideen der Neuzeit vor, die bis heute nichts von ihrer Faszina- tion verloren hat“.Anhand mo-

derner und historischer Ob- jekte, interaktiver Modelle, Multimedia- und Klangin- stallationen können die Ausstellungsbesucher den Geheimnissen des Lebens nachspüren. Die Ausstel- lung vermittelt, so das Muse- um, „auf lebendige Weise die wichtigsten Evolutionsmecha- nismen wie Variation und Se- lektion. Zugleich gibt sie Einblicke in aktuelle For- schungsrichtungen wie die moderne Evolutionsbiologie“.

Weitere Informationen unter Telefon: 03 51/48 46-6 70. In- ternet: www.dhmd.de. EB

Theaterverzeichnis

Alles Theater

Welche Schauspielhäuser bie- ten vergünstigte Theaterpässe an? In welchem Landkreis sind Theatertage, Festspiele und Veranstaltungsreihen se- henswert? Was läuft am Wo- chenende zum Beispiel in Ber- lins Opernhäusern? Auskunft gibt das Deutsche Theaterver- zeichnis unter www.theater verzeichnis.de. Mit dem Inter- net-Portal lassen sich bundes- weit Theaterbesuche optimal

planen. Die Datenbank um- fasst mehr als 2 000 Einträge aus 713 Städten und enthält sämtliche verfügbaren aktu- ellen Spielpläne. Der Nutzer kann in der Datenbank zum Beispiel die Suche nach Stich- wörtern, Ort und Postleitzahl eingrenzen, oder er wählt über die interaktive Karte den gewünschten Landkreis.

Weitere Dienste der Platt- form sind unter anderem ein Routenplaner, die Möglich- keit, Tickets online zu be- stellen, Kulturnews und ein kleines Theaterlexikon zum

Nachschlagen. KBr

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE