• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Walter Burkart †" (29.07.2005)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Walter Burkart †" (29.07.2005)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

bei der Vorbereitung der 1994 eingeführten gesetzlichen Pfle- geversicherung bewiesen.

Es lag nahe, für den Aufbau Ost und die schwierige Um- stellung des Gesundheitswe- sens der früheren DDR Karl Jung zu beauftragen. In den Jahren 1990/1991 wurde er zu- nächst als Berater im DDR- Gesundheitsministerium und nach der Wiedervereinigung als Leiter der Außenstelle Ber- lin des BMA abgeordnet. Ihm oblag die Formulierung des Ei- nigungsvertrages für diesen Bereich und die darin gere- gelte schrittweise Übertragung der Gesetzlichen Krankenver- sicherung der Bundesrepublik einschließlich deren Versor- gungs- und Vertragsstrukturen auf das „Beitrittsgebiet“.

Die herausragenden Ver- dienste von Karl Jung um das deutsche Gesundheitswesen und die gesetzliche Sozialver- sicherung wurden 1994 durch Ernennung zum beamteten Staatssekretär im BMA poli- tisch gewürdigt.

Es spricht für seine heraus- ragende fachliche Qualifikati- on und politische Kompetenz, dass Jung 1996 einstimmig zum unparteiischen Vorsitzenden des damaligen Bundesaus- schusses der Ärzte und Kran- kenkassen gewählt und 2001 in diesem Ehrenamt ebenso ein- stimmig bestätigt wurde. Nach der Errichtung des Koordinie- rungsausschusses durch das GKV-Gesundheitsreformge- setz (GMG) 2000 übernahm er auch den Vorsitz dieses sek- torübergreifend für die ver- tragsärztliche, vertragszahn- ärztliche und stationäre Ver- sorgung zuständigen Gremi- ums. Diese Funktionen übte er bis zur Auflösung der Aus- schüsse zum 31. Dezember 2003 durch das GMG aus.

Karl Jung hat auch in die- sem Amt der Arbeit des Bun- desausschusses und des Ko- ordinierungsausschusses sein persönliches Gepräge gege- ben. Dies war zum einen ge- kennzeichnet durch sein ein- deutiges politisches Bekennt- nis zur gemeinsamen Selbst- verwaltung und deren Steue- rungsfunktion für das Gesund- heitswesen unterhalb der Ebe-

ne der Gesetzgebung. Politi- sche Bestrebungen, dieses In- strument durch eine wettbe- werbliche Ausrichtung des Ge- sundheitswesens abzulösen, hat Jung mit Deutlichkeit im- mer als unsinnig und unge- eignet angesehen, den ge- setzlichen Versorgungsauftrag flächendeckend zu erfüllen.

Ebenso vehement hat sich Jung aber auch gegen die Ein- mischung der Politik oder der Aufsicht in die Entscheidungs- prozesse dieser gemeinsamen Selbstverwaltung gewandt und dazu auch gegenüber seinem früheren Ministerium und des- sen Nachfolge zugunsten einer eigenständigen fachlichen Ent- scheidungsprärogative und ei- ner Begrenzung des Bundes- ministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung auf eine Rechtsaufsicht Stellung bezogen.Andererseits hat Jung immer wieder Disziplin, Ent- scheidungsbereitschaft und Be- reitschaft zur Übernahme von Verantwortung von den Mit- gliedern der von ihm ge- leiteten Ausschüsse eingefor- dert. Dabei konnte er auch grob werden, hat aber seinen manchmal nicht unberechtig- ten Zorn immer gleichmäßig auf die „Bänke“ verteilt und nie einseitig Position bezogen.

In seiner Amtszeit wurden unter seinem Vorsitz annä- hernd 100 Richtlinien – zum Teil als Änderungen, alle aber mit großer Tragweite – meistens einstimmig – verabschiedet, darunter so wichtige Entschei- dungen wie die ersten Emp- fehlungen zu Disease-Manage- ment-Programmen, die Ein- führung eines Mammogra- phiescreenings, die Verab- schiedung von Rehabilitati- onsrichtlinien sowie weiterer die Qualität der medizini- schen Versorgung in Deutsch- land verbessernder Richtlini- en. Der zum 1. Januar 2004 neu gegründete „Gemeinsa- me Bundesausschuss“ konnte auf diese Vorarbeiten seiner Vorgängerausschüsse aufbau- en und in der verfügbaren, nur sehr kurzen Umstellungs- phase für die Neustrukturie- rung seiner Organisation auf den Rat von Karl Jung zu- rückgreifen.

Jung hat sich auch in diesen sechs Jahren seiner Tätigkeit als Vorsitzender des Bundes- ausschusses und später auch des Koordinierungsausschus- ses große Verdienste um das deutsche Gesundheitswesen, die Gesetzliche Krankenversi- cherung und die Selbstverwal- tung erworben. Auch für diese Zeit gilt: Ohne den persönli- chen Einsatz, die Dynamik und die Durchsetzungskraft von Karl Jung wäre vieles so nicht erreicht worden. Rainer Hess

Walter Burkart †

Walter Burkart, Rheinbach, bis zu seiner Pensionierung Ende 1993 Chef vom Dienst der medizinisch-wissenschaft- lichen Redaktion des Deut- schen Ärzteblattes, Köln, starb am 3. Juli im 77. Lebensjahr in Bolsana, Italien. Burkart ge- hörte mehr als 34 Jahre der Re- daktion des Deutschen Ärzte- blattes an.

Walter Burkart,der aus Lieg- nitz/Niederschlesien stammte, absolvierte nach dem Abitur die ersten Jahre seiner jour- nalistischen Tätigkeit von 1950 bis 1955 als Redakteur

und Bonner Korrespondent des Hamburger Anzeigers.

Von 1956 an war er als Re- dakteur und Chef vom Dienst der FDP-Zeitung „Das freie Wort“ in Bonn tätig, daneben war er Herausgeber des so- zialpolitischen Pressedienstes

„Bonner Sozialpolitik“.

Im März 1959 wechselte Walter Burkart in die Redak- tion des Deutschen Ärzte- blattes/Ärztliche Mitteilungen nach Köln. Dort war er zu- ständig für die aktuelle ge- sundheits- und sozialpoliti- sche Berichterstattung, vor al-

lem aus der damaligen Bun- deshauptstadt Bonn. Zu sei- nen journalistischen Arbeits- gebieten gehörten zudem die psychiatrische Versorgung und die ärztliche Weiterbildung.

Lange Jahre war er neben- und ehrenamtlich für die Pres- sestelle der deutschen Ärzte- schaft (damalige Träger: Bun- desärztekammer und Kassen- ärztliche Bundesvereinigung, Köln) tätig, für die er die

„Europa-Informationen“ re- digierte.

Im Laufe seiner Redak- teurstätigkeit hat sich Walter Burkart insbesondere für eu- ropäische und internationale Fragen der Gesundheitspoli- tik und der ärztlichen Berufs- politik engagiert. Er war stän- diger Berichterstatter für das Deutsche Ärzteblatt über die Vollversammlungen des Welt- ärztebundes und der Spitzen- gremien der Ärzteschaft in Europa. Viele Jahre lang re- digierte Walter Burkart das Periodikum „World Medical Journal“, verlegt im Deut- schen Ärzte-Verlag GmbH, Köln.

Im Juli 1980 wurde Burkart die Leitung der Redaktion von „medizin heute“ übertra- gen, ein Amt, das er fünf Jahre lang innehatte. Danach kehrte er in die Redaktion des Deut- schen Ärzteblattes zurück, wo er als Chef vom Dienst vor allem organisatorische Aufga- ben in der medizinisch-wissen- schaftlichen Redaktion über- nahm. Daneben behielt er die Berichterstattung über Aus- landsfragen bei.

1979 erhielt Walter Burkart in Anerkennung seines Ein- satzes im Dienste der Ärzte- schaft das Ehrenzeichen der deutschen Ärzteschaft, das ihm der Vorstand der Bundes- ärztekammer verlieh.

Walter Burkart war ein po- lyglotter Mensch, der gern rei- ste, vor allem nach Italien, und vor Ort auch schwierige Sach- verhalte eruierte und schrift- stellerisch umsetzte. Burkart hat die Anfänge der Bundes- hauptstadt Bonn noch haut- nah miterlebt. Die Redaktion trauert um einen gebildeten, liebenswürdigen Kollegen und guten Journalisten. V A R I A

A

A2116 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 3029. Juli 2005

Walter Burkart

Foto:Bernhard Eifrig

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE