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Archiv "Multiples Myelom: Antikörper als zukünftige Therapiestrategie" (18.05.2001)

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Academic year: 2022

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as Multiple Myelom (Plasmozytom) gilt als maligne Erkrankung des höheren Lebensalters mit ei- nem Altersgipfel im siebten Lebensjahrzehnt. Allerdings seien in letzter Zeit vermehrt auch jüngere Patienten be- troffen, berichtete Prof. Her- mann Einsele (Tübingen) bei einer Pressekonferenz von Chugai Pharma (Frankfurt/

Main) anlässlich des Interni- stenkongresses in Wiesbaden.

Therapie und Prognose die- ser hämatologischen Erkran- kung seien jedoch besonders altersabhängig.

Genetische Marker als neue Prognosefaktoren

Nach Durie und Salmon wird das Multiple Myelom in drei Erkrankungsstadien eingeteilt.

Die bisherige Therapiestrate- gie sieht eine Behandlung nur in den Stadien II und III vor.

In prognostischer Hinsicht habe sich die Stadieneintei- lung als unzureichend erwie- sen, gab Prof. Hartmut Döh- ner (Ulm) zu bedenken. Da- her setzen die Hämatologen zunehmend auf die Erfassung genetischer Veränderungen.

Insbesondere die Deletion ei- nes q-Arms von Chromosom 13 korreliert gut mit dem Überleben von Myelom-Pati- enten. Eine französische Ar- beitsgruppe habe für Patien- ten ohne 13-q-Deletion ein mittleres progressionsfreies Überleben von 32,6 Monaten, für Patienten mit diesem Marker hingegen von knapp 17 Monaten ermittelt, berich- tete Döhner.

Angesichts der schlechten Prognose wird diskutiert, ob Myelompatienten mit dieser genetischen Veränderung in Zukunft statt mit der au- tologen Stammzelltransplan- tation mit einer allogenen Knochenmarkspende oder

Stammzelltransplantation be- handelt werden sollten. Bis- her, so Einsele, ist die stadien- und altersadaptierte Chemo- therapie der Standard in der Behandlung des Multiplen Myeloms.

Für Patienten in Stadium I existiert derzeit keine Thera- pie, von der sie nachweislich profitieren. Geprüft wird je- doch der Einsatz von Bisphos- phonaten sowie von Thali-

domid. Stadium II oder III des Multiplen Myeloms gilt hingegen als klare Indikation für eine Chemotherapie, wo- bei heute Melphalan plus Prednisolon als Standardthe- rapie zu betrachten sind.

Hochdosis-Chemotherapie verlängert Überlebenszeit Patienten unter 60 Jahre in Stadium II oder III erhal- ten eine Induktionstherapie, gefolgt von einer Hochdo- sis-Chemotherapie mit auto- loger Stammzelltransplantati- on. Durch die Hochdosis-Che- motherapie lassen sich An- sprechrate und Überlebens- zeit gegenüber der Stan-

dardtherapie signifikant ver- bessern. Als Alternative zur autologen Stammzelltrans- plantation kommt die alloge- ne Transplantation infrage, die jedoch mit dem Risiko einer Frühsterblichkeit von bis zu 50 Prozent einhergeht.

Einen Ausweg bietet die „Mi- ni-Transplantation“, bei der die Dosis der Konditionie- rungstherapie erheblich redu- ziert und dadurch die Toxizität gesenkt wird. Ob diese Thera- pieform sich auch für ältere Patienten eignet, wird geprüft.

Nach Angaben von Dr.

Hartmut Goldschmidt (Hei- delberg) wird derzeit auch ge- prüft der Einsatz von neuen Zytostatika wie Vinorelbin, Bendamustin oder Idarubicin,

eine Abwandlung der Che- motherapie-Schemata sowie Verbesserungen der autolo- gen Stammzelltransplantation und der Therapie der „mini- mal residual disease“.

Gegen Letztere könnte sich die Substanz Thalidomid be- währen. Sie hemmt die An- gioneogenese und reduziert dadurch die Blutversorgung der Myelomherde, die sich durch eine siebenfach stär- kere Durchblutung im Ver- gleich zu gesundem Knochen- mark auszeichnen.

Eine erste Studie mit Thali- domid von Barlogie (1998) hat durch eine Ansprechrate von über 25 Prozent bei Chemo- therapie-refraktären Patien-

ten Hoffnungen geweckt. Der- zeit wird prospektiv unter- sucht, ob Thalidomid gegen- über Interferon, jeweils in Ver- bindung mit Chemotherapie und allogener Stammzelltrans- plantation, bei Myelompatien- ten mit fortgeschrittener Er- krankung einen Vorteil bietet.

Trotz intensiver Behand- lung erleiden viele Myelom- Patienten ein Rezidiv, weil auch nach Hochdosis-Chemo- therapie und Stammzelltrans- plantation häufig eine er- hebliche Tumormasse zurück- bleibt. Um diese Tumorreste unter Kontrolle zu bringen, seien Antikörper „extrem at- traktiv“, sagte Einsele. Dr.

Walter Singleton (Chugai Biopharmaceuticals, San Die- go) stellte zwei neue Antikör- per vor, die in Zukunft die Chancen für Patienten mit Multiplem Myelom verbes- sern könnten: „AHM“ ist ein humanisierter Mausantikör- per gegen das Antigen HM 1.24, das an der Oberfläche von Myelomzellen überexpri- miert wird. Der Antikörper weist eine hohe Affinität zu dem Antigen auf, das von nor- malen Plasmazellen in nur sehr geringem Umfang oder gar nicht exprimiert wird.

Mehrere In-vitro-Experimen- te haben erwiesen, dass AHM zytotoxisch auf Zellen wirkt, die das Antigen HM 1.24 tra- gen. Bei Tiermodellen mit hu- manem Multiplem Myelom habe AHM das Tumorwachs- tum hemmen können, berich- tete Singleton.

Ein weiterer Antikörper richtet sich nicht gegen Mye- lomzellen selbst, sondern ge- gen den Interleukin-6-Re- zeptor. Das Zytokin Inter- leukin-6 (IL-6) wirkt als Wachs- tumsfaktor für Myelomzellen.

Diese exprimieren vermehrt IL-6-Rezeptoren. Chugai ent- wickelte mit „MRA“ eine hu- manisierte Form dieses An- tikörpers: MRA ist ein voll humanisierter monoklonaler Mausantikörper gegen den humanen IL-6-Rezeptor. In Pilotstudien waren bei drei von zehn Patienten antiproli- ferative Effekte zu beobach- ten, teilweise mit Reduktion der Tumormasse. EB V A R I A

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A1340 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 20½½18. Mai 2001

Multiples Myelom

Antikörper als zukünftige Therapiestrategie

Killerzellen greifen selektiv Plasmozytom-Zellen an. Diese Reaktion wird durch den humanisierten monoklonalen Antikörper AHM ausgelöst, der spezifisch an ein Antigen der Plasmozytomzelle bindet.

Foto: Lucas

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