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ÖKOBAUMEISTER BIBER - MOTOR FÜR BIODIVERSITÄT UND NATURNAHEN HOCHWASSERSCHUTZ

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Academic year: 2022

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Landesfachgeschäftsstelle Bauernfeindstr. 23 90471 Nürnberg Tel. 0911/81 87 8-0 Fax 0911/86 95 68

lfg@bund-naturschutz.de www.bund-naturschutz.de

Nürnberg, 08.10.2015 PM 083-15/LFG Artenschutz

Ökobaumeister Biber – Motor für Biodiversität und naturnahen Hochwasserschutz

BUND Landesbeauftragter Richard Mergner und Dipl.-Biologe Uli Meß- linger zeigen bei einem Ortstermin in einem vom Biber gestalteten Au- waldbereich bei Elbart im Landkreis Amberg-Sulzbach die ökologische Bedeutung des Bibers auf. Die Erreichung von staatlichen Zielen wie Förderung der Biodiversität und des dezentralen Hochwasserschutzes wird nach Auffassung des BUND Naturschutz (BN) ohne das segensrei- che Wirken von Bibern nicht zu verwirklichen sein.

„Biber sind unsere wichtigsten Verbündeten, um den fortschreitenden Verlust bedrohter Tier- und Pflanzenarten zu verhindern. Keine zweite Tierart schafft an Gewässern und in Auen anderen Pflanzen und Tierar- ten so viel Lebensraum. Vom Biber angelegte Feuchtgebiete sind we- sentlich artenreicher und kostengünstiger als jedes vom Menschen an- gelegte Biotop. In Zeiten der Klimaveränderung ist der Wasserrückhalt durch den Biber ebenfalls unverzichtbar.“ fasst Richard Mergner die Leistungen des Bibers zusammen.

Die Vilsauen mit der Vilsecker Mulde –Achse der Biodiversität

Die Vilsecker Mulde ist eine bedeutende Achse der Artenvielfalt und ein euro- päisches Schutzgebiet (Natura 2000). Größtenteils wird es von den Staatsstra- ßen 299 und 2166 und von der Südgrenze des Truppenübungsplatzes Grafen- wöhr begrenzt. Östlich der Staatsstraße 299 besitzt der BUND Naturschutz eine große Auwaldfläche mit vielfältigen Feuchtlebensräumen. In Erlen- und Birkenbruchwäldern mit größeren Wasserflächen finden zahlreiche Tier- und Pflanzenarten Rückzugsraum, die aus den direkt angrenzenden landwirtschaft- lichen Feldern verdrängt worden sind. Biber haben den BN-Wald vor Jahren er- obert und die Feuchteverhältnisse nachhaltig verbessert. Ein kleines Stück Ka- nada!

Dynamik im Biberrevier

Der Biber unterstützt die Renaturierung. Mehrere Dämme sorgen dafür, dass Wasser in der Fläche zurückgehalten wird, Bäume zusammenbrechen und der Grundwasserspiegel in dem ehemals als Torfstich genutzten Bereichen dauerhaft hoch ansteht, auch in Trockenzeiten. Forschungen zum Wasserrückhalt,an der

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Nürnberg, 08.10.2015 PM 083-15/LFG Artenschutz Hochschule Weihenstephan durchgeführt( Prof. Dr. Volker Zahner), haben gezeigt,

dass nach dem Bau von Biberdämmen die Strukturvielfalt in einem Gebiet an der Mittleren Isar erheblich gestiegen ist und sich die Zahl der Fischarten annähernd verdoppelt hat. Gerade von der Zunahme des Totholzes im Gewässer durch den Biber haben sie profitiert. In dem Gebiet wurden von der Hochschule Weihenste- phan auch die Wirkungen des Bibers auf den Wasserhaushalt untersucht: Es ließ sich nachweisen, dass die Biberteiche einen positiven Einfluss auf den Wasser- haushalt der näheren Umgebung haben (Grundwasserstand, Verdunstungsrate).

Aufgrund der komplexen Berechnungen hält der BN weitere Studien zu den Aus- wirkungen auf die Retention, die Verdunstung, die Versickerung, den dezentralen Hochwasserschutz und die Wasserspende in Trockenzeiten für sinnvoll und nötig.

Horst Schwemmer, Bibermanager für Nordbayern: „Biberfeuchtgebiete können in Bächen die Hochwasserspitze kappen und die Flutwelle hinauszögern. Beides ist entscheidend, um Hochwasserspitzen abzumildern und größere Überflutungsschä- den zu verhindern.“

Biber als „Baumeister“ für die Artenvielfalt an Gewässern

Untersuchungen in Mittelfranken, an der Isar, in der Rhön und in der Eifel bele- gen, dass die Fauna und Flora deutlich und schnell von der Auenrevitalisierung profitieren, die durch die Tätigkeiten des größten europäischen Nagetieres in Gang gebracht wird,. In Mittelfranken wurden für insgesamt 73 wertgebende Tier- und Pflanzenarten positive Effekte der Biberaktivität nachgewiesen. Diese positiven Effekte des Bibers wirken dauerhaft - solange, wie die Bibertätigkeit anhält.

Zahlreiche besonders anspruchsvolle Tierarten wie Wasserralle, Eisvogel, Laub- frosch, Elritze, Grüne Keiljungfer, Schwarze Heidelibelle und Kleine Pechlibelle nutzen ganz gezielt durch die Biberaktivität neu entstandene bzw. renaturierte Habitate. Von besonderer Bedeutung sind dabei neu aufgestaute, extrem struktur- und pflanzenreiche Flachgewässer, die Auflichtung und Strukturie- rung dichter Ufer- und Auengehölze, das durch Biber erheblich gesteigerte Tot- holzangebot im und am Wasser, aber auch neu entstandene naturnahe Wei- dengebüsche und zahlreiche vegetationsfreie Stellen an Dämmen, Transport- gräben und Ausstiegen der Biber. Die Biberaktivitäten schaffen ein kleinräumi- ges, permanentes Nebeneinander unterschiedlicher offener und zugewachse- ner Bereiche und ermöglichen damit sowohl Pionierarten als auch Bewohnern reiferer Gewässer das Überleben.

Für die Nahrungsketten und für die typischen Lebensräume besonders wich- tige Arten (Grasfrosch, Grünfrösche, diverse Heide- und Kleinlibellen; Röhricht-

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Nürnberg, 08.10.2015 PM 083-15/LFG Artenschutz brüter) entwickeln in durch Biber umgestalteten Bereichen große Populatio-

nen. An Waldbächen hat sich durch Bibereinfluß die Anzahl von Libellenarten vervielfacht, z.B. von 4 Arten vor dem Auftreten des Bibers auf 29 nach der Bi- ber-Rückkehr. 18 der 19 in Deutschland heimischen Amphibienarten, gut die Hälfte der in Deutschland heimischen Libellen und 116 Vogelarten konnten bis- lang in Biberteichen nachgewiesen werden und finden dort mit die besten Fortpflanzungsmöglichkeiten überhaupt in der Landschaft. Überdies schaffen Biberaktivitäten einen idealen Biotopverbund entlang von Gewässern, der auch anspruchsvollen Tierarten Korridore sowohl durch geschlossene Waldge- biete als auch ausgeräumte Agrarlandschaften eröffnet.

Fische profitieren vom Biber durch Totholz im Wasser, durch zusätzliche Laich- plätze, Verstecke und mehr Nahrung. So wurde an Biberdämmen eine fünffach höhere Dichte an Insekten als in der offenen Wasserfläche gefunden. An Biber- burgen wurde eine gegenüber dem restlichen Gewässer 80-fach erhöhte Fisch- dichte festgestellt. In einem Bach bei Freising wurde nach Einwandern des Bi- bers eine Verdoppelung der Fischartenzahl von 9 auf 18 registriert. Untersu- chungen des Landesfischereiverbandes Bayern zeigten, dass sich in einem Bachabschnitt ohne Biber 20 Bachforellen pro km, mit Biber aber 120 Bachfo- rellen pro km befanden.

Bei allen untersuchten Tiergruppen war ein schneller Anstieg der Artenvielfalt und der Bestandsdichte festzustellen. Der Biber hat einen enormen Nutzen für die Erhaltung und Förderung der Biodiversität und ist eine „Schlüsselart“ für die Artenvielfalt der Gewässerökosysteme!

Schon die bisherigen Untersuchungen belegen, dass Biber ein unverzichtbarer Bestandteil der bayerischen Natur sind. Biber hatten seit rund 15 Mio. Jahren ganz Europa besiedelt und die Gewässerlandschaften vom Polarkreis bis zum Mittelmeer entscheidend geprägt und mitgestaltet. Allein in Bayern wird der ursprüngliche Biberbestand auf bis zu 100.000 Tiere geschätzt. Jeder Bach, je- der Fluss und jede Auenlandschaft waren "Biberland". Alle anderen Wasserbe- wohner waren eng an die typischen Bibergewässer angepasst oder sogar auf diese angewiesen. Kein Wunder, dass sie jetzt so schnell und positiv auf die Rückkehr des Baumeisters reagieren!

Das Bauen von Biberdämmen erbringt nicht nur aus naturschutzfachlicher, sondern auch aus wasserwirtschaftlicher Sicht wertvolle Revitalisierungsleis- tungen: Zurückverlegen aufgesattelter Gewässer ins ursprüngliche Bett, Sedi- mentation großer Geschiebemengen und Förderung der Ausbreitung ufertypi- scher Gehölze sowie die Neuschaffung von Stillgewässern, Flachwasserzonen

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Nürnberg, 08.10.2015 PM 083-15/LFG Artenschutz und Kleinbächen führen zu erheblicher Abflussverzögerung, schaffen zusätzli-

chen Rückhalteraum bei Hochwässern und verbessern die Selbstreinigungs- kraft und Wasserqualität der Fließgewässer.

Nur Biber schaffen es, die Vielfalt der notwendigen Gewässerstrukturen zu schaffen und auch dauerhaft zu unterhalten. Sie sind als Baumeister und Haus- meister zugleich jederzeit am Gewässer präsent und schaffen laufend neue Strukturen, die so differenziert auch durch aufwändigste menschliche Bio- toppflege nicht möglich und sicher unbezahlbar wären. Die Artenfülle an Ge- wässern kann sich deshalb nur dort entfalten, wo Biber als seit Millionen von Jahren wirksamer Schlüsselfaktor ihre ganzen Fähigkeiten einsetzen dürfen.

Die Verengung der öffentlichen Diskussion beim Biber auf monetäre "Schäden"

in der Landwirtschaft oder bei Fischteichen verkennt völlig die Leistungen und Vorteile gerade dieser Tierart für den Naturhaushalt, andere gefährdete Arten, aber auch die viel höheren wirtschaftlichen Vorteile für den Menschen. Der ge- samtwirtschaftliche Nutzen des Bibers (kostenlose Renaturierungsleistungen, Wasserqualität, Wasserrückhalt) ist damit in Bayern wohl um den Faktor 70 größer als die einzelnen Schäden bei Land-, Forst- oder Teichwirten.

Forderungen des BUND Naturschutz:

 Schaffen von ungenutzten Pufferstreifen an allen Fließgewässern, da 90%

der Konflikte mit Bibern in einem zehn Meter breiten Streifens entlang des Ufers entstehen. Biberkonflikte an Ufern sind meist Indikator für gravie- rende Konflikte zwischen intensiver Landwirtschaft und Gewässerschutz.

Wie in anderen Bundesländern gesetzlich vorgegebene Pufferstreifen sind auch wegen des Fischarten- und Gewässerschutzes (Minderung Dünger-, Pestizid- und Schlammeintrag) in Bayern überfällig!

 Umfassende Renaturierung von Talauen. Der Biber wirkt hier als kostenlo- ser Landschaftsgestalter und Motor für die Artenvielfalt!

 Integration von Biberüberschwemmungsgebieten in die dezentrale Hoch- wasserrückhaltung, insbesondere in den Oberläufen der Gewässer.

 Aufstockung des Biberfonds mittelfristig auf ca. 800.000 €.

 Strikt am Naturschutzrecht ausgerichtete Anwendung der Ausnahmerege- lung für die "Entnahme" (meist gleichbedeutend mit Tötung) von Bibern, die oft zu großzügig gehandhabt wird.

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Für Rückfragen:

Uli Meßlinger, Biologe; Büro für Naturschutzplanung und ökologische Studien, Am Weiherholz 43 D - 91604 Flachslanden

Tel. 09829/94120 mobil 0175/35 20 883 u.messlinger@t-online.de

Horst Schwemmer, Bibermanager des BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN) für Nordbayern, Tel.: 0171-2432269, E-Mail: Horst.Schwemmer@bund-naturschutz.de

Richard Mergner, Landesbeauftragter, Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) Tel.: 0911-8187825, richard.mergner@bund-naturschutz.de

Dr. Kai Frobel, Artenschutzreferent, Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) Tel.: 0911-8187819, kai.frobel@bund-naturschutz.de

Anlagen: Hintergrundinformation Biber

Auszug aus „Monitoring von Biberrevieren in Westmittelfran- ken 2014“ (Ulrich Meßlinger, Dezember 2014)

Anlage: Bild aus einem Biberrevier im NSG Pegnitzaue, Landkreis Amberg-Sulz- bach - große Biberburg

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