• Keine Ergebnisse gefunden

Appendice I / Anhang

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Aktie "Appendice I / Anhang"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Appendice I / Anhang 1.

Fritz Reheis

Kann man den 150. Geburtstag Schmollers feiern und sein Werk einer wissenschaftlichen Würdigung unterziehen, ohne - wenig- stens in einem Nebensatz - auf dessen 100. Geburtstag und die damalige Würdigung (im Jahr 1938!) hinzuweisen? Diese Frage drängte sich mir bereits auf dem Heilbronner Schmoller-Sympo- sium im Sommer dieses Jahres auf. Der bisherige Verlauf des Trientiner Symposiums zeigt mir erneut, wie berechtigt meine Frage ist, und Kollege Rüdiger vom Bruch hat mich durch seine Ausführungen zur Rezeptionsgeschichte nun endgültig provoziert, sie auch hier zu stellen.

Kollege Bruch hat in seinem kurzen Abriß über das Fortwirken des Werkes von Gustav Schmoller die Namen Schumpeter, Kempski, Schmölders und Döpfer genannt, Autoren also, die in Aufsätzen einzelne Aspekte des Denkens unseres Jubilars thema- tisiert haben. Merkwürdigerweise fehlt in Bruchs rezeptionsge- schichtlicher Skizze jedoch die von Arthur Spiethoff vor 50 Jahren herausgegebene Festschrift zum 100. Geburtstag Schmollers, die als Sonderband Nr. 62 des «Schmollers-Jahrbuchs» auf rund 350 Seiten ca. 20 Aufsätze enthält und ganz offensichtlich eine um- fassende Würdigung Schmollers zum Zweck hatte. So renommierte Autoren wie Leopold von Wiese preisen in dieser Festgabe Schmoller als Denker, der die Rolle der Persönlichkeit in der Ge- schichte und die Bedeutung des über den Klassen stehenden Ge- rechtigkeitsprinzips erkannt hat und insofern - so Wiese unter Verweis auf die Entwicklung ab 1933 - von höchst aktueller Be- deutung sei.

Im Gegensatz zu Herrn Kollegen Bruch und wohl der Mehrzahl der heutigen Schmoller-Rezipienten halte ich es angesichts des lS0jährigen Jubiläums für ein Gebot wissenschaftlicher Redlich- keit und Verantwortlichkeit, folgende Frage in den Mittelpunkt unseres Interesses zu stellen: Haben die Autoren der Festschrift von 1938 Schmoller schlichtweg vergewaltigt? Oder haben sie ihn einfach falsch verstanden? Oder aber - so meine These - bein- haltet Schmollers Gedankengebäude, trotz der unzweifelhaft

261

https://doi.org/10.20378/irbo-54481

(2)

hochmoralischen Intention ihres Schöpfers, bestimmte Elemente, die sich als Nährboden autoritärer Ideologien und entsprechender Krisenlösungsprogramme durchaus anbieten? Betrachtet man näm- lich die realgeschichtliche Entwicklung in den Jahren der Grün- dung der NSDAP sowie in den Jahren ihrer Machtergreifung, und zwar den fließenden Übergang von konservativen Programmen und Eliten hin zur faschistischen Transformation, so kann diese dritte Interpretation für die Schmoller-Begeisterung des Jahres 1938 in keiner Weise verwundern.

Im Hinblick auf dieses Symposium, das ja die Entwicklung der So- zialwissenschaften in Deutschland und Italien vergleichen will, wäre zudem zu fragen: Was geschah in Italien mit den Ideen der- jenigen, die ähnlich wie Schmoller gedacht haben und etwa als Kathedersozialisten oder Anhänger der Historischen Schule Ita- liens bezeichnet werden, in der Zeit nach Mussolinis Machter- greifung? Vergewaltigung, Mißverständnis oder Nährboden - diese hypothetischen Antworten sind auch für den italienischen Kontext auf ihren Realitätsgehalt hin zu überprüfen. Sollten sich für Italien ähnliche Zusammenhänge zwischen wissenschaftlicher Intention, Konstruktion und Rezeption wie in Deutschland herausstellen, so wäre zum einen neuerlich bekräftigt, daß bei de,m Versuch, aus bestimmten Theorien des ausgehenden 19.

Jahrhunderts Erkenntnisse für das ausgehende 20. Jahrhundert zu gewinnen, doppelte Vorsicht geboten sei. Zum andern ergäbe sich im Falle einer solchen nicht regional gebundenen Kontinuität ein zusätzliches Motiv, den Zusammenhang zwischen gewissen men- talen Faktoren (Konservatismus), gesellschaftlichen Bewegungen mit klassenspezifischer Ausrichtung (Kleinbürgertum) und der autoritären Formierung der bürgerlichen Gesellschaft in Krisen- zeiten genauer unter die Lupe zu nehmen.

262

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die ganze Gesellschaft bezeigte nicht nur das sichtbarste Wohlwollen gegen die Bemühungen der Curatoren, sondern es traten viele Menschenfreunde an den Tisch, und

Ueber Freund Gressly, dessen so rascher unerwarteter Tod mich recht tief erschüttert hat, denn er war mir sehr lieb geworden, hätte ich Dir aus seinen letzten Tage und Stunden

Natürlich wird damit alles andere Geschäft mehr oder weniger unterbrochen, auch ich werde weniger zu thun haben, doch einstweilen genug [um] meine schriftlichen Arbeiten in's reine

Schwer würde es mir immer fallen die theure Heimath zu verlassen, wenn auch nur für eine bestimmte Zeit, doch wenn ich hier mein bescheidenes Glück nicht finden kann, was soll

Schliesslich trägt eine hohe mikrobielle Biodiversität zur Differen- zierung und Einzigartigkeit vieler fermentierter Lebensmittel bei, auf die wir in unserem Menüplan nicht

Ist der Regierungsrat nicht auch der Auffassung, dass er sich in Anbetracht der vielen Vorteile für die Region und den Kanton, und unter der Berücksichtigung, dass die

Schreibe die Geschichte dann richtig in dein Heft..

[r]